EGV-SZ 2001 - Kanton Schwyz
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A. 4.1<br />
ben die Gerichte nicht zu prüfen, ob eine Prozesshandlung einer Partei allein<br />
oder im Zusammenhang mit früheren Prozesshandlungen auf deren<br />
allfällige Unfähigkeit hinweist, ihre Sache selbst gehörig zu führen (ZR 96,<br />
Nr. 117, E. 4b, S. 252f.). Bevor der Richter eine entsprechende Auflage<br />
macht, wird er versuchen, Unklarheiten in den Vorbringen einer Partei<br />
vorerst durch geeignete Fragen zu beheben (Frank/Sträuli/Messmer,<br />
a.a.O., N 14 zum gleichlautenden § 29 ZPO ZH). Eine allfällige Fragepflicht<br />
hinsichtlich der Abklärung der Frage, ob eine Partei ihre Sache<br />
selbst gehörig führen kann, ist erst anzunehmen, wenn klare Anzeichen<br />
für das Fehlen dieser Fähigkeit gegeben sind (ZR 96, Nr. 117, E. 4b,<br />
S. 253).<br />
(Urteil vom 23. Januar 2002; KG 215/99 ZK).<br />
4. Strafrecht<br />
4.1 Strafrechtlicher Beamtenbegriff<br />
– Fällt der «Kirchenvogt» unter den Beamtenbegriff von Art. 317 StGB<br />
Aus den Erwägungen:<br />
Nach Art. 317 Ziff. 1 Abs. 2 StGB werden Beamte oder Personen öffentlichen<br />
Glaubens, die vorsätzlich eine rechtlich erhebliche Tatsache unrichtig<br />
beurkunden, namentlich eine falsche Unterschrift oder ein falsches<br />
Handzeichen oder eine unrichtige Abschrift beglaubigen mit Zuchthaus<br />
bis zu fünf Jahren oder mit Gefängnis bestraft. Ziff. 2 stellt auch die fahrlässige<br />
Begehung unter Strafe (Busse). Die strafbaren Verhaltensweisen<br />
entsprechen objektiv Art. 251 Ziff. 1 StGB (Rehberg, StGB, 3. Aufl.,<br />
Zürich 1995, zu Art. 317). Dass sich der Angeklagte der Urkundenfälschung<br />
nach Art. 251 Ziff. 1 StGB schuldig gemacht hat, ist unbestritten.<br />
Es ist allein zu prüfen, ob der Angeklagte als Beamter gehandelt hat und<br />
deshalb der Urkundenfälschung im Amt hätte schuldig gesprochen werden<br />
müssen.<br />
a) Das <strong>Kanton</strong>ale Strafgericht ist in seinen Erwägungen zum Schuldspruch<br />
wegen qualifizierter Veruntreuung davon ausgegangen, dass der<br />
Angeklagte in seiner Eigenschaft als Kirchenvogt der Pfarrei A. Behördenmitglied<br />
und nicht Beamter sei, da offensichtlich kein Abhängigkeitsverhältnis<br />
bestanden habe. Den Sachverhalt, dass der Angeklagte zur<br />
Tarnung seiner unrechtmässigen Bezüge falsche Buchungstexte verfasst<br />
hatte, subsumierte das Strafgericht daher unter den Grundtatbestand von<br />
Art. 251 Ziff. 1 StGB, weil der Wortlaut von Art. 317 Ziff. 1 StGB nur Beamte<br />
und Personen öffentlichen Glaubens erfasse, hingegen nicht Behördenmitglieder<br />
(...).<br />
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