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Neue rechtliche Entwicklungen und denkbare ... - Raun-wagner.de

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DR. JUR. KLAUS-R. WAGNER<br />

Lessingstraße 10<br />

Rechtsanwalt <strong>und</strong> Notar ⋅ Fachanwalt für Steuerrecht<br />

65189 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

- 4 -<br />

senten zur Kenntnis geben müßten, verneinte <strong>de</strong>r 9. Senat <strong>de</strong>s OLG Celle 18) eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Aufklärungspflicht schlechthin. Das OLG München 19) iudizierte, es existiere kein Standard, wonach<br />

Anlageberater bei Informationsrecherchen auf <strong>de</strong>n gerlach-report <strong>und</strong> kapital-markt intern<br />

zurückgreifen müßten. An<strong>de</strong>rs dagegen <strong>de</strong>r 5. Senat <strong>de</strong>s OLG Stuttgart, 20) <strong>de</strong>r eine unterlassene<br />

Aufklärung über Negativberichterstattungen als <strong>de</strong>liktischen Haftungstatbestand i.S.d. § 826<br />

BGB ansah <strong>und</strong> nicht nur die Vertriebs-GmbH son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>ren Geschäftsführer verurteilte.<br />

Der 10. Senat <strong>de</strong>s OLG Stuttgart 21) ließ zwar dahinstehen, ob eine einzelne Volksbank gegenüber<br />

K<strong>und</strong>en, die eine sichere Kapitalanlage anstrebten, Berichte in <strong>de</strong>n Brancheninformationsdiensten<br />

kapital-markt intern <strong>und</strong> gerlach-report kennen mußten. Je<strong>de</strong>nfalls aber müsse <strong>de</strong>r Genossenschaftsverband<br />

bzw. die Zentralbank, die für die Volksbanken zentral eine Prüfung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />

bestimmter Kapitalanlagen vornehmen, diese kennen <strong>und</strong> die Auswertung <strong>de</strong>rselben<br />

<strong>de</strong>n Volksbanken zur Verfügung stellen, so daß, wenn dies nicht geschehen sei, die betreffen<strong>de</strong><br />

Volksbank dafür einstehen müsse, wenn sie über entsprechen<strong>de</strong> „Be<strong>de</strong>nken“ in kapitalmarkt<br />

intern nicht aufkläre. Allerdings ging es in dieser Entscheidung weniger über Negativberichterstattungen,<br />

als viel mehr um Prospekt-Checks in kapital-markt intern.<br />

Der BGH läßt bisher keine abschließen<strong>de</strong> Linie erkennen. Einerseits erklärte <strong>de</strong>r VI. Senat <strong>de</strong>s<br />

BGH 22) kapital-markt intern nicht zum „Meinungsbildner“. An<strong>de</strong>rerseits bestätigte aber <strong>de</strong>rselbe<br />

VI. Senat <strong>de</strong>s BGH 23) die vorgenannte Entscheidung <strong>de</strong>s OLG Stuttgart per Nichtannahmebeschluss,<br />

24) ohne sich allerdings selbst mit diesem Thema bisher auseinan<strong>de</strong>rzusetzen, worin die<br />

Vetriebs-GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Geschäftsführer wegen unterlassener Aufklärung über Negativberichterstattungen<br />

aufgr<strong>und</strong> § 826 BGB zum Scha<strong>de</strong>nsersatz verurteilt wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re im Hinblick auf <strong>de</strong>n zuletzt angesprochenen Nichtannahmebeschluss <strong>de</strong>s BGH wird<br />

man vorsichtshalber im Vertrieb davon ausgehen müssen, auch über Negativberichterstattungen<br />

in Brancheninformationsdiensten bzw. <strong>de</strong>r Wirtschaftspresse aufzuklären. Und dies führt zu <strong>de</strong>r<br />

Folgefrage, ob die von Negativberichterstattungen Betroffenen <strong>de</strong>m wehrlos ausgesetzt sind,<br />

wenn die Negativebrichterstattung nicht auf einer gründlichen Recherche beruhte bzw. sogar<br />

unwahr war. Diese Frage wur<strong>de</strong> bereits seit <strong>de</strong>m Jahre 2003 intensiv behan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> wie folgt<br />

beantwortet: 25)<br />

2. Negativeberichterstattung: Die Abhängigkeit <strong>de</strong>s Pressefreiheitsrechts von <strong>de</strong>r Wahrheitspflicht<br />

Brancheninformationsdienste <strong>und</strong> die Wirtschaftspresse unterliegen zwar <strong>de</strong>m Pressefreiheitsrecht<br />

(Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG). Dies betrifft aber nicht Tatsachenbehauptungen, <strong>de</strong>ren Unwahr-<br />

18) OLG Celle 17.07.2004 – 9 U 15/04, WM 2005, 737, 741; dazu Wagner BKR 2005, 436, 438<br />

19) OLG München 06.12.2002 – 21 U 3997/01, BKR 2003, 875, 877; dazu Wagner BKR 2005, 436, 438<br />

20) OLG Stuttgart 27.11.2002 – 9 U 59/02, OLGR 2003, 187<br />

21) OLG Stuttgart 22.01.2007 – 10 U 189/06, WM 2007, 593, 593 f.<br />

22) BGH 16.11.2004 – VI ZR 298/03, NJW 2005, 279; dazu Wagner BKR 2005, 436, 438<br />

23) BGH 27.05.2003 – VI ZR 431/02, EWiR 2003, 1185 Lange<br />

24) OLG Stuttgart 27.11.2002 – 9 U 59/02, OLGR 2003, 187<br />

25) Wagner WM 2003, 1158, 1162 f.; Loritz WM 2004, 957, 958 f.

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