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<strong>www</strong>.<strong>grevenmacher</strong>.<strong>lu</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>wellen</strong>-<strong>mosel</strong>.<strong>de</strong>
Eine viel genutzte Verkehrsa<strong>de</strong>r<br />
Mit <strong>de</strong>m ersten Spatenstich am Freitag <strong>de</strong>m 30. April erfolgte in Grevenmacher<br />
offiziell <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>r Bauarbeiten zur Erneuerung <strong>de</strong>r Moselbrücke<br />
in Präsenz von Herrn Dr. Peter Ramsauer, Bun<strong>de</strong>sminister für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwick<strong>lu</strong>ng <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland und<br />
Herrn Jürgen Häfner, Staatssekretär im Ministerium <strong>de</strong>s Innern, für Sport<br />
und Infrastruktur <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Rheinland-Pfalz.<br />
Die bestehen<strong>de</strong> Spannbetonbrücke wur<strong>de</strong> 1955 erbaut. Sie verbin<strong>de</strong>t das<br />
Zentrum Grevenmachers mit <strong>de</strong>r Ortschaft Wellen und ist eine viel genutzte<br />
Verkehrsa<strong>de</strong>r.<br />
Überlegungen zu zustandserhalten<strong>de</strong>n Maßnahmen beziehungsweise einer<br />
Erneuerung mussten geführt wer<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m bei regelmäßig durchgeführten<br />
Inspektionen wesentliche Mängel an <strong>de</strong>n Vorspannkabeln, wichtiger<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r Stabilität <strong>de</strong>r Brücke, festgestellt wur<strong>de</strong>n. Provisorische<br />
Maßnahmen mussten <strong>de</strong>shalb bereits 2002 während einer mehrwöchigen<br />
Brückensperrung ergriffen wer<strong>de</strong>n; langfristig gesehen konnte jedoch nur<br />
eine Erneuerung <strong>de</strong>r Brücke eine dauerhafte Lösung darstellen.<br />
maßnahmen <strong>de</strong>r Grenzbrücken in Wormeldingen und Remich auch<br />
schon <strong>de</strong>r Fall war.<br />
Neben <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Verbesserung für <strong>de</strong>n grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />
Verkehr wird die neue Moselbrücke wesentliche Vorteile für die Schifffahrt<br />
bringen. Der reibungslose Ablauf in <strong>de</strong>r Planung, die in enger Abstimmung<br />
mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n durchgeführt wur<strong>de</strong>, unterstreicht<br />
die hervorragen<strong>de</strong>n Beziehungen zwischen bei<strong>de</strong>n Nachbarlän<strong>de</strong>rn. Nach<br />
Fertigstel<strong>lu</strong>ng <strong>de</strong>r Brücke wird die grenzüberschreiten<strong>de</strong> Mobilität nicht<br />
nur für <strong>de</strong>n Kfz-Verkehr, son<strong>de</strong>rn auch für die Fußgänger und Radfahrer<br />
wie<strong>de</strong>r in vollem Umfang gewährleistet sein.<br />
Ich danke allen Partnern dieses Projektes für ihre Arbeitsvorbereitung<br />
und ihren Einsatz, vorab <strong>de</strong>n zwei Ortsgemein<strong>de</strong>n Grevenmacher und<br />
Wellen, sowie <strong>de</strong>r Luxemburger Straßenbauverwaltung und <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sbetrieb<br />
Mobilität Rheinland-Pfalz. Mein Dank gilt auch <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n<br />
Gemein<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>ren Bewohnern, die uns trotz <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Unannehmlichkeiten unterstützend und hilfreich zur Seite stehen.<br />
Die Planung und die Ausführung <strong>de</strong>r neuen Brücke erfolgen unter <strong>de</strong>r<br />
Fe<strong>de</strong>rführung von Luxemburg im Einvernehmen mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n.<br />
Das Abkommen zum Bau und Unterhaltung <strong>de</strong>r Grenzbrücke,<br />
welches am 21. Oktober 2010 vom Großherzogtum Luxemburg und <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland unterschrieben und in <strong>de</strong>r Folge ratifiziert<br />
wur<strong>de</strong>, ebnete <strong>de</strong>n Weg für das grenzüberschreiten<strong>de</strong> Projekt.<br />
Um <strong>de</strong>n Straßenverkehr während <strong>de</strong>s Baus so lange wie möglich aufrechtzuerhalten,<br />
fiel die Wahl auf eine stählerne Struktur, die zum großen Teil<br />
im Hafen von Mertert vormontiert wer<strong>de</strong>n konnte. Dies ermöglicht es,<br />
die Brückensperrung auf eine Dauer von 4,5 Monaten zu beschränken.<br />
Die Verkehrsführung läuft während <strong>de</strong>r Vollsperrung hauptsächlich über<br />
die benachbarten Brücken, so wie dies bei <strong>de</strong>n vorherigen Erhaltungs-<br />
Clau<strong>de</strong> Wiseler<br />
Minister für nachhaltige Entwick<strong>lu</strong>ng und Infrastruktur<br />
2
Weil Brücken freundschaftliche Verbindungen schaffen…<br />
"Brücken verbin<strong>de</strong>n" – diese Feststel<strong>lu</strong>ng hört man oft in Ansprachen gelegentlich<br />
<strong>de</strong>r Eröffnung von Brücken.<br />
"Déi nei Bréck", die im Entstehen ist, wird erneut die bei<strong>de</strong>n Ortschaften Grevenmacher<br />
und Wellen miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n. Und darüber hinaus unsere<br />
bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r. Und somit die Großregion.<br />
Die neue Brücke, die sich zwischen unseren bei<strong>de</strong>n Ortschaften über die völkerverbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Mosel „erstrecken“ wird, dürfte das Stadtbild von Grevenmacher<br />
und das Ortsbild von Wellen sowie in einem gewissen Sinne auch das<br />
