FINE Das Weinmagazin - 02/2014
Fine Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema: FRANKEN
Fine Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause.
Hauptthema: FRANKEN
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E U R O P E A N F I N E W I N E M A G A Z I N E<br />
Deutschland · Österreich · S chweiz · Skandinavien · Grossbritannien · USA · Australien<br />
2 / <strong>2014</strong> Deutschland € 15<br />
Österreich € 16,90<br />
Italien € 18,50<br />
Schweiz chf 30,00<br />
DAS WEINMAGAZIN<br />
Tignanello<br />
Die Maison E. Guigal<br />
La Mondotte<br />
Wein und Zeit: <strong>Das</strong> Mittelrheintal<br />
Jürgen Dollase in der Ente in Wiesbaden<br />
Giro d’Italia der Weine<br />
Wein und Kritik: Erste Folge<br />
Château Rieussec<br />
Mouton Rothschild<br />
F R A N K E N
CELEBRATION OF THE 300 YEARS OF THE ORRERY<br />
With its solar system wrist machine, GRAHAM takes you to a unique Space Odyssey in the<br />
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Orrery overturned the conventions of watch making and astronomy. GRAHAM celebrates the<br />
300th anniversary of the pioneering invention and presents a tri-dimensional Tourbillon Orrery<br />
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on the case back with planet correction indicators (Moon: 7 years, Earth: 1156 years, Mars:<br />
25 years). High precision mechanical movement, decorated and refined, exclusively made<br />
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REF. 2GGBP.B01A
Von Armin Diel<br />
Fotos Marco Grundt<br />
12 13<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E R h ô N E<br />
Zu Bacharach am Rheine<br />
Von Daniel Deckers<br />
später ihre neue Rheinprovinz in Besitz nahmen<br />
und die Briten sich bald von niemandem an<br />
Begeisterung für die Rheinromantik über treffen<br />
ließen, war die Stunde der Deinhards und der<br />
Wegelers gekommen. Als Lieferant von »Hocks«,<br />
dem Synonym für Rheinweine aller Art, und bald<br />
auch von »Moselle« machte sich das Unternehmen<br />
weltweit einen Namen.<br />
»Kurz nach zwölf landete man in Assmannshausen.<br />
Sofort wurde der Marsch nach dem Jagdschloss<br />
angetreten. Von dort ging es mit Sang und<br />
Klang durch den herrlichen Hochwald bis zum<br />
Denkmal …Ungefähr 30 Arbeiter, zu einem vierstimmigen<br />
Männerchor vereinigt, sangen unter<br />
Begleitung der Musik zunächst ›Wacht am Rhein‹.<br />
Dann hielt Herr Carl Wegeler eine Ansprache, in<br />
der er unter Bezug auf das Denkmal, das Symbol<br />
der deutschen Einheit, hervorhob, wie das vor<br />
den Augen der Versammelten liegende herr liche<br />
deutsche Weinland im Jahr 1870 nur durch die<br />
deutsche Einheit und Tapferkeit vor welscher<br />
Eroberungslust behütet worden sei.«<br />
Hundertzwanzig Jahre nach der Veröffentlichung<br />
dieses Sittengemäldes hält das Niederwalddenkmal<br />
immer noch Wacht am Rhein. Wie<br />
damals bietet sich hoch über Rüdesheim ein<br />
unvergleichlicher Blick auf deutsches Weinland.<br />
Unterhalb der Germania strecken sich die weltberühmten<br />
Lagen von Rüdesheim der Mittagssonne<br />
entgegen, vis-à-vis grüßen Mittelrhein und<br />
Nahe, rheinaufwärts Rheinhessen mit dem einst<br />
Von Christian Volbracht<br />
Fotos: Marco Grundt<br />
auszutrocknen. Und bei der starken Feuchtigkeit<br />
haben sich auch andere Pilze entwickelt, die<br />
schlechte Geschmacksnoten lieferten. Da kann<br />
Château Rieussec im Sauternes-Gebiet südöstlich man keinen großen Wein machen.« Zum Glück<br />
von Bordeaux. Die grauen Rebenreihen scheinen wartet auf dem Tisch schon der Jahrgang 2010, aus<br />
erstarrt wie die Steinmauern des flachen Hauptgebäudes<br />
mit seinem quadratischen Turm, der im hellgelb, verspricht er der Nase Ananas und Zitrus<br />
der wunderbaren Serie 2009 bis 2011. Strahlend<br />
Sommer so freundlich mit dichtem grünen Efeu und dem Gaumen seine facettenreiche Süße mit<br />
belaubt ist. In diesem Februar scheint das eisige dem breiten Fächer von tropischen Früchten, der<br />
Wetter besonders widrig zu sein, die Stimmung große Sauternes auszeichnet.<br />
ist seit der letzten Weinlese etwas gedrückt. Denn <strong>Das</strong> einst von Mönchen bewirtete Gut gehört<br />
Chevallier hat entscheiden müssen, dass es keinen seit bald dreißig Jahren zu den Domaines Barons<br />
Jahrgang 2012 Château Rieussec geben wird. de Rothschild und wird seitdem von deren Chef-<br />
Nach starken Regenfällen in der Erntezeit<br />
hatte sich die Edelfäule nicht entwickeln undneunzig Hektar Weinberge sind überwiegend<br />
Weinmacher Charles Chevallier betreut. Die drei-<br />
können. »Die Botrytis war im vorigen Jahr nicht mit Sémillon-Reben bepflanzt, nur sieben Prozent<br />
mit Sauvignon und drei mit Muscadelle. <strong>Das</strong><br />
stark genug«, berichtet Charles Chevallier. »Die<br />
Schönwetter-Periode war zu kurz, um die Trauben Terrain besteht aus Schotter und Ton, ganz ähnlich<br />
36 37<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E B o r d E aux<br />
für seine Rotweine berühmten Gebiet um Ingelheim.<br />
Nur ist die Landschaft im Engtal des Rheins<br />
kaum wiederzuerkennen. Zwar säumen Burgen<br />
und Ruinen den Lauf des Flusses wie eh und je.<br />
Doch von den »rebenumkränzten Berghängen«<br />
ist nicht mehr viel zu sehen.<br />
Ökonomierat Heinrich Wilhelm Dahlen (1853 bis<br />
1904) war am Rhein aufgewachsen. Ließ er von<br />
Lorch, seiner auf der ehemals nassauischen Seite<br />
des Rheins gelegenen Heimat, den Blick schweifen,<br />
konnte er an guten Tagen die charakteristische<br />
Silhouette Bacharachs erkennen. »Zu Klingenberg<br />
am Maine, zu Würzburg an dem Steine, zu<br />
Bacharach am Rheine, hab ich in meinen Tagen,<br />
gar oftmals hören sagen, soll’n sein die besten<br />
Wein,« hieß es in einem Trinklied aus dem Jahr<br />
1628. Diesen Wein hatte sich der Sage nach schon<br />
jener Rabbi von Bacharach schmecken lassen, dem<br />
