Kunst und Bologna â eine Liaison dangereuse - Zürcher ...
Kunst und Bologna â eine Liaison dangereuse - Zürcher ... Kunst und Bologna â eine Liaison dangereuse - Zürcher ...
Zett — — Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste Nummer 4, Dezember 2008 — 04 Kunst und Bologna – eine Liaison dangereuse … — 11 Art Radio Zurich nach New Yorker Vorbild — 21 Exotik im Ohr 4–08 Z hdk
- Seite 2 und 3: 02 zett 4-08 inhaltsübersicht Zum
- Seite 4 und 5: 04 zett 4-08 studierende kunst und
- Seite 6 und 7: 06 zett 4-08 hochschule was kann tr
- Seite 8 und 9: 08 zett 4-08 Massive bauliche Eingr
- Seite 10 und 11: 10 zett 4-08 design showdown in sil
- Seite 12 und 13: 12 zett 4-08 theater blackbox zum t
- Seite 14 und 15: 14 zett 4-08 Gefragte Studienplätz
- Seite 16 und 17: 16 zett 4-08 Schülerinnen der Tanz
- Seite 18 und 19: 18 zett 4-08 Thomas Kaspar: „Hier
- Seite 20 und 21: 20 zett 4-08 André Bellmont dirigi
- Seite 22 und 23: 22 zett 4-08 musik milieux sonores
- Seite 24 und 25: 24 zett 4-08 1 2 3 4 1 Inserat für
- Seite 26 und 27: 26 zett 4-08 weiterbildung warum ku
- Seite 28 und 29: 28 zett 4-08 leute 1 2 3 4 5 6 7 8
- Seite 30 und 31: 30 zett 4-08 museum bellerive Krupp
- Seite 32 und 33: 32 zett 4-08 nachrichten hasen für
- Seite 34 und 35: 34 zett 4-08 vermischtes werkstipen
Zett<br />
—<br />
—<br />
Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste<br />
Nummer 4, Dezember 2008<br />
—<br />
04<br />
<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Bologna</strong> – <strong>eine</strong> <strong>Liaison</strong> <strong>dangereuse</strong> …<br />
—<br />
11<br />
Art Radio Zurich nach New Yorker Vorbild<br />
—<br />
21<br />
Exotik im Ohr<br />
4–08<br />
Z<br />
hdk
02 zett 4–08 inhaltsübersicht<br />
Zum Coverbild:<br />
Das Cover zeigt <strong>eine</strong>n Ausschnitt aus dem Plakat „Hope“, USA 2008, Gestalter:<br />
Frank Shepard Fairey; porträtierte Person: Barack Hussein Obama Jr. Museum<br />
für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK. Das Plakat ist in der derzeitigen<br />
Ausstellung „Kopf an Kopf – Politikerporträts“ im Museum für Gestaltung Zürich<br />
zu sehen, die fünf Tage vor der historischen Wahl von Barack Obama zum<br />
44. Präsidenten der USA eröffnet wurde.<br />
Noch bis zum 22. Februar 2009 zeigt das Museum, welcher kommunikativer<br />
Muster sich Politikerinnen <strong>und</strong> Politiker bedienen, um die Gunst der Bevölkerung<br />
zu erlangen. Die Ausstellung gibt Einblick in die visuellen Strategien der<br />
Imagebildung, der Repräsentation <strong>und</strong> der Demontage. Vier Persönlichkeiten der<br />
internationalen Geschichte <strong>und</strong> Politik – Lenin, Che Guevara, Yulia Tymoshenko<br />
<strong>und</strong> Arnold Schwarzenegger – werden aufgr<strong>und</strong> ihrer ikonografischen Bedeutung<br />
näher vorgestellt. Weitere künstlerische Beiträge beleuchten unerwartete Aspekte<br />
des Politikerporträts, so beispielsweise <strong>eine</strong> Fotoserie von Herlinde Koelbl, die<br />
den Aufstieg Angela Merkels zur mächtigsten Frau der Welt dokumentiert. Oder<br />
die Arbeit „Protokoll“ des Genfers Christian Lutz, der B<strong>und</strong>espräsident Pascal<br />
Couchepin über Monate begleitet hat <strong>und</strong> uns hinter das propere Bild der Repräsentation<br />
blicken lässt. Die Gemälde der Zürcher Regierungsratspräsidentinnen<br />
<strong>und</strong> -präsidenten werden ebenso erstmals öffentlich gezeigt wie Dutzende offizieller<br />
Porträts von Regierenden aus allen Kontinenten, die dem Museum von den<br />
offiziellen Stellen eigens für dieses Projekt zur Verfügung gestellt wurden.<br />
Hochschule<br />
4 <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Bologna</strong> – <strong>eine</strong> <strong>Liaison</strong> <strong>dangereuse</strong> …<br />
Acht Kurzporträts von Studierenden. Adriana Bognar <strong>und</strong><br />
Regula Bearth<br />
6 Was kann Transdisziplinarität Dozierende trafen sich<br />
im herbstlichen Tessin auf dem Monte Verità, um den noch<br />
immer rätselhaften Begriff „Transdisziplinarität“ einzukreisen.<br />
Heike Pohl<br />
8 Startschuss für den Campus Toni Der historische Entscheid<br />
ist gefallen: Am 29. September 2008 bewilligte der<br />
Zürcher Kantonsrat den Kredit für den Mieterausbau. Neue<br />
Partnerin für den Campus Toni ist die Immobilienfirma<br />
Allreal AG. Peter Eberhard<br />
Departement Design<br />
10 Showdown in Silverstone Mit dem Projekt „Formula<br />
Student“ wurde für drei Industrial-Design-Studenten der<br />
Traum wahr, ein waschechtes Rennauto zu entwerfen.<br />
Fabio Müller<br />
11 Art Radio Zurich nach New Yorker Vorbild Jacqueline<br />
Otten besuchte in New York den ersten <strong>Kunst</strong> radiosender<br />
der Welt. Martin Zimper<br />
Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film<br />
12 Blackbox zum Take-off Eine mysteriöse schwarze Kiste<br />
bildet für 37 Studierende den Auftakt zum Master-Studiengang<br />
in Theater. Stefan Schöbi<br />
14 Netzwerk Cinema CH: Fortsetzung folgt!<br />
