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21.01.2015 Aufrufe

Basales Theater – Beschreibung einer "besonderen" Darstellungsform 10 gen. Ermöglicht wird dies durch vielfältige, im Idealfall eigenaktiv wahrzunehmende Spiel- und Erlebnisangebote, die die schwerstbehinderten TeilnehmerInnen ihren individuellen Möglichkeiten entsprechend annehmen oder ablehnen können. Indem sie dies tun bzw. Interesse oder Desinteresse z.B. an Wiederholungen der einzelnen Aktivitäten zeigen oder auch "neue" Fähigkeiten entdecken, bestimmen sie aktiv die Auswahl der weiteren Angebote, die Gestaltung der Aufführung, ihren Grad an aktiver Beteiligung etc. mit. Voraussetzung dafür ist, dass die nichtbehinderten PartnerInnen die individuellen kommunikativen Signale 4 differenziert wahrnehmen und richtig deuten. Dies wiederum erfordert eine möglichst konstante Zusammensetzung der Theatergruppe, innerhalb derer sich die Beteiligten intensiv kennen Lernen können und gleichberechtigte Kommunikation über unterschiedliche Kommunikationskanäle möglich wird. Die Umsetzung erfolgt zusätzlich so, dass die Zuschauer im Rahmen der abschließenden Aufführung aktiv in das Geschehen einbezogen sind und dieses beeinflussen können. Dadurch eröffnen sich gleichzeitig auch Möglichkeiten der voraussetzungslosen Begegnung und des gemeinsamen Erlebens. Das so entstehende, die Theaterlandschaft um eine gleichberechtigte musischkulturelle Ausdrucksform bereichernde Erlebnistheater • integriert menschliches Ausdrucksverhalten und Erlebnismöglichkeiten, • spricht die Beteiligten primär nonverbal über die verschiedenen Sinne an, • ist für jeden voraussetzungslos und uneingeschränkt zugänglich, • stellt es den Beteiligten frei, ob und inwieweit sie sich in das Geschehen einbringen möchten, • überwindet durch das Aufheben der Bühne und die Einbeziehung der Zuschauer in das Geschehen die Trennung zwischen DarstellerInnen und Publikum und • ermöglicht symmetrischen Kontakt und Kommunikation durch gemeinsames Erleben und Empfinden. Indem sie ein solches kulturelles Ereignis gestalten, werden die beteiligten schwerstbehinderten DarstellerInnen entgegen der ihnen üblicherweise zugeschriebenen Rolle zu "Gebenden" (Manecke 1997, S. 332), erfahren sie sich als Produzenten eines für die Konsumenten wertvollen Kulturgutes und werden auch vom Publikum als solche wahrgenommen. Im Rahmen der Arbeit mit schwerstbehinderten Menschen stellt das Basale Theater damit eine Bereicherung des ansonsten von Förder- und Therapiesituationen gekennzeichneten Alltags dar. Dabei werden explizit keine konkreten Förderziele verfolgt, sondern bewusst förderfreie Zeit-, Spiel- und Erfahrungsräume geschaffen, die damit durchaus wieder pädagogisch-therapeutische Funktionen erfüllen können – diese sind allerdings nicht intendiert, sondern treten als 'erwünschte Nebeneffekte' auf. Die grundlegenden Prinzipien des Basalen Theaters lassen sich wie folgt zusammenfassen: 4 Auflistungen möglicher kommunikativer Verhaltensweisen schwerstbehinderter Menschen finden sich u.a. bei Fröhlich/Haupt (1993), Gangkofer (1996a), Kristen (1994) und Faber/Rosen (1997) www.fopaed.net

Basales Theater – Beschreibung einer "besonderen" Darstellungsform 11 • Basales Theater bezeichnet einen langfristigen Prozess, • der in einem förderfreien Raum realisiert wird, • in den alle beteiligten Personen – sofern sie möchten – in jeder Phase aktiv einbezogen werden, • in dessen Rahmen ganzheitliche Spiel-, Erlebnis- und Erfahrungsangebote geschaffen werden, die den Beteiligten so viel eigenaktive Beteiligung wie möglich erlauben, • der eine konstante Gruppenzusammensetzung erfordert, die einen Beziehungsaufbau und Kommunikation auf verschiedenen Ebenen ermöglicht, • der auf einer Rahmengeschichte basiert, deren Inhalt in ganzheitliche Wahrnehmungserfahrungen "übersetzt" wird, wobei der sprachliche Anteil stark reduziert bzw. vollständig ersetzt wird und • an dessen Ende eine Aufführung stehen kann (aber nicht muss), bei der die Trennung zwischen Publikum und Darstellern aufgehoben und das Publikum aktiv in die Gestaltung des Geschehens einbezogen wird und • in deren Rahmen symmetrische Kontakte und Kommunikation durch gemeinsames Empfinden und Erleben stattfinden können. Schon die kurzen Ausführungen zur Gestaltung des Entwicklungsprozesses lassen darauf schließen, dass die Umsetzung eines basalen Theaterstücks besondere Rahmenbedingungen erfordert. Neben dem zeitlichen Rahmen – nach Manecke (1997, S. 320) kann der Gestaltungsprozess auch bei täglichen Treffen z.B. im Morgenkreis 3-4 Monate umfassen, an anderen Schulen wird er bei wöchentlichen Treffen auf bis zu ein Jahr ausgedehnt (vgl. Lelgemann/Nowak/Wewers 2002, Laffers 2002) – müssen vor allem auch personelle, räumliche und mediale/materielle Voraussetzungen geschaffen werden, die eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Arbeit ermöglichen. In der folgenden Tabelle werden die in Erfahrungsberichten und Veröffentlichungen (vgl. Bertrand/Stratmann 2002, Laffers 2003, Lelgemann/Nowak/Wewers 2002, Manecke 1994) zum Thema "Basales Theater" genannten Rahmenbedingungen zusammengefasst: "ideale" Rahmenbedingungen zeitlich • einmal wöchentlich 90 Minuten bzw. • täglich 45-60 Minuten personell • Betreuungsschlüssel von 1:1 bzw. max. 1:2; • interdiziplinäres Team, das unterschiedlichste Kompetenzbereiche vereint (TherapeutInnen, LehrerInnen...); • Erfahrungen im Umgang mit schwerstbehinderten Personen; • Bereitschaft, sich auf das Projekt einzulassen räumlich • der Anzahl der TeilnehmerInnen angepasste Raumgröße; • Abdunkelungsmöglichkeiten; • Verfügbarkeit der benötigten Materialien/Medien (s.u.); • Erreichbarkeit materiell/medial • individuell angepasste Lagerungsmöglichkeiten für die schwerstbehinderten TeilnehmerInnen; • an den Inhalt des Theaterstücks angepasste Medien/Materialien für Spiel- und Erlebnisangebote aus den unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen; • elektronische Adaptions- und Kommunikationshilfen (z.B. PowerLink, BIGmack, Schalter...), um Eigenaktivität zu ermöglichen www.fopaed.net