Heinrich Heine im Paris der vierziger Jahre des<br />
19. Jahrhunderts zusammen mit dessen schöner<br />
Frau Sarah ein unvergessliches Denkmal setzte.<br />
Dahlen ging die Sache etwas nüchterner an<br />
als Heine. Als Generalsekretär des Deutschen<br />
Weinbau- Vereins war er zu Objektivität verpflichtet,<br />
so dass er die Leser seines Büchleins<br />
»Deutsche Weine und Weinbaustätten« nicht<br />
guten Ge wissens im Unklaren darüber lassen<br />
konnte, welchen Reim sie sich auf Bacharacher<br />
Wein machen sollten. »Bacharach verdankt seinen<br />
Ruhm mehr dem Rheingauer Wein, für den es im<br />
frühen Mittelalter ein Stapelplatz war, als dem heimischen<br />
Gewächs.« Ach so.<br />
Allerdings kam Dahlen nicht umhin, der<br />
Rheinromantik Tribut zu zollen. »Hier ist das<br />
Märchenland des Rheines; hier sucht der deutsche<br />
Mann seinen Vater Rhein, den er nicht anders<br />
vermeint finden zu können als in jungem Rebengrün<br />
und alter Burgenherrlichkeit,« hieß es in<br />
dem schmucken Bändchen, das in demselben Jahr<br />
erschien, in dem sich die Gründung von Deinhard<br />
und Co. zum hundertsten Male jährte. Dann<br />
aber rang er sich doch noch ein kleines Lob ab für<br />
Die Statuten des Winzervereins zu Bacharach und<br />
Steeg eröffnen das Protokollbuch, das im Jahr 1863<br />
angelegt wurde.<br />
112 113<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E W E I N u N d Z E I t<br />
Von Christian Volbracht Fotos Johannes Grau<br />
24 25<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E B o r d E aux<br />
Fotos Guido Bittner<br />
58 59<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E G o u r m a N d I s E<br />
Von Till Ehrlich Fotos Thilo Weimar<br />
118 119<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E T o s k a N a<br />
104 64 105<br />
65<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E FrauE N I m W E I N<br />
F I N E F r a N k E N<br />
Beim Verbrennen von Schwefel entsteht<br />
Schwefeldioxid. Dessen desinfizierende<br />
Eigenschaften nutzt der Winzer, indem er<br />
mit Schwefel beschichtete Papierstreifen<br />
entzündet und in die Fässer hängt.<br />
Freilich kenne ich inzwischen diverse Winzer,<br />
die davon überzeugt sind, dass ihre Weine völlig<br />
ohne Schwefel aus kommen. Dies hält mich nicht<br />
davon ab, geschwefelte Weine zu trinken, aber<br />
ich beobachte die Bewegung genau: Einer dieser<br />
Winzer ist Benoît Marguet aus Ambonnay in der<br />
Champagne; er mag Schwefel für seine Weine<br />
aus pragmatischen Gründen nicht. Der Geruch<br />
störe ihn, auch der Umstand, dass Schwefel ein<br />
Abfallprodukt der Ölindustrie ist. Seit drei Jahren<br />
produziert er einige Champagner ohne Schwefel,<br />
die bisher so sind, wie er sich das vorgestellt hat.<br />
Selbstverständlich gehe es auch ohne Schwefel,<br />
sagt Paul Fürst vom fränkischen Weingut Rudolf<br />
Fürst zu den derzeitigen Debatten, »aber dann<br />
erhält man geschmacklich einen anderen Wein,<br />
Erwähnenswert, dass Schwefelverbindungen<br />
auch für die geschmackliche Ent<br />
schließlich ist dieser anfälliger für eine Oxi dation«. Produkte seit Jahrtausenden bei der Haltbarmachung<br />
von Lebensmitteln gezielt und erfolg<br />
Schwefel wirkt als AntiOxidans. Als Erzeuger<br />
Sauer stoff reduziert wird. Mit anderen Worten:<br />
So einfach ist das, und daher sei das Thema<br />
»Schwefel und Wein« für ihn eigentlich passé. reich zum Einsatz: Schon früh bemerkte man im von Rot und Weißweinen der Spitzenklasse<br />
Natürlich redet kein Winzer gern über diese Verlauf der kulturellen menschlichen Entwicklung, weiß Paul Fürst, dass die Roten etwa ein Drittel<br />
Angelegenheit – außer denen halt, die schwefelfreie<br />
Weine herstellen –, aber seit Jahrhunderten stehende SO2 antiseptisch, also desinfizierend sie über Stoffe wie Tannine verfügen, die selbst<br />
dass das beim Verbrennen von Schwefel ent<br />
weniger geschwefelt werden als die Weißen, da<br />
versuchen die besten Winzer, so gering wie möglich<br />
zu dosieren. Vorrausetzung dafür sei gesun<br />
Nüsse oder getrocknete Früchte konnten so halt<br />
wirkt. Nicht nur Wein, auch Nahrungsmittel wie reduktiv wirken.<br />
des Traubengut sowie eine saubere Vinifikation. barer gemacht werden. Schon bei den Römern Schwefeldioxid ist ein Gas, das in einen Druckbehälter<br />
gefüllt und dann exakt dosiert in den<br />
wurden Holzfässer, um sie zu säubern und vor<br />
Schimmel zu schützen, mit schwefl igen Dämpfen Wein gepresst werden kann. Eine andere Möglichkeit<br />
ist, die Salze der schwefligen Säure zu ver<br />
desinfiziert. Später hängte man mit Schwefel<br />
beschichtete Papierstreifen in das Fass, die man wenden, hier vor allem Kaliumdisulfit. Es entsteht,<br />
debattiert, meint in erster Linie nicht das nichtmetallische<br />
chemische Element namens S, das Dank Priestleys Berechnungen wusste man, dass wird. Anschließend wird diese Lösung durch Ein<br />
in Brand setzte. Daher der Begriff Schwefeln: wenn schweflige Säure in Kaliumlauge eingeführt<br />
zu knapp 0,05 Prozent in der Erdkruste enthalten<br />
ist, sondern Schwefeldioxid, also SO2, und zwei Gramm SO2 entstehen.<br />
vom Winzer milligrammweise ver wendet werden.<br />
beim Verbrennen von einem Gramm Schwefel dampfen oder Trocknen kristallisiert und kann so<br />
ähnliche oder verwandte Stoffe wie schweflige<br />
Im Allgemeinen kommen diese Produkte vor der<br />
Säure (H2SO3), Schwefelsäure (H2SO4), Schwefelwasser<br />
stoff (H2S), Sulfate oder Sulfite. Im Prinzip<br />
oder als Zugabe zum Most. In einigen Regionen<br />
Gärung zum Einsatz, also während des Pressens,<br />
geht es beim Schwefel im Wein um die komplexe<br />
wird das Kaliumdisulfit aus öko nomischen<br />
Beziehung zwischen Schwefeldioxid und Wasser, sich hinsichtlich der Anwendung von SO2 für die Gründen schon den Vollernte maschinen beigegeben.<br />
Weitere Schwefel produkte gelangen<br />
dabei ist als Oberbegriff zumeist vom Sulfit die Weinherstellung nicht viel geändert: Zur Vermeidung<br />
