musiques d'aujourd'hui - Festival Archipel

musiques d'aujourd'hui - Festival Archipel musiques d'aujourd'hui - Festival Archipel

21.01.2015 Aufrufe

musiques d’aujourd’hui 9. BIS 20. MÄRZ 2005 w w w . a r c h i p e l . o r g presse@archipel.org 2 8 9 10 12 13 15 17 19 24 31 33 36 Das Programm Praktische Informationen Künstlerisches und kulturelles Projekt Festival 2005 Der Ort die Mediathek, der Hörsalon, das Café-Restaurant Von Bühne zu Klang musikalisches Schauspiel Les articulations de la Reine Eröffnungskonzert: 1970-1968 Olga Neuwirth, Annette Schmucki, György Kurtág, Roberto Gerhard, Bernd Aloïs Zimmermann Klänge im Raum Rebecca Saunders, Emmanuel Nunes Besetzung das Streichquartett: Hanspeter Kyburz, György Ligeti, James Dillon, Helmut Lachenmann - Quatuor Terspycordes, Quatuor Diotima das “Pierrot Lunaire” Quintett: Michael Jarrell, Christoph Neidhöfer, Gérard Grisey, Mark André, Nadir Vassena, Pierre Boulez - Ensemble Alternance Hörspiel - Ars Acustica Preisträger des 6. Radiokunstwettbewebs, Andrea Liberovici, Jacques Demierre Improvisation Um Brandon LaBelle und Otomo Yoshihide Klanginstallationen Luc Martinez Christophe Bollondi, Michel Guibentif, Didier Guillon, Marie-Claire Kunz und Isabelle Sbrissa Brandon LaBelle Claire Renard und Esa vesmanen Biografien 40 Die Festivalsorganisation 41 Zusammenarbeit und Unterstützung

<strong>musiques</strong> d’aujourd’hui<br />

9. BIS 20. MÄRZ 2005<br />

w w w . a r c h i p e l . o r g<br />

presse@archipel.org<br />

2<br />

8<br />

9<br />

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36<br />

Das Programm<br />

Praktische Informationen<br />

Künstlerisches und kulturelles Projekt<br />

<strong>Festival</strong> 2005<br />

Der Ort<br />

die Mediathek, der Hörsalon, das Café-Restaurant<br />

Von Bühne zu Klang<br />

musikalisches Schauspiel Les articulations de la Reine<br />

Eröffnungskonzert: 1970-1968<br />

Olga Neuwirth, Annette Schmucki, György Kurtág, Roberto Gerhard, Bernd Aloïs<br />

Zimmermann<br />

Klänge im Raum<br />

Rebecca Saunders, Emmanuel Nunes<br />

Besetzung<br />

das Streichquartett: Hanspeter Kyburz, György Ligeti, James Dillon,<br />

Helmut Lachenmann - Quatuor Terspycordes, Quatuor Diotima<br />

das “Pierrot Lunaire” Quintett: Michael Jarrell, Christoph Neidhöfer, Gérard Grisey,<br />

Mark André, Nadir Vassena, Pierre Boulez - Ensemble Alternance<br />

Hörspiel - Ars Acustica<br />

Preisträger des 6. Radiokunstwettbewebs, Andrea Liberovici, Jacques Demierre<br />

Improvisation<br />

Um Brandon LaBelle und Otomo Yoshihide<br />

Klanginstallationen<br />

Luc Martinez<br />

Christophe Bollondi, Michel Guibentif, Didier Guillon, Marie-Claire Kunz und Isabelle<br />

Sbrissa<br />

Brandon LaBelle<br />

Claire Renard und Esa vesmanen<br />

Biografien<br />

40<br />

Die <strong>Festival</strong>sorganisation<br />

41<br />

Zusammenarbeit und Unterstützung


TÄGLICH (AB 12. MÄRZ)<br />

ERÖFFNUNG AM 11. MÄRZ, 18 UH<br />

R<br />

A B 1 2 U H R<br />

MAISON COMMUNALE<br />

Empfang, Klanginstallationen, Mediathek, Café-Restaurant<br />

KLANG<br />

INSTALLATIONEN<br />

// CHRISTOPHE B OLLONDI, DIDIER GUILLON, MICHEL GUIBENTIF,<br />

M ARIE-CLAIRE K UNZ UND I SABELLE S BRISSA //<br />

L’IMMEUBLE, 2004, neue Fassung, Kompositionsauftrag von <strong>Archipel</strong><br />

// BRANDON LA B ELLE //<br />

PHANTOM RADIO, Uraufführung, Kompositionsauftrag von <strong>Archipel</strong><br />

// LUC M ARTINEZ //<br />

LA CHAMBRE D’ALICE, Uraufführung, Kompositionsauftrag von<br />

<strong>Archipel</strong><br />

// CLAIRE RENARD UND E SA V ESMANEN //<br />

LA MUSIQUE DES MÉMOIRES, 2001<br />

HÖRSALON<br />

THÉÂTRE PITOËFF<br />

SAMSTAG, 12. UND<br />

SONNTAG, 13. MÄRZ<br />

9-13.00 UND 14-18.00<br />

- RÉSIDENCE AMEG<br />

KLANGRAUM- UND INTERPRETATIONSWORKSHOP<br />

Mit den Studenten des elektroakustischen Kompositionskurses der<br />

Musikhochschule Genf<br />

LEITUNG : THIERRY S IMONOT UND R AINER B OESCH<br />

SONNTAG, 19 UHR<br />

offen für das Publikum am Nachmittag<br />

Praktikanten Konzert<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER MUSIKHOCHSCHULE GENF<br />

AB MONTAG, 14. MÄRZ<br />

MONTAG, 14. MÄRZ<br />

1 2 - 1 3 . 0 0 U N D<br />

1 5 - 1 6 . 0 0<br />

1 3 - 1 5 . 0 0<br />

DIENSTAG, 15. MÄRZ<br />

1 2 - 1 4 . 0 0<br />

1 4 - 1 6 . 0 0<br />

MITTWOCH, 16. MÄRZ<br />

1 2 - 1 4 . 0 0<br />

1 4 - 1 5 . 0 0<br />

1 5 - 1 6 . 0 0<br />

DONNERSTAG, 17. MÄRZ<br />

1 2 - 1 4 . 0 0<br />

1 4 - 1 6 . 0 0<br />

FREITAG, 18. MÄRZ<br />

1 2 - 1 4 . 0 0<br />

1 4 - 1 6 . 0 0<br />

SAMSTAG, 19. MÄRZ<br />

1 2 - 1 4 . 0 0<br />

1 4 - 1 6 . 0 0<br />

FREIE PROGRAMMATION VON ...<br />

Internationale Verband für Elektroakustische Musik (CIME) mit<br />

// PETE E HRNROOTH //<br />

Freie Programmation des Publikums<br />

Auswahl Schweizer Hörspiele von // JEAN N ICOLE //<br />

Freie Programmation des Publikums<br />

// THIERRY S IMONOT //<br />

Auswahl deutscher Hörspiele<br />

Freie Programmation des Publikums<br />

// CAVE12 //<br />

Freie Programmation des Publikums<br />

// DIMITRI C OPPE //<br />

Auswahl französischer Hörspiele von // LA M USE EN C IRCUIT //<br />

Auswahl italienischer Hörspiele von // ANDREA LIBEROVICI //<br />

Freie Programmation des Publikums<br />

2


MITTWOCH, 9. UND<br />

DONNERSTAG, 10. MÄRZ<br />

2 0 . 3 0<br />

THÉÂTRE PITOËFF<br />

VON BÜHNE ZU KLANG<br />

LES ARTICULATIONS DE LA REINE<br />

musikalisches Schauspiel für animierte Objekte, sieben Interpreten und<br />

Live-Elektronik, 2005, Uraufführung<br />

// FRANÇOIS S ARHAN, MUSIK //<br />

// BERTRAND RAYNAUD, LIBRETTO //<br />

// FRED P OMMEREHN, SZENOGRAFIE //<br />

E NSEMBLE<br />

CRWTH<br />

FREITAG, 11. MÄRZ<br />

2 0 . 3 0<br />

GROSSER SAAL<br />

ERÖFFNUNGSKONZERT: 1970-1968<br />

// ANNETTE S CHMUCKI (1968) //<br />

ARBEITEN/VERLIEREN. DIE WÖRTER, für Ensemble, 2004,<br />

Uraufführung, Kompositionsauftrag von Pro Helvetia für <strong>Archipel</strong><br />

// OLGA NEUWIRTH (1968) //<br />

TORSION : TRANSPARENT VARIATION, für Fagott und Ensemble,<br />

2001<br />

// GYÖRGY K URTÁG (1926) //<br />

PILINSKY JANOS : GÉRARD DE NERVAL, für Fagott, 2001,<br />

schweizer Erstaufführung<br />

KROO GYÖRGY IN MEMORIAM, für Fagott, 2001,<br />

schweizer Erstaufführung<br />

// ROBERTO GERHARD (1896-1970) //<br />

LIBRA, für Ensemble, 1968<br />

// BERND A LOÏS Z IMMERMANN (1918-1970) //<br />

PRÉSENCE, BALLET BLANC, für Geige, Cello und Klavier, 1961<br />

inszenierte Fassung<br />

PASCAL<br />

GALLOIS, FAGOTT<br />

E NSEMBLE<br />

C OLLEGIUM N OVUM ZÜRICH<br />

LEITUNG : JOHANNES K ALITZKE<br />

INSZENIERUNG: MISCHA K ÄSER<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT COLLEGIUM NOVUM ZÜRICH<br />

MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON PRO HELVETIA<br />

SAMSTAG, 12. MÄRZ<br />

1 4 . 3 0<br />

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM<br />

KLÄNGE IM RAUM I<br />

// REBECCA SAUNDERS //<br />

CHROMA, für fünf im Raum verteilte Instrumentengruppen, 2002-2004<br />

neue Fassung<br />

Kompositionsauftrag des <strong>Archipel</strong> <strong>Festival</strong>s und des Kunsthistorischen<br />

Museums<br />

E NSEMBLE<br />

C ONTRECHAMPS<br />

LEITUNG<br />

: WILLIAM B LANK<br />

Auch am Sonntag, 13. März um 17.30<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM KUNSHISTORISCHEN MUSEUM<br />

3


SAMSTAG, 12. MÄRZ<br />

GROSSER SAAL<br />

VERWANDLUNGEN<br />

[INSTRUMENTALISCHE BESETZUNG I : DAS<br />

STREICHQUARTETT]<br />

Zweiter Teil der Geschichte des Streichquartetts<br />

Erster Teil am 5. und 6. März im Kunsthistorischen Museum<br />

1 7 . 0 0<br />

// GASPARD FRITZ //<br />

SONATA A QUATTRO, op.1, n.1 en do majeur, 1742<br />

// GREGORIO Z ANON //<br />

LÉGENDE À QUATRE, Uraufführung<br />

QUATUOR<br />

TERPSYCORDES<br />

1 7 . 3 0<br />

das Quartett nach dem Quartett : Workshop um die Stücke von<br />

Hanspeter Kyburz und James Dillon mit dem Diotima Quartett<br />

1 9 . 0 0<br />

// HANSPETER K YBURZ //<br />

QUATUOR À CORDES, 2004, schweizer Erstaufführung<br />

// GYÖRGY LIGETI //<br />

QUATUOR À CORDES N°2, 1968<br />

// JAMES DILLON //<br />

QUATUOR À CORDES N°4, 2004, Uraufführung<br />

Kompositionsauftrag von <strong>Archipel</strong> <strong>Festival</strong> und Musica Nova Helsinki<br />

2 1 . 0 0<br />

// HELMUT L ACHENMANN //<br />

GRAN TORSO, 1971-72<br />

INTÉRIEUR 1, für Schlagzeug, 1965-66<br />

GRIDO, 2002<br />

QUATUOR<br />

DIOTIMA<br />

A LEXANDRE B ABEL, SCHLAGZEUG<br />

IN ZUSAMMENARBEIT<br />

MIT DEM KUNSTHISTORISCHEN MUSEUM<br />

SONNTAG, 13. MÄRZ<br />

KLÄNGE IM RAUM I<br />

1 7 . 3 0<br />

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM<br />

// REBECCA SAUNDERS //<br />

CHROMA, für fünf im Raum verteilte Instrumentengruppen, 2002-2004<br />

neue Fassung,<br />

Kompositionsauftrag des <strong>Archipel</strong> <strong>Festival</strong>s und des Kunsthistorischen<br />

Museums<br />

E NSEMBLE<br />

C ONTRECHAMPS<br />

LEITUNG<br />

: WILLIAM B LANK<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM KUNSHISTORISCHEN MUSEUM<br />

V O N<br />

S O N N E N U N T E R G A N G<br />

B I S S O N N E N A U F G A N G<br />

CENTRE D’ART EN L’ILE<br />

VERNALFLUX<br />

// GIANCARLO TONIUTTI //<br />

SHII T’IHCHY’AA (C’EST MOI LORSQUE LE SOLEIL SE LÈVE ET<br />

SE COUCHE)<br />

// JGRZINICH ET EK U //<br />

MAAHELI / UNHEARD DREAMS<br />

// YANNICK DAUBY ET WA N-SHUEN //<br />

S H E J I N G R E N, “OBSERVATION ET RÉCOLTE”<br />

// JONATHAN COLECLOUGH ET G EOFF S AWERS //<br />

JE RÊVAIS QUE J’ÉTAIS UNE RIVIÈRE<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM CENTRE D’ART EN L’ ILE<br />

4


MONTAG, 14. MÄRZ<br />

1 9 . 0 0<br />

CINÉMA BIO72<br />

AN-/AB-WESENHEIT<br />

Vorführung von zwei Filmen über <strong>Archipel</strong> 2003 und 2004: Méta-struments<br />

und La troisième oreille.<br />

REGISSEUR: DELPHINE LUCHETTA<br />

UND D AVID P UNTENER<br />

DIENSTAG, 15. MÄRZ<br />

2 0 . 3 0<br />

GROSSER SAAL<br />

GEGENÜBERSTELLUNG I<br />

// FRITZ H AUSER //<br />

DOUBLE EXPOSITION, für vier Schlagzeuge, 1996<br />

// EMMANUEL NUNES //<br />

IMPROVISATION II - PORTRAIT, für Bratsche, 2001<br />

CLIVAGES, für sechs Schlagzeuge, 1987-1988<br />

GENEVIÈVE<br />

S TROSSER, BRATSCHE<br />

P ERKUSSIONISTEN DES<br />

K ONSERVATORIUMS GENF<br />

LEITUNG<br />

: WILLIAM B LANK<br />

MITTWOCH, 16. MÄRZ<br />

2 0 . 3 0<br />

GROSSER SAAL<br />

GEGENÜBERSTELLUNG II<br />

// BRANDON L A B ELLE //<br />

PHANTOM MUSIC, Uraufführung, Kompositionsauftrag von <strong>Archipel</strong><br />

JACQUES<br />

D EMIERRE, KLAVIER<br />

JASON<br />

K AHN, SCHLAGZEUG<br />

B RANDON L A B ELLE, MIX UND V IDÉO<br />

DONNERSTAG, 17. MÄRZ<br />

VICTORIA HALL<br />

1 9 . 1 5<br />

KLÄNGE IM RAUM II<br />

Vorstellung des Konzerts von Peter Szendy<br />

2 0 . 3 0<br />

// EMMANUEL NUNES //<br />

QUODLIBET, für sechs Schlagzeuggruppen, Ensemble und Orchester,<br />

1991<br />

IMPROVISATION II - PORTRAIT, für Bratsche, 2001<br />

GENEVIÈVE<br />

E NSEMBLE<br />

S TROSSER, BRATSCHE<br />

C ONTRECHAMPS<br />

ORCHESTER DER M USIKHOCHSCHULE GENF<br />

CIP - INTERNATIONALES ZENTRUM FÜR S CHLAGZEUG<br />

LEITUNG : STEFAN A SBURY UND A NTOINE M ARGUIER<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT ENSEMBLE CONTRECHAMPS,<br />

DER MUSIKHOCHSCHULE GENF UND CIP<br />

5


FREITAG, 18. MÄRZ<br />

2 0 . 3 0<br />

GROSSER SAAL<br />

HÖRSPIEL I<br />

VILLES MANIFESTES<br />

Uraufführung der Werke von Preisträgern des 6.<br />

Radiokunstwettbewerbs<br />

// HERVÉ B IROLINI //<br />

L’ÉVEIL<br />

// ABRIL PADILLA //<br />

FLUIDE URBAIN<br />

// SÉBASTIEN RO UX //<br />

UN GRAND ENSEMBLE<br />

// ROXANNE TURCOTTE //<br />

FANTAISIE URBAINE<br />

Performance von // ROBERT MACKAY //<br />

S OPHIE-CAROLINE S CHATZ, SYLVIE<br />

UND L AURENT<br />

D EGUY<br />

POITRENAUX: SCHAUSPIEL<br />

THIERRY S IMONOT, TONREGIE<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT LA MUSE EN CIRCUIT, ESPACE 2, WDR UND FRANCE CULTURE<br />

MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON SACEM<br />

SAMSTAG, 19. MÄRZ<br />

GROSSER SAAL<br />

1 9 . 1 5<br />

2 0 . 0 0<br />

SCHWEIZ-FRANKREICH RETOUR<br />

[INSTRUMENTALISCHE BESETZUNG II: DAS<br />

“PIERROT LUNAIRE” QUINTETT<br />

Musikalisches Bankett mit Kostproben Schweizer Weine<br />

// MICHAEL JARRELL //<br />

TREI II,für Quintett und Stimme, 1982-83<br />

// CHRISTOPH NEIDHÖFER //<br />

THREE PERSPECTIVES, für Quintett und Bratsche, schweizer<br />

Aufführung, 2004<br />

Kompositionsauftrag von Pro Helvetia für das Ensemble Alternance<br />

// GÉRARD GRISEY //<br />

TALEA OU LA MACHINE ET LES HERBES FOLLES,für Quintett,<br />

1986<br />

2 1 . 0 0<br />

// HANSPETER K YBURZ //<br />

DANSE AVEUGLE, für Quintett, 1997<br />

// MARK A NDRÉ //<br />

ASCHE, für Quintett mit Bassflöte und Bassklarinette, 2004, schweizer<br />

Erstaufführung<br />

2 2 . 0 0<br />

// NADIR VASSENA //<br />

LUOGHI D'INFINITO ANDARE, für Quintett und Schlagzeug, 2003<br />

// PIERRE B OULEZ //<br />

DÉRIVE I, für Quintett und Vibraphon, 1984<br />

E NSEMBLE<br />

A LTERNANCE<br />

JODY P OU, STIMME<br />

MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON PRO HELVETIA UND SPEDIDAM<br />

UND DER TEILNAHME VON SWISS WINE<br />

6


SONNTAG, 20. MÄRZ<br />

1 5 . 0 0<br />

INSTITUT JAQUES-DALCROZE<br />

VOM KLANG ZUR BÜHNE (HÖRSPIEL II)<br />

PÄDAGOGIK<br />

Aufführung von den choreographischen Werken der Studenten des<br />

Jaques-Dalcroze Institut (Genf)<br />

A B 1 5 . 0 0<br />

Übertragung von Hörspiele<br />

THÉÂTRE PITOËFF<br />

1 7 . 0 0<br />

GROSSER SAAL<br />

// IGOR B ALLEREAU //<br />

BRIEFE AN F. , für Stimme und Klavier, Uraufführung<br />

JODY P OU, STIMME<br />

CLÉMENT TOKATS , KLAVIER<br />

1 8 . 3 0<br />

GROSSER SAAL<br />

Porträt // ANDREA L IBEROVICI //<br />

INTÉGRAL, Hörspiel in Konzertfassung, schweizer Erstaufführung<br />

S YLVA T ENTORI<br />

UND A NDREA L IBEROVICI, LIBRETTO<br />

DONATIENNE M ICHEL-DANSAC, SCHAUSPIEL UND S TIMME<br />

CATERINA B ARONE, SCHAUSPIEL<br />

HOMMAGES INDIRECTS, Choreografie von Cindy Van Acker zu den<br />

Portraits Acoustiques von Andrea Liberovici (1998), Uraufführung<br />

LE DERNIER VOYAGE EN IRAK DE CUNÉGONDE, musikalisches<br />

Theater für Schauspielerin, Fallschirm, Video und Live-Elektronik,<br />

Uraufführung<br />

CLARICE P LASTEIG DIT CASSOU, SCHAUSPIEL<br />

2 1 . 0 0<br />

IM GANZEN GEBÄUDE<br />

Uraufführung in Konzertfassung and Live Übertragung auf Espace 2<br />

vom Hörspiel HETEROTOPIA von // JACQUES DEMIERRE // mit<br />

V INCENT<br />

B RANDON<br />

B ARRAS, PERFORMANCE<br />

L A B ELLE, ELEKTRONIK<br />

DOROTHEA<br />

S CHÜRCH, STIMME UND SINGENDE S ÄGE<br />

TRIO T OOT (AXEL DÖRNER: T ROMPETE, THOMAS<br />

S YNTHETISER, PHIL M INTON: STIMME )<br />

L EHN:<br />

UND JACQUES<br />

DEMIERRE, MIX<br />

THÉÂTRE PITOËFF<br />

Bearbeitung und spatialisierte Übertragung von Thierry Simonot<br />

KOMPOSITIONSAUFTRAG VON ESPACE 2 FUR ARCHIPEL<br />

2 3 . 0 0<br />

// OTOMO Y OSHIHIDE’ S NE W JAZZ E NSEMBLE //<br />

GROSSER SAAL<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT AMR<br />

7


FESTIVALSBÜRO<br />

<strong>Festival</strong> <strong>Archipel</strong><br />

8, rue de la Coulouvrenière<br />

ch - 1204 Genève<br />

T +41 (0)22 329 24 22<br />

F +41 (0)22 329 68 68<br />

festival@archipel.org<br />

www.archipel.org<br />

ORTE<br />

Maison communale de Plainpalais<br />

52, rue de Carouge, Genève<br />

Strassenbahn 12 et 13, Pont d'Arve<br />

Musée d'Art et d'Histoire<br />

2, rue Charles Galland<br />

Bus 3-5, Athénée<br />

Bus 36, St Antoine<br />

Cinéma BIO72<br />

place du Marché, Carouge<br />

Strassenbahn 12 et 13, Place du<br />

Marché<br />

T 022 342 08 67<br />

Victoria Hall<br />

14, rue du Général Dufour<br />

Bus 4-32, Strassenbahn 13, Cirque<br />

Bus 3-5-17, Strassenbahn 12-16, Pl.<br />

Neuve<br />

Centre d’Art en l’Ile<br />

Halles de l’Ile<br />

Place de l’Ile 1<br />

Bus 1-2-3-4-5-6-7-10, Bel Air<br />

Strassenbahn 12, Bel-Air Cité<br />

Strassenbahn 13-16, Stand<br />

Institut Jaques-Dalcroze<br />

44, rue de la Terrassière<br />

Strassenbahn 12-16, Villereuse<br />

RESERVATIONEN<br />

ab 14. Februar 2005 durch das <strong>Festival</strong>sbüro und die Webseite<br />

www.archipel.org, Abteil Reservationen oder per e-mail:<br />

reservation@archipel.org<br />

KARTEN<br />

Die Karten und Abonnement sind während der Dauer des <strong>Festival</strong>s<br />

in der Maison communale de Plainpalais täglich ab 16 Uhr zu kaufen<br />

(ab 12. März und ab 18 Uhr am 9., 10. und 11. März).<br />

Die Karten (ausser Abonnement) sind auch ab 14. Februar 2005 an<br />

den folgenden Verkaufsstellen zu kaufen :<br />

Service Culturel Migros - Genève<br />

Rue du Prince 7, T +41 (0)22 319 61 11<br />

Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10.00-18.00<br />

Stand Info Balexert<br />

27 avenue Louis Casaï, T +41 (0)22 979 02 01<br />

Öffnungszeiten: Mo au Mi 9.00-19.00, Do 9.00-21.00, Fr 9.00-19.30,<br />

Sa 9.00-18.00<br />

Très Classic<br />

16, rue du Diorama, T +41 (0)22 781 57 60<br />

Öffnungszeiten: Mo 13.30-18.30, Di bis Fr 9.30-18.30, Sa 10.00-17.00<br />

Plain Chant<br />

40, rue du Stand, T +41 (0)22 329 54 44<br />

Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10.00-13.00, 15.00-18.30,<br />

Sa 10.00-13.00, 14.00-17.00<br />

PREISE (IN SCHWEIZER FRANKEN)<br />

Installationen, Ausstellungen, Hörsalon : Eintritt frei<br />

Volltarif: fr. 18.-<br />

Ermässigt: fr. 13.-<br />

(Studenten, AVS, AI, Arbeitslosen)<br />

“20 ans-20 francs” Karte : fr. 10.-<br />

ausser:<br />

Freie Eintritt für chroma im Kunsthistorischen Museum (12. und 13. März),<br />

für das Perkussionskonzert Gegenüberstellung 1 (15. März), und für die<br />

Aufführung der Werke von den Studenten des Jaques-Dalcroze Instituts (20.<br />

März)<br />

Samstag, 12. März, Samstag, 19. März: Volltarif: fr. 25.-, ermässigt: fr. 18.-<br />