Claudia Ramseier<br />
15 Theorie – für einmal rein theoretisch Unter dem Titel<br />
„Theorie.Theorie“ erprobt das Departement Darstellende<br />
Künste <strong>und</strong> Film erstmals studiengangsübergreifende<br />
Theorie angebote. Die Veranstaltung wird in diesem<br />
Herbst semester als Novum angeboten. Andrea Gleiniger<br />
16 Bewegter Tanz Die professionelle Tanzausbildung soll<br />
in der Schweiz anerkannt <strong>und</strong> bildungspolitisch verankert<br />
werden. Sabine Albrecht<br />
Services<br />
18 Weniger Schnittstellen, weniger Inseln,<br />
mehr Gesamtlösungen! Ein Interview mit Thomas<br />
Kaspar, dem neuen Leiter Business Applications der ZHdK<br />
von Adriana Bognar.<br />
Departement Musik<br />
20 Wie klingt <strong>eine</strong> Schrottplatzballade über drei<br />
liebenswerte Penner Die Vorbereitungen für den<br />
Filmmusik-Workshop der ZHdK an den Solothurner<br />
Filmtagen 2009 laufen auf Hochtouren. André Bellmont<br />
21 Exotik im Ohr „First European-Chinese Orchestra“ oder<br />
wie Yang Jing, die berühmte Pipa-Virtuosin, ihre Leidenschaft<br />
für chinesische Instrumente an die Studierenden<br />
<strong>und</strong> Dozierenden der ZHdK weitergibt. Daniela Huser<br />
22 Milieux Sonores – zur Topologie des Imaginären<br />
in der Klangkunst Marcus Maeder<br />
Departement Kulturanalysen <strong>und</strong> -Vermittlung<br />
23 Good Design, Good Business Mit <strong>eine</strong>m Beitrag zur<br />
internationalen Designgeschichte eröffnet das Museum für<br />
Gestaltung Zürich das Ausstellungsjahr 2009. Andres Janser<br />
25 Surimono – die <strong>Kunst</strong> der Anspielung in<br />
japanischen Holzdrucken Sigrid Schade<br />
26 Warum kulturwissenschaftliche Studiengänge<br />
an <strong>Kunst</strong>hochschulen Der MAS-Studiengang Cultural<br />
Media Studies in the Arts stellt sich vor. Steffen Schmidt<br />
Nachrichten, Kurzmeldungen<br />
26 Mich interessieren die unerforschten<br />
Schnittmengen Alumni-Serie: Christian Ledermann traf<br />
Monika Hardmeier.<br />
28 Who is who: mehrspur music club Eva Brüllmann<br />
29 Hermann Obrist – Skulptur, Raum,<br />
Abstraktion um 1900 Das Lebenswerk des gebürtigen<br />
Schweizer Bildhauers, <strong>eine</strong>s der Begründer des Jugendstils,<br />
wird mit <strong>eine</strong>r Ausstellung im Museum Bellerive gewürdigt.<br />
Viola Weigel
editorial zett 4–08 03<br />
31 Swiss Artists-in-Labs in Singapur Das Swiss-Artistin-Labs-Programm<br />
war im Sommer 2008 an <strong>eine</strong>m der<br />
wichtigsten internationalen Medienkunst-Festivals, dem<br />
International Symposium on Electronic Art in Singapur<br />
präsent. Irène Hediger<br />
wie wär’s mit transzip<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Wie heisst das ZHdK-Unwort des Jahres Der <strong>Kunst</strong>student<br />
Marcel Meury brachte es im letzten „Zett“ auf den Punkt. Nach<br />
s<strong>eine</strong>n aktuellen Anliegen befragt, sagte er unter anderem: „[…]<br />
weniger Hierarchie, Bürokratie <strong>und</strong> Transdisziplinarität. Ausserdem<br />
würde ich das Unwort ‚Transdisziplinarität‘ abschaffen.“<br />
Wie recht er hat! Transdisziplinarität – ein Zungenbrecher. Die<br />
wenigsten unter uns können diesen Begriff aussprechen, ohne<br />
zu stolpern, <strong>und</strong> noch weniger Leute wissen, was er genau bedeutet.<br />
Selbst der Gründungsrektor Hans-Peter Schwarz – er hat<br />
der Hochschule die transdisziplinäre Neugier als Leitmotiv für<br />
die Zukunft auf die Fahne geschrieben – bemerkte vor einigen<br />
Wochen an <strong>eine</strong>m Symposium über Transdisziplinarität auf dem<br />
Monte Verità im Tessin: „Eigentlich wissen wir doch alle gar nicht<br />
so genau, was das ist. Die Idee, was es bedeuten könnte, entsteht<br />
erst in den Projekten.“ (siehe Artikel Seite 6)<br />
32 Nachrichten<br />
34 Impressum<br />
35 Cartoon<br />
Unabhängig von der Bedeutung ist das Wort schon wegen s<strong>eine</strong>r<br />
Länge ein Unwort, denn es hat sieben Silben: Trans-dis-zip-li-nari-tät.<br />
Von Jean Paul stammt die kluge Erkenntnis: „Je länger aber<br />
ein Wort, desto unanschaulicher.“ Ein gutes deutsches Wort hat<br />
nicht mehr als zwei Silben – dies zeigt sich in farbiger, bildhafter<br />
Literatur; achten Sie einmal darauf beim Lesen. Kurze Ausdrücke<br />
haben mehr Saft <strong>und</strong> Kraft als lange, <strong>und</strong> sie sind auch verständlicher.<br />
„Stuhl“ ist eindeutiger als „Sitzgelegenheit“, „schlechtes<br />
Wetter“ ist klarer als „ungünstige Witterungsbedingungen“.<br />
Schopenhauer nannte die unnötig langen Wörter „Wortdreimaster“<br />
<strong>und</strong> empfahl, von hinten jeden Mast zu kappen, der k<strong>eine</strong><br />
Segel trägt. Diese Empfehlung gebe ich gerne weiter an alle, die<br />
an der ZHdK Texte verfassen, denn bei m<strong>eine</strong>r täglichen Arbeit<br />
stosse ich immer wieder auf unnötigen sprachlichen Bombast.<br />
Eher harmlose Beispiele von Formulierungen neueren Datums<br />
sind „Fragestellungen“ statt „Fragen“ oder „Themenfelder“ statt<br />