von Fehl und Nachgärungen oder der Ver<br />
nach der Gärung sowie beim Abfüllen in den<br />
Rede, dem Salz der schwefligen Säure.<br />
färbung des Weins durch Oxidation, zum Blockieren<br />
der malolaktischen Gärung – stets üben<br />
Wein.<br />
Entdeckt wurde Schwefeldioxid Ende des 18.<br />
Jahrhunderts, als sich der britische Chemiker Schwefelprodukte eine konkrete Funktion aus.<br />
Joseph Priestley mit dem Verhalten von Gasen So etwa werden, weiß Paul Fürst, Trinkweine<br />
in Wasser beschäftigte. Er wohnte neben einer geringer geschwefelt also solche mit Lagerungspotential:<br />
Bei ersteren habe sich ein Quantum wicklung des Weins wichtig sind, da sie diverse<br />
Brauerei und bezog daher kostenlos das bei der<br />
Bierherstellung als Abfallprodukt auftretende freier schwefliger Säure von knapp 50 Milligramm unerwünschte Inhaltsstoffe in Schach halten. »Der<br />
Kohlendioxid. Als er das in Wasser löste, hatte pro Liter bewährt.<br />
schmeckt ja nach Acetaldehyd«, habe ich schon<br />
er plötzlich ein prickelndes Erfrischungsgetränk<br />
bei so manch wichtiger Verkostung ver nommen.<br />
im Glas. Priestley wurde neugierig und konstruierte<br />
ein mit Quecksilber gefülltes Gefäß, dessen und die damit einhergehende mikrobiologische der alkoholischen Gärung; es wird von den Hefen<br />
Einerseits geht es um die antiseptische Wirkung Acetaldehyd (Ethanal) ist ein Zwischenprodukt<br />
Öffnung in eine wiederum mit diesem Metall Stabilisierung von Most und Wein: SO2 sorgt gebildet und im Verlauf der Fermentation wieder<br />
gefüllte Schale ragte. So gelang es dem Tüftler, dafür, dass der Stoffwechsel von Bakterien abgebaut. Weine mit Restsüße, bei denen also die<br />
Gase zu sammeln, die nicht wie Kohlendioxid zum Er liegen kommt, nicht aber der von Hefen. Gärung zum Stillstand gebracht wird, ver fügen<br />
in Blasen durch Wasser aufsteigen: Um 1770 Bemerkenswerterweise produzieren die während<br />
der alkoholischen Gärung selber Schwefelmeinen<br />
durch eine höhere Dosis Schwefeldioxid<br />
folglich über viel Acetaldehyd,das dann im Allge<br />
herum hatte er nicht nur Chlorwasserstoff und<br />
Ammoniak als wasserlösliche Gase identifiziert, verbindungen. Ein Önologe erzählte mir einmal, gebunden wird. Freilich kann unter bestimmten<br />
sondern auch Schwefeldioxid.<br />
dass er als junger Laborant mit der Analyse eines Bedingungen auch nach der Gärung Acetaldehyd<br />
jung vergorenen Weins konfrontiert wurde, der im Wein entstehen. Beim Sherry wird dies favorisiert,<br />
während beim Wein Acetaldehyd als Fehl<br />
100 Milligramm Schwefeldioxid pro Liter enthielt.<br />
So wechselwirken während der Gärung etwa ton charakterisiert wird, als Luft oder Sherryton:<br />
Stickstoff und Schwefelwasserstoff miteinander: unangenehmer Geruch, stumpfer Geschmack,<br />
den ausgesprochen starken Säuren und gehört Je weniger Stickstoff die Hefe für die eigene Nährstoffversorgung<br />
im Most auffindet, desto mehr men wird.<br />
der gern auch als pürierter Apfel wahrgenom<br />
nicht unbedingt in die Hausapotheke: SO2 etwa<br />
verätzt das menschliche Atmungssystem, führt in Schwefelwasserstoff produziert sie.<br />
Anwesenheit von Wasser zu einer zügigen Korrosion<br />
diverser Metalle; ein Großteil des so genann<br />
Die zweite wichtige Wirkungsweise des Fehler begeht, greift gern zu mehr Schwefel.<br />
Es ist leider wahr: Der Winzer, der beim Ausbau<br />
ten sauren Regens wird durch gas förmige Schwefelverbindungen<br />
verursacht. Trotzdem, oder keit mit Sauer stoff begründet: Zügig oxidiert schwefliger Säure riecht der erfahrene Trinker<br />
Schwefel dioxids liegt in seiner Reaktionsfähig<br />
Indes: Den stechenden Geruch von zuviel freier<br />
gerade deswegen, kommen Schwefel und dessen das Schwefel dioxid, während gleichzeitig der sofort. ><br />
78 79<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E W E I N W I s s E N<br />
Fotos Guido Bittner<br />
Von Caro Maurer MW Fotos Christof Herdt<br />
Betrachtung. Während es in den letzten Jahren insbesondere<br />
im deutschen Sprachraum Bemühun<br />
Grundlagen der Wein kritik versammeln, sozu<br />
Dieser Essay soll zu mindest einige Aspekte zu den<br />
gen gegeben hat, kulinarische Kritik in Richtung sagen die Bedingungen der Möglich keit, anhand<br />
ästhetischer Reflexion zu transformieren (wie derer dann eine Diskussion über die Kategorie der<br />
können wir uns über sie verständigen <strong>Das</strong> sind etwa Jürgen Dollase in »Den Teller lesen«) und »Größe im Wein« überhaupt möglich ist.<br />
nur auf den ersten Blick einfache Fragen. Denn sich Ge danken über einen Materialbegriff des<br />
dazu müssen wir klären, welche Möglich keiten wir Essens und eine Ausdifferenzierung zentraler kulinarischer<br />
Katego rien wie Textur und Aroma zu<br />
haben, über Wein zu sprechen und ihn zu beurteilen.<br />
Nun fällt, auch wenn das in Vergessenheit machen, lässt sich im Hinblick auf den Wein kaum<br />
geraten ist, der Versuch, aus sinnlichen Wahrnehmungen<br />
Erkenntnisse zu ziehen, traditionell<br />
haften Weintrinker, ob das, was er im Glas hat, ein<br />
Vergleichbares feststellen.<br />
Tatsächlich stellt sich die Frage für jeden ernst<br />
der Ästhetik zu. Und so, als Theorie der sinnlichen<br />
abei kann mit gutem Grund die Hypothese<br />
aufgestellt werden, dass die Kate<br />
familiärer Feiertage oder in geselliger Runde mit<br />
großer Wein ist, nicht nur im privaten Rahmen<br />
Erkenntnis, hat sie Alexander Gottlieb Baumgarten<br />
als eine eigene philo sophische Diszi plin im<br />
gorie der Größe für die Weinkritik eine ambitionierten Weinfreunden. Mit ihr wird jedes<br />
18. Jahrhundert überhaupt begründet. Müssen wir ähnlich zentrale Bedeutung hat wie die Kategorie<br />
des Schönen für die klassische Kunst. Sie benden Weinkritik anlässlich der Vor stellungen<br />
Jahr wieder der gesamte Berufsstand der schrei<br />
Wein also als Gegenstand ästhe tischer Reflexion<br />
