FINE Das Weinmagazin - 04/2011
FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema dieser Ausgabe: SIZILIEN
FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema dieser Ausgabe: SIZILIEN
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E U R O P E A N F I N E W I N E M A G A Z I N E<br />
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4 / <strong>2011</strong> Deutschland € 15<br />
Österreich € 16,90<br />
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Schweiz chf 30,00<br />
DAS WEINMAGAZIN<br />
Systembolaget<br />
Frauen im Wein: Theresa Breuer<br />
Jürgen Dollase im »Spielweg«<br />
Numanthia<br />
Pieve Santa Restituta<br />
Champagne Jacquesson<br />
Emrich-Schönleber<br />
Die besten Blaufränkisch<br />
100 Jahrgänge Riesling Auslese<br />
S I Z I L I E N
E U R O P E A N F I N E W I N E M A G A Z I N E<br />
4/<strong>2011</strong><br />
DAS WEINMAGAZIN<br />
Seite 44 100 Riesling Auslesen aus 100 Jahren<br />
Seite 82 <strong>Das</strong> Weingut Emrich-Schönleber<br />
Seite 106 Frauen im Wein: Theresa Breuer<br />
Seite 120 Pieve Santa Restituta<br />
Seite 112 Malbec<br />
Seite 126 Champagne Krug<br />
8<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
D I E G R O S S E N W E I N E D E R W E L T<br />
INHALT<br />
Seite 100 Schloss Vollrads<br />
Seite 14<br />
Champagne Jacquesson<br />
Seite 24 Sizilien<br />
10 <strong>FINE</strong> Editorial Thomas Schröder<br />
14 <strong>FINE</strong> Champagne Champagne Jacquesson<br />
24 <strong>FINE</strong> Sizilien Renaissance einer Region<br />
44 <strong>FINE</strong> Tasting 100 Riesling Auslesen aus 100 Jahren<br />
58 <strong>FINE</strong> Schweden <strong>Das</strong> Beste fürs Volk: Systembolaget<br />
64 <strong>FINE</strong> Wein & Speisen Jürgen Dollase bei Karl-Josef Fuchs<br />
74 <strong>FINE</strong> Österreich Blaufränkisch: Ein Ungar in Österreich<br />
Seite 138 Numanthia<br />
82 <strong>FINE</strong> Nahe <strong>Das</strong> Weingut Emrich-Schönleber<br />
92 <strong>FINE</strong> Reiner Wein Anne Zielke: Neil Armstrongs Schatten<br />
94 <strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> Große Dutzend Opus One<br />
100 <strong>FINE</strong> Wein und Zeit Schloss Vollrads<br />
106 <strong>FINE</strong> Frauen im Wein Theresa Breuer vom Weingut Georg Breuer<br />
112 <strong>FINE</strong> Reise Die Weltkarriere des Malbec<br />
120 <strong>FINE</strong> Toskana Die Brunellos von Pieve Santa Restituta<br />
126 <strong>FINE</strong> Tasting Champagne Krug<br />
132 <strong>FINE</strong> Die Pigott Kolumne Drei mal Elf: Magie oder Zufall<br />
138 <strong>FINE</strong> Spanien Die Bodega Numanthia<br />
146 <strong>FINE</strong> Champagne Prestige-Champagner<br />
Seite 146 Prestige-<br />
Champagner<br />
156 <strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> Bier danach Bernd Fritz: Trinklieder<br />
160 <strong>FINE</strong> Weihnachtsgeschichte Der Duft von Lagoa<br />
162 <strong>FINE</strong> Abgang Ralf Frenzel<br />
F I N E<br />
I n h a l t<br />
9
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RENAISSANCE<br />
EINER REGION<br />
Sizilien findet den Anschluss an die großen Weine der Welt<br />
»Jeder Ausbruch hat am Ätna seine Spuren hinterlassen, und jede Spur hinterlässt eine andere Charakteristik im Wein.«<br />
Text: CARO MAURER MW Fotos: MARC VOLK<br />
24<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
Ganz harmlos liegt er da, trägt oben auf dreitausenddreihundertfünfzig<br />
Metern eine kleine weiße Haube, und<br />
die einzigen Lebenszeichen, die er gerade von sich gibt,<br />
treiben als graue Schlieren vor dem Blau des Himmels sanft<br />
davon. Doch der Schein trügt. Der Ätna brodelt. Immer. An<br />
diesem Oktobertag haben die Seismologen in seiner Umgebung<br />
einen Ausschlag von 2,2 auf der Richterskala wahrgenommen,<br />
nicht viel, aber dennoch eine Botschaft. Sie ist<br />
auf Frank Cornelissens Balkon in Solicchiata als eine feine<br />
Sandschicht angekommen. Der gebürtige Belgier sieht es<br />
gelassen. Er nimmt den Berg, wie er ist: als eine Art Urmasse,<br />
die seinen Weinen Leben einhaucht, die ihnen eine unvergleichliche<br />
Persönlichkeit verleiht, ungezähmt, wild und<br />
spannungsgeladen. »Ultimative Umgebungsidentität« nennt<br />
Cornelissen das und hat seinen Spitzenwein aus der dort<br />
heimischen Rebsorte Nerello Mascalese »Magma« getauft.<br />
F I N E<br />
S i z i l i e n<br />
25
Die Schülerin des erfolgreichen<br />
Onkels: Unter Anleitung von<br />
Giusto Occhipinti, dem Mit besitzer<br />
von COS, hat sich dessen Nichte<br />
Arianna Occhipinti mit ihrem<br />
malerischen Weingut nördlich von<br />
Vittoria in ihren jungen Jahren zu<br />
einer viel versprechenden Figur der<br />
sizilianischen Wein szene entwickelt.<br />
Der Ätna ist eine der reizvollsten Weinregionen<br />
Siziliens. Der Vulkan an der Ostküste ist ein Terrain,<br />
das herausragende Weinmacher eben erst<br />
für sich entdeckt haben. Kaum zehn Jahre ist<br />
es her, dass sich Pioniere wie Cornelissen und<br />
Andrea Franchetti an den Hängen des Berges<br />
eingerichtet und dem etwas verstaubten, altmodischen<br />
Etna Rosso neues Leben eingehaucht<br />
haben. »Der Ätna«, sagt Franchetti heute rigoros,<br />
»ist das einzig interessante Terroir in Sizilien, der<br />
Rest ist zu heiß«.<br />
Arianna Occhipinti widerspricht ihm da vehement:<br />
»In Sizilien kann man als Winzer überall<br />
anfangen. Es ist immer ein Neustart. Wir<br />
haben keinen Ruf zu verlieren, wir können nur<br />
gewinnen.« Mit praktischer Überzeugungsarbeit<br />
beweist die neunundzwanzigjährige Weinmacherin,<br />
dass auch die Weinregion Vittoria<br />
im Süden Siziliens Weine von verführerischer<br />
Leichtigkeit hervorbringen kann. Mit der Sorte<br />
Frappato geht sie so feinfühlig um, dass damit<br />
fast schon burgundische Eleganz heraufbeschworen<br />
wird. Sie hat sich diese Stilistik quasi<br />
bei ihrem Onkel Giusto abgeschaut, der, nur<br />
wenige Kilometer entfernt, mit seinem Weingut<br />
COS den Cerasuolo di Vittoria überhaupt erst auf<br />
