deutsch museum von verzascatal - Museo di Val Verzasca

M U S E U M V O N V E R Z A S C A T A L
Casa Genardini in Sonogno, Aussenansicht
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M u s e u M s f ü h r e r
Vor dem museum
mühlsteine
der letzten, bis 1926 aktiven Wassermühle von Sonogno.
steinmörser (er pira)
D E U T S C H
Wir gehen davon aus, dass dieser beachtliche Mörser als kleine Mühle für den Hausgebrauch
bis zur Einführung der Wassermühlen im Tal genutzt wurde. Später funktionierte man ihn zur
Verarbeitung des Hanfs um.

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2. Stock
1. Stock
EG
Kaminfeger
gestern
das
verzascheser
haus:
schlafzimmer
das
verzascheser
haus:
typische Küche
Kaminfeger: illustrierte Bilder
(Eingang, Treppen und Korridor)
Casa Genardini in Sonogno, Innenansicht
Kaminfeger
heute
schulzimmer
subsistenzwirtschaft
Info point
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M u s e u M s f ü h r e r
die sammlung
D e u t s c h
Das Museum stellt Themen aus dem Leben und Schaffen der einheimischen Bevölkerung
des Verzascatals aus. Die Schwerpunkte liegen auf dem Wohnraum (Saal 2 - 3), die
landwirtschaftliche Tätigkeit und das Hirtenleben (Saal 1). Das Schulwesen (Saal 4) und
die Kaminfeger (Saal 5 - 6).
audio - untermalung
Das Museum wurde in einem typischen Haus des Verzascatals eingerichtet. Um einen
Teil der früheren lebendigen Atmosphäre aufleben zu lassen, wurde neben den Gebrauchs
- und Einrichtungsgegenständen eine Audio - Untermalung eingerichtet. Frau Candida
Willemse - Matasci hat für diese im Laufe der Zeit einen Schatz an einheimischen
Kinderreimen, Sprichwörter und Ausdrucksweisen des Verzascatals zusammengetragen.
Diese werden im typischen Dialekt von Sonogno von der Sammlerin selber vorgetragen.
Begleitet wird sie dabei von einem fünfjährigen Mädchen namens Chiara, mit der sie sich
unterhält. Zu hören sind die Texte in der Küche und im Schlafgemach. Für die Küche
wurden gezielt Texte ausgewählt, die sich inhaltlich mit der Nahrung und dem Wetter
befassen. Im Schlafgemach hingegen, kann man Kinderreime und Gebete hören.
touch screen
Im Eingangsbereich (Saal 1) stehen Fotos, Kurzfilme und Dokumente über das Museum
und das Verzascatal zur Verfügung. Dieses Material gibt einen ausgezeichneten Überblick
über das Tal. Der Besucher findet dort ausserdem weitere Anregungen und Informationen
über Lehrpfade und andere interessante Gebäude des Verzascatals.

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Beispiel einer Almwirtschaft im Verzascatal
Sonogno – Alpe Vigornesso (Max Gschwend, 1946)
die Wirtschaft im tal
Mit seinen steilen Hängen und dem schmalen Talboden, den kaum
besonnten Nordhängen und den weitgehend auf 1400 ü/M gelegenen
ausgedehnten Weideflächen, war das Verzascatal schon immer eine
karge Landschaft. Die Landwirtschaft stützte sich auf die beschränkt
nutzbaren Anbauflächen. Weinanbau war nur bis 600 Meter möglich.
Der allgemein verbreiteten Viehhaltung standen meist steile und steinige
Weidehänge zur Verfügung. Trotz dieser durch die Landschaft
des Tales geprägten harten Bedingungen, waren die Einwohner bis
zum Anfang des 20. Jahrhunderts weitgehend Selbstversorger. Die
Bevölkerung deckte ihren Lebensunterhalt durch die Wanderherden,
einen bescheidenen Handel auf dem Markt von Locarno und dem
Verdienst den die saisonalen Auswanderer heimbrachten.
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raum 1: suBsistenzWirtschaft
D e u t s c h
Viehzucht und milchWirtschaft
Diese bestimmte durch die Pflege und Aufzucht der Tiere und die damit verbundene halbnomadische
Lebensweise der Wanderhirten ihren Lebensablauf. Die Wanderbewegungen der
Hirten aus dem Verzascatal umfassten im wesentlichen folgendes Gebiet: im Winter zogen
die Hirten in das Tal und zwar in die Dörfer Tenero, Gordola, Lavertezzo Piano, Gerra Piano
und Cugnasco. Im Sommer trieben sie die Herden zurück ins Verzascatal, im Mai auf
die Voralmen und im Sommer auf die hoch gelegenen Almen. Die Milch und ihre Nebenerzeugnisse
bildeten einen Teil ihres Unterhalts, sowie die Viehhaltung mit dem Bestossen
der Almen, die Heuernte, der Unterhalt und Bau der Ställe im Tal, Dorf und am Berg.
BeWirtschaftung der felder und die polenta
Auf den wenigen Feldern im Tal wurden Roggen und Hanf angebaut. Der Mais, welcher
zur Zubereitung der Polenta diente wurde hingegen in der Magadino Ebene angebaut.
Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts bestand die Ebene allerdings aus Feuchtwiesen, welche
von dem Fluss Ticino öfters überschwemmt wurden. Dieses führte zu einer wenig verlässlichen
Ernte auf den mühsam angelegten Feldern.
die Kastanie
Ein äusserst wichtiger Nahrungslieferant für die Bevölkerung des Verzascatals war der
Kastanienbaum. Die Familien wanderten oft bis auf den Monte Ceneri um im Herbst in
den dortigen Wäldern die Früchte zu sammeln. So selbstverständlich war die Kastanie als
Nahrungslieferant im täglichen Leben der Bewohner des Verzascatals, dass sie den Kastanienbaum
schlicht el arbor (den Baum) nannten. Die frisch gesammelten Kastanien bewahrte
man zusammen mit Buchenblättern in Bottichen auf. Zum Trocknen legte man diese in die
grá (ein Gestell, in dem man die Kastanien über dem Feuer trocknete).
Die getrockneten Kastanien wurden in Säcke gefüllt und solange geklopft bis die Schale
abgesprungen war. Dazu bediente man sich auch eines speziellen Werkzeuges, das spadigia
genannt wurde und im Saal ausgestellt ist. Aufbewahrt wurden die getrockneten Kastanien
in Holztruhen.

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das Brot
Dieses wurde meistens aus Roggenmehl zubereitet, welches von den wenigen
Anbauflächen im Tal stammte. Das Mehl wurde auch in denen im
Tal vorhandenen Mühlen gemahlen. Im Dorf Frasco kann man noch heute
jeden Samstag eine alte funktionsfähige Mühle besuchen. Gebacken wurde
zweimal im Monat im eigenen Hausofen oder in Gemeinschaftsöfen.
Das Roggenbrot bewahrte man mehrere Wochen in frischen und gut durchlüfteten
Räumen auf. Weissbrot blieb eine Seltenheit und man kaufte es auf
dem Markt von Locarno für Kranke oder Wöchnerinnen ein.
die saisonale ausWanderung
Die kärglichen Lebensbedingungen zwangen viele Bewohner des Tales zur saisonalen
Auswanderung. Bekannt ist das Verzascatal in diesem Zusammenhang
für seine Kaminfeger. Der Anfang des Rundgangs zum obigen Thema beginnt
beim beleuchteten Kamin in Saal 1. Er führt zu den oberen Stockwerken, wo
er endet.
inVentar
1 Penagia todésca: Drehbutterfass. Siehe auch Variante in Kastenform.
2 Er bolgèta: Salztasche aus Ziegenhaut.
3 El trüsée: Käsebrecher.
4 Er lira: Käsebecher.
5 Er rüfa: Aufhängung mit einem Zahnradmechanismus für den
Käsekessel. Er ist der Vorläufer der Kaminkette. Es gab davon auch
einfachere Ausführungen.
6 El tórn: Kesselträger mit drehbarem Arm.
raum 1: suBsistenzWirtschaft
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7 Er caldéra: Käsekessel aus Kupfer. Die grössten auf den Almen genutzten Kessel,
konnten bis zu 200 Liter Milch fassen und ihr Transport auf die Alm gestaltete sich zu
der Zeit als kein leichtes Unterfangen.
8 Er blaca: Käseleinen zum Herausheben der geronnenen Käsemasse aus den Kessel.
9 Penagia: Butterfass. Verschiedene Ausführungen.
10 Behälter für das Lab (quagiaröö). Schachtel in der die quagiaröö, die getrockneten Mägen
von Zicklein aufbewahrt wurden. Damit wurde die Milch zum Gerinnen gebracht.
11-13 El motígn: Holzbecken um die Butter zu waschen.
Div. Ausführungen.
14 Brénta, brentígn: Milchbrente.
15 Er perzória, el perzöiro: Abtropfbrett. Schräges, mit Rillen versehene Platte, Brett oder
Stein, auf dem die frische Käsemasse zum Abtropfen gelegt wurde.
16 El Scérc: Käseformen.
17 El cópp: Rahmschöpfer aus Holz.
18 El scagn: Melkschemel.
19 Conca: Flasche Schale zum Abrahmen der Milch.
20 El dartóo: Milchfilter. Die Milch wurde früher durch eine Handvoll Hexenkraut (el
mamedvént) gefiltert, welches man über die Oeffnung legte. Später wurde dieses Verfahren
durch ein Tuch ersetzt.
21 Scarèta: Träger für «conca» Milchfilter.
22 Butterstempel.
23 Traggestell für Heu und Holz.
24 Ass der presev: Teil einer Futterkrippe mit halbrunden Ringen (pagnaa) an denen
die Ziegen und Schafe festgebunden wurden. Beiliegend auch einige zu der Zeit
gebräuchlichen Halsbänder für Ziegen und Kälber (carigia).
25 Sack. In diesen legte man die getrockneten Kastanien und schlug sie solange auf einen
Stein oder Holzstumpf, bis sich die Schalen von der Früchten gelöst hatten.
