08 zett 4–08 Massive bauliche Eingriffe im Toni-Areal: toni-areal startschuss für den campus toni (oben) Im grossen Kühlraum, wo früher Eiscrème gelagert wurde, werden die Isolationen herausgerissen. (unten) Das Isolationsmaterial von herausgebrochenen Wänden wird nach Materialien sortiert. Die ZHdK ist heute auf über 40 Standorte verteilt. Mit der Realisierung des Vorhabens Campus Toni soll die Idee <strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>hochschule, die alle Sparten umfasst <strong>und</strong> an <strong>eine</strong>m Ort vereint ist, nun verwirklicht werden. Peter Eberhard* berichtet über die neusten Entwicklungen in Sachen Toni. Fotos: Regula Bearth <strong>und</strong> Betty Fleck. Ein für die ZHdK historischer Entscheid ist am 29. September 2008 gefallen: Der Zürcher Kantonsrat bewilligte 139 Millionen Franken für den Mieterausbau im künftigen Campus Toni. Dort sollen bis spätestens 2015 die Zürcher Hochschule der Künste sowie zwei Departemente der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Soziale Arbeit <strong>und</strong> Angewandte Psychologie, untergebracht werden. Der Rat entschied sich nach mehrstündiger Debatte mit 107 zu 29 Stimmen (bei 30 Enthaltungen) für die Umgestaltung der ehemaligen Fabrikationsanlage der Toni-Molkerei. Als einzige Parteifraktion sprach sich die CVP gegen das Projekt aus. Da bereits <strong>eine</strong> rechtskräftige Baubewilligung vorliegt, darf nach Einhalten der Referendumsfrist sofort mit dem Bau begonnen werden. Allreal AG neue Partnerin Wird das Referendum nicht ergriffen – was anzunehmen ist –, so ist der Mietvertrag zwischen dem Kanton Zürich als Mieter <strong>und</strong> der Allreal Toni AG als neue Vermieterin (Nachfolgerin der Besitzerin Zürcher Kantonalbank) nach Ablauf von 80 Tagen ab Kantonsratsbeschluss rechtsgültig. Die Allreal-Gruppe ist ein Unternehmen, das ein Immobilienportfolio mit der Tätigkeit des Generalunternehmens kombiniert: Projektentwicklung, Realisation sowie Kauf <strong>und</strong> Verkauf von Liegenschaften. Der Wert aller Immobilien der Allreal AG belief sich 2007 auf 2 Milliarden Franken, das abgewickelte Projektvolumen auf 494,4 Millionen Franken. Das Investitionsvolumen Toni, das sich auf über drei Jahre verteilt, wird auf mehr als 350 Millionen Franken veranschlagt. Die Aktien der ausschliesslich in der Schweiz tätigen Allreal Holding AG sind an der Börse kotiert. 265 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter sind zurzeit im Unternehmen tätig. Projektorganisation Ende Mai 2008 ist Allreal in den Planungsprozess eingestiegen, was <strong>eine</strong> neue Projektorganisation erforderte. Dabei wurde auch die Mitsprache der künftigen NutzerInnen von ZHdK <strong>und</strong> ZHAW durch das Hochschulamt geregelt. Aufgr<strong>und</strong> der bisherigen guten Erfahrungen mit den aus Hochschulangehörigen bestehenden Fachgruppen sind diese zusätzlich durch externe FachplanerInnen ergänzt worden. Deklariertes Ziel ist, die gesamte vorhandene Fachkompetenz in das Projekt einfliessen zu lassen. In den leitenden Projektgremien sind vonseiten des Kantons, je nach Aufgabe, die Bildungsdirektion (Hochschulamt) oder die Baudirektion (Hochbauamt) federführend. Die Projektkoordinations- <strong>und</strong> Planungssitzungen finden jeweils unter dem Vorsitz von Allreal statt. In allen Gremien werden die Interessen der Hochschule entweder durch den Rektor, den Verwaltungsdirektor oder durch die NutzerInnenvertretungen wahrgenommen. Die gestalterische Verantwortung liegt weiterhin – ganz im Interesse der Hochschulen – in den Händen der Architekten von EM2N. Stand der Planung Zwischen Mai <strong>und</strong> Ende September 2008 definierten beziehungsweise planten insgesamt elf auf Raumgruppierungen (Cluster) bezogene Fachteams den Mieterausbau <strong>und</strong> die Ausstattung, sodass Architekten <strong>und</strong> Generalunternehmer den Rohbau nun festlegen können. Die Teams befassten sich mit den Räumen für Tanz & Theater, Ton & Film, Musik <strong>und</strong> Produktion & Events; mit den Werkstätten 2-D <strong>und</strong> 3-D; mit den Arbeitsplätzen für Studierende, Dozierende <strong>und</strong> Mitarbeitende; mit der Bibliothek <strong>und</strong> den Medienräumen sowie mit den Unterrichtsräumen <strong>und</strong> Hörsälen. Eine Arbeitsgruppe für Informationstechnologie <strong>und</strong> <strong>eine</strong> für Facility Management kümmerten sich um die Querschnittsfunktionen. In der nun angelaufenen nächsten Phase besteht die Aufgabe der Teams darin, bei der Setzung von Prioritäten im Mieterausbau mitzuwirken. Ausserdem sollen sie die Kosten für die geplante Ausstattung in Zusammenarbeit mit FachplanerInnen ermitteln <strong>und</strong>, wenn erforderlich, Einsparungen vorschlagen. Baustelle Das Toni-Areal ist bereits Abbruchstelle. Mit schwerem Gerät wird herausgerissen, was k<strong>eine</strong>sfalls mehr verwendet werden kann. Gerettet wird, was industriegeschichtliche Bedeutung hat, vor allem Zeichen <strong>und</strong> Beschriftungstafeln. Zurzeit ist in der Südwestecke des bestehenden Baus ein Fassadenmuster im Massstab eins zu eins zu besichtigen, an dem die Wirkung der künftigen Fassade nach aussen <strong>und</strong> innen überprüft werden kann. Der Abbruch der statischen Teile, zum Beispiel der Decken für die künftigen Lichthöfe, soll im Januar kommenden Jahres erfolgen. Läuft der Bau so gut an, wie der politische Prozess <strong>und</strong> die Planung bis anhin verlaufen sind, kann der Campus Toni mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jahr 2012 bezogen werden. Allreal setzt mit <strong>eine</strong>r stringenten Planung alles daran, dieses Ziel zu erreichen. Seitens der Hochschulen <strong>und</strong> des Kantons sind nach dem klaren Kantonsratsentscheid die notwendigen Energien für die Durchführung dieses wichtigen <strong>und</strong> grossen Projekts zweifellos vorhanden. * Peter Eberhard ist Architekt <strong>und</strong> Dozent. Er ist Beauftragter der ZHdK für die Vertretung der Anliegen der zukünftigen NutzerInnen im Toni-Areal (peter.eberhard@zhdk.ch).
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