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Goodyear vertraut in der Restrukturierungsphase ... - Reifenpresse.de

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30<br />

Markt + Market<strong>in</strong>g<br />

<strong>Goodyear</strong> <strong>vertraut</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Restrukturierungsphase</strong><br />

auf das alte neue Management<br />

Gerd Grünenwald und Dr. Ra<strong>in</strong>er Schieben <strong>in</strong> neuen Funktionen<br />

Dass es <strong><strong>de</strong>r</strong> Nummer e<strong>in</strong>s <strong>de</strong>s Reifenmarktes<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit nicht gut geht, muss<br />

nicht son<strong><strong>de</strong>r</strong>lich betont wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> erst<br />

wur<strong>de</strong>n die enttäuschen<strong>de</strong>n Zahlen <strong>de</strong>s ersten<br />

Halbjahres vorgelegt. Achillesferse ist<br />

nach wie vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Heimatmarkt Nordamerika.<br />

Und obwohl <strong>Goodyear</strong> ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

durch <strong>de</strong>n Firestone-Reifenrückruf begünstigt<br />

ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>en Extra-Profit von 20 Millionen<br />

Dollar im zweiten Quartal 2001 gebracht<br />

haben dürfte, kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Reifenhersteller froh<br />

se<strong>in</strong>, dort wenigstens e<strong>in</strong> ausgeglichenes Ergebnis<br />

erreicht zu haben. Während Konkurrent<br />

Michel<strong>in</strong> die Erwartungen an die Umsatzrentabilität<br />

von mehr als sieben Prozent<br />

aus <strong>de</strong>m Vorjahr auf sechs Prozent für dieses<br />

Jahr heruntergeschraubt hat, ist weiterh<strong>in</strong> äußerst<br />

unsicher, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Goodyear</strong>-Konzern im<br />

laufen<strong>de</strong>n Jahr e<strong>in</strong>en Verlust vermei<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Im Mai hat <strong><strong>de</strong>r</strong> im Oktober vergangenen<br />

Jahres zum Konzern gekommene neue starke<br />

Mann, Robert J. Keegan, auch <strong>in</strong> Europa<br />

die Karten neu gemischt. Mike Roney wur<strong>de</strong><br />

Presi<strong>de</strong>nt von <strong>Goodyear</strong> Dunlop Western Europe,<br />

und er leitet diesen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Konzernteil<br />

nunmehr mit eigenen Leuten.<br />

Gerd Grünenwald, bis dah<strong>in</strong> für zwei Jahre<br />

Vice Presi<strong>de</strong>nt Market<strong>in</strong>g & Sales, kam vor<br />

wenigen Wochen zurück nach Deutschland.<br />

Was bei oberflächlicher Betrachtung als Karriereknick<br />

gesehen wer<strong>de</strong>n könnte, dürfte<br />

sich sowohl für <strong>Goodyear</strong> als auch für Grünenwald<br />

als Glücksfall erweisen können. Als<br />

Vice Presi<strong>de</strong>nt e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Zwänge, kann<br />

Grünenwald heute das tun, was er schon immer<br />

am liebsten tat und am<br />

besten konnte: Etwas bewegen!<br />

Grünenwald ist nun<br />

Chef im <strong>de</strong>utschen Markt und<br />

als solcher zuständig für<br />

<strong>Goodyear</strong>, Dunlop und Fulda,<br />

aber auch für Pneumant, Holert<br />

und <strong>Goodyear</strong> Han<strong>de</strong>lssysteme.<br />

In Er<strong>in</strong>nerung darf<br />

auch gerufen wer<strong>de</strong>n, dass die<br />

<strong>Goodyear</strong> Dunlop Western<br />

Europe ohne <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Markt nichts ist und vor allen<br />

D<strong>in</strong>gen nirgendwo <strong>in</strong> Europa<br />

so profitabel gearbeitet wird<br />

wie <strong>in</strong> Deutschland. Diese Per-<br />

sonalentscheidung zeigt ferner, dass Roney<br />

nicht alle<strong>in</strong> von Teamarbeit re<strong>de</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie<br />

durch Bestellung von Managern für Schlüsselmärkte<br />

auch möglich macht. Bisher galt<br />

bei amerikanischen Konzernen und auch bei<br />

<strong>Goodyear</strong>, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Big Boss alles weiß und<br />

alles kann. Das führte z.B. <strong>in</strong> Europa dann<br />

auch dazu, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> vormalige Presi<strong>de</strong>nt Sylva<strong>in</strong><br />