begreifen Erschließt sich überhaupt erst von hier ist ihr eigentlicher Zielpunkt, und der Versuch von Jungweinen der großen Weinbaugebiete der<br />
das Wesen eines großen Weins<br />
ihrer Bestimmung und theo retischen Explikation Welt konfrontiert, öffentlichkeitswirksam und<br />
eine zentrale Aufgabe. Wann aber kann man von mit teilweise erheblichen ökonomischen Folgewirkungen.<br />
<strong>Das</strong> Jahr 2012 war in dieser Hinsicht<br />
Nun ist guter Wein heutzutage, noch weit weniger einem großen Wein sprechen – und nicht vielmehr<br />
nur von einem guten oder mittelmäßigen sehr aufschlussreich, denn es zeigte sich, dass als hochwertiges Essen, Gegenstand ästhetischer<br />
die<br />
140 141<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E W E I N u N d K r I t I K<br />
Von Stephan Reinhardt<br />
Fotos Christof Herdt<br />
Von Rainer Schäfer Fotos Christof Herdt<br />
78 79<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E F r a N k E N<br />
E U R O P E A N F I N E W I N E M A G A Z I N E D I E G R O S S E N W E I N E D E R W E L T<br />
2/<strong>2014</strong><br />
INHALT<br />
DAS WEINMAGAZIN<br />
Bescheidene Anfänge, triumphale Erfolge<br />
»Mit einer Flasche<br />
Wein und zwei<br />
Gläsern haben wir<br />
bisher noch jedes<br />
Problem gelöst«<br />
Im Haus Guigal an der nördlichen Rhône<br />
wird der Familiensinn gepflegt<br />
Ganz beherrscht: Philippe Guigal, der Enkel von<br />
Etienne Guigal, hat die Leidenschaft für Wein von<br />
seinem Großvater geerbt. <strong>Das</strong>s er daneben eine<br />
zweite Passion, den Tanzsport, pflegt, ist unschwer<br />
an seiner tadellosen Haltung zu erkennen.<br />
Die Weinberge des Grafen Stephan von Neipperg<br />
… und der kometenhafte<br />
Aufstieg von La Mondotte<br />
»Die Zukunft des Weinbaus liegt darin, den Weinberg zu verstehen«<br />
Eigentlich sollte es La Mondotte, dieses Kleinod im Besitz der Grafen von Neipperg,<br />
gar nicht mehr geben. Vor achtzehn Jahren wollte Stephan Graf Neipperg die nur<br />
viereinhalb Hektar grosse Rebfläche in sein Weingut Canon La Gaffelière eingliedern.<br />
Der Antrag wurde von der Winzervereinigung von Saint-Emilion abgelehnt. Zum Glück,<br />
denn heute gehören die Weine von La Mondotte ebenso wie die von Canon La Gaffelière<br />
zu den zwanzig besten Premiers Grands Crus Classés des Anbaugebiets.<br />
Frauen im Wein: Neunzehnte Folge<br />
Der<br />
Lump<br />
Augenfällig: Die Festung Marienberg ist<br />
ist der<br />
das bekannteste Wahrzeichen Stadt<br />
Würzburg. Im Pfaffenberg, etwas mainaufwärts<br />
liegt, wachsen Riesling, Silvaner<br />
und Grauer Burgunder.<br />
Star<br />
Sandra Sauer vom fränkischen<br />
Weingut Horst Sauer hat die Liebe<br />
zu den Reben vom Vater geerbt<br />
Bürgerspital<br />
zum Hl. Geist<br />
Ein Würzburger Musterbetrieb<br />
Mit fast siebenhundert Jahren ist das Bürgerspital eines der ältesten Wein güter<br />
Deutschlands, eines der größten ist es ohnehin. Doch war es vielleicht niemals<br />
moderner als heute, sowohl was die betriebliche Struktur angeht als auch die Weinstilistik.<br />
Betriebsleiter Robert Haller hat das 1316 gegründete Stiftungsweingut<br />
binnen weniger Jahre zu einem Motor der fränkischen Erneuerung gemacht.<br />
Großer Auftritt: Hansi Ruck, Paul Weltner, Martin Schmitt,<br />
Daniel Sauer und Ludwig Knoll heißen fünf der fränkischen<br />
Vorzeigewinzer, deren Silvaner, Spätburgunder oder Riesling<br />
sich im traditionell bauchigen Bocksbeutel, neuerdings auch in<br />
Burgunder- oder Schlegelflasche präsentieren.<br />
Frech, mutig und kühn:<br />
Fünf<br />
engagierte<br />
Winzer<br />
machen dem<br />
Image der<br />
Franken<br />
alle Ehre<br />
Seite 12 Im Haus Guigal wird der Familiensinn gepflegt Seite 24 Der kometenhafte Aufstieg von La Mondotte<br />
Seite 104 Sandra Sauer vom Seite 64 Würzburg: <strong>Das</strong> Bürgerspital zum Hl. Geist<br />
Weingut Horst Sauer<br />
Seite 78 Frech, mutig und kühn:<br />
Fünf fränkische Winzer<br />
Selbstbewusst: Charles Chevallier, der Chef-Weinmacher<br />
der Domaines de Rothschild und seit drei Jahrzehnten für<br />
Château Rieussec zuständig, sieht sich lieber als »Régisseur«.<br />
Seite 36 <strong>Das</strong> Sauternes-Weingut Château Rieussec<br />
Wein und Zeit ‹xi›<br />
Wacht am Rhein<br />
Der Weinbau im Mittelrheintal, der Überlebenskampf seiner<br />
Winzer und die Wechselfälle der Geschichte<br />
enau hundert Jahre zuvor war in Koblenz die<br />
GWeinhandlung gleichen Namens gegründet<br />
worden. Als die Preußen mehr als zwanzig Jahre<br />
Seite 112 Der Weinbau im Mittelrheintal<br />
Foto: Johannes Grau<br />
Quelle: Rolf Heidrich (alle Abbildungen)<br />
Süsses<br />
Risiko<br />
Wie das Sauternes-Weingut<br />
Château Rieussec die<br />
Herausforderung meistert<br />
»Grosse Rotweine zu machen ist faszinierend und wunderbar«,<br />
sagt Charles Chevallier, »aber Sauternes zu machen,<br />
ist eine ausserordentliche Schule, in der man sehr viel<br />
lernt und grossartige Befriedigungen erfährt – nur nicht<br />
finanzieller Art.« Dem Regisseur der grossen Rothschild<br />
Weine ist der Süsswein von Château Rieussec eine Herzensangelegenheit<br />
und dazu eine Herausforderung voller<br />
Freud und Leid.<br />
in lästiger Winterwind wirbelt Charles<br />
EChevallier das graue Haar um den Kopf. Wir<br />
eilen vom Keller in den Degustationsraum von<br />
Der 1. Mai des Jahres 1894 war kein Feiertag, aber ein Festtag, wenigstens am Rhein. »In den Morgenstunden …<br />
sahen die durch festliches Böllerknallen an das Ufer gelockten Anwohner des Rheines oberhalb Coblenz ein im<br />
prächtigsten Flaggenschmuck prangendes Dampfboot stolz die Wogen durchschneiden und unaufhaltsam seinen<br />
Lauf flussaufwärts verfolgen. Ein fröhliches Treiben herrschte an Bord des Schiffes, auf dessen unterem und oberem<br />
Verdeck gegen 180 Personen in Gruppen vereinigt saßen, dort lustigen Scherzreden lauschend, dort einander auf<br />