„Themen“. Oft ist weniger einfach mehr.<br />
Zurück zu unserem siebenmastigen Ungetüm, das wir nun frei<br />
nach Schopenhauer bearbeiten: Zuerst kappen wir die letzten<br />
vier Masten der Transdisziplinarität, dann kürzen wir noch ein<br />
Stück aus der Mitte heraus. Übrig bleibt ein simples „Transzip“ –<br />
ein eingängiger Begriff mit zeitgemäss komprimierter Endung.<br />
Wer es trotzdem weiterhin mit dem Original halten will, für den<br />
gibt’s hier <strong>eine</strong>n Tipp zur geschliffenen Aussprache, abgeschaut<br />
<strong>und</strong> abgehört bei unserem Rektor: Er macht nach „Trans-“ <strong>eine</strong><br />
kurze Pause, um dann mit neuem Schwung <strong>und</strong> „disziplinarität“<br />
weiterzufahren. Diese Methode funktioniert. Gerade kürzlich<br />
sagte <strong>eine</strong>r, der sich häufig an der ZHdK aufhält, zu mir: „Kompliment!<br />
Du bist die Erste, die <strong>eine</strong>n Satz mit ‚Transziplinarität’<br />
flüssig <strong>und</strong> fehlerfrei sagen kann.“<br />
Heike Pohl, Leiterin Kommunikation ZHdK
04 zett 4–08<br />
studierende<br />
kunst <strong>und</strong> bologna –<br />
<strong>eine</strong> liaison <strong>dangereuse</strong> …<br />
Daniel Lutz<br />
Jonas Bühler<br />
Andrea Günter<br />
Frederike Dengler<br />
Zum vierten Mal in Serie erzählen acht Studierende der ZHdK, welche Projekte sie zurzeit beschäftigen, was sie am<br />
Studium begeistert, was weniger. Sie äussern Hochgefühle, manchmal Verdruss <strong>und</strong> verraten ihre beruflichen <strong>und</strong><br />
privaten Zukunftswünsche. Adriana Bognar, Fotos: Regula Bearth.<br />
Daniel Lutz, Zürich. Departement Design, BA Design, Game Design. Aktuelles Projekt: 3-D-Animationen für ein Forschungsprojekt der ETH;<br />
den Ferien nachtrauern; Entwurf <strong>eine</strong>s Spielkonzepts zur motorischen Rehabilitation ausarbeiten; <strong>eine</strong>n Animationsfilm drehen; Visitenkärtli drucken.<br />
Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Das Studium ist in den Themen sehr breit gefächert. Einerseits ermöglicht dies <strong>eine</strong>n guten Überblick über verschiedene<br />
Bereiche der Spielproduktion, andererseits fällt dadurch das spezifische Einarbeiten aufgr<strong>und</strong> der teilweise hohen (technischen) Komplexität<br />
schwer. Am Studiumsaufbau stört mich, dass unsere Module nicht in <strong>eine</strong>m Block, sondern jeweils an <strong>eine</strong>m Tag pro Woche stattfinden. Zukunftswunsch:<br />
Einmal ein richtiger Szeni werden.<br />
Jonas Bühler, Zürich. Departement Musik, diesen Sommer BA in Komposition Film-, Theater-, Medienmusik; jetzt Master-Student in<br />
Musikpädagogik, Hauptfach klassisches Klavier. Aktuelles Projekt: Arbeit an der Filmmusik für <strong>eine</strong> deutsche Kinoproduktion. Lust <strong>und</strong> Frust im<br />
Studium: Der Studiengang (FTM) befindet sich in der Aufbauphase <strong>und</strong> ist m<strong>eine</strong>s Erachtens sehr essenziell für die ZHdK, denn er schreit geradezu<br />
nach Interdisziplinarität. Für Kopfschmerzen sorgte die Frage, ob ich mich zum Beispiel als Filmmusiker jemals über Wasser halten kann. Die Besuche<br />
prominenter Gastdozenten waren für mich diesbezüglich immer sehr ermutigend. Dennoch habe ich mich dazu entschieden, vorerst das<br />
altbewährte „Klavierlehrer-Diplom“ zu erwerben. Gr<strong>und</strong>sätzlich schätze ich die Entwicklung zu <strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>hochschule sehr. Ich denke aber, dass<br />
die wesentlichen Vorteile dieses Verb<strong>und</strong>s erst mit dem Zusammenzug aller Departemente ins Toni-Areal zum Tragen kommen. Zukunftswunsch:<br />
Zusammen mit ambitionierten, fairen <strong>und</strong> zuverlässigen Partnern auf hohem künstlerischem Niveau arbeiten <strong>und</strong> gut davon leben können.<br />
Andrea Günter, Zürich. Departement Kulturanalysen <strong>und</strong> -Vermittlung, BA Vermittlung von <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Design. Aktuelles Projekt:<br />
Porzellandesign; Praktikum 2 (Kanti Stadelhofen); SturZ (Studierendenrat). Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Ich kann vieles ausüben, was mir Spass macht.<br />
Wir haben gut eingerichtete Werkstätten <strong>und</strong> breit gefächerte Themen. Ich bin mit 38 in der Ausbildung zu <strong>eine</strong>m m<strong>eine</strong>r Wunschberufe. Ich erlebe<br />
wertvolle Begegnungen mit Mitstudierenden, Dozierenden <strong>und</strong> Angestellten der Hochschule. Frustrierend: Kaum hat man sich <strong>eine</strong>r Thematik<br />
angenähert, ist das Modul auch schon zu Ende. Die Zeit flieht. <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Bologna</strong>, <strong>eine</strong> <strong>Liaison</strong> <strong>dangereuse</strong> ... Dass alle Rechte bei der ZHdK liegen.<br />
Wenn ich unseren 14-jährigen Sohn genervt zur Erledigung der Hausaufgaben ermahne <strong>und</strong> eigentlich mich selbst damit m<strong>eine</strong> ... Zukunftswunsch:<br />
Wha’ever ...
