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SPS-Programmierung am Beispiel des Brauprozesses - Universität ...

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Fachbereich 4<br />

Produktionstechnik<br />

Fachgebiet 08:<br />

Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik<br />

Laborskript<br />

<strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong><br />

Herausgegeben von:<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Goch<br />

Dr.-Ing. C. Ament<br />

Dipl.-Ing. W. Behrendt<br />

5. Auflage, Sept. 2005


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 2<br />

Inhalt<br />

1. Einleitung.............................................................................................................. 3<br />

2. Der Brauprozess................................................................................................... 3<br />

2.1. Bier im Lauf der Zeit – Ein kleiner geschichtlicher Ausflug ............................. 3<br />

2.2. Die Grundstoffe <strong>des</strong> Bierbrauens - Malz, Hopfen, Hefe und Wasser ............. 4<br />

2.2.1. Malz .......................................................................................................... 5<br />

2.2.2. Hopfen ...................................................................................................... 5<br />

2.2.3. Hefe .......................................................................................................... 6<br />

2.2.4. Wasser ..................................................................................................... 6<br />

2.3. Der Werdegang eines Bieres – Der Ablauf <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> ..................... 7<br />

2.3.1. Das Maischen ........................................................................................... 7<br />

2.3.2. Abläutern .................................................................................................. 8<br />

2.3.3. Kochen...................................................................................................... 8<br />

2.3.4. Klärung ..................................................................................................... 9<br />

2.3.5. Kühlen....................................................................................................... 9<br />

2.3.6. Gärung...................................................................................................... 9<br />

2.4. Aufbau der Brauanlage................................................................................. 11<br />

2.5. Prozessablauf in der Sudanlage................................................................... 12<br />

2.6. Verfahrenstechnische Randbedingungen..................................................... 13<br />

2.6.1. Maischepumpe ....................................................................................... 13<br />

2.6.2. Maische- und Würzepfanne.................................................................... 13<br />

2.6.3. Füllstandsmessung................................................................................. 13<br />

2.6.4. Rühren .................................................................................................... 14<br />

2.6.5. Heizung................................................................................................... 14<br />

2.6.6. Waage .................................................................................................... 14<br />

2.6.7. Abluft....................................................................................................... 14<br />

3. Die Siemens S7 – 200 <strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> ............................................................ 14<br />

3.1. Elemente <strong>des</strong> Kontaktplans .......................................................................... 14<br />

3.2. Speicherarten ............................................................................................... 17<br />

4. Steuerungselemente der Brauerei-Anlage ......................................................... 18<br />

4.1. Binäre Ein- und Ausgänge............................................................................ 18<br />

4.2. Analoge Eingänge ........................................................................................ 19<br />

4.3. Regler ........................................................................................................... 20


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 3<br />

4.4. Unterprogr<strong>am</strong>me........................................................................................... 20<br />

4.5. Progr<strong>am</strong>mablaufsteuerung ........................................................................... 20<br />

5. Durchführung <strong>des</strong> Laborversuches..................................................................... 21<br />

5.1. Versuchsaufbau............................................................................................ 21<br />

5.2. Vorbereitung <strong>des</strong> Labors .............................................................................. 21<br />

5.3. Einführende Aufgaben zur <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong>........................................ 22<br />

5.4. Implementierung eines Teils <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> ......................................... 22<br />

6. Literatur .............................................................................................................. 23<br />

1. Einleitung<br />

Im vorliegenden Versuch soll an einem komplexeren <strong>Beispiel</strong> die Automatisierung<br />

eines verfahrenstechnischen Prozesses demonstriert werden. Hierzu wurde als anschauliches<br />

<strong>Beispiel</strong> der Brauprozess gewählt. Dieser Prozess soll in seinem Ablauf<br />

nur bis zum Beginn <strong>des</strong> Gärprozesses automatisiert werden, genau genommen handelt<br />

es sich dabei um einen „Sud“. Das Demonstrationsmodell der Anlage wurde<br />

hierzu mit der entsprechenden Sensorik und Aktorik ausgestattet. Die Anlage wird<br />

mit einer Speicherprogr<strong>am</strong>mierbaren Steuerung (<strong>SPS</strong>) gesteuert. Es wird hier eine<br />

S7-200 von Siemens eingesetzt, die auch industriell zur Lösung von Steuerungsaufgaben<br />

dieser Größe verwendet wird. Um die entwickelten <strong>SPS</strong>-Progr<strong>am</strong>me vorab in<br />

verkürzter Zeit testen zu können, wird die Steuerung an ein animiertes Prozessschaubild<br />

angeschlossen, mit dem alle Ein- und Ausgänge <strong>des</strong> Prozesses simuliert<br />

werden können.<br />

Im nachfolgenden Abschnitt wird nach [Kas97] in den Hintergrund <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong><br />

eingeführt und die Modellanlage vorgestellt.<br />

2. Der Brauprozess<br />

2.1. Bier im Lauf der Zeit – Ein kleiner geschichtlicher Ausflug<br />

Die Bierbrauerei stellt eines der ältesten und seit jeher eines der wichtigsten Verfahren<br />

zur Getränkeerzeugung dar, da der Genuss von Bier im Altertum den niederen<br />

Ständen vorbehalten war. Die Vornehmen der früheren Hochkulturen in Mesopot<strong>am</strong>ien,<br />

Ägypten und auch im alten Rom waren eher dem teureren Wein zugetan.<br />

Zur Bierherstellung wurde schon in der Vorzeit Gerste als Malz- und d<strong>am</strong>it Zuckerlieferant<br />

verwendet. So wurden etwa 3000 v. Chr. bereits 40 % der Gerstenernte in<br />

Mesopot<strong>am</strong>ien zur Bierbrauerei verwendet, um den riesigen Bedarf zu decken. Die<br />

erste Brauindustrie im großen Stil erstand jedoch erst im alten Ägypten, wo das Bier<br />

hek genannt wurde und süßlich schmeckte. Die Bitterkeit <strong>des</strong> Bieres, die durch das<br />

Würzen mit Hopfen verursacht wird, k<strong>am</strong> erst sehr viel später auf, da d<strong>am</strong>als Bier mit<br />

Alraun, Myrte und ähnlichem gewürzt wurde.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 4<br />

Ca. 1000 v. Chr. verlagerte sich dann das Zentrum der Bierherstellung vom Mittleren<br />

Osten nach Nordeuropa und d<strong>am</strong>it zu uns nach Deutschland. Der älteste Nachweis,<br />

dass in Deutschland Bier gebraut wurde, st<strong>am</strong>mt aus der Zeit um 800 v. Chr. In allen<br />

nördlichen Ländern war d<strong>am</strong>als wohl schon die Bierherstellung Brauch, da in alten<br />

Heldengedichten, wie der Edda oder der finnischen Kalewala Bier erwähnt ist. Vor<br />

allem zu kultischen Zwecken wurde Bier verwendet.<br />

Ab dem frühen Mittelalter nahmen sich die Klöster der Herstellung <strong>des</strong> Gerstensaftes<br />

an. Der umfangreichen und systematischen Versuche in den Klosterbrauereien verdanken<br />

wir heute wesentliche Erkenntnisse über das Bierbrauen. So schrieb als erste<br />

die Äbtissin und Naturforscherin Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert über<br />

den Nutzen vom Hopfen im Bier. Doch Neid der bürgerlichen Brauereien und die<br />

Säkularisation führten dazu, dass viele Klosterbraustätten und die dazugehörenden<br />

Schänken geschlossen wurden. Heute brauen nur noch elf Klöster ihr eigenes Bier,<br />

darunter so bekannte wie das Kloster Andechs und das Kloster Ettal.<br />

Zurück zum Hopfen. Im 15. Jahrhundert begann von Deutschland aus der Siegeszug<br />