die sagenumwobenen Burgen und Ruinen oder die rebenumkränzten Berghänge aufmerksam machend, während<br />
andere wieder die schönen Weisen eines sinnigen Volksliedes die frische Morgenluft ertönen ließen.« Die In haber<br />
der Firma Deinhard und Co. hatten es an nichts fehlen lassen.<br />
»Hier ist das Märchenland<br />
des Rheines«<br />
Wein&Speisen<br />
Seite 54 Jürgen Dollase in der Ente in Wiesbaden<br />
Wohlgefällig blickt Marchese Piero Antinori<br />
von der Terrasse der Tenuta auf den Weinberg,<br />
der ihm Jahr für Jahr einen der besten Weine<br />
der Welt beschert, den Vigneto Tignanello.<br />
Seite 118 Der Tignanello hat den Namen Antinori<br />
in die Welt getragen<br />
Die Dollase Kolumne<br />
Jürgen Dollase bei Michael Kammermeier und Sebastian Mac Lachlan Müller<br />
in der Ente im Hotel Nassauer Hof in Wiesbaden<br />
Der Tignanello<br />
hat den Namen<br />
Antinori<br />
in die Welt getragen<br />
»Wenn ein Wein gut ist, fragt der Marchese, wie es noch besser geht«<br />
CHRISTIAN GÖLDENBOOG: WIE WEIN GEDEIHT<br />
DAS<br />
VERTEUFELTE ELEMENT<br />
Seit 2005 muss auf Wein etiketten innerhalb der Euro päischen<br />
Union »deutlich lesbar« die Bemerkung » contient des sulfites«,<br />
enhält Sulfite, vermerkt sein, wenn, wie die EURichtlinie besagt,<br />
»Schwefel dioxid und Sulfite in einer Konzentration von mehr<br />
als 10 mg/l« im Wein enthalten sind. Mit ein Grund dafür ist,<br />
dass Asthmatiker aller gisch auf die Auf nahme von Schwefeldioxid<br />
reagieren. Nur geschwefelte Weine seien auf die Dauer<br />
haltbar und somit genießbar, heißt es im Allgemeinen.<br />
Seite 76 Weinwissen:<br />
Über Schwefel<br />
<strong>Das</strong> Große,<br />
das Schöne<br />
und das<br />
Angenehme<br />
Von der Kunst des Verkostens<br />
Seite 138 Wein und Kritik (I)<br />
Foto: Guido Bittner<br />
Wer derzeit über das Thema Schwefel<br />
und Wein bloggt, schreibt oder<br />
Schwefeldioxid entsteht durch Entzug von<br />
Wasser aus Schwefelsäure. Diese zählt zu<br />
FOLGE ZEHN: ÜBER SCHWEFEL<br />
mit unserer neuzeitlichen exakten<br />
Kenntnis der SchwefelChemie Auch<br />
hat<br />
STEFAN PEGATZKY<br />
4))WEIN)UND)KRITIK)I))$<br />
Warum gehen Menschen auf Weinproben oder trinken in eigentümlichen Ritualen den Inhalt verhüllter<br />
Flaschen Warum debattieren sie endlos über die Resultate Was suchen sie Geselligkeit Ein<br />
interessantes Hobby Die Möglich keit, Alkohol möglichst »kultiviert« einzunehmen Sicherlich auch.<br />
Fragt man aber genauer bei denen nach, die der Leidenschaft für Wein intensiver verfallen sind, womit<br />
denn alles angefangen habe, dann ergibt sich ein wiederkehrendes Muster: Der Ausgangspunkt war<br />
die erstmalige Trink erfahrung einer herausragenden Flasche Wein. Diese Initiations Schilderungen<br />
sind aus dem Grund so bemerkenswert, weil ihnen eine Begegnung mit Wein zugrunde liegt, die in<br />
den meisten Fällen unerwartet war. Unerwartet in dem Sinn, dass einem der Wein wesentlich mehr<br />
»gesagt« hat, als man von einem Getränk erwartet hatte. Tatsächlich setzt eine solche Begegnung bei<br />
vielen Menschen eine Suche in Gang, die Trink erfahrung unbedingt zu wiederholen, ja zu über treffen.<br />
Dabei wird der gelegentlich lebensverändernde Impuls, dem Wein in Zukunft in irgend einer Weise<br />
eine größere Rolle im eigenen Leben einzuräumen, ausgelöst lediglich durch die sinnliche Evidenz<br />
herausragender Qualität, der Gewissheit, zum ersten Mal einen »großen Wein« getrunken und gleichsam<br />
dessen »Botschaft« verstanden zu haben.<br />
All diesen Fragen und Überlegungen geht Stefan Pegatzky in einem Essay nach, den Fine in vier aufeinanderfolgenden<br />
Ausgaben veröffentlicht. Der Autor beleuchtet das Thema aus philosophischer<br />
und wissenschaft licher, aus kultureller und historischer Sicht. Der erste Teil der Serie beschäftigt sich<br />
mit Vor lieben und Abneigungen sowie den Voraussetzungen der Degustation.<br />
orin besteht die besondere Dimension<br />
von Wein, worin besteht seine spezi<br />
Qualität und seine Botschaft Wfische<br />
Sind dies lediglich persönliche Erfahrungen oder<br />
D<br />
(Des)Orientierungen<br />
9 <strong>FINE</strong> Editorial Thomas Schröder<br />
12 <strong>FINE</strong> Rhône Im Haus Guigal wird der Familiensinn gepflegt<br />
24 <strong>FINE</strong> Bordeaux Der kometenhafte Aufstieg von La Mondotte<br />
32 <strong>FINE</strong> Tasting Zehn Weine der Einzellage La Mondotte<br />
34 <strong>FINE</strong> Tasting Zehn Grands Crus Classés von Canon La Gaffelière<br />
36 <strong>FINE</strong> Bordeaux <strong>Das</strong> Sauternes-Weingut Château Rieussec<br />
42 <strong>FINE</strong> Weinprobe & Kunst Mouton Rothschild: Die neuen Künstler-Etiketten<br />
48 <strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> Große Dutzend Westhofener Morstein vom Weingut Keller<br />
52 <strong>FINE</strong> Nachlese Geil’s Sekt- und Weingut in Bermersheim<br />
54 <strong>FINE</strong> Wein & Speisen Jürgen Dollase in der Ente in Wiesbaden<br />
64 <strong>FINE</strong> Franken Bürgerspital zum Hl. Geist: Ein Würzburger Musterbetrieb<br />
76 <strong>FINE</strong> Weinwissen Christian Göldenboog über Schwefel<br />
78 <strong>FINE</strong> Franken Frech, mutig und kühn: Fünf fränkische Winzer<br />
100 <strong>FINE</strong> Die Pigott Kolumne Franken-Weine sind im Kommen<br />
104 <strong>FINE</strong> Frauen im Wein Sandra Sauer vom fränkischen Weingut Horst Sauer<br />
112 <strong>FINE</strong> Wein und Zeit Der Weinbau im Mittelrheintal<br />
118 <strong>FINE</strong> Toskana Der Tignanello hat den Namen Antinori in die Welt getragen<br />
128 <strong>FINE</strong> Tasting Giro d’Italia: Eine Verkostung der Superlative<br />
136 <strong>FINE</strong> Die schönen Dinge Die Zierde des Herrn: Manschettenknöpfe<br />
138 <strong>FINE</strong> Wein und Kritik Erste Folge: <strong>Das</strong> Große, das Schöne und das Angenehme<br />