Moseltal architektonisch entschei<strong>de</strong>nd prägen. In <strong>de</strong>r Tat, diese Brücke, <strong>de</strong>ren<br />
Umrisse an die "Harbor Bridge" in Sidney erinnern, verleiht <strong>de</strong>m ehemaligen<br />
„Grenzübergang“ einen neuen, nie gekannten Glanz. Des Weiteren steht <strong>de</strong>r<br />
Spannbogen <strong>de</strong>s imposanten Bauwerks für eine gewisse Symbolik.<br />
Oft waren und sind Brücken lei<strong>de</strong>r immer noch Zeitzeugen von unseligen<br />
Spannungen zwischen Län<strong>de</strong>rn, Völkern und Gemeinschaften.<br />
Die erste, relativ unbekannte Brücke über die Mosel zwischen Grevenmacher<br />
und Wellen war En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts für kurze Zeit und ausschließlich<br />
für militärische Zwecke errichtet wor<strong>de</strong>n. Die zweite Verbindung (1881-1944)<br />
diente sowohl zur Überquerung <strong>de</strong>r Mosel, als auch zur Kontrolle, insbeson<strong>de</strong>re<br />
zur Zollkontrolle. Diese Brücke wur<strong>de</strong> am Nachmittag <strong>de</strong>s 29. September<br />
1944 im Rahmen <strong>de</strong>r Wirren <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges durch Einschläge von<br />
Panzergranaten zerstört. Somit war die Verbindung zwischen unseren Ortschaften<br />
für einen längeren Zeitraum abgeschnitten.<br />
Heute ist <strong>de</strong>r Übergang zwischen Wellen und Grevenmacher eine <strong>de</strong>r Hauptverkehrs-<br />
und Verbindungsstraßen zwischen Deutschland und Luxemburg<br />
und somit eine <strong>de</strong>r Hauptschlaga<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Großregion. Täglich überqueren<br />
15.000 Pendler, die in Luxemburg arbeiten, die Brücke. Auch haben viele Luxemburger<br />
die Wahl getroffen, sich im nahen <strong>de</strong>utschen Grenzgebiet nie<strong>de</strong>rzulassen.<br />
Die Verantwortlichen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ortschaften sind stolz auf <strong>de</strong>n neuen Brückenbau<br />
und bedanken sich bei <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n für die Umsetzung dieses zukunftsorientierten<br />
Projekts.<br />
Dieser neue Brückenbau sollte <strong>de</strong>nn auch ein Anlass mehr sein, um die Kooperation<br />
zwischen unseren bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn zu vertiefen, sei es im Arbeitso<strong>de</strong>r<br />
Mobilitätsbereich o<strong>de</strong>r im sozialen und kulturellen Leben. Auch wenn<br />
wir, geographisch bedingt, Brücken brauchen, um die Mosel zu überqueren<br />
– die Frage nach weiteren Verbindungen, z. B. über <strong>de</strong>n Hafen von Mertert<br />
o<strong>de</strong>r betreffend <strong>de</strong>n sogenannten „Moselaufstieg“ kommt immer wie<strong>de</strong>r auf<br />
– so sollte unser Denken und Han<strong>de</strong>ln über diese Brücken hinweg reichen.<br />
Dieses erste gemeinsame Gemein<strong>de</strong>bulletin beweist es: Wir sind befreun<strong>de</strong>te<br />
Nachbarorte. Ja, wir sind die Großregion und wir sind Europa!<br />
Doch die Einwohner von Grevenmacher und Wellen wollten diese geographische<br />
Unterbrechung nicht einfach so hinnehmen. Bereits bevor 1953 die<br />
neue Grenzbrücke beschlossen wur<strong>de</strong>, funktionierte ab <strong>de</strong>m 1. Februar 1952<br />
eine Fährverbindung. Damit war zumin<strong>de</strong>st eine provisorische Verbindung<br />
zwischen unseren bei<strong>de</strong>n Ortschaften gewährleistet.<br />
Hans Dostert<br />
Ortsbürgermeister von Wellen<br />
Léon Glo<strong>de</strong>n<br />
Député-Maire <strong>de</strong>r Stadt Grevenmacher<br />
3
Die Ferraris-Karte von „Grevenmacheren“<br />
Der österreichische Feldmarschall in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, Joseph<br />
Johann Graf von Ferraris (1726-1814), erstellte in <strong>de</strong>n Jahren<br />
1771 bis 1777 zu militärischen Zwecken ein topographisches<br />
Kartenwerk <strong>de</strong>r österreichischen Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>nen damals<br />
auch das Herzogtum Luxemburg und das Fürstbistum Lüttich<br />
gehörten. Den Auftrag dazu hatten Kaiserin Maria Theresia und<br />
Kaiser Franz II. ihrem Feldmarschall erteilt.<br />
Die 275 handkolorierten Blätter im Maßstab 1:11.520 sind etwa 85<br />
cm x 135 cm groß und wur<strong>de</strong>n durch 12 Bän<strong>de</strong> mit militärischen und<br />
wirtschaftlichen Kommentaren ergänzt. Beson<strong>de</strong>rer Wert wur<strong>de</strong> bei<br />
diesem Kartenwerk auf die Darstel<strong>lu</strong>ng <strong>de</strong>r Verkehrswege gelegt.<br />
1777 und 1778 erschien eine 25 Blätter umfassen<strong>de</strong> Fassung im<br />
Maßstab 1:86.400, die für die Öffentlichkeit bestimmt war. Je eines<br />
<strong>de</strong>r drei handgefertigten Exemplare <strong>de</strong>r Originalkarte befin<strong>de</strong>t<br />
sich heute in Österreich, in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n sowie in Belgien,<br />
nämlich in <strong>de</strong>r „Bibliothèque royale <strong>de</strong> Belgique“.<br />
1965 veröffentlichten die „Bibliothèque royale <strong>de</strong> Belgique“ und<br />
die „Editions Pro Civitate Bruxelles“ zusammen mit <strong>de</strong>m „Crédit<br />
communal <strong>de</strong> Belgique“ verkleinerte Reproduktionen <strong>de</strong>r „Ferraris-Karte“<br />
im Maßstab: 1:25.000.<br />
Eine <strong>de</strong>r Reproduktionen <strong>de</strong>r „Carte <strong>de</strong> Cabinet <strong>de</strong>s Pays-Bas autrichiens<br />