<strong>des</strong> Hopfens in der Brautechnik. Seine Eigenschaften, Bier bitter und d<strong>am</strong>it durstlöschender<br />

zu machen und die Haltbarkeit <strong>des</strong> Bieres wesentlich zu erhöhen, führten<br />

dazu, dass trotz heftigem Widerstand seitens der traditionellen Bierhersteller und -<br />

genießer heute Hopfen aus der Bierbrauerei nicht mehr weg zu denken ist. Als einer<br />

der Vorreiter bei der Unterstützung <strong>des</strong> Hopfens muss der bayerische Herzog Wilhelm<br />

IV. genannt werden, der 1516 mit seinem Reinheitsgebot die wohl älteste lebensmittelrechtliche<br />

Vorschrift erließ. Kernaussage <strong>des</strong> Reinheitsgebots ist, dass zur<br />

Bierherstellung ausschließlich Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser verwendet<br />

werden dürfen.<br />

Ab dem 19. Jahrhundert entwickelten sich, um den zunehmenden Bedarf zu decken,<br />

die ersten industriellen Brauereien. Vorgänge, die bis dahin noch manuell durchgeführt<br />

wurden, mussten nun mechanisiert werden. Gleichzeitig gewann die sich seit<br />

dem 18. Jahrhundert entwickelnde Wissenschaft mehr und mehr Einfluss auf die<br />

Herstellung von Bier. Nach und nach entwickelten sich wissenschaftliche Forschungszentren,<br />

in denen die Bierherstellung weiterentwickelt und systematisiert<br />

wurde. Die bekannteste davon ist die Bayerische Versuchs- und Lehrbrauerei Weihenstephan<br />

bei München, an der lange Zeit Ludwig Narziss als Leiter <strong>des</strong> Lehrstuhls<br />

für Technologie der Brauerei I lehrte und forschte. Ihm, der auch als Bierpapst in die<br />

Geschichte eingegangen ist, verdanken wir einiges an Literatur, in der der Großteil<br />

der theoretischen Grundlagen der Bierbrauerei detailliert erläutert wird - darunter<br />

auch [Nar92].<br />

2.2. Die Grundstoffe <strong>des</strong> Bierbrauens - Malz, Hopfen, Hefe und Wasser<br />

Wie bereits oben erwähnt, legte Herzog Wilhelm IV. in seinem Reinheitsgebot von<br />

1516 fest, dass zur Herstellung von Bier nur Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser verwendet<br />

werden dürfen. Zum Glück für alle Liebhaber von Weizenbier wurde im Lauf<br />

der Zeit aus Gerste der Begriff Malz. Ansonsten besaß das Reinheitsgebot bis zu<br />

einem äußerst fragwürdigen Beschluss <strong>des</strong> EU-Gerichtshofs in Deutschland unein-


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 5<br />

geschränkte Gültigkeit. Doch glücklicherweise wussten die deutschen Brauer, was<br />

sie ihren Kunden schuldig sind und halten sich nach einer freiwilligen Selbstverpflichtung<br />

noch immer an das Reinheitsgebot. Doch nun zu den Grundstoffen <strong>des</strong> Bierbrauens.<br />

2.2.1. Malz<br />

Auch heute wird noch wie vor 5000 Jahren hauptsächlich Gerste zur Bierherstellung<br />

verwendet. Zusätzlich dazu wird vorwiegend in Bayern Weizen als Braumalz verwendet.<br />

Sehr selten und nur bei kleinen Spezialbrauereien angetroffen werden können<br />

andere Getrei<strong>des</strong>orten wie Dinkel, Urkorn oder Roggen. Im Ausland dagegen<br />

wird aus so ziemlich allem, was Stärke enthält, Bier gebraut. Im folgenden wird davon<br />

ausgegangen, dass das Bier aus Gerstenmalz hergestellt werden soll.<br />

Am Anfang der Bierbrauerei steht die Mälzerei. Hier wird das Getreidewachstum, bei<br />

dem sich Stärke und Eiweiß <strong>des</strong> Korns in löslichere Formen umwandeln, beschleunigt<br />

und zu einem festgelegten Zeitpunkt unterbrochen. Als Braugerste kommt nicht<br />

jede Gerste in Frage. So muss die Gerste beispielsweise einen bestimmten natürlichen<br />

Wassergehalt haben, um Schimmelbefall zu vermeiden und um sie aber<br />

gleichzeitig leicht keimfähig zu halten. Auch Stärke- und Eiweißanteil im Korn muss<br />

bestimmte Werte erfüllen.<br />

Zum Mälzen <strong>des</strong> Getrei<strong>des</strong> wird dieses zuerst gereinigt und sortiert und anschließend<br />

in Wasser gelegt, bis es um etwa ein Drittel seiner Größe angeschwollen ist.<br />

Daraufhin wird es auf die Mälztenne befördert, als etwa zehn Zentimeter hohe<br />

Schicht ausgebreitet und unter gelegentlichem Wenden für etwa zehn Tage der<br />

Keimung überlassen. Nun wird dieses Grünmalz auf die Darre gebracht. Durch die<br />

Hitze der Darre wird die Keimung unterbrochen und das Malz getrocknet. Je nach<br />

Darrtemperatur entstehen unterschiedliche Malze, die später den Typ <strong>des</strong> Bieres<br />

beeinflussen: Je höher die Temperatur, <strong>des</strong>to dunkler das Bier. Das Malz sorgt also<br />

für den Gehalt an vergärbarem Zucker im Bier, für die Farbe und für die Neigung <strong>des</strong><br />

Bieres, zu schäumen.<br />

2.2.2. Hopfen<br />

Hopfen wird im Gegensatz zur Gerste nahezu ausschließlich zur Bierherstellung<br />

verwendet. Einziges zusätzliches Verwendungsgebiet ist die Medizin. Da Hopfen<br />

bestimmte Umgebungsbedingungen benötigt, um ertragreich zu gedeihen, gibt es in<br />

Deutschland nur wenige Anbaugebiete: die Hallertau, Spalt, im Hersbrucker Gebirge,<br />

in der Fränkischen Jura, in Tettnang und in der vorderen Rheinpfalz. Die wichtigsten<br />

Hopfensorten sind Hallertauer Mittelfrüher, Spalter Spätlese und Tettnanger. Woher<br />

die einzelnen Sorten st<strong>am</strong>men, sagen ja ihre N<strong>am</strong>en. Dabei muss auf eine Besonderheit<br />

hingewiesen werden. Tettnanger Aromahopfen wächst nur in Tettnang. Versuche,<br />

ihn in anderen Gebieten anzubauen schlugen alle fehl. Tettnang genießt d<strong>am</strong>it<br />

eine absolute Sonderstellung.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 6<br />

Nach der Hopfenernte werden die Hopfendolden, die für das Bierbrauen interessant<br />

sind, gereinigt und getrocknet. Meist werden sie dann gemahlen und wieder zu Pellets,<br />

das sind kleine längliche Stäbchen, gepresst und anschließend versand- und<br />

d<strong>am</strong>it verbrauchsfertig verpackt. Auf der Packung wird neben dem Hopfengewicht<br />

zusätzlich die Sorte und die α-Säuremenge im Beutel angegeben. Diese Angaben<br />

sind <strong>des</strong>halb wichtig, da die einzelnen Hopfensorten unterschiedlichen Einfluss auf<br />

den Geschmack der Biere haben. Hopfen bestimmt nämlich nicht nur die Bitterkeit<br />

eines Bieres durch seine α-Säuren, sondern auch den restlichen Geschmack durch<br />

ätherische Öle wesentlich mit. Zusätzlich dazu wird die Schaumstabilität und die<br />