der Weinlandkarte Siziliens etabliert hat.<br />
Im Osten der Ätna, im Süden Vittoria, im Westen<br />
Menfi, von wo aus sich die Familie Planeta<br />
mit internationalen Rebsorten als sizilianischer<br />
Weinbotschafter in die große Weinwelt aufgemacht<br />
hat. Und mitten im Herzen der Insel Contea<br />
di Sclafani, wo die Familie Tasca d’Almerita<br />
mit Regaleali ein einzigartiges Vorzeigeweingut<br />
erschaffen hat. Hier ist es die Rebsorte Nerello<br />
Mascalese, dort der Frappato – und überall auf<br />
Sizilien ist es der Nero d’Avola, mit dem Weingüter<br />
wie Morgante bei Agrigento jetzt den Beweis<br />
antreten, dass die typischsten aller sizilianischen<br />
Rebsorten nicht nur als Fruchtbomben kurzweiliges<br />
Vergnügen bieten, sondern durchaus auch<br />
das Potential zu altern in sich bergen. Selbst<br />
Traditionalisten wie Barone Pietro Beneventano<br />
aus Siracusa, dessen Familie seit 1734 Wein auf<br />
Sizilien macht, lassen sich von der Euphorie<br />
anstecken: »Nemoris« heißt sein bezaubernder<br />
Spumante, den er neuerdings mit traditioneller<br />
Flaschengärung herstellen lässt. Der Aufbruch<br />
ist auf ganz Sizilien zu spüren und zu schmecken.<br />
Die Voraussetzung für diese Renaissance war<br />
der radikale Bruch mit der Vergangenheit. Denn<br />
zuletzt war die Insel heruntergekommen zu einer<br />
schier unerschöpflichen Quelle von Massenweinen.<br />
Mit seinen zweiundzwanzig DOCs (Denominazione<br />
di origine controllata) und der einen<br />
DOCG Cerasuolo di Vittoria (Denominazione di<br />
Origine Controllata e Garantita) auf insgesamt<br />
26<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
Der Charme des alten sizilianischen Adels:<br />
Barone Pietro Beneventano mit einer Flasche<br />
seines feinen Spumante Nemoris, auf dem<br />
Balkon seines historischen Palastes am großen<br />
Platz von Siracusa.<br />
einhundertfünfzehntausend Hektar hat Sizilien<br />
etwas mehr Rebfläche als ganz Deutschland<br />
zusammen und ist mit mehr als einer Milliarde<br />
Litern Wein das ergiebigste Anbaugebiet Italiens.<br />
Tankerweise wurde lange Zeit der billige sizilianische<br />
Überfluss verschifft, um mit Frucht, Körper,<br />
Farbe und Alkohol die dünnen Weinchen aus<br />
dem kühlen italienischen Norden aufzuputschen.<br />
Der überwiegende Rest wurde zu Mostkonzentrat<br />
verarbeitet oder zu Industriealkohol eingedampft.<br />
Noch 1997 wurde nur etwa ein Zehntel<br />
der Gesamtproduktion in Flaschen gefüllt. Heute<br />
sind es immerhin schon zwanzig Prozent.<br />
Dies war das traurige Zwischenspiel in der glorreichen<br />
Geschichte, die mit den Phöniziern im 7.<br />
Jahrhundert vor Christus begonnen hatte. Heute<br />
noch kann man deren Produktionsstätten und<br />
Weinlager auf der kleinen Insel Mozia vor Trapani<br />
besuchen – eine Kultstätte, an der Tasca<br />
d’Almerita inzwischen wieder einen pikanten<br />
Weißen aus knorrigen alten Grillo-Reben produziert.<br />
Die Römer, die Araber, die Normannen<br />
und die Staufer sowie die spanischen Bourbonen<br />
– jeder wollte diese fruchtbare Insel erobern<br />
und auf ihr Getreide, Gemüse oder Zitrusfrüchte<br />
ernten. Und natürlich auch Wein.<br />
Stolz zeigt Barone Pietro Beneventano di Monteclimiti<br />
in der ehemaligen Schreibstube seiner<br />
Ahnen, die heute sein Archiv beherbergt, Fracht-<br />
Quittungen aus dem Jahr 18<strong>04</strong>, als der Wein der<br />
Familie noch auf einem Dreimaster nach London<br />
verschifft wurde. Heute sind der Nero d’Avola, der<br />
Syrah oder der feine Spumante aus Chardonnay<br />
für den ebenso bodenständigen wie weltgewandten<br />
sizilianischen Adelsmann vor allem eine<br />
genussreiche Nebenbeschäftigung – »aus reinem<br />
Hedonismus«, sagt er. Den teilt er am liebsten<br />
mit Gästen in den Empfangsräumen seines<br />
F I N E<br />
S i z i l i e n<br />
27
Hundert Riesling Auslesen<br />
44<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
aus hundert Jahren<br />
Die Riesling-Zeitmaschine<br />
Text: Stuart Pigott<br />
Fotos: Alex Habermehl<br />
Golden erstrahlt der Inhalt des Weinglases und sieht sehr einladend aus, ja unwiderstehlich.<br />
Ich nehme das Glas in die rechte Hand, führe es zur Nase und bin schon beim ersten Riechen<br />
berauscht. Wie kann mehrere Jahrzehnte alter, vergorener Traubensaft so duften: nach den<br />
unterschiedlichsten reifen und getrockneten Früchten, nach vielerlei frisch gepflückten<br />
Kräutern und nach Blütenhonig Im Geschmack herrscht ein nerviges Spiel zwischen Süße<br />
und Säure, im Hintergrund die zarte Bitterkeit feinster Schokolade – ebenso faszinierend<br />
wie der Duft. Und damit ist das Erlebnis noch lange nicht vorbei, weil die Aromen lange am<br />
Gaumen haften und dann im Gedächtnis widerhallen. Es handelt sich um eine Riesling Auslese<br />
aus dem Rheingau, die durch die Flaschenreife jetzt eine ganz eigene geschmackliche<br />
Balance besitzt, jenseits simpler Kategorien wie süß und trocken.<br />
F I N E<br />
T a s t i n g<br />
45
Schöner Anblick für den Weinliebhaber: In Reih und Glied präsentieren<br />
sich Flaschen und Gläser bei diesem Jahrhundert-Tasting den Verkostern.<br />
Einer der Stars dieser Probe war der 1959-er Steinberg, dem Stuart Pigott<br />
noch viele Jahrzehnte prophezeit.<br />
Es wird oft behauptet, Kritik sei viel einfacher<br />
zu formulieren als Lob, aber im Weinjournalismus<br />
sieht es eher umgekehrt aus. Wir Weinjournalisten<br />
neigen dazu, uns in Lobes hymnen zu<br />
verlieren, weil wir unsere Sehnsucht nach überirdischen<br />
Weinen auf die Winzer über tragen,<br />
deren Erzeugnisse ihrerseits jedoch den allgemeinen<br />
physikalische Gewalten sowie den Steuergesetzen<br />
unterliegen. Trotzdem bleibe ich dabei,<br />
die obenstehenden Zeilen für eine ziemlich realistische<br />
Beschreibung einer erstklassigen gereiften<br />
Riesling Auslese von einem der besten Erzeuger<br />
im Rheingau zu halten.<br />
Ich hatte das Glück, solche Weine schon<br />
mehrmals zu erleben; doch auch für mich ist ein<br />