et <strong>de</strong> la Principauté <strong>de</strong> Liège“, ein vierteiliges Blatt mit <strong>de</strong>r<br />
Nummer 257, auf <strong>de</strong>m „Grevenmacheren“ mit Umgebung dargestellt<br />
ist, befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n Grevenmacher Gemein<strong>de</strong>archiven.<br />
Interessant ist, dass auf dieser Karte wohl die Moselortschaft Wellen<br />
(samt Wellener Berg) vermerkt ist, jedoch keine Brücke über<br />
die Mosel sichtbar ist, obwohl diese Verbindung nur wenige Jahre<br />
später ein wichtiger Verkehrsweg, wenn auch nur zu Militärzwecken,<br />
sein wird.<br />
m.h.<br />
4
Die „Situations Carten“ aus <strong>de</strong>n Jahren 1793 und 1794<br />
Diese bei<strong>de</strong>n Kartenausschnitte stammen einerseits aus <strong>de</strong>r „Situations<br />
Carte von <strong>de</strong>r Gegend um Trier und <strong>de</strong>n teutschen<br />
und französischen Positionen. An(no) 1793 und 1794 (Rückseite<br />
von Art. Capt. (Johann Heinrich) Haas und L(udiwig) Lyckner<br />
gezeichend 1796), und an<strong>de</strong>rerseits aus <strong>de</strong>r „Situations Carte<br />
von <strong>de</strong>r teutschen und französischen Position an <strong>de</strong>r Mosel und<br />
Saar in <strong>de</strong>r Gegend von Trier und Saarburg im Jahr 1793 und 1794.<br />
Aufgenommen und gezeichend durch einen Officier von <strong>de</strong>r teutschen<br />
Armee. Copirt durch L(udwig) Lyncker 1796“.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Karten im Maßstab „ungefähr 1:30.400“, die zu <strong>de</strong>n<br />
digitalen Samm<strong>lu</strong>ngen <strong>de</strong>r Universitäts- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Darmstadt gehören, unterschei<strong>de</strong>n sich durch geringfügige Än<strong>de</strong>rungen.<br />
Ein Wort zu Ludwig (Jakob Friedrich Wilhelm) von Lyncker und<br />
zu Johann Heinrich Haas: Ludwig Lyncker wur<strong>de</strong> in Pirmasens am<br />
20. August 1780 geboren und starb als Generalmajor und Generalquartiermeister<br />
am 21. Juli 1844 in Bad Homburg. 1794 zog er<br />
nach Darmstadt um. Dort fand Lyncker in <strong>de</strong>m Artillerieoffizier<br />
und späteren Oberstleutnant Johann Heinrich Haas (1758-1810),<br />
einen tüchtigen Lehrer, beson<strong>de</strong>rs in Sachen Zeichnen und Mathematik,<br />
was erklärt, dass er bereits in sehr jungen Jahren an solchen<br />
“Situationskarten” mitarbeitete, bzw. bestehen<strong>de</strong> Karten kopierte,<br />
was die geringfügigen Än<strong>de</strong>rungen erklären könnte.<br />
m.h.<br />
Auffällig auf <strong>de</strong>n Kartenausschnitten, auf <strong>de</strong>nen die Verbindungsbrücke<br />
über die Mosel <strong>de</strong>utlich zu sehen ist, sind beispielsweise:<br />
1) Die Schreibweise von „Graevenmachern“, die so kaum bekannt ist,<br />
2) die Tatsache, dass die Nachbarortschaft Wellen auf diesen Karten<br />
nicht vermerkt ist, <strong>de</strong>rweil „Demels“ (Temmels) und „Nild“<br />
(Nittel) sehr wohl eingezeichnet sind.<br />
Erwähnt sei, dass zu dieser Zeit und infolge <strong>de</strong>r Französischen Revo<strong>lu</strong>tion,<br />
nach<strong>de</strong>m die französischen Truppen 1792/1793 bis zum Rhein<br />
vorgerückt waren, <strong>de</strong>r sog. Feldzug zwischen Rhein und Saar (1793)<br />
stattfand, Ereignisse, die zu dieser „Situations Carte“ Anlass gaben.<br />
5
Grenzbrücke(n) über die Mosel bei Grevenmacher<br />
Verbindung Grevenmacher (L) –Wellen (D)<br />
Kurzbeschreibung<br />
A) Die erste „offizielle“ Moselbrücke<br />
Baujahr: 1881<br />
Bogenbrücke / 29,70 m + 145 m + 29,25 m = 203,95 m<br />
Zerstört: 1944<br />
B) Die Moselbrücke nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />
Wie<strong>de</strong>raufbau: 1953-1955/56<br />
Spannbeton-Balkenbrücke über 5 Fel<strong>de</strong>r<br />
38 m + 46 m + 46 m + 46 m + 38 m = 214 m<br />
Sanierung: 2002<br />
Vorbemerkung<br />
Bereits auf Kriegskarten aus <strong>de</strong>n Jahren 1793-1794 ist bei Grevenmacher<br />
eine Brücke über die Mosel eingezeichnet. Sie<br />
diente lediglich zu militärischen Zwecken und bestand nur<br />
vorübergehend, bestimmte wohl aber <strong>de</strong>n Standort <strong>de</strong>r späteren<br />
Moselbrücke voraus.<br />
1940<br />
Als die Eisenbahnlinie Luxemburg-Wasserbillig im Jahre 1861<br />
eröffnet wur<strong>de</strong>, lag Grevenmacher abseits <strong>de</strong>s überörtlichen<br />
Verkehrsnetzes. Am 25. November 1891 wur<strong>de</strong> wohl die 6,16<br />
Kilometer lange Kantonalbahn Wasserbillig-Grevenmacher im Prinz-<br />
Heinrich-Netz in Betrieb genommen, (die bis zum 22. Mai 1954 verkehrte).<br />
Jedoch fuhren bereits seit <strong>de</strong>m 15. Mai 1878 Züge auf <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Seite <strong>de</strong>r Mosel. Von Grevenmacher aus erreichte man die<br />
Bahnstation Wellen (beschwerlich) mit <strong>de</strong>r Fähre. Eine bequemere<br />
Verbindung via Brücke drängte sich <strong>de</strong>mnach sozusagen auf.<br />
1907<br />
6
Brückenplanung<br />
Am 9. Januar 1876 sch<strong>lu</strong>g die Regierung vor, eine Kommission aus<br />
<strong>de</strong>utschen und <strong>lu</strong>xemburgischen Ingenieuren einzusetzen, damit<br />
sie Pläne und Kostenanschläge vorlege. Alsdann könnten Entscheidungen<br />
getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die „neue“ Brücke sollte einen besseren Zugang zum Bahnhof<br />
Wellen ermöglichen und zugleich in zentraler Lage zur Stadt Grevenmacher<br />
liegen.<br />
Zwei Positionen wur<strong>de</strong>n damals in Betracht gezogen:<br />