zett 4–08 05<br />
Frederike Dengler, München, Zürich. Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film, BA Theater, Theaterpädagogik. Aktuelles Projekt: Eine<br />
Co-Produktion mit der Gessnerallee im Rahmen des Festivals „Kizz `n`Kult“ – Theater <strong>und</strong> Tanz für junge Menschen. Ausgehend von der Frage<br />
„Die Zeit des Nationalsozialismus – wie war das denn in der Schweiz“ begebe ich mich mit Senioren <strong>und</strong> Jugendlichen auf Spurensuche. Mein Ziel<br />
dabei ist es, die Geschichten der Spielerinnen <strong>und</strong> Spieler in <strong>eine</strong>n Kontext zu bringen, der im Jetzt relevant ist. Ich möchte die Chance des Theaters<br />
nutzen, theoretische Schulbuchinhalte erleb- <strong>und</strong> nachvollziehbar zu machen. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Die Tatsache, dass zwei Schritten nach vorn<br />
<strong>eine</strong>r zurück folgt. Und die Gewissheit, dass es andersherum genauso ist. Zukunftswunsch: Ein Ort zum Sein. Eine Aufgabe zum Tun. Menschen drumherum.<br />
Und ein VW-Bus mit Hochdach.<br />
Marco Borromeo<br />
Malu Barben<br />
Hana Bienz<br />
Sladjan Vukasinovic<br />
Marco Borromeo, St.Gallen. Departement Design, BA Design, Scenographical Design. Aktuelles Projekt: Im Hinterstübchen Ideen für<br />
die BA-Abschlussarbeit stapeln. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Das unermesslich kreative Potenzial von Scenographical Design als Erweiterung des Films<br />
oder als dessen Gr<strong>und</strong>lage nutzen; das Gefühl, sich selbst überlassen zu sein <strong>und</strong> damit Eigenverantwortung beweisen zu können; korbweise DVDs<br />
unserer Biblio geniessen; an <strong>eine</strong>m kühlen Herbstabend im Museumspark verweilen. Frustrierend: Sich zu viel in die Karten gucken lassen müssen;<br />
Zeitmangel aufgr<strong>und</strong> eigener Fehlplanung; k<strong>eine</strong> Punkte für die Zusammenarbeit mit dem Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film kriegen;<br />
ITZ-Softwarepaketen für PC-User nachträumen. Zukunftswunsch: Menschen mit m<strong>eine</strong>n Arbeiten begeistern, beglücken <strong>und</strong> herausfordern; nicht in<br />
Krisen versumpfen; Fitness <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit kunstbegleitend erhalten.<br />
Malu Barben, Bern, Zürich. Departement <strong>Kunst</strong> & Medien, BA Medien & <strong>Kunst</strong>, Fotografie. Aktuelles Projekt: 30./31.10.2008 Ausstellung zum<br />
Thema Schmerz; 14.1.2009 Ausstellung zum Thema Nomaden des Glücks; Januar 2009 Ausstellung in der Galerie Muenchow, Zürich, in Zusammenarbeit<br />
mit Suseh Heinz; April 2009 Eröffnung Erlebnisr<strong>und</strong>gang im Zoo Zürich. Ende Jahr neue Webseite www.malubarben.com. Lust <strong>und</strong> Frust im<br />
Studium: Diskussionen über die praxisorientierten Arbeiten sind sehr hilfreich; sich bewusst zu werden, welches Ziel man verfolgt; Dank an die<br />
Abwarte, die immer <strong>eine</strong>n ehrlichen Kommentar abgeben; die Infrastruktur ist einmalig <strong>und</strong> macht <strong>eine</strong>m „gluschtig“, verschiedene Blitzanlagen<br />
<strong>und</strong> Kameras auszuprobieren – das Digitalfoto-Equipment könnte allerdings ein bisschen aufgerüstet werden. Frustrierend: Das ernsthafte, humorlose,<br />
trockene Klima. Zukunftswunsch: In naher Zukunft brauche ich <strong>eine</strong>n Arbeitsplatz, an dem ich den Spagat üben kann zwischen kommerzieller<br />
Fotografie <strong>und</strong> <strong>Kunst</strong>. Jeden Tag <strong>eine</strong> Minute gelassener werden, dann wird es mich an den richtigen Ort führen.<br />
Hana Bienz, Winterthur. Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film, BA Theater, Szenografie. Aktuelles Projekt: Als Ausgangspunkt das<br />
Gemälde „Las Meninas“ von Diego Velázquez (1656): untersuchen, Fragen stellen, Themen herauskristallisieren, damit in verschiedenen Räumen<br />
experimentieren. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Räume formen, auf Neues stossen, bauen, denken, suchen, Infrastruktur, günstige Theaterbesuche,<br />
die Sonne an der Sihl <strong>und</strong> auf der Dachterrasse. Frustrierend: Kommunikation, Zeitmangel, Prozessbegleitung, eigener Sauh<strong>und</strong>. Zukunftswunsch:<br />
Auslandluft schnuppern, Netze flechten, Bühnen bilden.<br />
Sladjan Vukasinovic, Serbien, Winterthur. Departement Musik, diesen Sommer BA Musik (Klavier), jetzt Master-Student in<br />
Musik pädagogik. Aktuelles Projekt: Während zwei Wochen diverse Auftritte in Brasilien mit dem Männerchor Höngg (musikalische Begleitung<br />
<strong>und</strong> Solostücke); regelmässiges Orgelspiel in der reformierten Kirche Rümlang. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Ausgezeichnete Dozierende <strong>und</strong> sehr gute<br />
Infrastruktur. Im Moment läuft alles tipptopp für mich. Mühsam: Die Suche nach Kindern mit wenig musikalischer Erfahrung, mit denen ich für die<br />
Fachdidaktik arbeiten kann. Früher bekam man Hilfe, die fällt jetzt leider weg. Generell viel zu wenig Raum zum Üben an der ZHdK! Zukunftswunsch:<br />
Mein Studium erfolgreich beenden, <strong>eine</strong> gute Stelle an <strong>eine</strong>r Musikschule finden <strong>und</strong> in der Schweiz leben können.<br />
Ausstellung: Alle 32 Porträts dieser Serie sind vom 10. November bis 14. Dezember 2008 im Bibliotheksgang der ZHdK an der Ausstellungsstrasse 60 zu sehen.