Sonntag, 13. März - vernalFLUX: fr. 15.-<br />

Donnerstag, 17. März - Victoria Hall:<br />

Volltarif: fr. 25.-, ermässigt: fr. 13.-<br />

Sonntag, 20. März - bis 22.00: Volltarif: fr. 25.-, ermässigt: fr. 18.-<br />

mit Yoshihide’s Konzert: Volltarif: fr. 35.-, ermässigt: fr. 25.-<br />

Generalabonnement : Volltarif : fr. 96.- / ermässigt : fr. 62.-. (ausser<br />

vernalFLUX und Yoshihide’s Konzert)<br />

Drei-Konzerte-Karte : fr. 37.- / fr. 26.-<br />

(gilt für drei Eintritte ausser vernalFLUX und Yoshihide’s Konzert)<br />

mit einem Zuschlag von fr. 5.- für die Programme vom 12., 19. und 20. März.<br />

8


<strong>musiques</strong> d’aujourd’hui<br />

Ein <strong>Festival</strong> bringt einen neuen Rhythmus in unser alltägliches Zeitgefühl. Eine neue Zeitebene entsteht,<br />

in der Gegensätze aufeinanderstossen und sich zwischen entfernten Positionen Berührungspunkte<br />

abzeichnen. Jedes Jahr bringt das <strong>Festival</strong> <strong>Archipel</strong> während sieben bis fünfzehn Tagen musikalische<br />

Höhepunkte des 20. Jahrhunderts zusammen mit zeitgenössischen Werken auf die Bühne, konfrontiert das<br />

traditionelle Instrumentarium mit Elektronik, Geschriebenes mit Improvisiertem, Konzerte mit Installationen,<br />

den geschlossenen Innenraum des Konzertsaals mit der Unberechenbarkeit der frischen Luft.<br />

Vermittlung zeitgenössischer Musik<br />

<strong>Archipel</strong> hat es sich zum Ziel gesetzt, alle Sparten des zeitgenössischen Musikschaffens in einem<br />

stimulierenden Programm zu vereinen, und durch Betonung der Neugierde und der Entdeckungslust ein<br />

breitgefächertes Publikum anzusprechen. Die Programmation beinhaltet vier Schwerpunkte: geschriebene<br />

Musik (neue Kompositionen sowie neue Interpretationen des zeitgenössischen Repertoires), Elektroakustik,<br />

Improvisation und Klanginstallationen.<br />

Musikalisches Schaffen unterstützen<br />

<strong>Archipel</strong> hat sich dazu verpflichtet, die Erschaffung neuer Werke zu unterstützen, indem das <strong>Festival</strong><br />

an Musiker, Komponisten und Klangkünstler Kompositionsaufträge erteilt. Diese Form der Unterstützung<br />

wendet sich sowohl an Künstler aus der Schweiz als auch aus dem Ausland, an etablierte Namen wie an<br />

Newcomer. Desweiteren bietet <strong>Archipel</strong> Artist-in-Residence Aufenthalte in Genf, entwickelt in<br />

Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen originelle und weitangelegte Projekte, die im Alleingang nicht realisierbar<br />

wären, und konzipiert ungewohnte Konzertsituationen.<br />

Begegnungen ermöglichen<br />

<strong>Archipel</strong> legt ein besonderes Gewicht auf die Art und Weise, wie die aufgeführten Werke vom<br />

Publikum rezipiert werden. Das <strong>Festival</strong> findet in der Maison Communale de Plainpalais statt, es werden<br />

jedoch zum Anlass aussergewöhnlicher Konzerte auch andere Orte in Genf bespielt. Wir setzten alle zur<br />

Verfügung stehenden Mittel ein, damit die Hörer die Darbietungen unter idealen Verhältnissen und ohne<br />

Vorurteile geniessen können. Zu den meisten Konzerten bieten wir eine Einleitung, an welcher Musiker und,<br />

wenn immer auch möglich, Komponisten teilnehmen. Zu Klanginstallationen werden kommentierte<br />

Führungen angeboten. Mit Musikern und Komponisten werden Ateliers mit Bezug zum <strong>Festival</strong>programm<br />

organisiert.<br />

Dieses Jahr wieder assoziiert sich <strong>Archipel</strong> mit dem Ensemble Contrechamps, der Musikhochschule,<br />

dem CIP, dem AMEG und RSR/Espace 2, und auch mit dem Kunsthistorischen Museum, dem Ensemble<br />

Collegium Novum Zürich, Musica Nova Helsinki, dem Centre d’Art en l’Ile, dem Theater Les Subsistances<br />

(Lyon), der Kunsthochschule, la Muse en Circuit, France Culture und WDR.<br />

Das junge Publikum einbeziehen<br />

<strong>Archipel</strong> richtet eine besondere Aufmerksamkeit auf das junge Publikum, um es in die Klangkunst<br />

einzuführen, und entwickelt zu diesem Zweck originelle Konzertsituationen, Ateliers zur Einführung in die<br />

zeitgenössische Musik, Partnerschaften mit genfer Schulen und mit Institutionen der musikalischen Bildung,<br />

und vor allem einen spezifischen Programmteil, der für das junge Publikum konzipiert ist, um ihm ein "aktives"<br />

und neugieriges Zuhören zu erleichtern.<br />

9


<strong>musiques</strong> d’aujourd’hui<br />

Erlebnisse<br />

Im Verlauf dieses <strong>Festival</strong>s geht es vor allem darum, eines zu betonen: zuhören kann noch ein Erlebnis<br />

sein. Die Musik die Sie hier hören werden, diktiert dem Zuhörer keine festgelegte Position. Sein<br />

Standpunkt ist nicht vorgeschrieben, er muss erst gefunden werden. Es kann sich sowohl um einen Ort<br />

im Raum handlen, als auch um einen Weg durch das Kunstwerk, ein Gestus des Körpers ebenso wie<br />

eine Art, die verschiedenen Ausdrucksformen einer musikalischen Darstellung zu artikulieren.<br />

Im Fall von chroma, ein Stück der britischen Komponistin Rebecca Saunders (12. und 13. März), sind<br />

fünf Instrumentengruppen in den Räumen des kunsthistorischen Museums verstreut. Hier bedeutet<br />

hören zugleich sich bewegen, sich von einer Gruppe entfernen um sich einer anderen zu nähern,<br />

gewisse Instrumente auszublenden um andere besser wahrzunehmen, sich einen Weg durch das<br />

Werk bahnen.<br />

In Quodlibet des portugiesischen Komponisten Emmanuel Nunes (17. März) steht das Orchester auf<br />

der Bühne, während siebenundzwanzig Solisten sich in den Seitengängen und auf den Balkons des<br />

Victoria Hall bewegen. Hier sind es die Instrumente, die das Publikum umkreisen, die akustischen<br />

Dimensionen ständig neu gestaltend, was dem Stück eine ganz besondere Dramatik verleiht.<br />

Die Dramatik des Klangraums zu erforschen, genau dies versucht mit anderen Mitteln das Hörspiel zu<br />

erreichen. Das " Hör-Spiel " spielt mit der soeben beschriebenen Unentschlossenheit des Zuhörers.<br />

Vom Radio entworfen und produziert, sich beim Theater, der Dichtung und auch der Raffiniertesten<br />

Klangkunst bedienend, ist das Hörspiel ein Zwischendrin: gleichsam gegenwärtig (am Ort der<br />

Rezeption) und abwesend (vom Studio aus gesendet), Wort und Klang, Akustik und Elektronik, geschrieben<br />

und improvisiert…<br />

Ein Teil unserer nächsten Auflage widmet sich dieser ungewissen Kunstgattung. Wir empfangen den<br />

6. Internationalen Wettbewerb für Radiokunst, der von La Muse en Circuit und der Sacem in<br />

Zusammenarbeit mit Espace 2, France Culture und dem WDR organisiert wurde. Thema dieses Jahres<br />

ist die Stadt. Zwei Abende sind dem Hörspiel gewidmet : der erste besteht in der Aufführung der vier<br />

prämierten Stücke des Wettbewerbs für Radiokunst am 18. März. Am zweiten wird ein Radiohörspiel<br />

uraufgeführt (in der Maison communale de Plainpalais) und live übertragen (auf Espace 2) am 20.<br />

März.<br />

Besetzungen<br />

Zweiter grosser Schwerpunkt der diesjährigen Auflage sind die Mittel, die den Hörvorgang überhaupt<br />

ermöglichen: die "Hardware" anhand deren Komponisten ihre Werke erklingen lassen können. Die ersten,<br />

in historischer Reihenfolge, sind die instrumentalen Besetzungen: wir beschäftigen uns dieses<br />

Jahr mit dem Streichquartett und dem " Pierrot lunaire " genannten Quintett (Flöte, Klarinette, Klavier,<br />

Geige, Cello), die in der geschriebenen zeitgenössischen Musik mit Sicherheit am meisten verbreiteten<br />

Besetzungen.<br />

In Zusammenarbeit mit dem kunsthistorischen Museum präsentieren wir am 12. März unter dem<br />

Namen "Verwandlungen" eine kleine Geschichte des Streichquartetts (vom 18. bis 21. Jahrhundert)<br />

und wir bieten ein französisch-schweizerisches Konzert rund um das Quintett, drei französische und<br />

vier schweizer Komponisten. Der zweite Bereich, mit dem wir uns beschäftigen, ist die Elektroakustik,<br />

im Sinne des Aufeinandertreffens von Stimmen (oder akustischen Instrumenten) und Elektronik. Dies<br />

trifft auf die Werke der Preisträger des Radiokunst-Wettbewerbs zu, welche Stimmen und Gesang mit<br />

einem Lautsprechersystem koppeln. Demselben Bereich zugehörig sind auch die Werke des italienischen<br />

Komponisten Andrea Liberovici (Gründer des Teatro del suono in Genua), welche am letzten Tag<br />

des <strong>Festival</strong>s aufgeführt werden.<br />

10


Bühne<br />

Der dritte und letzte Schwerpunkt von <strong>Archipel</strong> ist die Bühne. Wir verfolgen hiermit eine in 2004<br />

unternommene Arbeit, die auch in den nächsten Jahren weiterhin entfalten wird. Den Auftakt im<br />

Théâtre Pitoëff macht das Ensemble CRWTH am 9. und 10. März mit einer Uraufführung, Les<br />

articulations de la Reine, für animierte Objekte, sieben Interpreten, und Elektronik. Darauf folgt<br />

das Eröffnungskonzert des <strong>Festival</strong>s (11. März), indessen Verlauf uns das zürcher Ensemble<br />

Collegium Novum von einer Klangbühne (mit den Werken von Olga Neuwirth und Annette<br />

Schmucki) zu einer Theaterbühne (die des Ballet Blanc von Bernd Aloïs Zimmermann) führt.<br />

Weiterhin begegnen wir der Bühne, ob winzig oder monumental, mit Igor Ballereau (ein Zyklus<br />

für Stimme und Klavier, auf Briefen von Kafka an Felice Bauer beruhend) und Andrea Liberovici<br />

(20 März). Von diesen vielfältigen Auffassungen der Bühne zurück zum Hörspiel geleitet uns<br />

Jacques Demierre, der zum Abschluss des <strong>Festival</strong>s <strong>Archipel</strong> den Spiegel vorhält, aus den<br />

Tonarchiven des <strong>Festival</strong>s schöpfend, die Geschichte der Maison communale neu interpretierend,<br />

zeitgleich in den Mauern des Gebäudes und auf den Frequenzen von Espace 2.<br />

Installationen<br />

Vier Klanginstallationen werden in den Räumen der Maison communale zu sehen und hören<br />

sein. Zwei davon widmen sich dem Thema der Stadt, sei es durch das Gedächtnis (La musique<br />

des mémoires von Claire Renard und Esa Vesmanen), oder indem man ein Stück Stadt umsiedelt<br />

(L'immeuble von einer schweizer Gruppe von Künstlern und Musikern). Brandon LaBelle<br />

entwirft einen Klangraum (eine Anhäufung von Ghetto-Blastern) den er durch ein improvisiertes<br />

Konzert erweitert (16. März). Luc Martinez installiert auf der Terrasse der Maison communale ein<br />

unsichtbares Labyrinth, Mauern und Fäden aus Klang, welche die Besucher in die Irre führen.<br />

11


AB 12. MÄRZ<br />

A B 1 2 U H R<br />

GROSSER SAAL<br />

Mit seinen zwei Konzertsaalen und dem ganzen Raum der Maison Communale de Plainpalais (ohne das<br />

Kunsthistorische Museum, das Centre d’Art en l’Ile, das Cinéma BIO72, das Jaques-Dalcroze Institut und das<br />

Victoria Hall zu vergessen), mit einer täglichen Offnung, mit dem Hörsalon und den Klanginstallationen jeden Tag<br />

ab 12 Uhr, mit auch dem Café-Restaurant und der Mediathek wünscht sich das <strong>Archipel</strong> <strong>Festival</strong> eine Einladung<br />

zur Entdeckung und Wissensdurst zu sein.<br />

Neben den Konzerten und Installationen bietet <strong>Archipel</strong> dem Publikum eine Anzahl an Hörgelegenheiten die das<br />

<strong>Festival</strong> zum Ausgangspunkt einer Erforschung der heutigen Musik machen.<br />

Die Mediathek<br />

Leiter: Sixto, Arquebuse 13 Disk; Alain Berset, Editions Héros-limite; Mirko Waiz, Grammont<br />

Portrait<br />

Die Mediathek ist ein Ort der Begegnung und der Entdeckungen. Die Betreuer (Verleger und Musikhändler) bieten<br />

eine breite Auswahl an Publikationen und Aufnahmen in direktem Bezug zum <strong>Festival</strong>progamm. Dem interessierten<br />

<strong>Festival</strong>gänger bietet sich so die Möglichkeit, einen thematischen oder esthetischen Bereich nach<br />

Belieben weiter zu erforschen.<br />

Das Hörsalon<br />

Leiter und technische Ausführung: Thierry Simonot. Szenographie: Yvonne Harder<br />

Der Hörsalon, in Zusammenarbeit mit dem Verein AMEG konzipiert, ist ein Raum, der speziell für Surround-Übertragung<br />

eingerichtet wurde. Er bietet sich an als Ort des gemeinsamen Zuhörens und der Überraschungen.<br />

Die Musikauswahl wird von im Rahmen des <strong>Festival</strong>s anwesenden Künstlern getroffen. Dieses Jahr: Pete<br />

Ehrnrooth für die Internationale Verband für elektroakustische Musik (CIME), Cave12 - Venue, die seit Jahren eine<br />

anspruchsvolle und aufregende Auswahl experimenteller und improvisierter Musik bietet -, Dimitri Coppe -akusamtischer<br />

Komponist-, und Thierry Simonot. Dazu haben Jean Nicole - Espace 2-, La Muse en Circuit - Leiter<br />

des Radiokunstwettbewerbs - und Andrea Liberovici -Teatro del Suono- ein Auswahl von schweizen, französischen<br />

und italiensischen Hörspielen vorbereitet.<br />

Nachmittag ist der Hörsalon dem Publikum überlassen und Thierry Simonot steht zu Verfügung für jede Person,<br />

die für die elektroakustische Spatialisationserfahrung sich interessiert.<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM AMEG<br />

Das Café-restaurant<br />

Reservierung: 022 329 24 22. Offen ab 11. März, 18Uhr<br />

Die Restaurant-Bar ist jeden Tag ab Mittag geöffnet und ermöglicht so den Ausstausch zwischen Publikum und<br />

Künstlern in einem informellen Rahmen. Am Abend ist es empfohlen zu reservieren.<br />

12


MITTWOCH, 9. UND DONNERSTAG, 10. MÄRZ<br />

2 0 . 3 0<br />

THÉÂTRE PITOËFF<br />

LES ARTICULATIONS DE LA REINE (ARTIKULATIONEN DER KÖNIGIN)<br />

musikalisches Schauspiel für animierte Objekte, sieben Interpreten und Live-Elektronik, 2005,<br />

Uraufführung<br />

// FRANÇOIS S ARHAN, MUSIK // BERTRAND RAYNAUD, LIBRETTO// FRED P OMMEREHN, SZENOGRAFIE //<br />

E NSEMBLE<br />

CRWTH<br />

Unter dem Beifall der Menge wird eine Königin an ihrem Hochzeitstag durch einen Militärputsch ihrer Funktion<br />

enthoben, was nicht nur ihre Königlichkeit in Mitleidenschaft zieht sondern eine ganze Welt darum herum ins<br />

Wanken bringt (Wetter, Wald und Wiesen). Dieser kleinen Welt aus sich bewegenden Dingen und Marionetten wird<br />

von einer musikalischen Stimmung das Leben eingehaucht, eine Musik, in der sich Akkordeon, Gitarre,<br />

Perkussion, Okarina, Mandoline, Horn, Trompete, Melodika, verschiedene Klangobjekte und Stimmen miteinander<br />

mischen. Das Ganze wird dann als ein Spiel auf die Bühne gebracht, vergrößert und verändert durch den<br />

Einsatz der Marionettenspieler und den elektronischer Möglichkeiten. Es fällt einem schwer sich unter all diesen<br />

Rollen zurechtzufinden...<br />

Mit Les articulations de la Reine geht es um eine Aufführung bei der die Tätigkeiten der Konzepteure so stark wie<br />

möglich durchmischt und miteinander verknüpft sind: Text, Musik, Installation, Marionettenspiel und Spiel mit<br />

Objekten. Jede Zutat wurde von Anfang an eigens für das Spektakel entwickelt.<br />

Von diesen heterogenen Tätigkeiten ausgehend ein homogenes Objekt herzustellen, indem man Brücken schlägt<br />

und Verbindungen sucht ist der Ansatzpunkt: In der Installation werden Dinge wie Marionetten bewegt, Musiker<br />

sprechen Texte und werden so Schauspieler, der Klang kommt direkt von den Instrumenten und den Objekten der<br />

Installation oder aus Lautsprechern, von den Stimmen der Akteure auf der Bühne oder von Aufnahmen. Die<br />

Hybridität von Geräusch/Klang, Stimme/Gesang, Instrument/Objekt, Objekt/Marionette,<br />

Musiker/Schauspieler/Sänger, erlaubt das Zusammentreffen unterschiedlichster Elemente. Es ist die Erzählung,<br />

die alles zusammenhält. Ein alptraumhaftes Märchen, vorgetragen und gespielt von einer Erzählerin, die als<br />

Schnittstelle zwischen den Zuschauern und einer feenhaft verfallenen Miniaturwelt fungiert.<br />

13


Vorspiel<br />

Band:<br />

Sie schreien<br />

Sie schreien<br />

Sie verfangen sich in dem Szenario eines Sturms, mit Sand in den Augen und in dem Mund, die Frau seufzt und seufzet, der<br />

Mann dreht sich siegreich um, und beide werden sich in viele Teile spalten, jedes Stück mit etwas Geist versehen, ungeeignet<br />

für die Lust, aber wahnsinnig redselig.<br />

DIE GEMEINEN.<br />

Sie fahren auf einem aus der Materie geschnitzten Schiff davon, und fangen alle Geschichten noch mal von vorne an. Ihr<br />

Rhythmus ist rasant, ihr Schritt träge.<br />

WESEN DER ZEIT.<br />

Hier gehen zwei Schwabbelbäuche über die Bühne - es sind die gleichen. Sie ersticken an ihrem hochnäsigen Gehabe. Der<br />

Aufstieg dieser zwei Wesen von der Raketenstation. Sie fressen sich mit ihren Blicken in unvernünftigen Himmeln. Brutaler<br />

Festschmaus.<br />

DER NEUE EIFER.<br />

DIE KNOCHEN DER DAME<br />

Sie durchqueren also die Wiese, von Sklaven getragen, die einmal am Kopf, dann an der gefährlichen Extremität gehalten<br />

werden. Der verlassene Holunder. Und dann die Tage nach Vorschrift.<br />

Wir ersticken.<br />

Unter eurer Last ersticken wir, Großer Zackezeh,.<br />

Mehr Luft, Mehr Luft! (schreien die Mieter)<br />

Sie brechen zusammen.<br />

TONNENWEISE MENSCHEN<br />

Wer erstickt denn hier Dass er's sage und daß er uns verrecken lasse! Oh, meine Freunde, wo sind die Maurer, die uns<br />

mauern werden<br />

TONNENWEISE LEUTE<br />

Manche haben noch immer Sternenköpfe, sehn aus wie konzentrierte Zicken, mit Steintopf-Jacken, man sieht sie sich zusammentun,<br />

der Mann mit Schlamm am Hintern geht durch die Tür und die Frau, verächtlich, die Schürze meer-, himmel- und erdebefleckt,<br />

nimmt in ihrem Blick die restliche Landschaft mit (Ecken, Abfall, Trauer, Kirchenöde). Doch man lässt sie stumm. Doch<br />

sie schwenken um ins Erhabene. Ach, diese Gurken.<br />

Und jetzt, der Abgrund! Die ewige Kurve, die ungeheure Widerlichkeit!<br />

Einige werden von einer Walze platt gemacht, andre, weniger steif, liebten die Belesene, die Verblichene. Sie küssten ihre<br />

Augenbraun, noch vor der Kriegsnacht, die sich näherte. Machten dann von allem eine Zeichnung, trugen die Schatten auf<br />

den Schultern fort, fraßen zwölf hundert Leute und ihre Brut, liebten sich mit Flügelstößen in ihren Betten, und wagten sich<br />

dann in eine einsame Gasse.<br />

DAS WAGNIS DER LEUTE<br />

DIE BITTERE NACHT<br />

Da werden sie also ins Herz einer vollen und windigen Nacht gekarrt. Unter dem Mast. Schlecht gestützte Wesen. Der<br />

Eindruck eines Déjà-vu überkam die tapferen Tiere. Sie taten als seien sie anwesend. Gerüste aus Blut. Ein unerzogener<br />

Bussard wendet sich von ihnen ab.<br />

GERÜSTE AUS BLUT<br />

(DIE GELENKE DER KÖNIGIN)<br />

Das von dem Komponisten Francois Sarkan gegründete Kollektiv CRWTH, das aus Künstlern verschiedener Horizonte<br />

besteht, hat sich der Schaffung von multidisziplinären Aufführungen verschrieben. Das Experiment und die Suche nach<br />

ungewöhnlichen Formen stehen dabei im Zentrum der entwickelten Projekte, wie z.B. mit der gigantischen Raum- und<br />

Klanginstallation, die 2002 in der alten Fabrik von Sotteville-les-Rouen für das <strong>Festival</strong> "Octobre" in der Normandie verwirklicht<br />

wurde. Les articulations de la Reine ist das dritte Projekt des Künstlerkollektivs.<br />

François Sarhan wurde am 30. September 1972 in Rouen geboren. Er studierte Cello bei Xavier Gagnepain am<br />

Conservatoire national de Région in Boulogne-Billancourt von 1985 bis 1993 und Ästhetik- und Musikgeschichte bei<br />

Brigitte François-Sappey am Conservatoire national Supérieur de Musique in Paris von 1992 bis 94, wo er später<br />

Analyse bei Alain Louvier von 1996-99 und Komposition mit Halteseil Reibel von 1996-2000 studierte. Er besuchte auch<br />

den jährlichen " Cursus de Composition et Informatique Musicale " am IRCAM 1997-98, wo er Brian Ferneyhough,<br />

Jonathan Harvey, Magnus Lindberg, Tristan Murail und Marco Stroppa begegnete. Seine Musik ist in Azerbaijan, in<br />

Finnland, in Frankreich, in Deutschland, in Ungarn, in Kyrgyzstan, in Macedonia, in den Niederlanden, in Polen, in<br />

Russland, in Schweden, in Ukraine und in Großbritannien aufgeführt worden. François Sarhan ist auch noch auf anderen<br />

Ebenen tätig. Er hat zahlreiche Artikel zur zeitgenössischen Musik und das Buch Histoire de la Musique (2002,<br />

Flammarion) geschrieben. Seit 2000 ist er künstlerischer Direktor des Ensembles CRWTH, welches sich der Aufführung<br />

von Multimedia-Projekten verschrieben hat. Er unterrichtete Kontrapunkt, Harmonie, Rhythmus, Text- und Musik-<br />

Verhältnisse am IRCAM von 1998-2002 und unterrichtet seit 1999 Analyse, Komposition und neue Musik an der Marc<br />

Bloch Universität in Straßburg.<br />

14


FREITAG, 11. MÄRZ<br />

2 0 . 3 0<br />

GROSSER SAAL<br />

// ANNETTE S CHMUCKI (1968) // ARBEITEN/VERLIEREN. DIE WÖRTER, für Ensemble, 2004, Uraufführung,<br />

Kompositionsauftrag von Pro Helvetia für <strong>Archipel</strong><br />

// OLGA NEUWIRTH (1968) // TORSION : TRANSPARENT VARIATION, für Fagott und Ensemble, 2001<br />

// GYÖRGY K URTÁG (1926) // PILINSKY JANOS : GÉRARD DE NERVAL, für Fagott, 2001,<br />

schweizer Erstaufführung, KROO GYÖRGY IN MEMORIAM, für Fagott, 2001, schweizer Erstaufführung<br />

// ROBERTO GERHARD (1896-1970) // LIBRA, für Ensemble, 1968<br />

// BERND A LOÏS Z IMMERMANN (1918-1970) // PRÉSENCE, BALLET BLANC, für Geige, Cello und Klavier,<br />

1961<br />

P ASCAL GALLOIS: FAGOTT, ENSEMBLE COLLEGIUM NOVUM ZÜRICH, LEITUNG : JOHANNES KALITZKE<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT COLLEGIUM NOVUM ZÜRICH<br />

MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON PRO HELVETIA<br />

Die offene Zeit<br />

von Eric Denut<br />

Der Schaum kürzlich vergangener Tage...<br />

Mit dem sich akrobatisch verrenkenden Solo eines Fagotts zu Beginn des Sacre du printemps läutete sich der<br />

Aufstieg des musikalischen 20. Jahrhunderts ein. Ein ansonsten zur zweiten Rolle degradiertes und bis zu ironischen<br />

Possen hin unterworfenes Instrument ins Rampenlicht zu stellen, mag unangebracht erscheinen und es hat sich dennoch<br />

während des letzten Jahrhunderts und gerade in der jüngsten musikalischen Moderne als richtungweisende<br />

Möglichkeit bestätigt.<br />

Die 1968 geborene Österreicherin Olga Neuwirth, Virtuosin eines ihrer Poetik angemessenen neo-expressionistischen<br />

Stils, ist eine Vertreterin von süßsauren Orchestrierungen, die durch einen Kompositionsrahmen in<br />

Schwingungen versetzt werden, der bevorzugt die Klangflächen miteinander verschmelzen lässt. Wenn auch die<br />

Torsion/Verdrehung, die im Titel ihres Stücks von 2001 angesprochen wird, schon seit ihren ersten Werken zu ihrem<br />

stilistischen Handwerkszeug gehört - ob es nun um die "Verdrehung" der melodischen Linie eines Soloinstruments oder,<br />

in einem mehr metaphorischen Sinn, um die des traditionellen, instrumentalen Idioms geht - so erscheint in einer ersten<br />

Betrachtung das Konzept der "transparenten Variation" dem Neuwirthschen Stil diametral entgegengesetzt. Die Herkunft<br />

des Begriffs übersetzt/versetzt (traduit/trahit = übersetzt/verrät-betrügt im frz. Originaltext) seinen Sinn: Er ist dem Titel<br />

einer plastischen Konstruktion von Naum Gabo entliehen, dem konstruktivistischen, russisch-amerikanischen Bildhauer,<br />

der es wie kein anderer verstanden hat hohle Massen und Strukturen in einem sich ständig erneuernden Rhythmus<br />

untereinander abwechseln zu lassen. Als Meister dieser "permanenten Variation" formt ein vom Mittelmaß sich abhebendes<br />

Instrumentalensemble einen Raum, der einem architektonischen Artefakt ähnelt und der den Solofagottspieler von<br />

jeglichem Zwang, den man nur zu gerne als Folter bezeichnen würde, befreit.<br />

Die aus der gleichen Generation wie Neuwirth stammende Schweizer Komponistin Annette Schmucki denkt<br />

ihrerseits mehr den Punkt als die Linie, mehr das Augenblickliche als die Kontinuität. Ihr natürlicher Raum findet sich im<br />

Draußen, an der freien Luft, dort wo sich die Gedanken und ihre klanglichen Verlautbarkeiten als Wörter ohne Echo verlieren<br />

und nicht in einer architektonisch - und sei es auch nur rein allegorisch - durchwirkten Struktur arbeiten/verlieren.<br />

die wörter, zwischen instrumentalem Theater und Lautpoesie angesiedelt, spielt, wie es der Titel schon vermuten lässt,<br />

ebenso sehr das Spiel mit der Zeichensetzung wie das der Sprachsetzung des Ausgesprochenen. Die Form, im Detail<br />

von einer neo-seriellen Inspiration, zeichnet mit ihrer Hülle hingegen einen großen Bogen, was folglich den Gedanken<br />

der Reprise beinhaltet, sie wendet nach und nach Aufruf-Effekte - wie eine Serie von instrumentalen Ausrufe- und<br />

Fragezeichen - und eine "Enthüllung/Offenbarung" an - das sich Überlagern der zu Signifikaten gewordenen, rhythmischen<br />

Wörter mit einer Musik, die die Rolle des Signifikanten spielt - gefolgt von einem "Fall" in die semantische Aphasie.<br />

15


Der pointillistische Stil dieser konsonantischen Kompositionsweise, deren Ausdruck ausschließlich aus einer instrumentalen<br />

Materialität heraus entsteht - Schaben, Kratzen, Schläge auf Resonanzkörper - erinnert an eine Musik des Körpers,<br />

der Organe oder zumindest ebenso sehr an die eines hypothetischen "Selbst".<br />

Eine andere Musik des Körpers, aber dem einer Mikro-Muskulatur mit infinitesimalen Gesten: die des<br />

ungarischen Komponisten György Kurtág. Als ein Goldschmied weitläufigster, doch in unendlich kleinem Raum konzentrierter<br />

Welten, lässt Kurtág seit fast 50 Jahren - seit der Bekanntschaft mit der Psychologin Marianne Stein 1959 -<br />

Miniaturen entstehen, die von einer starken aufgeladenen Emotionalität bewegt sind und die seit zwei Jahrzehnten nur<br />

von der internationalen Musikgemeinschaft anerkannt und verteidigt werden. Dem Fagott hat er 2001 zwei seiner, abgesehen<br />

vom Klavier, raren Werke für Soloinstrumente gewidmet (Eines der Werke ist die Umschreibung eines Stückes für<br />

Cello von 1986). Das bei ihm immer anwesende zweifache Modell von Webern auf der einen Seite (Wegen der völligen<br />

Konzentration der Mittel und dem nützlichen Pläsier der Kombinatorik) und der Sprache in allen ihren Ausformungen auf<br />

der anderen (Vom Gedicht Pilinskys über Nerval bis zu den musikwissenschaftlichen Schriften von György Kroó) lässt<br />

einen nicht die sinnliche Freude seines elliptischen Stils vergessen, der über die durch sein Werk aktivierten Referenzen<br />

noch hinausgeht, eine beethovenhafte Größe - ein drittes und omnipräsentes Modell - die noch in die sparsamsten<br />

Intentionen seiner Kompositionen hineingleitet. Ähnlich wie der Tonfall der ungarischen Sprache, der in Janos Pilinsky:<br />

Gérard de Nerval den Biegungen der melodischen Linie als Halt dient, ist die Verdrehung, der das Kurtágsche Fagott<br />

unterworfen ist, verinnerlicht. Sind einmal die Traditionen gefiltert - wobei auch die "Ungarn-Haftigkeit" nicht vergessen<br />

werden sollte! - bleiben uns an der Oberfläche nur die Rückstände seiner Unfügsamkeit.<br />

...und die Welle früherer Tage<br />

Als Kontrapunkt zu diesem Panorama aktueller Modernität, das die Gebiete einer nicht überwachten Freiheit<br />

ausmisst, wird der Blick auf zwei Werke der 60er Jahre gerichtet, deren Auswahl sich durch ihre stilistische Offenheit<br />

rechtfertigt. Zweifellos bestätigt dieser Rückblick auch, dass einige der bewegendsten Ereignisse in der modernen Musik<br />

auf das Aufweichen der vernunftkontrollierten Komposition zurückführen, auf die Lockerung, die dem Abenteuer der<br />

seriellen Musik folgte. Auf sehr unterschiedliche Art und Weise gehören Roberto Gerhard und Bernd Alois Zimmermann<br />

zu den herausragenden Figuren dieser Epoche.<br />

Wie bei Kurtág fanden die Kompositionen von Roberto Gerhard, der 1896 im symbolistischen Katalonien<br />

geboren wurde und 1970 im England der Beatles starb, erst spät eine Anerkennung und dies dank der Arbeit, die von<br />

dem Kopf der London Sinfonietta, dem Entdecker David Atherton geleistet wurde. Gerhard, der bekannteste spanische<br />

Schüler von Schönberg, hat über sein ganzes Leben hinweg, und dabei besonders in seinen Quartetten und Sinfonien,<br />

an einer musikalischen Sprache festgehalten, die, wie bei seinem Meister, Kohärenz und Ausdruck miteinander verbindet.<br />

Die Parallelen zu Schönberg können noch weiter gezogen werden, denn beide haben es in ihren letzten Jahren geschafft,<br />

die einem Kompositionssystem innewohnenden poetischen Grenzen zu transzendieren um somit zu einem unmittelbareren<br />

Ausdruck zu gelangen. Wiewohl im Zeichen der Waage stehend (Libra), entwickelte sich die Kompositionsweise zu<br />

nichts Geringerem als einer "neuen Expressivität", die die europäische Bewegung der folgenden Jahre, eine Rückkehr<br />

u.a. zu den Dramaturgien von Spannung/Entspannung (von Rihm bis zu Dusapin), vorwegnahm.<br />

Dieser Entwicklung voranschreitend, ist das Werk von Bernd Alois Zimmermann im Nachhinein emblematisch<br />

für die Postmoderne (im Sinne des frz. Philosophen Jean-François Lyotard) geworden, wobei der Titel des "weißen<br />

Balletts" in fünf Akten für Geige, Cello und Klavier (Presence/Präsenz) als ein Vorzeichen gesehen werden kann. Die<br />

"Präsenz" um die es hier geht, ist eine zwischen Vergangenheit und Zukunft gespannte Verbindung ("So fein, dass der<br />

Fuß, wenn er lange stehen bleibt, in Gefahr läuft, sie zu zerbrechen", wie es der Komponist formulierte), eine Simultanität,<br />

die sich in der Schreibweise einer überreizten Polyphonie materialisiert. Als ein szenisches Konzert stellt Präsenz drei<br />

bekannte Figuren aus der Literatur zusammen mit ihren überzogenen Handlungen als Archetypen auf die Bühne: den der<br />

Seelenwürde - Don Quichotte, von der Geige verkörpert; den der sinnlichen Mütterlichkeit - Molly Bloom als Cello und<br />

den einer zeitgenössischen Absurdität - Pere Ubu, das Klavier. Wie im klassischen Repertoire gehorchen die fünf<br />

Bewegungen einer choreografischen Logik, die jeweils davor als "Tanz der Wörter" vorgestellt werden. Die halb enttäuschte,<br />

halb satirische Montage, die durch Zeit und Raum Ethiken und Ästhetiken in extremer Variation auf einem diese<br />

Pluralität fassenden Grund verbindet, könnte als ein Prüfstein für die Modernität unserer Zeit sowie die Entgrenzungen<br />

nach denen sie strebt, gelten. In diesem Sinne ist der wütende Individualist Zimmermann, auf "seine Art" in den großen<br />

Auseinandersetzungen seiner Zeit engagiert - und dies mehr in der Erneuerung der Formen und Genres als in der<br />

Komposition, um kurz zusammenzufassen, was ihn z.B. von Gerhard und anderen Figuren der Epoche unterscheidet -<br />

der Verkünder einer offenen Zeit, wie sie heute von Neuwirth und Schmucki erkundet wird. Wobei diese sogar, und zwar<br />

sowohl was die phänomenologische Seite des Hörens als auch die in ihr mitklingende Intention angeht, zum Symbol für<br />

das Kurtágsche Werk werden.<br />

16


R EBECCA S AUNDERS // CHROMA<br />

S A M S T A G , 1 2 . M Ä R Z - 1 4 H 3 0 M U S É E D ’ A R T E T D ’ H I S T O I R E<br />

S O N N T A G , 1 3 . M Ä R Z - 1 7 H 3 0<br />

für fünf im Raum verteilte Instrumentengruppen, 2002-2004, neue Fassung, Kompositionsauftrag des <strong>Festival</strong>s<br />

<strong>Archipel</strong> und des Kunsthistorischen Museums<br />

E NSEMBLE C ONTRECHAMPS, LEITUNG : WILLIAM B LANK<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM KUNSHISTORISCHEN MUSEUM<br />

Das Konzept von chroma ist es in Räumen aufgeführt zu werden, die normalerweise nicht für Konzerte vorgesehen sind. In zwei<br />

Museen, dem Tate Modern in London und im Musée de la Musique in Paris kam es schon zu Aufführungen. Die dritte Fassung des<br />

Werkes wird am 12. und 13. März 2005 im Kunsthistorischen Museum in Genf präsentiert.<br />

Für jeden neuen Ort muss Chroma wieder neu komponiert werden. In diesem Sinne ist jede Fassung auch eine Auftragskomposition.<br />

13 Musiker in fünf Gruppen und Dutzende von Musikautomaten und Plattenspielern werden auf verschiedene Räume des Museums<br />

verteilt. Die Zuhörer werden durch die Klänge geleitet, begeben sich von der einen Gruppe zur anderen, verlassen diese wieder um in<br />

eine neue einzutreten; einfach durch die Bewegung ihrer Körpers im Klangraum werden die Zuhörer so in einem gewissen Sinn zu den<br />

Komponisten des Werkes.<br />

Gespräch mit Rebecca Saunders<br />

“Mit Chroma bezeichnet man eine Farbe von großer Reinheit und Intensität. Das bedeutet jedoch nicht, dass<br />

die instrumentalen Gruppen Variationen der gleichen Farbe sind. Im Gegenteil, ihre große Unterschiedlichkeit führt dazu,<br />

dass sie wie Primärfarben funktionieren, die sich mischen oder einander gegenüber stellen.<br />

Der erste Teil meiner Arbeit bestand darin viel Zeit an dem Ort zu verbringen um den Raum und die Art wie sich<br />

die Leute darin bewegen zu verstehen, um bestimmte Räume mit bestimmten Charakteristiken zu suchen und um<br />

Unterschiede in der Platzierung der verschiedenen Gruppen auszuloten. Danach legte ich die Instrumentierung und<br />

Verteilung der verschiedenen Instrumente in verschiedenen Gruppen fest, sammelte das Material für die Gesamtheit der<br />

Gruppen und wählte für jede genau eine Klangpalette aus. Die Musik für jede Gruppe habe ich getrennt komponiert. Alle<br />

Kompositionen fanden sich dann auf der Wand meines Zimmers wieder und dieses wurde immer kleiner und kleiner je<br />

mehr die Arbeit voranschritt. Damit hat es dann angefangen, dass es klarer wurde wie sich die Gruppen nebeneinander<br />

stellen. Ich konnte die spezifischen Beziehungen von Gruppen festlegen wie die der zwei Geigen und des Klarinetten-<br />

Trompeten-Duos. Am Ende habe ich dann in die Komposition einige Schlüsselmomente eingefügt, die alle Gruppen<br />

betrafen und womit sich deren gemeinsame Form andeutete. Die Erfahrung des Hörens ist eine vollkommen körperliche,<br />

man bewegt sich durch die Klänge hindurch, unbewusst wird man in diese oder jene Richtung angezogen, aber es<br />

bleibt immer eine ganz körperliche Erfahrung. Diese Arbeit sehe ich als eine natürliche Erweiterung von dem an, was<br />

ich vorher gemacht habe. Es ist vor allem eine Arbeit der Verdichtung - der Fakt mehrere Ebenen zu haben auf denen<br />

die Dinge zur gleichen Zeit stattfinden. Dies ist nur möglich, wenn die Klangpaletten an denen ich arbeite genau unterschieden<br />

werden. Sie sind so verschieden voneinander, dass das Ohr alle Gruppen zur gleichen Zeit hören, sie aber trotzdem<br />

aneinander anpassen oder einzeln verfolgen kann. Es ist mir sehr wichtig, dass die Klangoberflächen ihre<br />

Eigenheiten und wesentlichen Charakteristiken bewahren. Es kommt auf die Dichte an, darauf es zu erlauben, dass so<br />

viele Dinge zur gleichen Zeit auftauchen und gleichzeitig die Eigenheiten von den Klangoberflächen gewahrt werden.<br />

Mein Ziel ist es die Stille spürbar zu machen, den Raum zwischen den Dingen.<br />

Eines der Prinzipien von chroma ist, dass es unmöglich ist alles zu hören. Es gibt zwar eine vollständige Sicht<br />

auf das Ganze, die perfekte Fassung des Werks, aber niemand kann diese Fassung hören, sie ist unerreichbar. Eine<br />

solche Gesamtsicht muss ein abstrakter Vorschlag bleiben, der parallel zum partiellen und subjektiven Hören dieser<br />

Arbeit in Betracht gezogen werden kann. Im Ausland zu leben, weit weg von Zuhause, ermöglicht es sich auf seinen<br />

eigenen Weg zu konzentrieren, das zu entdecken, was man zu tun hat (Anmerkung: Rebecca Saunders wurde in<br />

London geboren und lebt heute in Berlin). Man komponiert nicht für das eine Publikum oder für eine bestimmte Kultur,<br />

man tut es für sich selbst. Man komponiert aus einer Notwendigkeit heraus, die man weder benennen noch sonst irgendwie<br />

definieren kann.”<br />

17


Rebecca Saunders wurde 1967 in London geboren. Sie studierte Musik, Hauptfächer Violine und Komposition, an der<br />

Universität Edinburgh. Ein Fraser Stipendium der Universität und die Förderung durch den DAAD ermöglichten es ihr,<br />

von 1991 bis 1994 an der Musikhochschule Karlsruhe bei Wolfgang Rihm zu studieren. Unterstützt durch den Premier<br />

Scholarship der Universität Edinburgh verfasste sie zwischen 1994 und 1997 ihre Doktorarbeit im Fach Komposition bei<br />

Nigel Osborne.<br />

Sie erhielt diverse Preise und Stipendien, u.a. den<br />

Busoni Förderpreis der Akademie der Künste<br />

Berlin, den Ernst von Siemens Förderpreis für<br />

Komposition, den Kompositionspreis der ARD und<br />

BMW AG musica viva sowie den Paul Hindemith-<br />

Preis des Schleswig-Holstein Musik <strong>Festival</strong>s. Bei<br />

den Darmstädter Ferienkursen war sie 2000 als<br />

Dozentin tätig.<br />

Ihre Kompositionen sind bei zahlreichen<br />

Konzertserien und <strong>Festival</strong>s aufgeführt worden, so<br />

auch beim Illinger Burgfest (1992/1994), beim<br />

Darmstädter Forum Junger Komponisten (1993),<br />

beim Internationalen <strong>Festival</strong> Heidelberg<br />

(1993/1994), bei den Stuttgarter Tagen für Neue<br />

Musik (1994), und den Konzerten des Edinburgh<br />

Contemporary Arts Trust (1994/1995), bei den<br />

Aarhus Young Sound Artists (1994/1995), der<br />

Konzertserie der Berliner Akademie der Künste<br />

(1995), den Bludenzer Tagen Zeitgemäßer Musik<br />

(1995), beim Musikprotokoll in Graz (1995) und<br />

bei den Wittener Tagen für Neue Musik (1996).<br />

// EMMANUEL N UNES // QUODLIBET<br />

D O N N E R S T A G , 1 7 . M Ä R Z - 2 0 . 3 0<br />

V O R S T E L L U N G D E S K O N Z E R T S - 1 9 . 1 5 VON<br />

P ETER S ZENDY<br />

für sechs Schlagzeuggruppen, Ensemble und Orchester, 1991<br />

E NSEMBLE<br />

CONTRECHAMPS<br />

ORCHESTER DER MUSIKHOCHSCHULE GENF,<br />

CIP - INTERNATIONALES ZENTRUM FÜR S CHLAGZEUG<br />

L EITUNG : STEFAN ASBURY UND A NTOINE MARGUIER<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT ENSEMBLE CONTRECHAMPS,<br />

DER MUSIKHOCHSCHULE GENF UND CIP<br />

Emmanuel Nunes wurde 1941 in Lissabon geboren. Nach Harmonielehre- und Kontrapunktstudien an der<br />

Musikakademie Lissabon übersiedelte er 1964 nach Paris. Besuch der Kompositionskurse von Henri Pousseur (1964) und<br />

Pierre Boulez (1965). Von 1965 bis 1967 folgten im Zusammenhang mit den Kölner Kursen für Neue Musik Studien bei<br />

Karlheinz Stockhausen und Henri Pousseur (Komposition), Jaap Spek (elektronische Musik) und Georg Heike (Phonetik).<br />

1970/71 erhielt Nunes am Pariser Conservatoire National Superieur de Musique den Ersten Preis für musikalische<br />

Ästhetik; er begann eine unvollendet gebliebene Dissertation über Anton Webern. Seit 1981 ist Nunes Leiter der<br />

Kompositionsseminare der Gulbenkian-Stiftung in Lissabon. Von 1986 bis 1992 hatte er einen Lehrauftrag für<br />

Komposition an der Musikhochschule Freiburg (Institut für Neue Musik). Er unterrichtete am Pariser Konservatorium seit<br />

1990 Kammermusik und Komposition am Konservatorium Romainville (bei Paris). 1991 wurde Nunes vom portugiesischen<br />

Präsidenten zum Comendador da Ordem de Santiago da Espada ernannt; Seit 1992 ist er Professor für Komposition<br />

am Konservatorium in Paris, wo er auch lebt und seit 1989 macht er regelmäßige Aufenthalten am IRCAM. Viele seiner<br />

Werke entstanden als Kompositionsaufträge der Gulbenkian-Stiftung, von Radio France und des französischen<br />

Kulturministeriums und wurden bei wichtigen internationalen Musikfestivals aufgeführt.<br />

18


Um das Streichquartett und das “Pierrot Lunaire” Quintett<br />

Verwandlungen: Streichquartett<br />

SAMSTAG, 12. MÄRZ - AB 17 UHR<br />

Zweiter Teil von Verwandlungen, Geschichte des Streichquartetts<br />

Erster Teil am 5. und 6. März im Kunsthistorischen Museum<br />

// GASPARD FRITZ // SONATA A QUATTRO, op.1, n.1 en do majeur, 1742<br />

// GREGORIO ZANON // LÉGENDE À QUATRE, 2005, Uraufführung<br />

// HANSPETER KYBURZ // QUATUOR À CORDES, 2004, schweizer Erstaufführung<br />

// GYÖRGY L IGETI // QUATUOR À CORDES N°2, 1968<br />

// JAMES DILLON // QUATUOR À CORDES N°4, 2004, Uraufführung, Kompositionsauftrag von <strong>Archipel</strong><br />

<strong>Festival</strong> und Musica Nova Helsinki<br />

// HELMUT L ACHENMANN // GRAN TORSO, 1971-72, INTÉRIEUR 1, für Schlagzeug, 1965-66, GRIDO, 2002<br />

Q UATUOR D IOTIMA, QUATUOR TERPSYCORDES, ALEXANDRE BABEL: SCHLAGZEUG<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM KUNSTHISTORISCHEN MUSEUM<br />

Quatuor Terpsycordes<br />

TERRE-PSY-CORDES: Ein Name, der Erde und Geist miteinander verbindet. Diese<br />

Quadratur entstand durch das Zusammentreffen eines Italieners, einer Bulgarin und zwei<br />

Schweizern, welche sich von der wohlwollenden Aufmerksamkeit der Muse Terpsichore<br />

inspirieren liessen.<br />

Im Jahr 1997 gründen vier junge Musiker in Genf das Terpsycordes Quartett. Ihre gemeinsame<br />

Leidenschaft - das Streichquartett - bringt sie dazu, am Genfer Conservatoire Supérieur<br />

bei Gábor Takács-Nagy Kurse zu belegen. 2001 erhalten sie einen ersten Preis für Virtuosität.<br />

Sie werden im 3. Zyklus des CNSM in Paris aufgenommen und bilden sich im Rahmen von<br />

Praktika (insbesondere ProQuartet) bei Mitgliedern der Quartette Amadeus, Budapest,<br />

Hagen, Italiano, Lasalle, Mosaïques, Smetana und Via Nova weiter. Gleichzeitig erweitern sie<br />

am Centre de Musique Ancienne in Genf ihre Kenntnisse in der Interpretation klassischer<br />

Werke.<br />

Im Jahr 2001 wird das Terpsycordes Quartett am 56. Concours de Genève mit dem ersten<br />

Preis ausgezeichnet. Im Rahmen der Wettbewerbe von Trapani,Weimar und Graz holen sich<br />

die vier Musiker weitere Auszeichnungen. Das Quartett, welches Presse und Publikum gleichermassen<br />

begeistert, tritt an zahlreichen <strong>Festival</strong>s und während den verschiedensten<br />

Konzertsaisons auf. Sein äusserst breites Repertoire reicht von klassischen Werken auf alten<br />

Instrumenten bis zu modernen Interpretationen.<br />

Quatuor Diotima<br />

Das Quatuor Diotima wurde 1996 von Absolventen der Konservatorien in Paris und Lyon<br />

gegründet. Es konzertierte in ganz Frankreich, u.a. beim <strong>Festival</strong> d'Automne, im Musée<br />

d'Orsay, beim <strong>Festival</strong> Présences, bei Musica Straßburg und beim Agora <strong>Festival</strong> im<br />

IRCAM, außerdem spielte das Quatuor Diotima in der Berliner Philharmonie, bei der<br />

MaerzMusik Berlin, den Tagen für Neue Musik Zürich, Ars Musica Brüssel, in Lissabon<br />

und Alicante. Der Name des Quartetts ist aus Luigi Nonos Komposition Fragmente Stille<br />

- An Diotima entlehnt und betont seine enge Verbundenheit zur Musik des 20.<br />

Jahrhunderts, von Bartók und der zweiten Wiener Schule bis zu Carter, Xenakis,<br />

Lachenmann und Ferneyhough.<br />

19


Komponieren für das Streichquartett<br />

von François Bohy<br />

Heute, genauso wie gestern, stellt das Streichquartett für den Komponisten einen großen Reiz dar. Es ist<br />

ein Ensemble für vier Instrumente in dem die Einheit der Produktionsweise gesichert ist, da die Instrumente aus<br />

derselben Familie stammen. Eine solche Einheit entsteht nicht zum Nachteil einer Vielfältigkeit, die sich auf verschiedenen<br />

