An alle allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg ...

An alle allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg
Fremdsprachenunterricht in der Grundschule
Beschlüsse des Kabinetts am 20. November 2001:
• Regionen mit Französisch
• Anschlussmöglichkeiten an Französisch in den weiterführenden Schulen
Erfahrungen
Baden-Württemberg als südwestliches Land der Bundesrepublik Deutschland und
Nachbar zu Frankreich mit einer 180 km langen gemeinsamen Grenze hat
langjährige Erfahrungen mit frühem Fremdsprachenlernen. Die ersten Versuche
liegen dreißig Jahre zurück. Inzwischen hat jede dritte der 2.500 Grundschulen in
Baden-Württemberg ein freiwilliges Fremdsprachenangebot, über 300 mit Englisch,
fast 500 mit Französisch.
Neues Konzept
Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen im
zusammenwachsenden Europa und in der sich globalisierenden Wirtschaft,
insbesondere in einer Technologierregion wie Baden-Württemberg, hat der
Ministerrat am 23. Mai 2000 beschlossen, das Fremdsprachenlernen auf eine neue
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Basis zu stellen. 26 000 baden-württembergische Erstklässler an 470 Grundschulen
lernen seit diesem Schuljahr – im europäischen Jahr der Sprachen - eine
Fremdsprache nach einem neuen Konzept auf der Grundlage von Lehrplänen. Alle
Lehrkräfte, die in den Pilotverbünden Fremdsprachenunterricht erteilen, haben die
erforderlichen didaktisch-methodischen Fortbildungsmodule und eine individuell
angepasste Sprachfortbildung absolviert.
32 der vorgesehenen 33 regionalen Verbünde haben das Angebot angenommen, an
der Pilotphase teilzunehmen (21 Englisch, 9 Französisch), das entspricht 470
Grundschulen zuzüglich der Sonderschulen (rund 100).
Was das baden-württembergische Konzept von den anderen Modellen in
Deutschland unterscheidet, ist der verbindliche Beginn ab Klasse 1, Pflichtunterricht
mit Lehrplänen und Benotung – wie in den anderen Fächern auch - , die Erweiterung
der Stundentafel um 8 Stunden und die Anschlussmöglichkeit an weiterführende
Schulen. Mit der Entscheidung für eine verpflichtende Grundschulfremdsprache ist

gleichzeitig eine Neuorientierung des Fremdsprachenunterrichts in allen
weiterführenden Schulen gefallen.
Nach der grundsätzlichen Entscheidung an den baden-württembergischen
Grundschulen eine Fremdsprache einzuführen und die dafür nötigen Lehrerstellen
(1.600, davon 1.300 Neustellen) zu schaffen, wurde den Wünschen nach einer
raschen Einführung des Fremdsprachenunterrichts für alle Erstklässler Rechnung
getragen, d.h. der ursprünglich geplante generelle Beginn wurde um ein Jahr - auf
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2003 – vorgezogen. Das Vorziehen der Grundschulfremdsprache, der Beginn der 2.
Fremdsprache in Klasse 5 des Gymnasiums und die Regionen für
Grundschulfranzösisch wurden bei der Aktualisierung des Konzepts berücksichtigt.
Aktualisierung der Konzeption
10 Eckpunkte
• Alle Kinder im Bildungsgang Grundschule und Förderschule erhalten
Fremdsprachenunterricht
• Einführung des Fremdsprachenunterrichts im Schuljahr 2001 als Pilotphase
an 470 Grundschulen ab Klassenstufe 1 sukzessive aufbauend in
regionalen Verbünden mit Sonderschulen und Förderschulen
• Flächendeckende Einführung im Schuljahr 2003
• Der Fremdsprachenunterricht ist reguläres Unterrichtsfach und damit
Pflichtunterricht auf der Grundlage von Lehrplänen in allen vier
Klassenstufen der Grundschule
• Lehrpläne für alle Jahrgangsstufen
Anfangsunterricht (Klassen 1 und 2), Klassenstufen 3 und 4
mit Festlegung von Standards Ende Klasse 4
• Erweiterung der Stundentafel der Grundschule und der Sonderschule um 8
Stunden; 2 Stunden pro Klassenstufe
• Fremdsprache: Englisch / Französisch
ohne individuelle Sprachenwahl
• Altersgemäßer, grundschulspezifischer Unterricht
• Gewährleistung von Anschlussmöglichkeiten beim Übergang in die
weiterführenden Schularten