06 zett 4–08<br />
hochschule<br />
was kann transdisziplinarität<br />
R<strong>und</strong> 30 Dozentinnen <strong>und</strong> Dozenten der ZHdK –<br />
darunter Künstler, Tänzerinnen, Musiker, Designerinnen,<br />
Theaterleute <strong>und</strong> Filmschaffende – trafen sich<br />
vom 17. bis 19. Oktober 2008 auf dem Monte Verità,<br />
um den noch immer rätselhaften Begriff „Transdisziplinarität“<br />
einzukreisen. Heike Pohl* hat sechs von<br />
ihnen zwei Fragen gestellt, die zur Konkretisierung<br />
beitragen sollen. Fotos: Michael Simon**.<br />
Clemens Bellut, Philosoph, stellvertretender Leiter Institut<br />
Design2context:<br />
Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />
A priori nichts. Aber es gibt Fragestellungen, die sich mir aufdrängen<br />
<strong>und</strong> für die ich Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen brauche,<br />
die ich nicht mitbringe <strong>und</strong> die <strong>eine</strong> andere Bewegung von mir<br />
fordern, als ich sie von m<strong>eine</strong>n Kenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen her<br />
zuwege brächte.<br />
Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />
mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />
Die Begründung der neuen <strong>und</strong> seit zwei Jahren eingeführten<br />
Diskursdisziplin „Totoismus“ mit m<strong>eine</strong>m Fre<strong>und</strong> Andres<br />
Bosshard zusammen, der Musiker <strong>und</strong> Klangforscher ist. Daran<br />
partizipieren inzwischen, oft ohne es zu wissen, viele Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, die Musikerinnen, Künstler, Designerinnen,<br />
Wissen schaftler – <strong>und</strong> vor allem Fre<strong>und</strong>e sind.<br />
Corina Caduff, Kulturwissenschaftlerin, Rektorat:<br />
Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />
Ich mag es, wenn ich m<strong>eine</strong> eigenen Fragen in der Arbeit anderer<br />
wiedererkennen, wenn ich mich verwandt fühlen kann. Und<br />
ich mag es genauso, wenn ich staunend sehen kann, dass andere<br />
ganz anders arbeiten <strong>und</strong> dass ich gar nichts darüber weiss. Das<br />
Staunen – ob <strong>eine</strong>r unerwarteten Ähnlichkeit, ob <strong>eine</strong>r plötzlichen<br />
Fremdheit – ist etwas w<strong>und</strong>erbar Produktives.<br />
Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />
mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />
Mich hat die „transdisziplinäre Träne“ sehr gerührt. Eine <strong>Kunst</strong>wissenschaftlerin,<br />
ein Musik- <strong>und</strong> ein Filmwissenschaftler <strong>und</strong><br />
ich als Literaturwissenschaftlerin haben gemeinsam ein Buch<br />
geschrieben über das Verhältnis der Künste. Ein Artikel handelt<br />
von der Träne. Dabei haben wir festgestellt, dass wir alle im Rahmen<br />
der je eigenen Disziplin kaum w<strong>eine</strong>n: Ich w<strong>eine</strong> nie beim<br />
Lesen, aber oft bei Filmen; der Filmwissenschaftler s<strong>eine</strong>rseits<br />
vergiesst k<strong>eine</strong> Träne im Kino, dafür bei der Musik usw. Die Tränen<br />
kommen <strong>eine</strong>m offensichtlich eher da, wo man gerade kein<br />
Profi ist ...<br />
Tina Mantel, Choreografin, Leitung BA Tanz, Dozentin Tanz/<br />
Choreografie:<br />
Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />
Die Erhellung über <strong>und</strong> die Inspiration für den eigenen Fachbereich<br />
Tanz <strong>und</strong> Choreografie durch die Auseinandersetzung mit<br />
anderen Arbeitsprozessen, Aufgabenstellungen <strong>und</strong> Konzepten.<br />
Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />
mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />
Mich beschäftigt seit vielen Jahren, welche Inhalte sich für die<br />
r<strong>eine</strong> Tanzsprache eignen <strong>und</strong> wann <strong>und</strong> weshalb diese spezifische<br />
Sprache durch andere Sprachen ergänzt werden muss<br />
oder kann. Aus dieser Fragestellung heraus fand ich die Zusammenarbeit<br />
mit KünstlerInnen aus anderen Disziplinen immer<br />
spannend. So zum Beispiel im Projekt „Weiss“: 15 Künstlerinnen<br />
<strong>und</strong> Künstler aus den Bereichen Tanz, Architektur, Theater, Musik,<br />
bildende <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Philosophie verbrachten zwölf St<strong>und</strong>en<br />
in <strong>eine</strong>m alten Schwimmbad, das kurz darauf zugeschüttet werden<br />
sollte. Sie entwickelten Aktionen wie strukturierte Bewegungsimprovisationen,<br />
Lesungen, verschiedene Solo-Performances<br />
<strong>und</strong> ritualisiertes Essen – es entstand ein Reichtum von<br />
Ideen, der in <strong>eine</strong>r weniger heterogenen Gruppe kaum möglich<br />
gewesen wäre.<br />
Patrick Müller, Leiter MA of Arts in Transdisziplinarität,<br />
Leiter Studio für Neue Musik:<br />
Clemens Bellut Corina Caduff<br />
Stephan Müller Tina Mantel
zett 4–08 07<br />
Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />
Die Begegnung mit anderen Denk- <strong>und</strong> Arbeitsweisen. Die Lust<br />
an der Verunsicherung über das eigene Tun. Die Neugier auf<br />
ergebnisoffene Arbeitsprozesse <strong>und</strong> auf Überraschungen. Das<br />
Gelingen <strong>und</strong> das Scheitern. Die Leidenschaft, Menschen in<br />
Dialog zu bringen, deren Interessen scheinbar untergründig zusammenhängen,<br />
im gegenseitigen Austausch sich aber neu <strong>und</strong><br />
kraftvoll entfalten.<br />
Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />
mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />
Jüngste Erfahrung (September 2008): SpielRäume – Experiment<br />
Improvisation, <strong>eine</strong> Studienwoche am Departement Musik. In<br />
r<strong>und</strong> 35 Veranstaltungen – Konzerten, Performances, Filmen, Referaten,<br />
