(K-)ein Platz für Obdachlose
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Pressespiegel<br />
WAZ 03. Februar 2012<br />
(K-)<strong>ein</strong> <strong>Platz</strong> für <strong>Obdachlose</strong><br />
Notschlafstelle Swidbertstraße steht auf der Streichliste. Mitarbeiter und Diakoniewerk<br />
setzen sich für den Erhalt <strong>ein</strong><br />
Die Krähen schrei’n<br />
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:<br />
Bald wird es schnei’n –<br />
Weh dem, der k<strong>ein</strong>e Heimat hat! (Friedrich Nietzsche)<br />
Auch sie, die Wohnungslosen in Wattenscheid, sollen bald k<strong>ein</strong>e Heimat mehr haben. Wenn<br />
es denn nach der Rotstiftliste der Stadt Bochum geht. Die Notschlafstelle mit ihren zehn<br />
Plätzen – plus <strong>ein</strong>em Notbett – soll spätestens 2013 geschlossen werden. „Gerade jetzt im<br />
Winter, bei klirrender Kälte und eisigen Temperaturen, ist die Notschlafstelle lebenserhaltend<br />
für die Menschen, die auf der Straße leben“, sagt Arno Mücke, Sozialarbeiter und Leiter<br />
der Wohnungslosenhilfe an der Swidbertstraße 6. Hier sind auch der Betreute Mittagstisch<br />
und die Beratungsstelle für Menschen ohne Obdach angesiedelt. Alles in Trägerschaft des<br />
Diakonie-Werks Gelsenkirchen-Wattenscheid und mitfi nanziert von der Stadt. Das Gebäude<br />
Swidbertstraße gehört der Stadt. Sie verlange auch k<strong>ein</strong>e Miete, sondern <strong>ein</strong>en nicht allzu<br />
hohen Nebenkostenbeitrag, erklärt Mücke. Ein Drittel des Einkommens von Beratungsstellenleiter<br />
Mücke wird ebenfalls von der Stadt getragen. Nun sollen aber 131 000 Euro <strong>ein</strong>gespart<br />
werden, die als „Einsparungen“ von Miet- und Investitionskosten deklariert seien.<br />
„Mietkosten gibt es halt nicht wirklich. Und Investitionskosten fallen immer an, wenn das Gebäude<br />
<strong>ein</strong>en Eigentümer hat.“ Die über 130 000 Euro beträfen vielmehr die Personalkosten<br />
für die Nachtwachen in der Notschlafstelle. Wenn überhaupt, m<strong>ein</strong>t Mücke, denn bei diesem<br />
Posten sei nicht genau ausgeschrieben, wir er zustande komme. „Die Summe ist nirgends<br />
richtig aufgeschlüsselt.“<br />
Nun ist bekannt, dass das Gebäude Swidbertstraße recht marode ist, <strong>ein</strong> Umzug des Betreuten<br />
Mittagstisches in die in der Nachbarschaft gelegene Swidbertschule an der Elisabethstraße<br />
werde überlegt. Ebenfalls <strong>ein</strong> Gebäude, das der Stadt Bochum gehört.<br />
Gegen den Umzug sei nichts <strong>ein</strong>zuwenden, so Arno Mücke. Doch müssten auch weiterhin<br />
Notschlafplätze in Wattenscheid bereit gehalten und angeboten werden. Nachtwache Angelika<br />
Freimann-Guske, die seit Oktober 2001 in der Swidbertstraße arbeitet, kennt sich aus.<br />
„Die Leute hier in Wattenscheid gehen nicht nach Bochum in <strong>ein</strong>e Notschlafstelle. Hier fühlen<br />
sie sich zugehörig. Überhaupt herrscht in diesem Haus <strong>ein</strong>e sehr familiäre Atmosphäre.“<br />
Was sich natürlich positiv auf die Sozialarbeit auswirke, ergänzt Arno Mücke. Denn Ziel der<br />
Beratungstätigkeit sei, die Menschen über kurz oder lang wieder in Wohngruppen zu integrieren,<br />
sie quasi von der Straße zu holen.
„Die Übernachtungsplätze werden genutzt und gebraucht“, so Mücke. An der Swidbertstraße<br />
gibt es zwei Zimmer mit vier Betten und <strong>ein</strong>es mit zwei Schlafstellen. Sehr positiv sei der<br />
Standort und damit die direkte Nachbarschaft zum Martin-Luther-Krankenhaus, mit dem das<br />
Diakonie-Werk gut kooperiere. Das Werk und auch Mücke haben gem<strong>ein</strong>sam <strong>ein</strong>en Aufruf<br />
an die Bevölkerung gestartet, sich für den Erhalt der Notschlafplätze, ganz besonders unter<br />
www.bochumer-buergerforum.de, stark zu machen.<br />
Quelle: Westdeutsche Allgem<strong>ein</strong>e Zeitung, Ausgabe vom 03.02.2012