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Basales Theater – Beschreibung einer "besonderen" Darstellungsform 9<br />
dermaßnahmen bestimmt ist. Individuelle Fähigkeiten, sich auszudrücken und aktiv<br />
auf die – dingliche wie soziale – Umwelt einzuwirken sowie Bedürfnisse nach enttherapeutisierten<br />
Freiräumen, innerhalb derer positives "Sich-Erleben" möglich ist,<br />
werden da<strong>bei</strong> häufig nicht erkannt und bleiben unberücksichtigt.<br />
Die Schwierigkeiten, die Bedürfnisse schwerstbehinderter Menschen nach adäquaten<br />
Erlebnismöglichkeiten bzw. ihre Fähigkeiten zur aktiven (Mit)Gestaltung kultureller<br />
Ereignisse zu erkennen und entsprechende Angebote zu schaffen, spiegeln<br />
sich auch in den Ergebnissen einer Befragung nordrhein-westfälischer Schulen für<br />
Geistig- und Körperbehinderte bezüglich der Einbeziehung schwerstbehinderter<br />
SchülerInnen in Theaterprojekte wider (vgl. Manecke 1997, S. 318f): An vielen<br />
Schulen werden SchülerInnen mit schwersten Behinderungen zwar an Theaterprojekten<br />
beteiligt, sie übernehmen dort jedoch in den meisten Fällen Statistenrollen oder<br />
werden ihren individuellen Fähigkeiten entsprechend in ein ansonsten "normal" inszeniertes<br />
Stück eingebunden. Den spezifischen Ausdrucks- und Erlebnismöglichkeiten<br />
der Schüler wird damit nur in Einzelfällen Rechnung getragen.<br />
"Basales Theater" bietet dagegen eine Möglichkeit, kulturelle Inhalte gemeinsam<br />
mit schwerstbehinderten Personen ihren individuellen Erlebnis- und Ausdrucksmöglichkeiten<br />
entsprechend zu erar<strong>bei</strong>ten, aktiv zu gestalten und darüber hinausgehend<br />
auch in ihrer Umsetzung für alle Beteiligten sowie die späteren Zuschauer Kultur<br />
zu schaffen.<br />
Entdeckt wurde diese Theaterform während des "Sommertheaters Pusteblume"<br />
im Jahr 1993, in dessen Rahmen schwerstbehinderte Schüler und ihre BetreuerInnen<br />
der Rheinischen Schule für Körperbehinderte Bergneustadt das nonverbale Erlebnistheaterstück<br />
"Goldfinger" aufführten. Ihre Inszenierung entsprach einer "neue[n] und<br />
für viele Zuschauer sicherlich ungewöhnliche[n] Spielart – eine[r] Spielart, die von<br />
ganzheitlicher Wahrnehmung lebt, die elementare Erlebnismöglichkeiten wie das<br />
Rauschen des Windes und den Duft von Wald und Wiese erfahrbar macht und die<br />
Theatervielfalt um eine weitere Facette bereichert" (Manecke 1997, S. 315).<br />
Grundlage eines basalen Theaterstücks ist in der Regel eine den Interessen der<br />
beteiligten Personen entsprechende Rahmengeschichte, die in einem langfristigen,<br />
dialogischen Prozess so aus- bzw. umgestaltet wird, dass sie von allen Beteiligten individuell<br />
erschlossen, also ganzheitlich nachvollzogen, erlebt und aktiv mitgestaltet<br />
werden kann. Im Rahmen dieses Prozesses und der anschließenden Aufführung des<br />
entstandenen Theaterstücks werden da<strong>bei</strong><br />
• therapie- und förderfreie Räume geschaffen und Spiel- und Erlebnisangebote offeriert,<br />
• an denen schwerstbehinderte Menschen sich ihren individuellen Möglichkeiten<br />
entsprechend aktiv beteiligen können und<br />
• die es ihnen ermöglichen, sich und etwas positiv zu erleben<br />
• und von Außenstehenden als aktive "Schöpfer" eines kulturellen Ereignisses<br />
wahrgenommen zu werden.<br />
Während des Entwicklungsprozesses sind alle Beteiligten in jede Phase des<br />
Theaterprojektes (Erar<strong>bei</strong>tung, Gestaltung, Umsetzung, Aufführung) aktiv einbezo-<br />
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