solches Ereignis keinesfalls alltäglich. Die Verkostung<br />
»100 Riesling Auslesen aus 100 Jahren«, zu<br />
der Fine <strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong> und die Hessischen<br />
Staatsweingüter auf Kloster Eberbach am 9. und<br />
10. September <strong>2011</strong> geladen hatten, war nicht nur<br />
eine aufregende Ausnahme, mir war auch sofort<br />
klar, dass dies eine besondere Chance wäre, die<br />
Entwicklung des deutschen Weins über ein ganzes<br />
Jahrhundert auf höchster Ebene geschmacklich<br />
zu verfolgen.<br />
Die Riesling Auslese ist eine besondere Kategorie<br />
deutscher edelsüßer Weine, weil solche<br />
Gewächse in diesem Land seit mehr als zweihundert<br />
Jahren erzeugt werden. Trotz aller<br />
Fort- und Rückschritte der Kellerwirtschaft, des<br />
Weinbaus, der Wirtschaft, der Politik und des<br />
gesellschaftlichen Lebens in Deutschland reicht<br />
dieser rote Faden zurück bis mindestens zu den<br />
Weinen des Jahrgangs 1811, als sich die Erzeugung<br />
von Weinen dieses Geschmackstypus’ im Rheingau<br />
ausbreitete. <strong>Das</strong> lässt sich in ähnlichem Maß<br />
von keiner anderen deutschen Wein-Kategorie<br />
sagen. Der kraftvolle trockene deutsche Rotwein<br />
etwa existierte kaum zwischen 1960 und 1985! Mir<br />
war bewusst: Diese Verkostung würde einer Reise<br />
in der Riesling-Zeitmaschine gleichen.<br />
Riesling Auslese: eine Einleitung<br />
Bevor wir die Art und Weise der Erzeugung von<br />
Riesling Auslesen unter die Lupe nehmen, ist es<br />
sinnvoll, diese Wein-Kategorie aus der Konsum-<br />
Perspektive anzuschauen. Sicherlich genießen<br />
Riesling BAs/TBAs – nach dem Weingesetz die<br />
höherwertigen edelsüßen deutschen Weine – nach<br />
wie vor ein größeres Ansehen als einfache Riesling<br />
Auslesen. <strong>Das</strong> liegt vor allem an den wesentlich<br />
knapperen Erzeugungsmengen der Beeren- und<br />
Trockenbeerenauslesen, meist nur wenige hundert<br />
halbe Flaschen eines einzelnen Weins. Darüberhinaus<br />
sind sie wesentlich teurer als die Riesling<br />
Auslesen, weil der Aufwand beim Selektionieren<br />
der Trauben während der Lese meist viel größer<br />
ist (die Sortierung einzelner Beeren statt ganzer<br />
und halber Trauben). So ist eine halbe Flasche<br />
Riesling Auslese der Hessischen Staats wein güter<br />
aus dem aktuellen Jahrgang für etwa 30 Euro zu<br />
haben, während für eine halbe Flasche Riesling<br />
TBA aus dem gleichen Haus fast die zehnfache<br />
Summe fällig ist. Fazit: Man kommt leichter und<br />
günstiger an eine Riesling Auslese als an eine Riesling<br />
BA/TBA.<br />
Zweifelsohne ist eine gute Riesling BA/TBA<br />
geschmacklich viel konzentrierter als eine Riesling<br />
Auslese, aber sie ist auch sehr viel süßer und mächtiger<br />
im Körper. So spannend es sein kann, eine<br />
junge Riesling BA/TBA zu verkosten, so anstrengend<br />
kann es sein, sie glasweise zu konsumieren,<br />
während eine junge Riesling Auslese ziemlich<br />
mühelos die Kehle hinunterfließt und dazu auch<br />
bekömmlicher ist. Eine edelsüße Riesling Auslese<br />
ist übrigens kein Dessertwein im herkömmlichen<br />
Sinn, weil die meisten Desserts viel zu süß<br />
46<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
sind, um mit diesen Weinen gut zu harmonieren.<br />
Die Kombination mit Blauschimmelkäse oder<br />
Geflügel leber gerichten ist deutlich stimmiger.<br />
Man kann solche Weine einfach anstelle des<br />
Desserts trinken, wenn nicht ein begabter, weininteressierter<br />
Koch dazu eigens ein Dessert mit<br />
sehr verhaltener Süße kreiert.<br />
In mehrerer Hinsicht stellen Riesling Auslesen<br />
dabei die relativ leicht zugängliche Abteilung<br />
in der Welt des edelsüßen Rieslings dar. Wer<br />
einmal das in unserer Gesellschaft immer noch<br />
weit verbreitete Vorurteil gegen süße Weine überwunden<br />
hat, wird an diesen Gewächsen eine große<br />
Freude haben. Die Abneigung vieler Wein trinker<br />
gegenüber süßen Weinen hat eindeutig mit der<br />
deutsche Angst zu tun, diese Süße könne nur<br />
künstlich sein, solche Weine müssten zwangsläufig<br />
gepanscht sein, möglicherweise auch gesundheitsschädlich<br />
oder gar giftig. Hier begegnen wir den<br />
langen, düsteren Weinskandal-Schatten vergangener<br />
Jahrzehnte, als die deutsche Weinkultur ihren<br />
jüngsten Tiefpunkt erreicht hatte. Dabei wird oft<br />
vergessen, dass es zu dieser Zeit in Frankreich und<br />
in Italien ähnlich heftige Weinskandale gab.<br />
Die Süße einer guten Riesling Auslese, so wie<br />
aller guten deutschen edelsüßen Weine, ist ganz<br />
natürlich, das heißt sie stammt ausschließlich aus<br />
der Traube. Sie ist im Wein verblieben, weil die<br />
Hefe es nicht schaffte, die komplette Traubensüße<br />
in Alkohol (und Kohlendioxid) umzuwandeln,<br />
oder weil der Winzer die Gärung mit diesem Ziel<br />
unterbrochen hat. Nichts wird hinzugefügt außer<br />
wie bei quasi jedem Wein die schwefelige Säure<br />
als Konservierungsstoff. Ohne Schwefel könnten<br />
diese Weine nicht auf der Flasche reifen. Wie<br />
die Verkostung zeigt, können sie sich dabei über<br />
viele Jahrzehnte hinweg nicht nur halten, sondern<br />
positiv entwickeln. Dabei findet eine wundersame<br />
geschmackliche Verwandlung statt, und<br />
Weine, die am Anfang ihres Lebens vordergründig<br />
süß geschmeckt haben, werden mit der Zeit<br />
allmählich herber. Eine gereifte Riesling Auslese<br />
ist ein geniale, weil überraschende Begleitung zu<br />
Wildgerichten!<br />
Die Erzeugung solcher Weine ist für den Winzer<br />
aufwendig, und es gibt keine Patentlösungen,<br />
die Geld und Arbeit sparen würden. In den<br />
meisten Jahren sind nur in den Spitzenlagen die<br />
grundlegenden Voraussetzungen für vollreife<br />
und gesunde Trauben gegeben, die dann von der<br />
Edelfäule (Botrytis cineria) befallen werden. <strong>Das</strong><br />
setzt allerdings eine sehr gewissenhafte Arbeit<br />
im Weinberg während der Monate vor der Weinlese<br />
voraus. Erst danach kann die Perforierung der<br />
