Vorlesungsskript Kanalcodierung II - Universität Bremen
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<strong>Kanalcodierung</strong> <strong>II</strong><br />
Dr.-Ing. Volker Kühn, Dr.-Ing. Dirk Wübben<br />
Universität <strong>Bremen</strong><br />
Fachbereich 1, ANT<br />
nationen von Block- und Faltungscodes anwendbar. Prinzipiell stellt sich hier die Frage, welchen Code man<br />
als inneren und welchen man als äußeren Code wählt. Diese Frage ist nicht grundsätzlich zu beantworten, die<br />
Antwort hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise ist es hinsichtlich des Distanzspektrums<br />
eines verketteten Codes von Vorteil, wenn der äußere Code eine möglichst große freie Distanz besitzt. Demnach<br />
müßte der stärkere von zwei Codes als äußerer Code eingesetzt werden.<br />
Wie sich später allerdings zeigen wird, können verkettete Codes aus Gründen der Realisierbarkeit im allgemeinen<br />
nicht nach dem Maximum Likelihood-Kriterium decodiert werden. Vielmehr wird die in Abschnitt 1.7<br />
beschriebene iterative Decodierung eingesetzt. Für sie ist es günstiger, den stärkeren Code innen einzusetzen,<br />
da dieser zuerst decodiert wird und somit eine bessere Ausgangsbasis für die Decodierung des äußeren Codes<br />
liefert.<br />
Im Folgenden werden zwei serielle Codeverkettungen behandelt, die beide Faltungscodes einsetzen und die in<br />
Bild 1.6 dargestellte Struktur aufweisen. Die erste Verkettung besteht aus zwei über einen Interleaver verbundenen<br />
Faltungscodes. Der äußere Codierer kann problemlos terminiert werden, wohingegen der innere Codierer<br />
die codierte Sequenz des äußeren erhält und sein Trellisdiagramm somit offen bleibt.<br />
Die zweite Verkettung setzt sich aus einem äußeren (terminierten) Faltungscode und einem inneren Walsh-<br />
Hadamard-Code zusammen. Der Walsh-Hadamard-Code ist ein linearer, systematischer Blockcode der Rate<br />
ld(M)/M, d.h. er ordnet beispielsweise einem 6-Bit-Eingangswort ein 64-Bit-Ausgangswort zu. Damit ist der<br />
WH-Code ein niedrigratiger Code. Eine Besonderheit besteht darin, dass seine Ausgangsworte orthogonal zueinander<br />
sind. Aus diesem Grund werden WH-Codes auch als orthogonale Modulationsverfahren interpretiert.<br />
Die Kombination von äußerem Faltungscode und innerem WH-Code wird übrigens in einem Mobilfunksystem<br />
der zweiten Generation, dem Qualcomm-System IS-95 in den USA verwendet.<br />
1.4 Parallele Codeverkettung (Turbo-Codes)<br />
1.4.1 Modifikation der Produktcodes<br />
Am Anfang dieses Kapitels wurde schon die parallele Verkettung von Codes angesprochen. Der Unterschied<br />
zur seriellen Verknüpfung besteht darin, dass hier ausschließlich die Informationsbit von mehreren Teilcodes<br />
codiert werden, die jeweiligen Prüfbit jedoch nicht. Dies lässt sich leicht auf die weiter vorne betrachteten<br />
Produktcodes übertragen. Wir können den in Bild 1.5 dargestellten Produktcode in eine parallele Verkettung<br />
zweier Codes überführen, indem wir die Prüfbit der Prüfbitp + entfernen. Es ergibt sich dann folgende Struktur.<br />
k -<br />
- -<br />
n -k<br />
u p -<br />
k |<br />
| |<br />
n -k<br />
C -<br />
p |<br />
C |<br />
Bild 1.9: Allgemeine Struktur eines unvollständigen Produktcodes<br />
1.4. PARALLELE CODEVERKETTUNG (TURBO-CODES) 9