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Space Syntax - InfAR - Bauhaus-Universität Weimar

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<strong>Bauhaus</strong> Universität <strong>Weimar</strong> SoSe 2009<br />

Professur Informatik in der Architektur<br />

Modul: „<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong>“<br />

Betreuer: Dr. Reinhard König & Sven Schneider<br />

<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong><br />

Seminararbeit<br />

vorgelegt von:<br />

Anica Huck<br />

Studiengang: Geoinformatik


Inhalt<br />

Abgabedatum: 01.10.2009<br />

Abbildungen<br />

III<br />

1 Einleitung 1<br />

2 The social logic of space 2<br />

3 Methodische Grundlagen 3<br />

4 Erstellung von convex und axial maps 5<br />

5 Deskriptive Konzepte für urbane Regionen 7<br />

6 Räumliche Wahrnehmung und <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> 10<br />

7 Zusammenfassung 13<br />

Literatur 14<br />

II


Abbildungen<br />

Abb. 1 Raum als wesentlicher Aspekt menschlicher Handlungen…………….. 3<br />

Abb. 2 Perspektivische Darstellung räumlicher Anordnungen……………….... 4<br />

Abb. 3 a. Grundriss der Eliat Residenz, Mies von der Rohe; b. convex map<br />

und abstrahierter Graph; c. axial map und abstrahierter Graph……….. 6<br />

Abb. 4 Fiktives Straßennetzwerk mit horizontaler Hauptstraße und<br />

vertikalen Querstraßen………………………………………………….. 7<br />

Abb. 5 Integrationsmuster oder die "Nähe" jedes Linie zu allen anderen<br />

(links); Choise- Werte oder der Grad, inwieweit jede Linie den<br />

einfachsten Weg zu allen anderen aufweist (rechts)……………………. 8<br />

Abb. 6 Umwandlung der axial map zur segment map…………………………. 9<br />

Abb. 7 Globale (oben) und lokale (unten) Integration der Londoner Innenstadt 11<br />

III


1 Einleitung<br />

Bei der Analyse des urbanen Raums wird der Begriff „Stadt“ aus 2 unterschiedlichen<br />

Perspektiven betrachtet. Zum einen wird Stadt als „große Ansammlung von Gebäuden<br />

verbunden durch Raum“ (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.) definiert. Zum anderen stellt<br />

sie ein „komplexes System menschlicher Handlungen verbunden durch Interaktion“<br />

(HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.) dar. Diese Differenzierung urbaner Räume in<br />

physical und sozial city (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.) erschwert ein holistisches<br />

Verständnis des Stadtraumes und seiner morphologischen sowie sozialen Aspekte.<br />

<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> wurde in den Siebziger Jahren des vergangen Jahrhunderts entwickelt.<br />

Diese Forschungsrichtung fokussiert sich auf die Fragestellung holistischer<br />

Stadtanalysen. Dies umfasst eine integrative Betrachtung der phsical und sozial city.<br />

Grundlegend wird der Versucht unternommen, das Verhältnis zwischen komplexen<br />

physischen Mustern und sozialen Aktivitäten im Raum hinsichtlich ihrer<br />

Veränderlichkeit zu verstehen.<br />

Eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte ist das Phänomen der<br />

Segregation (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.) innerhalb von urbanen Gebieten. Hierbei<br />

spiegelt sich die Aktualität der Frage nach einer ganzheitlichen Betrachtung der Stadt<br />

wieder. Letztlich wird die untersucht, ob urbane Segregation eine signifikante physische<br />

Bedeutung ausweist (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

In der folgenden Ausarbeitung sollen grundlegende Konzepte und Methoden der <strong>Space</strong><br />

<strong>Syntax</strong> verdeutlicht, sowie der Bezug zur räumlichen Wahrnehmung hergestellt werden.<br />

Dies soll zu einem besseren Verständnis der hier erörterten Fragestellung führen sowie<br />

Grundlagen für eine technische Umsetzung schaffen.<br />

1


2 The social logic of space<br />

<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> ist eine Forschungsmethode, welche die Beziehung zwischen Gesellschaft<br />

und Raum beschreibt. Dieser Zusammenhang wird perspektivisch betrachtet, wobei die<br />

generelle Theorie der Strukturierung bewohnter Räume in all ihren diversen<br />

Ausprägungen Grundlage ist (BAFNA 2003: 17). Zu diesen Ausprägungen zählen<br />

Gebäude, Wohngebiete, Städte sowie Landschaften. Hierbei soll der Einfluss des<br />

Zugangs zu räumlichen Anordnungen auf menschliches Verhalten, Kommunikation und<br />

Interaktion (HUNTER 2009: o.S.) untersucht werden. Ausgehend von der Annahme, dass<br />

menschliche Gesellschaften Raum als Schlüssel verwenden, um sich selbst zu<br />

organisieren, kann man von einer Anordnung (configuration in space syntax) des<br />

Raumes sprechen (BAFNA 2003: 17). Durch die Anordnung des Raumes können<br />

verschiedene individuelle Teile benannt und abgetrennt werden, welche<br />

unterschiedlichen sozialen Gruppen oder Aktivitäten zugeordnet werden können.<br />

Weiterhin können individuelle Raumteile als Träger symbolischer oder kultureller<br />

Bezüge fungieren (BAFNA 2003: 18).<br />

Ausgehend von der These, dass räumliche Muster soziale Bedeutung annehmen können<br />

(HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.), heißt auf der anderen Seite jedoch nicht, dass<br />

existierende soziale Strukturen räumlich kartiert werden können (BAFNA 2003: 18). Die<br />

<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong>- Theorie lehnt die Unterscheidung von „space-as-form and society-ascontent“<br />

(HILLIER & HANSON 1984: 9) ab. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass<br />

soziale Strukturen von Natur aus räumlich sind und die Anordnungen von bewohnten<br />