26 Er padèla dai brasch: Marronipfanne.
27 El spisc: Holzhammer um die Kastanien aus den Igeln zu schlagen.
28 Er gióva: Zange zum sammeln der Kastanien samt ihrem stacheligen Gehäuse.
29 Er spadigia: Gerät um die getrockneten Kastanien von der Schale zu trennen.
30 Catapóm: Obstpflücker.

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Die Küche
Es handelt sich hier um ein typisches Beispiel einer Küche des Verzascatals.
Noch in Benutzung bis Anfang des 20. Jahrhunderts, wurden seitdem
keine Veränderungen am Bestand vorgenommen. Die Familie, die dieses
Haus bewohnte, gehörte auch zu den Wanderhirten, deren Leben dem
Rhythmus und den Bedürfnissen der Tiere unterlag. Dies spiegelt sich auch
in der Ausstattung der Küche wieder. Es gibt weder Tisch noch Stuhl. Die
einzelnen Familienmitglieder nahmen auf den Bänken ihr bescheidenes
Mahl zu unterschiedlichen Uhrzeiten ein.
feuer und gastfreundschaft
Das tägliche Leben spielte sich im Wesentlichen in der Küche ab. Sozialer Kontakt
und der Austausch der Familienmitglieder untereinander geschah in der Küche vor
dem Kaminfeuer. War dies doch ein Ort welcher allein schon durch das wärmende
Feuer willkommen hiess. Deshalb nannten die Bewohner des Tals die Küche auch
einfach cá: Haus. Die Kinder erledigten ihre Schulaufgaben auf kleinen Bänken
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raum 2: die Küche
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sitzend, die an den Kamin gerückt wurden. Der Rest der Familie besonders die Frauen, klatschten,
erzählten sich Geschichten und Märchen am Kaminfeuer. Vor dem Schlafengehen, war es auch üblich,
dort den Rosenkranz zu beten. Bei einer bevorstehenden Geburt richtete und sterilisierte die
comare (die Hebamme) an diesem einzigen Feuer im Haus auch ihre Instrumente.
heizung
Die Küche war der einzige warme und beheizte Ort im ganzen Haus. Bedingt durch den mangelhaften
Abzug des Kamins, trat oft Rauch aus und schwärzte somit im Laufe der Zeit die Wände.
die ernährung
Diese bestand gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend aus Polenta, Brot und Kastanien. Ansonsten
ass man die Feldfrüchte die im Tal angebaut werden konnten wie die Kartoffel und ernährte
sich von den Milchprodukten wie Milch und Käse die man durch die Viehhaltung gewann. Fleisch
kam selten auf den Tisch der einheimischen Bevölkerung. War dieses jedoch der Fall, dann bestand
es aus erlegtem Wild oder Kleinvieh vom Hof und bei einer hauseigenen Schlachtung aus Schweinefleisch.
Andere Nahrungsmittel die man für den täglichen Gebrauch benötigte wie Zucker, Reis,
Kaffee oder Salz, wurden im Dorfladen oder auf dem Markt von Locarno eingekauft.
aufBeWahrung der speisen
Die schnell verderblichen Speisen wurden zur Aufbewahrung in den kühlen Kellern gelagert. Diese
besassen eine eigene Belüftung der fidariöo (schräges Wandloch) genannt, der für eine konstant
bleibende Temperatur sorgte. Zusätzlich durchquerte oft ein offener Wasserlauf den Raum, welcher
zur Erhaltung der Feuchtigkeit im Keller beitrug. Zur Aufbewahrung ausserhalb des Ortes wurden
auch die sogenannten fregère benutzt.
Wasser und strom
Das Wasser holte man sich am Brunnen. Erst 1934 wurde ein Aquädukt gebaut. Die Beleuchtung
bestand anfänglich aus Kerzen und Petroleumlampen. Frasco und Sonogno gehörten zu den ersten
Dörfern die von dem kleinen wasserbetriebenen Elektrizitätswerk in Frasco Strom erhielten. Im
Winter jedoch, wenn in Frasco das Wasser gefror, oder Buchenblättern den Wasserzufluss des Elektrizitätswerks
verstopften, blieb es in den Dörfern dunkel. Erst nach 1940 konnten alle Dörfer des
Tales an den Strom angeschlossen und versorgt werden.

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inVentar
1 Er cabia: Vogelkäfig.
2 Er züca dal vign: Kürbisflasche. Der ausgehölte Kürbis diente als Weingefäss.
3 El vall: Getreideschwinge. Damit trennte man die Spreu vom Korn.
4 Er marna: Backtruhe. Sie diente der Zubereitung des Teiges aus
Roggenmehl, Hefe und warmen Wasser.
5 Er para: Brotschieber. Genutzt für den museumseigenen Holzofen.
6 El corabi: Werkzeug zum auffangen und verteilen der Glut im Holzofen.
7 Besen aus Ginsterreisen mit dem man die Asche aus dem Backhofen fegte.
8 Kerzenhalter. Es sind verschiedene Modelle ausgestellt.
9 El masnígn dal cafè: Kaffeemühle.
10 Salzfass zum Aufhängen.
11 Er basla: Holzteller für die Polenta.
12 El mortée: Mörser mit Stössel aus Holz.
13 Er füragn: Gefässe mit einem Deckel aus Spekstein. Er diente der
Aufbewahrung von gepöckeltem Fleisch oder geklärter Butter.