Ebenen ausdrückt, ob es nun jene der Register oder vor allem die der akustischen Inhalte sind. Wenn<br />

auch die Instrumente selber sich nicht verändert haben, so ist die tonale Sprache hingegen, die früher maßgeblich<br />

war, nicht mehr ein Bezugspunkt, da sie Werke einsetzt, die heute nicht mehr von so großer Bedeutung sind und<br />

dass der Gedanke einer tonalen Sprache sich nicht nur auf die Anwesenheit konsonanter Akkorde beschränken<br />

lässt. Die Frage der Klangfüllen um die es geht, vor allem im Streichquartett in dem sie eine große Breite erfährt,<br />

hat heute eine unabhängige Bedeutung erlangt und das Verhältnis von Klang und Sprache umgedreht. Während<br />

die letztere in jedem neuen Werk neu gebildet werden muss, ist der Klang als Material zur Bedingung einer<br />

Ausarbeitung des Werks geworden.<br />

Seit seinem zweiten Streichquartett von 1968 hat György Ligeti diese musikalische Praxis angewandt<br />

und damit ein neues Hören des Streichquartetts ausgelöst. Er stellt das Ensemble als ein Ganzes, das seinen einheitlichen<br />

Klang aus mindestens vier Elementen formt, in den Vordergrund und erkundet dann die verschiedenen<br />

Facetten. Die Dissoziation der Elemente des Ensembles erscheint als eine Möglichkeit die individuellen<br />

Bestandteile des Klangs herauszuhören und nicht mehr als hierarchische Trennung der Elemente eines Quartetts.<br />

Die Unisoni auf welche die Gesamtbewegungen oft hinauslaufen, verweisen angesichts dieser Neudefinition der<br />

Prioritäten des Hörens auf Hörgewohnheiten und markieren uns den Weg. Die brüsken Sprünge der Intensität,<br />

verbunden mit einer Veränderung der Spielregeln, leiten ein Hören auf mehreren Ebenen ein, so als ob man plötzlich<br />

von einer Ebene auf eine andere springt um anschließend wieder auf die vorherige zurückzugelangen. Man<br />

befindet sich nicht mehr in der Logik eines eindeutigen Diskurses in dem das Hören - ist das Thema erst einmal<br />

entwickelt - von den Variationen angezogen ist, so perfekt diese auch sein mögen. Die Klangmaterie ist hier<br />

vorgegeben (eher als das Material) und die "Variationen" sind alle Texturen, die aus dieser entnommen werden<br />

können.<br />

Hanspeter Kyburz greift seinerseits in seinem ersten Streichquartett (Im September 2004 in Straßburg<br />

uraufgeführt) diese Logik auf und auch er führt uns hin zu Unisoni "in Übergröße" in denen die Brüche durch den<br />

Wechsel der Spielregeln markiert sind. Das Streichquartett wird zu einem Schmelztiegel in den jeder Beteiligte<br />

sein bestimmtes Idiom hineinwirft, seien es nun gehaltene Töne oder sehr schnelle Arpeggios, Pizzicati oder harmonische<br />

Klänge, Doppelsaitengriffe wiederholter Töne oder Triller. Als eine Art gigantisches Mahlwerk vereint die<br />

Geschwindigkeit diese Individualitäten zu einem Gesamtklang. Die Vermischung der Klänge scheint ohne ein<br />

Wissen der einzelnen Teile stattzufinden und das Resultat übersteigt, wie so oft, die Summe dieser Teile. Zu hören<br />

ist vor allem ein komplexer Klang, der die individuellen Teile erfasst und mitreißt. Im Gegensatz zu Ligeti, forciert<br />

er die Interpreten zur Benutzung eines Materials der Tonhöhen aus unauffälligen Skalen, wodurch die Harmonie<br />

lesbar bleibt und so eine andere Diskursschicht entstehen lässt, die fast unabhängig von jener der Bewegung ist.<br />

Tatsächlich ist die harmonische Progression langsam und stellt sich so einfach der durch den Text aufgedrängten<br />

extremen Geschwindigkeit entgegen. Dadurch wiederum spaltet sich die Erfahrung des Hörens auf mehreren<br />

Ebenen auf. Seine letztendliche Kohärenz erfährt das Stück durch einen zwischen den verschiedenen<br />

Bewegungen konstruierten Bogen, was in Ligetis Quartett dessen Energien leisteten.<br />

James Dillon hat mit dem Quartett das bevorzugte Instrument für seine musikalischen Erkundungen<br />

gefunden, denn er stellt uns hiermit schon sein viertes Quartett von 2005 vor. Das Konzept der Erkundung drängt<br />

sich ganz grundsätzlich in Bezug auf die Musik von Dillon auf, da es für ihn eine Gewohnheit ist seine Interpreten<br />

auf ungewöhnliche, ja gänzlich unbekannte Wege zu schicken. Der Gedanke des "Superinstrumentes", wie ihn<br />

Helmut Lachenmann vertritt, kommt auch hier in seiner ganzen Dimension zum Tragen, einem Quartett, bei dem<br />

sich in keinem Moment so etwas wie ein Solist abzeichnet. In der zweiten Bewegung zum Beispiel erstarrt das<br />

Ensemble als eine "Supergeige" die mit ihren 12 Saiten Arpeggioakkorde spielt. Der Klang ist vom Anfang bis zum<br />

Ende ganzheitlich und trotzdem ist er niemals auf die gleiche Weise organisiert, wodurch er unser Hören zu einer<br />

strukturellen Auffassung drängt, die ansonsten implizit bleiben würde. Die Ausgangsmelodie wird zum Antrieb<br />

des ganzen Quartetts und dynamisiert sein Gesamtspiel. In der dritten Bewegung wird eine Organisation in verschachtelten<br />

Blöcken angeboten, bei der kleinste Takte der Stille die Musikblöcke trennen, die ansonsten nur<br />

wenig Bezug zueinander haben. Aber tatsächlich findet sich der erste Block kurze Zeit danach in identischer Form<br />

wieder und es wird klar, dass der Initialtext durch das Eindringen dieser beiden Blöcke zerteilt wurde. Aber die Zeit<br />

jeder Einfügung ist in der ersten Musik gleichermaßen abgelaufen und wenn wir sie dann wieder finden, hat auch<br />

sie sich verändert. Durch solche Verfahren geschieht es, dass sich die Wahrnehmung von Zeit verändert. Diese<br />

Wahrnehmung lässt uns wie in einem Spiel mit der Zeit die Musik wieder erkennen, aber sie zwingt uns genauso<br />

dazu unsere Hörgewohnheiten zu verändern.<br />

Helmut Lachenmann nimmt in seinem dritten Quartett Grido (Der Schrei, 2002) wieder die gleiche Form<br />

der Arbeit auf wie er sie in seinen ersten Quartetten begonnen hat. Die Organisation von Klangfarben in Familien<br />

und von Klängen in Kategorien scheint die gleiche wie in den vorherigen Quartetten und man findet flautato-<br />

Klänge ("Sphärisch": der Finger ruht ohne Druck auf der Saite), und zerdrückte Klänge, deren Resultat, im<br />

20


Gegensatz dazu, eine intensive und ruckartige Schwingung voll hoher Obertöne ist, abgerissene pizzicati, eine<br />

Gesamtheit von Klängen, die den "normalen" Diskurs umrahmen und ihm damit seine Selbstverständlichkeit entziehen.<br />

Was sich hier geändert hat, ist die generelle Struktur des Werks. Im ersten Quartett (Gran Torso, 1971-72) ließen sich im<br />

Werk zwei Teile erkennen, eine Dekonstruktion, der nach einem Tiefstpunkt eine Rekonstruktion folgte. Das zweite<br />

Quartett (Reigen seliger Geister, 1989) ging in mehreren "Scheiben" vor, wobei besonders die ganze Passage der<br />

"Gitarren" wie eine Mise-en-abîme funktionierte. Im hier vorgestellten dritten Quartett sind die Biegungen zahlreicher und<br />

man scheint mehrmals in die gleichen Zustände zurückzukehren, wobei sich jedes Mal ein Element verändert. Man findet<br />

auch die Benutzung des übergreifenden Unisono als Element der Vereinheitlichung wieder, aber es ist dann in die<br />

Hierarchie der Klangfarben integriert, da es sich oft als die Auflösung von winzigen Uneinigkeiten präsentiert, gespielt auf<br />

Doppelsaiten, eine langsame Schwingung ("schwebungen") erzeugend. Wie bei Ligeti dient die unisono gespielte Phrase<br />

als ein Scharnier zwischen zwei Zuständen (Takt 69 bei Ligeti, Takt 225 oder 280 bei Lachenmann) und wie man es auch<br />

bei Kyburz findet, bei dem die unisono-Passage eine Markierung des Ganzen darstellt und den Diskurs verstrahlt, vom<br />

Anfang (Takt 87) bis zum Ende (Takt 429). Für Lachenmann bedeutet das Schreiben für ein Streichquartett auch eine<br />

Zuschreibung der Wiederaktualisierung des Gedankens der Harmonie. Wenn diese die Beziehungen zwischen den<br />

unterschiedlichen Tonhöhen ordnen und leiten kann, dann liegt es unter anderem daran, dass die damit verbundenen<br />

Klänge unveränderlich sind. Aber wenn selbst die Natur des Klangs sich ändert, dann verliert die klassische Harmonie<br />

ihre Macht und dies setzt eine notwendige Transformation der Hörweise voraus. Eine andere Art der kompositorischen<br />

Geste findet sich wieder in allen Werken von Helmut Lachenmann, in denen sich die Musik nach dem zweiten Drittel des<br />

Werkes zu verlieren scheint und Grido macht dabei keine Ausnahme von der Regel. Mit Takt 312 wird es für die<br />

Interpreten präzisiert: "alle spieler in den Generalpausen völlig erstarrt verharren". Das Gleiche gilt für einen der letzten<br />

Takte von Reigen seliger Geister über den Lachenmann sagt: "Aus einem Glissando bestehend, von den beiden Geigen<br />

in einer verschobenen Art gespielt, wird der Takt 374 wieder ad libitum aufgenommen, theoretisch also bis unendlich. Eine<br />

solche Stelle gibt es, sei es einzeln oder wiederholt, in fast allen meinen Kompositionen. Das ist der Moment in dem sich<br />

die Musik in einen "tönenden Orgelpunkt" transformiert." (...) "Das ist ein Augenblick, der dem vergleichbar ist, wenn ein<br />

Wanderer stehen bleibt und tief einatmend um sich schaut, gerade war er noch dabei einen Berg zu besteigen. Die<br />

Intensität dieses Moments lässt sich ohne die vorausgegangene Müdigkeit nicht verstehen. Die dynamische Zeit des<br />

Wanderwegs ist eine andere als die der statischen Zeit der durchwanderten Landschaft, aber sie durchdringen sich wie<br />

die Musik auf der Suche nach der Nicht-Musik. Es geht nicht darum einen Zauber zu finden, der das Hören dirigiert, sondern<br />

einen Raum zu öffnen in dem sich dieses Hören erfassen lässt um ihm zu zeigen wie es sich befreit hat und wie es<br />

sich noch weiter befreien könnte. “<br />

Helmut Lachenmann, geboren am 27. November 1935 in Stuttgart. Er studierte von 1955 bis 1958 an der<br />

Musikhochschule Stuttgart Kompositionslehre, Musiktheorie und Kontrapunkt. Nach Abschluss seiner<br />

Kompositionsstudien lernte er während der Darmstädter Ferienkurse 1957 den italienischen Komponisten<br />

Luigi Nono kennen und wurde zwischen 1958 und 1960 sein Schüler; er siedelte darum nach Venedig über.<br />

Wesentlich Anregungen für seine serielle Kompositionsmethode erhielt Lachenmann von Karlheinz<br />

Stockhausen während der so genannten "Kölner Kurse" und von Luigi Nono, der ihn mit den Problemen der<br />

gesellschaftlichen Funktion von Musik bekannt machte. Doch im Gegensatz zu Nono versteht Lachenmann<br />

seine Musik anders: "An die Stelle des starr punktuellen Klangs sollten bei meiner Musik Klangtypen verschiedener<br />

Art treten: Ein- und Ausschwingprozesse, Impulse, statische Farben, Fluktuationen, Texturen,<br />

Strukturen." Lachenmanns Werk bedeutet zum einen die Auseinandersetzung mit seriellen Mechanismen und<br />

Zufallsmanipulationen, zum anderen ein Reflektieren des Selbstverständnisses als freischaffender Komponist.<br />

Er will den "hörigen" Hörer von seinen Hörgewohnheiten befreien und ein neues Kompositions- und<br />

Hörverständnis entwickeln. Es geht Lachenmann um die Erweiterung des Musikbegriffs, um dessen Loslösung von einer an<br />

Tonalität und Tonhöhen fixierten musikalischen Auffassung, wobei jedes akustische Ereignis zu Musik geformt werden kann.<br />

Lachenmann entwickelte konsequenterweise eine "Musique concrète instrumentale", die mittels neuer Spieltechniken für die traditionellen<br />

Orchesterinstrumente eine Klanglichkeit erzeugen, die dem Geräusch oft näher stehen als der sinfonischen Tradition.<br />

In der Konfrontation des "philharmonischen Apparates" mit Klängen, die ihre akustischen Vorgänge offen legen, soll die<br />

Wahrnehmung von Spielern und Hörern auf die Struktur der konkreten Klänge gelenkt werden. Nicht das Erlebnis von<br />

Schönklang ist das Ziel seines Komponierens, sondern die Erfahrung von Anordnung und Verwandlung ungewohnter, da<br />

ungewöhnlicher Klangereignisse.<br />

James Dillon wurde am 29. Oktober 1950 in Glasgow geboren. Sein Interesse an Musik wurde zunächst durch das<br />

Spielen in traditionellen schottischen Dudelsackensembles und Rockgruppen geweckt. Er studierte in London<br />

Musik, Akustik und Linguistik, erhielt jedoch keinen akademischen Kompositionsunterricht. Dillons Name wird<br />

gemeinhin mit der Bewegung in Verbindung gebracht, die als "New Complexity" bekannt ist. Dieses Etikett hat dazu<br />

gedient eine Gruppe junger britischer Komponisten zu beschreiben, die zu Beginn der 80er Jahre in Erscheinung<br />

traten und denen man gewisse ideologische Parallelen mit zwei bereits etablierten Figuren nachsagt, nämlich Brian<br />

Ferneyhough und Michael Finnissy. Seine Musik ist das Produkt einer fruchtbaren, kreativen Phantasie, einer<br />

facettenreichen musikalischen Persönlichkeit. In den Achtziger und Neunziger Jahren arbeitete Dillon an Nine<br />

Rivers, einer ambitionierten Reihe von Werken größeren Umfangs. Die neun Werke wurden für eine unterschiedliche<br />

Anzahl und Kombination von Instrumenten geschrieben und reichen von einem Werk für einen Schlagzeuger und<br />

Elektronik bis zu einem Werk für Ensemble. Zu anderen Werkreihen des Komponisten gehört Traumwerk, wofür er 1997 den<br />

Preis der Royal Philharmonic Society erhielt.<br />

Accroche-Note, Cikada und Ensemble Intercontemporain gehören zu den europäischen Ensembles, mit denen Dillon eng zusammen<br />

gearbeitet hat. Er war Gastprofessor an vielen Universitäten der Welt und wurde vor kurzem mit dem Titel Distinguished<br />

International Visitor for New York City University in 2001-2 ausgezeichnet.<br />

21


Schweiz-Frankreich Retour: “Pierrot Lunaire” Quintett<br />

S A M E D I 1 9 M A R S - 1 9 . 1 5<br />

musikalisches Bankett mit Kostproben schweizer Weine<br />

// MICHAEL JARRELL // TREI II, für Quintett und Stimme, 1982-83<br />

// CHRISTOPH NEIDHÖFER // THREE PERSPECTIVES, für Quintett und Bratsche, schweizer Erstaufführung,<br />

2004, Kompositionsauftrag von Pro Helvetia für das Ensemble Alternance<br />

// GÉRARD GRISEY // TALEA OU LA MACHINE ET LES HERBES FOLLES, für Quintett, 1986<br />

// HANSPETER KYBURZ // DANSE AVEUGLE, für Quintett, 1997<br />

// MARK A NDRÉ // ASCHE, für Quintett mit Bassflöte und Bassklarinette, 2004, schweizer Erstaufführung<br />

// NADIR V ASSENA // LUOGHI D'INFINITO ANDARE, für Quintett und Schlagzeug, 2003<br />

// PIERRE B OULEZ // DÉRIVE I, für Quintett und Vibraphon, 1984<br />

E NSEMBLE<br />

A LTERNANCE, JODY P OU: STIMME<br />

MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON PRO HELVETIA UND SPEDIDAM<br />

UND DER TEILNAHME VON SWISS WINE<br />

Ein Konzert, das als Austausch, als Kommen und Gehen zwischen Frankreich und der Schweiz konzipiert ist, zwischen den drei großen,<br />

zeitgenössischen Ästhetiken auf der französischen Seite, der Serie (Pierre Boulez), des Spektrums (Gérard Grisey) und der Spur<br />

(Mark André, von dem wir eine Auftragskomposition präsentieren) und vier sowohl geographisch wie auch musikalisch einzigartigen<br />

Wegen auf der schweizerischen Seite: Christoph Neidhöfer - auch von ihm wird eine Auftragskomposition aufgeführt - (geboren in<br />

Wettingen, Studium in Basel und Harvard, unterrichtet heute in Montréal), Michael Jarrell (geboren in Genf, Studium in Genf und<br />

Freiburg-im-Breisgau, Aufenthalte in Paris, Rom, Wien und Straßburg, hat in Wien unterrichtet und unterrichtet zur Zeit in Genf), Nadir<br />

Vassena (geboren in Balerna, Studium in Mailand und Freiburg-im-Breisgau, hat in Rom gelebt und lebt heute in Balerna) und<br />

Hanspeter Kyburz (geboren in Nigeria, Studium in Graz und Berlin, Aufenthalt in Paris, lebt heute in Berlin). Die in diesem Konzert aufgeführten<br />

Werke werden vom Ensemble Alternance zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer nächsten Saison in Paris und Europa wieder<br />

aufgenommen werden.<br />

Ein Konzert als die Erkundung einer instrumentalen Formation: dem Quintett "Pierrot Lunaire" (Flöte, Klarinette, Geige, Cello, Klavier)<br />

zu dem sich je nach Werk eine Bratsche, Perkussion und Stimme hinzufügen.<br />

Ein Konzert auch als Hin und Her zwischen Hörgenuss und Weindegustation. Denn zwischen den Konzertteilen wird ein Schweizer<br />

Winzer den Zuhörern Proben seiner Produktion anbieten.<br />

Christoph Neidhöfer - über Three Perspectives<br />

“Jeder der kurzen Sätze präsentiert eine andere Lesart eines im voraus erstellten musikalischen<br />

Materials, bestehend aus Zyklen von harmonischen Feldern, rhythmischen Modellen und Tonfolgen<br />

mit spezifischen klanglichen und strukturellen Eigenschaften. Obschon ich dieses Material mit Blick<br />

auf bestimmte musikalische Realisationen erstellte, ist es abstrakt und unterschiedlichen kompositorischen<br />

Umsetzungen zugänglich. Indem ich mir ein umfangreiches Material auferlegte, wurde der<br />

kompositorische Prozess zu einem Dialog und manchmal Konflikt zwischen dem Material und meinen<br />

konkreten musikalischen Bedürfnissen und Vorstellungen. Mit diesem Szenario verfolgte ich<br />

einen doppelten Zweck: auf der einen Seite hoffe ich, dass die Spannung zwischen dem "musikalischen<br />

Einfall" und dem vorgeformten Material sich auch beim Hören irgendwie mitteilt, und so eine<br />

expressive Qualität annimmt. Auf der anderen Seite führte die Spannung zwischen mir und dem<br />

Material oft zu musikalischen Lösungen, auf die ich sonst nicht gestossen wäre. So dienten die mir<br />

selbst auferlegten Grenzen letzlich zu einer Erweiterung der kompositorischen Mittel. “<br />

Geboren 1967 in Wettingen, Schweiz. Christoph Neidhöfer studierte an der Musikhochschule Basel in den Hauptfächern<br />

Komposition (Rudolf Kelterborn), Musiktheorie (Roland Moser), Klavier (Jean-Jacques Dünki) und Dirigieren (Wilfried<br />

Boettcher). Als Fulbright-Stipendiat setzte er seine Studien in den USA an der Harvard University fort, wo er sich insbesondere<br />

musiktheoretischen Studien bei David Lewin widmete und 1999 mit einer Dissertation über das Spätwerk von Igor Strawinsky<br />

promovierte. 1994-99 Lehrtätigkeit an der Harvard University als Teaching Assistant für musiktheoretische Fächer. Seit 1999<br />

Dozent für Musiktheorie und Komposition, seit 2001 Professor für Musiktheorie an der McGill University in Montréal, Canada.<br />

Preise und Auszeichnungen für seine kompositorische und pianistische Tätigkeit: unter anderem Kranichsteiner Musikpreis,<br />

Darmstadt 1994 (Klavierduo), 1. Preis beim Orchester-Kompositionswettbewerb in Besançon 1994, Stipendienpreis der<br />

Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt 1996, Akiyoshidai International Composition Award, Japan 1997.<br />

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Mark André - über asche<br />

“Der Grundgedanke der Spuren wird in asche thematisiert und durchgespielt. Es geht<br />

um eine musikalische Aufführung, die auf der Fragmentierung von Zeitspuren fundiert,<br />

von Materialspuren, Spuren von Organisation, Spuren "herkömmlicher", instrumentaler<br />

Praktiken...den Spuren von Präsenzen in ihrem weitesten Sinn.<br />

Die Evolution der Spuren spielt sich innerhalb folgender Klangkategorien ab:<br />

-Harmonische/unharmonische Töne<br />

-Direkte / Indirekte Ein- und Ausschwingvorgänge (aus Sympathie )<br />

-Modellierung des Effekts eines Sostenuto-Pedals an der Klarinette durch die Benutzung von mitschwingenden Gongs in<br />

der Nähe des Klarinettisten<br />

-Modellierung der Resonanz durch Nicht-Resonanz-Instrumente<br />

-Überführung von Aktionen aus ihrem ursprünglichen Kontext in andere Bereiche oder ihre Nutzung als instrumentale<br />

Idiomatiken<br />

-Unterschiedliche Kategorien des Drucks auf den Geigenbogen und den der linken Hand, die z.B. über verschiedene<br />

Grade, die den Saiten zugeordnet sind, kontrolliert werden<br />

-Erforschung einer Modellierung der Klangfarbe von einer instrumentalen Idiomatik in einer anderen (Dies trifft z.B. auf<br />

bestimmte Geräuschaktionen auf dem Metallsockel eines Klaviers zu, welche die klanglichen Charakteristiken von bestimmten<br />

Ein- und Ausschwingvorgängen auf der Flöte und der Klarinette haben)<br />

-Konsequente Strategien der Erschöpfung, der Fragmentierung oder der radikalen Dekonstruktion von Geräuschspuren<br />

um andere Wahrnehmungsräume zu öffnen.<br />

Jede Entwicklung des Materials und jede Aufführung des Stücks haben in dem Maß eine existentielle Dimension, als dass<br />

die Gefahr des Verschwindens der Spur oder von Spuren allgegenwärtig ist.”<br />

Das Stück wurde anlässlich der Nordic Music Days in Kopenhagen 2004 in Zusammenarbeit mit den Solisten des<br />

Ensemble Alternance für sie komponiert.<br />

Mark André, 1964 in Paris geboren, schloss am Pariser Conservatoire National Superieur de Musique die Fächer Komposition,<br />

Kontrapunkt, Harmonielehre und Analyse mit Auszeichnung ab. Ein Stipendium des französischen Außenministeriums<br />

ermöglichte ihm 1994-97 ein Studium an der Hochschule für Musik in Stuttgart bei Helmut Lachenmann, bei dem er sein<br />

Kompositionsdiplom machte. Er nahm Meisterkurse bei Wolfgang Rihm und Salvatore Sciarrino. Als Stipendiat der Heinrich-<br />

Strobel-Stiftung studierte er 1997 elektronische Musik bei André Richard. Mark André war außerdem Stipendiat auf Schloss<br />

Solitude und des DAAD; er erhielt den Kranichsteiner Musikpreis, den Ersten Preis der Kompositionswettbewerbe Winterthur und<br />

Stuttgart (Süddeutscher Rundfunk), 1998 außerdem den Rompreis. Mark André erhielt 2001 den Kompositionspreis der Oper<br />

Frankfurt, 2002 als einer von drei Komponisten den Ernst-von-Siemens-Förderpreis.<br />

Ensemble Alternance<br />

Das Ensemble Alternance wird im Jahre 1983 von Flötisten Jean-Luc Menet gegründet. Sein Kern ist Jean-Luc Menet (Flöte),<br />

Jacques Gesthem (Violin), Jay Gottlieb (Klavier), Sandrine Bronchain (Klarinette), Pierre-Henry Xuereb (Bratsche), Valérie<br />

Aimard (Cello), Véronique Ghesquière (Harfe) und Florence Sartori (Oboe). Das Ensemble Alternance widmet sich zum musikalischen<br />

Schaffen (geschriebene Musik) und arbeitet eng mit den Komponisten zusammen.<br />