Haltbarkeit <strong>des</strong> Bieres wesentlich durch den Hopfen verursacht. In Deutschland wird<br />

hauptsächlich Hallertauer mittelfrüher Aromahopfen verwendet.<br />

2.2.3. Hefe<br />

Zur Bierherstellung werden heute obergärige und untergärige Hefen verwendet. O-<br />

bergärige arbeiten bei 18 bis 20°C und s<strong>am</strong>meln sich vorwiegend an der Oberfläche,<br />

untergärige arbeiten bei 6 bis 10°C und setzen sich <strong>am</strong> Boden ab. Je nachdem, welche<br />

Hefe beim Brauen Verwendung fand, entstehen Biere mit unterschiedlichen<br />

Charakteristika in Geschmack, Kohlensäuregehalt und Haltbarkeit. Am gebräuchlichsten<br />

ist heute die untergärige Hefe, da vor allem untergärige Biere vom Verbraucher<br />

getrunken werden. Vor der Erfindung der Kältemaschinen wurde die Art der<br />

Gärung von der Jahreszeit bestimmt.<br />

Auch bei der Brauhefe stellen die Bierbrauer ähnlich hohe Anforderungen wie bei<br />

der Braugerste. Der Däne Emil Christian Hansen entdeckte in der Mitte <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrhunderts, dass es nicht nur ober- und untergärige Hefen sondern auch viele andere<br />

Rassen mit zum Teil verheerenden Merkmalen für die Bierbrauerei gibt. 1881<br />

gelang es ihm erstmals eine einzelne Bierhefezelle zu isolieren und in Reinzucht zu<br />

vermehren. Dadurch wurde die Herstellung von Bier mit immer annähernd gleichem<br />

Geschmack und verbesserter Haltbarkeit ermöglicht.<br />

Viele Brauereien haben heute eigene Reinzuchten für ihre Brauhefen. Einige produzieren<br />

jedoch so viel Hefe, dass sie sie verkaufen. Da eines der schlimmsten Ereignisse,<br />

was einer Brauerei widerfahren kann, das Absterben der Reinkultur ist, existiert<br />

bei der Bayerischen Lehr- und Versuchsbrauerei in Weihenstephan eine Hefebank<br />

ähnlich einer Blutbank. In dieser Hefebank haben viele Brauereien Hefezellen<br />

ihrer Reinkulturen deponiert, um eben im Falle <strong>des</strong> Absterbens der hauseigenen Kultur<br />

noch eine winzige Reserve zur Aufzucht einer neuen Reinkultur zu haben.<br />

2.2.4. Wasser<br />

In früheren Zeiten wurde zum Bierbrauen je<strong>des</strong> Wasser verwendet. Da dieses jedoch<br />

auch Einfluss auf Geschmack und Haltbarkeit hat, wird heute nur bestes<br />

Quellwasser bzw. Grundwasser, das vor allem in der Schadstoffbelastung weit unter<br />

den lebensmittelrechtlichen Grenzwerten liegt, zum Bierbrauen verwendet. Zu diesem<br />

Zweck verfügt jede Brauerei über einen oder mehrere Brunnen, die in die dritte


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 7<br />

und manchmal auch in die vierte Grundwassersohle reichen. Da jedoch in den letzten<br />

Jahrzehnten aufgrund überhöhter Düngung in der Landwirtschaft und zunehmendem<br />

Schadstoffausstoß der Industrie und <strong>des</strong> Straßenverkehrs die Grundwasserqualität<br />

immer mehr abnimmt und neue Brunnen zu teuer wären, bereitet sich die<br />

industrielle Brautechnik auf den Einstieg in Bierbrauen mit Leitungswasser vor. Die<br />

Auswirkungen auf die Qualität der deutschen Biere sind jedoch nicht abzusehen.<br />

2.3. Der Werdegang eines Bieres – Der Ablauf <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong><br />

Gleich eines vorweg: Die hauptsächliche Beschäftigung beim Bierbrauen ist Putzen.<br />

Da zum einen mit einer Zuckerlösung gearbeitet wird und sich dadurch leicht<br />

Schimmelpilze und Bakterienstämme entwickeln können und zum anderen ein<br />

hochwertiges Lebensmittel ohne künstliche Konservierungsstoffe hergestellt wird, ist<br />

Sauberkeit in der Bierbrauerei oberstes Gebot. Deshalb müssen immer wieder alle<br />

Gefäße gereinigt und <strong>des</strong>infiziert werden. Dazu ist <strong>am</strong> besten Putzen mit heißem<br />

Wasser und Spülmaschinenreiniger und anschließen<strong>des</strong> Spülen mit saurer und alkalischer<br />

Lösung geeignet. Doch nun zum eigentlichen Thema dieses Abschnitts.<br />

In Bild 2.1 ist die Untergliederung <strong>des</strong> Brauvorgangs in einzelne Teilstufen dargestellt.<br />

Als erstes fällt dem aufmerks<strong>am</strong>en Leser vielleicht auf, dass das Mälzen der<br />

Braugerste nicht mit abgebildet ist. Das liegt daran, dass viele kleinere Brauereien<br />

keine eigenen Mälzereien mehr unterhalten und statt <strong>des</strong>sen ihr Malz von industriellen<br />

Mälzereien oder anderen Brauereien beziehen.<br />

Malz<br />

Wasser<br />

Maischprozeß<br />

Abläutern Kochen Klärung Kühlen Gärung<br />

Wasser<br />

Hopfen<br />

Bild 2.1: Untergliederung <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong><br />

2.3.1. Das Maischen<br />

Beim Maischen werden die Eiweiße <strong>des</strong> Malzes in Wasser gelöst. Dazu wird zunächst<br />

Wasser auf 50 °C aufgeheizt. Anschließend wird geschrotetes Malz dem<br />

Wasser zugegeben. Daraufhin wird die Maische unter ständigem Rühren mit einer<br />

Temperaturgradienten von ca. 1 °C pro Minute weiter erwärmt. Bei einigen Temperaturen<br />

werden sogenannte Rasten durchgeführt, während denen die Temperatur der<br />

Maische konstant gehalten wird und in der Maische verschiedene Emzymreaktionen<br />

stattfinden:<br />

• Bei ca. 54 °C findet die Eiweißrast statt. Dabei werden die Eiweiße <strong>des</strong> Malzes im<br />

Wasser gelöst.<br />

• Bei ca. 61 °C wird dann die gelöste Stärke in Malzzucker umgewandelt. Man<br />

spricht <strong>des</strong>halb von der Maltoserast.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 8<br />

• Die Verzuckerungsrast, bei der die Reststärke in Zucker umgewandelt wird, findet<br />

bei ca. 72 °C statt.<br />

• Zuletzt wird bei ca. 78 °C die Maischerast durchgeführt. Dadurch werden alle in<br />

der Maische vorhandenen Enzyme zerstört und der Verzuckerungsprozess angehalten.<br />

Das Maischen ist d<strong>am</strong>it abgeschlossen. Nun wird die Maische in den Läuterbottich<br />

umgepumpt und es beginnt das<br />

2.3.2. Abläutern<br />

Beim Abläutern wird die Maische in ihre festen Bestandteile - die Treber - und ihre<br />

flüssigen Bestandteile - die Vorderwürze - getrennt. Das erfolgt durch einen einfachen<br />

Filterprozess. Als Filter dient dabei zum einen ein regelmäßig gelochtes Messingblech<br />

- der Senkboden - <strong>am</strong> Boden <strong>des</strong> Läuterbottichs und zum anderen der<br />

Treberkuchen, der sich auf dem Senkboden durch Ablagerung der Treber aufbaut.<br />

Da der Treberkuchen durchlässig sein muss, ist es besonders wichtig, dass bei der<br />