14 Lavésg: Gefäss aus Speckstein zum kochen.
15 El caldiröö: Kupferkessel zum kochen der Polenta.
16 Bügeleisen mit Platte. Verschiedene Modelle.
17 Kleiner Topf.
18 Tostígn: Kaffeeröster. Gestell mit kleinem Kohlebecken. Div. Ausführungen.
19 Sieb.
20 Er sedèla: Wassereimer.
21 Er füséra: Abtropfgestell für Geschirr. Typische verzascheser Ausführung.
22 Form mit der Kerzen aus Ziegenfett hergestellt wurden.
raum 2: die Küche
23 Gratügia: Käsereibe.
24 Fruchtkorb. Von der Decke abgehängt hielt die Nagetiere vom Obst fern.
25 Brotleiter. Diese wurde in der Regel im Schlafzimmer aufbewahrt.
26 Mäusefalle.
27 Er credénza: Kredenz. Besonders erwähnenswert sind im unterem Teil des Möbels die
Gemshörner, an denen die Kochtöpfe aufgehängt wurden.
28 Holzstück mit ausgearbeiteter Vertiefung. Aus dem Teil sollte ein Schüssel gewonnen
werden.
29 Er sacògia: Reisetasche.
30 Besteckhalter aus Holz zum aufhängen mit geschnitztem Vogelkopf.
31 Blechflasche mit Verschluss. Dieses Gefäss diente der Aufbewahrung von Oel oder
Petroleum für Lampen und Lanternen.
32 El malvist: Weinfässchen. Im Dialekt malvist was «ungern gesehen» bedeutet. Dieses
Weinfässchen musste nämlich vom Weinhändler umsonst gefüllt werden, wenn der Kunde
eine Korbflasche oder ein Weinfass bei ihm erwarb.
33 Steinguttopf. Aufbewahrung für geklärte Butter.
audio - untermalung
D e u t s c h
Zu dem Thema Nahrung und Wetter kann man die von Frau Candida Willemse - Matasci im
laufe der Zeit gesammelten Kinderreime, Sprichwörter und Ausdrucksweisen aus dem Verzascatal
hören. Diese werden im Dialekt von Sonogno vorgetragen.

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Das Schlafzimmer
Das Schlafzimmer war mit schlichten und praktischen Möbeln ausgestattet,
die im Tal angefertigt wurden. Meistens bestand die Ausstattung aus einem
Bett mit einer Wiege oder einem Kinderbettchen, einem Nachttischchen
oder einer Sitztruhe. Die Gläubigkeit fand ihren Ausdruck in der Wanddekoration,
welche aus Heiligen- oder Madonnendarstellungen bestand, einem
Wandgefäss für das Weihwasser und einem Kruzifix.
das Bett
Die Füllung der Matratze bestand aus Buchenblättern, die man im Herbst zusammenrechte
und trocknete. Damit füllte man den Sack die bisacca genannt,
welche als Matratze diente. Manchmal bestand die Füllung statt aus Blättern auch
aus den getrockneten Blättern der Maiskolben. Die Laken wurden gewöhnlich aus
Hanf gewoben. Der Hanf wurde im Tal angebaut, geschnitten und in besonderen
Gruben gewässert und eingeweicht, um dann zu einem festen Faden verarbeitet zu
werden.
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raum 3: das schlafzimmer
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die Wiege oder das KinderBettchen
Die jüngsten Kinder schliefen in dem Schlafzimmer der Eltern. Die Kindersterblichkeit war damals
sehr hoch. Die Kinder starben an Mangelernährung, mangelnder Hygiene oder kamen bei Unfällen
ums Leben.
schlafstellen
In den Familien mit zahlreichen Kindern waren die Betten knapp und es war üblich in einem Bett
zu zweit zu schlafen.
die heizung
Eine Heizung gab es keine. Die Häuser besassen damals noch keine Glasscheiben, wodurch die Aussenluft
ungehemmt durch den Wohnraum floss. In der kalten Jahreszeit führte dies dazu, dass die
Temperatur selbst in den Häusern unter den Gefrierpunkt sinken konnte. Um sich deshalb etwas
gegen die Kälte zu schützen, wurden die Fenster mit einer Leinwand oder Brettern geschlossen.
Die Schlafstelle wurde vor dem Schlafengehen mit dem Bettwärmer el prèvat genannt, angewärmt.
Die einfachere Form des el prèvat bestand aus einem Stein, der im Feuer aufgewärmt wurde und
anschliessend mit Lappen umwickelt zum Aufwärmen des Bettes diente.
die BeKleidung
In einer Sitztruhe im Schlafzimmer wurden die Kleider sowie die schörpia (Aussteuer) aufbewahrt.