Dieses Blick auf der Musik erlaubt das Hören oder das Wiederhören von Meisterwerke wie Boulez, Cage, Ligeti, Crumb, Scelsi<br />

von Pablo, Klaus Huber oder von jungen bedeutenden Komponisten wie Philippe Hersant, Philippe Schoeller, Bruno Mantovanis...<br />

Jody Pou<br />

Jody Pou kommt aus Atlanta. Sie studiert den lyrischen Gesang in den Vereinigten Staaten. 1997 kehrt<br />

sie nach Frankreich und integriert die lyrische Gesangsklasse am Konservatorium von Paris, wo sie einen<br />

ersten Preis im Jahre 1999 erhält. Sie besucht dann die barocken Gesangsklasse bei Kenneth Weiss und<br />

Michel Laplénie. 2002 erhält sie ihr Diplom. 2003 bekommt sie den Oratoriopreis am internationalen<br />

Wettbewerb von Clermont Ferrand.<br />

Sie singt in zahlreichen anspruchsvollen <strong>Festival</strong>en, darunter das <strong>Festival</strong> d'Automne in Paris Octobre en<br />

Normandie, Musica XXI an der Villa Medici in Rom, Con Luigi Nono, <strong>Festival</strong> Manca in Nizza und das<br />

<strong>Festival</strong> Fenêtres sur Cour an der Abtei von Royaumont.<br />

Besonders herangezogen durch das zeitgenössische Register interpretiert sie Werke von Pascal Dusapin,<br />

Igor Ballereau, Brice Pauset, verschiedene Werke von Georges Aperghis, hält eine Rolle bei der Oper<br />

Forever Valley von Gérard Pesson und registriert die Platte Chants sérieux von Maurice Delaistier.<br />

Schließlich ist sie Mitglied des Ensembles Der blaue Reiter, das im Jahre 2002 entsteht, sowie Crosstalk,<br />

ein Improvisationsensemble mit Elektronik.<br />

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STICHWORT: ARS ACUSTICA<br />

von Klaus Schöning<br />

Akustische Kunst / Ars Acustica ist eine vieles integrierende, allgemeine Bezeichnung für ein primär von akustischen<br />

Komponenten her konzipiertes und auf elektronischer Technik gründendes Genre der Medienkunst. Ihre Ästhetik, die auf<br />

verschiedenen Quellen beruht und sich mit anderen Medien komplementär verbinden kann, ist ebenso offen wie der<br />

Begriff selbst und bestimmt sich in jedem Werk neu. Alles Hörbare ist Gegenstand vielschichtiger Kompositionen. Diese<br />

bestehen aus heterogenen, gleichwertig eingesetzten, akustischen Elementen; aus unterschiedlichen Sprachen und<br />

Sprache, die zum Laut tendiert, zum Sprachklang und zur Musik, dem Allklang der Töne; aus instrumentaler und vokaler<br />

Musik, aus elektronisch erzeugten Klängen, aus Körpergeräuschen und Umwelt-Geräuschen der Natur und des zivilisatorischen<br />

Alltags.<br />

Akustische Kunst : Eine Symbiose dieser Sprache-Musik-Geräusch-Welten und der Stille sowie ihrer kompositorischen<br />

"Organisation of sound" (John Cage. Credo, 1937). Die unzählbare, komplexe Vielfalt der Klänge und Geräusche lässt<br />

sich mit traditionellen Aufschreib-Systemen auf Papier als Partitur oder Text nicht adäquat fixieren. Das aufgenommene,<br />

akustische Universum schreibt sich ein in unterschiedliche Tonträger und Speichersysteme. Der Schnitt ist ein kompositorischer<br />

Akt. Die Schrift akustischer Kunst ist eine hörbare Schrift.<br />

Zu ihrem ästhetischen Formenkanon gehören u.a.: das Prinzip Collage, Montage und Cut-up Verfahren, akustische<br />

Ready-mades, Aleatorik, Simultaneität und asynchrone Schichtungen von Zeiten und Räumen sowie performative<br />

Medien-Transformationen. Ebenso wie die Cineasten, Video- und Performance-Künstler haben auch die Audio-Künstler<br />

die Trennung zwischen Autor und Regisseur aufgehoben: Sie realisieren ihre Werke zumeist selbst.<br />

Archäologische Spuren reichen zurück bis zum intermedialen Aufbruch der Künste zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ihren<br />

ästhetischen Grenzerweiterungen und wechselseitigen Durchdringungen. Diese Neuerungen führten auch zu der sich in<br />

verschiedene Medien verzweigenden Entwicklung einer zunächst noch unbenannten, akustischen Medienkunst zwischen<br />

den Künsten und Institutionen. Ihre akustischen Spuren sind spärlich überliefert, da das Tonband als der lange Zeit<br />

wesentlichste Tonträger für Schnitt und Montage erst in den dreißiger Jahren eingesetzt werden konnte.<br />

Als "eine photographische Hörkunst" wird sie 1929 erstmals erwähnt in der Zeit des Übergangs vom Stummfilm zum<br />

Tonfilm in einem ebenso unbeachtet gebliebenen wie vorausweisenden kurzen Zeitungsartikel des experimentellen,<br />

deutschen Filmemachers Walter Ruttmann: "Alles Hörbare der ganzen Welt wird Material. Damit ist der Weg offen<br />

für eine vollkommen neue akustische Kunst - neu nach ihren Mitteln und nach ihrer Wirkung. Sie beerbt, belebt und<br />

erweitert in ihrer Anwendung: die Gebiete der Musik und des Hörspiels."<br />

Ebenso unbekannt wie dieser Artikel blieb auch bis in die achtziger Jahre das erste Montage-Hörspiel der<br />

Radiogeschichte Weekend. Es war der Cineast Walter Ruttmann, der die Kunst der Filmmontage übertrug auf eine im<br />

Radio zu entwickelnde akustische Kunst - zu einer Zeit, in der es noch kein Tonband gab, das geschnitten werden konnte.<br />

Ruttmann realisierte dabei eine ebenso einfache wie geniale Idee, indem er das Tri-Ergon Lichtton-Verfahren des<br />

frühen Tonfilms als Tonträger für seine Hörmontage "Weekend" einsetzte und so akustische Aufnahmen ebenso wie einen<br />

Film schneiden konnte. Sprache, Umweltgeräusche, Musik und Klänge wurden als gleichwertige Montage-Teile komponiert.<br />

Der russische Filmemacher Pudowkin konstatierte, dass Walter Ruttmann, "das Problem des Tons durch assoziative<br />

Montage auf die freieste Weise und grundsätzlich gelöst" habe.<br />

Die Tonmontage "Weekend", 1930 produziert für die RRG Berlin, ist eines der ersten erhaltenen Dokumente einer akustischen<br />

Kunst, gleichzeitig ein frühes Meisterwerk der Montage, geboren aus den langjährigen Erfahrungen der Stummfilm-<br />

Montage. Ein Werk, das die traditionelle Form der linearen Erzählung verlassen hatte und durch die Instrumentalisierung<br />

des Schnitts zu einer neuen multi-perspektivischen Darstellung gelangte. Die Geburt der Akustischen Kunst aus der elektro-akustischen<br />

Technik und Kunst der Filmmontage.<br />

Weitere Spuren ihrer rhizomatischen Tradition finden sich vor allem in den Erweiterungen künstlerischer<br />

Ausdrucksformen von Sprache als Musik und Musik als Sprache, in der Loslösung der Schriftsprache zur Lautpoesie,<br />

sowie insbesondere in der emanzipatorischen Integration der weitgehend unbeachtet gebliebenen Geräusche als<br />

Tonkörper und gleichwertige Komponenten.<br />

Die Spuren reichen zurück zu den intermedialen Events der Futuristen, Dadaisten und Lettristen, zu Luigi Russolos<br />

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Schrift L´arte dei rumori / Die Kunst der Geräusche von 1913 und seinen Intonarumori sowie zu den ersten<br />

Orchesterwerken mit Geräuscherzeugern als Musikinstrumenten. Die Spuren reichen zurück zu den wegweisenden<br />

Soundtrack-Montagen der frühen Tonfilme von Eisenstein, Ruttmann, Pudovkin und Vertov sowie zu live übertragenen<br />

"akustischen Filmen" aus der Anfangszeit des Radios in den 20er Jahren und zu den ersten Tonbandkompositionen der<br />

Mediengeschichte von John Cage, dem einflussreichen Pionier grenzerweiternder ästhetischer Positionen, sowie zu<br />

Pierre Schaeffer und Pierre Henry, den Protagonisten der Lautsprecher-Konzerte in Paris und der musique concrète,<br />

einer zunächst ganz mit dem Radio verbundenen Kunst, ebenso wie die zuerst im WDR Köln produzierte so genannte<br />

Elektronische Musik.<br />

Unabhängig von den ästhetisch antipodischen Vorstellungen der beiden Studios der musique concrète in Paris und des<br />

Studios für Elektronische Musik in Köln - hatte 1968 das später so genannte Studio Akustische Kunst des WDR Köln,<br />

zunächst innerhalb der Hörspielabteilung, seine umfangreiche, interdisziplinäre Produktion aufgenommen.<br />

Sie war verbunden mit ersten performativen, öffentlichen Veranstaltungen und einer intensiven medien-wis -<br />

senschaftlichen Forschungsarbeit, die in zahlreichen Sendungen im Laufe der folgenden Jahrzehnte zur theoretischen<br />

Fundierung einer folgenreichen, ästhetischen Entwicklung beitrug, die in der Tradition der Intermedia auch außerhalb des<br />

Radios ihre Quellen fand.<br />

Diese mediale Emanzipation hatte sich im deutschen Radio Ende der 60er Jahre wirksam zunächst im Neuen Hörspiel<br />

vollzogen. Das Neue Hörspiel, dessen Affinitäten zu konkreter Poesie, Sprachphilosophie und musique concrète evident<br />

waren, setzte innerhalb des Mediums in Reflexion und Realisation zwei wesentliche Akzente: eine radikale, d.h. an die<br />

Wurzel gehende Analyse der semantischen wie der lautlichen Wertigkeit jedes einzelnen Wortes, jeder stimmlichen<br />

Artikulation, jedes Klangs und Geräuschs. Wörter als autonome Subjekte, zuweilen auch losgelöst aus der Einbindung<br />

in Grammatik und Syntax. Auch Klang und Intonation nehmen und geben den Wörtern ihre Bedeutung. Wörter werden<br />

zu musikalischen Bausteinen der Komposition und des Ausdrucks, ebenso wie Klänge und Geräusche. Objets sonores<br />

nannte sie Pierre Schaeffer. Als sujets sonores - als Klang Subjekte - wie ich sie gern bezeichne - haben sie, bevor sie<br />

zu Objekten werden, ein gleichsam sich selbst darstellendes, ungebundenes Eigenleben und gehören in den Bereich der<br />

sinnlichen Wahrnehmung , der Aisthesis. Edgar Varèse nannte Klänge : "bodies of intelligent sounds, moving freely in<br />

space". Gleichzeitig gewann auch ihr Komplement die Stille, die Pause, das Schweigen neue Aufmerksamkeit im kompositorischen<br />

und wahrnehmungsästhetischen Kontext.<br />

In der Betonung des Klanglichen wurde in ganz besonderer Weise das Phänomen des Hörens ebenso kritisch wie<br />

spielerisch reflektiert und versinnlichend bewusst gemacht. Darüber hinaus hatte das Radio mit dem Neuen Hörspiel und<br />

der Neuen Musik wieder Anschluss gefunden an experimentelle und aktuelle Entwicklungen einer Genregrenzen erweiternden<br />

Ästhetik und ihrer Traditionen im 20. Jahrhundert.<br />

Die Innovationen neuer künstlerischer Ausdrucksformen in den Bereichen von Sprache, Musik und Bildender Kunst sowie<br />

die Emanzipation der bisher unbeachtet gebliebenen Welt der Geräusche als gleichwertige Tonkörper, schufen die<br />

Voraussetzungen, die zu einer vieles integrierenden Akustischen Kunst, der Ars Acustica führten. Begriffe, die ich zur<br />

Orientierung seit den 70er Jahren in Sendungen, Vorträgen und anderen Publikationen als offene, nicht normierende<br />

Bezeichnungen vorgeschlagen hatte. Der Komponist und Intermedia-Künstler Mauricio Kagel nannte 1970 das (Neue)<br />

Hörspiel "weder eine literarische noch musikalische, sondern lediglich eine akustische Gattung unbestimmten Inhalts."<br />

Eine Beschreibung, die ebenso auf die Akustische Kunst zutrifft.<br />

Offenen Ohres betreten die Audiokünstler eine terra incognita, bewegen sich im labyrinthischen Gewebe akustischer<br />

Zeichen, das stets neu zu entdecken ist. Mikrofon und Lautsprecher fungieren dabei als primäre Voraussetzungen, um<br />

den Prozess von Produktion und Rezeption in Gang zu bringen. Die Möglichkeiten der<br />

Aufnahme und Reproduktion von Klängen und Geräuschen sowie ihrer Bearbeitung und Generierung mit den Mitteln<br />

eines immer differenzierter werdenden elektro-akustischen Instrumentariums trugen dazu bei, den kompositorischen<br />

Bereich künstlerischer und auch nicht-künstlerischer Aktivitäten wesentlich zu erweitern, zu verändern und zu bereichern.<br />

Innerhalb weniger Jahre kam es im Zuge dieser Genregrenzen erweiternden Aktivitäten zur Bildung eines überaus<br />

kreativen Forums akustischer Kunst, das weltweit zahlreiche Künstler aus den unterschiedlichsten Bereichen anzog: der<br />

Lautdichtung, der Poésie sonore und der musique concrète, der Neuen Musik und des Hörspiels, der Popmusik und des<br />

Jazz, der Soundscape und des Sounddesigns, der Videokunst und des Films, der Bildenden Kunst und des Tanzes, der<br />

Fluxus-, Installations- und Performance- Kunst. Aus diesen Begegnungen entstanden weitere variantenreiche<br />

Ausdrucksformen: polyphone Klangkompositionen, mehrsprachige Collagen, urbane und rurale Soundscapes und live-<br />

Klangkompositionen über Satellit sowie telekommunikative Events und akustische Interaktionen im Internet,<br />

Hörkabinette und Ars Acustica - Ausstellungen in internationalen Museen, auf Musik- und Medien- <strong>Festival</strong>s und<br />

Symposien.<br />

Für diese vielfältigen Entwicklungen und medienübergreifenden, kooperativen Aktivitäten haben einige internationale<br />

öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten in ihren Redaktionen und Studios Freiräume der künstlerischen Produktion und<br />

Reflexion zeitweise offen gehalten. Die undogmatischen, synergetischen Konzeptionen der Ars Acustica haben dabei<br />

wie ein ästhetisches Bindeglied auch auf andere Genres im Radio wie das literarische Hörspiel und das radiogene<br />

Feature eingewirkt, und sie korrespondieren mit verwandten Tendenzen vor allem in der bildenden und performativen<br />

25


Künste sowie der elektro-akustischen Musik, die den intermedialen Traditionen tendenziell ebenso verbunden sind.<br />

In den letzten Jahren ist von Seiten der Musikwissenschaft der deutsche Terminus Klangkunst eingebracht worden, der<br />

zu produktiven Differenzierungen beitragen könnte, zumal die als Klangkunst bezeichneten Realisationen nicht allein von<br />

akustischen, sondern komplementär ebenso auch von visuellen Gegebenheiten<br />

bestimmt werden - wiewohl der Begriff dies zunächst nicht vermuten lässt.<br />

Die Klangkunst stellt Hörsituationen her und wird zumeist als begehbare Installation für bestimmte, konkrete<br />

Räumlichkeiten konzipiert, in Gebäuden, auf urbanen Plätzen oder als akustische Land-Art. Lautsprecher (und Licht) werden<br />

als Raum und Klang gestaltende Elemente gleichsam choreografisch eingesetzt. Sichtbare Umgebungen und<br />

Architekturen sind reale, konstituierende Komponenten der künstlerischen Realisation. Beschallung von geschlossenen<br />

oder offenen Räumen und Klangkunst auch als klingende, sichtbare Objekte, als objets sonores visuels. Die zeitliche<br />

Dimension der akustischen Präsentation von Klangkunst ist weitgehend offen, zuweilen interaktiv und von unbestimmter<br />

Länge: die Dauer des "Stückes" stellt zumeist der Besucher gleichsam als selbstgewählten Ausschnitt durch seine<br />

Anwesenheit her. Klangkunst als eine a priori audio-visuell gestaltete Kunst. Eine Kunst für Augen und Ohren.<br />

Von anderen Konditionen im Hinblick auf die Faktoren Zeit und Raum wird indes das zunächst ausschließlich für die auditive<br />

Rezeption z. B. im Radio komponierte autonome Werk der Ars Acustica bestimmt. Die Dauer der auf Tonträger realisierten,<br />

komplexen Komposition ist nach Abschluss der Produktion zeitlich exakt festgelegt. Der Aufführungsort dagegen<br />

bleibt unbestimmt: Das Werk wird als Sendung in einen universalen, elektronischen HörRaum transportiert und in die<br />

Räumlichkeiten unzähliger, dem Künstler unbekannter Wohnlandschaften sowie überall dorthin, wo in zufallsbestimmten<br />

Umgebungen ein Radio eingeschaltet ist. Es findet ein zuhause in den Innenräumen der Imagination der Zuhörer. Der<br />

zeitlich begrenzte Stück-Charakter dieser vagabundierenden elektro-akustischen Kunst entspricht eher dem der performativen<br />

Künste des Theaters, der Fluxus-Events und der Musik.<br />

Seit den 70er bis Ende der 90er Jahre haben wir uns im Kontext mit Entwicklungen benachbarter Künste besonders auch<br />

dafür interessiert, zahlreiche der für das Radio komponierten, synergetischen Stücke der Ars Acustica nicht nur zu<br />

senden, sondern das in ihnen aufgehobene, latente mehrmediale Potential, das häufig bereits im Produktionsprozess<br />

in darstellerischen, performativen Aktionen in Erscheinung trat, zu reflektieren und zusammen mit den Künstlern Kriterien<br />

für eine erweiterte Aufführungspraxis zu entwickeln. Dabei wurden intermediale Verbindungen hergestellt zwischen Ars<br />

Acustica - Kompositionen des Studio Akustische Kunst und möglichen Präsentationen außerhalb des Radios. Es bildeten<br />

sich verschiedene intermediale Formen der Darstellung heraus, die in regelmäßigen, öffentlichen Performances und<br />

Veranstaltungen sowie publikumswirksamen Acustica-International <strong>Festival</strong>s uraufgeführt wurden: u.a. in Raumklang-<br />

Konzerten, Live-Performances mit eingespielten Ars Acustica - Realisationen und audiovisuellen Aktionen auf der Bühne<br />

mit Musikern, Tänzern und Schauspielern, HörFilmen mit integriertem Lautsprecher-Konzert, simultane Radio- und<br />

Fernsehsendungen sowie urbane bimediale Satelliten-Klangskulpturen mit gleichzeitiger Live-Sendung. Akustische<br />

Kunst in initiatorischer, gleichwertiger Korrespondenz mit anderen Medien. Ars Acustica als Ars Intermedia.<br />

Die in den letzten vier Jahrzehnten entstandenen, unter dem genreübergreifenden Begriff der Ars Acustica lose zusammengefassten<br />

Realisationen innerhalb und außerhalb des Radios sowie ihre medienwissenschaftliche Begleitung haben<br />

das Phänomen eines imaginativen Wechselspiels von Hören, Sehen und erkennendem Wahrnehmen versinnlichend<br />

bewusst gemacht und damit Voraussetzungen für eine erweiterte, ganzheitliche Wahrnehmungs-Ästhetik befördert. Ihr<br />

mehrmediales Potential und ihr Formenreichtum bilden heute ein ebenso zugängliches wie sich veränderndes Kriterien-<br />

Reservoir zur Realisierung komplexer Hörereignisse - nicht nur für das Radio, sowie ein kreatives Movens zu weiteren<br />

künstlerischen, intermedialen Entwicklungen.<br />

Akustische Kunst als eine ungebundene, gleichsam nomadische Kunst entwickelt sich innerhalb einer überbordenden<br />

Medien-Szenerie und ihren geräuschvollen Turbulenzen. "Sound is in today." - mit fließenden Übergängen von<br />

Soundart zu Sounddesign zu Musak und Soundak. Hören indes schließt die Fähigkeit des Weghörens - um hören zu<br />

können - nicht aus.<br />

Ars Acustica als ein verdichtendes und zugleich nach vielen Seiten hin offenes, poetisches Konzentrat, als Entwurf und<br />

Zeugnis des Unbekannten, Unerwartenden und des im Bekannten das Unbekannte zu Entdeckenden, auch<br />

Widerständigen, nicht rasch zu Vereinnahmenden. Als Einladung zu einer Interaktion im HörRaum des einzelnen<br />

ZuHörers, seiner kreativen Imagination, der Erinnerung und der Tiefenschichten seines Gedächtnisses, des<br />

Bewusstseins und des sich Bewusstwerdens.<br />

John Cage, der technische Neuerungen und Erneuerungen als Erweiterung künstlerischer Möglichkeiten und<br />

Rezeptions-Erfahrungen begrüßte, machte gleichzeitig auch auf die nicht durch technische Medien vermittelten<br />

KlangEreignisse unserer Umwelt aufmerksam. Dabei zitierte er gern einen Satz des Komponisten Charles Ives: "The<br />

audience is anyone of us, just a human being. He sits in a rocking chair on a veranda. Looking out toward the mountains,<br />

he sees the setting sun and hears his own symphony: it's nothing but the sounds happening in the air around him."<br />

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Porträt Andrea Liberovici<br />

S O N N T A G , 2 0 . M Ä R Z - 1 8 . 3 0<br />

INTÉGRAL, Hörspiel in Konzertfassung, schweizer Erstaufführung<br />

S YLVA T ENTORI UND A NDREA L IBEROVICI: LIBRETTO<br />

DONATIENNE M ICHEL-DANSAC: SCHAUSPIEL UND S TIMME, CATERINA B ARONE: SCHAUSPIEL<br />

HOMMAGES INDIRECTS, Choreografie von // CINDY VAN ACKER //<br />

zu den Portraits Acoustiques von Andrea Liberovici (1998), Uraufführung<br />

LE DERNIER VOYAGE EN IRAK DE CUNÉGONDE, musikalisches Theater für Schauspielerin, Fallschirm,<br />

Video und Live-Elektronik, Uraufführung<br />

CLARICE P LASTEIG DIT CASSOU, SCHAUSPIEL<br />

Andrea Liberovici stammt aus einer Künstlerfamilie: sein Vater Sergio, einer der aktivsten Musiker auf der italienischen<br />

musikalischen Szene der Nachkriegszeit war mit Italo Calvino in der Schaffung eines neuen populären Liedregisters verbunden.<br />

Er hat Komposition, Geige, Bratsche und Stimmeinterpretation mit Cathy Berberian studiert. Seine Mutter, auch sie<br />

Komponistin, hat Fede delle Femmine gegründet, ein musikalisches Theater für Drahtpuppen. Andrea Liberovici ist Sänger und<br />

Komponist seit seiner Jugend (er hat sein erstes Album mit Fünfzehn aufgenommen) und hat die Musik für wichtige<br />

Theatertruppen sowie Ballettmusik geschrieben. In seinen eigenen Theaterproduktionen ist er oft gleichzeitig Schauspieler und<br />

Musiker. Als Komponist, Schauspieler und Regisseur hat er mit Ottavia Fusco eine Theatertruppe gegründet, Teatro del Suono,<br />

die zu den Beziehungen zwischen Musik, Poesie, der Szene und der Technologie in der Verarbeitung und Montage des Tones<br />

arbeitet. Aus dieser 1996 begonnenen Initiative sind vier musikalische Theaterwerke in Zusammenarbeit mit Edoardo Sanguineti<br />

entstanden: Rap (1996), Sonetto (1997), Macbeth Remix (1998) und Sei personaggi.com (2001). Seine Werke sind in den<br />

wichtigsten italienischen Theatern vorgestellt worden, wie in New York anläßlich des John Cage Reading 1998, in Athen (Art<br />

Athina 1998), beim Musique de Marseille <strong>Festival</strong> und in der Saison des Nouvel Ensemble Moderne von Montreal 1999, aufgeführt<br />

worden.<br />

" Teatro del suono ist eine Theatertruppe deren Suche genau das Zentrum - falls man es denn als ein<br />

solches bezeichnen kann - zwischen Drama und Musik fokussiert und ausgehend von diesen beiden<br />

Theaterformen die Bedeutung als Köder und den Klang als Signifikanten in einer ständigen dialektischen<br />

Beziehung benutzt. Wir lassen den Zuschauer bei einem Fragment, das sich sinnhaft gibt, anbeissen um<br />

ihn dann quer durch symbolische Sprache und Musikablagerungen hinter uns her zu schleifen. Unser<br />

Theater stellt sich Fragen über die Gegenwart mithilfe der Mittel, die uns aktuell zur Verfügung stehen wie<br />

z.B. alle wissenschaftlichen Erkenntnisse über Musik, nicht etwa mit dem Ziel mit Spezialeffekten zu<br />

provozieren oder Erstaunen hervorzurufen, sondern mit dem präzisen Vorsatz - wir arbeiten ja mit Klang,<br />

der schnellsten und universellsten Kommunikationsform - die Kommunikation zu stimulieren.<br />