Beerenhäute durch den Pilz zu positiven Ergebnissen<br />
führen. Dann verdunstet Wasser aus den<br />
Beeren, sie schrumpfen zu Rosinen, und der verbliebene<br />
Saft konzentriert sich entsprechend.<br />
Hinzu kommt die enzymatische Oxidation zahlreicher<br />
Inhaltsstoffe der Beeren, und ihre Farbe<br />
wechselt von Goldgelb bis Lila und Braun. Edelfaule<br />
Trauben haben in Geschmack und Aussehen<br />
wenig mit reifen, gesunden zu tun.<br />
Bei der Lese ist dieser optische Unterschied<br />
die wichtigste Grundlage beim Selektionieren<br />
der Trauben für eine Riesling Auslese (und<br />
für BA/TBA). Typischerweise besteht das Ziel<br />
dieser Arbeit in einem bestimmten Prozentsatz<br />
geschrumpfter edelfauler Trauben, was aber keine<br />
exakte Wissenschaft ist. Von anderen Pilzen befallene<br />
Trauben müssen entfernt werden, weil sie<br />
zu geschmacklichen Beeinträchtigungen führen<br />
können. Durch den Klimawandel ist es in den<br />
letzten Jahren wichtig geworden, alle Trauben<br />
für Riesling Auslesen (und für BA/TBA) auf<br />
Essigfäule zu prüfen, ein immer häufiger anzutreffendes<br />
Problem. Der gesetzliche Höchst gehalt<br />
an Essigsäure im Wein liegt ziemlich niedrig, und<br />
tatsächlich kann zuviel davon edelsüßen Weinen<br />
(aber auch schweren Rotweinen) das Genick<br />
brechen.<br />
Nur in großen Jahrgängen geht die Erzeugung<br />
von Riesling Auslesen bei besten kleinklimatischen<br />
Voraussetzungen etwas leichter von<br />
der Hand. Genug Feuchtigkeit im Herbst ist auch<br />
dafür notwendig, weil sich sonst der Botrytis Pilz<br />
nicht ausbreiten kann. Selten gibt es Ausnahme-<br />
Jahrgänge wie 1959 oder 2003, in denen die<br />
Trauben ohne viel Edelfäule schrumpfen. Solche<br />
Weine wirken meist üppiger und geschmeidiger<br />
(auch wegen ihres recht niedrigen Säuregehalts)<br />
im Vergleich zu »typischen« Auslesen aus stark<br />
edelfaulem Lesegut. Keinesfalls nur süß schmeckt<br />
eine gelungene Riesling Auslese, trotz des hohen<br />
Gehalts an unvergorener Traubensüße, sondern<br />
auch erfrischend und belebend. Bei erstklassigen<br />
Trauben und sehr sorgfältiger Arbeit im Keller<br />
verleiht die Säure dem jungen Wein eine wunderbare<br />
Brillanz, und die Süße wirkt herrlich aromatisch.<br />
Dann sind die analytischen Werte des Weins<br />
ziemlich nebensächlich, weil das tänzerische Spiel<br />
des Weins einfach begeistert und die Leichtigkeit<br />
verblüfft, mit der ein derart konzentrierter Wein<br />
daherkommt.<br />
Seit dem Inkrafttreten des 1971-er Weingesetzes<br />
wird die Bezeichnung Riesling Auslese analytisch<br />
definiert. Der Gesetzgeber verlangt einen<br />
Mindestzuckergehalt der Trauben bei der Lese,<br />
der von Gebiet zu Gebiet etwas unterschiedlich<br />
ist. Vor dem Jahrgang 1971 lagen die gesetzlichen<br />
Bestimmungen für diese Bezeichnung bei der Art<br />
der Trauben, aus denen der Wein entstand, und<br />
der Weise, wie sie gelesen wurden. Die führenden<br />
Erzeuger halten sich nach wie vor an die alte<br />
Definition, auch die Hessischen Staatsweingüter<br />
Kloster Eberbach. Analytisch liegen ihre Weine<br />
auch immer weit über dem gesetzlichen Minimum.<br />
Darüber hinaus wird jeder Jungwein geprüft,<br />
ob er tatsächlich dem Geschmackstypus und dem<br />
Qualitäts niveau des Hauses entspricht, bevor er<br />
als Riesling Auslese auf den Markt kommt.<br />
F I N E<br />
T a s t i n g<br />
47
- -<br />
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DAS WEINMAGAZIN<br />
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Die exklusive <strong>FINE</strong>- Leserreise:<br />
ein gewaltiges Erlebnis voller Luxus, Abenteuer und Wein.<br />
Begleitet von <strong>FINE</strong>-Autor Rainer Schäfer.<br />
Zwei Kontinente, drei Länder, fünfzehn Weingüter:<br />
In siebzehn Tagen bietet diese <strong>FINE</strong>-<br />
Leserreise einen tiefen Einblick in die Welt<br />
eines der größten und ältesten Weine. Der<br />
Malbec, einst eine südwestfranzösische Rebe,<br />
die vor allem im Anbaugebiet Cahors zuhause<br />
war, gedeiht heute erfolgreich in Ländern<br />
und Kontinenten der Neuen Wein welten,<br />
besonders aber in Südamerika – und hier<br />
vornehmlich in Argentinien; aber auch chilenische<br />
Winzer haben den Reiz der Rebe erkannt.<br />
Der purpurdunkle, nach Pflaumen und Tabak<br />
duftende vollmundige Wein erobert von seiner<br />
neuen Heimat aus nun den alten Kontinent<br />
seiner Herkunft, rührt so an das Weingedächtnis<br />
Europas und weckt seither Leidenschaft<br />
und Sehnsucht der Weinfreunde auch hierzulande.<br />
Die <strong>FINE</strong>-Leserreise zum Malbec,<br />
gemeinsam mit der erfahrenen Agentur Windrose<br />
veranstaltet, beginnt am Ursprung der<br />
Rebe in der Region Cahors, geht dann zu<br />
bedeutenden Malbec-Produzenten in Argentinien<br />
und Chile: ein unvergessliches, einzigartiges<br />
Genuss-Erlebnis. Alle Details der ungewöhnlichen<br />
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<strong>Das</strong> Geschenk<br />
Warum ist Champagne Krug etwas Besonderes<br />
Ein guter, ein echter Wein ist etwas in jeder Hinsicht Gewachsenes:<br />
ein Gewächs im Wortsinn, ein kulturelles Gut, das Wert schätzung<br />
und Wertsteigerung erfährt. Einzig – im Unterschied zu Industrieweinen,<br />
die geschmacklich austauschbar und nach ihren technologischen<br />
Mustern reproduzierbar sind.<br />
Text: Till Ehrlich Fotos: Johannes Grau<br />
Die Champagner aus dem Hause Krug in<br />
Reims sind so etwas Gewachsenes, eine<br />
eigene Kultur, die sich in der Champagne in<br />
einhundert achtundsechzig Jahren entwickelt hat<br />
und die vollkommen unpragmatisch ist. Diese<br />
Gewächse fallen aus dem auf Effizienz und Rationalisierung<br />
beruhenden wirtschaftlichen Handeln<br />
unserer Zeit heraus.<br />
<strong>Das</strong> kam mir bei der denkwürdigen Verkostung<br />
von zwölf Jahrgangschampagnern in den<br />
Sinn, die Fine Anfang November in Wiesbaden<br />
veranstaltet hat. Im Laufe dieses Tastings habe<br />