Die schörpia wurde in Handarbeit von den Frauen hergestellt und bestand für gewöhnlich aus Laken
und Säuglingsbekleidung. Nachthemden waren nicht üblich. Des öfters legte man sich einfach mit
der Tagesbekleidung ins Bett. Damals wurden die Kleider nicht so oft gewechselt wie heute. Die
persönliche Hygiene war auf das Minimum beschränkt. Man wusch sich über einem Eimer vor dem
Kamin oder nahm ein Bad im Fluss, wenn die Zeit es zuliess.
WanddeKoration
Im ganzen Alpenbogen war die Marienanbetung sehr verbreitet. Deshalb fehlten auch bei den
Bewohnern des Verzascatals weder im Zimmer noch in der Küche die kleinen Heiligenbilder, Reliquien
oder das Mitbringsel einer Pilgerfahrt. Ein sehr beliebtes Pilgerziel war das Heiligtum der
Madonna del Sasso in Orselina.

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Bett
- Licéria. Bettgestell aus Lärchenholz. Eingelegt, führt die Jahreszahl 1793
und stammt aus dem Haus der Familie Rusconi in Brione Verzasca. Die
Matratze wurde durch einen Sack mit getrockneten Buchenblättern ersetzt.
Die Laken sind aus Hanf gewoben.
- El prèvat. Das Bett konnte mit dem el prèvat (Bettwärmer) angewärmt
werden. Dieser bestand aus einem Holzgestell welches zwischen die Laken
geschoben wurde. In den so entstandenen Hohlraum zwischen den Laken,
legte man den mit Löchern versehene und mit glühenden Kohlen gefüllten
Bettwärmer. Das Holzgestell verhinderte das ansengen der Laken und sorgte
für eine gleichmässige Verteilung der Wärme im Bett.
KinderBettchen
- Kinderbettchen aus dem oberen Teil des Tales stammend.
- Bisacca. Durch eine Oeffnung im Sack kann man den Inhalt der aus Buchenblättern
(bisacche) besteht sehen.
- Girello. Die Familien waren sehr kinderreich. Es gab immer Nachwuchs
der gehütete werde musste. Diese Aufgabe fiel meistens auf die älteren Kinder,
denn die Mutter war mit Arbeiten im und ausserhalb des Hauses ausgelastet.
Hier ein Beispiel für ein Objekt welches der Beaufsichtigung der
Kleinen diente.
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raum 3: das schlafzimmer
WanddeKor
- Diverse Bildchen (als mehrfarbige Drucke). Diese Drucke mit religiösem Inhalt waren in
fast allen Küchen und Zimmern des Verzascatals zu finden.
- Bekleidung (Strümpfe, Schuhwerk,Tracht).Typische verzascheser Tracht. Datiert um das
Ende des 19. Jahrhunderts. Auch noch heute, gibt es in dem Tal einen Trachtenverein.
Dieser nimmt an örtlichen und schweizer Anlässen teil.
- Weihwassergefäss.
- Arcióm: gebogener Stab für die Wiege. Diesen befestigte man an der Wiege um darüber
ein Tuch zu legen welches den Säugling vor Insekten, Hitze und anderem schützen sollte.
in der Vitrine
Devotionalien und persönliche Gegenstände.
audio - untermalung
D e u t s c h
Man hört Kinderreime, Sprichwörter und Ausdrucksweisen aus dem Verzascatal. Gesammelt
von Candida Willemse - Matasci und von ihr im Dialekt von Sonogno vorgetragen,
wobei sie sich mit dem fünfjährigen Mädchen namens Chiara unterhält.

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Das Schulzimmer
Das ausgestellte Schulzimmer ist sozusagen ein «reduziertes» Beispiel
seiner Art, wie es wohl in vielen Dörfern des Tales ausgesehen
haben mag. Die Einrichtung bestand aus wenigen Möbeln: die
Bänke, das Katheder (ein einfacher Tisch und Stuhl, die manchmal
auf einem Holzpodest standen) die Tafel und ein Holzofen. Was die
Beleuchtung betrifft, so war diese oft mangelhaft.
zWei perioden und unterrichtsarten
Man kann für die Geschichte des Schulsystems im Verzascatal im
Wesentlichen zwei Perioden und Unterrichtsarten anführen. Die erste
umfasst die Zeit zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert in der es
die Kaplanischen Schulen gab. Von 1635 bis 1840 waren diese in jedem
Dorf vorhanden. Finanziert wurden sie durch die Dorfgemeinschaft und
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raum 4: das schulzimmer
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grosszügigen Spendern. Diese Schulen standen nur den Knaben offen und wurden von den
Pfarreien betrieben. Die zweite Periode beginnt mit der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die
staatliche und unentgeltliche Schule eingeführt wurde. Diese stand beiden Geschlechtern
offen und war für Kinder ab dem sechsten bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr obligatorisch.
Als Förderer dieses Schulsystems muss Stefano Franscini (Staatskanzler von 1893 bis 1848)
erwähnt werden. In dieser Zeit entstanden in dem Verzascatal zahlreiche Schulgebäude.
