22.01.2015 Aufrufe

EGV-SZ 2003 - Kanton Schwyz

EGV-SZ 2003 - Kanton Schwyz

EGV-SZ 2003 - Kanton Schwyz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

II. Berufungsverfahren in Ehesachen<br />

A. Novenrecht<br />

Art. 138 Abs. 1 ZGB beschränkt sich ausdrücklich auf das Verfahren vor<br />

der oberen kantonalen Instanz und regelt in Bezug auf die Noven den bundesrechtlichen<br />

Minimalstandard, und zwar in Zusammenhang mit den Scheidungsgründen<br />

und den vermögensrechtlichen Scheidungsfolgen zwischen<br />

den Ehegatten 5 . Das Novenrecht bezieht sich nicht auf Kinderbelange; hier<br />

gelten die Offizial- (Art. 133 ZGB) sowie die Untersuchungsmaxime (Art.<br />

145 ZGB) 6 .<br />

Das Novenrecht in Art. 138 Abs. 1 ZGB schreibt vor, dass das kantonale<br />

Recht zweitinstanzlich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt neue Tatsachen<br />

und Beweismittel zulassen muss, zumindest in Berufung und Berufungsantwort<br />

7 . In der Bestimmung des massgeblichen Zeitpunkts für die Geltendmachung<br />

des Novenrechts ist das kantonale Recht indessen frei. Das <strong>Schwyz</strong>er<br />

Recht sieht nun keine weitergehende Normierung vor. Aus den Materialien<br />

ergibt sich vielmehr, dass die bundesrechtliche Regelung im Sinne des Minimalstandards<br />

belassen und das Novenrecht nicht grosszügiger ausgestaltet<br />

werden sollte, weil der <strong>Kanton</strong> <strong>Schwyz</strong> schon bisher nicht unbeschränkt neue<br />

Tatsachen in zweiter Instanz zugelassen habe 8 . Vor diesem Hintergrund<br />

wurde der Wortlaut von § 199 ZPO 9 entsprechend angepasst, welcher den<br />

bundesrechtlichen Minimalstandard hinsichtlich des Novenrechts gewährleistet.<br />

Für das Berufungsverfahren gilt demnach, dass neue Tatsachen und<br />

Beweismittel – unbesehen darum, ob es sich um echte oder unechte Noven<br />

handelt – bis zum Abschluss des ersten Schriftenwechsels, d.h. in der Berufungsbegründung,<br />

Berufungsantwort sowie Anschlussberufungsbegründung<br />

und Anschlussberufungsantwort vorgetragen werden können 10 . Es entfällt<br />

indessen die Voraussetzung des Nachweises der Novenberechtigung 11 . In<br />

Bezug auf Kinderbelange sind Noven unbeschränkt 12 zulässig.<br />

5<br />

Sutter/Freiburghaus (Anm. 1) Art. 138 ZGB N 9.<br />

6<br />

Sutter/Freiburghaus (Anm. 1) Art. 138 ZGB N 9 ff.; BSK-ZGB I-Leuenberger (Anm. 1) Art. 138<br />

ZGB N 2.<br />

7<br />

Botschaft über die Änderung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches vom 15. November 1995,<br />

BBl 1996 I, 1 ff., 139.<br />

8<br />

Beschluss des Regierungsrats des <strong>Kanton</strong>s <strong>Schwyz</strong> Nr. 1214/1999 vom 10. August 1999, Ziff. 3.6.<br />

9<br />

Danach bleiben im Prozess über Ungültigkeit, Scheidung oder Trennung der Ehe die bundesrechtlichen<br />

Bestimmungen über das Rechtsmittelverfahren vorbehalten.<br />

10<br />

Dies entspricht der bisherigen Praxis des <strong>Kanton</strong>sgerichts (Urteil KG 186/98 ZK vom 9. Mai 2000,<br />

Urteil KG 125/98 ZK vom 23. Februar 1999).<br />

11<br />

Vgl. <strong>EGV</strong>-<strong>SZ</strong> 1977, 62 f.<br />

12<br />

Das heisst in jedem Verfahrensstadium.<br />

251

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!