ich vergessen, dass ich Champagner gekostet habe,<br />
es war mir egal, weil sich hier eine Dimension<br />
zeigte, die darüber hinausging. Kurz, es ging um<br />
das Wesen des Weins, das in diesen Champagnern<br />
spürbar wurde. Und plötzlich zeigte er sich, der<br />
Gott des Weins, geheimnisvoll, rätselhaft, erhaben,<br />
unfassbar.<br />
Neben jeweils zwei Champagnern aus den<br />
Krug-Einzellagen Clos du Mesnil und Clos<br />
d’Ambonnay wurden fünf Jahrgänge Krug<br />
126<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
der Zeit<br />
Vom Edlen das Edelste: Eric Lebel, Chef-Önologe der Maison Champagne Krug in Reims, präsentierte Fine die Kollektion seines Hauses, von der Grande Cuvée über die Lagen-<br />
Champagner Clos du Mesnil und Clos d’Ambonnay bis zu den kostbarsten Flaschen der Krug Collection.<br />
Vintage sowie drei Jahrgänge Krug Collection verkostet.<br />
Vintage und Collection sind beides Jahrgangschampagner,<br />
die so komponiert werden,<br />
dass sie den Charakter eines Jahrgangs ausdrücken.<br />
Nicht jeder Jahrgang schafft es, ein<br />
Krug Vintage zu werden – im 20. Jahrhundert hat<br />
Krug nur fünfundzwanzig Jahrgangs champagner<br />
herausgegeben.<br />
Den Unterschied von Vintage und Collection<br />
markiert allein die Reife. Für Eric Lebel, den<br />
Keller meister von Champagne Krug, ist die Krug<br />
Collection ein Stadium der zweiten Reife, die nur<br />
die besten Vintage-Jahrgänge erreichen. Dieser<br />
Moment tritt nach etwa zwanzig Jahren ein – die<br />
Präsenz eines Krug-Collection-Champagners<br />
beginnt also zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten<br />
Schaumweine längst Vergangenheit sind. <strong>Das</strong><br />
bedeutet, dass es die Zeit ist, die einen außergewöhnlichen<br />
Champagner macht, aber eben nicht<br />
allein die in Jahren bemessene chronologische<br />
Zeit; vielmehr hat jeder Jahrgang, vegetations- und<br />
herstellungsbedingt, seine eigene Zeit. Dies zeigte<br />
sich eindrucksvoll bei der Wiesbadener Verkostung,<br />
bei der man den Krug Vintage 1988 mit dem<br />
Krug Collection 1989 vergleichen konnte. <strong>Das</strong>s<br />
der ältere Jahrgang 1988 der eigentlich jüngere ist,<br />
was sich sensorisch deutlich zeigte, und der tatsächlich<br />
jüngere von 1989 in eine andere Dimension<br />
der sekundären Reife eingetreten ist, ließ sich<br />
sinnlich nachvollziehbar in der geschmacklichen<br />
Komplexität wahrnehmen.<br />
Jeder Krug Vintage wird aus etwa dreißig verschiedenen<br />
Weinen eines Jahrgangs komponiert.<br />
Besonderheit ist, dass im Hause Krug diese<br />
Grundweine in kleinen gebrauchten Eichenfässchen,<br />
die jeweils zweihundertfünf Liter fassen,<br />
ausgebaut werden. Dies wirkt heute, wo auch in<br />
der Champagne längst das Zeitalter computergesteuerter<br />
Edelstahltanks begonnen hat, zunächst<br />
anachronistisch und umständlich. Doch das ist es<br />
nicht, denn die Herstellung der Krugschen Jahrgangschampager<br />
folgt einer sehr genauen Idee<br />
von Reife: Der Champagner soll sich allein durch<br />
handwerkliche Prozesse im Lauf der Zeit veredeln.<br />
Zeit bedeutet immer auch Kosten, doch nur so<br />
lässt sich das Krugsche Ideal von geschmacklicher<br />
Sublimierung erreichen. Der Gründer des Hauses,<br />
Johann-Joseph Krug, hat dieses Ideal in der ersten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt und ganz<br />
genau in einem Kellerbuch notiert. Dieses schriftliche<br />
Vermächtnis ist bis heute der Kern der Krugschen<br />
Philosophie, die von jeder Generation, die<br />
in diesem Champagnerhaus die Verantwortung<br />
trägt, mit Leben erfüllt werden muss.<br />
Die Krug-Champagner fordern dazu heraus,<br />
über den Aspekt der ästhetischen Ordnung im<br />
Wein nachzudenken. Die Grundweine, die miteinander<br />
verschnitten werden, sind nicht bloß<br />
Elemente, die als Material verwendet werden in<br />
Bezug auf das Ganze, sondern sie sind Weinidentitäten<br />
in sich, die mit anderen Weinidentitäten<br />
in Auseinandersetzung gelangen und dadurch in<br />
Bewegung geraten. Dabei geht es nicht um Verschmelzung,<br />
sondern um gegenseitige Belebung.<br />
Im beständigen Flirren der feinen Perlen leuchten<br />
F I N E<br />
C h a m p a g n e<br />
127
die verschiedenen Aromen eines Krug-Champagners<br />
auf und befruchten sich gegenseitig.<br />
Die Grundlage eines Krug-Champagners ist<br />
der Wein. Für den Önologen Eric Lebel<br />
beginnt die Kreation des Champagners und das<br />
Nachdenken über die stimmigen Proportionen<br />
daher beim Kosten der Trauben im Weinberg.<br />
Hier entsteht in ihm das Bild des Zusammenklingens<br />
der verschiedenen Grundweine zu einem<br />
Ganzen. So wie die Klangkörper großer Musikorchester<br />
unverwechselbar und wiedererkennbar<br />
sind, so bleibt ein Krug-Champagner bei<br />
allem Nuancenreichtum und allen Jahrgangsunterschieden<br />
ein Krug. Wie lässt sich diese Einheit<br />
beschreiben<br />
Man könnte von einer fast intimen Intensität<br />
sprechen. Nicht Überwältigung, effektvolle Steigerungsformen,<br />
Auf- und Abwallen und Lautstärke<br />
kennzeichnen das geschmackliche Erlebnis.<br />
Es ist vielmehr eine leise, aber sehr präsente<br />
Bewegtheit, eine enorme Komplexität, die mehr<br />
spürbar als analysierbar ist – ähnlich einer Instrumentationspraxis<br />
in der zeitgenössischen Musik,<br />
bei der Klangereignisse komponiert werden, die<br />
im Zusammenspiel, im Gewebe der Musik nicht<br />
heraushörbar, aber fühlbar sind. Auch bei den<br />
Krugschen Champagnern fühlt man viel mehr als<br />
man einzeln identifizieren, also herausschmecken<br />
kann. Man genießt ein Pianissimo und hat doch<br />
den Eindruck voller Klangentfaltung, wodurch<br />
Fülle und Dauer entsteht – nicht Anton Bruckner,<br />
sondern Morton Feldman. Eine subtile Erhabenheit<br />
entsteht hier. Sie bedeutet Körperlichkeit und<br />
Schwerelosigkeit zugleich. Innerer Spannungsreichtum<br />
und die Ruhe seiner Entfaltung.<br />
Man ist perplex und fragt, wie machen die<br />
das Eine Rezeptur gibt es nicht, es wird<br />