Möglich wurden diese auch dank des grossen Einsatzes der Bevölkerung. Aufgrund der
halbnomadischen Lebensweise der Bevölkerung und der saisonalen Auswanderung (als
Kaminfeger) war der Schulbesuch im Tal mit Konflikten belastet. Trotz der Anpassung
des Unterrichtsjahrs auf den Zeitraum von November bis März, liess sich die Lebensweise
oft nur schwer mit einem regelmässigen Schulbesuch vereinbaren.
didaKtiK, schulKlassen und unterrichtszeit
Die zur Verfügung stehenden Lehrmittel waren im 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts
beschränkt. Geschrieben wurde anfänglich mit Kreide auf Schiefertafeln, später in
Hefte mit Feder und Tinte oder mit Bleistiften. Die wenigen Bücher und Lehrtexte gingen
von Hand zu Hand. Morgens bis nachmittags wurde unterrichtet. Die Lehrer mussten
mit den recht grossen Klassen, in denen alle Altersstufen vertreten waren, fertig werden.
Es wurden das Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt. Die Unterrichtsmethode basierte
auf dem Auswendiglernen. Den Bedürfnissen des einzelnen Schülers wurde wenig Beachtung
geschenkt.
heizung und unterhalt des Klassenzimmers
Jedes Klassenzimmer besass einen Holzofen, welcher am Morgen vom Lehrer eingeheizt
wurde. Es war Bestimmung, dass jede Familie mit schulpflichtigen Kindern verpflichtet
war, eine gewisse Quantität von Holzscheiten anzuliefern (verankert im Schulgesetz Art.
4,1860). Jeder Schüler musste ausserdem jeden Tag ein paar Holzscheite mitbringen. Die
Kinder wurden auch angehalten für die Ordnung und die Sauberkeit des Klassenzimmers
zu sorgen.

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das Klassenzimmer Besitzt folgende einrichtung:
- Schulbank mit eingelassenem Tintenfass
- Katheder des Lehrers: Tisch und Stuhl auf einem Holzpodest (für Platzmangelhaft
sind diese Objekte nicht anwesend)
- Schiefertafel
- Holzofen
- Portrait von Stefano Franscini «Vater des öffentlichen Schulsystems»
- Kruzifix
- Landkarte vom Kanton Tessin (1930). Diese Landkarte ist insofern interessant,
als sie das Verzascatal noch so darstellt wie es vor dem Staudammbau
ausgesehen hat
Tintenlöscher
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raum 4: das schulzimmer
Vitrine linKs:
- Schreibfedern
- Tintenfässer
- Tuschen
- Tintenlöscher, welcher sich auf dem Katheder des Lehrers befand
- Holzetui vom Anfang des 20. Jahrhunderts
Vitrine rechts:
- Schulzeugnis
- Heft mit Schönschrift
- Diverse Hefte
- Schulbücher: Geschichte, Gemeinschaftskunde, Vorlesebuch, Katechismus
film
A scuola con i nonni (39’) (Zur Schule mit den Grosseltern)
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Der junge Kaminfeger Claudio Pacchiani aus Vaglio
Wie sind die Kaminfeger heute? Tragen sie noch einen Hut und
kleiden sie sich noch ganz in Schwarz? Werden sie immer noch als
Glücksbringer betrachtet?
In Zusammenarbeit mit der kantonalen Kamifegervereinigung präsentieren
wir die Bilder der Kaminfeger heute.
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raum 5: der Kaminfeger heute
ein Beruf
Der Kaminfeger von heute steigt nicht mehr im Kamin rauf und runter. Er ist ein Techniker
geworden, der sich mit den unterschiedlichen Anlagen und dem Material, welches
verfeuert wird, wie Holz, Pellet, Heizöl oder Gas auskennt.
die symBole
Die Visitenkarten wurden oft mit den Werkzeugen des Kaminfegers geschmückt. Die
Treppe und der Hut gehören zu den Symbolen, die man mit diesem Beruf am meisten
identifiziert.
Arbeitstagebuch des Kaminfegers Santino
Gamboni aus Vogorno 1945
D e u t s c h
Lieferwagen des Kaminfegers
Jans aus Giubiasco 2009

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in den Vitrinen Wurden folgende oBjeKte
zusammengetragen:
- Visitenkarten
- Dokumente
- Fotografien
- Diverse Objekte
- Kaminfeger Hut
- Kartenspiel Der schwarze Peter
- Themenbezogene Bücher
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raum 5: der Kaminfeger heute
filme
In diesem Saal ist es möglich, sich zwei Filme über die Kaminfeger anzusehen.
Einer ist in italienischer Sprache und einer auf Deutsch.
- Russ und Armut (22’50’’) Dokumentarfilm von Nelo Risi, der sich inhaltlich auf die Forschungsarbeit
von Elisabeth Wenger Die Jungen vom Kamin stützt. Schlüsselwort: Sonogno, «Die Schwarzen
Brüder», die Arbeit von Minderjährigen.
- Film von Anna Grossreiter (ca. 8’), von Kulturplatz den 07.09.2005
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Die Kaminfeger
Fiorente Gamboni,
Stefano Mozzettini
und Salvatore
Moranda in Como,
Weihnachten 1906
(od. 1907).
