Vorlesungsskript Kanalcodierung II - Universität Bremen
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<strong>Kanalcodierung</strong> <strong>II</strong><br />
Dr.-Ing. Volker Kühn, Dr.-Ing. Dirk Wübben<br />
Universität <strong>Bremen</strong><br />
Fachbereich 1, ANT<br />
Mit Gl. (1.28) steht nun ein Funktional zur Verfügung, um das log-likelihood-Verhältnis der Verknüpfung zweier<br />
statistisch unabhängiger Größen zu berechnen. Die mathematischen Umrechnungen werden in der Literatur<br />
auch alsL-Algebra bezeichnet. Gl. (1.28) lässt sich mit Hilfe der Beziehungentanh(x/2) = (e x −1)/(e x +1)<br />
und ln 1+x<br />
1−x<br />
= 2arthanh(x) in folgende Form umschreiben1<br />
L(u 1 ⊕u 2 ) = ln 1+tanh(L(x 1)/2)·tanh(L(x 2 )/2)<br />
1−tanh(L(x 1 )/2)·tanh(L(x 2 )/2)<br />
= 2arthanh(tanh(L(x 1 )/2)·tanh(L(x 2 )/2))<br />
(1.29)<br />
= 2arthanh(λ 1 ·λ 2 ) mit λ i = tanh(L(x i )/2) . (1.30)<br />
Durch Gl. (1.30) ist eine einfache schaltungstechnische Realisierung möglich, wie sie in Bild 1.20 dargestellt<br />
ist. Die Eingangswerte L(x i ) stellen die Ausgangssignale des matched-Filters dar, die dann über die tanh-<br />
Funktion nichtlinear abgebildet werden. Das Ergebnis der artanh-Funktion des Produktes stellt dann das gesuchte<br />
LLR dar.<br />
L( x 1<br />
) 1/2<br />
tanh( )<br />
1<br />
+1<br />
-1<br />
artanh( )<br />
2<br />
L( x · x )<br />
1 2<br />
L( x )<br />
1/2<br />
tanh( )<br />
2<br />
2<br />
-1<br />
+1<br />
Bild 1.20: Berechnung des LLR für das Produkt zweier statistisch unabhängiger Signale<br />
Betrachtet man den Verlauf der tanh-Funktion, so lässt sich einfach eine Approximation ableiten. Für betragsmäßig<br />
große LLR’s gerät der tanh in die Sättigung, er strebt asymptotisch gegen ±1. Dazwischen besitzt<br />
er einen annähernd linearen Verlauf mit einem Winkel von π/4 im Nullpunkt. Da das Produkt der λ i gebildet<br />
wird, spielen Werte in der Nähe von ±1 für den Betrag des Ergebnisses keine Rolle, dieser wird aufgrund der<br />
’Fast-Linearität’ durch das Minimum der Eingangsbeträge bestimmt. Das Vorzeichen ergibt sich hingegen aus<br />
dem Produkt der einzelnen Vorzeichen. Wir erhalten also folgende vereinfachende Approximation<br />
L(u 1 ⊕u 2 ) ≈ sgn{L(x 1 )}·sgn{L(x 2 )}·min{|L(x 1 )|,|L(x 2 )|} (1.31)<br />
Allgemein können die Ausdrücke in den letzten Gleichungen auch für mehr als 2 Variablen angegeben werden.<br />
Ein Beweis für die Gültigkeit kann per vollständiger Induktion erfolgen (s. Übung <strong>Kanalcodierung</strong> 2). Im<br />
Folgenden sind für n statistisch unabhängige Symbole kurz die Ergebnisse aufgeführt.<br />
n∏<br />
(e L(ui) ∏<br />
+1)+ n (e L(ui) −1)<br />
i=1 i=1<br />
L(u 1 ⊕...⊕u n ) = ln n∏ ∏<br />
(e L(ui) +1)− n (1.32)<br />
(e L(ui) −1)<br />
i=1<br />
i=1<br />
∏<br />
1+ n tanh(L(x i )/2) ( n<br />
)<br />
∏<br />
i=1<br />
= ln<br />
∏<br />
1− n = 2arthanh tanh(L(x i )/2)<br />
tanh(L(x i )/2) i=1<br />
≈<br />
n∏<br />
i=1<br />
i=1<br />
(1.33)<br />
sgn{L(x i )}·min<br />
i<br />
{|L(x i )|} (1.34)<br />
1 Die Umformung lässt sich leichter zeigen, wenn Gl. (1.28) ausgehend von Gl. (1.30) abgeleitet wird.<br />
1.7. DECODIERUNG VERKETTETER CODES 24