„Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig“ - Schlänger Bote
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Die Kirche St. Martin in Bad<br />
Lippspringe.<br />
Die zentrale Pfarrstelle des<br />
Pastoralverbundes wird in der<br />
Gemeinde St. Martin angesiedelt<br />
sein.<br />
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einen Gottesdienst mit Eucharistiefeier<br />
geben, vielmehr wer<strong>den</strong><br />
besagte Laien Wortgottesdienste<br />
anbieten. Die Vorbereitung<br />
auf die Sakramente Taufe,<br />
Kommunion, Firmung und Ehe<br />
wer<strong>den</strong> bereits heute zum Teil<br />
von ehrenamtlich tätigen Laien<br />
durchgeführt, aber immer in enger<br />
Anbindung an die Gemeinde<br />
und deren Pfarrer. In Zukunft<br />
wird der Pfarrer kaum mehr als<br />
eine überörtliche Leitung wahrnehmen<br />
können, was auch eine<br />
grundsätzliche Veränderung des<br />
Berufsbildes mit sich bringt.<br />
Der persönliche Kontakt zu Gemeindemitgliedern,seelsorgliche<br />
Gespräche wer<strong>den</strong> nur<br />
noch in geringem Maße möglich<br />
sein, im Gegenzug wer<strong>den</strong> die<br />
Ansprüche an die Führungsund<br />
Verwaltungskompetenz<br />
wachsen. Die Überlegungen<br />
des Bistums je<strong>den</strong>falls sehen<br />
eine zentrale Pfarrstelle in <strong>den</strong><br />
Pastoralverbün<strong>den</strong> vor. Lokal<br />
wird dies die St. Martinsgemeinde<br />
in Bad Lippspringe sein.<br />
In Deutschland sank von<br />
1978 bis 2007 die Zahl der<br />
Priester von 24.659 auf<br />
15.759. Im Jahr 2008 fiel die<br />
Anzahl der neuen Priester, die<br />
in <strong>den</strong> Priesterseminaren der<br />
27 deutschen Bistümer ausgebildet<br />
wor<strong>den</strong> waren, auf<br />
95 Personen, und erstmals<br />
unter 100 Neupriester. Nach<br />
Prognosen der Bistümer wer<strong>den</strong><br />
zwei Drittel der Gemein<strong>den</strong><br />
im Jahr 2020 keinen eigenen<br />
Pfarrer mehr haben.<br />
Im Paderborner Dom wur<strong>den</strong><br />
2007 noch zwölf Diakone<br />
zum Priester geweiht, 2008<br />
waren es noch sechs, 2009<br />
fünf. In diesem Jahr wur<strong>den</strong><br />
noch drei junge Männer zum<br />
Priester geweiht.<br />
Aber kann die Mitarbeit von ehrenamtlich<br />
tätigen Gemeindemitgliedern<br />
die bisherige Struktur<br />
ersetzen? Eigentlich stellt<br />
sich diese Frage gar nicht, <strong>den</strong>n<br />
es gibt dazu keine Alternative.<br />
Wieviel Verantwortung letztendlich<br />
beim „leiten<strong>den</strong> Pfarrer“<br />
liegt, bleibt offen. Derzeit erzwingen<br />
die Umstände einen Diskussionsprozesses,<br />
wie ihn die<br />
kath. Kirche in Deutschland<br />
wohl selten geführt hat. In anderen<br />
Teilen der Welt dagegen, in<br />
Afrika oder Lateinamerika, wer<strong>den</strong><br />
Überlegungen um die<br />
Kompetenzen, Möglichkeiten<br />
und Aufgaben der ehrenamtlichen<br />
Laien schon seit dem 2.<br />
Vatikanischen Konzil in <strong>den</strong> 60er<br />
Jahren geführt und das erstaunlich<br />
offen und unverkrampft.<br />