Konditionierung <strong>des</strong> Schrotes darauf geachtet wird, dass die Spelzen der Malzkörner<br />

nicht zu klein gemahlen werden und gleichzeitig nicht zu viel Mehl beim Schroten<br />

anfällt. Das Mehl würde sich nämlich mit dem Wasser zu einem Teig verbinden, der<br />

sich oben auf dem Treberkuchen ablagert und d<strong>am</strong>it die Poren <strong>des</strong> Treberkuchens<br />

verstopft. Sind die beim Umpumpen durch den Siebboden gelangten festen Bestandteile<br />

mit der sog. Trübwürze zurück in den Läuterbottich gepumpt worden, beginnt<br />

das eigentliche Abläutern. Durch ein unter dem Läuterbottich angebrachtes<br />

Regelventil (in der Modellanlage ein pulsweitenmoduliertes Schaltventil mit kleiner<br />

Bohrung) wird ein gleichmäßiger Ablauf der Würze mit etwa 0.3l/min aus dem Läuterbottich<br />

eingestellt. Dieser Volumenstrom darf nicht zu stark sein, da sich sonst der<br />

Treberkuchen zus<strong>am</strong>menzieht und d<strong>am</strong>it undurchlässig wird. Wenn die Vorderwürze<br />

abgeläutert ist, werden, um die restlichen Zucker aus dem Treberkuchen auszulösen,<br />

mehrere Heißwassergaben auf den Treberkuchen aufgebracht. Die Temperatur<br />

dieser Gaben soll min<strong>des</strong>tens. 78 °C betragen. Dieser Vorgang wird Anschwänzen<br />

genannt. Die hierbei entstehende Hinterwürze wird dann ebenfalls abgeläutert. Da<br />

nun nicht mehr zwischen Vorder- und Hinterwürze unterschieden werden kann,<br />

spricht man jetzt nur noch von Würze. Der Extraktgehalt dieser Würze sollte zwischen<br />

10 und 11 % St<strong>am</strong>mwürze liegen. D<strong>am</strong>it ist der Massenanteil an gelöstem und<br />

d<strong>am</strong>it vergärbarem Zucker gemeint. Nun kann die Würze in die Sudpfanne gepumpt<br />

und dort unter Zugabe von Hopfen gekocht werden.<br />

2.3.3. Kochen<br />

Das Kochen ist notwendig, um mehrere Vorgänge stattfinden zu lassen. Zum einen<br />

wird während <strong>des</strong> Kochens überschüssiges Wasser aus der Würze verd<strong>am</strong>pft. Dadurch<br />

erhöht sich der Extraktgehalt der Würze. Er sollte nach der Kochung bei etwa<br />

12,5 % St<strong>am</strong>mwürze liegen. Gleichzeitig werden die noch in der Würze befindlichen<br />

Enzyme und nicht in Zucker gespaltene Eiweiße denaturiert. Die denaturierten Stoffe


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 9<br />

verklumpen dann während <strong>des</strong> Kochens und können so später leicht von der Würze<br />

getrennt werden.<br />

Wesentlich ist, dass in dieser Phase auch der Hopfen beigegeben wird. Zu Beginn<br />

<strong>des</strong> Kochens wird eine erste Hopfengabe der Würze zugegeben. Der Hopfen liegt in<br />

getrockneter, portionierter Form vor. Diese sogenannten Hopfen-Pellets können mit<br />

Hilfe <strong>des</strong> Hopfenspenders (siehe Bild 2.2) portionsweise in die Maisch-Würze-<br />

Pfanne gegeben werden. Durch das Kochen lösen sich die α- und β-Säuren und die<br />

ätherischen Öle aus dem Hopfen. Gleichzeitig werden die α- und die β-Säuren in isoα-Säuren<br />

umgewandelt. Diese sorgen für die Bitterkeit <strong>des</strong> späteren Bieres. Leider<br />

verd<strong>am</strong>pfen beim Kochen viele ätherische Öle und andere Geschmacksstoffe <strong>des</strong><br />

Hopfens. Deshalb wird kurz vor Ende der Hopfenkochung eine weitere Hopfengabe<br />

dem Sud zugegeben. Diese Hopfengabe soll etwa 25 % der Masse der ersten Gabe<br />

haben. Sie sorgt für das typische Hopfenaroma <strong>des</strong> Bieres. Manche Quellen empfehlen<br />

die 1.Hopfengabe zu splitten und die 2.Hälfte in der Mitte der Kochzeit zuzugeben.<br />

2.3.4. Klärung<br />

Im Anschluss an die Hopfenkochung wird die Würze in den Whirlpool tangential eingeleitet.<br />

Durch die dabei entstehende Drehung lagern sich die Feststoffe <strong>des</strong> Hopfens<br />

und die verklumpten Eiweiße als Kegel in der Mitte <strong>des</strong> Gefäßes ab. Dort befindet<br />

sich ein Einsatz mit ca. 5 cm hohem, puntgeschweißtem Rand, der den Kegel<br />

beim Ablassen zurückhält, die Flüssigkeit aber langs<strong>am</strong> durchsickern lässt.<br />

2.3.5. Kühlen<br />

Die so gereinigte Würze wird in einen Kühler geleitet und dort mit Leitungswasser<br />

(das danach ges<strong>am</strong>melt und zur anschließenden Reinigung verwendet wird) auf ca.<br />

20°C abgekühlt. Verfügt man nicht über eine Möglichkeit zur Extraktgehaltmessung<br />

während <strong>des</strong> Kochens, so bestimmt man nun den Gehalt an gelöstem Zucker. Bei<br />

obergärigem Bier kann jetzt direkt die Hefe zugegeben werden, da die Gärtemperatur<br />

von obergärigen Brauhefen bei 18 bis 20 °C liegt. Will man jedoch ein untergäriges<br />

Bier herstellen, so muss die Würze noch weiter abgekühlt werden. Nur in speziellen<br />

Fällen, wie Trockenhefe, alte Hefezellen oder Schnellgärung, ist ein Anstellen<br />

mit untergärigen Hefen über einer Temperatur von 6 °C zulässig. D<strong>am</strong>it ist der zu<br />

automatisierende Teil <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> beendet.<br />

2.3.6. Gärung<br />

Dabei unterscheidet man zwei aufeinander folgende Stufen. Bei der zunächst stattfindenden<br />

Hauptgärung werden etwa 10 % St<strong>am</strong>mwürze durch den Hefestoffwechsel<br />

in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt. Da jedoch diese Gärung meist in offenen<br />

Gefäßen durchgeführt wird, entweicht ca. 95 % <strong>des</strong> Kohlendioxids in die umgebende<br />

Atmosphäre. Da jedoch das Bier später perlen und eine Schaumkrone bilden


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 10<br />

soll, muss es vor dem vollständigen Vergären in die zukünftigen Gebrauchsgefäße -<br />

also Flaschen bzw. Fässer – möglichst ohne Lufteinschluss abgefüllt und luftdicht<br />

verschlossen werden. Dabei muss vor allem darauf geachtet werden, dass bei dem<br />

Abfüllen - dem Schlauchen - so wenig wie möglich Hefe mit in die Gefäße gelangt,<br />

da diese beim späteren Ausschenken aufgewirbelt werden kann und das Bier dann<br />

trüben würde. Doch muss man eines sagen: eine vollständige Abscheidung der Hefe<br />

zu diesem Zeitpunkt wäre unsinnig, da für die Nachgärung noch Hefe benötigt wird.<br />

Dazu genügen allerdings die noch im Jungbier treibenden Hefezellen. Diese bauen<br />

nun über mehrere Wochen hinweg den Restzucker im Jungbier ab und wandeln ihn<br />

in Alkohol und Kohlendioxid um. Da nun kein Gas mehr aus den Gefäßen entweichen<br />

kann, löst sich das Kohlendioxid im Bier und bildet so die für das spätere Perlen<br />

und das Ausbilden einer Schaumkrone verantwortliche Kohlensäure.<br />

Zum Abbau von Diacethyl, einem ranzig schmeckendem und Kopfschmerz verursachendem<br />