nicht exakt gerechnet und gemessen im Hause<br />
Krug – obwohl es natürlich Maßstäbe, Erfahrungswerte<br />
und vor allem akribisch gesammelte<br />
Verkostungsnotizen gibt. Ein ganzes Team verkostet<br />
und analysiert die Grundweine mehrmals<br />
im Jahr und dokumentiert ihre Entwicklung. <strong>Das</strong><br />
Ergebnis dieser intensiven Auseinandersetzung<br />
ist ein Champagner, der eben nichts einfach nur<br />
Zusammengemischtes ist. Pinot Noir trägt zum<br />
Körper des Champagners bei, Chardonnay zur<br />
Eleganz und Pinot Meunier wirkt sich auf den<br />
Charme und die Würze eines Krug aus.<br />
Eine Variation dieses Konzepts stellen die<br />
beiden großen Einzellagen-Jahrgangschampagner<br />
dar: Clos du Mesnil und Clos d’Ambonnay.<br />
Hier wird der Zusammenhang einer einzigen<br />
Sorte mit ihrem spezifischen Terroir herausgearbeitet.<br />
Bei der gerade 1,84 Hektar Reben umfassenden<br />
Weinbergsparzelle Clos du Mesnil ist es<br />
der Chardonnay, beim 0,68 Hektar kleinen Clos<br />
d’Ambonnay der Pinot Noir. Während der Verkostung<br />
wurde sehr deutlich, dass diese beiden<br />
raren Champagner zu einer Größe heranreifen<br />
können, die eine weitere Seite des Krugschen<br />
Ideals von Geschmack und Sublimierung zeigt.<br />
Der Genuss großer Weine ist immer auch eine<br />
Begegnung mit dem unbekannten Geschmack. Im<br />
128<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
Vom Feinen das Feinste: Michael Kammermeier, Chefkoch der Ente in<br />
Wiesbaden, komponierte der so hochkarätigen wie geselligen Verkosterrunde<br />
ein auf den Champagner abgestimmtes Menü.<br />
glücklichen Fall kann man sich dem Erlebnis mit<br />
allen Sinnen öffnen und reflektiert zugleich, um<br />
zu einem angemessenen Urteil zu kommen. Man<br />
hofft zu verstehen, worum es hier im Besonderen<br />
geht, und freut sich, wenn man Neues erfährt über<br />
das Wesen von Wein im Allgemeinen. So erging<br />
es mir bei dieser Verkostung.<br />
Noch nie gab es so viele gute Weine wie heute,<br />
heißt es. Dieser Satz stimmt nur, wenn man ihn auf<br />
einfache Weine bezieht, die dank Technologie biochemisch<br />
sicherer und standardisierter hergestellt<br />
werden. Für Weine von Wert, die Unikate sind<br />
und deren Geschmack sich nicht technisch reproduzieren<br />
lässt, weil er anderen Gesetzmäßig keiten<br />
unterliegt, gilt das nicht. Zu dieser Liga gehören<br />
die Champagner von Krug. <strong>Das</strong> Besondere ist,<br />
dass sie freilich mit Technik hergestellt werden,<br />
aber ihr Wesen eben nicht technisch bestimmt ist.<br />
Auch das Handwerkliche ihrer Herstellung ist kein<br />
Selbstzweck, es dient der Einstellung der inneren<br />
Balance dieser Champagner, deren Ausdruck<br />
der Geschmack ist, eine stetige Verwandlung bei<br />
andauernder Intensität. Bei einem Schluck Krug<br />
wird der Alltag transzendiert und Festlichkeit entsteht.<br />
Es wird einem jene Zeit geschenkt, die der<br />
Champagner in sich bewahrt. Dieses Geschenk<br />
gehört zum Wesen des Weins. ><br />
F I N E<br />
C h a m p a g n e<br />
129
Prestige-Cuvées und Jahrgangs-<br />
Christian Göldenboog verkostet dreissig edle Weine aus der Champagne<br />
146<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
Strahlender Schauplatz der<br />
exklusiven Verkostung: Die<br />
»Villa im Tal« bei Wiesbaden.<br />
Champagner: Man trinkt ihn gut gekühlt,<br />
zwischen sieben und zwölf Grad. Alles andere würde die Frische,<br />
die Schaum entwicklung, das Prickeln der Kohlensäure abtöten.<br />
Damen trinken ihn mit Zurückhaltung, in kleinen Schlucken,<br />
Gaumen und Geschmacksnerven angespannt. »Champagner: Der<br />
Rausch muss die Gäste in dem Augenblick ergreifen, wo die Korken<br />
springen; man gerät ausser sich«, notierte Gustave Flaubert<br />
irgendwo zwischen Blutwurst und Nasenloch in seinem Wörterbuch<br />
der Gemeinplätze. Tatsächlich sollte man nicht schon beim<br />
Öffnen der Flasche ausser sich geraten, vor allem dann, wenn<br />
es sich um Prestige-Cuvées oder Jahrgangschampagner handelt,<br />
also jene Weine, die die meisten Keller meister nur in den wirklich<br />
besten Jahren wie etwa 1996, 1998 oder 2002 herstellen.<br />
Champagner<br />
Fotos: ARNE LANDWEHR und GUIDO BITTNER<br />
Bekanntlich stellen Jahrgangschampagner<br />
eine große Ausnahme dar:<br />
Sie machen nur knapp acht Prozent der<br />
Gesamtproduktion aus, denn die grundlegende<br />
Konzeption des Champagners ist<br />
der jahrgangslose Brut. Und so warten die<br />
Keller meister gespannt auf jedes Jahr, um die<br />
aktuellen Grundweine auch auf ihr Potential<br />
für einen Millésime zu unter suchen. Freilich<br />
geben die meisten unumwunden zu, dass<br />
die Arbeit an einer Prestige- Cuvée im Vergleich<br />
zu der am Brut ohne Jahrgang ein<br />
entspannendes Highlight darstellt; denn<br />
während beim letzteren manchmal bis zu<br />
zweihundert Grundweine verschnitten<br />
werden müssen, sind es bei den Prestige-<br />
Cuvées zumeist nur drei bis fünfzehn. Hier<br />
geht es nur um die Crème de la Crème; in<br />
der Tat komponieren die Keller meister<br />
diese Prestige-Cuvées im Allge meinen nur<br />
aus Grand-Cru-Lagen wie Ambonnay, Aÿ,<br />
Bouzy, Verzenay und Verzy für Pinot Noir<br />
und Avize, Chouilly, Cramant, Le Mesnilsur-Oger<br />
für Chardonnay. Jeder dieser<br />
Crus bringt sehr spezielle, einzig artige<br />
Aromen in die Cuvée: Chouilly etwa zeichnet<br />
sich durch markante Brioche- Aromen<br />
aus, Mesnil- sur-Oger durch eine stahlige<br />
Mineralität, und die Grundweine aus Aÿ im<br />
Marne tal sind an ihren elegant- opulenten<br />
Noten roter Früchte zu erkennen. Und<br />
noch etwas zeichnet diese Grundweine aus<br />
und prädestiniert sie für Prestige-Cuvées:<br />
ihre Lang lebig keit, ihr Potential, sich erst<br />
nach zehn, fünfzehn oder mehr Jahren von<br />
ihrer besten Seite zu zeigen. Daher verlangen<br />
diese Cuvées unsere geballte Aufmerksamkeit,<br />
nicht nur wegen des Preises<br />
– bekanntlich sind Prestige- Cuvées jene<br />