a) Die Brücke als Verlängerung <strong>de</strong>s damaligen „mittleren Moselweges“<br />
– die heutige „rue Victor Prost“. Unweit von dieser Stelle verkehrte<br />
einst die von Preußen betriebene Nachenfähre Klautermühle.<br />
b) Zur Diskussion stand ebenfalls <strong>de</strong>r heutige Standort <strong>de</strong>r Brücke.<br />
Am 17. Juni 1876 wur<strong>de</strong> die Brückenplanung von Beamten bei<strong>de</strong>r<br />
Seiten an Ort und Stelle erörtert.<br />
1880<br />
<strong>de</strong>r Stadt Grevenmacher sei. Des Weiteren lehnten die Gemein<strong>de</strong>n<br />
Temmels, Wellen, Nittel, Köllig und Onsdorf es ab, sich an <strong>de</strong>n<br />
Baukosten <strong>de</strong>r Brücke zu beteiligen. Der Kreis Saarburg schloss<br />
sich diesen Gemein<strong>de</strong>n an. Damit war <strong>de</strong>r Kampf um die Finanzierung<br />
lei<strong>de</strong>r noch nicht abgeschlossen. Erst 1879, bzw. Anfang<br />
1880, kam es zu einer Einigung.<br />
Am 9. Februar 1880 schrieb <strong>de</strong>r Grevenmacher Gemein<strong>de</strong>rat in<br />
<strong>de</strong>n örtlichen Tageszeitungen die Bauarbeiten aus. Am 14. März<br />
1880 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Brückenbau einer Firma aus Colmar-Berg zugestan<strong>de</strong>n.<br />
Alsdann galt es, die Frage „Stein o<strong>de</strong>r Eisen“ zu klären. Der von<br />
<strong>de</strong>r Regierung genehmigte Plan sah eine steinerne Bogenbrücke<br />
vor. Veranschlagte Baukosten: 267.000 Fr. In <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratssitzung<br />
vom 1. Oktober 1878 entschied sich <strong>de</strong>r Grevenmacher Gemein<strong>de</strong>rat<br />
für diese Bauart, trotz eines – allerdings teureren – Konkurrenzprojektes<br />
aus Eisen seitens eines Eisenbahningenieurs, was<br />
diesen dazu bewog, ein neues, viel billigeres Konzept vorzulegen<br />
(80.000 Fr.). Also wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r erste Besch<strong>lu</strong>ss rückgängig gemacht<br />
und am 23. Oktober 1878 eine eiserne Brücke genehmigt. Dieser<br />
Besch<strong>lu</strong>ss zog bereits am 4. November 1878 eine Bürgerinitiative<br />
nach sich. Nun musste eine Kommission entschei<strong>de</strong>n – und zwar<br />
zu Gunsten einer Brücke aus Stein.<br />
Brückenbau<br />
Am 8. August 1877 beschloss <strong>de</strong>r Grevenmacher Gemein<strong>de</strong>rat,<br />
die Brücke zu bauen, wenn Luxemburg und Preußen zwei Drittel<br />
<strong>de</strong>r Baukosten übernehmen wür<strong>de</strong>n. Allerdings vertrat die Luxemburger<br />
Regierung die Auffassung, dass <strong>de</strong>r Brückenbau Sache<br />
Am 9. Juli 1881 wur<strong>de</strong> in einem Festakt <strong>de</strong>r Sch<strong>lu</strong>ssstein in <strong>de</strong>m<br />
zuletzt fertiggestellten mittleren Gewölbebogen gesetzt. In <strong>de</strong>n<br />
ersten Tagen <strong>de</strong>s Jahres 1882 konnte die neue Brücke dann <strong>de</strong>m<br />
Verkehr übergeben wer<strong>de</strong>n.<br />
7
Grenzbrücke(n) über die Mosel bei Grevenmacher<br />
1881<br />
Brückenzoll<br />
Bereits 1881, am 18. September, hatte <strong>de</strong>r Grevenmacher Gemein<strong>de</strong>rat<br />
beschlossen, die Lan<strong>de</strong>sregierung zu bitten, <strong>de</strong>r Stadt Grevenmacher<br />
die Ermächtigung zu erteilen, ab 1. November 1881<br />
Brückengeld zugunsten <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>kasse zu erheben. Am 4.<br />
Januar 1882 gab König-Großherzog Wilhelm III. diesem Gesuch<br />
statt. (Memorial No 4. – Samstag, 14. Januar 1882.)<br />
Ab <strong>de</strong>m 1. April 1882 wur<strong>de</strong> dieses Brückengeld dann auch erhoben.<br />
(Überfahrtspreis: ein halber Sous, Brückengeld: 1 Sous pro<br />
Person.) Bis zum 22. März 1884 erhob die Gemein<strong>de</strong> das Brückengeld<br />
in eigener Regie. Am 23. März 1884 wur<strong>de</strong> das Erhebungsrecht<br />
erstmals zeitbefristet öffentlich meistbietend versteigert.<br />
Zum letzten Mal wur<strong>de</strong> das Erhebungsrecht <strong>de</strong>s Brückengel<strong>de</strong>s für<br />
das Jahr 1939 am 3. Dezember 1938 verpachtet.<br />
1895 war die Fahrbahn <strong>de</strong>r Moselbrücke am rechten En<strong>de</strong> höher<br />
gelegt wor<strong>de</strong>n. Im Ersten Weltkrieg wird die Brücke wohl, wie<br />
alle an<strong>de</strong>ren Grenzbrücken, von <strong>de</strong>utschen Wachmannschaften<br />
besetzt gewesen sein. Allerdings war die Brücke, von <strong>de</strong>n Kriegsereignissen<br />
nicht weiter betroffen, wenn man einmal von <strong>de</strong>r ungewöhnlichen<br />
Beanspruchung durch die Militärkolonnen absieht.<br />
Weil das Großherzogtum nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg aus <strong>de</strong>m<br />
Deutschen Zollverein ausgeschie<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong>n Mosel, Sauer<br />
8
1914<br />
und Our wie<strong>de</strong>r Zollgrenze. Auch auf <strong>de</strong>r Moselbrücke Grevenmacher<br />
wur<strong>de</strong>n auf bei<strong>de</strong>n Seiten Zollbeamte postiert, welche Personalien<br />
kontrollierten und <strong>de</strong>n Warenverkehr überwachten.<br />
1930<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges sperrte das Großherzogtum<br />
Luxemburg die Grenzbrücken, um so auf seine Neutralität aufmerksam<br />
zu machen.<br />
Sprengung <strong>de</strong>r Grenzbrücke<br />
Am Nachmittag <strong>de</strong>s 18. September 1944, um 15.30 Uhr, sch<strong>lu</strong>gen<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Grevenmacher Brücke die ersten Panzergranaten<br />