142 <strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> Bier danach Vom Holzfass: Ein saisonales Trinkvergnügen<br />
146 <strong>FINE</strong> Abgang Ralf Frenzel<br />
6 7<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E I n h a l t
Bescheidene Anfänge, triumphale Erfolge<br />
»Mit einer Flasche<br />
Wein und zwei<br />
Gläsern haben wir<br />
bisher noch jedes<br />
Problem gelöst«<br />
Im Haus Guigal an der nördlichen Rhône<br />
wird der Familiensinn gepflegt<br />
Von Armin Diel<br />
Fotos Marco Grundt<br />
Ganz beherrscht: Philippe Guigal, der Enkel von<br />
Etienne Guigal, hat die Leidenschaft für Wein von<br />
seinem Großvater geerbt. <strong>Das</strong>s er daneben eine<br />
zweite Passion, den Tanzsport, pflegt, ist unschwer<br />
an seiner tadellosen Haltung zu erkennen.<br />
12 13<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E R h ô n e
Weinprobe & Kunst<br />
1924 / 1945 – 2011<br />
Kleine Kunstgeschichte in Wein. Eine Aktualisierung<br />
Vor genau vier Jahren schloss Fine mit dem<br />
Jahrgang 2003 die Verkostung der Weine<br />
von Château Mouton Rothschild und die<br />
Betrachtung der Kunstwerke, die den Etiketten<br />
ihren einzigartigen Charakter geben.<br />
Zeit für eine Aktualisierung: Jetzt wenden<br />
wir uns den Jahrgängen 2004 bis 2011 zu.<br />
»Erster kann ich nicht sein, zweiter will ich<br />
nicht sein, ich bin Mouton« (Premier ne puis,<br />
second ne daigne, Mouton suis). So lautet das<br />
wohl bekannteste Motto der Weinwelt, mit dem<br />
sich Château Mouton Rothschild gegen die in der<br />
Klassifizierung der besten Weingüter des Bordelais<br />
von 1855 auferlegte Zweitklassigkeit wehrte,<br />
bis ihm endlich im Jahr 1973 der Status Premier<br />
Cru Classé zugesprochen wurde. Baron Philippe<br />
de Rothschild, der schon 1922 im zarten Alter von<br />
zwanzig Jahren als Geschäftsführer von Mouton<br />
eingesetzt worden war, gelang es aber schon lange<br />
vor der von ihm erkämpften Aufwertung, den<br />
Konkurrenten von Latour, Haut Brion, Margaux<br />
und Lafite mit einem ganz besonderen Coup die<br />
Schau zu stehlen.<br />
Mit dem Jahrgang 1945 hatte die Kellermeister<br />
legende Raoul Blondin einen absoluten<br />
Spitzenwein aufgelegt. Baron Philippe beschloss,<br />
das Etikett für diesen Jahrgang von dem berühmten<br />
französischen Künstler Philippe Jullian gestalten<br />
zu lassen. <strong>Das</strong> von ihm gewählte Motiv des<br />
Symbols »V« für Victoire zur Feier des Sieges über<br />
Deutschlands Nazi-Regime sollte für immer in die<br />
Annalen der Weingeschichte eingehen.<br />
Der Baron erkannte sofort das Potential,<br />
durch die individuelle Gestaltung des Etiketts<br />
die Weine von Château Mouton Rothschild<br />
mit dem Flair von Exklusivität und Noblesse zu<br />
umgeben, und seit dieser Zeit fährt man auf dem<br />
Gut mit der Praxis fort, jedes Jahr einen anderen<br />
welt bekannten Künstler mit der Schaffung<br />
eines Motivs zu beauftragen. Manchmal wird<br />
auch ein schon bestehendes Werk auf Grund seiner<br />
Affinität mit der Philosophie von Mouton<br />
ausgewählt.<br />
Wenn auch einige der Künstler vielleicht nur<br />
eingeweihten Kreisen oder ausge sprochenen<br />
Kunstliebhabern ein Begriff sein mögen, wurden<br />
doch alle, die jemals ein Etikett dieses weltbekannten<br />
Châteaus gestalten durften, entweder<br />
wegen ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeit<br />
oder ihres einzigartigen Talents für diese prestigeträchtige<br />
Aufgabe auserkoren.<br />
1962 wurde auf dem Schlossgelände ein Kunstmuseum<br />
eröffnet, in das jedes Jahr Tausende von<br />
Besuchern strömen, um einen Bestand von etwa<br />
dreitausend wertvollen Objekten rund um Wein<br />
und Weinbau zu besichtigen.<br />
Nur vier Mal seit 1945 wurde mit der Tradition<br />
gebrochen, das Werk eines Künstlers abzu bilden,<br />
zum letzten Mal beim Jahrgang 2003. Baronin<br />
Philippine de Rothschild beschloss, zum einhundert<br />
fünfzigjährigen Jubiläum des Erwerbs von<br />
Mouton durch die Rothschild-Dynastie für das<br />
Etikett eine historische Photographie von Baron<br />
Nathaniel de Rothschild zu verwenden, der das<br />
Weingut am 11. Mai 1853 für die Familie erstanden<br />
hatte.<br />
Sammler, die nach den besten Weinen der<br />
Welt trachten, träumen davon, die komplette<br />
Kollek tion ihr eigen nennen zu können, und selbst<br />
wenn in manchen Jahren der Wein vielleicht nicht<br />
die absolute Spitzenqualität erreichen konnte, gibt<br />
die Kunst auf den Etiketten den Flaschen immer<br />
noch einen besonderen Wert. So wurde der eher<br />
unterdurchschnittliche 1973er Mouton durch eine<br />
Reproduktion von Pablo Picassos » Bacchanale«<br />
(Aquarell und Gouache) aus dem Jahre 1959<br />
geadelt. Da aber gerade mit diesem Jahrgang das<br />
Château Aufnahme in den erlauchten Kreis der<br />
Premiers Crus fand, war dies als ganz besondere<br />
Hommage an den kurz zuvor verstorbenen spanischen<br />
Maler zu verstehen.<br />
Auch Salvador Dali, Henry Moore, Francis<br />
Bacon und Andy Warhol reihen sich in die Garde<br />
der Künstler ein, die sich im 20. Jahrhundert auf<br />
den Etiketten von Château Mouton Rothschild<br />
verewigt haben.<br />
Hinzu kommen nun acht neue Künstler, die für<br />
die Etiketten der Jahrgänge von 2004 bis 2011 verantwortlich<br />
zeichnen. Die Palette reicht von Jeff<br />
Koons bis Prinz Charles – das allein sollte schon<br />
für große Neugier sorgen.<br />
Von Michael Schmidt und Kristine Bäder (Verkostungen)<br />
Fotos Guido Bittner<br />
42 43<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E W e i n p r o b e & K u n s t
Augenfällig: Die Festung Marienberg ist<br />
das bekannteste Wahrzeichen der Stadt<br />
Würzburg. Im Pfaffenberg, der etwas mainaufwärts<br />
liegt, wachsen Riesling, Silvaner<br />
und Grauer Burgunder.<br />
Bürgerspital<br />
zum Hl. Geist<br />
Ein Würzburger Musterbetrieb<br />
Mit fast siebenhundert Jahren ist das Bürgerspital eines der ältesten Wein güter<br />