Weine, die man sowohl an ihrer besonderen<br />
Flaschenform als auch am teuren Preisschild<br />
erkennt –, sondern weil sie häufig nach der<br />
zweiten Gärung in der Flasche acht bis zehn<br />
Jahre oder noch länger in den Kreide kellern<br />
der Champagne ruhen – um sich dann im<br />
Glas besonders fein, raffiniert und elegant<br />
zu präsentieren.<br />
Auch dies ist einer der Gründe, warum<br />
Jahrgangschampagner und Prestige-Cuvées<br />
so speziell und einzigartig sind: Im Allgemeinen<br />
ist die zweite Gärung in der Flasche,<br />
die so genannte Prise de Mousse, nach sechs<br />
bis acht Wochen abgeschlossen; dabei<br />
sterben die Hefen ab. Dann setzt ein Vorgang<br />
ein, der als Autolyse bezeichnet wird:<br />
Dabei gelangen Partikel der sich zersetzenden<br />
Hefezellen in den Wein – Partikel, die<br />
seine Proteinstruktur stabilisieren. Gleichzeitig<br />
entsteht eine Kollektion seltener Aromen,<br />
die es tatsächlich nur dann gibt, wenn<br />
ein Champagner sehr, sehr lange nach der<br />
zweiten Gärung in der Flasche auf seinem<br />
Hefedepot verbleibt – um dann exakt und<br />
auf den Punkt hin zu einem würdigen Ereignis<br />
geöffnet zu werden.<br />
Apropos würdiges Ereignis: Die »Villa<br />
im Tal« war die Degustations-Location für<br />
dieses exklusive Fine Tasting, nur wenige<br />
Minuten vor Wiesbaden, eingebettet in<br />
die unendliche Taunus- Ruhe. Bis zu dreihundert<br />
Gäste können hier ungestört feiern,<br />
Hochzeit, Geschäftserfolg oder – Champagner.<br />
Die ambitionierten Geschäfts führer<br />
Bernhard Weber und Erich Jäger taten alles,<br />
um die Gäste zu verwöhnen; Küchenchef<br />
Markus Seeger überzeugte die Teilnehmer<br />
mit einem weltoffenen, österreichisch angehauchten<br />
Menü davon, dass diese großen<br />
Champagner ein exzellentes Menü vorzüglich<br />
begleiten können.<br />
F I N E<br />
C h a m p a g n e<br />
147
Champagne Deutz Blanc de Blancs<br />
Ein Champagner ganz aus der Chardonnaytraube; im Glas vermisst man allerdings die positiven<br />
Eigenschaften dieser Rebsorte. Der Geschmack ist blumig, mit einer – darüber war man sich<br />
in der Verkostungsrunde rasch einig – zu hohen Dosage. Ein eher leicht zugänglich gemachter<br />
jahrgangsloser Blanc de Blancs also, der den so genannten internationalen Geschmack treffen<br />
soll. Oder zumindest das, was einige für den internationalen Geschmack halten.<br />
Champagne Taittinger Comtes de Champagne Blanc de Blancs 2000<br />
Nach den guten Jahrgängen 1996, 1998 und 1999 war 2000 ein schwieriges Jahr: Vorzeitiger<br />
Pilzbefall führte dazu, dass eher selten und wenn, dann nur in geringen Quantitäten Jahrgangsweine<br />
hergestellt wurden. Dieser Blanc de Blancs ist ein typischer Vertreter. Er ist sehr<br />
weinig, seine reifen Noten von weißem Steinobst machten ihn zu einem schönen Begleiter der<br />
geräucherten Entenbrust auf karamellisierten Cranberrys. Einer der Verkoster wies auf eine<br />
leichte Firne hin: ein Zeichen, dass dieser Wein jetzt getrunken werden sollte.<br />
Champagne Ruinart Blanc de Blancs<br />
Ein dezenter hellgelber Farbton lässt auf die absolute Vorherrschaft der Chardonnay-Traube<br />
schließen, ebenso die floralen Aromen mit einem Zitruston im Abgang. Am Gaumen erfreute<br />
vor allem die herzhafte Frische der Säure. Keine Frage, dieser Champagner bereitet Spaß, und<br />
so gewann er beim wiederholten Nachverkosten dank seiner kräftigen Struktur die Herzen der<br />
Verkoster.<br />
Champagne Veuve Clicquot Cave Privée Vintage 1990<br />
Schon die Farbe ruft Erstaunen hervor, ein dunkles Ockergelb. Ein ausgefallener Wein, mehr als<br />
zwanzig Jahre alt, für die Liebhaber reifer Aromen, die an diesem Nachmittag in der Villa im Tal<br />
gut vertreten waren. Ungewöhnlich warm war der Sommer des Jahres 1990 in der Champagne,<br />
und dies, verbunden mit einer guten Säure, findet sich hier im Glas wieder: getrocknete Früchte,<br />
Nüsse, etwas Aprikose.<br />
Champagne Veuve Clicquot Vintage 2002<br />
Blasses Gold mit silbernen Akzenten. In der Nase der zarte Duft von gelbfleischigen Früchten<br />
und Gebäck, im Gaumen gibt sich dieser Wein cremig und fruchtig. Obwohl zu fast siebzig<br />
Prozent aus Pinot, hält der Chardonnay gut dagegen. Als Aperitif möglich, denn dieser<br />
2002-er präsentiert sich trotz seiner elf Jahre als eher diskret. Einerseits wird er als zu gefällig<br />
charakterisiert, eine andere Meinung spricht von seinem enormen Potential. Über Geschmack<br />
lässt sich streiten, am schönsten, wenn sich die Gläser dabei zügig leeren.<br />
148<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
Champagne Bollinger Grand Année 2002<br />
»Die Idee der Cuvée Grande Année ist sehr einfach«, so Bollinger-Kellermeister Mathieu<br />
Kauffmann: »Ich nehme die besten Trauben, Grands und Premiers Crus, von Bollinger, aber auch<br />
hinzugekaufte. Die Grundweine kommen in Fässer. Wir haben dreitausend Zweihundertachtundzwanzig-Liter-Fässer<br />
aus dem Burgund, viele über zwanzig Jahre alt. Die endgültige Cuvée<br />
besteht aus ungefähr siebzig Prozent Pinot Noir, der Rest ist Chardonnay.« So entsteht also der<br />
berühmte Bolly-Goût, der sich freilich bei diesem 2002-er eher zurückhaltend präsentiert:<br />
Dezente rote Früchte, die eigentliche Kraft der Pinot-Traube versteckte sich. »Noch«, kommentierte<br />
ein Verkoster. Diskretion scheint ein Kennzeichen<br />
dieses Jahrgangs zu sein.<br />
Champagne Pommery Cuvée Louise 1998<br />
Thierry Gasco, Kellermeister dieses Hauses und ehemaliger Präsident des französischen Önologenverbandes,<br />
ist ein Meister seines Fachs: In den besten Jahren vermählt er die Trauben aus<br />
Cramant und Avize (Chardonnay) mit denen aus Aÿ (Pinot) zu dieser Spitzencuvée, die eine<br />
sinnliche Hommage an Louise Pommery darstellt. Schließlich war sie es, die im 19. Jahrhundert<br />
das Haus zu Weltruhm führte. Die Aromen sind zu Beginn sehr diskret: Hefebrot, Trockenfrüchte,<br />
Mandeln. Im Finale verbindet sich die Anmut der Kammermusik mit der Kraft einer<br />