ein. Damals hoffte man in Grevenmacher inbrünstig, dass doch<br />
eine einzige Granate die gut gefüllte Pulverkammer <strong>de</strong>r Brücke<br />
treffen möge, um die am selben Morgen durch Ortskommandant<br />
Kains angekündigte Evakuierung („Zwangsrekrutierung“) unmöglich<br />
zu machen.<br />
Am 29. September 1944 wur<strong>de</strong> die Brücke dann zerstört. „Gegen 5<br />
Uhr nachmittags traf eine schwere Granate die Pulverkammer <strong>de</strong>r<br />
Moselbrücke, die unter <strong>de</strong>r Gewalt <strong>de</strong>r ungeheueren Sprengladung<br />
gänzlich zerstört wur<strong>de</strong>“, schreibt Michel Gitzinger.<br />
Erst 1948/49 wur<strong>de</strong>n die Trümmer, welche die Mosel sperrten, beseitigt.<br />
1945<br />
9
Grenzbrücke(n) über die Mosel bei Grevenmacher<br />
1955<br />
Am 1. Februar 1952 wur<strong>de</strong> die als Hochseil-Pontenfähre eingerichtete<br />
Fährverbindung zwischen Grevenmacher und Wellen in<br />
Betrieb genommen, nach<strong>de</strong>m die Gemein<strong>de</strong> Grevenmacher ein<br />
Fährboot gekauft hatte.<br />
Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Grenzbrücke<br />
Erste Projektpläne zum Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Brücke Grevenmacher/<br />
Wellen wur<strong>de</strong>n 1953 erstellt. Bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Bauwerks war<br />
<strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>r in Aussicht stehen<strong>de</strong>n Moselkanalisierung,<br />
(beschlossen 1956 in einem Dreilän<strong>de</strong>rabkommen), Rechnung getragen<br />
wor<strong>de</strong>n.<br />
Der 1. Juni 1953 war in Luxemburg – nach internationaler Ausschreibung<br />
– <strong>de</strong>r Submissionstermin. Am 16. Juni 1953 fassten die<br />
Schöffenräte <strong>de</strong>r Moselgemein<strong>de</strong>n Grevenmacher, Wormeldingen,<br />
Remich und Remerschen in Grevenmacher <strong>de</strong>n Besch<strong>lu</strong>ss, auf ihre<br />
Eigentumsrechte und auf Kriegsentschädigungen zu verzichten,<br />
wenn <strong>de</strong>r Staat die Moselbrücken Grevenmacher, Wormeldingen,<br />
Remich und Schengen übernehme. Diese Eigentumsübertragung<br />
wur<strong>de</strong> am 9. Juli 1953 durch großherzoglichen Besch<strong>lu</strong>ss gebilligt.<br />
Am 28. Dezember 1954 wur<strong>de</strong> dann das Eigentumsrecht <strong>de</strong>r Brücke<br />
Grevenmacher durch notariellen Vertrag auf das Großherzogtum<br />
Luxemburg übertragen.<br />
Nach<strong>de</strong>m am 8. September 1953 mit <strong>de</strong>m Abriss <strong>de</strong>r Überreste <strong>de</strong>r<br />
alten Brücke begonnen wor<strong>de</strong>n war, konnte im Frühjahr 1954 <strong>de</strong>r<br />
Bau <strong>de</strong>r Pfeilerfundamente für die neue Brücke erfolgen. Im August<br />
1954 stan<strong>de</strong>n die Pfeiler.<br />
Die Grevenmacher Grenzbrücke wur<strong>de</strong> schließlich am 15. Dezember<br />
1955 für <strong>de</strong>n Verkehr freigegeben.<br />
Im Frühjahr 1956 wur<strong>de</strong>n dann die Zollhäuser an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Brückenen<strong>de</strong>n<br />
gebaut.<br />
Die Moselbrücke Grevenmacher<br />
Aus einem Heimatkun<strong>de</strong>heft (1952/53)<br />
Sie wur<strong>de</strong> erbaut in <strong>de</strong>n Jahren 1880-1881. (Die Bausumme betrug<br />
323.500 Franken, zu Lasten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r Luxemburg<br />
und Deutschland.) Da die Bausumme noch nicht völlig getilgt war,<br />
10
1925<br />
wur<strong>de</strong> noch immer <strong>de</strong>r Brückenzoll erhoben. In <strong>de</strong>n Brückenpfeilern<br />
waren Pulverkammern eingebaut.<br />
Im September 1944 traf eine amerikanische Granate einen Zün<strong>de</strong>r<br />
von dieser Pulverlagerung. Dadurch wur<strong>de</strong> die Brücke größtenteils<br />
zerstört.<br />
Eine hölzerne Fähre („eng Pont“) mit elektrischem Getriebe diente<br />
provisorisch <strong>de</strong>m Grenzverkehr für Personen und Wagen.<br />
Der Aufbau <strong>de</strong>r neuen Brücke hat begonnen im August 1953. Die Firma<br />
Nennig von Luxemburg betrieb die Arbeiten zu Lasten <strong>de</strong>s Staates.<br />
Der Kostenpunkt belief sich auf ungefähr 22 Millionen Franken.<br />
Die Brücke wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Verkehr freigegeben im Sommer <strong>de</strong>s<br />
Jahres 1956. Eine Zollstation befin<strong>de</strong>t sich an <strong>de</strong>r Grenze für die<br />
Kontrolle <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls.<br />
Zusammenstel<strong>lu</strong>ng: Monique Hermes<br />
Quellenangabe:<br />
„Brücken über die <strong>de</strong>utsch-<strong>lu</strong>xemburgische Grenze“, von Heinrich Theodor Weber – Gollenstein, 1997.<br />
„Grevenmacher aus <strong>de</strong>n 1880er Jahren – Die Brücke“ in „Contact – Organe officiel <strong>de</strong> la Confrérie Saint Cunibert No 25-1986“.<br />
„Die Zerstörungen in Grevenmacher im Jahre 1944“, von Michel Gitzinger, in „Chorale Municipale Grevenmacher 1848-1973“.<br />
Anmerkung:<br />
Ausführlich befasste sich Will Reuland (1920-1997) aus Grevenmacher im Jahre 1970 in einem Beitrag mit <strong>de</strong>m Titel „Der Bau <strong>de</strong>r ersten<br />
Brücke von Grevenmacher begann vor 90 Jahren“ in <strong>de</strong>r „Lëtzebuerger Revue“ mit <strong>de</strong>r „ersten“ Brücke Grevenmacher-Wellen.<br />
11
Die Brücke von 1880/81<br />
Dieser wertvolle 36 x 195 cm große Plan im Maßstab 1:200, <strong>de</strong>r im Besitz <strong>de</strong>r Stadt Grevenmacher ist, trägt die Aufschrift:<br />