Nebenprodukt, wird (auch das untergärige) Bier noch einen Tag bei Raumtemperatur<br />

gelagert. Danach wird es zunächst auf ca. 8°C und dann pro Tag ein<br />

Grad weiter bis –1°C abgekühlt. Nach ca. 6 Wochen (bei obergärigem Bier genügen<br />

2) ist dann die Nachgärung und Reifung abgeschlossen und das fertige Bier zum<br />

Verzehr bereit.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 11<br />

2.4. Aufbau der Brauanlage<br />

Zur Durchführung <strong>des</strong> Praktikumsversuchs wurde ein Demonstrationsmodell einer<br />

automatisierbaren Brauanlage aufgebaut. Die Grundstruktur dieser Anlage ist in Bild<br />

2.2 wiedergegeben.<br />

Whirlpool<br />

(WP)<br />

Vorratsbehälter<br />

(Malz)<br />

Läuterbottich<br />

(LB)<br />

Hopfendosierer<br />

Senkboden<br />

Trübstoffeinsatz<br />

V4<br />

Mühle<br />

Rührmotor<br />

Spülmittelspender<br />

Schauglas<br />

V7<br />

P<br />

Sensor<br />

Füllstand LB<br />

Regelventil<br />

V1<br />

V9 Bypass<br />

Waage<br />

Kühler<br />

Abluftventilator<br />

V13<br />

Kühlwasser<br />

Maische- und<br />

Würzepfanne<br />

(MWP)<br />

Vorlaufgefäß<br />

(VG)<br />

Kühlwasser-<br />

rücklauf<br />

H oben<br />

Heizung<br />

H unten<br />

T<br />

Sensor<br />

Temperatur MWP<br />

Sensor T<br />

Temperatur<br />

Kühler<br />

V5<br />

P<br />

Sensor<br />

Füllstand MWP<br />

Schauglas<br />

V6<br />

P<br />

Sensor<br />

Füllstand VG<br />

Hand<br />

ventil<br />

V10<br />

V10<br />

V2<br />

V8<br />

Zulauf<br />

V12<br />

V3<br />

Ablauf<br />

V11<br />

Pumpe<br />

Bild 2.2: Fließbild der Sudanlage


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 12<br />

2.5. Prozessablauf in der Sudanlage<br />

Eine Zus<strong>am</strong>menstellung der nacheinander abfolgenden Schritte kann der Tabelle<br />

2.1 entnommen werden. Die Schritte sind im einzelnen beschrieben und können sollen<br />

die Basis für die Entwicklung <strong>des</strong> Steuerungsprogr<strong>am</strong>ms bilden. Außerdem zu<br />

berücksichtigende Randbedingungen sind im Abschnitt 2.6 erläutert. Im <strong>SPS</strong>-<br />

Progr<strong>am</strong>m ist meist noch weitere Untergliederung der Schritte notwendig!<br />

Nr. Unterschritt Zustand<br />

0.1.1 Aus Ruhezustand<br />

1. Einmaischen<br />

1.1.1 Wasser vorlegen MWP mit 13 l Frischwasser füllen<br />

1.1.2 Heizen auf 50°C<br />

1.2.1 Senkboden <strong>des</strong> LB füllen 3 l aus der MWP in den Senkboden <strong>des</strong> LB füllen<br />

1.3.1 Schroten Zugabe von 4kg Malz Schrot in MWP (in 400g-Schritten)<br />

1.4.1 Maischen Lineare Temperaturerhöhung mit 1° pro Minute auf 54°C<br />

1.4.2 Eiweißrast 15min. Rast bei 54°C<br />

1.4.3 Lineare Temperaturerhöhung mit 1° pro Minute auf 61°C<br />

1.4.4 Maltoserast 40min. Rast bei 61°C<br />

1.4.5 Lineare Temperaturerhöhung mit 1° pro Minute auf 72°C<br />

1.4.6 Verzuckerungsrast 30min. Rast bei 72°C<br />

1.4.7 Lineare Temperaturerhöhung mit 1° pro Minute auf 78°C<br />

1.4.8 Maischerast 20min. Rast bei 78°C<br />

1.5.1 Abmaischen MWP umpumpen in den LB<br />

1.5.2 Maischeruhe 5min. Maischeruhe<br />

MWP mit 13 l Frischwasser<br />

füllen und auf<br />

2. Abläutern<br />

80° C heizen<br />

2.1.1 Abläutern Aus dem LB mittels Abläuterregler<br />

mit 0,3 l / min in das VG abläutern<br />

2.2.1 Trübwürze aus dem VG in den LB<br />

umpumpen<br />

2.3.1 1.Anschwänzen Mit ca. 6l 80° heißem Wasser aus<br />

der MWP<br />

2.3.2 Abläutern Aus dem LB mittels Abläuterregler<br />

mit 0,3 l / min in das VG abläutern<br />

2.3.3 2.Anschwänzen Mit den restlichen 7l Wasser aus der MWP anschwänzen<br />

2.3.4 Abläutern Aus dem LB mittels Abläuterregler mit 0,3 l / min in das VG<br />

abläutern<br />

2.4.1 MWP spülen Maischereste aus der MWP spülen, MWP entleeren<br />

2.5.1 Umpumpen Umpumpen vom VG in die MWP<br />

3. Kochen<br />

3.1.1 Kochen Heizen auf 100°C<br />

3.1.2 5 min. kochen (>97°C)<br />

3.2.1 1. Hopfengabe aus Hopfenspender hinzugeben (40%)


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 13<br />

Nr. Unterschritt Zustand<br />

3.2.2 25 min. kochen<br />

3.3.1 2. Hopfengabe Aus Hopfenspender hinzugeben (40%)<br />

3.3.2 25 min. kochen<br />

3.4.1 3. Hopfengabe aus Hopfenspender hinzugeben (20%)<br />

3.4.2 5 min. kochen<br />

4. Klärung<br />

4.1.1 Ausschlagen MWP in den WP umpumpen<br />

4.1.2 Whirlpoolrast Rast 10 min.<br />

5. Kühlen<br />

5.1.1 Ablassen Ablassen vom WP in den Kühler<br />

5.1.2 Kühlen Kühlen bis 20°C erreicht sind<br />

Tabelle 2.1: Tabellarische Zus<strong>am</strong>menfassung der Abläufe beim Sud<br />

2.6. Verfahrenstechnische Randbedingungen<br />

2.6.1. Maischepumpe<br />

Bei der Maischepumpe handelt es sich um eine Kreiselpumpe, die grundsätzlich nie<br />

trocken laufen darf und nur dann ihre volle Leistung erreicht, wenn sie vollständig<br />

entlüftet ist. Da ihr Ablauf nach oben gerichtet ist, erreicht man das einfach durch<br />

gleichzeitiges Öffnen <strong>des</strong> Ablaufs <strong>des</strong> zu entleerenden Behälters (V5 oder V6) und<br />

eines Behälterzulaufs (V2, V8 oder V11) für min<strong>des</strong>tens 20s.<br />

2.6.2. Maische- und Würzepfanne<br />

D<strong>am</strong>it sich das Schauglas der Maische- und Würzepfanne beim Maischen nicht mit<br />

Malz zusetzt, wird gleichzeitig mit dem Schließen <strong>des</strong> Ablaufventils (V5) ein Stopfen<br />

durch die Hohlwelle <strong>des</strong> Rührers in die Ablauföffnung gesenkt. Die groben Anteile<br />

werden dadurch in der Maische- und Würzepfanne zurückgehalten, die hydrostatische<br />

Verbindung zum Füllstandssensor im Schauglas bleibt erhalten. Die Entlüftung<br />

den Maischepumpe muss vor der Malzzugabe abgeschlossen werden, während ges<strong>am</strong>ten<br />