Räumen sozialer Logik unterliegen (BAFNA 2003: 18).<br />

Diese Verbindung von Raum und Gesellschaft bezieht sich nicht lediglich auf die<br />

Kartierung beider Disziplinen, sondern auf die dynamische Restrukturierung sowie<br />

Modifizierung von räumlichen Darstellungen. Ein Beispiel für die beidseitige<br />

Erneuerung ist die Erstellung von Grenzen räumlicher Anordnungen (BAFNA 2003: 18).<br />

Diese Anpassung von Grenzen beeinflusst nachhaltig die Beziehung von<br />

Zugangsmöglichkeiten zu bzw. Sichtverhältnissen von Orten und räumlichen<br />

Komponenten. Auf Grundlage dieser dynamischen Interaktion wurden verschiedene<br />

sozial- räumliche Phänomene untersucht und in Modellen umgesetzt, wie beispielsweise<br />

movement model, land use model, crime model und social segregation model (HILLIER<br />

& VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

2


3 Methodische Grundlagen<br />

<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> basiert auf 2 unterschiedlichen Ideen, welche die Objektivität von Raum<br />

und unserer intuitiver Umgang damit (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.) zu reflektieren<br />

versuchen.<br />

Die Betrachtung von Raum als der Hintergrund von Objekten kann nicht auf<br />

menschliche Handlungen übertragen werden (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.), jedoch<br />

ist der Raum ein wesentlicher Aspekt menschlicher Handlungen hinsichtlich Bewegung,<br />

Interaktion mit anderen Menschen oder der Betrachtung von Objekten im Raum (Abb.<br />

1). All diese Aspekte verlangen eine räumliche Geometrie.<br />

Abbildung 1: Raum als wesentlicher Aspekt menschlicher Handlungen (HILLIER & VAUGHAN 2007:<br />

o.S.).<br />

Jede dieser Geometrien (Abb. 1) beschreibt ein Aspekt, wie wir Raum benutzten oder<br />

erfahren können. Ableitend von diesen Aspekten wird der Versuch unternommen, zu<br />

sehen wie Gebäude und Städte hinsichtlich Geometrie organisiert sind (HILLIER &<br />

VAUGHAN 2007: o.S.). Die in Abbildung 1 dargestellten Geometrien sind in urbanen<br />

Gebieten vorhanden und verbinden letztlich “geometric intuition with our intuition<br />

regarding the human dimensions of inhabiting space” (PEPONIS & WINEMAN 2002:<br />

274).<br />

Der zweite Ansatz beschreibt den menschlichen Raum nicht als die Eigenschaften eines<br />

individuellen Raumes, sondern umfasst die Beziehung zwischen mehreren Orten,<br />

welche das räumliche Layout der Gebäude oder Städten bildet (HILLIER & VAUGHAN<br />

2007: o.S.). Dieser Ansatz wird als graph-based (HUNTER 2009: o.S.) oder<br />

configuration of space (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.) bezeichnet. Grundlegend ist<br />

ein gleichzeitiges Vorkommen von Verbindungen zwischen Teilbereichen eines<br />

Gesamtsystems. Der Grund warum die Anordnung von Orten mit in Betracht gezogen<br />

3


werden muss, ist die erweiterte Sichtweise auf die Eigenschaften des Raumes (HILLIER<br />

& VAUGHAN 2007: o.S.). Damit ist gemeint, dass jeder individuelle Raum kein<br />

statisches Aussehen besitz, sondern dass der Raum anders aussieht von verschiedenen<br />

Blickpunkten innerhalb des Layouts. Dies kann durch die Abbildung 2 verdeutlicht<br />

werden. Hier werden Graphen gezeichnet, wobei jeder Kreis (node) einen Raum und<br />

Verbindungslinie (edge) eine Tür darstellt. Beide Graphen unterscheiden sich<br />

voneinander, sind letztlich jedoch derselbe Graph.<br />

Abbildung 2: Perspektivische Darstellung räumlicher Anordnungen (HILLIER & VAUGHAN 2007:<br />

o.S.).<br />

Über die Form des gezeichneten Graphen kann die so genannte integration-segregation<br />

(HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.) gemessen werden. Die integration gibt den Grad an<br />

Erreichbarkeit oder auch Zentralität an, der über die Distanz gemessen wird (HUNTER<br />

2009: o.S.). In diesem Zusammenhang bedeutet das, dass gut integrierte Orte eine kurze<br />

Distanz zu anderen Orten aufweisen. Dies umfasst, wie viele andere Orte man<br />

durchlaufen muss, um von einem Startpunkt alle anderen Orte zu erreichen. Diese<br />

Variable, welche die Anzahl von Orten zwischen 2 ausgewählten Punkten angibt, heißt<br />

depth (BAFNA 2003: 21). Der linke Graph in Abbildung 2 wird als shallow bezeichnet,<br />

4


d.h. der Grad an Integration ist sehr hoch. Währenddessen ist der Graph auf der rechten<br />

Seite deep ist, was einen höheren Grad an Segregation bedeutet.<br />

<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> wendet die Analyse von angeordneten Raummustern auf die<br />

verschiedenen geometrischen Elemente an, welche durch Gebäude oder Städte<br />

entstehen.<br />

4 Erstellung von convex und axial maps<br />

Um die Analyse räumlicher Anordnungen umsetzten zu können, muss jeder Raum im<br />

komplexen Gesamtsystem auf eine eindeutige graphische Darstellung reduziert werden<br />

(BAFNA 2003: 21). Die in Kapitel 3 vorgestellter graphisch basierter Reproduzierung<br />

der räumlichen Zusammenhänge (durch nodes und edges) ist die einfachste Form der<br />

Abstrahierung. Diese basiert auf einer einfachen Unterteilung von Raum durch Grenzen<br />

(z.B. Zimmerwände in Gebäuden), so genannt boundary partition (BAFNA 2003: 21).<br />