Valensi stets das letzte Wort hatte und<br />

<strong>de</strong>n Manag<strong>in</strong>g Directors <strong>in</strong> <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen<br />

Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n ke<strong>in</strong>erlei Handlungsspielraum ließ.<br />

Im Gegenteil: Von Zeit zu Zeit for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten diese<br />

Manager zwar mehr „Macht“. Erreicht<br />

wur<strong>de</strong> aber nichts. Nach<strong>de</strong>m nun dieser Arbeitsstil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit angehört, verwun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

es Außenstehen<strong>de</strong> umso mehr, dass<br />

Valensi jetzt noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Frankreich als<br />

Group Manag<strong>in</strong>g Director antritt statt sich e<strong>in</strong>en<br />

ehrenvollen Abgang gesichert zu haben.<br />

Von Grünenwald allerd<strong>in</strong>gs sollte e<strong>in</strong>iges<br />

zu erwarten se<strong>in</strong>. Auf „heimischem Bo<strong>de</strong>n“<br />

kann er robust zufassen und auch, sofern erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich,<br />

vieles nie<strong><strong>de</strong>r</strong>walzen, was nach se<strong>in</strong>er<br />

Ansicht nicht von wesentlicher Be<strong>de</strong>utung<br />

ist. Und dass es zu Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen kommt,<br />

ist für alle, die Grünenwald kennen, ausgemacht.<br />

Auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Markt wird von<br />

nun an mit allen Marken Tempo gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

E<strong>in</strong>fach ist die Aufgabe jedoch nicht,<br />

<strong>de</strong>nn im großen Konzern ist e<strong>in</strong>e alles entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Frage weiterh<strong>in</strong> nicht beantwortet<br />

wor<strong>de</strong>n: Was kommt zuerst? Huhn o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ei? Bezogen auf das Unternehmen heißt dieses:<br />

Zuerst e<strong>in</strong> Ergebnis und dann die Investition<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> erst die Investition und dann das<br />

Dr. Ra<strong>in</strong>er Schieben Gerd Grünenwald<br />

avisierte Ergebnis? In Ermangelung von<br />

Möglichkeiten strebte Grünenwald, wie gelegentlich<br />

zu hören war, erst e<strong>in</strong> gutes Ergebnis<br />

an, um dafür se<strong>in</strong>en Leuten dann die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen<br />

Investitionen zu versprechen. Das<br />

wird auf Dauer nicht funktionieren. Schlimmer<br />

aber noch: Der Konzern hat an allen Ecken<br />

und En<strong>de</strong>n gespart und <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

die Führungsmarke <strong>Goodyear</strong> ist dabei über<br />

die letzten Jahre h<strong>in</strong>weg mit Aufwendungen<br />

für Market<strong>in</strong>g und Werbung nicht überschüttet<br />

wor<strong>de</strong>n, so dass e<strong>in</strong> regelrechter Investitionsstau<br />

abzubauen se<strong>in</strong> wird. Auch die Investitionen<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

letzten bei<strong>de</strong>n Jahren dürftig gewesen und<br />

Premio hat sich, je<strong>de</strong>nfalls nach Ansicht von<br />

Marktbeobachtern, nicht so schnell fortentwickeln<br />

können wie es geplant war. Geld (Investitionen)<br />

ist nicht alles, doch ohne Geld (Investitionen)<br />

ist halt alles nichts. Es gibt also<br />

handfeste Grün<strong>de</strong> dafür, warum sich das Premio-Netz<br />

nicht so verstärkt hat wie man es<br />

hätte erwarten dürfen. Doch freundlich gewen<strong>de</strong>t<br />

führt man es <strong>in</strong> <strong>Goodyear</strong>-Kreisen<br />

darauf zurück, dass vielleicht die Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

an zukünftige Franchisenehmer zu hoch<br />

gesteckt wor<strong>de</strong>n seien.<br />

Wesentlich wird auch se<strong>in</strong>, ob es unter Grünenwalds<br />

Führung gel<strong>in</strong>gen kann, e<strong>in</strong>e echte<br />

Mehr-Marken-Strategie zu entwickeln, diese<br />

auch glaubhaft zu kommunizieren und wirkungsvoll<br />

umzusetzen. Daran mangelt es bis<br />

heute. Ke<strong>in</strong> Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong>de</strong>nn bis vor wenigen<br />