Maischvorganges muss der Ablauf geschlossen bleiben.<br />

2.6.3. Füllstandsmessung<br />

Die Füllstandsmessung über Drucksensoren ergibt nur bei geschlossenem Ablaufventil<br />

korrekte Werte, bereits das Rühren in der Maisch- und Würzepfanne verfälscht<br />

die Messung merklich. Beim Abpumpen empfiehlt sich daher folgen<strong>des</strong> Vorgehen:<br />

- Soll ein Behälter nur teilentleert werden, dann bestimmt man die umzupumpende<br />

Flüssigkeitsmenge über den Füllstand <strong>des</strong> Zielgefäßes.<br />

- Zur vollständigen Entleerung zieht man zusätzlich zum erwarteten Endfüllstand<br />

<strong>des</strong> Zielgefäßes (-10% Sicherheitsabschlag, d<strong>am</strong>it das Progr<strong>am</strong>m nicht hängen<br />

bleibt) die Füllstandsänderung <strong>des</strong> Zielgefäßes heran, die ebenfalls als Variable<br />

(siehe Tab 4.2) zur Verfügung steht.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 14<br />

2.6.4. Rühren<br />

D<strong>am</strong>it der Rührer die verschiedenen Anforderungen beim Heizen, Einmaischen und<br />

Abpumpen optimal erfüllt, können Drehzahl und Drehrichtung über 2 binäre Ausgänge<br />

(Tab 4.1) verändert werden:<br />

- Beim Schroten sollte mit A1.1/“schnellR“ auf die höhere Drehzahl geschaltet werden.<br />

- Vor dem Abpumpen muss der Rührer für ca. 2s ausgeschaltet und dann mit<br />

A3.2/“rückwR“ langs<strong>am</strong> in umgekehrter Drehrichtung betrieben werden. Die speziell<br />

geformten Flügel befördern dann die festen Bestandteile der Maische zum<br />

Ablauf.<br />

2.6.5. Heizung<br />

Nach schlechten Erfahrungen mit Heizschlangen wird die Heizwärme großflächig<br />

indirekt über die Behälterwand mit 2 Heizbändern von je 10cm Höhe eingebracht.<br />

Um Defekten durch zu geringe Füllstände vorzubeugen, schaltet das Betriebssystem<br />

das untere Heizband erst ab einem Füllstand von 6l, das obere ab 11l aktiv, d.h.<br />

Wassermengen unter 6l können gar nicht erwärmt werden.<br />

2.6.6. Waage<br />

Das Kippen der Waage geschieht mittels eines gedämpften, pneumatischen Drehantriebs,<br />

der ca. 5s für eine Drehung benötigt.<br />

In der Modellanlage wird neuerdings eine Präzisionswaage mit digitaler Datenübertragung<br />

eingesetzt, in den Simulatoren bleiben die analogen Geber. Das entsprechende<br />

Betriebssystem konvertiert die Messwerte aber immer in die gleiche Variable.<br />

2.6.7. Abluft<br />

Ab ca. 40°C entsteht D<strong>am</strong>pf in der Maische- und Würzepfanne. D<strong>am</strong>it der nicht an<br />

den darüberliegenden Metallteilen von Waage, Mühle, Rührmotor und Hopfenspender<br />

kondensiert muss der Abluftventilator (->Tab 4.1) aktiviert werden solange sich warme<br />

Flüssigkeit im Gefäß befindet.<br />

3. Die Siemens S7 – 200 <strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong><br />

3.1. Elemente <strong>des</strong> Kontaktplans<br />

Das Kontaktplanfenster der „STEP 7-Micro/WIN“ Progr<strong>am</strong>mierumgebung stellt eine<br />

Bibliothek von Symbolen zur Verfügung, die dem S7-Standard entspricht [Sie98].<br />

Nachfolgend werden die notwendigen Symbole dargestellt und erklärt.<br />

Je<strong>des</strong> Netzwerk beginnt auf der linken Seite mit min<strong>des</strong>tens einer Eingangsbedingung<br />

(Kontakt oder Vergleichoperation) und endet rechts mit min<strong>des</strong>tens einem<br />

Ausgangsbefehl (Spule, Zeitgeber, Zähler, Übertragungsfunktion, Rechen- oder Progr<strong>am</strong>msteueroperation).


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 15<br />

Linien<br />

waagrechte Linie zur Verbindung von Funktionsblöcken (auch F8)<br />

senkrechte Linie, um Verzweigungen aufzubauen (auch F7)<br />

Kontakte<br />

n<br />

Schließerkontakt: Signal wird von links nach rechts durchgeschaltet, falls n<br />

aktiv ist<br />

n<br />

Öffnerkontakt: Signal wird von links nach rechts durchgeschaltet, falls n<br />

nicht aktiv ist<br />

NOT<br />

Negation: Signal wird von links nach rechts durchgeschaltet, falls n nicht<br />

aktiv ist<br />

n<br />

P<br />

n<br />

N<br />

Kontakt Steigende Flanke: Wird eine steigende Flanke <strong>am</strong> Eingang erkannt<br />

(z.B. Schließen eines Schalters) wird ein Impuls ausgegeben.<br />

Kontakt Fallende Flanke: Wird eine fallende Flanke <strong>am</strong> Eingang erkannt<br />

(z.B. Öffnen eines Schalters) wird ein Impuls ausgegeben.<br />

=<br />

Vergleichsoperationen<br />

VBn<br />

==B<br />

m<br />

VBn<br />

>=B<br />

Schaltet, wenn die Variable VBn gleich dem Byte m ist<br />

Schaltet, wenn die Variable VBn größer oder gleich dem Byte m ist<br />

m<br />

VBn<br />


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 16<br />

VWn<br />

==I<br />

m<br />

VWn<br />

>=I<br />

m<br />

VWn<br />


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 17<br />

0I<br />

Übertragungsfunktion<br />

EN MOV-B<br />

IN OUT<br />

MOV_B<br />

MOV_W<br />

Weist den Wert oder die Variable <strong>am</strong> Eingang „IN“ dem Ausgang „OUT“ zu,<br />

wenn an „EN“ ein Signal anliegt. „IN“ und „OUT“ sind Bytes.<br />

Funktion entspricht MOV_B, das durchgeschaltete Signal ist ein Wort.<br />

Progr<strong>am</strong>msteuerungsoperationen<br />

END<br />

Progr<strong>am</strong>mende, muss <strong>am</strong> Ende <strong>des</strong> Hauptprogr<strong>am</strong>ms stehen.<br />

n<br />

CALL<br />

Ruft das Unterprogr<strong>am</strong>m mit der Nummer n auf. Die Unterprogr<strong>am</strong>me folgen<br />

nach dem Hauptprogr<strong>am</strong>m.<br />

n<br />

SBR<br />

Start <strong>des</strong> Unterprogr<strong>am</strong>ms mit der Nummer n.<br />

RET<br />

Beendet ein Unterprogr<strong>am</strong>m und springt an die Stelle <strong>des</strong> Unterprogr<strong>am</strong>maufrufs<br />

zurück.<br />

Tab. 3.1: Wichtige Elemente <strong>des</strong> Kontaktplans<br />

3.2. Speicherarten<br />

Alle Signale, die im Kontaktplan der <strong>SPS</strong> verwendet werden, haben eine ihrer Funktion<br />

entsprechende Syntax. Konstanten können direkt als Zahl verwendet werden,<br />

alle anderen Signalbezeichnung beginnen mit einem Buchstabenkürzel gefolgt von<br />

einer Nummer, die innerhalb <strong>des</strong> vorgesehenen Wertebereichs liegen muss. Nachfolgende<br />