Eine weitere Form der räumlichen Abstrahierung des Layouts ist die Erstellung von<br />

konvexen Polygonen – convex space partitioning oder vereinfacht convex map (BAFNA<br />

2003: 21). Diese Art der Darstellung findet vor allem bei der Analyse von Gebäuden<br />

Anwendung. Die Unterscheidung der konvexen Polygone erfolgt in „fewest and fattest“<br />

(BAFNA 2003: 23). Bei der Generierung der convex map wird zuerst das größte Polygon<br />

identifiziert bis hin zu dem mit den geringsten Ausmaßen. Diesen Polygonen können<br />

wiederum nodes zugewiesen und die Verbindungen durch edges dargestellt werden<br />

(Abb. 3).<br />

Mittels der convex map kann versucht werden soziale Verbindungen wie die Verteilung<br />

von Bevölkerung zu erfassen, jedoch steht der Aspekt der Mobilität weiterhin außen<br />

vor. Dieser Aspekt soll durch die Ermittlung der so genannten linear map oder axial<br />

map (BAFNA 2003: 23) untersucht werden. Diese Karte soll Bewegungsmuster<br />

innerhalb der räumlichen Anordnung der convex map herausarbeiten. Technisch<br />

gesehen wird die axial map durch „longest straight line“ (BAFNA 2003: 23) erfasst,<br />

welche mindestens eine Verbindung zwischen 2 Polygonen durchschreitet. Dieser<br />

Vorgang wird so lange weitergeführt bis alle Verbindungen erfasst wurden. Das<br />

Ergebnis ist ein Netzwerk aus sich kreuzenden geraden Linien (Abb. 3). Wie auch die<br />

convex map wird auch die axial map durch nodes (hier Linien) und edges (hier<br />

Kreuzungspunkte) repräsentiert.<br />

Die axial map kann für die Beschreibung von urbanen Gebieten genutzt werden (BAFNA<br />

2003: 23), wobei die räumliche Anordnung durch Straßennetzwerke strukturiert ist.<br />

5


Beim intuitiven Umgang mit diesem Raum ist wiederum die Sichtlinie ein<br />

Hauptbestandteil zur Zuordnen von Erfahrungen. Ein weiterer Faktor bei der<br />

Wahrnehmung von Raum ist die Anzahl von Kurven oder Wendungen innerhalb einer<br />

Wegstrecke, was ein stärker ausschlaggebender Faktor als die eigentliche Distanz ist<br />

(BAFNA 2003: 24). Ausgehend von dieser Annahme wird die Distanz zwischen 2 Orten<br />

mittels depth berechnet, um die Anzahl der Wegkrümmungen mit einzubeziehen anstatt<br />

lediglich die Länger der Strecke zu berücksichtigen.<br />

Abbildung 3: a. Grundriss der Eliat Residenz, Mies von der Rohe; b. convex map und abstrahierter<br />

Graph; c. axial map und abstrahierter Graph (BAFNA 2003: 24).<br />

6


5 Deskriptive Konzepte für urbane Regionen<br />

Die Unterscheidung zwischen den beiden Grundkonzepten der Stadt – die soziale und<br />

die physische Stadt – innerhalb der integration- segregation- Dimension ist schwierig<br />

(HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.). Dies beinhaltet die Frage, wie der Stadtraum soziale<br />

Ideen verkörpern kann in seinem Aufbau und inwieweit diese räumliche Anordnung<br />

Konsequenzen auf die Belebung von Gebäudeansammlungen hat. Einer der<br />

ausschlaggebenden Faktoren für die Bewegung innerhalb des urbanen Raumes ist das<br />

Straßennetzwerk, welches das größte räumliche Muster innerhalb der Stadt darstellt<br />

(HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.). Diese Theorie wird als natural movement bezeichnet<br />

(HILLIER et al. 1993: o.S.).<br />

Abbildung 4: Fiktives Straßennetzwerk mit horizontaler Hauptstraße und vertikalen Querstraßen<br />

(HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

Abbildung 4 stellt ein vereinfachtes Straßennetzwerk mit Haupt-, Quer- und<br />

Seitenstraßen dar. Bei einer intuitiven Betrachtung soll man sich Bebauung vorstellen<br />

sowie Menschen, die sich innerhalb dieses Netzwerkes bewegen auf mehr oder weniger<br />

direkten Linien. Bei dieser Betrachtung wird klar, dass mehr Menschen die Hauptstraße<br />

durchqueren werden als die Nebenstraßen. Weiterhin ist anzunehmen, dass der zentrale<br />

Teil der Hauptstraße höher frequentiert ist als die peripheren Gebiete. Letztlich<br />

bestimmt die Position aller Straßen innerhalb des gesamten Netzwerkes den<br />

Bewegungsfluss zu Ziel- wie auch Durchlaufpunkt. Diese so genannten Ziel- und<br />

Durchlaufpunkte sind die 2 Hauptkomponenten hinsichtlich menschlicher<br />

Bewegungsmuster. Es wird angenommen, dass bei jedem Trip ein Ziel ausgewählt wird.<br />

Beispielsweise werden nähere Zielpunkte innerhalb eines bestimmten Radius eher<br />

7


auswählt. In Abbildung 4 wird somit Orten mit einer einfachen Erreichbarkeit, eine<br />

höhere Wahrscheinlichkeit als Zielpunkt ausgewählt zu werden, zu geschrieben.<br />

Beide Komponenten können gemessen werden. Den Zugang zu einem Zielpunkt wird<br />

über die integration gemessen (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.). Das Potential eines<br />

Durchlaufpunkt wird durch den Grad, inwieweit jeder Ort den einfachsten Weg zu allen<br />

anderen Orten aufweisen kann, beurteilt. Dieser Grad wird als choice measure<br />

bezeichnet (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.). In Abbildung 5 sind beide Komponenten<br />

visualisiert, wobei die dunkleren Linien stärker integriert sind bzw. eine höhere<br />