Wochen liefen die Marken Dunlop, <strong>Goodyear</strong><br />

und Fulda „gleichberechtigt“ nebene<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

her. Premio und Quick galten und gelten als<br />

„<strong>Goodyear</strong>-Lä<strong>de</strong>n“, während Holert<br />

„Dunlop-Lä<strong>de</strong>n“ geblieben waren.<br />

Dass es angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> Marktverhältnisse<br />

auch nicht leicht ist, drei gleichermaßen<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Marken <strong>in</strong><br />

Deutschland aufe<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> abzustimmen,<br />

soll unbestritten bleiben.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs helfen Aussagen <strong>de</strong>s<br />

früheren Europa-Chefs, Valensi, e<strong>in</strong>e<br />

Marken<strong>in</strong>tegration von Dunlop<br />

gebe es nur über se<strong>in</strong>e Leiche,<br />

auch nicht weiter. Man sollte sich<br />

stets mit Aussagen darauf beschränken,<br />

was machbar ist. Was<br />

nicht geht, <strong>in</strong>teressiert nieman<strong>de</strong>n.<br />

Derzeit ersetzen kle<strong>in</strong>e Marken<br />

NEUE ReifenZeitung 8/2001


noch kle<strong>in</strong>ere. Wie man hört, soll Lee auch im<br />

eigenen Han<strong>de</strong>lsbereich ke<strong>in</strong>e Rolle mehr<br />

spielen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch Kelly ersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Was mit Sava und Debica sowie e<strong>in</strong>igen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Marken <strong>in</strong> Deutschland geschehen<br />

soll, weiß man bisher noch nicht. Doch damit<br />

s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten noch nicht zu En<strong>de</strong>.<br />

Pneumant <strong>in</strong> Deutschland aufgeben zu wollen,<br />

bietet sich kaum an, und warum man<br />

Ohtsu im gegenwärtigen Stadium forcieren<br />

sollte, ist ebenfalls auf Anhieb nicht ersichtlich.<br />

Es sei <strong>de</strong>nn, dass es vertragliche Zwänge<br />

zwischen Sumitomo und <strong>Goodyear</strong> gibt.<br />

Grünenwald sieht sich also genug Fragen<br />

gegenüber, und es bestehen wenig Zweifel,<br />

dass er e<strong>in</strong>e nach <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en beantworten<br />

wird. Alles e<strong>in</strong>e Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit und es besteht<br />

Hoffnung, dass alles e<strong>in</strong> wenig schneller geht<br />

als zuvor, <strong>de</strong>nn allzu viel Zeit hat <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamte<br />

Konzern nicht mehr.<br />

Neuer Mann <strong>in</strong> Köln<br />

Dr. Ra<strong>in</strong>er Schieben (38) hat ohne Frage e<strong>in</strong><br />

paar Sprossen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Karriereleiter nach<br />

oben geschafft. Als ganz junger Mann kam<br />

er <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Osten und managte dort <strong>de</strong>n an allen<br />

Ecken und En<strong>de</strong>n sanierungsbedürftigen<br />

Reifenhersteller Pneumant mit Werken <strong>in</strong><br />

Fürstenwal<strong>de</strong> und Riesa. In Zusammenarbeit<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Muttergesellschaft Dunlop GmbH <strong>in</strong><br />

Hanau gelang dieses Vorhaben und Schieben<br />

kann heute zu Recht darauf verweisen,<br />

dass die Pneumant-Sanierung zu <strong>de</strong>n ganz<br />

wenigen gelungenen Sanierungen gezählt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Die Investoren haben alle Versprechungen<br />

erfüllt und heute s<strong>in</strong>d die bei<strong>de</strong>n<br />

Werke ausgelastet. E<strong>in</strong>e ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Beziehung, alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e wäre ja gera<strong>de</strong>zu<br />

verdächtig, hat Schieben nach wie vor zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Marke Pneumant und se<strong>in</strong> Augenmerk galt<br />

dieser Marke auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>m knapp e<strong>in</strong>en Jahr,<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>m er als Europa-Direktor die so bezeichneten<br />