Foto im Besitz
von Ines Gamboni
und Elsa Morini
Gamboni, Vogorno
die ausWanderung
Not, Armut und die karge Landwirtschaft des Verzascatals trieb viele Einheimische
dazu auszuwandern. Ein Phänomen, welches viele andere Täler des
Alpenbogens gleichermassen betraf. Dank der Auswanderung, liess der demografische
Druck auf die bestehende Bevölkerung etwas nach. Es stellte sich
sogar durch den ausserhalb verdienten und heimgebrachten Verdienst eine
Aufbesserung der Lage in der Gemeinschaft ein.
die spezialisierung
Durch die saisonale Auswanderung, die sich auf die Solidarität und Empfehlungen
zwischen den Familien und der Gemeinschaft stützte, hat jede Region
ihre eigene Spezialisierung entwickelt. So wurde das Verzascatal für seine
zahlreichen Kaminfeger bekannt. Eine Tätigkeit die schon im 16. Jahrhundert
von den Auswanderern des nahe gelegenen Vigezzotals ausgeübt wurde.
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Wohin die ausWanderer gingen
Gegen Ende des Herbstes, wenn die landwirtschaftlichen Arbeiten ruhten, verliessen viele
Einwohner das Verzascatal, um ins Ausland zu gehen.
Vorwiegend zogen sie als Kaminfeger nach Norditalien. Die Reinigung der Kaminschlote erforderte
keine besonderen technischen Kenntnisse. Dafür wurde diese Dienstleistung auch im
Vergleich zu anderen Arbeiten, die eine Qualifikation voraussetzten, schlecht bezahlt, obwohl
die Arbeit mit viel Mühe und nicht unbeträchtlichen Gefahren verbunden war.
Kinder als Kaminfeger
Die geringen Kenntnisse und Vorraussetzung zur Ausübung dieser Tätigkeit führten auch
vermehrt zur Auswanderung von Kindern im Alter von 12-13 Jahren. Die Kaminfeger liessen
diese, da sie klein und schlank waren, die schwerste Arbeit die im Hochsteigen in den Kaminen
bestand, verrichten. Wie bei allen Auswanderern, organisierten sich diese in kleinen Gruppen.
Diese bestanden bei den Kaminfegern aus dem el faísc (der Herr) und aus einigen Kindern.
Diese wurden meistens von ihren Familien aus Not dem Kaminfegermeister in Dienst gegeben.
Der Kaminfeger, der uns heute als Glücksbringer gilt, lebte in der Vergangenheit oft eine
Realität, die von einer durch Armut bedingten Auswanderung geprägt wurde.
el taróm di rüsca / der jargon der Kaminfeger
Zwischen den Kaminfegern des Verzascatals, welche man die rüsca nannte, entwickelte sich im
Laufe der Zeit ein eigner Jargon: der taróm. Dieser Jargon wies denjenigen, der ihn sprach, als
Zugehörigen der Gruppe der Kaminfeger aus. Ausserdem konnten sich so die Kaminfeger in
diesem Jargon untereinander verständigen, ohne von Dritten verstanden zu werden.
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raum 6: die Kaminfeger und ihre geschichte im Verzascatal
- Fahrrad
- Spezielle Kaminfegerbürste und die Ausrüstung des Kaminfegers (für weitere Details siehe
im Katalog des Museums nach).

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Giorgio, die Hauptperson des Romans Die Schwarzen Brüder.
Stich von Hannes Binder
In der allgemeinen Vorstellung vom Kaminfeger, überlagern sich Dichtung
und Wahrheit. Das Museum möchte diese beiden Ansichten in
Form eines Denkanstosses gegenüberstellen. Die im Treppenaufgang
ausgestellten, eindrücklichen Stiche von Binder laden den Besucher
durch seine Interpretation zum phantasieren ein. Gleichzeitig führen
sie ihn zu den wahren historischen Begebenheiten, die im letzten Stockwerk
des Hauses Genardini ausgestellt sind.
die schWarzen Brüder
Der ursprünglich zweibändige Roman von Lisa Tetzner und Ehemann Kurt
Held wurde 1941 veröffentlicht. Die Neuausgabe, die fast um ein Viertel
des Originaltextes gekürzt wurde, ist von Hannes Binder, einem Züricher
Illustrator (1947) bebildert worden. Die Illustrationen ersetzen durch ihre
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D e u t s c h
treppe: die Kaminfeger in den stichen Von hannes Binder
Eindrücklichkeit vieles des gekürzten Textes und lassen die Orte und ihre Darsteller plastisch
hervortreten.
die geschichte
Giorgio, ein vierzehnjähriger Junge aus Sonogno, geboren 1826, trifft das Schicksal als Kaminfeger
nach Mailand gehen zu müssen. Die Lebensbedingungen sind hart und er kämpft
ständig um sein Überleben. Eines Tages begegnet er einer Gruppe von Jungen, die sich in
derselben schlechten Lage wie er befinden und eine geheime Sekte gegründet haben, die sie
Die Schwarzen Brüder nennen. Dank dieser Freundschaft und der Solidarität, die er von ihnen
erfährt, gelingt es ihm, sich der Ausbeutung zu entziehen und in sein Tal zurückzukehren.
die maltechniK
Die von Hannes Binder für seine Illustrationen eingesetzte Technik wird scraper oder falscher
Stich genannt. Das Bild entsteht aus einem schwarzen Untergrund, auf dem der Illustrator
das gewünschte Motiv mit dem Bleistift vorzeichnet. Danach bearbeitet er die Oberfläche mit
einem feinen Messer indem er Teile abschabt und andere stehen lässt. Dadurch erzielt er die
gewünschte Schwarz / Weiss Schattierung. Binder behauptet, dass der Stoff des Romans sich
ideal für diese Art von Technik eignet. Er führt dazu drei Gründe an:
- Das Weiss wäre wie der Schnee auf den Bergen und das Schwarz wie der Mailänder Russ.