Wahrscheinlichkeit, durchlaufen zu werden, aufweisen.<br />

Abbildung 5: Integrationsmuster oder die "Nähe" jedes Linie zu allen anderen (links); Choise-<br />

Werte oder der Grad, inwieweit jede Linie den einfachsten Weg zu allen anderen aufweist (rechts)<br />

(HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

Beide Messungen können innerhalb verschiedener Radien ausgegeben werden, wobei<br />

sich die integration auf eine bestimmte Distanz und choice von Trips auf eine<br />

bestimmte Länge bezieht (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

Wie bereits in Kapitel 4 angerissen muss man bei der Berechung der Distanz davon<br />

ausgehen, dass beim Durchlaufen mehrer Linien ebenfalls einige Kurven Bestand dieser<br />

Strecke sind. Hierbei kommt die Frage auf, ob Menschen sich wirklich innerhalb der<br />

kürzesten Strecke bewegen. Grundlegend ist es zwar das Ziel die Distanz zu<br />

minimieren, jedoch ist unsere Vorstellung von Distanz durch geometrische sowie<br />

topologische Faktoren beeinflusst (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.). Von HILLIER &<br />

IIDA (2005) wurden verschiedene Faktoren vorgestellt, welche dieses Problem<br />

weiterführend betrachten.<br />

Ausgehend von der axial map werden sämtliche Linien in Segmente unterteilt (bei<br />

Kreuzungen), wobei jedes Segment eine node des Graphen darstellt, die durch<br />

Kreuzungen verbunden sind (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.). Die Berechung von<br />

integration und choice wird mittels verschiedener Definitionen der Distanz<br />

8


durchgeführt: short path (metrisch), least angle change (geometrisch), fewest turns<br />

(topologisch) (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

Abbildung 6: Umwandlung der axial map zur segment map (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

In Abbildung 6 ist die Umwandlung der axial map in die segment map schematisch<br />

dargestellt. Dies soll die Komplexität der Bewegungsmuster von Menschen im urbanen<br />

Raum verdeutlichen.<br />

In der Studie von HILLIER & VAUGHAN (2007) wurden hinsichtlich der<br />

Bewegungsmuster die meisten Übereinstimmungen mit geometrischen sowie<br />

Winkelmodellen gefunden. Die schlechteste Korrelation wurde mit dem metrischen<br />

Model errechnet. Dieses Phänomen wird durch die so genannte spatial cognition erklärt.<br />

In den vergangen Jahren wurden verschiedene Modelle erstellt, welche den Stadtraum<br />

und Bewegungsmuster analysieren. Ein Beispiel ist die Unterteilung der Stadt in<br />

diskrete Zonen, wobei der Austausch zwischen diesen Zonen durch ihre „Masse“ und<br />

der Distanz untereinander beeinflusst ist (WILSON 2000: o.S.).<br />

Insgesamt muss auf den darauf verwiesen werden, dass diese Modelle oftmals<br />

Mikrostrukturen vernachlässigen. Diese Struktur ist jedoch ein entscheidendes Element<br />

der Makrostruktur der Stadt. Die Einteilung in Zonen kann wiederum nur willkürlich<br />

gewählt werden, da keine physische Notwendigkeit dahinter steht. Dies macht es<br />

grundlegend schwer, Realität und Modell in Hinblick auf die Morphologie sinnvoll zu<br />

verbinden (HILLIER & VAUGHAN 2007: o.S.).<br />

9


6 Räumliche Wahrnehmung und <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong><br />

Die beobachteten Zusammenhänge zwischen menschlichem Verhalten und räumlichen<br />

Strukturen, sowie die Korrelation zwischen dem Grad an integration und der Anzahl<br />

von Bewohnern von bestimmten Gebieten haben vermehrt Aufmerksamkeit auf den<br />

Forschungsbereich der räumlichen Wahrnehmung (in <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> als spatial cognition<br />

bezeichnet) gelenkt (BAFNA 2003: 26). Ein Schlüsselbegriff ist die so genannte<br />

intelligibility (BAFNA 2003: 26) oder auch Sinnverständlichkeit. Dieser Begriff<br />

beinhaltet die Eigenschaften von Raum, welche einem Beobachter ermöglichen, sich in<br />

diesem Raum zu orientieren und sozusagen „seinen Weg zu finden“ (BAFNA 2003: 26).<br />

Dieser Ansatz wurde durch die <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong>- Forschungsgruppe konzeptionell<br />

umgesetzt. Dabei wird die intelligibility der Umwelt mittels der Vorhersagbarkeit<br />

globaler Strukturen durch das Lesen der lokalen Eigenschaften des Raumes definiert<br />

(HILLIER et al. 1993: o.S.). Technisch gesehen bedeutet das, das globale Strukturen<br />

durch den Integrationswert jeglicher räumlicher Komponenten vorhergesagt werden<br />

können (BAFNA 2003: 27). Die integration wird, wie zuvor beschrieben, durch die<br />

durchschnittliche depth eines räumlichen Objektes von allen anderen räumlichen<br />

Objekten innerhalb eines Systems beschrieben und ist somit durch die gesamte<br />

räumliche Anordnung des Systems beeinflusst. Eine der am häufigsten verwendeten<br />

räumlichen Eigenschaften wird als connectivity (BAFNA 2003: 27) bezeichnet. Die<br />

connectivity ist ebenfalls für jedes räumliche Objekt definiert und bezeichnet die Anzahl<br />

der direkt verbundenen räumlichen Objekte (BAFNA 2003: 27). Auf die convex und<br />

axial map übertragen, stellt es die Anzahl von konvexen Räumen, von denen direkter<br />