Deutschlands, eines der größten ist es ohnehin. Doch war es vielleicht niemals<br />
moderner als heute, sowohl was die betriebliche Struktur angeht als auch die Weinstilistik.<br />
Betriebsleiter Robert Haller hat das 1316 gegründete Stiftungsweingut<br />
binnen weniger Jahre zu einem Motor der fränkischen Erneuerung gemacht.<br />
Von Stephan Reinhardt<br />
Fotos Christof Herdt<br />
64 65<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E F r a n k e n
Großer Auftritt: Hansi Ruck, Paul Weltner, Martin Schmitt,<br />
Daniel Sauer und Ludwig Knoll heißen fünf der fränkischen<br />
Vorzeigewinzer, deren Silvaner, Spätburgunder oder Riesling<br />
sich im traditionell bauchigen Bocksbeutel, neuerdings auch in<br />
Burgunder- oder Schlegelflasche präsentieren.<br />
Frech, mutig und kühn:<br />
Fünf<br />
engagierte<br />
Winzer<br />
machen dem<br />
Image der<br />
Franken<br />
alle Ehre<br />
Von Rainer Schäfer<br />
Fotos Christof Herdt<br />
78 79<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E F r a n k e n
Verkehrte Welt: Hansi Ruck, der Sohn, ist<br />
der Traditionalist, Hans Ruck, der Vater,<br />
ein Kind des Rock and Soul. Bei seinem<br />
Wein jedoch ist Hansi Ruck ein Radikaler.<br />
Hans und Hansi Ruck<br />
vom Weingut Johann Ruck in Iphofen:<br />
»Alle<br />
reden von<br />
Terroir und<br />
Mineralität –<br />
wir wissen,<br />
was das<br />
bedeutet«<br />
In Iphofen wird niemand zum Lang schläfer<br />
er zogen, schon um sechs Uhr beginnen<br />
die Kirchen glocken zu schlagen, sie reizen ihr<br />
ge samtes Klangbild aus, Gong für Gong. <strong>Das</strong><br />
Glockenspiel schwillt an, bis es die Schläfrigkeit<br />
ver trieben hat im schmucken Städtchen, in dem<br />
sich die Architektur des Mittelalters erhalten hat<br />
mit Wehr türmen, dickem Fachwerk-Gemäuer<br />
und engen Gässchen. In bester Lage am Kopf des<br />
Markt platzes steht das stattliche Weingut Ruck,<br />
eine ehemalige Post halterei, 1750 erbaut. »An<br />
uns kommt keiner vorbei«, scherzt der Seniorchef<br />
Hans Ruck, dreiundsechzig, und steigt mit<br />
Schwung vom Fahrrad. Wie jeden Morgen hat<br />
er seiner achtundachtzig jährigen Mutter Maria<br />
die Zeitung vorbeigebracht, die sich beide teilen.<br />
So spart man Geld und hat Gelegenheit sich austauschen.<br />
Über das, was auf der Welt und, fast<br />
noch wichtiger, in Franken und Iphofen geschieht.<br />
Hans Ruck nimmt in der Probier stube neben<br />
dem Kachelofen Platz. An der Wand hängen<br />
80 81<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E F r a n k e n
Frauen im Wein: Neunzehnte Folge<br />
Der<br />
Lump<br />
ist der<br />
Star<br />
Sandra Sauer vom fränkischen<br />
Weingut Horst Sauer hat die Liebe<br />
zu den Reben vom Vater geerbt<br />
Von Caro Maurer MW<br />
Fotos Christof Herdt<br />
104 105<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E F r a u e n i m W e i n
Wohlgefällig blickt Marchese Piero Antinori<br />
von der Terrasse der Tenuta auf den Weinberg,<br />
der ihm Jahr für Jahr einen der besten Weine<br />
der Welt beschert, den Vigneto Tignanello.<br />
Der Tignanello<br />
hat den Namen<br />
Antinori<br />
in die Welt getragen<br />
»Wenn ein Wein gut ist, fragt der Marchese, wie es noch besser geht«<br />
Von Till Ehrlich<br />
Fotos Thilo Weimar<br />
118 119<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E T o s k a n a
Der Tignanello war und ist mehr als ein<br />
großer Wein. Er hat die Tradition er neuert,<br />
mit ihm beginnt die Moderne des Spitzenwein<br />
baus in Italien. Er hat nicht nur unzählige Nachahmer<br />
gefunden, sondern vor allem auch einen neuen<br />
Zugang zur Tradition des Weinmachens eröffnet:<br />
Mit ihm hat sich die Vorstellung, was ein Rotwein<br />
aus Italien und insbesondere der Toskana sein kann,<br />
geweitet. Sowohl in geschmacklicher als auch in önologischer<br />
Hinsicht: indem er den heimischen Sangiovese,<br />
die bedeutendste Rebsorte Italiens, neu interpretiert<br />
und damit zukunftsfähig gemacht hat. Und er<br />
hat dem Chianti Classico, einem Klassiker des europäischen<br />
Weinbaus, eine Zukunft gegeben.<br />
Der Wein der Tenuta Tignanello weckt den Wunsch,<br />
auf einem edlen Teppich zu stehen, während man<br />
ihn kostet. Er entfaltet die feinen Facetten seines<br />
Geschmacks nicht brachial oder laut, sondern vom<br />
Anfang bis zum Ende mit gleichbleibender Anmut.<br />
Seine feste, in sich stimmige Struktur hat einen<br />
gerade zu majestätischen Aufbau.<br />
Mitte Mai ist die Toskana in frisches Grün getaucht, die<br />
Reben treiben kräftig aus, von dottergelben Ginsterbüschen<br />
gesäumt. Den Weinberg des Tignanello erkennt<br />
man an seiner hellen Zeichnung: Zwischen den Reben liegen<br />
Brocken von Albarese-Marmor, die wie weiße Linien mit<br />
der frisch gepflügten Erde kontrastieren. Schon im 19. Jahrhundert<br />
war dies eine geschätzte Spitzenlage. Der Hang des<br />
kleinen Hügels neigt sich nach Süden und Südwesten, da er<br />
aber rundum mit Reben bestockt ist, gibt es viele Ausrichtungen<br />
zur Sonne hin. Dies ist eines seiner Geheimnisse, denn<br />
die Vielfalt der feinen Unterschiede gelangt in diesem Wein<br />
als Komplexität zum Ausdruck. Hinzu kommen rund sechzig<br />
Meter Höhenunterschied zwischen Hangfuß und -spitze. Da<br />
der Tignanello in dreihundertzwanzig bis dreihundertachtzig<br />
Metern Höhe situiert ist, gibt es ein Spiel zwischen Kühle<br />
und Wärme. Die insgesamt siebenundfünfzig Hektar sind in<br />
vierundzwanzig Parzellen aufgeteilt, die jede für sich ge erntet<br />
und ausgebaut wird; so wird der Ausdruck jeder einzelnen<br />
Parzelle bewahrt. Der Tignanello wird ausschließlich aus<br />
Trauben erzeugt, die hier wachsen. <strong>Das</strong> sind achtzig Prozent<br />
Sangiovese, fünfzehn Prozent Cabernet Sauvignon und fünf<br />
Prozent Cabernet Franc. Daraus wird später die Cuvée des<br />
Tignanello komponiert, wobei die Wesensart jeder Parzelle<br />