Basales Theater – Beschreibung einer "besonderen" Darstellungsform 11<br />

• Basales Theater bezeich<strong>net</strong> einen langfristigen Prozess,<br />

• der in einem förderfreien Raum realisiert wird,<br />

• in den alle beteiligten Personen – sofern sie möchten – in jeder Phase aktiv einbezogen<br />

werden,<br />

• in dessen Rahmen ganzheitliche Spiel-, Erlebnis- und Erfahrungsangebote geschaffen<br />

werden, die den Beteiligten so viel eigenaktive Beteiligung wie möglich<br />

erlauben,<br />

• der eine konstante Gruppenzusammensetzung erfordert, die einen Beziehungsaufbau<br />

und Kommunikation auf verschiedenen Ebenen ermöglicht,<br />

• der auf einer Rahmengeschichte basiert, deren Inhalt in ganzheitliche Wahrnehmungserfahrungen<br />

"übersetzt" wird, wo<strong>bei</strong> der sprachliche Anteil stark reduziert<br />

bzw. vollständig ersetzt wird und<br />

• an dessen Ende eine Aufführung stehen kann (aber nicht muss), <strong>bei</strong> der die Trennung<br />

zwischen Publikum und Darstellern aufgehoben und das Publikum aktiv in<br />

die Gestaltung des Geschehens einbezogen wird und<br />

• in deren Rahmen symmetrische Kontakte und Kommunikation durch gemeinsames<br />

Empfinden und Erleben stattfinden können.<br />

Schon die kurzen Ausführungen zur Gestaltung des Entwicklungsprozesses lassen<br />

darauf schließen, dass die Umsetzung eines basalen Theaterstücks besondere<br />

Rahmenbedingungen erfordert. Neben dem zeitlichen Rahmen – nach Manecke<br />

(1997, S. 320) kann der Gestaltungsprozess auch <strong>bei</strong> täglichen Treffen z.B. im Morgenkreis<br />

3-4 Monate umfassen, an anderen Schulen wird er <strong>bei</strong> wöchentlichen Treffen<br />

auf bis zu ein Jahr ausgedehnt (vgl. Lelgemann/Nowak/Wewers 2002, Laffers<br />

2002) – müssen vor allem auch personelle, räumliche und mediale/materielle Voraussetzungen<br />

geschaffen werden, die eine für alle Beteiligten zufriedenstellende <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong><br />

ermöglichen. In der folgenden Tabelle werden die in Erfahrungsberichten und<br />

Veröffentlichungen (vgl. Bertrand/Stratmann 2002, Laffers 2003, Lelgemann/Nowak/Wewers<br />

2002, Manecke 1994) zum Thema "Basales Theater" genannten Rahmenbedingungen<br />

zusammengefasst:<br />

"ideale" Rahmenbedingungen<br />

zeitlich • einmal wöchentlich 90 Minuten bzw.<br />

• täglich 45-60 Minuten<br />

personell • Betreuungsschlüssel von 1:1 bzw. max. 1:2;<br />

• interdiziplinäres Team, das unterschiedlichste Kompetenzbereiche vereint<br />

(TherapeutInnen, LehrerInnen...);<br />

• Erfahrungen im Umgang mit schwerstbehinderten Personen;<br />

• Bereitschaft, sich auf das Projekt einzulassen<br />

räumlich • der Anzahl der TeilnehmerInnen angepasste Raumgröße;<br />

• Abdunkelungsmöglichkeiten;<br />

• Verfügbarkeit der benötigten Materialien/Medien (s.u.);<br />

• Erreichbarkeit<br />

materiell/medial • individuell angepasste Lagerungsmöglichkeiten für die schwerstbehinderten<br />

TeilnehmerInnen;<br />

• an den Inhalt des Theaterstücks angepasste Medien/Materialien für Spiel- und<br />

Erlebnisangebote aus den unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen;<br />

• elektronische Adaptions- und Kommunikationshilfen (z.B. PowerLink,<br />

BIGmack, Schalter...), um Eigenaktivität zu ermöglichen<br />

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