Zutritt in ein bestimmtes Polygon möglich ist bzw. die Anzahl der axialen Linien,<br />

welche eine bestimmte axiale Linie durchkreuzen, dar. Der Grad an Korrelation<br />

zwischen integration und connectivity kann als Maß für die intelligibility verwendet<br />

werden (BAFNA 2003: 27).<br />

Es existieren weitere Beschreibungsversuche lokaler Eigenschaften von Räumen. Dazu<br />

zählt beispielsweise die Berechung der integration innerhalb bestimmter Radien. Bei<br />

der Verwendung kleiner Radien wird der Integrationswert einzelner räumlicher Objekte<br />

beschrieben durch ein kleineres lokales System, welches auf räumliche Objekte<br />

innerhalb einer bestimmten depth zugreift (PENN et al. 1998: o.S.).<br />

In Abbildung 7 ist vergleichend die global und die local integration des Londoner<br />

Stadtgebietes dargestellt. Das Farbspektrum (blau bis rot) symbolisiert den Grad der<br />

Integration, wobei rot einen hohen Integrationswert und blau einen niedrigen darstellt.<br />

10


In der oberen Abbildung wurden alle axialen Linien mit in die Berechung einbezogen,<br />

was auch als radius-n bezeichnet wird. Währenddessen ist in der unteren die<br />

Begrenzung der Integration durch 3 depth- Schritte durchgeführt wurden, bezeichnet als<br />

radius-3 (HILLIER 2009: o.S.). Laut HILLIER (2009) scheint durch die Reduzierung des<br />

Radius auf lokale Bereiche ein detailliertes Bild der urbanen Bewegungsstrukturen zu<br />

entstehen.<br />

Abbildung 7: Globale (oben) und lokale (unten) Integration der Londoner Innenstadt (HILLIER<br />

2009).<br />

11


Bei dieser Art der Betrachtung räumlicher intelligibility muss jedoch kritisch die Stadt<br />

als kulturelles Objekt berücksichtigt werden. Laut Definition von intelligibility müssten<br />

räumliche Objekte mit hohen Integrationswerten ebenfalls eine hohe connectivity<br />

ausweisen. Beispielsweise würde so Manhattan auf Grund des gleichmäßig angelegten<br />

Straßennetzwerks eine niedrige intelligibility ausweisen, wo hingegen traditionelle<br />

Marktstädte wie Mytilini in Griechenland (PEPONIS et al. 1989: o.S.) einen sehr hohen<br />

Wert annehmen würden. Laut BAFNA (2003) müssen weitere „Hinweise“ für lokale und<br />

globale Eigenschaften von Raum mit in Betracht gezogen werden. Hier stellt sich die<br />

Frage, welche Art von „Hinweise“ über die räumliche Umgebung können außer<br />

connectivity ermittelt werden, um ein komplexeres Verständnis menschlichen<br />

Verhaltens innerhalb räumlicher Strukturen zu erhalten.<br />

12


7 Zusammenfassung<br />

In dieser Seminararbeit wurde der Versuch unternommen, die social logic of space<br />

hinsichtlich der Methoden der <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> zu erläutern. Dies beinhaltet die<br />

Betrachtung räumlicher Strukturen, welche eine neue Dimension der<br />

sozialwissenschaftlichen Untersuchung der Stadt ermöglicht.<br />

Basierend auf der Idee der Objektivität des Raums und dem menschlich intuitivem<br />

Umgang mit diesem, wurden 2 unterschiedliche Methoden vorgestellt. Dazu zählen die<br />

geometrisch sowie die topologisch basierten Aspekte.<br />

Weiterführend können diese räumlichen Strukturen vereinfacht dargestellt werden. Dies<br />

erfolgt durch die Erstellung der convex und axial map. Diese visuelle Darstellung stellt<br />

die Grundlage für die Untersuchung urbaner Regionen dar. Der Fokus liegt hierbei<br />

insbesondere auf der Untersuchung des natural movements. Hierbei wird der Versuch<br />

unternommen, menschliche Bewegungsmuster innerhalb eines Straßennetzwerks in<br />

Verbindung mit der räumlichen Anordnung zu bringen. Darunter ist zu verstehen,<br />

welche Art der räumlichen Gegebenheiten Einfluss auf menschliche Bewegungsmuster<br />

haben.<br />

Um diesen Einfluss besser verstehen zu können, wird die spatial cognition oder auch<br />

räumliche Wahrnehmung berücksichtigt. Die am häufigsten verwendeten Methoden zur<br />

Simulierung dieser „Motivation“ hinsichtlich der bevorzugten Bewegungsmuster, ist die<br />

Bestimmung der intelligibility eines Ortes. Diese bezieht Eigenschaften von Orten wie<br />

die connectivity ein.<br />

Dies ist ebenfalls einer der größten Kritikpunkte. Die Vielfalt von räumlichen<br />

Eigenschaften, welche eine Orientierung im Raum ermöglichen, muss berücksichtig<br />

werden. In diesem Feld liegt zukünftig wohl auch das meiste Potential, um ein<br />

komplexes Verständnis der Stadt zu erhalten, welches die physical und social city als<br />

ein gesamtes System versteht.<br />

13


Literatur<br />

BAFNA, S. (2003): <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong>: A Brief Introduction to Its Logic and Analytical<br />

Techniques. – Environment and Behavior 2003, 35, 17-29.<br />

HILLIER, B. (2009): THE COMMON LANGUAGE OF SPACE: a way of looking at the<br />

social, economic and environmental functioning of cities on a common<br />

basis. – <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong>.<br />

(Stand: 2009)<br />

(Zugriff: 2009).<br />

HILLIER, B. & J. HANSON (1984): The Social Logic of <strong>Space</strong>. Cambridge: Cambridge<br />

University Press.<br />

HILLIER, B. & S. IIDA (2005): Network and Psychological Effects in Urban Movement. -<br />