Tabelle gibt einen Überblick.<br />

Kürzel Funktion Wertebereich Typ<br />

E Binärer Eingang E0.0 – E7.7 Binär (1bit)<br />

A Binärer Ausgang A0.0 – A7.7 Binär (1bit)<br />

AEW Analoger Eingang AEW0 – AEW30 Wort (16bit)<br />

AAW Analoger Ausgang AAW0 – AAW30 Wort (16bit)<br />

M Binärer Merker M0.0 – M31.7 Binär (1bit)<br />

VB Variable VB0 – VB4095 Byte (8bit)


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 18<br />

Kürzel Funktion Wertebereich Typ<br />

VW Variable VW0 – VW4094 Wort (16bit)<br />

T<br />

Timer<br />

mit Zeittakt 1ms<br />

mit Zeittakt 10ms<br />

mit Zeittakt 100ms<br />

T32<br />

T33 – T36<br />

T37 – T63<br />

Wort (16bit, max.<br />

Wert 32 767)<br />

Z Zähler Z0 – Z127 Binär (1bit)<br />

SM<br />

Sondermerker für spezielle Signale (nur<br />

zum Auslesen)<br />

Aktiv nur im 1. Takt nach Systemstart<br />

Takt von 1s (0.5s ein, 0.5s aus)<br />

Konstanter Wert, z.B. „32“, „1000“<br />

Tab 3.2: Übersicht Signaltypen<br />

SM0.1<br />

SM0.5<br />

Binär (1bit)<br />

Byte oder Wort<br />

4. Steuerungselemente der Brauerei-Anlage<br />

4.1. Binäre Ein- und Ausgänge<br />

Bezeichnung Funktion 0 1<br />

A0.0 Heizung der MWP (Nicht verwenden! Wird<br />

über Regler gesteuert, siehe Bytevariable<br />

VB300/“Step)<br />

Aus<br />

Ein<br />

A0.1 Regelventil Abläutern V1 (Nicht verwenden!<br />

Wird über Regler gesteuert, sieheBytevariable<br />

VB300/“Step)<br />

Geschlossen Offen<br />

A0.2/“FÜmwp“ Ventil V2 (Zulauf MWP) Geschlossen Offen<br />

A0.3/“Ablauf“ Ventil V3 (Ablauf) Geschlossen Offen<br />

A0.4/“Lewp“ Ventil V4 (Auslauf Whirlpool) Geschlossen Offen<br />

A0.5“Lemwp“ Ventil V5 (Auslauf MWP) Geschlossen Offen<br />

A0.6/“Levg“ Ventil V6 (Auslauf Vorlaufgefäß) Geschlossen Offen<br />

A0.7/“Lelb“ Ventil V7 (Auslauf Läuterbottich) Geschlossen Offen<br />

A1.0/“Fülb“ Ventil V8 (Zulauf Läuterbottich) Geschlossen Offen<br />

A1.1/“schnellR“ Schnell Rühren Langs<strong>am</strong> Schnell<br />

A2.0/“Bylb“ Ventil V9 (Bypass Auslauf Läuterbottich) Geschlossen Offen<br />

A2.1/“SPkü“ Ventil V10 (Verbindung Kühler – Pumpe) Geschlossen Offen<br />

A2.2/“Füwp“ Ventil V11 (Zulauf Whirlpool) Geschlossen Offen


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 19<br />

Bezeichnung Funktion 0 1<br />

A2.3/“Wasser“ Ventil V12 (Brauwasserzulauf) Geschlossen Offen<br />

A2.4/“Kühlen“ Ventil V13 (Kühlwasserzulauf) Geschlossen Offen<br />

A2.5/“Mühle“ Mühle für Malz/“Mühle“ aus Ein<br />

A2.6/“Rühren“ Rührmotor der MWP Aus Ein<br />

A2.7/“Hopfen“<br />

Hopfenspender (pro Portion muss ein Impuls<br />

mit Länge 0.5s und mit nachfolgender<br />

Pause von 1.0s gegeben werden)<br />

Warten<br />

Start<br />

A3.0/“Lewaage“ Waage kippen Waagrecht Gekippt<br />

A3.1/“Pumpe“ Maischepumpe Aus Ein<br />

A3.2/“rückwR“ Rückwärts Rühren Aus Ein<br />

A3.3/“obenHeizen“ Oberes Heizband einschalten Aus Ein<br />

A3.4/“BedRuf“ Bediener-Ruf, Dauersignal Aus Ein<br />

A3.5/“Alarm“ Alarmsignal, blinkend Aus Ein<br />

A3.6/“Abluft“ Abluftventilator Aus Ein<br />

A3.7/“sauerSP“ Merker und Anzeiger für sauren Spülgang Aus Ein<br />

M0.0/“Regein“<br />

M0.1/“Ablein“<br />

Tab 4.1: Binäre Ausgänge<br />

4.2. Analoge Eingänge<br />

Merker zum Aktivieren der Temperaturregelung<br />

(Sollwert in VW124)<br />

Merker zum Aktivieren der Druchflussregelung<br />

Abläutern (Sollwert fest 0,3l/min)<br />

Regelung<br />

aus<br />

Regelung<br />

aus<br />

Regelung<br />

ein<br />

Regelung<br />

ein<br />

Die Umsetzung von analogen Sensorsignalen (Ströme, Spannungen, Widerstände,<br />

etc.) in brauchbare Messwerte (Temperaturen, Füllstände, etc.) setzt eine Menge<br />

Hardware-, Messtechnik- und Signalverarbeitungskenntisse, die den Rahmen <strong>des</strong><br />

Steuerungstechniklabores sprengen würden. Daher wird ein Rahmenprogr<strong>am</strong>m (Betriebssystem)<br />

vorgegeben, das die benötigten Messwerte in geeignetem Format als<br />

Variablen zur Verfügung stellt:<br />

Bezeichnung Funktion Normierung an. Eingang<br />

VW112/“Fmwp“ Füllstand MWP In ml (AE0)<br />

VW114/“Flb“ Füllstand Läuterbottich In ml (AE2)<br />

VW116/“Fvg“ Füllstand Vorlaufgefäß In ml (AE4)<br />

VW172/“dFmwp“ Füllstandsänderung MWP In ml (AE0)<br />

VW174/“dFlb“ Füllstandsänderung Läuterbottich In ml (AE2)<br />

VW166/“dFvg“ Füllstandsänderung Vorlaufgefäß In ml (AE4)


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 20<br />

VW118/“Tmwp“ Temperatur MWP In 1/10°C (AE8)<br />

VW120/“Tkue“ Temperatur Kühler In 1/10°C (AE10)<br />

VW122/“Waage“ Waageninhalt In g (AE12)<br />

Tab 4.2: Variablen zur Abfrage analoger Eingangswerte<br />

4.3. Regler<br />

Die Temperturregelung der Maische- und Würzepfanne und die Durchflussregelung<br />

beim Abläutern greifen tief in das Betriebssystem ein und sind daher vorgegeben.<br />

Bei zu niedrigem Füllstandswert der Maische- und Würzepfanne wird die Heizung<br />

sicherheitshalber blockiert.<br />

Bezeichnung Funktion Normierung<br />

VW124/“STmwp“ Solltemperaturvorgabe für MWP in 1/10°C<br />

M0.0/“Regein“ Start der Temperaturregelung 0=aus/1=ein<br />

M0.1/“Ablein“ Start der Durchflussregelung (Sollwert fest) In 1/10s<br />

Tab 4.3: Schnittstellen der Regler<br />

4.4. Unterprogr<strong>am</strong>me<br />

Folgende Unterprogr<strong>am</strong>me für mehrfach benutzte Funktionen können benutzt werden.<br />

Alle Unterprogr<strong>am</strong>me enden mit dem Inkrement der Bytevariablen<br />