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• Leistungsfeststellung verbal in den Klassenstufen 1 und 2, mit Noten in den
Klassenstufen 3 und 4 - wie in den übrigen Fächern - aber ohne
Versetzungserheblichkeit
Art des Unterrichts
Die Kinder sollen die Fremdsprache mit allen Sinnen erleben und spielerisch mit
Reim, Rhythmus, Bewegung und Musik in die Sprache eintauchen. Dennoch verfolgt
der Lehrplan einen systematischen Sprachaufbau nach dem Prinzip „vom Hören zum
Hörverstehen und Sprechen, vom Lesen zum Schreiben“:
Die wesentlichen Zielsetzungen des themen- und handlungsorientierten Unterrichts
sind mündliche Sprachkompetenz, Hörverstehen, die Grundlegung von
Sprechlernkompetenz und Sprachbewusstsein sowie die Sensibilisierung für
Sprachen insgesamt. Mittelpunkt der Sprachvermittlung der Grundschule ist nicht
eine grammatikalische Progression, sondern die kommunikative. Grammatikalische
Kenntnisse haben dienende Funktion und werden analog dem Erlernen der
Muttersprache entwickelt. Frühes Fremdsprachenlernen – so zeigen
wissenschaftliche Untersuchungen - führt zu einer generellen Stärkung des Umgangs
mit Sprache. Deshalb werden auch ausländische Kinder, so die Erfahrung in anderen
europäischen Ländern und wissenschaftliche Studien, keine Nachteile erfahren. Sie
verfügen meist über eine breite Sprachlernkompetenz, die ihnen beim Erlernen einer
neuen Fremdsprache zu Gute kommt. Auch starten sie – im Gegensatz zu anderen
Fächern – hier im Vergleich zu muttersprachlichen Kindern vom selben Niveau und
von einer ausgeglichenen Basis. Dies ist motivierend und leistungsfördernd, stärkt
das Selbstvertrauen und wirkt sich somit positiv auf das gesamte schulische Lernen
aus.
Zeitplan
Der Zeitplan zur Einführung der Fremdsprache in der Grundschule sieht
folgendermaßen aus:
Phase I 2001: Pilotbetrieb mit 470 Schulen beginnend mit Klasse 1
(ohne Erweiterung der Anzahl der Schulen im Schuljahr 2002/03)
Phase II 2003: Flächendeckende Einführung in allen ersten Klassen
Weiterführung des Pilotbetriebs in Klasse 3 der Pilotschulen

Phase III 2005: Übergang der Pilotschulen in Klasse 5 der regionalen Verbünde
Flächendeckende Einführung in Klasse 3
Phase IV 2007: Flächendeckende Anschlüsse an alle weiterführenden Schulen
Regionen mit Grundschulfranzösisch
Grundschulfremdsprachen in Baden-Württemberg sind Englisch und Französisch.
Französisch ist gerade am Oberrhein aus historischen, geografischen und
wirtschaftlichen Gründen im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend.
Die Entscheidung für Englisch oder Französisch als Grundschulfremdsprache kann
nicht auf individueller Ebene getroffen werden, weil es dann Minimalgruppen gäbe,
die nicht bezahlbar sind und die zu unzähligen weiteren Kleingruppen in den
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weiterführenden Schulen führen würden. Damit wäre die kontinuierliche Fortsetzung
– ein integraler Bestandteil des baden-württembergischen Konzepts - von
vorneherein verbaut.
Der Landeselternbeirat hat in einer schriftlichen Stellungnahme die Einschränkung
des Elternwillens als Notwendigkeit zur Umsetzung der Konzeption akzeptiert.
Die Pilot-Grundschulen führen 2003 den Pilotbetrieb in den 3. und 4. Klassen fort
sowie in den 2. Klassen, die an diesen Schulen 2002 gestartet werden, und beginnen
gleichzeitig mit den anderen Grundschulen des Landes 2003 ab Klasse 1 den
regulären Fremdsprachenunterricht. Französisch bleibt die Grundschulfremdsprache
an diesen Schulen.
Ab 2003 sind folgende Gebiete für Grundschulfranzösisch vorgesehen:
- Alle Städte und Gemeinden des Ortenaukreises
mit Ausnahme der Stadt Hornberg
- Der Stadtkreis Freiburg
- Der Landkreis Emmendingen mit allen Städten und Gemeinden
- Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mit Ausnahme folgender Städte u.
Gemeinden: Breitnau, Hinterzarten, Feldberg, Titisee-Neustadt, Eisenbach,
Friedenweiler, Lenzkirch, Schluchsee, Löffingen
- Der Landkreis Lörrach mit allen Städten und Gemeinden
- Der Stadtkreis Baden-Baden
- Der Landkreis Rastatt mit allen Städten und Gemeinden
- Im Landkreis Calw: Bad Herrenalb (ohne die Ortsteile Rotensol und Neusatz)
- Der Stadtkreis Karlsruhe
- Im Landkreis Karlsruhe die Städte und Gemeinden:
Ettlingen, Rheinstetten, Malsch, Marxzell, Dettenheim, Linkenheim/Hochstetten,