Ich habe das Glück oder die Verrücktheit daran zu glauben, dass das Theater uns immer noch helfen kann<br />

uns zu verändern und als Menschen zu wachsen, doch dies nur unter der Bedingung, dass es wieder<br />

einen Kontakt - der weder besonders angenehm noch besonders unangenehm sondern nur lebendig sein<br />

muss - und mit lebendig meine ich in Austausch mit seinem Gegenüber, dem Publikum. Ich denke, dass<br />

der Klang hierbei das Hauptelement mit den meisten Möglichkeiten von Synthese und Erzählung ist, um<br />

damit Aufmerksamkeit zu erregen und Gefühle hervorzurufen.<br />

Der Klang mit allem was er umfasst, von Geräuschen bis zum Orchester, wird genutzt um eine Geschichte<br />

zu unterstützen und zu tragen. Der Klang kommt auch direkt in der Dramaturgie mit seinen aktuellen<br />

akustischen Möglichkeiten zur Anwendung (d.h. die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Musik, Nutzung<br />

des Klangs als Raum, Schauspieler mit Mikrophonen, Live-Elektronik usw.) nicht um einer klassischen<br />

Erzählung zu folgen sondern vielmehr um zu einer Ästhetik des Schnitts zu kommen, die ich für die<br />

wichtigste Kunstform dieses zu Ende gehenden Jahrhunderts halte. Wenn es stimmt, dass das Kino als<br />

eine Imitation des Theaters geboren wurde um dann - ganz einfach durch die Montage - seine eigene<br />

Ästhetik zu schaffen, die die ganze Kommunikation revolutioniert hat, dann sollte es in unserem Interesse<br />

sein dieses Vorgehen in das Theater einzubringen.<br />

Die technisch/esthetische Definition für die Art von Theater mit der ich experimentiere könnte " Schnitt-<br />

Musik-Theater"sein. Einen arrangement-score zu komponieren in der Musik, Wort, Handlung und<br />

Beleuchtung dazu beitragen ein solches Ding wie ein cue-photogram musical-plug zu formen, es auf eine<br />

kreative Art und Weise zusammenzustellen, eins nach dem anderen, eins über dem anderen, eins<br />

schweigt den anderen, Punkt gegen Punkt ist was mich interessiert. Die Möglichkeit den Mikrophon-Zoom<br />

auszuweiten, die Grossaufnahme des Klangs. Dem außerhalb der Bühne (stage-off) einen Rahmen<br />

geben, es ist nicht nur ein ästhetisches Mittel, sondern es wird zur Verstärkung und zum Fokus auf das<br />

Gefühl und den Subtext der Rollen. Das Mikrophon als mechanisches Ohr und die Technologie als<br />

Gedächtnis, als die Möglichkeit das Material des Dramas wiederzubearbeiten, den Schauspieler mit seiner<br />

Stimme und seine Arbeit der Erschaffung einer Rolle, die natürlich im Mittelpunkt steht.” - Andrea<br />

Liberovici<br />

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Intégral<br />

Intégral ist als eine große, diktatorische Retrospektive des 20. Jahrhunderts konstruiert, die durch das zynische Prisma<br />

einer Fernsehshow gesehen wird. Eine historische Mise-en-abîme von brandheißer Aktualität in der Andrea Liberovici die<br />

Gewalt der archivierten Sprache mit der vokalen Arglosigkeit eines japanischen Malers (Shoichi Hasegawa) und der<br />

Vulgarität einer unverfrorenen Fernsehmoderatorin gegenüberstellt und konfrontiert. Das Ganze - völlig nach den Regeln<br />

eines Hörspiels zusammengesetzt - stellt eine persönliche Stellungnahme in Bezug auf menschliche Unterwerfung,<br />

Perversion und mediales Abdriften dar. Intégral ist eine Auftragskomposition des Atelier de Création Radiophonique von<br />

France Culture und des INA-GRM.<br />

Portraits acoustiques (Akustische Porträts)<br />

"Ausgehend von einer Überlegung John Cages über die neuen kompositorischen Modalitäten und<br />

Methodologien, bin ich zu dem Gedanken gekommen, dass die musikalische Komposition vom Ende<br />

dieses Jahrhunderts an den Hauptcharakteristiken der Malerei und der Fotografie des Beginns des<br />

Jahrhunderts festhält. Wir fixieren auf analogen und digitalen Leinwänden - und verlieren so ein Vorrecht,<br />

die Möglichkeit zukünftiger Wiederausführungen seitens des Interpreten - um die Festlegung der<br />

Bewegung in der Malerei und der Fotografie zu erreichen. Damit wir diese Ähnlichkeit aufrechterhalten können,<br />

wird der Klang zu Farbe, natürlicher oder synthetischer Art (je nach seiner Quelle) und die Instrumente<br />

der elektronischen Musik werden zu machtvollen Pinseln. Der Klang, der für den Klang komponiert ist, wird<br />

so zum Protagonisten durch den Klang.<br />

Davon ausgehend habe ich in meinem Aufnahmestudio angefangen mit sehr ausgefeilten und wenig<br />

gebräuchlichen Softwares an Porträts zu arbeiten. Das bedeutet, das ich die Stimme nehme - also das Bild,<br />

folglich die grundsätzlichste Farbe - z.B. die von Marinetti und damit präzis das Porträt durch das<br />

Tonspektrum, die Klangfarbe und den Rhythmus seiner Deklamation konstruiere. Dieses Vorgehen hat<br />

mich auf die Idee einer Porträtgalerie gebracht: Dichter, Redner, Schauspieler, Politiker. Manche von ihnen<br />

haben ihre Stimme selber für diesen Zweck aufgenommen, andere stammen aus meiner persönlichen<br />

Audiothek." - Andrea Liberovici<br />

Die Porträts sind die von E. Sanguineti, G. Albertazzi, A. Artaud, Marinetti, E. Pound, U. Saba, L. Nono, P.<br />

Poli, L. Romano, V. Magrelli, J. Starobinski, Garboli, E. Varèse, F. Zappa, G. Marini, J. Cage.<br />

Die Choreografin Cindy Van Acker präsentiert zu diesen Porträts eine körperliche Komposition: Indirekte Hommagen<br />

"1998 habe ich ein kleines Stück, Subver-cité, geschaffen in dem es der Ausgangspunkt war jemandem<br />

oder irgendetwas eine Hommage zu widmen. Das Verlangen dieses Vorgehen weiterzuentwickeln hat mich<br />

seitdem nie mehr verlassen. Andrea Liberovicis Vorschlag seine Akustischen Porträts in eine<br />

"Choreographie" umzusetzen hat mich in einen idealen Kontext gestellt um darin neue Hommagen<br />

einzuschreiben. Die Protagonisten dieser Hommagen sind durch die Porträts festgelegt. Ich bin in deren<br />

Welten eingetaucht um ein Element, eine Überlegung oder eine Empfindung heraufzuholen, die ich<br />

anschließend in meiner körperlichen und szenischen Komposition der Indirekten Hommagen im<br />

Zusammenhang mit dem Klangraum von Liberovici bearbeite".<br />

Cindy Van Acker ist eine kompromisslose Künstlerin, die seit zehn Jahren den menschlichen Körper erforscht. Sie untersucht mit<br />

fast wissenschaftlicher Akribie Fragen nach der Beziehung von Körper und Geist oder von Körper, Klang und Rhythmus. Mit ihrer<br />

Compagnie Greffe, welche aus der Künstlerin selbst sowie aus Musikern und Technikern besteht, konzipierte sie bisher neun<br />

Stücke, die in ihrer Heimatstadt Genf und über die Landesgrenzen hinaus präsentiert wurden.<br />

Die gebürtige Belgierin kam ursprünglich als Tänzerin des Ballet du Grand Théâtre de<br />

Genève in die Schweiz. Ab 1993 war sie in Choreografien von Philippe Saire, Laura<br />

Tanner, Noemi Lapzeson, Myriam Gourfin und Estelle Héritier als Tänzerin zu sehen.<br />

Gleichzeitig begann sie mit ihrer eigenen choreografischen Tätigkeit. Ihren Arbeiten<br />

gehen klar umrissene Forschungsfragen und Aufgabenstellungen voraus, die sie systematisch<br />

am eigenen Körper überprüft. Eine schlichte Ästhetik, minimalistische<br />

Bewegungen und eine minutiös durchkomponierte Choreografie im Zusammenspiel mit<br />

elektronischen Tonspuren sind Markenzeichen der 1971 geborenen Künstlerin. Der<br />

Fokus ihrer Arbeiten richtet sich ganz auf ihren meist nackten Körper und seine klar<br />

artikulierte, reduzierte Bewegungssprache. Mittels Elektronik versucht Cindy Van Acker<br />

ihre physischen Grenzen zu überschreiten: In ihrem jüngsten Stück Balk 00:49 stattete<br />

sie sich mit Elektroden aus, die ihrem Körper durch elektrische Impulse einen äußeren<br />

Rhythmus aufzwangen. Die Beharrlichkeit und Konzentration der Künstlerin verleihen<br />

ihren Arbeiten trotz der radikalen asketischen Bühnensprache Intimität und Intensität.<br />

28


Jacques Demierre<br />

S O N N T A G , 2 0 . M Ä R Z - 2 1 . 0 0<br />

Uraufführung in Konzertfassung and Live Übertragung auf Espace 2 von HETEROTOPIA,<br />

// JACQUES D EMIERRE // mit<br />

V INCENT B ARRAS, PERFORMANCE<br />

Hörspiel von<br />

B RANDON<br />

LA BELLE, ELEKTRONIK<br />

D OROTHEA SCHÜRCH, STIMME UND SINGENDE S ÄGE<br />

T RIO TOOT (AXEL D ÖRNER: P OSAUNE, THOMAS LEHN: SYNTHETISER, PHIL M INTON: STIMME )<br />

UND JACQUES<br />

DEMIERRE, MIX<br />

KOMPOSITIONSAUFTRAG VON ESPACE 2<br />

Jacques Demierre, Pianist und Komponist, 1954 in Genf geboren, entwickelt seine musikalische und klangliche Arbeit in mehrere<br />

Richtungen: improvisierte Musik, Jazz, zeitgenössische Musik, Lautpoesie, Performance, Klanginstallation. Als Komponist<br />

ist er Autodidakt und komponiert Auftragswerke sowohl im Bereich des Jazz als auch in dem der zeitgenössischen Musik. Als<br />

Pianist spielt er innerhalb von zahlreichen Formationen improvisierter Musik, er gibt regelmäßig Solokonzerte und arbeitet mit<br />

mehreren Ensembles zeitgenössischer Musik zusammen. Er schreibt Musik für Theater, Tanz und zeitgenössische<br />

Kammerensembles und machte Konzerte und Aufnahmen mit Irene Schweizer, Joelle Leandre, Martial Solal, Urs Blöchlinger,<br />

Hans Koch, Sylvie Courvoisier, Carlos Zingaro, Han Bennink, Dorothea Schürch. Sein musikalisches Werk ist auf verschiedenen<br />

CDs bei Intakt, MGB und Plainisphare dokumentiert. Er ist Redakteur der Zeitschrift Contrechamps, die der Musik des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts gewidmet ist und arbeitet nebenher auch als freiberuflicher Musikjournalist.<br />

Heterotopia<br />

“Die Vorgabe eines aufgezeichneten Hörspiels, live gemischt und präsentiert, bedeutete für meine Arbeit<br />

die Konsequenz, dass der Raum der Radiomischung und der Raum des Gemeindehauses von Plainpalais<br />

sich als zwei metaphorische Positionen gegenüberstanden. Wenn es im Hörspiel möglich ist reine<br />

Klangräume zu bauen und zu komponieren, "Realitäten einer Realität" zu konstruieren, die unseren Alltag<br />

"mit der Musik und den Geräuschen, den Geräuschen und der Musik, der Musik und der Sprache" spiegeln<br />

und wir dazu gedrängt werden " die Grenze zwischen Erfindung und Wieder-Erfindung von Wirklichkeiten"<br />

(Kagel) zu übertreten, dann scheint es auch möglich mit der Klanglektüre eines historischen Gebäudes wie<br />

dem des Gemeindehauses von Plainpalais einen solchen Ort als das Resultat der Verdichtung von<br />

sozialen, historischen, politischen und individuellen Realitäten wahrzunehmen.<br />

Von 1909 an stand dieses Gebäude für zahlreiche Aktivitäten offen - populäre Versammlungen, Wahlen,<br />

Bankette, Basare, Konzerte, Konferenzen, Aufführungen, Komödien, als kommunale Bibliothek und<br />

Polizeiposten, als Pförtnerhaus und Wohnraum - und im ständigen Kommen und Gehen der Benutzer<br />

zwischen Innenräumen und den Klängen der Stadt eigneten sich diese Tag für Tag die Beziehung zwischen<br />

Klang und Ort an und formten sie.<br />

Das vertikale Hören dieses langen Klangprozesses einer Schichtung, die durch die Bearbeitung der in<br />

diesem seit fast einem Jahrhundert gehörten Klänge einen enormen Akkord von sich überlagernden<br />

Realitäten konstruiert, findet auch sein Echo in der Lektüre eines Territoriums in dem " alle durch Spuren<br />

und Lektüren zwanghafte Überladung einem Palimpsest ähnelt" und wo "die Bewohner nicht aufhören das<br />

alte Zauberbuch der Böden zu streichen und wieder neu schreiben".<br />

In einer Bewegung des Weggehens und Ankommens verweist diese Metapher uns genauso auf die<br />

ursprünglichen Vorraussetzungen des Stückes wie auch auf die Arbeit der Mischung als solche, die hier<br />

live stattfindet und die naturgemäß nicht auf einer Ebene ausgeführt wird, sich nicht auf eine Fläche<br />

beschränkt, sondern die Möglichkeit bietet in die Schichten des Klangs einzutauchen, um seine Breite<br />

einzuschätzen und zu erproben, seine Lücken und ebenso mit dem zu Komponieren was auftaucht wie mit<br />

dem was sich gerade herausbildet hat oder gelöscht wurde.<br />

Unter den festgelegten Klängen dieses Stückes findet man Dokumente aus dem Archiv des Westschweizer<br />

Radios, Fragmente vergangener Realitäten, weit zurück oder näher liegend, und es sind auch heutige<br />

Stimmen zu hören, die ihre verwobenen, roten Fäden ausrollen und uns ausgehend vom Gemeindehaus<br />

und ihren persönlichen Erfahrungen von ihrem Verhältnis zu dem Raum erzählen: es sind die Stimmen des<br />

Medizinhistorikers und Lautpoeten Vincent Barras, des Architekten und Nutzers Sandro Rosetti, die von<br />

Philippe Boucard, Amtsdiener des Gemeindehauses, sowie die von Manfred Binggele und Jean Scolari,<br />

Wächter und Konservator des Museums von Plainpalais.<br />

Simultan zu diesen aufgezeichneten Tönen intervenieren live und in verschiedenen Räumen im Gebäude<br />

29


verteilt: Brandon LaBelle, Elektronik, Dorothea Schürch, Stimme und singende Säge, Thierry Simonot,<br />

Klangdiffusion, Vincent Barras, Performance, sowie TOOT - Thomas Lehn, analoger Synthesizer, Axel<br />

Dörner, Trompete und Phil Minton, Stimme.<br />

Durch den spontanen Mix aller Quellen, einer Kontrolle der aufgezeichneten Klänge sowie derer die live<br />

produziert werden, möchte ich die Elemente in einer klanglichen Dynamik der Knoten, Haltepunkte,<br />

Achsen, der Akzente und des Flusses betrachtend, bestimmte Spuren dieser Klänge zu Tage fördern, ihre<br />

unglaubwürdige Permanenz erzählen, simultan hier wie da sein, mit einem einzigen Hören die Vertikale<br />

wie die Horizontale begreifen; auch über den Entwurf, die Skizze des verschwundenen Prozesses reden<br />

und die möglichen klanglichen Verbindungen zwischen einer Bevölkerung und einem Ort hören; darüber<br />

hinaus danach suchen der Form dieses imaginären Territoriums zuzuhören und es einfach wagen sich<br />

zwischen all diesen Mutationen und Akkumulationen einen Weg zu bahnen.<br />

Während die für das Radio gedachte finale Mischung in den meisten Durchgangsorten des<br />

Gemeindehauses abgespielt wird und keinen Raum klanglos lässt, laden die Säle in denen sich die verschiedenen<br />

Performer befinden die Zuschauer zu einem Eintauchen ins Innere der vielfältigen Schichten<br />

des Mixes ein, wobei sie diese der Gesamtmischung entziehen und sie dennoch die gleichzeitige und persönliche<br />

Erfahrung eines erneuerten Architektur- und Klangraums teilen lassen.<br />

Mikros auf der Fassade des Gebäudes werden die Rhythmen der unmittelbaren klanglichen Umgebung<br />

einfangen und so durch das Entstehen einer gemeinsamen Atmung die Beziehungen zwischen den<br />

Klängen von Innen und Außen hinterfragen. Einmal in den finalen Mix integriert, werden die urbanen Töne<br />

wieder in der Stadt freigelassen um den endlosen Prozess der Konstruktion eines Klangterritoriums zu<br />

nähren.” - Jacques Demierre<br />

Trio Toot<br />

'Elektro-akustische Musik im wortwörtlichen Sinne, improvisiert mit einem Sinn für die unglichzeitigkeit von Dichte und Leere,<br />

gespielt als Dialektik von (An-)Spannung und Luftrauslassen. Sehr groß, diese mikro-mikro-Musik', schreibt der Kölner<br />

Musikjournalist Felix Klopotek über die Musik von TOOT, einem Trio in dem der spektakuläre britische Vokalartist Phil Minton<br />

auf zwei Musiker der jüngeren Generation der deutschen Improszene trifft. Axel Dörner, Jahrgang 1964, begann seine musikalische<br />

Laufbahn mit dem Klavierstudium, ehe er sich zu Beginn der 90er Jahre der Trompete zuwandte. Seit er 1994 nach<br />

Berlin zog, ist er als einer der gefragtesten Tompeter in Deutschland und eine Unzahl unterschiedlichster Projekte involviert.<br />

Der 1958 geborene Thomas Lehn widmet sich mit dem Hintergrund langjähriger Erfahrung als interpretierender und improvisierender<br />

Pianist auf dem Gebiet live-elektronischer Musik mit Vorliebe analogen ynthesizersystemen aus den spätsechziger<br />

Jahren, die einen unmittelbaren Zugriff und äusserst spontanes Interagieren erlauben. Der 61-jährige Minton begann seine<br />

künstlerische Laufbahn, zunächst als Trompeter bereits Mitte der 60er Jahre im Orchester von Mike Westbrook, reüssierte aber<br />

bald als Vokalist zu einem der ausdrucksstärksten und berühmtesten Improvisatoren der europäischen Szene.<br />

Villes Manifestes<br />

Uraufführung der Werke von Preisträgern des 6. Radiokunstwettbewerbs<br />

F R E I T A G , 1 8 . M Ä R Z - 2 0 . 3 0<br />

Für Stimmen und fixierte Klänge<br />

// HERVÉ B IROLINI // L’ÉVEIL<br />

// ABRIL P ADILLA // FLUIDE URBAIN<br />

// SÉBASTIEN R OUX // UN GRAND ENSEMBLE<br />

// ROXANNE T URCOTTE // FANTAISIE URBAINE<br />

Performance de // ROBERT M ACKAY //<br />

S OPHIE-CAROLINE S CHATZ, SYLVIE DEGUY UND LAURENT P OITRENAUX, SCHAUSPIEL<br />

THIERRY<br />

S IMONOT, TONREGIE<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT LA MUSE EN CIRCUIT, ESPACE 2, WDR, UND FRANCE CULTURE<br />

MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON SACEM<br />

<strong>Archipel</strong> empfängt die 6. Ausgabe des "Concours d'art radiophonique", eines Hörspielwettbewerbs, der von la Muse en<br />

Circuit in Partnerschaft mit SACEM, France Culture (ACR), dem deutschen Sender WDR und dem Westschweizer Radio<br />

(Espace 2) organisiert wird. Das Thema dieser Ausgabe ist "Villes Manifestes". Unter den ca. 100 Einreichungen wurden<br />

von der Jury, die sich im Oktober in Genf traf, vier Dossiers ausgewählt. Die vier Preisträger gewannen einen Aufenthalt<br />

in den Studios von la Muse en Circuit, in denen sie die dann die Werke komponierten, die während dem <strong>Festival</strong> uraufgeführt<br />

und von den beteiligten Radios gesendet werden. Die Performance Joyce's Vision des englischen Künstlers<br />

Robert Mackay (dessen Dossier im Wettbewerb nicht berücksichtigt werden konnte) wird das Programm abschließen.<br />

30


Um Brandon LaBelle<br />

Brandon LaBelle, Klangkünstler und Autor aus Los Angeles, arbeitet seit 1992 im Bereich<br />

Soundperformance und Installation. In seinen Arbeiten geht es um die Dynamik von Klängen im täglichen<br />

Leben, im öffentlichen Raum, in Objekten, in der Sprache. Durch den künstlerischen Eingriff, das<br />

Zusammenspiel von Objekten, Räumen, Klängen und minimaler Elektronik, versucht Brandon LaBelle<br />

Aufmerksamkeit auf die Qualität und Natur derjenigen Dinge zu ziehen, die uns umgeben. Er ist<br />

Mitherausgeber der Publikationen: Surface Tension: Problematics of Site, Site of Sound: of Architecture<br />

and The Ear und Writing Aloud: The Sonics of Language. 2001 war er Kurator von "Social Music", einer<br />

Rundfunkreihe des Kunstradio Wien.<br />

PHANTOM MUSIC<br />

M I T T W O C H , 1 6 . M Ä R Z - 2 0 . 3 0<br />

JASON K AHN: SCHLAGZEUG, JACQUES DEMIERRE: KLAVIER, BRANDON L A B ELLE, MIX UND V IDÉO<br />

“Zu improvisieren erzeugt eine augenblickliche Komposition in der die körperliche Gestik den ihr eigenen Zeitpunkt in<br />

kohärenten Strukturen, musikalischen Sprachen, in Klangformen und ihren Bedeutungen organisiert. Was somit zum<br />

Vorschein kommt, ist auch eine Geschichte der Gesten, eine Biografie, die sich mit den Bewegungen der Hände auf den<br />

Klaviertasten oder mit denen der Arme auf dem Schlagzeug ablegt, konstruiert durch tagelanges Proben oder sich<br />

Vorstellen und Träumen von Musik. Die Improvisation kann so nicht nur als ein einzigartiger Moment begriffen werden,<br />

sondern auch als ein Palimpsest: Welche Phantome verbergen sich hinter diesem Akt, welche Inhalte nähren den musikalischen<br />

Rahmen dieser unangemeldeten Gäste Wie können wir die Träumereien vergangenen Spiels in dem vor<br />

unseren Augen stattfindenden Konzerts vernehmen<br />

Indem ich Jacques Demierre und Jason Kahn vorgeschlagen habe, sie getrennt voneinander dabei aufzunehmen, wie<br />

sie die Musik improvisieren, die in ihrer Erinnerung ihr Interesse für die Musik geweckt hat - die Musik, die es gemacht<br />

hat, dass sie Musik machen - wollte ich die Erinnerung selber als eine Art Radio verstehen: Melodiefragmente, Rhythmen,<br />

Tempi, Harmonien und erzeugte Klänge, Mischungen von über die Jahre hinweg gehörten Musiken und innere<br />

Kompositionen mit denen der Geist eine fantastische Musik konstruiert - ein Stammestreffen der Genres, musikalische<br />

Geschichten und ganz persönliche Klänge. Sind die Bänder einmal aufgenommen, werden die Musiker dann im Rahmen<br />

eines Konzertes zu ihren eigenen Aufnahmen improvisieren: Projektionen, die im Dialog mit lebendigen Körpern stehen,<br />

die eine Gesamtheit formen in der die Erinnerung inmitten der Gegenwart ihren Platz findet und die den Ablauf der musikalischen<br />

Aktion nährt und leitet - die Erinnerung als eine (Radio-) Übertragung, die eine andere Musik schafft.”<br />

PHANTOM RADIO<br />

- K L A N G I N S T A L L A T I O N<br />

“Auf welche Art hat sich bei Ihnen das Radio ins Leben eingeschlichen Welche Spuren hat es auf den Seiten ihrer ganz<br />

persönlichen Geschichte gelassen Die Intensität des Radios hinterlässt einen Eindruck indem es grenzenlos Lieder verbreitet<br />

und über unzählige Empfänger einer unendlichen Zahl von Ohren zu Gehör bringt. Dieser Moment des Empfangs<br />

fügt physikalischen Orten, zu dem was da oder dort passiert, eine Klangmarkierung hinzu.<br />

Die Fähigkeit der Musik uns zu ergreifen, uns zum Tanzen und zum Weinen zu bringen, wird durch die Radioübertragung<br />

noch in dem Sinn verstärkt, dass die Musik jemand berühren kann, der sie gerade im rechten Augenblick hört, diesem<br />

Augenblick in dem sich eine bestimmte Melodie, ein bestimmter Rhythmus alltäglichen Ereignissen anfügt: Ein Klang,<br />

von weither kommend, aus dem Radio eines Unbekannten oder über die Strasse hinweg aus einem offenen Fenster dringend<br />

und der uns genau in diesem Moment erreicht um sich für immer mit einem bestimmten Ereignis zu verbinden, welches<br />

mit dem Lied verschmilzt, so dass beide von nun an untrennbar sind. Eine synchrone Überlagerung, ein glücklicher<br />