Workshops – wurde während <strong>eine</strong>r intensiven Woche ein<br />
spezifisches Thema aus den unterschiedlichsten Perspektiven<br />
beleuchtet. Sporadisch haben dabei Literaten mit Improvisatorinnen,<br />
Architekturfachleute mit Interpreten, bildende Künstlerinnen<br />
mit Komponisten zusammengearbeitet. Doch nur schon<br />
durch das Nebeneinanderstellen unterschiedlicher Zugangsweisen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsformen resultierte mehr als die Summe der Einzelteile:<br />
Es entstand ein Mosaik, in dem die Mitwirkenden <strong>und</strong><br />
BesucherInnen Gelegenheit hatten, je unterschiedliche Bilder<br />
zusammenzustellen – <strong>und</strong> <strong>eine</strong>n immer wieder neuen Blick auf<br />
scheinbar altbekannte Phänomene zu richten.<br />
Stephan Müller, Regisseur, Leiter Regie, MA of Arts in<br />
Theater:<br />
Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />
Die Sphärenerweiterungstechnik ins Ungeahnte.<br />
Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />
mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />
Die unterschiedliche Sichtweise von Menschen aus verschiedenen<br />
Disziplinen – <strong>und</strong> Kulturen – wurde mir bewusst beim<br />
Versuch, zusammen mit tibetischen Mönchen ein Theaterstück<br />
über „Das Tibetanische Totenbuch“ zu entwickeln. Die ersten<br />
Gespräche zeigten bereits, dass wir mit ganz anderen Begriffen<br />
arbeiten. Ich fragte sie beispielsweise, ob <strong>eine</strong> bestimmte Person<br />
im Stück „gut“ oder „böse“ sei. Sie antworteten: „‚Gut’ <strong>und</strong><br />
‚böse’ gibt es bei uns nicht, es gibt nur ‚heilsam’ <strong>und</strong> ‚unheilsam’.“<br />
Das war für mich ein Blick in <strong>eine</strong> andere Weltwahrnehmung:<br />
Gut <strong>und</strong> böse sind bei uns feste Zuschreibungen, heilsam<br />
<strong>und</strong> unheilsam – die sich im Tibetischen aus jeweils 56 Faktoren<br />
zusammensetzen – sind flexible Begriffe, die <strong>eine</strong>n Handlungsspielraum<br />
öffnen. Leider hatten wir bezüglich zeitlicher Dimension<br />
des Projekts zu verschiedene Vorstellungen: Als ich sagte,<br />
dass ich das Stück in fünf Monaten auf der Bühne haben wollte,<br />
lachten die Mönche herzlich, <strong>und</strong> ihr Leiter erwiderte, sie seien<br />
von <strong>eine</strong>r Vorbereitungszeit von fünf Jahren ausgegangen, worüber<br />
wiederum ich lachen musste. Wir haben das Projekt dann auf<br />
später, viel später verschoben.<br />
Natalia Sidler, Pianistin, Dozentin Improvisation Fachbereich<br />
Musik, Dozentin für Improvisation:<br />
Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />
Das möchte ich am Prinzip der Synästhesie, der sensorischen<br />
Synästhesie erklären: Ein Sinn wird stimuliert, zum Beispiel der<br />
Hörsinn. Unwillkürlich <strong>und</strong> gleichzeitig kommt es im Gehirn zu<br />
<strong>eine</strong>r synästhetischen Empfindung in <strong>eine</strong>m anderen Sinnessystem,<br />
etwa im Sehsinn. Der Klang verschiedener Musikinstrumente<br />
kann bei <strong>eine</strong>r Person zu <strong>eine</strong>r Farbwahrnehmung führen,<br />
wobei die Verbindung von Farbe <strong>und</strong> Musik konstant ist.<br />
Und nun zur praktischen Umsetzung des synästhetischen Prinzips:<br />
Ein Theaterregisseur <strong>und</strong> <strong>eine</strong> Musikerin tauschen sich über<br />
<strong>eine</strong> kurze Sequenz zeitgenössischer Musik aus. Die Musikerin<br />
erfährt dabei zusätzliche Reize durch die Sichtweise des Regisseurs,<br />
<strong>und</strong> der Regisseur erhält s<strong>eine</strong>rseits Stimulans durch die<br />
Wahrnehmung der Musikerin. Das Gehörte erhält dank diesem<br />
grösseren Blickwinkel <strong>eine</strong> neue Dimension. Dann stösst ein<br />
Tänzer dazu, der die Musiksequenz für sich in Bewegung umgesetzt<br />
hat. Die beiden anderen werden wieder neu angeregt, die<br />
Musiksequenz „moduliert“ auf <strong>eine</strong> nächste Ebene. Die unterschiedlichen<br />
Ansichten zu dieser Musik werden wegen des gegenseitigen<br />
Austauschs erweitert, intensiviert <strong>und</strong> vertieft.<br />
Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />
mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />
M<strong>eine</strong> Tanzkollegin Gisela Müller von der Berliner Universität<br />
der Künste <strong>und</strong> ich führen jedes Jahr <strong>eine</strong> Studien-Projektwoche<br />
in Berlin durch. In erster Linie geht es dabei um den Dialog<br />
zwischen Musik <strong>und</strong> Tanz <strong>und</strong> um Fragen wie: Wo liegen die<br />
Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> an welchen Punkten divergieren die beiden<br />
Sparten Was für <strong>eine</strong> Musik hört ein Tänzer, wenn er selber<br />
choreografiert, welche Bewegungen sieht <strong>eine</strong> Musikerin, wenn<br />
sie spielt Die Rollen werden dann vertauscht: Die Musikerin<br />
choreografiert <strong>und</strong> der Tänzer leitet die Musikerin musikalisch<br />
an. Wir stellen bei den Studierenden, die zum Teil immer wieder<br />
nach Berlin kommen, über die Jahre <strong>eine</strong> äusserst produktive<br />
Leistungssteigerung im Sinne <strong>eine</strong>r Horizonterweiterung durch<br />
das Zusammenwirken dieser beiden Künste fest. Und die kontinuierliche<br />
transdisziplinäre <strong>Kunst</strong>ausübung beeinflusst auch<br />
m<strong>eine</strong> Arbeit als Musikerin nachhaltig.<br />
Natalia Sidler<br />
Patrick Müller<br />
* Heike Pohl ist Leiterin Kommunikation der ZHdK (heike.pohl@zhdk.ch).<br />
** Michael Simon ist Regisseur, Bühnenbildner <strong>und</strong> Leiter Bühnenbild im Master<br />
of Arts in Theater (miachel.simon@zhdk.ch).
