Vorlesungsskript Kanalcodierung II - Universität Bremen
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<strong>Kanalcodierung</strong> <strong>II</strong><br />
Dr.-Ing. Volker Kühn, Dr.-Ing. Dirk Wübben<br />
Universität <strong>Bremen</strong><br />
Fachbereich 1, ANT<br />
Im Rahmen dieser Vorlesung sollen nicht alle Einzelheiten, die bei der Verkettung von Codes eine Rolle spielen<br />
behandelt werden. Vielmehr ist es die Aufgabe, ein grundlegendes Verständnis für die grobe Funktionsweise<br />
verschiedenen Prinzipien zu entwickeln. Insbesondere die iterative Decodierung in Kapitel 1.7 mit ihren speziellen<br />
Decodieralgorithmen ist ein sehr komplexes Feld, das nicht in seiner Vollständigkeit abgehandelt werden<br />
kann und noch Gegenstand der aktuellen Forschung ist.<br />
Abschnitt 1.3.2 enthält einen einfachen Einstieg in das Gebiet der verketteten Codes (concatenated codes)<br />
und erläutert am Beispiel einfacher Produktcodes deren Aufbau und Struktur sowie den Unterschied zwischen<br />
serieller und paralleler Verkettung. Danach werden in aller Kürze die erwähnten Turbo-Codes vorgestellt und<br />
im Anschluß ein leistungsfähiges Verfahren zur Decodierung verketteter Codes erklärt. Bevor jedoch auf eine<br />
geschickte Verkettung einfacher Teilcodes eingegangen wird, erfolgt in nächsten Abschnitt zunächst ein kurzer<br />
Einschub zur Erklärung des Interleaving.<br />
1.2 Interleaving (Codespreizung)<br />
Diese auch als Codespreizung oder Verschachtelung bekannte Technik beeinflußt in hohem Maße die Leistungsfähigkeit<br />
verketteter Codes und stellt somit eine wichtige zu optimierende Komponente dar. Interleaver<br />
werden nicht nur in Zusammenhang mit verketteten Codes verwendet, sondern kommen auch bei der Spreizung<br />
von Bündelfehlern, die z.B. durch Fading entstanden sind, zum Einsatz.<br />
1.2.1 Blockinterleaver<br />
Der Begriff Interleaving beschreibt die Permutation einer Symbolfolgex, d.h. die Veränderung der Reihenfolge<br />
der in x enthaltenen Symbole. Der einfachste Fall ist der sogenannte Blockinterleaver, welcher in Bild 1.3<br />
abgebildet ist. In diesem Beispiel besteht er aus 3 Zeilen und 5 Spalten. Er wird Spalte für Spalte mit dem<br />
Eingangsvektor<br />
x = (x 0 x 1 x 2 x 3 x 4 x 5 x 6 x 7 x 8 x 9 x 10 x 11 x 12 x 13 x 14 )<br />
beschrieben, allerdings zeilenweise ausgelesen. Somit erhalten wir<br />
˜x = (x 0 x 3 x 6 x 9 x 12 x 1 x 4 x 7 x 10 x 13 x 2 x 5 x 8 x 11 x 14 )<br />
Schreiben<br />
x 0<br />
x 12<br />
x 3<br />
x 6 x 9<br />
x 1 x 4<br />
x 7<br />
x 10<br />
x 13<br />
x 11<br />
x 14<br />
Lesen<br />
Bild 1.3: Allgemeiner Aufbau eines Interleavers<br />
Es ist zu erkennen, dass zwischen ursprünglich benachbarten Symbolen nun ein Abstand von L I = 5 existiert.<br />
Dieser Abstand wird als Interleavingtiefe bezeichnet. Die optimale Dimensionierung des Interleavers hängt<br />
von mehreren Faktoren ab und wird auch durch den jeweiligen Verwendungszweck beeinflußt.<br />
Anzahl der Spalten<br />
Die Anzahl der Spalten bestimmt direkt die Interleavingtiefe L I . Sollen beispielsweise Bündelfehler bis zu einer<br />
Längebam Eingang eines Viterbi-Decodierers aufgebrochen werden, mussL I ≥ b gelten, damit sichergestellt<br />
ist, dass sich der Bündelfehler inL I Einzelfehler aufteilt. Dabei ist leicht einzusehen, dass die Interleavingtiefe<br />
vergrößert werden kann, wenn die Anzahl der Spalten erhöht wird.<br />
1.2. INTERLEAVING (CODESPREIZUNG) 3