<br />

(Stand: 2009) (Zugriff: 2009).<br />

HILLIER, B., A. PENN, J. HANSON , T. GRAJEWSKI & J. XU (1993): Natural movement:<br />

or, configuration and attraction in urban pedestrian movement. -<br />

Environment and Planning B: Planning and Design 20, 29-66.<br />

HILLIER, B. & L. VAUGHAN (2007): The city as one Thing. - Progress in Planning 67,<br />

205-230.<br />

HUNTER, S. (2009): <strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong>. – Center for Inclusive Design and Environmental<br />

Access, <br />

(Stand: 2009) (Zugriff: 2009).<br />

PENN, A., B. HILLIER, D. BANISTER & J. XU (1998): Configurational modeling of urban<br />

movement networks. - Environment and Planning B 25, 59-84.<br />

PEPONIS, J., E. HADJINIKOLAOU, C. LIVIERATOS & D. FATOUROS (1989): The spatial<br />

core of urban culture. – Ekistics 334, 43-55.<br />

PEPONIS, J. & J. WINEMAN (2002): Spatial Structure of Environment and Behavior. In:<br />

BECHTEL & CHURCHMAN (Hrsg.): Handbook of Environmental Psychology.<br />

New York: John Wiley & Sons.<br />

WILSON, A. (2000): Complex Spatial Systems. Prentice Hall.<br />

14


Praxisteil<br />

ULC Depthmap<br />

Die vorhandenen Shapedaten (vorliegend im ESRI- Datenformat) vom Stadtgebiet<br />

Dresden müssen vor der Verarbeitung in Depthmap zunächst in ArcGIS zu DXF- Daten<br />

(CAD- Datenformat) konvertiert werden („Convert to CAD“- Funktion).<br />

Bei dieser Anwendung steht grundsätzlich die Analyse der bereits vorhandenen<br />

Kantenkarte im Vordergrund, nicht die Erstellung einer „axial map“ oder einer „Visual<br />

Graph Analysis“ (VGA). Diese beiden Funktionen stellen einen der<br />

Hauptanwendungsgebiete von UCL Depthmap dar (siehe Tutorials). Ebenfalls ist der<br />

statistische Vergleich von baulichen Daten und anderweitig erhobenen Daten (z.B.<br />

Anzahl der Fußgänger) auf Grund fehlender Daten nicht möglich. Weiterhin war die<br />

Überarbeitung der vorhandenen Daten (z.B. Verlängerung von Straßenzügen) nicht<br />

notwendig.<br />

Grundlegend versteht man unter einer „axial map“ oder „the fewest- line map“ „a<br />

uniquely defined set of lines, which maintains the shortest paths around objects“.<br />

Abbildung 1: Anlegen einer neuen Datei in UCL Depthmap<br />

Zuerst müssen in Depthmap neue Dateien angelegt werden, um die entsprechenden<br />

Daten importieren zu können (Abb. 1). Die Darstellung der Daten umfasst ebenfalls die<br />

Ausmaße sowie die momentane Position in der Bilddatei (unterer rechter Rand in Abb.<br />

2).<br />

15


Abbildung 2: Einladen der DXF- Dateien<br />

Die DXF- Datei wird als einfache Zeichnung importiert und muss zu einer „axial maps“<br />

konvertiert werden. Dies erfolg über die Funktion „Convert Drawing Layer“. In<br />

Abbildung 3 ist die Erstellung des neuen Layer dargestellt.<br />

Abbildung 38: Konvertierung zu "axial map"<br />

Diese „Axial map“ beinhaltet 2 Attribute: „connectivity“ und „line length“ (Abb. 4).<br />

“Line length” sollte selbsterklärend sein. “Connectivity” eines Knoten bezeichnet<br />

hierbei die Anzahl der angrenzenden Knoten, wie in Abbildung 5 beispielhaft<br />

dargestellt ist.<br />

16


Abbildung4: "Axial map"<br />

Grundlegend können ausgehend von dieser “axial map” 2 Analysen durchgeführt<br />

werden, um weitere Attribute zu errechnen: „step depth“ ausgehend von einer oder<br />

mehrerer Linien und die „global integration analysis“ bzw. „local integration analysis“.<br />

Abbildung 5: "Connectivity"<br />

Um die “integration” zu berechnen muss die Funktion “Run Axial Line Analysis...” (in<br />

Axial- Toolbox) angewendet werden. Hierbei ist die Möglichkeit gegeben, den Radius<br />

zu reduzieren, der Ausgehend von allen Startlinien berechnet wird. In diesem Beispiel<br />

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wird der Radius „n“ angenommen, wobei hier alle Linien der „axial map“ in die<br />

Berechnung weiteren Attribute einbezogen werden (Abb. 6).<br />

Wenn der Radius anstatt „n“ einen Integerwert (1,2,3,…) annehmen sollte, so wird die<br />

„global integration analysis“ hinsichtlich ihrer Weglänge auf den Integerwert reduziert.<br />

Dies wird als „local integration analysis“ bezeichnet.<br />

Abbildung 6: "Global Integration analysis"<br />

Folgende Attribute werden berechnet: „entropy“, „integration“ (HH für Hillier und<br />

Handerson normalisation; Tekl für Teklenburg et al. normalisation), „mean deapth“,<br />

„node count“ und „intensity“ (Abb. 7).<br />

Abbildung 7: "Global integration"- Attribute<br />

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Die „entropy“ berechnet die Verteilung von Orten hinsichtlich ihrer visuellen „Tiefe“<br />

von einem Knoten, d.h. wenn viele Knoten visuell gesehen nah zum Ausgangsknoten<br />

liegen, ist die „entropy“ gering. Daher kann mittels der „entropy“ Auskunft gegeben<br />

werden, wie das System von einem bestimmten Knoten ausgehend geordnet ist. Die<br />

Berechnung dieses Attributes bezieht sich auf die Hervorhebung von offenen Plätzen<br />

und breiten Straßen.<br />

Als visuelle „integration“ von einem Punkt wird die Anzahl der visuellen Schritte<br />

bezeichnet, welche nötig sind, um von diesem Punkt zu allen anderen Punkten im<br />