zum Tragen kommt.<br />
Seine Qualität verdankt dieses Gewächs den Steinen. Nicht<br />
weil die Trauben in einem steinigen Terrain ge deihen, sondern<br />
weil der Boden selbst aus dem verwitterten Gestein entsteht.<br />
Wie an der Côte D’Or in Burgund ist es eine kompaktere<br />
Wohlgeraten erscheint Marchese Piero Antinori<br />
der Wein in seinem Glas, ein 2011er Tignanello.<br />
Doch das Streben nach Perfektion wird den<br />
Adelsmann nie verlassen. Auch für die Weine<br />
seiner anderen Güter wie etwa den Chianti<br />
Classico Riserva aus demselben Jahrgang oder<br />
den Solaia von 2010 erhebt er diesen Anspruch.<br />
Gesteinsart. Dem Gebiet südlich von Florenz bei San Casciano<br />
in Val di Pesa gibt sie eine eigene Aura. Auch die Paläste und<br />
Kirchen von Florenz sind aus diesem Material errichtet.<br />
Der Vigneto Tignanello liegt nur wenige Schritte von<br />
einem alten Anwesen entfernt, das die Familie Antinori<br />
schon seit langer Zeit besitzt, die Tenuta Tignanello. Vor<br />
wenigen Jahren wurde eine neue Kellerei errichtet, die speziell<br />
auf die optimale Weinbereitung des Tiganello hin konzipiert<br />
ist.<br />
Die Geschichte des Tignanello wird oft als Revolution dargestellt,<br />
als genialer Wurf des Marchese Piero Antinori und<br />
seines Önologen Giacomo Tachis. Dabei dürfte es sich eher<br />
um eine Evolution gehandelt haben. Sie begann nicht im historischen<br />
Herzen der Toskana, dem Chianti Classico, sondern in<br />
der nördlichen Maremma, dem wilden Teil der Toskana, wo<br />
der Spitzenweinbau noch jung ist, in Bolgheri.<br />
Einige der faszinierendsten Weine Europas wie Sassicaia,<br />
Ornellaia, Guado al Tasso oder Masseto entstehen hier. Deren<br />
Ruhm hat dem Namen Bolgheri Glanz verliehen – wie Pauillac<br />
in Bordeaux oder Chambertin in Burgund. Doch in den 1940er<br />
Jahren war dies noch ein weißer Fleck auf der Weltkarte der<br />
feinen Weine. Schon während des Zweiten Weltkriegs pflanzte<br />
Marchese Mario Incisa della Rocchetta französische Cabernet<br />
Reben, weil ihm der örtliche Sangiovese nicht schmeckte und<br />
er Bordelaiser Weine vorzog. Sein Wein aus den Cabernet-<br />
Trauben diente ihm zunächst als Haustrunk. Doch einige Jahrzehnte<br />
später, in den 1960er Jahren, erfolgten jene entscheidenden<br />
weinbaulichen und önologischen Schritte, die dieses<br />
Gewächs zu einem Spitzenwein werden ließ, dem Sassicaia.<br />
Angeregt wurde diese Entwicklung durch Marchese Piero<br />
Antinori, den jungen Neffen von Mario Incisa. Er brachte<br />
seinen damals fünfunddreißigjährigen Önologen Giacomo<br />
Tachis nach Bolgheri. Die Idee war, einen Wein aus französischen<br />
Rebsorten in Barriques auszubauen und den Ertrag<br />
zu reduzieren – ein Bruch mit der Tradition, der auf erheblichen<br />
Widerstand stieß. Doch der Erfolg des Sassicaia gründet<br />
nicht zuletzt auf der Tatsache, dass der Cabernet Sauvignon,<br />
der früher reift, bessere Weine in Bolgheri hervorbringt als<br />
der traditionelle spätreifende Sangiovese, der im regenreichen<br />
kühlen Herbst oft nicht ausreifen kann.<br />
Da die Ergebnisse mit dem Sassicaia so erfolgreich waren,<br />
übertrugen Piero Antinori und Giacomo Tachis schon ein<br />
120 121<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong> F I N E T o s k a n a
»<strong>Das</strong> sind wir!«<br />
Feine Rieslinge von<br />
Rheingau und Mosel<br />
www.wegeler.com
Abgang<br />
Kostbare Momente<br />
Weingut Robert Weil – Riesling Großes Gewächs.<br />
Einer der Großen Weine der Welt.<br />
Ich gestehe es: Meine Arbeit kennt viele genussreiche Augenblicke,<br />
zahlreiche Gelegenheiten, große Weine renommierter Weingüter<br />
zu verkosten – oft im Beisein der Weinmacher. Wie die zehn Jahrgänge<br />
La Mondotte und Canon La Gaffelière aus Saint-Emilion, die wir<br />
mit Stephan Graf von Neipperg für diese Fine-Ausgabe degus tierten.<br />
Großartige Weine von beeindruckender Qualität und Konstanz.<br />
Zu der noch eher jungen Riege der herausragenden Winzer der<br />
Welt gehört auch der Rheinhesse Klaus Peter Keller. Mit ihm haben wir<br />
eine Vertikale seiner Morstein-Rieslinge getrunken – eine Ver kostung,<br />
die es zuvor noch nicht gegeben hat. Sie bewies, dass der kometen hafte<br />
Aufstieg dieses Winzers kein PR- und Marketingerfolg ist, sondern<br />
das Resultat einer originären Leistung, die uns beeindruckt.<br />
Die Vielfalt großer italienischer Weine erwies sich einmal mehr<br />
in der von Fine und Dirk R. Notheis gemeinsam aufgelegten Probe:<br />
Machtvolle Weine wie der Monfortino von Giacomo Conterno oder<br />
gereifte Jahrgänge von Masseto, Solaia oder Sassicaia boten ein unvergleichliches<br />
Genusserlebnis.<br />
Die herrlichsten Weine dieser Welt probieren zu dürfen erscheint<br />
uns dabei nie als Selbstverständlichkeit – es sind unbezahlbar er hebende<br />
Momente, die wir in jedem Sinn des Wortes auskosten. Weil wir uns<br />
der Einzigartigkeit solcher Weine bewusst sind, macht es uns stolz,<br />
dass wir von einem der bedeutendsten italienischen Weinproduzenten<br />
die Rechte zur Publikation eines Prachtbandes erhalten haben:<br />
Zur Frankfurter Buchmesse werden wir die glanzvolle Geschichte<br />
des Hauses Marchesi Antinori und seiner Weine vorlegen. Bis dahin<br />
können wir noch etliche Gelegenheiten dokumentierend wahrnehmen,<br />
flüssige Zeugen dieser Jahrtausend-Historie genießerisch zu befragen –<br />
vierzig Jahrgänge Tignanello beispielsweise. Weine, die ebenso prägend,<br />
charakter voll und ungewöhnlich sind wie ihre Erzeuger.<br />
Freuen Sie sich auf dieses Buch, auf eine Hommage an eine beispielgebende,<br />
wegweisende italienische Weindynastie. Eine Hommage auch,<br />
die Ihre Lust wecken soll, die Weinwunder der Welt selber sinnlich<br />
zu erkunden.<br />
Ralf Frenzel<br />
Herausgeber<br />
146<br />
F I N E 2 / <strong>2014</strong><br />
www.weingut-robert-weil.com