Associated Brands führte. Doch dies<br />

war, zumal im gegebenen Umfeld, ohneh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e nicht ausreichend genau <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ierte Aufgabe.<br />

Man mag es akzeptieren o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht: Es<br />

besteht durchaus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verdacht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Goodyear</strong>-Konzern bis zur Stun<strong>de</strong> noch ke<strong>in</strong>e<br />

Entscheidung darüber getroffen hat, welche<br />

Marken er langfristig halten und welche<br />

er kurzfristig e<strong>in</strong>stellen will. Deshalb dürfte es<br />

für Schieben e<strong>in</strong> äußerst willkommenes Angebot<br />

gewesen se<strong>in</strong>, die Deutsche <strong>Goodyear</strong><br />

managen zu können. Im Gespräch mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

NEUE REIFENZEITUNG stellt Schieben<br />

auch schnell klar, dass er aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n vorigen Jobs gesammelten Erfahrungen<br />

nicht hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Tage brauche, um Analysen<br />

zu erstellen o<strong><strong>de</strong>r</strong> erstellen zu lassen, um<br />

NEUE ReifenZeitung 8/2001<br />

Cont<strong>in</strong>ental<br />

(alle Marken)<br />

Bridgestone/Firestone<br />

Lkw-Reifenersatzmarkt Deutschland<br />

26%<br />

Rest<br />

7%<br />

19%<br />

zu sehen, wo die ganze Organisation steht<br />

und was sie zu leisten imstan<strong>de</strong> ist. So spricht<br />

Ra<strong>in</strong>er Schieben von e<strong>in</strong>er „funktionsfähigen<br />

organisatorischen E<strong>in</strong>heit“. Da lohnt es sich,<br />

genauer h<strong>in</strong>zuhören. Was funktionsfähig ist,<br />

muss längst noch nicht funktionieren. Und –<br />

zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st zwischen <strong>de</strong>n Zeilen bzw. <strong>in</strong><br />

Zwischentönen – es wird <strong>de</strong>utlich, dass die<br />

Deutsche <strong>Goodyear</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />

Monaten nicht immer so erfolgreich gewesen<br />

ist wie man sich dies vorstellen möchte. Konkrete<br />

Schuldzuweisungen gibt es aber nicht.<br />

Viele Probleme, so Schieben, seien auch<br />

hausgemachte Konzernprobleme gewesen<br />

und langwierige Abstimmungsprozesse hätten<br />

Organisationen auch <strong>de</strong>n Drive genommen.<br />

Nun sehe er als vorrangige Aufgabe an,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die alte Aggressivität<br />

und <strong>de</strong>n alten Kampfgeist zurückzugeben.<br />

Schieben setzt dabei beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auf weitergehen<strong>de</strong><br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen<br />

Organisation. So kam es bisher für se<strong>in</strong>e Vorgänger<br />

darauf an, mit je<strong>de</strong>m verkauften Reifen<br />

Geld zu verdienen. Waren die Margen zu<br />

schwach, erlahmte das Interesse. Nunmehr<br />

gehe man aber mehr und mehr dazu über,<br />

die Konzern<strong>in</strong>teressen zu berücksichtigen<br />

und auch berücksichtigen zu können. Es lohne<br />

sich eben oft für <strong>de</strong>n Konzern, auch Reifen<br />

und Reifendimensionen mit schwacher Marge<br />

zu verkaufen als gar nicht. Und die neuen<br />

Organisationsformen wür<strong>de</strong>n dies auch im<br />

Ergebnis gerechter aufzeigen. Vere<strong>in</strong>facht<br />

gesagt ist damit wohl geme<strong>in</strong>t, dass e<strong>in</strong> Vertriebsmann<br />

bis dato relativ schlecht und<br />

schwach aussehen konnte, <strong><strong>de</strong>r</strong> Fabrikenmann,<br />