08 zett 4–08<br />
Massive bauliche Eingriffe im Toni-Areal:<br />
toni-areal<br />
startschuss für<br />
den campus toni<br />
(oben) Im grossen Kühlraum, wo früher Eiscrème gelagert wurde,<br />
werden die Isolationen herausgerissen.<br />
(unten) Das Isolationsmaterial von herausgebrochenen Wänden<br />
wird nach Materialien sortiert.<br />
Die ZHdK ist heute auf über 40 Standorte verteilt.<br />
Mit der Realisierung des Vorhabens Campus Toni<br />
soll die Idee <strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>hochschule, die alle Sparten<br />
umfasst <strong>und</strong> an <strong>eine</strong>m Ort vereint ist, nun verwirklicht<br />
werden. Peter Eberhard* berichtet über die<br />
neusten Entwicklungen in Sachen Toni.<br />
Fotos: Regula Bearth <strong>und</strong> Betty Fleck.<br />
Ein für die ZHdK historischer Entscheid ist am 29. September<br />
2008 gefallen: Der Zürcher Kantonsrat bewilligte 139 Millionen<br />
Franken für den Mieterausbau im künftigen Campus Toni. Dort<br />
sollen bis spätestens 2015 die Zürcher Hochschule der Künste sowie<br />
zwei Departemente der Zürcher Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften (ZHAW), Soziale Arbeit <strong>und</strong> Angewandte Psychologie,<br />
untergebracht werden.<br />
Der Rat entschied sich nach mehrstündiger Debatte mit 107 zu<br />
29 Stimmen (bei 30 Enthaltungen) für die Umgestaltung der ehemaligen<br />
Fabrikationsanlage der Toni-Molkerei. Als einzige Parteifraktion<br />
sprach sich die CVP gegen das Projekt aus. Da bereits<br />
<strong>eine</strong> rechtskräftige Baubewilligung vorliegt, darf nach Einhalten<br />
der Referendumsfrist sofort mit dem Bau begonnen werden.<br />
Allreal AG neue Partnerin<br />
Wird das Referendum nicht ergriffen – was anzunehmen ist –, so<br />
ist der Mietvertrag zwischen dem Kanton Zürich als Mieter <strong>und</strong><br />
der Allreal Toni AG als neue Vermieterin (Nachfolgerin der Besitzerin<br />
Zürcher Kantonalbank) nach Ablauf von 80 Tagen ab Kantonsratsbeschluss<br />
rechtsgültig.<br />
Die Allreal-Gruppe ist ein Unternehmen, das ein Immobilienportfolio<br />
mit der Tätigkeit des Generalunternehmens kombiniert:<br />
Projektentwicklung, Realisation sowie Kauf <strong>und</strong> Verkauf von Liegenschaften.<br />
Der Wert aller Immobilien der Allreal AG belief sich<br />
2007 auf 2 Milliarden Franken, das abgewickelte Projektvolumen<br />
auf 494,4 Millionen Franken. Das Investitionsvolumen Toni, das<br />
sich auf über drei Jahre verteilt, wird auf mehr als 350 Millionen<br />
Franken veranschlagt. Die Aktien der ausschliesslich in der<br />
Schweiz tätigen Allreal Holding AG sind an der Börse kotiert. 265<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter sind zurzeit im Unternehmen<br />
tätig.<br />
Projektorganisation<br />
Ende Mai 2008 ist Allreal in den Planungsprozess eingestiegen,<br />
was <strong>eine</strong> neue Projektorganisation erforderte. Dabei wurde auch<br />
die Mitsprache der künftigen NutzerInnen von ZHdK <strong>und</strong> ZHAW<br />
durch das Hochschulamt geregelt. Aufgr<strong>und</strong> der bisherigen<br />
guten Erfahrungen mit den aus Hochschulangehörigen bestehenden<br />
Fachgruppen sind diese zusätzlich durch externe FachplanerInnen<br />
ergänzt worden. Deklariertes Ziel ist, die gesamte<br />
vorhandene Fachkompetenz in das Projekt einfliessen zu lassen.<br />
In den leitenden Projektgremien sind vonseiten des Kantons, je<br />
nach Aufgabe, die Bildungsdirektion (Hochschulamt) oder die<br />
Baudirektion (Hochbauamt) federführend. Die Projektkoordinations-<br />
<strong>und</strong> Planungssitzungen finden jeweils unter dem Vorsitz<br />
von Allreal statt. In allen Gremien werden die Interessen der<br />
Hochschule entweder durch den Rektor, den Verwaltungsdirektor<br />
oder durch die NutzerInnenvertretungen wahrgenommen.<br />
Die gestalterische Verantwortung liegt weiterhin – ganz im Interesse<br />
der Hochschulen – in den Händen der Architekten von<br />
EM2N.<br />
Stand der Planung<br />
Zwischen Mai <strong>und</strong> Ende September 2008 definierten beziehungsweise<br />
planten insgesamt elf auf Raumgruppierungen (Cluster)<br />
bezogene Fachteams den Mieterausbau <strong>und</strong> die Ausstattung,<br />
sodass Architekten <strong>und</strong> Generalunternehmer den Rohbau nun<br />
festlegen können. Die Teams befassten sich mit den Räumen für<br />
Tanz & Theater, Ton & Film, Musik <strong>und</strong> Produktion & Events; mit<br />
den Werkstätten 2-D <strong>und</strong> 3-D; mit den Arbeitsplätzen für Studierende,<br />
Dozierende <strong>und</strong> Mitarbeitende; mit der Bibliothek <strong>und</strong><br />
den Medienräumen sowie mit den Unterrichtsräumen <strong>und</strong> Hörsälen.<br />
Eine Arbeitsgruppe für Informationstechnologie <strong>und</strong> <strong>eine</strong><br />
für Facility Management kümmerten sich um die Querschnittsfunktionen.<br />
In der nun angelaufenen nächsten Phase besteht die Aufgabe der<br />
Teams darin, bei der Setzung von Prioritäten im Mieterausbau<br />
mitzuwirken. Ausserdem sollen sie die Kosten für die geplante<br />
Ausstattung in Zusammenarbeit mit FachplanerInnen ermitteln<br />
<strong>und</strong>, wenn erforderlich, Einsparungen vorschlagen.<br />
Baustelle<br />
Das Toni-Areal ist bereits Abbruchstelle. Mit schwerem Gerät<br />
wird herausgerissen, was k<strong>eine</strong>sfalls mehr verwendet werden<br />
kann. Gerettet wird, was industriegeschichtliche Bedeutung hat,<br />
vor allem Zeichen <strong>und</strong> Beschriftungstafeln.<br />
Zurzeit ist in der Südwestecke des bestehenden Baus ein Fassadenmuster<br />
im Massstab eins zu eins zu besichtigen, an dem die<br />
Wirkung der künftigen Fassade nach aussen <strong>und</strong> innen überprüft<br />
werden kann. Der Abbruch der statischen Teile, zum Beispiel der<br />
Decken für die künftigen Lichthöfe, soll im Januar kommenden<br />
Jahres erfolgen.<br />
Läuft der Bau so gut an, wie der politische Prozess <strong>und</strong> die Planung<br />
bis anhin verlaufen sind, kann der Campus Toni mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit im Jahr 2012 bezogen werden. Allreal setzt<br />
mit <strong>eine</strong>r stringenten Planung alles daran, dieses Ziel zu erreichen.<br />
Seitens der Hochschulen <strong>und</strong> des Kantons sind nach dem<br />
klaren Kantonsratsentscheid die notwendigen Energien für die<br />
Durchführung dieses wichtigen <strong>und</strong> grossen Projekts zweifellos<br />
vorhanden.<br />
* Peter Eberhard ist Architekt <strong>und</strong> Dozent. Er ist Beauftragter der ZHdK für die<br />
Vertretung der Anliegen der zukünftigen NutzerInnen im Toni-Areal<br />
(peter.eberhard@zhdk.ch).