Zufall, eine Musik, die in "elektro-lokalisierter" Form aus dem heiteren Himmel fällt um diesen Augenblick unvergesslich<br />

zu machen.<br />

Andere zu fragen mir ihre "Radio-Erinnerungen" zu schicken, aus Liedern bestehend, die sie in speziellen Momenten<br />

ihres Lebens gehört haben, hat mich dazu geführt mir darüber Fragen zu stellen: Sind solche Erinnerungen denn nicht<br />

teilweise von den Liedern selbst erzeugt, als dass diese einfach nur an sie angeschlossen sind In welcher Art spielt das<br />

Radio eine Rolle für die Psyche Und was bringt ein solcher Katalog von "Radio-Erinnerungen" über die musikalische<br />

Landschaft allgemein ans Licht”<br />

31


um Otomo Yoshihide - sein New Jazz Ensemble<br />

S O N N T A G , 2 0 . M Ä R Z - 2 3 . 0 0<br />

OTOMO<br />

Y OSHIHIDE: GITARRE<br />

C HARLES K ENTA TSUGAMI: SAXOPHON<br />

A LFRED<br />

H ARTH: SAXOPHON<br />

S ACHIKO M: SINE WAVES<br />

K UMIKO<br />

TAKARA: VIBRAPHON<br />

H IROAKI MIZUTANI: KONTRABASS<br />

Y ASUHIRO<br />

Y OSHIGAKI: DRUMS<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT AMR<br />

Otomo Yoshihide (Yokohama, 1959) ist einer der herausragendsten Musiker der Improvisation. Bevor er in die internationale<br />

Szene der musikalischen Erneuerer eintrat, wurde er mit der legendären Band Ground Zero bekannt. Als Pionier der Klangcollage,<br />

des Samplings und elektronischer Experimente spielt er gleichzeitig in vielen Rock- und Jazzgruppen und komponiert für Kino,<br />

Video und Fernsehen. Das von ihm 1999 gegründete New Jazz Ensemble ist eines seiner Hauptprojekte.<br />

Die Aufnahmen von Otomo Yoshihide Plays the Music of Takeo Yamashita gibt ihm 1999 den Anlass mit vier emblematischen<br />

Musikern des japanischen Jazz - Naruyoshi Kikuchi, Kenta Tsugami, Hiroaki Mizutani et Yasuhiro Yoshigaki - eine<br />

Gruppe zu bilden, die eine Auseinandersetzung mit einer seiner musikalischen Wurzeln, dem Jazz, bedeutet. Nach den<br />

Aufnahmen von mehreren Titeln für den Soundtrack des Films Shabondama Elegy im Jahre 2001, kommt die erste Platte<br />

der Band, Flutter, auf dem amerikanischen Label Tzadik heraus. Es folgen zahlreiche Tourneen in Japan, Amerika, Europa<br />

und China und weitere fünf Alben. Mit den Platten Live und ONJQ + OE - eine Zusammenarbeit mit dem DJ OE - entwickeln<br />

die Musiker einen Stil, den man mit Onkyo-Jazz bezeichnen könnte. Nach dem Ausstieg von Kikuichi öffnet sich die<br />

Gruppe für neue Mitglieder - Alfred Harth, der in Süd-Korea lebt, Kumiko Takara und Sachiko M. Als irreguläre Mitglieder<br />

hat die Band Musiker wie Ko Ishikawa, Taisei Aoki, Matts Gustafsson, Axel Dörner und Cor Fuhler eingeladen, sowie die<br />

Vokalisten Phew, Jun Togawa und Kahimi Karie. Sich zwischen dem Septett und dem großen Ensemble bewegend aktualisieren<br />

sie unter anderem das Erbe von Charlie Mingus, Ornette Coleman, Eric Dolphy und Charlie Haden und erforscht<br />

die Möglichkeiten einer Improvisation Post-Onkyo. Ausgehend von den " Klassikern " des Free-Jazz und persönlichen<br />

Kompositionen, stürzen sich die Musiker ohne Zurückhaltung in das große und orgastische Ritual einer kollektiven<br />

Improvisation.<br />

32


AB 12. MÄRZ<br />

A B 1 2 U H R<br />

ERÖFFNUNG AM 11. MÄRZ, 18 UHR<br />

LA CHAMBRE D’ALICE<br />

Luc Martinez<br />

Dieses Projekt, das sich auf der Terrasse des Gemeindehauses präsentieren wird, spielt vor allem mit den<br />

Vorstellungen von Klangraum und Interaktivität, indem es über das Experimentieren mit neuen Technologien und<br />

deren umgeleiteter Anwendung völlig neue Hörformen anbietet.<br />

Die Installation besteht aus einer interaktiven "Klangmauer", die Eingrenzung einer virtuellen Schwelle, die<br />

sich durch ein gekreuztes Klangfeld entmaterialisiert, welches durch Ultraschallwandlungsträger in Stereo<br />

übertragen wird.<br />

Dieses ganz neue System erlaubt es einen geradlinigen Tonstrahl über große Entfernung hinweg und ohne<br />

Energiestreuung zu leiten.<br />

Der Klangfluss, der nur auf einer weniger als einen Meter breiten Bahn hörbar ist und der sich permanent<br />

je nach Tageszeit verändert, erlaubt es dem Publikum mit dieser neuen Art der Wahrnehmung zu spielen.<br />

Die abertausende von Klängen aus denen er sich zusammensetzt lassen sich nur vernehmen indem man<br />

ihn durchquert, so wie Alice im Buch von Lewis Caroll, die durch ihren seltsamen Spiegel hindurch ins Land<br />

der Träume gelangt.<br />

Das Zimmer von Alice fordert das Publikum auf, an den vier auf der Terrasse des Gemeindehauses von<br />

Plainpalais im Rechteck aufgestellten Klangwänden entlangzugehen, ihnen zu folgen und sie zu durchqueren.<br />

Sich jeweils zu zweit überkreuzend, bilden diese musikalischen Vorhänge ein unmögliches<br />

Quartett, das sich nur in seinen Teilen, als Solo oder Duo, wahrnehmen lässt.<br />

Ein unauffälliger Laserstrahl registriert die Annäherungen des Publikums und lässt die Klangmauern darauf<br />

reagieren. Jede Mauerfläche wird zu einem Resonanzkörper und reagiert kurz auf jede Durchquerung, als<br />

würde man die unsichtbaren Saiten einer Harfe, deren Klänge sich dazu noch nach und nach transformieren,<br />

in Schwingungen versetzen.<br />

Die komplette Partitur komponiert sich unaufhörlich immer weiter, mit der Zeit und im Raum, durch das<br />

Umherziehen des Besuchers, in dieses mysteriöse "Musikstück" hinein und durch es hindurch...<br />

L’IMMEUBLE<br />

33


Christophe Bollondi, Michel Guibentif, Didier Guillon, Marie-Claire Kunz,<br />

Isabelle Sbrissa<br />

Der Zuschauer setzt den Kopfhörer auf und schaltet den Automat ein. Der Soundtrack läuft ohne<br />

Unterbrechung während sich die Gucklöcher/Spione einer nach dem andern öffnen.<br />

"In jeder Stadt sind bestimmte Orte mit den Bedeutungen einer Geschichte konnotiert oder einer besonderen<br />

architektonischen Bedeutsamkeit belegt. Durch sie wird der Passant aufgefordert die Stadt zu betrachten, sich<br />

eine Repräsentation zu konstruieren und ein gemeinsames Erbe zu teilen. Diese privilegierte Erfahrung der Stadt<br />

schiebt sich oft vor eine viel harmlosere Wahrnehmung der Stadt, die aus tausenden von banalen Orten und alltäglichen<br />

Geschichten besteht, mit denen sich der Passant nicht groß aufhält und die ihm weder besondere<br />

Gefühle noch ein ästhetisches Urteil entlocken. L'Immeuble/Das Gebäude setzt einen dieser als unbedeutend<br />

betrachteten Orte in Szene und lädt den Zuschauer dazu ein in seinem alltäglichen, visuellen Alltag zu verweilen.<br />

Ein Wohnhaus und seine Umgebung sind als Modell verkleinert nachgebaut und in einem Kasten platziert, der auf<br />

einer Seite mit Gucklöchern durchbohrt ist. Durch manche kann man Einzelheiten aus dem Inneren von<br />

Wohnungen sehen, durch andere die nächtliche Gesamtansicht des Gebäudes. Alle diese Ansichten sind durch<br />

Modelle dargestellt. Während die Lichter in den verschiedenen Zimmern an- und ausgehen, werden die jeweiligen<br />

Klangatmosphären der beleuchteten Zimmer hörbar. Der Zuschauer, das Auge am Spion, beobachtet so als<br />

"Voyeur" das Leben in einem Mietshaus, vom Soundtrack auf den Kopfhörern begleitet und geleitet.<br />

Mehrere Jahre der Zusammenarbeit und ein gemeinsames Nachdenken über die Stadt haben zu diesem kollektiven<br />

Projekt geführt. Das heutige Kollektiv hat sich 2004 bei den multidisziplinären Anforderungen der Arbeit an<br />

l´automate#1 L'Immeuble zusammengefunden, ein Projekt, das sich durch die Anwendung der Mittel von<br />

Beleuchtung, Ton, Drehbuch, Miniaturmodellen und Automatisierung an den Grenzen von Kino, bildender Kunst<br />

und Musik bewegt.<br />

Für diese zweite Fassung haben wir eine außenstehende Person, die dafür geeignet ist sich des ursprünglichen<br />

Konzepts anzunehmen, damit betraut innerhalb des bereits existenten, szenischen Rahmens eine neue<br />

Geschichte zu erzählen."<br />

Eine dritte Fassung von L`Immeuble, die Zusammenarbeit einer Genfer Grundschulklasse mit den Autoren des<br />

Werks wird im Rahmen des <strong>Festival</strong>s präsentiert werden. Diese dritte Version ist vom "Departement de<br />

l´Instruction Publique de l´Etat de Genève" unterstützt.<br />

PHANTOM RADIO<br />

Brandon LaBelle<br />

siehe Seite 31<br />

LA MUSIQUE DES MEMOIRES<br />

34


Claire Renard et Esa Vesmanen<br />

Eine Tonbandkomposition, in der vielfältige Fragmente des Lebens aus kurzen musikalischen<br />

Sequenzen zusammengestellt sind und in der spontan gesammelte Materialien wie Instrumente benutzt<br />

werden.<br />

"Am Anfang war diese Suche nach der klanglichen Identität eines Ortes, einer Stadt - in diesem Fall die<br />

drei Hauptstädte an den äußersten Grenzen Europas: Athen, Helsinki und Lissabon - und ihrer<br />

Besonderheit in der Erinnerung derer, die dort leben. Es gab diese Lust sich als Fremde von den<br />

Eigenheiten des Klangs und der Sprache dieser drei paradoxen Städte einnehmen zu lassen. Und im Lauf<br />

der Tage, der Strassen, Begegnungen und Stimmen ist diese Befragung des Anderen zur eigenen<br />

Erfahrung, zu einer persönlichen Erinnerung geworden.<br />

Durch das Gehen, Gehen und nochmals Gehen, immer noch mehr hören, Geräusche, Klänge, Räume,<br />

Musiken, und vor allem diese fremden Sätze, auf griechisch, finnisch, portugiesisch, durch die<br />

Akkumulation dieser ganzen Empfindungen zwischen Klang und Bedeutung, hat sich nach und nach zur<br />

gleichen Zeit eine Erinnerung und ein Bewusstsein über den Prozess des Werks entwickelt.<br />

So wurde die Kreation von La musique des mémoires (Die Musik der Erinnerungen) möglich, ein musikalisches<br />

Triptychon, das die Plastizität des Klangs und der Zeit, von Stimmen und Räumen und ihren verschiedenen<br />

Resonanzen vernehmen lässt, eingefangen durch das Tonbandgerät, vom Körper gehört und<br />

gereift durch die Erinnerung." - Claire Renard<br />

Die mit Kopfhörern ausgestatteten "Musik-Kioske" empfangen den Besucher mit einer Intimität des Hörens,<br />

die mit der Empfindung des durchquerten Raumes kontrastiert. Sie laden ihn dazu ein einen Weg mit einem<br />

eigenen Rhythmus zu finden und auf dieser komparativen Reise die Seinszustände in der einer jeden Stadt<br />

eigenen Zeit zu entdecken.<br />

Die komponierten Fragmente von Erinnerungen, bei Bewohnern gesammelt, Geräusche und<br />

Klangatmosphären, musikalische Ausschnitte, hervorgerufen durch Erinnerungen, erlauben jedem Zuhörer<br />

ein Echo von sich selbst und eine Auslösung persönlicher Empfindungen wahrzunehmen.<br />

35


Igor Ballereau<br />

Igor Ballereau wurde 1969 geboren.<br />

Nach dem Studium der<br />

Kommunikations- und<br />

Sprachwissenschaften und verschiedenen<br />

Aktivitäten in den<br />

Bereichen von Theater und Kino<br />

fängt er 1992 als Autodidakt an<br />

zu komponieren. Im gleichen<br />

Jahr begegnet er Pascal Dusapin<br />

mit dem sich eine herzliche<br />

Verbindung entwickelt und der<br />

ihm dabei hilft seine<br />

Kompositionsarbeit zu organisieren.<br />

Im Jahre 1996 wurde sein<br />

erstes Werk, Deux nus froissés,<br />

in Paris uraufgeführt. Seitdem<br />

wurden verschiedene<br />

Kammermusik-Stücke von<br />

Accroche-note, Le Banquet,<br />

Insieme oder dem Stak Ensemble<br />

im Rahmen von Veranstaltungen<br />

wie dem Musica <strong>Festival</strong> oder bei<br />

Présences 98 von Radio-France<br />

gespielt. Einige Werke : Pon<br />

Pocket Songs (1997) für<br />

Soprano, Klarinette und Cello,<br />

Juruparis (1997) für<br />

Mezzosoprano, Vibraphon und<br />

zwei Klarinetten, Schizo-<br />

Maschine (1997) für Ensemble.<br />

Seit Lettres à des amies enfants<br />

(2001) erforscht Igor Ballereau<br />

fast auschliesslich die<br />

Möglichkeiten der begleiteten<br />

Stimme. 2003-2004 war er<br />

Stipendiat der Villa Medici in<br />

Rom. Er lebt in Paris.<br />

Pierre Boulez<br />

Pierre Boulez wurde 1925 in<br />

Montbrison (Loire) geboren.<br />

Nach dem Besuch der Klasse für<br />

Mathématiques spéciales in Lyon<br />

wandte er sich ab 1942 endgültig<br />

der Musik zu und ließ sich in<br />

Paris nieder, wo er am<br />

Conservatoire in Olivier<br />

Messiaens Klasse für<br />

Harmonielehre eintrat. Es folgten<br />

Studien des Kontrapunktes<br />

bei Andrée Vaurabourg-<br />

Honegger, der Analyse und<br />

Komposition bei Olivier Messiaen<br />

und der Zwölftontechnik bei René<br />

Leibowitz.<br />

1946 wurde Pierre Boulez zum<br />

Leiter der Bühnenmusik bei der<br />

Compagnie Renaud-Barrault<br />

ernannt. 1969 dirigierte er zum<br />

ersten Mal das New Yorker<br />

Philharmoniker Orchester und<br />

wird 1971 Chefdirigent des<br />

Orchesters. Im gleichen Jahr<br />

wurde er für vier Jahre zum<br />

Chefdirigenten des BBC<br />

Symphony Orchestra in London<br />

ernannt.<br />

Auf Einladung von Präsident<br />

George Pompidou gründete und<br />

leitete Pierre Boulez das IRCAM<br />

(Institut de recherche et coordination<br />

acoustique/musique), das<br />

im Herbst 1977 seine Pforten<br />

öffnete. Zu den Hauptwerken, die<br />

im Laufe der Jahre am IRCAM<br />

zur Aufführung kamen, gehören<br />

u.a. Répons (1981-86) für sechs<br />

Solisten, Ensembles und<br />

Computer, Dialogue de l'ombre<br />

double (1985) für Klarinette,<br />

Tonband und<br />

Raumklangdispositiv, ...explosante/fixe...für<br />

Flöte, Ensemble und<br />

Computer (1991-93) und<br />

Anthèmes 2 für Midifizierte<br />

Violine und Computer (1997).<br />

Ende 1991 legte Pierre Boulez<br />

seine Funktion als Direktor des<br />

IRCAM nieder. Er widmet sich<br />

seither ausschließlich der<br />

Komposition und seiner<br />

Dirigiertätigkeit, die ihn zu den<br />

berühmten Festspielen (Salzburg,<br />

Luzern, Aix-en-Provence...) und<br />

an die Spitze der führenden<br />

Orchester der Welt (Berlin,<br />

Chicago, Cleveland, London,<br />

Wien...) geführt hat.<br />

Collegium Novum<br />

Das 1993 gegründete Ensemble<br />

Collegium Novum Zürich macht<br />

sich zum Ziel, die Musik der<br />

Gegenwart in hochstehenden<br />

Interpretationen auf dem<br />

Konzertpodium zu vertreten.<br />

Wichtig ist ihm dabei die enge<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Komponistinnen und<br />