System zu gelangen. Die „Hillier und Handerson“- Normalisierung geht von einem<br />

Wachstum der „axial map“- Graphen aus, welche eine Reduzierung der Integration<br />

hinsichtlich der Intersektion der Linien verursacht. Die „Teklenburg“- Normalisierung<br />

der „axial map“ erfolgt durch ein einfacheres Modell, welches eine logarithmische<br />

Skalierung verwendet.<br />

Die „mean depth“ bezeichnet die durchschnittliche Anzahl von Schritten, um von einem<br />

Knoten zu einem anderen zu gelangen, wobei die geringste Anzahl von Schritten<br />

zwischen einzelnen Knoten angestrebt wird.<br />

Der „node count“ gibt die Anzahl aller Knoten an.<br />

Die Berechung der „intensity“ erfolgt über „entropy“ bezüglich der Knotenanzahl in<br />

einem System.<br />

Abbildung 8: Scatter plot "Integration" und "Mean Depth"<br />

In Abbildung 8 ist beispielhaft die Korrelation zwischen „integration“ und „mean<br />

depth“ der „global integration analysis“ dargestellt. Mit Hilfe der Funktion „Scatter<br />

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Plot“ können verschiedene Attribute miteinander korreliert werden (Ausgabe von R 2<br />

möglich). Die Tabellen (Abb. 9) können erweitert werden, um erhobene Daten mit in<br />

die Berechnung und Darstellung von Korrelationen einzubeziehen.<br />

Abbildung 9: Tabellenübersicht der Attribute der "global integration analysis"<br />

Um die zweite Analyse „step depth“ durchführen zu können, müssen eine oder mehrere<br />

Linien mit ausgewählt werden (durch Anklicken). Dann muss lediglich der „step<br />

depth“- Button in der Menüleiste (Abb. 10) angeklickt werden. Die ausgewählte Linie<br />

erhält dann den Wert 0. Alle anderen Linien erhalten dann den Wert, der die Anzahl der<br />

Veränderung hinsichtlich der Entfernung zur 0- Linie beschreibt.<br />

Abbildung 10: "Step depth"- Analyse<br />

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Auf Grundlage der „axial map“ kann dann ebenfalls eine Segmentanalyse durchgeführt<br />

werden. Hierbei wird die „axial map“ in Segmente zerlegt, welche zu einem Netzwerk<br />

verbunden werden. Segmente sind üblicher Weise an Abzweigungen verbunden. Ein<br />

Teil dieser Segmentanalyse ist die so genannte „angular analysis“. Die Verbindung von<br />

verschiedenen Winkeln in diesem Segmentnetzwerk oder auch „segment graph“ wurde<br />

durch Hillier und Iida (2004) beschrieben durch eine Gewichtung der Verbindung der<br />

einzelnen Segmente hinsichtlich der Winkel zum nächsten Segment. Hierbei erhält der<br />

Winkel mit 0° den Wert 0, der Winkel 90° den Wert 1 und der Winkel 180° den Wert<br />

2, wobei die Zwischenwerte interpoliert werden.<br />

Abbildung 11: "Segment analysis"<br />

In Abbildung 11 ist Erstellung der „segment map“ beispielhaft dargestellt. Diese wird<br />

genauso wie die „axial map“ erstellt, nur mit der Typangabe „segment map“. Als<br />

Attribute werden die ID der neuen Segmente, die Länger der einzelnen Segmentstücke<br />

sowie die „connectivity“ und die „angular connectivity“ ausgegeben. Die Konvektivität<br />

wird genauso erzeugt wie bei der „axial map“. Die Gewichtung zur Errechung der<br />

„angular connectivity“ wurde bereits erklärt.<br />

Die Analyse der Segmentkarte umfasst wiederum „step depth“, welches genauso wie<br />

bei der Analyse der „axial map“ durchgeführt wird. Das erzeugt Attribut wird als<br />

„angular step depth“ gezeichnet. Hierbei wird die Verbindung von einem Segment zum<br />

nächsten unter Berücksichtigung der Winkelneigung berechnet. In Abbildung 12 ist die<br />

Gewichtung der „step depth“- Analyse hinsichtlich der Winkel dargestellt.<br />

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Abbildung 12: "Angular step depth"<br />

Weiterhin kann die Funktion „Run Segment Analysis…“ verwendet werden (Abb. 13).<br />

Abbildung 13: "Segment analysis"<br />

Bei dieser Funktion stehen 2 Optionen zur Auswahl. Der erste ist der „Full Angel“-<br />

Analysetyp. Hierbei werden „angular mean depth“ „angular node count“ und „angular<br />

total depth“ als Attribute berechnet. „Node count“ ist die Anzahl von Segmenten,<br />

welche begegnet werden auf dem „Weg“ eines Segmentes hin zu allen anderen.<br />

„Angular total depth“ ist die kumulierte Summe des kürzesten Winkelpfades (Abb. 14),<br />

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wohingegen „angular mean depth“ diese Summe durch den „angular node count“<br />

dividiert.<br />

Abbildung 14: Segmentattribute<br />

Die zweite Option ist die „Tulpice analysis“. Diese Art der Analyse ist nach Karten<br />

benannt, welche schematische Drehungen darstellen und von Rallyefahrern verwendet<br />

werden. Letztlich erfolgt eine Kategorisierung von Drehungen: alles unter 22,5° erhält<br />

den Wert0, alles zwischen 22,5° und 67,5° den Wert 0,5 und so weiter. Durch die<br />

Kategorisierung von Winkelbereichen (4 bis 1024) wird der Arbeitsprozess schneller<br />

als bei der normalen „angular analysis“, da die Festlegung von exakten Winkeln nicht<br />

notwendig ist.<br />

Confeego (MapInfo)<br />

Als Inputdaten werden MapInfo Table- Datein (*.tab) benötigt. Die Konvertierung von<br />