„Project zur Erbauung einer festen Moselbrücke bei <strong>de</strong>r Stadt Grevenmacher. Entworfen u. gez. Nach <strong>de</strong>m<br />
Programm <strong>de</strong>r Revisionscomission vom 21. April 1879, durch A. Hartmann Bezirks Ingenieur. Diekirch am 25ten Mai<br />
1897<br />
1880<br />
12
1879.“ Auf <strong>de</strong>m Plan sind <strong>de</strong>s Weiteren die Genehmigungen <strong>de</strong>s damaligen Gemein<strong>de</strong>rates um Bürgermeister Jos. Keiffer<br />
(1880-1883) vom 8. Juli 1879 sowie <strong>de</strong>s damaligen Generaldirektors <strong>de</strong>s Innern, Herrn Kirpach, vom 6. Februar<br />
1880 zu lesen.<br />
1906<br />
1905<br />
13
Die Kosten <strong>de</strong>s Moselbrückenbaus<br />
I. Unternehmer 292.153,95<br />
II. Überwachung <strong>de</strong>s Baues 9.000<br />
III. Ankauf von Terrain 18.163,30<br />
IV. Prozesskosten 3.021,23<br />
V. Nebenkosten 1.161,30<br />
VI. Ver<strong>lu</strong>st an <strong>de</strong>r Nationalbank 47.460,03<br />
370.959,81 (Franken)<br />
1898<br />
Aufgestellt zu Grevenmacher, am 15. Oktober 1891.<br />
Erbaut in <strong>de</strong>n Jahren 1880-1881.<br />
Der Ertrag <strong>de</strong>s Moselbrückenzolls<br />
1882 – 9 Monate in Regie <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> 3.847,29<br />
1883 – in eigener Regie 4.560<br />
1884 – 23/3 5.025<br />
1885 – 22/3 – auf 2 Jahre 5.220<br />
1887 – 6/3 6.250<br />
1889 – 11/3 4.700<br />
1892 – 11/2 4.575<br />
1895 – 28/2 auf 3 Jahre 4.760<br />
1898 – 7/2 5.500<br />
1901 – 29/11 6.480<br />
1905 – auf 4 Jahre 7.040<br />
1909 – 18/12 9.520<br />
1912 – 30/11 5.540<br />
Anmerkungen: Bei <strong>de</strong>n angegebenen Summen han<strong>de</strong>lt es sich<br />
jeweils um Franken.<br />
Weitere Angaben, wie Datum, Unterschrift, usw., fehlen auf <strong>de</strong>m<br />
Dokument.<br />
14
Der Brückenzoll<br />
15
Das Brückengitter<br />
Oben: Bei diesem Dokument han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
die „Zeichnung eines vier Flüglichen eisernen<br />
Gitters, eines Wachtraumes, und eines Pulvermagazins<br />
– Für die neue Moselbrücke bei Grevenmacher.<br />
Entworfen u. gez. nach <strong>de</strong>n Bestimmungen<br />
<strong>de</strong>r Königl. Preuß. Regierung in Trier,<br />
u. <strong>de</strong>s Herrn Ministers <strong>de</strong>r öffentlichen Arbeiten<br />
vom 20. Januar d. J. III 908, durch <strong>de</strong>n Bez: Ingenieur<br />
A Hartmann. Diekirch <strong>de</strong>n 24. Februar<br />
1880“: Das Gitter – das zu Verteidigungszwecken<br />
gedacht war, wie aus verschie<strong>de</strong>nen Briefen<br />
hervorgeht – ist im Maßstab 1:20 gezeichnet. Die<br />
„Verdinggabe <strong>de</strong>r Lieferung einer schmie<strong>de</strong>eisernen<br />
Pforte auf <strong>de</strong>r Moselbrücke“ erfolgte im August<br />
1892 durch die „Stadt-Verwaltung Grevenmacher“.<br />
16
Anekdoten zur Grenzbrücke<br />
Grevenmacher, <strong>de</strong>n 28. April 1896<br />
Am Samstagabend kamen Comödianten von Remich her und<br />
wollten hier mit 3 Wagen über das preußische Ufer fahren,<br />
ohne <strong>de</strong>n Brückenzoll zu erlegen. Der Pächter hielt <strong>de</strong>shalb die<br />
Pfer<strong>de</strong> an. Gleich fielen 4 o<strong>de</strong>r 5 Kerle über <strong>de</strong>n Mann und sch<strong>lu</strong>gen<br />
ihn. Einer muss dabei ein Stück Holz o<strong>de</strong>r Eisen gebraucht<br />
haben, <strong>de</strong>nn unser Brückenzollpächter erhielt einen wuchtigen<br />
Hieb über <strong>de</strong>n Kopf, dass das B<strong>lu</strong>t herunter rann und <strong>de</strong>r Arzt die<br />
Wun<strong>de</strong> zunähen musste.<br />
Jemand lief <strong>de</strong>n Kerlen nach, um dieselben <strong>de</strong>r preußischen Behör<strong>de</strong><br />
anzuzeigen. Zufälligerweise saß <strong>de</strong>r preußische Gendarm<br />
unweit <strong>de</strong>r Brücke beim Wirte Henkel und war schnell zur Hand<br />
die Sache zu Protokoll zu nehmen. Mehr aber konnte nicht geschehen,<br />
da <strong>de</strong>r Fall sich noch auf <strong>de</strong>r diesseitigen Hälfte <strong>de</strong>r Brücke,<br />
also auf Luxemburger Bo<strong>de</strong>n abspielte. Unsere Gendarmen haben<br />
aber von ihren preußischen Kollegen die Namen <strong>de</strong>r Missetäter<br />
erfahren und die Sache nach Luxemburg gemel<strong>de</strong>t. Dechmann soll<br />
die Comödienfamilie heißen, die sich auch noch mit Schirmflickerei<br />
abgibt, und während <strong>de</strong>s letzten Sonntags zu Temmels lagerte.<br />
Grevenmacher, <strong>de</strong>n 4. August 1896<br />
Ein waghalsiger Velocipedist aus Luxemburg setzte am Festival-<br />
Nachmittag sein Rad auf die Steinrampe (die Brüstung, das Gelän<strong>de</strong>r)<br />
<strong>de</strong>r Brücke und legte die Strecke von <strong>de</strong>r Kriegspforte (das<br />
eiserne Gitter) bis zum preußischen Ufer in raschem Tempo glücklich<br />
zurück. Nur das Abspringen fehlte ihm und riss die P<strong>lu</strong>n<strong>de</strong>rhose<br />
entzwei.<br />
(Quelle: Broschüre Sapeurs-Pompiers Grevenmacher 1827-1977, S. 92 und S. 99)<br />
Impressum:<br />
Arbeitsgruppe: Hans Dostert, Horst Fantes, Léon Glo<strong>de</strong>n,<br />
Jean Goe<strong>de</strong>rt, Monique Hermes.<br />
Fotos, Dokumente, Karten: Gemein<strong>de</strong>archiv Grevenmacher,<br />
Samm<strong>lu</strong>ng Raymond Sterba, digitale Samm<strong>lu</strong>ngen <strong>de</strong>r Universitäts-<br />
und Lan<strong>de</strong>sbibliothek Darmstadt, Privatarchive von<br />
