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SGZ 04/09 - Aviforum

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WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />

Neue GRUDAF 20<strong>09</strong> – Konsequenzen für das Geflügel<br />

Neue Hofdüngernormen für das Geflügel<br />

Die Grundlagen für die Düngung im Acker- und Futterbau (GRUDAF) wurden<br />

überarbeitet. Die Nährstoffausscheidungen des Geflügels wurden grundlegend<br />

neu berechnet, was teilweise Abweichungen zu den bisherigen Werten<br />

ergab. Die neuen Werte finden auch Eingang in die SuisseBilanz 2010.<br />

Die Grundlagen für die Düngung im<br />

Acker- und Futterbau (GRUDAF) sind ein<br />

wichtiges Hilfsmittel für die Düngungsplanung<br />

und Nährstoffbilanzierung. Die<br />

Forschungsanstalten stellen darin der<br />

Praxis aktuelle Empfehlungen und Hilfsmittel<br />

zur Verfügung, welche auf wissenschaftlichen<br />

Grundlagen beruhen. Diverse<br />

Beratungsunterlagen für die Praxis (z.B.<br />

Handbuch zum Wirzkalender) und auch<br />

die Suisse-Bilanz basieren auf den Daten<br />

der GRUDAF. Um sie den Veränderungen<br />

in der Produktion und den neuen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen anzupassen,<br />

