Theoretische und erkenntnistheoretische Konsequenzen ...
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Strukturen gefangen wie jener Blick, der die untersuchten Akteure zu ihrer<br />
Weltkonstruktion kommen lässt.<br />
Damit sind auch Einschränkungen unserer Erkenntnismöglichkeiten verb<strong>und</strong>en, die<br />
meist dann besonders offensichtlich werden, wenn Weltbilder <strong>und</strong> Perzeptionen untersucht<br />
werden oder der interkulturelle wissenschaftliche Austausch stattfindet (vgl.<br />
Katzenstein 2000). Sowohl im Hinblick auf die Begrenztheit unserer Perspektive als<br />
auch auf die politischen Wirkungen unserer Analysen erscheint es durchaus<br />
angemessen, auch die eigenen Konstruktionen konstruktivistisch zu beobachten. Weil<br />
die Ergebnisse unserer wissenschaftlichen Untersuchungen wahrscheinlich weniger<br />
über die daraus abgeleiteten politischen Handlungsempfehlungen, viel mehr aber über<br />
ihren Beitrag zur gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit der internationalen<br />
Politik zu ihren „realweltlichen“ <strong>Konsequenzen</strong> kommen, können wir die reflexive<br />
Perspektive auf unser wissenschaftliches Tun nicht den PhilosophInnen für ihre<br />
erkenntnis- oder wissenschaftstheoretischen Studien überlassen (vgl. Wolf/Hellmann<br />
2003: 579). Mit der Einbeziehung dieser reflexiven Perspektive in die<br />
politikwissenschaftliche Analyse weltgesellschaftlicher Interaktionen <strong>und</strong><br />
Kommunikationen verändert sich jedoch unsere wissenschaftstheoretische Position, von<br />
der aus wir die Gegenstände unserer Analyse beobachten. Insofern handelt es sich hier<br />
gewissermaßen um die „epistemologischen Nebenwirkungen“ der konstruktivistischen<br />
Perspektive in den Internationalen Beziehungen (vgl. Weller 2003c).<br />
3 Ein reflexiver Konstruktivismus<br />
Angesichts der geschilderten drei Probleme stellt sich die Frage nach einer einheitlichen<br />
theoretischen Perspektive, die sowohl die ideellen Gr<strong>und</strong>lagen politischen Handelns als<br />
auch die Bedingungen für die gesellschaftliche <strong>und</strong> auch für die wissenschaftliche<br />
Konstruktion der Wirklichkeit in den Blick nehmen kann. Erforderlich ist eine reflexive<br />
Perspektive (vgl. auch Smith 1999), die sowohl gesellschaftliche Konstruktionen<br />
analysieren als auch das dabei stattfindende eigene Konstruieren reflektieren kann (vgl.<br />
Glasersfeld 1997: 152f; Luhmann 1992: 333f), die also in ihrem analytischen Zugriff<br />
nicht gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen der gesellschaftlichen <strong>und</strong> der wissenschaftlichen<br />
Konstruktion der Wirklichkeit unterscheidet. Sowohl die Konstruktionen der politischen<br />
Akteure <strong>und</strong> ihre Gr<strong>und</strong>lagen als auch die Gr<strong>und</strong>lagen der wissenschaftlichen<br />
Weltbeschreibungen in ihren jeweils sozialen <strong>und</strong> individuellen Dimensionen lassen<br />
sich durch Beobachtungen Zweiter Ordnung analysieren. Entscheidendes Kennzeichen