Horst Fantes, André Ney und Jean-Pierre Urwald. Camille<br />
Nies, Tom Schartz, Fotoc<strong>lu</strong>b „Flash“, INCA Ingénieurs Conseils<br />
Associés.<br />
Herausgeber: Gemein<strong>de</strong>n Grevenmacher und Wellen, mit <strong>de</strong>r<br />
Unterstützung <strong>de</strong>s Ministeriums für nachhaltige Entwick<strong>lu</strong>ng<br />
und Infrastruktur, Luxemburg.<br />
Layout und Druck: Presss s.à.r.l.<br />
17
Die Brücke im Krieg 1914-1918<br />
1914<br />
Wellen, Freitag, <strong>de</strong>n 31.Juli 1914<br />
Mit Beginn <strong>de</strong>s Kriegszustan<strong>de</strong>s traf am 31.Juli 1914 ein Wachkommando<br />
mit einem Offizier und 36 Mann vom Infanterieregiment<br />
161 aus Trier in Wellen ein, besetzte die Moselbrücke und stellte<br />
Wachposten an <strong>de</strong>r Fähre sowie am Tunnel auf. Das 10. Rheinische<br />
Infanterie Regiment war in <strong>de</strong>r Gneisenau-Kaserne in Trier stationiert.<br />
1. August 1914<br />
Die am 20. Januar 1880 gestellten Bedingungen <strong>de</strong>r preußischen Regierung<br />
zur Baugenehmigungen <strong>de</strong>r Moselbrücke besagt, dass für<br />
<strong>de</strong>n Fall einer Mobilmachung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kriegszustan<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>m anstoßen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utschen Gebiete das Recht je<strong>de</strong>rzeitiger militärischer<br />
Besetzung und eventueller Sperrung o<strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>r Brücke<br />
ohne Entschädigung vorbehalten wird.<br />
Die Brücke, bzw. <strong>de</strong>r preußische Teil <strong>de</strong>rselben, ist durch eine eiserne<br />
Gittertür abzugrenzen, <strong>de</strong>sgleichen sind die preußischerseits<br />
gelegenen Pfeiler mit Sprengkapseln zu versehen, und ein kleiner<br />
Wachturm auf <strong>de</strong>m preußischerseits zu erbauen<strong>de</strong>n Landpfeiler anzulegen.<br />
Am Vormittag <strong>de</strong>s 1. August 1914 wur<strong>de</strong> die Moselbrücke gesperrt,<br />
in<strong>de</strong>m man die verlangte eiserne Gittertüre schloss, mit Steinen bela<strong>de</strong>ne<br />
Wagen quer davor aufstellte, Sandsäcke und Drahthin<strong>de</strong>rnisse<br />
aufbaute.<br />
Grevenmacher/Wellen, Sonntag, <strong>de</strong>n 2.August 1914<br />
Erster Mobilmachungstag:<br />
Kurz nach Mitternacht räumten Soldaten die tags zuvor errichtete<br />
Brückensperre wie<strong>de</strong>r weg. Um 6 Uhr morgens trafen auf <strong>de</strong>r Moselbrücke<br />
aus Richtung Trier über 30 Automobile mit <strong>de</strong>utschem<br />
Militär ein, die erst dann ihre Fahrt nach Luxemburg fortsetzen<br />
konnten, nach<strong>de</strong>m die Gendarmen ihren energischen Protest gegen<br />
die Durchfahrt aufgegeben hatten. Ihnen folgten im Laufe <strong>de</strong>s Tages<br />
Abtei<strong>lu</strong>ngen sämtlicher Kampfgattungen. Im Nachmittag trafen<br />
bereits Landsturmleute aus Köln zum Grenzschutz ein. Erstere blieben<br />
bis zum 23. August hier stationiert. Von da ab übernahm die 2.<br />
Kompanie <strong>de</strong>s Landsturmbataillons Trier <strong>de</strong>n Grenzschutz und die<br />
Passkontrolle auf <strong>de</strong>r Grenzbrücke.<br />
Der „Große Krieg“ beginnt:<br />
Noch Tagelang dauerte <strong>de</strong>r Durchmarsch <strong>de</strong>r Soldaten, die zu Fuß<br />
zu Pferd und bela<strong>de</strong>n mit schwerer Kriegsgerätschaft über die Brücke<br />
durch Grevenmacher zogen. Die Moselbrücke blieb aber von<br />
<strong>de</strong>n Kriegswirren dieser Zeit verschont.<br />
Ab <strong>de</strong>m 2. August 1914 rücken die <strong>de</strong>utschen Truppen nicht nur<br />
über die Straßen und Wege in Luxemburg ein, son<strong>de</strong>rn auch mit <strong>de</strong>r<br />
Eisenbahn. In <strong>de</strong>r Nacht vom 2. auf <strong>de</strong>n 3. August durchqueren über<br />
13.000 <strong>de</strong>utsche Soldaten das Großherzogtum in Richtung Frankreich<br />
und Belgien.<br />
Zusammenfassung: Horst Fantes Junior, Wellen<br />
18
Eine Zollschranke für die Grenzbrücke<br />
Vier offizielle Schreiben betreffend das Errichten einer Zollschranke<br />
auf <strong>de</strong>r Grenzbrücke Grevenmacher-Wellen liegen<br />
uns vor.<br />
Im ersten Schreiben vom 17. Januar 1928 bittet die Zollinspektion<br />
Nittel die Stadtverwaltung Grevenmacher um die Erlaubnis, eine<br />
solche Schranke errichten zu dürfen.<br />
Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r damalige „Conducteur <strong>de</strong>s Travaux publics“ seine<br />
Erlaubnis für eine solche Schranke am 20. Januar 1928 mitgeteilt<br />
hat, antwortet die Stadtverwaltung Grevenmacher am 3. Februar<br />
1928 mit folgen<strong>de</strong>m Wortlaut (es schrieb <strong>de</strong>r Stadtsekretär):<br />
„Ich beehre mich Ihnen mitzuteilen, dass <strong>de</strong>r Schöffenrat Nichts<br />
gegen die Errichtung einer Zollschranke bei <strong>de</strong>m Zollamte in Wellen<br />
einzuwen<strong>de</strong>n hat. Es dürfen selbstverständlich keinerlei Verän<strong>de</strong>rungen<br />
an <strong>de</strong>r Brücke selbst vorgenommen wer<strong>de</strong>n; außer<strong>de</strong>m<br />
muss die Zollverwaltung alle Verantwortung für etwaige Unfälle,<br />
die infolge <strong>de</strong>r Vorrichtung vorkommen könnten, übernehmen.“<br />
mich, Sie höflichst zu bitten, mir umgehend diesbezügliche Preisangabe<br />
sowie Abbildungen zukommen zu lassen.“<br />
Weitere offizielle Dokumente liegen uns nicht vor, lediglich die<br />