VB300/“Step“ (s.u. 4.5):<br />

Bezeichnung Funktion Normierung<br />

VW304/“Ende“<br />

SBR 3<br />

Einstellung der Zieltemperatur für die<br />

Lineare Temperaturerhöhung um 1°C pro Minute<br />

VW302/“Time“ Einstellung der Zeit für<br />

SBR 4<br />

Warteprogr<strong>am</strong>m<br />

SBR 5<br />

Abläutern bis Min<strong>des</strong>tfüllstand Flb=1000ml<br />

Tab 4.3: Schnittstellen der Unterprogr<strong>am</strong>me<br />

In 1/10°C<br />

In 1/10s<br />

4.5. Progr<strong>am</strong>mablaufsteuerung<br />

Der Einbau <strong>des</strong> Sudprogr<strong>am</strong>mes beginnt bei Netzwerk 10.<br />

Zur übersichtlichen Gestaltung, Steuerung und Kontrolle <strong>des</strong> sequentiellen Ablaufes<br />

dient die Bytevariable VB300/“Step“, die den aktuellen Progr<strong>am</strong>mschritt speichert.<br />

Jeder logische Teilschritt beginnt daher mit dem Vergleich auf die jeweilige Progr<strong>am</strong>mschrittnummer<br />

und endet mit einem Inkrement von VB300/“Step“<br />

Bei Benutzung der obigen Unterprogr<strong>am</strong>me (Tab 4.3) erfolgt die Weiterschaltung<br />

durch das Unterprogr<strong>am</strong>m.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 21<br />

5. Durchführung <strong>des</strong> Laborversuches<br />

5.1. Versuchsaufbau<br />

Jeder Arbeitsgruppe steht einen PC mit der Entwicklungsumgebung und ein interaktives<br />

Prozessschaubild mit einer kompletten S7-200-<strong>SPS</strong> zur Verfügung. Die Aktoren<br />

der Brauerei werden durch Leuchtdioden an entsprechender Stelle im Schaubild<br />

dargestellt, die von der <strong>SPS</strong> direkt geschaltet werden. Die analogen Sensoren werden<br />

durch Potentiometer dargestellt, die das elektrische Verhalten der Sensoren genau<br />

simulieren, d.h. die für die <strong>SPS</strong> besteht kein Unterschied zwischen dem Prozessschaubild<br />

und der realen Anlage.<br />

Zum Test eines Progr<strong>am</strong>m(teil)es muss dieses zuerst über die serielle Schnittstelle<br />

in die <strong>SPS</strong> heruntergeladen und diese dann gestartet werden. Während <strong>des</strong> Progr<strong>am</strong>mlaufes<br />

können Variablenwerte, Ein- und Ausgangszustände, etc. in Tabellen<br />

oder dem animierten Kontaktplan zeitnah mitverfolgt und Eingriffe vorgenommen<br />

werden.<br />

5.2. Vorbereitung <strong>des</strong> Labors<br />

Machen Sie sich vor dem Labortermin mit den zu automatisierenden Prozess und<br />

mit den Elementen der <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> anhand dieses Umdrucks vertraut!<br />

Der ges<strong>am</strong>te Brauprozess wird in 4 Teilabschnitte gegliedert. Jede Gruppe progr<strong>am</strong>miert<br />

einen solchen Teilabschnitt und nimmt diesen <strong>am</strong> Prozessschaubild in<br />

Betrieb. Danach können die 4 Progr<strong>am</strong>mteile zus<strong>am</strong>mengefügt werden, um den ges<strong>am</strong>ten<br />

Brauprozess an der realen Anlage zu automatisieren. Die Aufteilung ist<br />

nachfolgender Tabelle zu entnehmen:<br />

Gruppe<br />

zu implementierende Schritte nach<br />

Gruppe 1<br />

von 0.1.1 bis 1.3.1 einschließlich<br />

Gruppe 2<br />

von 1.4.1 bis 2.1.2 einschließlich<br />

Gruppe 3<br />

von 2.2.1 bis 2.4.1 einschließlich<br />

Gruppe 4<br />

von 3.1.1 bis 5.1.2 einschließlich<br />

Tab 5.1: Gruppeneinteilung<br />

Gliedern Sie ihren Abschnitt <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> in einzelne Teilschritte mit Eingangsbedingung,<br />

Einzelaktionen und Weiterschaltbedingungen auf und stellen Sie<br />

diese in geeigneter Form dar. Klären Sie die Schnittstellen mit den benachbarten<br />

Gruppen ab. Beginnen Sie Ihr Teilprogr<strong>am</strong>m mit der Aktivierung aller für den Prozesszustand<br />

nötigen Ausgänge und Merker, danach genügt das Hinzuschalten zusätlich<br />

bzw. Abschalten nicht mehr benötigter Signale.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 22<br />

5.3. Einführende Aufgaben zur <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong><br />

Durch einführende Aufgaben werden Sie mit der <strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> der S7-200 und<br />

die Entwicklungsumgebung vertraut gemacht. Öffnen Sie ein neues Projekt, realisieren<br />

und testen Sie folgende Teilaufgaben:<br />

1. Bytevariable VB300 bei Progr<strong>am</strong>mstart auf 1 setzen (siehe Tab 3.2)<br />

2. Hochzählen der Variablen VB300 mit der Taste „1“ (Schließer E0.0)<br />

3. Rücksetzen der Variablen VB300 mit der Taste „0“ (Öffner E0.1)<br />

4. Aktivierung der Ausgänge A0.0 bis A0.7 nacheinander mit dem Hochzählen der<br />

Variablen VB300 von 1 bis 8<br />

5. Handbetrieb der Malzzugabe:<br />

5.1 Bei VB300=10 Mühle einschalten<br />

5.2 Bei VB300=11 Mühle aus und Waage 5s lang kippen<br />

5.3 danach Waage zurückkippen und nach weiteren 5s zurück zu 5.1/VB300=10)<br />

5.4. Implementierung eines Teils <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong><br />

Laden Sie das Projekt „spslabor“ und speichern Sie es unter neuem N<strong>am</strong>en (entsprechend<br />

der Gruppennumer).<br />

Implementieren Sie einen Abschnitt <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> (entsprechend Tab. 5.1) im<br />

Kontaktplan ab Netzwerk 10 und verifizieren Sie das Progr<strong>am</strong>m <strong>am</strong> Prozessschaubild.<br />

Stellen Sie dabei zuerst den Prozesszustand her, der sich normalerweise im<br />

vorhergehenden Prozessschritt ergibt.


Produktionstechnik IV: <strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong> 23<br />

6. Literatur<br />

[Kas97] St. Kast: Die Bierbrauerei - Eine Anleitung zu Technologie, Anlage und<br />

Software Stephan Kast, Studienarbeit an der Universität Ulm, 1997.<br />

[Hor99] F. Horn: Entwicklung eines Steuerungskonzeptes zur Prozessführung in<br />

einer Modell-Brauerei-Anlage, Studienarbeit im FG Mess-, Steuerungs- und<br />

Regelungstechnik an der Universität Bremen, 1999.<br />

[Nar92] L. Narziss: Die Bierbrauerei, Band 2: Die Technologie der Würzebereitung.<br />

F. Henke Verlag, Stuttgart, 7. Auflage, 1992.<br />

[Saw95] O. Sawodny: Automatisierung <strong>des</strong> Bierbrauprozesses mit einem Prozessleitsystem.<br />

Universität Ulm, 1995<br />

[Sie98] Siemens AG: Automatisierungssystem S7-200 Systemhandbuch, 1998.


Fachbereich 4<br />

Produktionstechnik<br />

Fachgebiet 08:<br />

Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik<br />

Protokoll <strong>des</strong> Laborversuchs<br />

<strong>SPS</strong>-<strong>Progr<strong>am</strong>mierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Brauprozesses</strong><br />

Produktionstechnik IV – Steuerungstechnik<br />

SS 2004<br />

N<strong>am</strong>e, Vorn<strong>am</strong>e<br />

Matrikelnummer<br />

Gruppe<br />

Bewertung<br />

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