Shapedateien oder anderen Dateiformaten kann über die „Universal Translator…“-<br />

Funktion ausgeführt werden. Confeego ist als „<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong>“- Button in die Menüleiste<br />

von MapInfo mit eingefügt.<br />

Wie auch bei UCL Depthmap besteht auch hier die Möglichkeit, überlappende Objekte<br />

zu trennen. Jedoch besteht bei diesem Beispiel kein Bedarf, da es keine überlappenden<br />

Objekte in der Kantenkarte vom Stadtgebiet Dresden gibt.<br />

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Um globale und lokale Integration zur berechnen kann die Funktion „Process<br />

Integration“ (<strong>Space</strong> <strong>Syntax</strong> Menü) verwendet werden (Abb. 15).<br />

Abbildung 15: „Process Integration“<br />

Als Inputdatei wird die „axial map“ verwendet. Die angegebene ID- Spalte muss<br />

individuelle ID´s für alle einzelnen Objekte beinhalten. Wie bereist erwähnt, ist in<br />

diesem Fall die Trennung von Objekten nicht notwendig, daher kann „NO UNLINKS“<br />

ausgewählt werden (Abb. 15).<br />

Die Berechnung der globalen Integration (Radius N) ist immer Bestandteil der Analyse.<br />

Lokale Integration kann über verschiedene Radien erstellt werden. Weiterhin kann die<br />

so genannte „Junction map“ (wie Segmentkarte in Depthmap) berechnet werden,<br />

welche sich auf die verbundenen Schnittpunkte zwischen einzelnen Linien der „axial<br />

map“ beziehen. Dieser Prozess braucht deutlich mehr Zeit für die Verarbeitung.<br />

In der Outputtabelle werden verschiedene Attribute ausgegeben welche sich auf die<br />

verschiedenen Radien beziehen (Int_RN = Radius 0; Int_RRad8 = Radius 8). Dazu<br />

zählen:<br />

- k_R*: Scope = Anzahl an Objekten innerhalb eines bestimmten Radius eines<br />

bestimmten Objektes (z.B. Linie) plus 1, d.h. wenn 10 Objekte innerhalb des Radius<br />

liegen ist der Scope 11;<br />

- TD_R*: Total Depth = die Summe aller „depth“- Werte eines Objektes von allen<br />

anderen Objekten innerhalb eines Radius, d.h. wenn sich 2 andere Objekte einen Schritt<br />

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entfernt und 3 andere 2 Schritte entfernt befinden, wäre die Rechnung (2 x 1) + (3 x 2) =<br />

8;<br />

- MD_R*: Mean Depth = der durchschnittliche „depth“- Wert einer Objektes von allen<br />

anderen Objekten innerhalb eines Radius;<br />

- RA_R*: Relative Asymmetry = Berechung, welche die Integration eines Objektes mit<br />

theoretischen Variationen der Integration vergleicht, d.h. wenn das Objekt mit allen<br />

anderen Objekten direkt verbunden wäre oder am Ende einer einzelnen Linie liegen<br />

würde;<br />

- Int_R*: Integration = Berechung, welche die „Relative Asymmetry“ normalisiert<br />

anhand der „Scope“- Größe (Abb. 16).<br />

Abbildung 16: Integrationsattributstabelle<br />

Die zweite Funktion in Confeego ist die Berechung der „point depth“ („step depth“ in in<br />

UCL Depthmap). Diese Analyse wird über die „Process Point Depth“- Funktion<br />

ausgeführt. Vorher muss ein Objekt (Linie in „axial map“) ausgewählt werden (einfach<br />

durch anklicken). Die Darstellung der „point depth“ ist analog der in ULC Depthmap,<br />

d.h. das ausgewählte Objekt erhält den Wert 0, einen Schritt entfernt den Wert 1. Der<br />

Radius kann hier ebenfalls angegeben werden (Abb. 17). Beispielsweise werden bei<br />

einem Radius von 3 alle Objekte einbezogen, die 2 Schritte entfernt sind. Die<br />

Einbeziehung aller Objekte und die damit verbundene Berechnung der maximalen<br />

Anzahl von Schritten („depth“- Werten) kann durch das Anklicken von „All Nodes“<br />

durchgeführt werden (Abb. 17).<br />

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Abbildung 17: "Point depth"<br />

In der Outputtabelle werden folgende Attribute ausgegeben:<br />

- PD: dadurch wird angezeigt, dass es dich um eine „point depth“- Spalte handelt;<br />

- [number]: die maximale Anzahl von „depth“- Werten;<br />

- ALL: gibt an, dass alle „depth“ gefunden wurden;<br />

- UNCONN: gibt an, dass nicht verbundene Systeme gefunden wurden.<br />

Abbildung 18: "Point depth" thematische Darstellung<br />

Die Darstellung der thematischen Karte erfolgt über dasselbe Farbenschema wie in<br />

UCL Depthmap, d.h. die ausgewählte Linie erhält die Farbe rot und mit zunehmender<br />

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Wertigkeit werden „kühlere“ Farben vergeben (Abb. 18). Dies erfolgt bis zur Schritt 8,<br />

darüber hinaus werden alle Objekte in lila dargestellt bzw. alle Objekte, die nicht mit<br />

analysiert wurden in grau.<br />

Weiterhin ist die Analyse der berechneten Integration sowie „point depth“ hinsichtlich<br />

anderer erhobener Daten möglich mit dem Programm JUMPER (statistische<br />

Auswertung), welches ebenfalls in MapInfo implementiert werden kann. Jedoch war in<br />

diesem Fall keine Lizenz verfügbar, so dass auf diesen Teil der Arbeit verzichtet werden<br />

muss. Weiterhin fehlen Vergleichsdaten (z.B. Fußgängerzahlen für diese<br />

Untersuchung).<br />

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