Der Junge, der die pechschwarze Esse hochsteigt, erhelle sie mit seinen Erinnerungen an
zuhause. Weiss und Schwarz inszenierten eine Handlung zwischen schön und hässlich,
zwischen Gut und Böse.
- Sie verleihe dem Roman in gewisser Hinsicht eine Art gegenständliche Dimension, da
die Bilder wie aus einer Schicht von Russ heraustreten. Tatsächlich besteht die Tinte,
welche Binder für seinen schwarzen Untergrund verwendet, auch aus einem Teil Russ.
- Sie ähnelte der Technik der Stiche des 19. Jahrhunderts, die Zeit, in der auch der Roman spielt.
erzählerische fiKtion und realität
Die Erzählung nimmt ihren Anfang im Verzascatal und setzt sich in Locarno fort. Auf
unterschiedlichen Pfaden, vom See auf die Strasse, entführt sie den Leser in die Lombardei

M U S E U M V O N V E R Z A S C A T A L
Stich von Hannes Binder aus Die Schwarzen Brüder
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nach Mailand. Der Roman bezieht sich auf tatsächliche soziale und wirtschaftliche Zustände
wie sie im 19. Jahrhundert existierten.
Er malt ein Zeitbild in Romanform, in der sich das Leben der Bergbauern aus dem Verzascatal,
mit seinem Klima, der Not, den Beziehungen zu Locarno und dessen Markt, die saisonale
Auswanderung und die Ausnutzung der Minderjährigen widerspiegelt.
Der Roman beruht zwar auf echten historischen Begebenheiten, er interpretierte diese jedoch
frei und fantasievoll. In den Schwarzen Brüdern ist der Sinn nicht der, über Vergangenes zu
berichten, sondern vielmehr den kleinen Schicksalen eine Stimme zu verleihen, in der sich der
Kampf um die Existenz im Leben der Menschen und deren Fähigkeit ihr Schicksal anzunehmen
widerspiegeln.
treppen und unter der treppe - inVentar
D e u t s c h
treppe: die Kaminfeger in den stichen Von hannes Binder
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus den Illustrationen des Romans.
Sie sind in vier Abschnitte gegliedert und folgen nicht unbedingt der chronologischen Abfolge
des Romans.
- Die Darstellung des Kaminfegers (unter der Treppe)
- Die Landschaft und das ländliche Leben im Verzascatal (Treppe im PT)
- Das Dorf und die Gemeinschaft (Treppe im PT und Korridor im ersten Stock)
- Der Übergang der Landschaft vom Tal in die Ebene (Korridor erster Stock und Treppe)
- Die Tätigkeit in Mailand (Korridor zweiter Stock)

M U S E U M V O N V E R Z A S C A T A L
texte und fotografien
Texte von: Mario Carnevascini, Veronica Carmine, Giulia Pedrazzi,
Lorenzo Sonognini.
Fotos von: Veronica Carmine, Stefano Mussio, Giulia Pedrazzi, Roberto
Pellegrini (CDE Bellinzona).
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M u s e u M s f ü h r e r
BiBliographie
Carla Rezzonico Berri, Kaminfeger. Mit Beiträgen aus den Akten des Tagung:
Luigi Lorenzetti, Die Locarneser Kaminfeger. Erfahrung einer Auswanderung zwischen Armut
und sozialer Kontrolle. Monica Gianettoni Grassi, Der Taróm der Kaminfeger.
Renato Martinoni, Kaminfeger und Literatur, Museum des Verzascatals, Locarno 2007
Giovanni Bianconi, Das Verzascatal, Herausgeber Armando Dadò, Locarno 1977
Franco u. Angela Maria Binda, Das Museum des Verzascatals. Katalog
Paolo Binda, Catalogo del piccolo museo del fieno selvatico “Odro”, Sonogno 2007
D e u t s c h
Hannes Binder, Lisa Tetzner, Die Schwarzen Brüder. Illustrierter Roman, ZOOlibri,
Reggio Emilia 2005 (zweite Ausgabe)
Max Gschwend, Das Val Verzasca (Tessin). Seine Bevölkerung, Wirtschaft und Siedlung,
Bellinzona 2007 (erste Ausgabe Aarau 1946)
Lessico dialettale della Svizzera italiana, Zentrum für Dialektik und Völkerkunde,
Bellinzona 2004
Alfredo Poncini u. Linda Vosti Poncini, Lesen, Schreiben und Rechnen. Dreihundert Jahre
Schule im Verzascatal, Museum des Verzascatals, Sonogno 1994