Grundsätzlich ist in der Diözese<br />
Paderborn noch nichts entschie<strong>den</strong><br />
und damit auch ein radikaler<br />
Umbruch möglich. Die<br />
klerikale kath. Kirche mit ihrer<br />
klar bestimmen<strong>den</strong> Bistumsleitung<br />
und einem Pfarrer, der die<br />
Vorgaben für die Gemeinde<br />
macht, wird wohl nicht mehr<br />
durchzusetzen sein. Größere<br />
Verantwortung und damit mehr<br />
Entscheidungsbefugnisse wer<strong>den</strong><br />
in <strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> von Gemeindereferentinnen<br />
und Gemeindereferenten<br />
liegen. Weihbischof<br />
Manfred Grote drückte<br />
dies auf einer Tagung folgendermaßen<br />
aus: „Leiten Sie, wo<br />
Leitung notwendig ist, und fragen<br />
Sie als Gemeindereferenten<br />
nicht immer nach.“<br />
Die Dipl. Religionspädagogin<br />
Bettina Schmidt, Gemeindereferentin<br />
in Schlangen und ihr<br />
Kollege Thomas Wendland, Gemeindereferent<br />
in Bad Lippspringe<br />
sehen in dieser Entwicklung<br />
auch positive Aspekte für<br />
ihre Arbeit. Während Priester<br />
befürchten müssen, mehr als „liturgische<br />
Dienstleister“ unterwegs<br />
zu sein, fällt <strong>den</strong> hauptamtlichen<br />
Mitarbeitern vor Ort,<br />
deren Stellen im Übrigen nicht<br />
reduziert wer<strong>den</strong> sollen, eine<br />
wichtigere Aufgabe bei der inhaltlichen<br />
Gestaltung des Gemeindelebens<br />
zu.<br />
„Mir ist bewusst, dass diese<br />
Neuausrichtung eine echte Herausforderung<br />
darstellt. Unsere<br />
bisherigen Modelle der Gemeindepastoral<br />
reichen für die Bewältigung<br />
der veränderten Situation<br />
nicht aus. Wir wer<strong>den</strong><br />
Neuland betreten müssen – so<br />
ungewohnt und riskant das auch<br />
sein mag ...“ schreibt Erzbischof<br />
Becker weiter an seine Mitarbeiter.<br />
Und dieses Neuland wird in Zukunft<br />
stärker <strong>den</strong>n je von <strong>den</strong><br />
Gläubigen selbst gestaltet wer<strong>den</strong>,<br />
so diese es <strong>den</strong>n wollen<br />
und sich aktiv beteiligen. Kirche<br />
dabei als Dienstleister für Hochzeiten,<br />
Taufen und Beerdigungen<br />
wahrzunehmen, wird nicht<br />
ausreichen.<br />
„Wo die Reise hingeht?“ - Das<br />
ist für Christine Poulet, die ihr<br />
Jahrespraktikum als Religionspädagogin<br />
im Pastoralverbund<br />
Bad Lippspringe-Schlangen absolviert,<br />
noch ungewiss. Sie<br />
hofft auf ein stimmiges Miteinander<br />
von Gemeindemitgliedern<br />
und Kirchenleitungen und sieht<br />
ihre berufliche Zukunft im „abgestimmten<br />
Mitgestalten“. Sorgen<br />
um einen Arbeitsplatz muss<br />
sie sich dabei kaum machen, nur<br />
<strong>wenig</strong>e haben wie sie noch Interesse<br />
an der Arbeit in der kath.<br />
Kirche. Bettina Schmidt, Gemeindereferentin<br />
der St. Mariengemeinde<br />
in Schlangen, könnte<br />
sich darüber hinaus aber durchaus<br />
vorstellen, „mehr Leitung in<br />
der Gemeinde für Gemeindereferentinnen<br />
und Gemeindereferenten<br />
zuzulassen“. �<br />
4 Schlänger <strong>Bote</strong> Nr. 343 · Mai 2010