Komponisten. Als mobiles<br />

Ensemble kann es flexibel auf<br />

verschiedene Besetzungen zurückgreifen,<br />

vom Solo bis zu einer<br />

Ensemblegröße von rund zwanzig<br />

Mitwirkenden. Die Mitglieder des<br />

Ensembles können auch solistische<br />

Aufgaben übernehmen.<br />

Das Collegium Novum Zürich<br />

unterhält in Zusammenarbeit mit<br />

anderen Institutionen einen eigenen<br />

Konzertzyklus in Zürich.<br />

Nach Zyklen zu den Komponisten<br />

Hans Werner Henze, Mauricio<br />

Kagel, Arvo Pärt und Sofia<br />

Gubaidulina gestaltete es<br />

Konzertreihen zu österreichischer<br />

und italienischer Musik, zur<br />

musikalischen Hölderlin-<br />

Rezeption im 20. Jahrhundert,<br />

zum Zusammenhang von Auge<br />

und Ohr, zu musikalischen<br />

Recycling-Prozessen und zu<br />

Musik und Theater. Zahlreiche<br />

Werke präsentierte es in<br />

Uraufführungen, so von Beat<br />

Furrer, Georg Friedrich Haas,<br />

Hans Werner Henze, Klaus<br />

Huber, Michael Jarrell, Mischa<br />

Käser, Christoph Neidhöfer,<br />

Helmut Oehring, Annette<br />

Schmucki, Nadir Vassena. Es<br />

spielte unter der Leitung von<br />

Pierre Boulez, Beat Furrer,<br />

Howard Griffiths, Peter Hirsch,<br />

Heinz Holliger, Mauricio Kagel,<br />

Johannes Kalitzke, u.a.<br />

Neben dem eigenen Konzertzyklus<br />

in Zürich tritt es häufig auch auf<br />

dem internationalen Podium in<br />

Erscheinung. Es wurde zum<br />

Luzerner <strong>Festival</strong>, den<br />

Salzburger Festspiele, den<br />

Wittener Tagen für Neue<br />

Kammermusik, zu Wien modern<br />

und dem <strong>Festival</strong> Ultraschall<br />

Berlin, den Tagen für neue Musik<br />

Zürich, zum <strong>Festival</strong> Ars Musica<br />

Brüssel, den Schwetzinger<br />

Festspielen u.a. eingeladen.<br />

Ensemble Contrechamps<br />

Das im Jahre 1980 gegründete<br />

Ensemble Contrechamps hat sich<br />

zur Aufgabe gemacht die Musik<br />

des 20. Jahrhunderts aufzuführen<br />

und die Entstehung neuer Werke<br />

zu fördern. Seine Grundbesetzung<br />

besteht aus sechs Musikern, die<br />

sich aber bis zu 25 Ausführenden<br />

erweitern kann. Das Ensemble ist<br />

regelmäßig bei internationalen<br />

Festspielen zu Gast und geht<br />

jedes Jahr auf Tournee (Europa,<br />

Japan, Asien, Lateinamerika). Es<br />

hat mit musikalischen<br />

Persönlichkeiten wie Heinz<br />

Holliger, Brian Ferneyhough,<br />

George Benjamin, Emilio<br />

Pomàrico, Pierre-Laurent<br />

Aimard, Franco Donatoni, Elliott<br />

Carter, Klaus Huber, Michael<br />

Jarrell, Arturo Tamayo, Giorgio<br />

Bernasconi, Peter Eötvös, Irvine<br />

Arditti sowie Claude Helfer<br />

zusammengearbeitet.<br />

Contrechamps beauftragte zahlreiche<br />

Werke, die das Ensemble<br />

auch uraufgeführt und aufgenommen<br />

hat. Die künstlerische<br />

Leitung des Ensemble und des<br />

Bücherverlags Editions<br />

Contrechamps nimmt der<br />

Musikwissenschaftler Philippe<br />

Albèra ein.<br />

Roberto Gerhard<br />

Roberto Gerhard wurde am 25.<br />

September 1896 in Valls<br />

(Spanien) geboren. 1915 begann<br />

er das Klavierstudium bei<br />

Enrique Granados, dem damals<br />

bekanntesten spanische Musiker,<br />

und Kompositionsstudien bei<br />

Felipe Pedrell (Lehrer Manuel de<br />

Fallas, Granados und Isaac<br />

Albeniz).<br />

Nach dem Tod Pedrells 1923<br />

erfolgte die Kontaktaufnahme mit<br />

Schönberg in Wien. Er wurde<br />

Privatschüler und folgte<br />

Schönberg nach Berlin, wo er in<br />

die Meisterklasse eintrat. 1929<br />

kehrte Gerhard nach Spanien<br />

zurück und wurde Musikprofessor<br />

in Barcelona. 1932 - 1938 war<br />

er Leiter der Musikabteilung der<br />

katalanischen Bibliothek und<br />

Herausgeber katalanischer Musik<br />

des 18. Jahrhunderts. Aufgrund<br />

des spanischen Bürgerkriegs emigrierte<br />

Gerhard nach Paris, zog<br />

jedoch bald weiter nach England,<br />

wo er 1939 ein<br />

Forschungsstipendium von<br />

Cambridge erhielt. In England<br />

36


hatte er als Komponist große<br />

Erfolge und die Tätigkeit in<br />

Cambridge wird nur durch<br />

Gastvorträge an der University of<br />

Michigan (1960) und am<br />

Berkshire Music Center<br />

Tanglewood (1961) unterbrochen.<br />

Gerhard starb am 05. Januar<br />

1970 in Cambridge.<br />

Gérard Grisey<br />

Gerard Grisey wurde am 17. Juni<br />

1946 in Belfort geboren und<br />

starb am 11. November 1998 in<br />

Paris. Seine musikalische<br />

Ausbildung erhielt er zwischen<br />

1963 und 1965 zunächst am<br />

Konservatorium in Trossingen<br />

(Deutschland), dann von 1965 bis<br />

1972 am Conservatoire National<br />

Supérieur de Musique in Paris,<br />

wo er von 1968 bis 1972 bei<br />

Olivier Messiaen Komposition<br />

studierte. Daneben führten ihn<br />

weitere Studien zu Henri<br />

Dutilleux (Paris 1968, an der<br />

Ecole Normale Supérieur de<br />

Musique) sowie zu Karlheinz<br />

Stockhausen, György Ligeti und<br />

Iannis Xenakis (Darmstadt<br />

1972). Elektroakustische und<br />

akustische Studien folgten bei<br />

Jean-Etienne Marie (1969) und<br />

bei Emile Leip an der Faculté des<br />

sciences de Paris (1974). Er war<br />

Stipendiat der Villa Medici in<br />

Rom (1972-74), am IRCAM in<br />

Paris (1980) und danach beim<br />

DAAD in Berlin. Gérard Grisey<br />

war Mitbegründer des Ensemble<br />

Itinéraire und unterrichtete an<br />

den Darmstädter Ferienkursen, in<br />

Freiburg, am IRCAM, an der<br />

Scuoa Civica in Mailand sowie an<br />

mehreren amerikanischen<br />

Universitäten. Von 1982 bis<br />

1986 wirkte er als Professor für<br />

Komposition an der Berkeley<br />

University in Kalifornien und<br />

anschließend (bis zu seinem Tod)<br />

am Conservatoire National<br />

Supérieur in Paris. Grisey gehört<br />

zu den Begründern der spektralen<br />

Musik. Er erhielt weltweit<br />

Aufträge von bekannten<br />

Institutionen und seine Werke<br />

erfuhren schon zu Lebzeiten<br />

insbesondere in Europa und<br />

Amerika große Verbreitung.<br />

Fritz Hauser<br />

Fritz Hauser, geboren 1953 in<br />

Basel, hat seine Klangsprache<br />

auf verschiedenste Weisen entwickelt.<br />

Mit Solokonzerten, in<br />

zahlreichen Klein- und<br />

Großformationen, in medienübergreifenden<br />

Projekten (Theater /<br />

Tanz / Film / Radio / Literatur /<br />

Bildende Kunst / Architektur)<br />

und mit diversen Tonaufnahmen<br />

hat er zur Entwicklung des<br />

Schlagzeuges vom Rhythmusgerät<br />

zum Instrument beigetragen.<br />

Seine Konzertreisen haben ihn<br />

durch ganz Europa, nach<br />

Kanada, in die USA, in die GUS,<br />

nach Russland, nach China, in<br />

den Nahen Osten, nach Australien<br />

und nach Japan geführt.<br />

Fritz Hauser hat die Werke<br />

unterschiedlichster<br />

Komponistinnen und Komponisten<br />

zur Uraufführung gebracht.<br />

Darunter zahlreiche Stücke für<br />

Schlagzeug solo ( u. a. von John<br />

Cage, Pauline Oliveros, Rob<br />

Kloet, Bun Ching Lam, Joey<br />

Baron, Stephan Grieder, Pierre<br />

Favre ...) Auf dem Gebiet der<br />

improvisierten Musik hat er mit<br />

zahlreichen Musikerinnen und<br />

Musikern zusammen gearbeitet:<br />

Urs Leimgruber, Joelle Leandre,<br />

Marilyn Crispell, Christy Doran,<br />

Lauren Newton... Im Bereich<br />

Perkussion spielt er regelmässig<br />

mit dem Quartett (Pierre Favre,<br />

Fritz Hauser, Daniel Humair,<br />

Fredy Studer) und seit dem<br />

Stockholm International<br />

Percussion Event 1998 kollaboriert<br />

er mit verschiedenen<br />

Perkussionssolisten und<br />

Ensembles auf der ganzen Welt:<br />

Kroumata, Steven Schick, Keiko<br />

Abe, Synergy Percussion,<br />

Amsterdam Percussion Group,<br />

Nexus, Jean Geoffroy ...<br />

Michael Jarrell<br />

Michael Jarrell wurde 1958 in<br />

Genf geboren, wo er bei Eric<br />

Gaudibert am Konservatorium<br />

Komposition studierte; gleichzeitig<br />

besuchte er eine Reihe von<br />

Sommerkursen in den USA, u.a.<br />

in Tanglewood 1979. Er beendete<br />

seine Ausbildung in Freiburg im<br />

Breisgau bei Klaus Huber. 1982<br />

gewann er seine ersten Preise für<br />

Komposition; zahlreiche weitere<br />

folgten. 1986 bis 1988 residierte<br />

er an der Cité des Arts in Paris<br />

und nahm an den<br />

Computermusikkursen des Ircam<br />

teil. Seine nächsten Stationen<br />

waren die Villa Medici, der Sitz<br />

der Académie de France in Rom,<br />

das Istituto Svizzero in Rom und<br />

eine Stelle als Composer-in-residence<br />

beim Orchestre de Lyon<br />

(1991-93).1993 war er Professor<br />

für Komposition an der<br />

Hochschule für Musik in Wien<br />

und 1996 zusammen mit Beat<br />

Furrer Composer-in-residence am<br />

Luzerner <strong>Festival</strong>. Im Jahr 2000<br />

wurde ihm das Musica Nova<br />

Helsinki <strong>Festival</strong> gewidmet und<br />

2001 wurde er mit dem Orden<br />

des "Chevalier des Arts et des<br />

Lettres" ausgezeichnet.<br />

Johannes Kalitzke<br />

Johannes Kalitzke wurde 1959 in<br />

Köln geboren und studierte dort<br />

von 1974 bis 1976<br />

Kirchenmusik. Nach dem Abitur<br />

folgte das Studium an der Kölner<br />

Musikhochschule - Klavier bei<br />

Aloys Kontarsky, Dirigieren bei<br />

Wolfgang von der Nahmer und<br />

Komposition bei York Höller. Ein<br />

Stipendium der Studienstiftung<br />

des Deutschen Volkes ermöglichte<br />

ihm einen Studienaufenthalt in<br />

Paris am Forschungszentrum<br />

IRCAM, wo er Schüler von Vinko<br />

Globokar und in Köln von Hans<br />

Ulrich Humpert (elektronische<br />

Musik) war. Sein erstes<br />

Engagement führte Johannes<br />

Kalitzke 1984 an das<br />

Gelsenkirchener Musiktheater im<br />

Revier, an dem er in den Jahren<br />

1988 bis 1990 Chefdirigent war.<br />

Darüber hinaus übernahm er dort<br />

1986 die Leitung des Forums für<br />

Neue Musik in der Nachfolge von<br />

Carla Henius. 1991 wurde er<br />

Künstlerischer Leiter und<br />

Dirigent der Musikfabrik, des<br />

Landesensembles von Nordrhein-<br />

Westfalen. Seitdem ist er regelmäßig<br />

als Gastdirigent u.a. beim<br />

Klangforum Wien, bei den<br />

Salzburger Festspielen, den<br />

Wiener Festwochen, der<br />

Münchener Biennale, den<br />

Dresdner Festspielen und bei den<br />

Sinfonieorchestern des NDR,<br />

SDR, MDR. Tourneen nach<br />

Russland, Japan und Amerika<br />

sowie zahlreiche CD-Aufnahmen<br />

ergänzen seine Tätigkeit als<br />

Interpret klassischer und zeitgenössischer<br />

Musik. Als Komponist<br />

erhielt Kalitzke zahlreiche<br />

Auszeichnungen.<br />

György Kurtág<br />

György Kurtág, geboren 1926 in<br />

Rumänien, studiert von 1940 an<br />

Klavier bei Magda Kardos und<br />

Komposition bei Max Eisikovits.<br />

1946 beginnt er an der<br />

Musikakademie Budapest<br />

Komposition bei Sandor Veress<br />

und Ferenc Farkas, Klavier bei<br />

Pal Kadora und Kammermusik<br />

bei Leo Weiner zu studieren.<br />

1957/58 hält er sich als Schüler<br />

von Marianne Stein in Paris auf<br />

und besucht Kurse bei Olivier<br />

Messiaen und Darius Milhaud.<br />

Diese Einflüsse, zu denen sich die<br />

von Pierre Boulez dirigierten<br />

Konzerte der Domaine Musical<br />

hinzufügen, lassen ihn mit den<br />

Techniken der Wiener Schule<br />

(Arnold Schönberg, Anton<br />

Webern) wie auch mit denen der<br />

"Gruppen" von Karlheinz<br />

Stockhausen vertraut werden.<br />

Seine Auffassung von<br />

Komposition wird so durch den<br />

Parisaufenthalt in entscheidender<br />

Weise geprägt. Die erste<br />

37


Komposition, die er nach der<br />

Rückkehr nach Budapest<br />

schreibt, ein Streichquartett,<br />

wird als sein Opus No. 1 bezeichnet.Von<br />

1967 bis zu seiner<br />

Pensionierung im Jahre 1986 ist<br />

er an der Budapester Akademie<br />

als Professor für Klavier und<br />

Kammermusik beschäftigt und<br />

verfolgt bis heute seine pädagogische<br />

Tätigkeit. Das<br />

Wesentliche seines Werkes,<br />

welches an die 40 Werknummern<br />

umfasst, widmet sich der kleinen<br />

Form und dabei im Besonderen<br />

der Stimme, in der er ein<br />

Instrument der neuen<br />

Möglichkeiten sieht, die über<br />

deren gewohnte erzählerische<br />

Rolle und den Einsatz in der Oper<br />

hinausgehen.<br />

Hanspeter Kyburz<br />

Hanspeter Kyburz wurde 1960 in<br />

Lagos/Nigeria als Sohn<br />

Schweizer Eltern geboren. 1980<br />

begann er sein<br />

Kompositionsstudium zunächst in<br />

Graz bei A. Dobrowolsky und<br />

Gösta Neuwirth, von 1982 bis<br />

1990 bei Gösta Neuwirth und<br />

Frank Michael Beyer an der<br />

Universität der Künste in Berlin<br />

und anschließend bei Hans<br />

Zender in Frankfurt. 1990<br />

erhielt er den Boris Blacher<br />

Preis, wurde 1990/91 Stipendiat<br />

der Cité des Arts in Paris und<br />

begann seine Mitarbeit bei den<br />

Insel-Musik-Konzerten in Berlin.<br />

Sein Studium der<br />

Musikwissenschaft sowie der<br />

Philosophie und Kunstgeschichte<br />

schloss Hanspeter Kyburz 1991<br />

mit Erlangung des Magistertitels<br />

ab. 1994 erhielt er den<br />

Schneider-Schott-Preis und 1996<br />

den Förderpreis der Akademie<br />

der Künste Berlin. An elektronischen<br />

Studios in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz hielt<br />

Hanspeter Kyburz Vorträge. Als<br />

Komponist ist er durch<br />

Aufführungen u.a. bei der<br />

Berliner Biennale, den Wiener<br />

Festwochen, den Wittener Tagen<br />

für Neue Kammermusik und in<br />

Donaueschingen bekannt geworden.<br />

Seine Arbeiten wurden von<br />

international renommierten<br />

Ensembles wie Klangforum Wien,<br />

Ensemble Contrechamps Genf,<br />

Ensemble Intercontemporain<br />

Paris, Musikfabrik Nordrhein<br />

Westfalen, Ensemble Modern,<br />

Ensemble für Neue Musik Zürich,<br />

Ensemble UnitedBerlin,<br />

Camerata Quartett Warschau und<br />

Ensemble Recherche Freiburg<br />

aufgeführt. Hanspeter Kyburz<br />

schrieb Auftragswerke für das<br />

Ensemble Intercontemporain<br />

Paris. Weitere Aufträge wurden<br />

vom Südwestfunk Baden-Baden,<br />

vom Konservatorium Basel und<br />

dem Steirischen Herbst, von dem<br />

Schleswig-Holstein-<strong>Festival</strong>, dem<br />

Sender Freies Berlin und dem<br />

Süddeutschen Rundfunk erteilt.<br />

Seit 1997 ist Hanspeter Kyburz<br />

Professor für Komposition an der<br />

Hochschule für Musik "Hanns<br />

Eisler" Berlin.<br />

György Ligeti<br />

György Ligeti wurde am<br />

28.5.1923 in Transsylvanien<br />

geboren. Von 1941 bis 1943<br />

studierte er bei Ferenc Farkas<br />

am Konservatorium in<br />

Klausenburg, von 1945 bis 1949<br />

an der Franz-Liszt-Akademie in<br />

Budapest bei Ferenc Farkas,<br />

Sándor Veress, Pál Járdányi und<br />

Lajos Bárdos. Schon bald<br />

entwickelte er die<br />

Mikropolyphonie, die später zu<br />

einem seiner wichtigsten<br />

Stilmerkmale werden sollte.<br />

Nach dem Ungarnaufstand verließ<br />

er im Dezember 1956 sein<br />

Heimatland aus künstlerischen<br />

und politischen Gründen.<br />

Während der Zeit als freier<br />

Mitarbeiter im Studio für elektronische<br />

Musik des WDR Köln<br />

(1957-58) setzte er sich intensiv<br />

mit der Musik von Karlheinz<br />

Stockhausen, Mauricio Kagel und<br />

Pierre Boulez auseinander, was<br />

sich musikalisch in seinem Werk<br />

Artikulation niederschlägt.<br />

Dieses Stück sowie das 1961 entstandene<br />

Atmosphères für großes<br />

Orchester machten den Namen<br />

György Ligeti in der westlichen<br />

Musikwelt mit einem Schlag<br />

bekannt. Seine lange<br />

Lehrtätigkeit im In- und Ausland<br />

führte ihn zuletzt von 1973-89<br />

als Professor für Komposition an<br />

die Hamburger Musikhochschule.<br />

Zahlreiche Preise und Ehrungen<br />

beweisen die hohe<br />

Wertschätzung, die dem Werk<br />

György Ligetis und ihm selbst als<br />

Lehrer und Mentor einer ganzen<br />

Komponistengeneration zuteil<br />

werden. 2001 erhielt er für sein<br />

Lebenswerk den Kyoto-Preis für<br />

Kunst und Wissenschaft. Vom<br />

Senat der Stadt Hamburg erhielt<br />

Ligeti zu seinem 80. Geburtstag<br />

die Medaille für Kunst und<br />

Wissenschaft, die Stadt<br />

Frankfurt verlieh ihm am 13.<br />

September 2003 den Theodor W.<br />

Adorno-Preis. Im Jahr 2004<br />

erhielt er den Polar-Musikpreis<br />

der Königlichen Musikakademie<br />

Schweden, die Goldmedaille der<br />

Royal Philharmonic Society und<br />

für sein Lebenswerk den ECHO<br />

KLASSIK 2004. György Ligeti<br />

lebt und arbeitet in Hamburg und<br />

Wien.<br />

Luc Martinez<br />

Der Komponist, Multimedia- und<br />

Klangkonzeptkünstler Luc<br />

Martinez unterrichtet Klang-<br />

Design an der Universität von<br />

Nizza. Von 1989 bis 1999 war er<br />

Mitdirektor des Studios Cirm<br />

(Centre National de Création<br />

Musicale). Seit 1990 hat er mehrere<br />

interaktive Systeme für<br />

Museen entwickelt, die sowohl in<br />

permanenten Ausstellungen als<br />

auch in Klanginstallationen zur<br />

Anwendung kamen. Er realisierte<br />

Internet-Konzerte bei denen die<br />

voneinander örtlich getrennten<br />

Musiker durch<br />

Breitbandverbindungen vernetzt<br />

miteinander spielten und Tonund<br />

Bilddaten zwischen den USA,<br />

der Schweiz, Südafrika, Senegal,<br />

England und Quebec übertragen<br />

wurden. Vor kurzem hat er ein<br />

neues, ausschließlich dem Klang-<br />

Design gewidmetes<br />

Forschungsstudio aufgebaut.<br />

Olga Neuwirth<br />

geboren 1968 in Graz, hatte<br />

bereits ab dem siebten<br />

Lebensjahr Trompetenunterricht.<br />

1987-93 studierte sie an der<br />

Hochschule für Musik und<br />

Darstellende Kunst in Wien<br />

Komposition bei Erich Urbanner<br />

sowie elektroakustische Musik.<br />

Von 1985-86 Studium am<br />

Conservatory of Music, San<br />

Francisco (Komposition und<br />

Theorie bei Elinor Armer) sowie<br />

am Art College, San Francisco<br />

(Malerei und Film).<br />

Olga Neuwirth erhielt wesentliche<br />

Anregungen durch die<br />

Begegnungen mit Adriana<br />

Hölzky, Tristan Murail und Luigi<br />

Nono. 1993/94 Studium bei<br />

Tristan Murail; Teilnahme am<br />

Stage d'informatique musicale<br />

des Ircam, Paris. 1994 Mitglied<br />

des Komponistenforums der<br />

Darmstädter Ferienkurse; 1996<br />

Gast des DAAD in Berlin. Im<br />

Rahmen der Reihe "Next<br />

Generation" wurde Olga Neuwirth<br />

1998 mit zwei Porträtkonzerten<br />

bei den Salzburger Festspielen<br />

vorgestellt.<br />

1999 Förderpreis der Ernst von<br />

Siemens-Stiftung, München;<br />

Hindemith-Preis des Schleswig-<br />

Holstein-Musik-<strong>Festival</strong>s; 1999-<br />

2000 erfolgreiche Uraufführung<br />

des ersten abendfüllenden Werkes<br />

Bählamms Fest bei den Wiener<br />

Festwochen 1999; sie erhielt für<br />

dieses Werk den Ernst Krenek-<br />

Preis. Ihr für Pierre Boulez und<br />

das London Symphony Orchestra<br />

geschriebenes Werk<br />

Clinamen/Nodus war nach der<br />

Londoner Uraufführung im März<br />

2000 auf einer weltweiten<br />

Tournee zu hören.<br />

38


Claire Renard<br />

Claire Renard studierte 1973 bei<br />

Pierre Schaeffer am<br />

Nationalkonservatorium der<br />

Musik in Paris elektroakustische<br />

Musik. Als Komponistin<br />

beschäftigt sie sich mit akustischen<br />

Wahrnehmungsweisen und<br />

schlägt erneuernde Formen vor.<br />

Sie ist Autorin von musikalischen<br />

Aufführungen,<br />

Klanginstallationen und<br />

Ausstellungen, die in<br />

Zusammenarbeit mit bildenden<br />

Künstlern in Frankreich und im<br />

Ausland stattfanden.<br />

Gleichzeitig sammelte sie in<br />

unterschiedlichen Strukturen<br />

(GRM, CERM-Metz; Ircam,<br />

Centre Pompidou) ihre<br />

Erfahrungen in der musikalischen<br />

Ausbildung. Bezüglich letzterer<br />

veröffentlichte sie Le geste musical<br />

(Die musikalische Geste) und<br />

Le temps de l'espace (Die Zeit<br />

des Raumes). Darüber hinaus hat<br />

sie für Tanz-, Theater- und Kino-<br />

Projekten gearbeitet (Catherine<br />

Dasté, Stéphanie Aubin, Gustavo<br />

Frigerio, Jacques Kébadian).<br />

1990 erhielt sie den Preis Extra<br />

Muros der Villa Medici und im<br />

gleichen Jahr den Preis der<br />

Stiftung Beaumarchais für den<br />

audiovisuellen Bereich, der ihr<br />

dann im Jahr 2002 für die<br />

lyrische Sparte verliehen wurde.<br />

Christoph Delz-Stiftung in Basel<br />

1999. 2000 war er Stipendiat<br />

der Stiftung Schloss-Solitude in<br />

Stuttgart und 2002 von der<br />

Künstlerresidenz<br />

Denkmalschmiede<br />

Höfgen/Margarethenstiftung.<br />

Dieses Jahr ist Nadir Vassena<br />

Mitglied des Schweizer Institutes<br />

in Rom.<br />

Esa Versmanen<br />

Esa Vesmanen hat<br />

Innenarchitektur in Paris (Ecole<br />

Nationale Superieure de Creation<br />

Industrielle) und in Helsinki<br />

(University of Art and Design,<br />

Future Home Institute) studiert.<br />

Er arbeitet als Innenarchitekt für<br />

zahlreiche Kunstzentren und<br />

entwickelt parallel dazu seine<br />

eigene künstlerische Arbeit, die<br />

er seit 1993 ausstellt.<br />

Wenn auch das Licht als das zentrale<br />

Element der Installationen<br />

von Vesmanen erscheint, gewinnt<br />

die Dimension des Klangs<br />

zunehmend an Wichtigkeit wie es<br />

seine Zusammenarbeit mit<br />

Musikerinnen beweist ( Ballroom,<br />

Installation zusammen mit Kaija<br />

Saariaho und Hilda Kozàry, 1997<br />

und I remember mit Claire<br />

Renard, 1999).<br />

und Solokonzerte), seine berühmte<br />

Oper Die Soldaten und andere<br />

Vokalwerke, Kammermusik,<br />

Sololiteratur sowie elektronische<br />

Musik. Weltweiten Erfolg errang<br />

Zimmermann erst posthum mit<br />

seiner Oper Die Soldaten (nach<br />

Reinhold Michael Lenz), uraufgeführt<br />

1965 in Köln, zuvor vom<br />

damaligen Kölner Opernchef<br />

Wolfgang Sawallisch als unspielbar<br />

abgelehnt, später an fast<br />

allen wichtigen Opernhäusern in<br />

der Welt aufgeführt. Ein weiteres<br />

weltweit bekanntes Werk ist das<br />

Requiem für einen jungen Dichter<br />

(1969 durch den WDR Köln<br />

uraufgeführt). Obwohl die Anzahl<br />

seiner Kompositionen überschaubar<br />

ist, hat sich Zimmermann mit<br />

seinem Schaffen eine<br />

Schlüsselposition in der<br />

Geschichte der deutschen<br />

Nachkriegs-Musik gesichert. Er<br />

absorbierte nicht nur die serielle<br />

Musik und die Strenge der<br />

Darmstädter Avantgarde, sondern<br />

kombinierte diese Einflüsse auch<br />

in einzigartiger Weise mit Jazz-<br />

Elementen und Zitaten historischer<br />

Komponisten - und zwar in<br />

einer Manier, die auf verblüffende<br />

Art und Weise Idee und<br />

Technik der Postmoderne vorwegnimmt.<br />

Am 10.8.1970 schied<br />

Zimmermann freiwillig aus dem<br />

Leben.<br />

Annette Schmucki<br />

Annette Schmucki wurde 1968 in<br />

Zürich geboren. Von 1989 bis<br />

1993 studierte sie Gitarre. Es<br />

folgte von 1994 bis 1997 ein<br />

Kompositionsstudium bei<br />

Cornelius Schwehr und Mathias<br />

Spahlinger in Freiburg<br />

(Deutschland). Annette Schmucki<br />

ist Mitglied der AG<br />

Fabrikkomposition der Roten<br />

Fabrik Zürich und des Archivs<br />

Sehnsucht.<br />

Nadir Vassena<br />

Geboren 1970 in Balerna (CH),<br />

studierte Nadir Vassena<br />

Komposition bei Bruno Zanolini<br />

und Alessandro Solbiati in<br />

Mailand und in Freiburg im<br />

Breisgau bei Johannes<br />

Schöllhorn. 1993 Teilnahme an<br />

Kompositionskursen von Brian<br />

Ferneyhough in Royaumont.<br />

Einladungen von wichtigen internationalen<br />

<strong>Festival</strong>s; zahlreiche<br />

Preise u.a. beim WDR-<br />

Wettbewerb in Köln 1992, vom<br />

Institut für Neue Musik der<br />

Hochschule der Künste in Berlin<br />

1994 (Erster Preis ex aequo),<br />

beim Mozart-Wettbewerb in<br />

Salzburg 1997, von der<br />

Bernd Alois Zimmermann<br />

Bernd Alois Zimmermann wurde<br />

am 20.3.1918 in Bliesheim bei<br />

Köln geboren. Nach 1937 studierte<br />

er an der Hochschule für<br />

Musik in Köln Schulmusik,<br />

Musikwissenschaft und<br />

Komposition bei Heinrich<br />

Lemacher und Philipp Jarnach.<br />

Ende der 40er Jahre veröffentlichte<br />

Zimmermann seine ersten<br />

Kompositionen. Bei den<br />

Darmstädter Ferienkursen informierte<br />

er sich schon früh über<br />

den neuesten Stand der<br />

Kompositionstechnik. Seinen<br />

Lebensunterhalt bestritt er im<br />

Wesentlichen durch<br />

Arrangements und zahlreiche<br />

Bühnen- Hörspiel- und<br />

Filmmusiken. 1957 wurde er als<br />

Nachfolger von Frank Martin<br />

zum Kompositionslehrer an die<br />

Kölner Musikhochschule berufen.<br />

Zimmermann war Stipendiat der<br />

Villa Massimo in Rom (1957 und<br />

1963), erhielt 1960 den Großen<br />

Kunstpreis von Nordrhein-<br />

Westfalen, wurde 1965 zum<br />

Mitglied der Berliner Akademie<br />

der Künste ernannt und im Jahr<br />

1966 mit dem Kunstpreis der<br />

Stadt Köln ausgezeichnet.<br />

Sein Werk umfasst<br />

Kompositionen für Orchester<br />

(u.a. eine Sinfonie, Ballettmusik<br />

MEHR BIOGRAFIEN UND TEX-<br />

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WWW.ARCHIPEL.ORG<br />

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<strong>Festival</strong>s Team<br />

Kurator<br />

Produktion und Kommunikation<br />

Verwaltung<br />

Offentlichkeitsarbeit<br />

Regie<br />

Szenografie<br />

Salon d'écoute<br />

Urkundenmaterial<br />

an der Bar<br />

in der Küche<br />

Empfang<br />

Graphiker<br />

Programmtexte<br />

Bastien Gallet<br />

Anne Arvy<br />

Fanny Reymond-Robyr<br />

Yanouchka Wenger<br />

Angelo Bergomi, Jean-Baptiste Bosshard,<br />

Michel Guibentif, Laurent Junod<br />

Stéphanie Guibentif<br />

Thierry Simonot<br />

Manuel Schmalstieg<br />

Zum Krokodil<br />

Anto, Gégé und Olivier<br />

Eric Amoudru<br />

Eva Rittmeyer und Xavier Robel<br />

Bastien Gallet<br />

Vereinsvorsitzende<br />

Isabelle Mili<br />

<strong>Festival</strong> <strong>Archipel</strong><br />

8, rue de la Coulouvrenière<br />

1204 Genève<br />

T +41 22 329 24 22<br />

F +41 22 329 68 68<br />

festival@archipel.org<br />

www.archipel.org<br />

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Partners<br />

Zusammenarbeiter<br />

AMEG - Association pour la musique électroacoustique-Genève<br />

AMR - Genève<br />

Centre d’Art en l’Ile - Genève<br />

CIP - Centre international de percussion - Genève<br />

Collegium Novum Zürich<br />

Conservatoire de Musique de Genève<br />

Contrechamps - Genève<br />

E.S.B.A. - Genève<br />

Interprofession Suisse du vin<br />

Jeunesse + Musique - Zürich<br />

La Muse en Circuit - France<br />

Le Courrier<br />

Les Subsistances, Lyon - France<br />

Musica Nova Helsinki<br />

Musée d’art et d’histoire de Genève<br />

Radio Suisse Romande / Espace 2<br />

Unterstützer<br />

Ville de Genève - Département des affaires culturelles<br />

Département de l'Instruction publique de l'État de Genève<br />

Loterie de la Suisse Romande<br />

Pro-Helvetia, Fondation suisse pour la culture<br />

Fondation SUISA pour la Musique<br />

Fondation Nestlé pour l'art<br />

Pour-cent culturel Migros<br />

La division culturelle de la SACEM<br />

FESAM, Fonds Européen des Sociétés d’Auteurs pour la Musique<br />

SPEDIDAM<br />

Hôtel Cornavin****<br />

Hôtel Cristal***<br />

Hôtels Fassbind<br />

Tarif Jeunes - Subventionné par la Ville et par l'Etat de Genève<br />

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