Dissertation Nadja Germann PRo - Universität St.Gallen
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Die Leistungen, die durch die Verwaltung produziert werden sollen, so weit als<br />
möglich, die Bedürfnisse der Bürger, die sich in einer Art Kundenrolle befinden,<br />
befriedigen. 8<br />
Aus dem Blickwinkel der Wirkungsorientierten Verwaltungsführung könnten somit<br />
auch die <strong>St</strong>ellensuchenden als Kunden der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren<br />
betrachtet werden. Wer arbeitslos ist, unterliegt aber bis zu einem gewissen<br />
Grad dem Zwang, die Leistungen eines Regionalen Arbeitsvermittlungszentrums<br />
entgegenzunehmen. Der Grund liegt darin, dass, wer nicht bei einem RAV<br />
gemeldet ist, keine Zahlungen der Arbeitslosenkasse erhält. 9 Das Aufsuchen des<br />
Regionalen Arbeitsvermittlungszentrums ist daher für arbeitslose Personen nicht<br />
unbedingt freiwillig. Auch wer noch nicht arbeitslos ist, aber voraussichtlich in<br />
kürze seine <strong>St</strong>elle verlieren wird und sich daher bereits beim RAV meldet, tut dies,<br />
in der Voraussicht, in kürze Arbeitslosengelder beziehen zu müssen und nur in den<br />
seltensten Fällen aus der Idee heraus, dass einem das RAV ganz generell bei der<br />
<strong>St</strong>ellensuche helfen könnte. 10<br />
Der unfreiwillige Charakter, den das Aufsuchen eines Regionalen Arbeitsvermittlungszentrums<br />
damit an sich hat, entspricht nicht unbedingt dem Bild, das man<br />
sich von einem Kunden macht. Es stellt sich daher die Frage, ob es Faktoren gibt,<br />
die dazu führen, dass die <strong>St</strong>ellensuchenden (im folgenden auch „Versicherte“ genannt),<br />
welche ein RAV aufsuchen, sich trotzdem als Kunden behandelt fühlen.<br />
Dieser Frage soll in der vorliegenden <strong>Dissertation</strong> am Beispiel zweier unterschiedlicher<br />
Regionaler Arbeitsvermittlungszentren, Lugano und Solothurn, nachgegangen<br />
werden.<br />
Zu diesem Zweck wird eine Anzahl Versicherte zu ihrem Kundenempfinden befragt.<br />
Es soll herausgefunden werden, welche Faktoren bei der Erbringung der Leistungen<br />
eines RAV dazu beitragen, damit sich die <strong>St</strong>ellensuchenden so weit als<br />
möglich (oder eben nicht) als Kunden behandelt fühlen. Die Ergebnisse von Lugano<br />
und Solothurn werden anschliessend miteinander verglichen, mit dem Ziel herauszufinden,<br />
ob es über die verschiedenen RAV hinaus gemeinsame Faktoren gibt,<br />
welche das Kundenempfinden (positiv oder negativ) beeinflussen.<br />
1.2 Schwankende Arbeitslosenquote in den letzten Jahren<br />
Die Arbeitslosenquote in der Schweiz unterliegt in den letzten Jahren starken<br />
8<br />
Schedler (Ansätze), S. 70.<br />
9<br />
Zum exakten Prozedere siehe weiter unten.<br />
10<br />
Gemäss Aussagen verschiedener befragter Personalberater.<br />
3