Symphonie. Der Genießer trinkt in kleinen Schlucken.<br />
Champagne Billecart Salmon<br />
Cuvée Nicolas François Billecart 1998<br />
Auch ein Jahrgang, der sich in guter Verfassung präsentierte. »Ein weiniger Champagner, herzhafte<br />
Frucht, Unterholz, gekochte Frucht, harmonisch, rund, elegante Ausgewogenheit, ein sehr<br />
guter Essensbegleiter«, so lauteten die lobenden Urteile am Tisch. Sechzig Prozent Pinot Noir,<br />
vierzig Prozent Chardonnay – der Pinot macht diesen Wein zu einem Champagner, den man<br />
gern zum Essen trinkt.<br />
Dom Pérignon Vintage 2002<br />
Diese Luxus-Cuvée zeigte sich vom ersten Schluck an in Hochform. »Oh, diese Säure!«:<br />
Tatsächlich fährt dieser Mönch eine herzhafte Attacke auf den Gaumen. Auch wegen seiner<br />
ungewöhnlichen Komposition: Besteht ein Dom Pérignon zumeist je zur Häfte aus Chardonnay<br />
und Pinot, überwiegen hier die weißen Trauben. Kandierte Zitrone, intensive Frucht, Mandeln,<br />
Säure und eine massive Struktur im Abgang. Ein großer Wein, der viele begeisterte.<br />
Champagne Moët & Chandon Grand Vintage 2002<br />
Moët & Chandon entschloss sich, den Jahrgang 2002 erst nach dem 2003-er in den Handel<br />
zu bringen – ein Zugeständnis an die Natur. 2003 war ein sonnenreiches, eher untypisches<br />
Champagnerjahr, 2002 brachte dank des unerwartet guten Wetters vor der Ernte extrem<br />
gesundes und reifes Traubengut mit viel Säure hervor. Kam also der 2003-er eher barock daher,<br />
so präsentiert sich Vintage 2002 dank fast fünfzig Prozent Chardonnay sehr trinkfreudig. Zitrus,<br />
weiße Früchte, Struktur – darüber freute sich selbst der gegrillte Atlantiksteinbutt auf dem Teller.<br />
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149
Abgang<br />
Fine im Fernsehen:<br />
Ohne Nachfrage kein Angebot!<br />
Es ist, gottlob, kein Geheimnis mehr: Der deutsche Wein in seinen Spitzenqualitäten<br />
ist, wie man so sagt, in aller Munde. Nicht nur bei uns wissen<br />
Genießer die heimischen Weißen und Roten bester Provenienz zu schätzen.<br />
In Top-Restaurants der ganzen Welt zwischen Tokio und New York, Kopenhagen<br />
und Kapstadt stehen die besten Rieslinge und Spätburgunder auf den<br />
Wein karten. Und dass in unseren Gourmettempeln vorzugsweise die großen<br />
Deutschen gereicht werden, ist längst keine Ehrensache mehr, sondern folgt den<br />
veränderten Vorlieben der erfahrenen Gäste. Aber nicht nur gastro nomische<br />
Nobeladressen huldigen diesem Trend; auch in Szeneläden und Ecklokalen<br />
laden unkomplizierte Weine unserer Winzer junge Leute zu Genuss und Trinkspaß<br />
ein.<br />
Ist denn eine neue Ära angebrochen Ganz offenbar, denn noch bis in die<br />
neunziger Jahre galt deutscher Wein als regelrecht unsexy. Wein überhaupt war<br />
eine ernste Angelegenheit, und nur zu hohen Feiertagen und Familienfesten<br />
wurde eine Flasche entkorkt – unter großem betulichen Zeremoniell. Erst Ende<br />
der dunklen Achtziger wehte, wenn auch noch gelinde, ein frischer Wind durch<br />
die Weinberge an Rhein, Mosel, Ahr und Kaiserstuhl und ermutigte Winzer,<br />
sich auf die Ausdrucksstärke trockener Weißweine zu besinnen und auf neue<br />
Qualität im Keller zu setzen. Aber auch dann noch blieben die Flaschen vom<br />
badischen Grauburgunder in den Restaurant-Regalen liegen, während die Gäste<br />
nach billigem Pinot Grigio aus Italien riefen.<br />
<strong>Das</strong>s derlei kaum noch zu beobachten ist, hat seine guten Gründe: Einmal<br />
haben sich in den letzten anderthalb Jahrzehnten die wachsenden Qualitätsansprüche<br />
der Weinfreunde mit Einsicht und Ehrgeiz der Winzer akkordiert,<br />
sind, sozusagen, Nachfrage und Angebot aneinander ins Außerordentliche<br />
gewachsen. Dann aber fand der aufblühende deutsche Wein auch mediale<br />
Beachtung; in gedruckten Publikationen wie im Fernsehen nahm die Öffentlichkeit<br />
Notiz von der Renaissance des deutschen Weins. So kann nicht hoch<br />
genug der Beitrag von Alfred Biolek eingeschätzt werden, der damals in seinen<br />
charmanten Koch-Shows bündelweise Lanzen für Riesling, Weißburgunder<br />
und heimischen Rotwein brach. Auch der deutsch-französische Kulturkanal<br />
»arte« warf sich mit einer oftmals wiederholten Reihe von dreißig Halb stündern<br />
über wichtige Weinregionen und große Weine Deutschlands und Europas in<br />
die Bresche. Und schließlich brilliert Fine-Kolumnist Stuart Pigott mit seiner<br />
Wein-Filmfolge »Weinwunder Deutschland« im Bayerischen Rundfunk.<br />
Und nun ist auch Fine selber mit eigenen Filmen im Fernsehen. Wie auch<br />
nicht: Keine Publikation hat sich in den vergangenen Jahren vehementer und<br />
mit mehr Sachverstand in Porträts, Reportagen und großen Verkostungen auf<br />
höchstem Vergleichsniveau für das Renommee des deutschen Weins eingesetzt.<br />
Mit ebensolcher Kompetenz, gleicher Erzählweise und der für Fine charakteristischen<br />
Bildkraft entführen die Filme unter unserem Marken-Label »Fine<br />
<strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong>« alle Weinenthusiasten und Neugierigen in die wunderbare<br />
Welt der großen Weine – aus Deutschland, aus der Alten wie der Neuen Welt.<br />
Zu sehen sind die ebenso anspruchsvollen wie unterhaltsamen Sendungen auf<br />
n-tv: vom 10. Dezember an, jeden Samstag um 18.25 Uhr.<br />
Auch dies ist ein Angebot. Von der Nachfrage sind wir überzeugt!<br />
Foto: Johannes Grau<br />
Ralf Frenzel<br />
Herausgeber<br />
162<br />
F I N E 4 / <strong>2011</strong>
Wir bedanken uns bei Weinliebhabern,<br />
Kunden und Freunden des Hauses.<br />
Bonn<br />
www.weinwolf.com
VON FÜRSTLICHEM RIESLING.<br />
VON PRICKELNDER ELEGANZ.<br />
VON GESCHMACKLICHER PERFEKTION.<br />
VON METTERNICH.<br />
Nur ausgesuchte deutsche Riesling-Trauben<br />
sind gut genug für Fürst von Metternich.<br />
Vollreif geerntet und mit dem Wissen des<br />
Kellermeisters der Domäne Johannisberg<br />
versektet, bewahrt sich dieser Ausnahme-<br />
Sekt seinen klarfruchtigen Riesling-Charakter<br />
und seine perlende Eleganz. So lässt sich<br />
jeder Anlass fürstlich genießen.