werden die GRUDAF periodisch überarbeitet.<br />

Im Februar 20<strong>09</strong> ist eine neue<br />

Aufl age der GRUDAF erschienen, welche<br />

die Version von 2001 ablöst.<br />

Für Gefl ügelproduzenten sind in den<br />

GRUDAF hauptsächlich die Angaben zu<br />

den Nährstoffausscheidungen sowie zu<br />

Menge und Gehalt von Gefl ügelmist von<br />

Bedeutung. Während für andere Tierkategorien<br />

im Hofdüngerkapitel nur wenig<br />

Anpassungen gemacht wurden, wurde<br />

der Gefl ügelbereich grundlegend überarbeitet,<br />

da die Angaben teilweise noch<br />

auf Erhebungen anfangs der Neunzigerjahren<br />

beruhten und sich die Produktion<br />

seither ziemlich verändert hat.<br />

Neue Erhebung beim Geflügel<br />

Die Gefl ügelproduktion ist im Vergleich<br />

zu Rindvieh und Schweinen recht<br />

standardisiert. Zudem werden Angaben<br />

zu Fütterung und Produktion auf zahlreichen<br />

Betrieben erhoben. Aus diesem<br />

Grund müssen die Nährstoffausscheidungen<br />

nicht auf der Basis von Fütterungsempfehlungen<br />

berechnet werden,<br />

sondern können sich auf Angaben aus<br />

der Praxis abstützen. Es wird dazu eine<br />

Bilanzrechnung durchgeführt, welche<br />

den Input (Futtermenge x Futtergehalt an<br />

N, P, K, Mg und Ca) berechnet und davon<br />

die Nährstoffmenge abzieht, welche<br />

in die tierischen Produkte (Tierzuwachs,<br />

Eier, Milch) eingelagert wird.<br />

Die Hofdüngermengen müssen mit<br />

Erhebungen in der Praxis bestimmt werden.<br />

Die Hofdüngergehalte ergeben sich<br />

aus Nährstoffmenge geteilt durch Tonnen<br />

Mistproduktion (oder m 3 Gülle).<br />

Bei Lege- und Junghennen konnten<br />

für die Bilanzrechnungen und die Mistmengen<br />

aktuelle Versuchsergebnisse des<br />

<strong>Aviforum</strong> verwendet werden (vgl. Artikel<br />

in <strong>SGZ</strong> 3/08). Aus den 2008 abgeschlossenen<br />

Versuchen lagen Ergebnisse von<br />

drei Lege- und zwei Aufzuchtumtrieben<br />

zu Fütterung, Produktion sowie Mistmengen<br />

und Gehalte vor. Zudem konnten<br />

Produktionsdaten von 69 Praxisbetrieben<br />

(vgl. <strong>SGZ</strong> 8/08) herangezogen werden.<br />

Für Mastpoulets stellten verschiedene<br />

Integrationen die Auswertungen der Produktionsdaten<br />

des Jahres 2007 zur Verfügung.<br />

Bei den Mistmengen wurde angenommen,<br />

dass sich diese seit der letzten<br />

Revision kaum verändert haben.<br />

Werte für Lege- und Junghennen<br />

Bei den Legehennen hat sich die Produktion<br />

seit den letzten Berechnungen,<br />

welche auf Daten der Jahre 1994 - 96<br />

beruhten, recht stark verändert: Die Umtriebsdauer<br />

ist kürzer und die Stallbelegung<br />

pro Jahr ist höher geworden. Trotz<br />

einer markant höheren Legeleistung ist die<br />

Futteraufnahme nur leicht gestiegen, was<br />

eine deutlich bessere Futterverwertung zur<br />

Folge hatte. Auch das Futter hat sich mit<br />

dem Ausschluss tierischer Komponenten<br />

verändert. Der P-Gehalt des Futters wurde<br />

zudem gezielt reduziert und liegt heute im<br />

Mittel bei 5,7 g/kg (ohne NPr-Futter).<br />

Die neuen N-Ausscheidungsrichtwerte<br />

bei Legehennen (Tabelle 1) sind etwa<br />

13 % höher, was hauptsächlich mit dem<br />

Ersatz tierischer Futterkomponenten und<br />

dem gestiegenen Futteraufwand pro Tierplatz<br />

und Jahr erklärt werden kann. Die<br />

Phosphatausscheidungen (P 2<br />

O 5<br />

) sind dank<br />

der Senkung des P-Gehaltes im Futter<br />

leicht geringer. Die sehr gute Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse der Bilanzrechnungen<br />

aus den Versuchen mit jenen aus der Praxis<br />

belegen, dass die neuen Richtwerte die<br />

aktuelle Produktion gut wiedergeben.<br />

Bei den Junghennen sind die N-Auscheidungen<br />

gleich geblieben, aber jene<br />

für P 2<br />

O 5<br />

um rund 30 % gestiegen. Dieser<br />

starke Anstieg ist vermutlich auf eine<br />

schwache Datengrundlage der früheren<br />

Berechnungen zurück zu führen.<br />

Werte für Pouletsmast<br />

In der Pouletsmast ist es wegen der<br />

unterschiedlichen Mastdauer und dem<br />

entsprechend unterschiedlichen Einstallungsbestand<br />

schwierig, Ausscheidungsrichtwerte<br />

pro Tierplatz anzugeben. Die<br />

Werte in Tabelle 1 beziehen sich auf<br />

100 Normalmastplätze, also auf eine<br />

Mastdauer von knapp 40 Tagen. Die Berechnungen<br />

für verschiedene Mastendgewichte<br />

zeigen, dass die Ausscheidungsmenge<br />

pro Masthalle und Jahr durch die<br />

Mastdauer nicht wesentlich beeinfl usst<br />

wird, da die Zahl der eingestallten Tiere<br />

die gleiche Produktionsmenge pro m 2 an-<br />

Tabelle 1: Richtwerte für die Nährstoffausscheidungen nach GRUDAF 2001 und 20<strong>09</strong> (in kg pro<br />

