Vorlesungsskript Kanalcodierung II - Universität Bremen
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<strong>Kanalcodierung</strong> <strong>II</strong><br />
Dr.-Ing. Volker Kühn, Dr.-Ing. Dirk Wübben<br />
Universität <strong>Bremen</strong><br />
Fachbereich 1, ANT<br />
Dieses Ergebnis ist ein wichtiger Meilenstein in der Codierungstheorie, da mit Hilfe der Turbo-Codes viele<br />
wichtige Eigenschaften verketteter Codes zu analysieren sind. Neben der geschickten Kombination mehrerer<br />
Codes, die Gegenstand dieses Abschnitts ist, spielt ferner der iterative Decodierprozeß eine wichtige Rolle.<br />
Seiner speziellen Struktur verdanken die Turbo-Codes auch ihren Namen. Da diese spezielle Art der Decodierung<br />
auch für die im vorigen Abschnitt behandelten Produktcodes angewendet wird, erfolgt die Beschreibung<br />
separat im nächsten Abschnitt.<br />
Seit ihrer ersten Vorstellung beschäftigen sich weltweit unzählige Forscher mit den Turbo-Codes. Sie sorgten<br />
gewissermaßen für eine Initialzündung, den die iterative Decodierung wurde nun auf viele Bereiche auch außerhalb<br />
der Codierung angewandt (mehr dazu im nächsten Abschnitt). Einige sehr interessante und wichtige<br />
Eigenschaften der Turbo-Codes wurden erst nach ihrer Entwicklung analysiert und verstanden, so z.B. der eigentliche<br />
Grund für ihre bisher noch nie erreichte Leistungsfähigkeit. Wir wollen in dieser Vorlesung lediglich<br />
die Grundlagen der Turbo-Codes erläutern. Auch werden nicht alle Aussagen durch mathematische Beweise<br />
oder Herleitungen belegt. Vielmehr geht es darum, das prinzipielle Verständnis für diese spezielle Art der<br />
Codeverkettung zu verstehen.<br />
Allgemeiner Aufbau von Turbo-Codes<br />
Den generellen Aufbau eines Turbo-Codierers zeigt Bild 1.13. Sie bestehen aus einer parallelen Verkettung von<br />
i.a. q Faltungscodes, wobei die zum Einsatz kommenden Codes nicht zwingend unterschiedlich sein müssen.<br />
In den meisten Fällen werden sogar identische Teilcodes verwendet. Jeder Teilcodierer C i erhält die gleiche<br />
Eingangsfolge u, allerdings in jeweils unterschiedlicher Reihenfolge (u i ). Die verschiedenen Permutationen<br />
von u in u i werden über Interleaver Π i realisiert, wobei der Interleaver Π 1 vor dem ersten Teilcode C 1 auch<br />
weggelassen werden kann.<br />
u<br />
1<br />
u 1<br />
C 1<br />
2<br />
q<br />
u 2<br />
C<br />
c 2<br />
2<br />
c 1<br />
c<br />
P<br />
u q<br />
C q<br />
c q<br />
Bild 1.13: Allgemeiner Aufbau eines Turbo-Codes bestehend ausq Teilcodes<br />
Als Teilcodes werden in der Regel systematische Codes eingesetzt, die Ausgänge der Codierer in Bild 1.13<br />
liefern demnach nur die redundanten Prüfbit. Die Informationsbit u werden über den oberen Zweig direkt<br />
an den Ausgang geführt. Turbo-Codes sind also systematische Codes! Zur Anpassung der Gesamtcoderate<br />
können sowohl die Prüfbit als auch die Informationsbit punktiert werden. Hierzu dient die Punktierungsmatrix<br />
P.<br />
Die Coderate des verketteten Codes lässt sich wie folgt berechnen. Alle Codierer C i erhalten Eingangssequenzenu<br />
i gleicher Längek = L Π . Sie besitzen die Coderaten R c,i = k/n i . Daunur einmal übertragen wird, fügt<br />
jeder Teilcode n i −k Prüfbit hinzu. Werden nur die Prüfbit der Teilcodierer C i und nicht u punktiert, so ergibt<br />
sich insgesamt die Coderate<br />
R c =<br />
=<br />
k<br />
k+(n 1 −k)+(n 2 −k)+ ··· +(n q −k) =<br />
∑ q<br />
i=1 n i<br />
k<br />
∑ q<br />
i=1 n i −(q −1)·k<br />
1<br />
k −(q −1) = 1<br />
∑ q 1<br />
i=1 R c,i<br />
−(q −1) . (1.6)<br />
1.4. PARALLELE CODEVERKETTUNG (TURBO-CODES) 12