<strong>de</strong>ssen Produktionskapazitäten aber<br />

voll ausgefahren wer<strong>de</strong>n konnten, sich bestens<br />

sehen lassen konnte. Hier s<strong>in</strong>d Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich gewesen, damit geme<strong>in</strong>sam<br />

an e<strong>in</strong>em Strang gezogen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Schieben ist alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als euphorisch, aber<br />

er sieht auch <strong>in</strong> schwierigen Zeiten viel zu he-<br />

28%<br />

20%<br />

<strong>Goodyear</strong> (alle Marken)<br />

<strong>Goodyear</strong> 8%<br />

Fulda 9%<br />

Dunlop 11%<br />

Michel<strong>in</strong> (alle Marken)<br />

NEUE ReifenZeitung 8/2001<br />

Markt + Market<strong>in</strong>g<br />

ben<strong>de</strong>s Potenzial. Und<br />

man müsse im Übrigen<br />

eben das umsetzen,<br />

was zurzeit auch<br />

umsetzbar sei. Mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Worten: Kosten<br />

da senken, wo noch<br />

welche zu senken s<strong>in</strong>d<br />

und ansonsten auch <strong>in</strong><br />

Meet<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Brüssel<br />

E<strong>in</strong>fluss nehmen, um<br />

zu mehr Flexibilität als<br />

bisher kommen zu<br />

können. Man wer<strong>de</strong><br />

sich <strong>de</strong>n Luxus, kräftig<br />

ane<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> vorbei zu<br />

arbeiten, kaum länger<br />

leisten können und man müsse und wer<strong>de</strong><br />

Wege f<strong>in</strong><strong>de</strong>n im Umgang mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>. So<br />

viel ist Schieben klar: „Die Kosten liegen jetzt<br />

mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger im Rahmen. Gespart<br />

wur<strong>de</strong> genug, und es trifft wohl auch zu, dass<br />

wir mehr <strong>in</strong>vestieren müssen. So lange wir<br />

das aber nicht im richtigen Umfang können,<br />

müssen wir unterlassene Investitionen je<strong>de</strong>nfalls<br />

so gut wie möglich durch kreative I<strong>de</strong>en<br />

kompensieren. Und da kann man auch mit<br />

wenig Mitteln oftmals viel tun.“<br />

Vorrangig geht es somit darum, e<strong>in</strong>en negativen<br />

Trend zu stoppen, weg zu kommen<br />

von s<strong>in</strong>ken<strong>de</strong>n Anteilen zu Steigerungen.<br />

Das angestrebte Ziel von zehn Prozent<br />

Marktanteil für die Marke <strong>Goodyear</strong> für alle<br />

Produktsegmente ist sehr ambitiös und sehr<br />

ehrgeizig, das weiß Schieben, aber er weiß<br />

eben auch, dass es nicht unmöglich ist, das<br />

Ziel erreichen zu können.<br />

Allzu weit lässt sich Ra<strong>in</strong>er Schieben <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />

ohneh<strong>in</strong> nicht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Reserve locken. Er<br />

wolle die D<strong>in</strong>ge „mit Realismus“ betrachten.<br />

Wenn die Frage, ob <strong>Goodyear</strong> wirklich noch<br />

e<strong>in</strong>e Pull Brand sei <strong>in</strong> Deutschland, <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit<br />

nur schwer zu beantworten se<strong>in</strong> mag o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Gefahr wenigstens nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand zu<br />

weisen sei, dass die Marke diesen Status verlieren<br />

könne, so sei es umso dr<strong>in</strong>gen<strong><strong>de</strong>r</strong> und<br />

notwendiger mit <strong>de</strong>n jetzt vorhan<strong>de</strong>nen Mitteln<br />

gegenzusteuern. Und Potenzial sieht er<br />

immer noch genug, dass das ehrgeizige<br />

Unterfangen gel<strong>in</strong>gen kann. Ke<strong>in</strong>e Frage<br />

auch, dass e<strong>in</strong>e Marke wie <strong>Goodyear</strong> nicht<br />

länger am Absatzkanal Autohaus vorbeigehen<br />

kann, wenngleich es gravieren<strong>de</strong> Umschichtungen<br />

<strong>de</strong>nnoch nicht geben wer<strong>de</strong>.<br />

Wenn <strong>Goodyear</strong> Marktanteile gew<strong>in</strong>nen wolle<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nur halten wolle, dann sei es<br />

eben nicht möglich, an e<strong>in</strong>zelnen Absatzkanälen<br />

vorbei zu laufen.<br />

klaus.had<strong>de</strong>nbrock@reifenpresse.<strong>de</strong><br />

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