100 Legehennen-/Jungehennenplätze und Jahr bzw. pro 100 Poulet-Normalmastplätze und Jahr)<br />

N P 2<br />

O 5<br />

K 2<br />

O Mg Ca<br />

Legehennen<br />

GRUDAF 2001 71 46 25 6.0 75<br />

GRUDAF 20<strong>09</strong> 80 45 30 6.5 100<br />

Junghennen<br />

GRUDAF 2001 34 16 12 2.3 18<br />

GRUDAF 20<strong>09</strong> 34 21 12 2.5 11<br />

Poulets<br />

GRUDAF 2001 40 15 15 3.0 10<br />

GRUDAF 20<strong>09</strong> 45 16 22 4.5 3<br />

14 <strong>SGZ</strong> 4/<strong>09</strong>


WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />

strebt. Sollen Richtwerte für die Pouletsmast<br />

aus den GRUDAF in der Düngungsplanung<br />

verwendet werden, kann für<br />

eine Hallengrundfl äche von 290 - 300 m 2<br />

mit 4’000 Normalmastplätzen gerechnet<br />

werden. Der Anstieg der Ausscheidungen<br />

im Vergleich zur früheren Aufl age der<br />

GRUDAF ist mehr auf die Berechnungsweise<br />

als auf wesentliche Veränderungen<br />

in der Produktion zurück zu führen.<br />

der Legehennenhaltung höher als früher.<br />

Umso mehr ist die vernünftige und gleichmässige<br />

Dosierung von Gefl ügelmist eine<br />

grosse Herausforderung, reichen doch<br />

3 - 5 t / ha Legehennen-Kotbandmist oder<br />

2 - 2.5 t / ha Legehennen-Kotgrubenmist,<br />

um den jährlichen P 2<br />

O 5<br />

-Bedarf von Ackerkulturen<br />

zu decken. Neu enthalten die<br />

GRUDAF getrennte Angaben zum Gehalt<br />

von Junghennenmist.<br />

Mistmengen und -gehalte<br />

Sowohl für die Lege- wie für die Junghennen<br />

wurden in den Versuchen des <strong>Aviforum</strong><br />

bei der Kotbandentmistung deutlich<br />

geringere Mistmengen gemessen als<br />

in den GRUDAF 2001 angegeben waren<br />

(Tabelle 2). Dies bestätigt die in der Praxis<br />

gängige Aussage, dass Legebetriebe nie<br />

soviel Mist abgeben könnten wie in den<br />

bisherigen Normen angeben.<br />

Von der Praxis werden oft Angaben<br />

zur Mistmenge in m 3 gewünscht. Solche<br />

Angaben mögen beim Gefl ügelmist praktisch<br />

sein. In der GRUDAF wird bewusst<br />

darauf verzichtet, da bei Mist aus der<br />

Rindvieh-, Pferde- oder Kleinwiederkäuerhaltung<br />

das Gewicht pro m 3 je nach Aufstallungs-<br />

und Entmistungssytem extrem<br />

variieren kann. Produzentenorganisation<br />

der Gefl ügelbranche haben nun die Absicht<br />

bekundet, Angaben zum Raumgewicht<br />

von Gefl ügelmist zu erheben.<br />

Tabelle 3 zeigt die Richtwerte für den<br />

Gehalt von verschiedenen Gefl ügelmisten.<br />

Da mit deutlich geringeren Mistmengen<br />

gerechnet wird als früher und die Ausscheidungen<br />

gleich geblieben sind oder<br />

zugenommen haben, sind die Närstoffgehalte<br />

des Gefl ügelmistes, besonders aus<br />

Tabelle 2: Mistmenge in Tonnen pro 100 Tierplätze und Jahr nach GRUDAF 2001 und 20<strong>09</strong><br />

Legehennen Junghennen Mastpoulets<br />

Kotband Kotgrube Kotband Bodenhaltung<br />

GRUDAF 2001 4 1.8 1.7 0.7 0.8<br />

GRUDAF 20<strong>09</strong> 2.7 1.5 0.8 0.6 0.8<br />

Tabelle 3: Gehalt des Gefl ügelmistes (kg je Tonne) nach den GRUDAF 20<strong>09</strong><br />