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Eggenstein-Leopoldshafen, Graben-Neudorf, Pfinztal Stutensee, Weingarten,
Karlsbad und Waldbronn.
Anschlüsse an die Grundschulfremdsprache Französisch
Die Anschlüsse in den weiterführenden Schulen sind gewährleistet:
HS: 3 std. AG Französisch durchgehend, Englisch ab Klasse 5
RS: F1-Realschulen (12): Französisch fortgeführt, ab Klasse 7 Englisch
Übrige Realschulen: Klassen 5/6: 3 Std. Brückenkurs Französisch +
Pflichtfach Englisch, ab Klasse 7 neben Englisch 1 Wahlpflichtfach (Technik,
Mensch u. Umwelt oder Französisch)
Gym: Klasse 5 Französisch fortgeführt + Englisch;
Klasse 7 Französisch + Englisch + optional: Latein oder N-Profil (E+F)
Mit der Grundschulfremdsprache Französisch geht eine Qualitätsverbesserung der
humanistischen Gymnasien am Oberrhein einher:
Wollen Schülerinnen und Schüler heute Altgriechisch lernen, müssen sie sich gegen
Französisch, gegen die Sprache unseres Nachbarn, entscheiden. Angesichts der
Europäisierung und des zusammenwachsenden Wirtschaftsraums Oberrhein ist dies
nicht mehr haltbar. Zukünftig gibt es also kein Entweder-Oder mehr. Altgriechisch
und Französisch werden sich nicht mehr ausschließen und können nicht mehr
gegeneinander ausgespielt werden.
In humanistischen Gymnasien führen die Kinder Französisch fort, haben ab Klasse 5
Latein und ab Klasse 7 Englisch und können sich entscheiden, ob sie ab Klasse 7
Französisch weiterführen oder Altgriechisch nehmen oder das N-Profil (Latein und
Englisch). Der Vorteil gegenüber heute ist, dass die Wahl von Altgriechisch keine
Entscheidung mehr gegen Französisch ist, sondern Französisch 6 Jahre lang gelernt
wurde und damit für die sprachbegabten Kinder ein großer Gewinn ist.
Grundschulfremdsprache: Eine großartige Chance für Kinder
„Die fremdsprachliche Früherziehung kann sich in mehrfacher Hinsicht sehr positiv
auf die Schülerinnen und Schüler auswirken, und zwar auf ihre Sprachkompetenz,
ihre positive Einstellung anderen Sprachen und Kulturen gegenüber und auf ihr
Selbstvertrauen“, so lauten die wichtigsten Schlussfolgerungen der Eurydice-Studie
über den Fremdsprachenunterricht in Europa 2001.

Anschlüsse an die Grundschulfremdsprache Französisch
Anschlüsse an die Grundschulfremdsprache Französisch in HS und RS
Kabinettsbeschluss vom 23.5.00:
Klasse Grundschule
1 Französisch**
2 Französisch
3 Französisch
4 Französisch
Hauptschule Realschule
F1-RS* T / MUM
5 Englisch + AG Französisch Französisch
Englisch + Brücke Französisch (3 Std.)
(3 Std.)
(fortgeführt)
6 Englisch + AG Französisch
(3 Std.)
Französisch Englisch + Brücke Französisch (3 Std.)
7 Englisch + AG Französisch Französisch + Englisch Englisch + 1 Wahlpflichtfach
(3 Std.)
(T, MUM oder Französisch)
8 Englisch + AG Französisch Französisch + Englisch Englisch + 1 Wahlpflichtfach
(3 Std.)
(T, MUM oder Französisch)
9 Englisch + AG Französisch Französisch + Englisch Englisch + 1 Wahlpflichtfach
(3 Std.)
(T, MUM oder Französisch)
10 Englisch + AG Französisch Französisch + Englisch Englisch + 1 Wahlpflichtfach
(3 Std.)
(T, MUM oder Französisch)
* Französisch als Pflichtfremdsprache ab Klasse 5 (derzeit an 12 Realschulen)
** einschl. Sonderschulen mit Bildungsgang Grundschule + Förderschulen
Anschlüsse an die Grundschulfremdsprache Französisch im Gymnasium
Kabinettsbeschluss vom 20.11.2001:
Kl. Grundschule
1 Französisch
2 Französisch
3 Französisch
4 Französisch
Gymnasium Gymnasium (humanistisches Profil)
5 Englisch + Französisch (fortgeführt) Latein + Französisch (fortgeführt)
6 Englisch + Französisch (fortgeführt) Latein + Französisch (fortgeführt)
7 Englisch + Französisch +
optional:
8
9
10
Latein oder N-Profil (Englisch + Französisch)
6
Latein + Englisch +
optional:
Französisch oder Griech. oder N-Profil (Latein + Englisch)