Informationen, dass die Zollschranke bei<strong>de</strong>rseits bis zur Zerstörung<br />
<strong>de</strong>r Brücke bestand, und dass <strong>de</strong>r Brückenzoll auf <strong>de</strong>r neuen<br />
Brücke, die am 15. Dezember 1955 für <strong>de</strong>n Verkehr freigegeben<br />
wur<strong>de</strong>, nicht mehr erhoben wur<strong>de</strong>.<br />
1978<br />
m.h.<br />
Am 19. April 1929 wen<strong>de</strong>t die Stadtverwaltung Grevenmacher<br />
sich an die Firma Max Ju<strong>de</strong>l Stamer-Bruchsal Akt. Gen. Braunschweig,<br />
mit folgen<strong>de</strong>r Bitte (es schrieb <strong>de</strong>r technische Aufseher):<br />
„Wir interessieren uns an einem Schlagbaum zur Errichtung auf<br />
hiesiger Moselbrücke. Derselbe soll <strong>de</strong>m Brückenpächter dienlich<br />
sein. Ihre Adresse haben wir vermerkt an <strong>de</strong>m Schlagbaum, <strong>de</strong>r<br />
uns gegenüberliegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Zollverwaltung. Ich beehre<br />
19
Die Fährverbindung Grevenmacher - Wellen<br />
Die Fährverbindung zwischen Grevenmacher und Wellen wur<strong>de</strong> am 1. Februar<br />
1952 aufgenommen. Die Gemein<strong>de</strong> Grevenmacher hatte das hölzerne<br />
Fährboot mit elektrischem Getriebe gekauft.<br />
20
Zum Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Moselbrücke in Grevenmacher<br />
In einem undatierten und nicht signierten Pressebericht betreffend<br />
die Gemein<strong>de</strong>ratssitzung vom 5. März 1953, <strong>de</strong>r wahrscheinlich<br />
im „Luxemburger Wort“ erschienen ist und <strong>de</strong>n Titel „Zum Wie<strong>de</strong>raufbau<br />
<strong>de</strong>r Moselbrücke in Grevenmacher“ trägt, lesen wir unter<br />
Punkt 3:<br />
„Der Hr. Bürgermeister - es han<strong>de</strong>lte sich um Victor Prost - teilt<br />
<strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>rat mit, dass die Pläne für <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r<br />
kriegszerstörten Moselbrücke <strong>de</strong>mnächst fertiggestellt sein wer<strong>de</strong>n,<br />
sodass es angezeigt sei, jetzt schon über die Finanzierung <strong>de</strong>s Projektes<br />
zu beraten.“<br />
Alsdann wird darauf hingewiesen, dass staatlicherseits darauf bestan<strong>de</strong>n<br />
wird, „dass die Brücke verbreitert und <strong>de</strong>r projektierten<br />
Moselkanalisierung angepasst wer<strong>de</strong>.“<br />
Weiter heißt es: „Sind diese Neuerungen für die Stadt Grevenmacher<br />
von großem Interesse Nein, <strong>de</strong>nn die Verbreiterung <strong>de</strong>r Brücke<br />
wird hauptsächlich <strong>de</strong>m Autoverkehr mit Deutschland zu Gute<br />
kommen, da künftighin zahlreiche Automobilisten, um nicht an<br />
<strong>de</strong>n überlasteten Zollstellen von Wasserbillig und Wasserbilligerbrück<br />
warten zu müssen, <strong>de</strong>n Grenzübergang von Grevenmacher<br />
benutzen wer<strong>de</strong>n.“<br />
Des Weiteren wird „die auf <strong>de</strong>utschem Mose<strong>lu</strong>fer im Bau begriffene<br />
Ober<strong>mosel</strong>-Landstraße“ angesprochen, und die Brücke von Grevenmacher<br />
als „eine Verbindung zwischen <strong>de</strong>m <strong>lu</strong>xemburgischen<br />
und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Verkehrsnetz“ dargestellt.<br />
„Was die Anpassung <strong>de</strong>r Brücke an die Moselkanalisierung betrifft,<br />
so ist dies eine Maßnahme von internationalem, wirtschaftlichem<br />
Interesse, die in keiner Weise die Stadt Grevenmacher finanziell belasten<br />
darf.<br />
Die Brücke von Grevenmacher, die in ihrer ursprünglichen Be<strong>de</strong>utung<br />
nur für <strong>de</strong>n engeren Verkehr zwischen <strong>de</strong>n Grenzortschaften<br />
bestimmt und aus diesem Grun<strong>de</strong> auf alleinige Kosten <strong>de</strong>r Stadt<br />
Grevenmacher erbaut wor<strong>de</strong>n war, wird in Zukunft ihren lokalen<br />
Charakter verlieren und zu einer internationalen Verkehrsstraße<br />
ausgebaut. Es dürfte infolge<strong>de</strong>ssen selbstverständlich sein, dass<br />
nicht die Bevölkerung <strong>de</strong>r Stadt Grevenmacher, son<strong>de</strong>rn die Allgemeinheit,<br />
d. h. <strong>de</strong>r Staat, die hieraus entstehen<strong>de</strong>n Kosten tragen<br />
muss“, heißt es unmissverständlich.<br />
Diese Debatte sollte ihre Früchte tragen, <strong>de</strong>nn am 28. Dezember<br />
1954 wur<strong>de</strong> bekanntlich das Eigentumsrecht <strong>de</strong>r Brücke Grevenmacher<br />
auf das Großherzogtum Luxemburg übertragen. Eine Kopie<br />
<strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Aktes befin<strong>de</strong>t sich im Grevenmacher Gemein<strong>de</strong>archiv.<br />
m.h.<br />
21
Die Brücke von 1955 im Wer<strong>de</strong>n<br />
Im Frühjahr 1954 begann <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Moselbrücke Grevenmacher-Wellen,<br />
die am 15. Dezember 1955 für <strong>de</strong>n Verkehr freigegeben<br />
wur<strong>de</strong>. Die Stadt Grevenmacher ist im Besitz eines von Fotograf Raymond<br />
Sterba (1914-2003) zusammengestellten, 116 Fotos umfassen<strong>de</strong>n<br />
Albums, in <strong>de</strong>m das Wesen und Wer<strong>de</strong>n dieser „neuen“ Brücke Schritt für<br />
Schritt dokumentiert wird.<br />
22
Die Brücke vor <strong>de</strong>m 21. Mai 2013<br />
© InCa<br />
© InCa<br />
23
<strong>www</strong>.<strong>wellen</strong>-<strong>mosel</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>grevenmacher</strong>.<strong>lu</strong><br />
© InCa<br />
Gemein<strong>de</strong>blatt