TS N tot<br />

N verf<br />

P 2<br />

O 5<br />

K 2<br />

O Mg Ca<br />

Hennenkot (Kotband) 350 21 8.4 - 12.6 17 11 2.4 37<br />

Hennenmist (Kotgrube,<br />

Bodenhaltung)<br />

450 27 11 - 16 30 20 4.3 65<br />

Junghennenmist 500 30 12 - 18 26 15 3.1 14<br />

Pouletmist 650 34 14 - 21 20 28 5.6 3.8<br />

Trutenmist 600 28 12 - 18 23 13 6.0 12<br />

Dr. Harald Menzi (Ing. agr. ETH) befasst<br />

sich seit zwanzig Jahren mit Fragen rund<br />

um die Hofdünger, früher am Institut für<br />

Umweltschutz und Landwirtschaft (IUL) in<br />

Liebefeld, heute an der Schweizerischen<br />

Hochschule für Landwirtschaft (SHL) in<br />

Zollikofen. Er war an verschiedenen Revisionen<br />

der GRUDAF beteiligt. Seine aktuellen<br />

Projekte befassen sich in der Schweiz<br />

hauptsächlich mit Ammoniakemissionen<br />

aus der Landwirtschaft und in Asien mit<br />

den Umweltauswirkungen intensiver Tierhaltung.<br />

Hauptamtlich ist er heute Leiter<br />

des Bereiches angewandte Forschung und<br />

Entwicklung der SHL. Mit der Gefl ügelbranche<br />

verbindet ihn die Vergangenheit.<br />

Von 1962 bis 1968 und 1970/71 wuchs<br />

er als Sohn des Direktors an der Gefl ügelzuchtschule<br />

in Zollikofen auf.<br />

Was ändert bei der Suisse-Bilanz<br />

Grundsätzlich wurden die oben diskutierten<br />

Änderungen bei den Nährstoffausscheidungen<br />

verschiedener Gefl ügelkategorien<br />

direkt in die Suisse-Bilanz<br />

übernommen. Ausser bei der P 2<br />

O 5<br />

-Bilanz<br />

von Junghennen und allenfalls der N-<br />

Bilanz von Legehennen sind die Änderungen<br />

so gering, dass sie kaum ins Gewicht<br />

fallen werden. Auch die Annahme,<br />

dass 50 % des Gesamtstickstoffs im Mist<br />

verfügbar sind, wurde nicht geändert.<br />

Die Expertengruppe zur Suisse-Bilanz<br />

stellte fest, dass bei der Berechnung<br />

für Mastpoulets oft Probleme auftreten<br />

– einer seits bei der Festlegung der Tierzahl<br />

bei unterschiedlicher Mastdauer<br />

und andererseits bei Mehrfach-Ausstallungen.<br />

Ein erster Vorschlag, wonach alle<br />

Pouletsproduzenten obligatorisch mit der<br />

Import/Export-Bilanz rechnen müssten,<br />

wurde von der Branche als zu aufwändig<br />

eingestuft. Eine Arbeitsgruppe des<br />

Bundesamtes für Landwirtschaft mit verschiedenen<br />

Branchenvertretern einigte<br />

sich unterdessen darauf, die vom BLW<br />

eingesetzte Excel-Tabelle zur Berechnung<br />

der GVE auch mit dem Nährstoffanfall zu<br />

erweitern. Das erweiterte Modell unterscheidet<br />

zwischen Normalmast (37 - 55<br />

Tage), Kurzmast (33 - 36 Tage), Ultrakurzmast<br />

(30 - 32 Tage), Coquelets (15 - 29<br />

Tage) und Extensivmast (> 55 Tage). Für<br />

jede Mastdauer sind entsprechende Ausscheidungswerte<br />

aus Bilanzrechnungen<br />

hinterlegt. Für jede Ausstallung werden<br />

die ausgestallten Tiere für die Berechnung<br />

der GVE sowie N-, P 2<br />

O 5<br />

-, K 2<br />

O-, Mg- und<br />

Ca-Ausscheidungen taggenau erfasst.<br />

Proberechnungen mit dem erweiterten<br />

Modell zeigten, dass dieses einfach zu<br />

bedienen und zuverlässig ist. Es wird voraussichtlich<br />

ab Juni auf der Internetseite<br />

des BLW verfügbar sein.<br />

Die neuen Richtwerte sind für die<br />

Suisse Bilanz ab «Kampagne» 2010<br />

(Herbst 20<strong>09</strong> bis Herbst 2010) gültig. Die<br />

Unterlagen werden von Agridea bis Sommer<br />

20<strong>09</strong> zur Verfügung gestellt.<br />

Harald Menzi, Schweiz. Hochschule für<br />

Landwirtschaft (SHL), Zollikofen;<br />

Patrick Schlegel, Forschungsanstalt Agroscope<br />

Liebefeld-Posieux (ALP), Posieux<br />

<strong>SGZ</strong> 4/<strong>09</strong> 15

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