zett 4–08 09
10 zett 4–08<br />
design<br />
showdown in<br />
silverstone<br />
Ein echtes Rennauto zu entwerfen, ist der Traum<br />
vieler Designer. Das Projekt „Formula Student“ ermöglichte<br />
den Industrial-Design-Studenten Christian<br />
Stammbach, Dominic Wuffli <strong>und</strong> Fabio Müller<br />
in Zusammenarbeit mit der ETH, ihre Ideen zu<br />
verwirklichen. Fabio Müller*, Text <strong>und</strong> Bild.<br />
Silverstone, 13. Juli 2008<br />
Auf dem Circuit von Silverstone messen sich an diesem Juli-Wochenende<br />
statt Formel-1-Boliden solche der „Formula Student“-<br />
Klasse. Das englische Wetter wird s<strong>eine</strong>m Ruf gerecht. Dennoch<br />
verkündet der Speaker Spitzenzeiten für „Maloja“, den Rennwagen<br />
des ETH-Teams. Beim 22 Kilometer langen Endurance-Rennen<br />
entscheidet sich, welche Teams die besten Autos gebaut haben.<br />
Der Fahrer lenkt „Maloja“ auf den dritten Podestplatz. Eine<br />
gute Leistung für das junge Team mit wenig Motorsporterfahrung.<br />
In der Gesamtwertung erreicht „Maloja“ den achten Rang<br />
unter 75 Teams.<br />
Das Projekt „Formula Student“<br />
Bei „Formula Student“ sind nur Studierendenteams zugelassen.<br />
Ein dickes Wettbewerbsreglement <strong>und</strong> ein vorgeschriebenes<br />
Budget setzen der Fantasie klare Grenzen. Die grosse Herausforderung<br />
ist es, unter diesen Voraussetzungen die Mehrheit<br />
der Einzelteile des Fahrzeugs selbst herzustellen. Zudem ist oft<br />
Kompromissbereitschaft gefragt, wenn die Interessen von Designern<br />
<strong>und</strong> Ingenieuren aufeinandertreffen. Jeweils im Sommer<br />
nehmen Autos aus der ganzen Welt an verschiedenen Events teil.<br />
Die Wagen werden auf der Rennstrecke getestet sowie von Automobilspezialisten<br />
unter die Lupe genommen <strong>und</strong> bewertet. Das<br />
Resultat der diesjährigen Zusammenarbeit von ETH Zürich <strong>und</strong><br />
ZHdK lässt sich zeigen. Dies beweist nicht nur die Platzierung in<br />
Silverstone, sondern auch diejenigen in Fiorano <strong>und</strong> Hockenheim.<br />
Eine spannende Aufgabe<br />
Dem fertigen Rennwagen ging ein arbeitsintensiver Prozess voraus.<br />
Die Industrial Designer hatten die Aufgabe, das Chassis des<br />
Rennwagens unverwechselbar <strong>und</strong> das Cockpit ergonomisch zu<br />
gestalten. Mit <strong>eine</strong>m Ergonomiemodell klärten sie die optimale<br />
Sitzposition für den Fahrer sowie die Anordnung sämtlicher Bedienelemente<br />
ab. Verschiedene Konzepte für die Formensprache<br />
des neuen Rennwagens entwickelten sie mit Handrenderings.<br />
Der überzeugendste Entwurf wurde in <strong>eine</strong>m Modell aus Clay, <strong>eine</strong>r<br />
speziellen Modelliermasse, verf<strong>eine</strong>rt. Mit diesem Modell als<br />
Gr<strong>und</strong>lage begannen die Designer, ihren Entwurf dreidimensional<br />
am Computer zu zeichnen. Aus der ersten Linie entstanden<br />
immer komplexere Freiformen. Die Zusammenarbeit mit der<br />
ETH war bei dieser Arbeit besonders intensiv. Laufend mussten<br />
die Daten an die neusten technischen Änderungen der Ingenieure<br />
angepasst werden.<br />
Liebe zum Detail<br />
Die drei Design-Studenten überliessen nichts dem Zufall. Alle<br />
formgebenden Teile wurden eigenhändig aus Carbon (kohlenstofffaserverstärkter<br />
<strong>Kunst</strong>stoff) laminiert. Die kantige <strong>und</strong> dynamische<br />
Formensprache wurde konsequent umgesetzt. F<strong>eine</strong><br />
Phasen laufen in Flächen aus, Linien ziehen sich von der Nase<br />
bis zum Heck des Autos. Lüftungsgitter sind präzise formale Elemente<br />
in der Seitenverschalung. Aus dem von Understatement<br />
geprägten Boliden sticht das Lenkrad aus Mahagoni heraus. In<br />
die Kopfstütze ist „Maloja“ eingestickt. Elemente wie diese unterstreichen<br />
die edle <strong>und</strong> doch zurückhaltende Wirkung des Rennwagens.<br />
Technische Daten<br />
Masse (l x b x h): 2764 x 1403 x 1005 mm<br />
Gewicht: 233 kg<br />
Schwerpunkt: 230 mm über Gr<strong>und</strong><br />
Leistung: 90 PS (66 kW)<br />
Höchstgeschwindigkeit: 132,6 km/h<br />
0–100 km/h: 3,4s<br />
Weitere Infos unter: vid.zhdk.ch <strong>und</strong> amz.ethz.ch<br />
* Fabio Müller ist Student im 5. Semester in der Vertiefungsrichtung Industrial<br />
Design (fabio.mueller@zhdk.ch).<br />
„Maloja“ bei der Zieleinfahrt in Silverstone.
zett 4–08 11<br />
design<br />
art radio zurich<br />
nach new yorker<br />
vorbild<br />
Art Radio, ein Internetsender aus New York, der dem<br />
Museum of Modern Arts (MoMA) angegliedert ist,<br />
könnte zum Vorbild <strong>eine</strong>s projektierten Hochschulradios<br />
der ZHdK werden. Eine Fact-Finding-Mission<br />
in Tribeca im Sommer 2008 brachte erste fruchtbare<br />
Erkenntnisse. Martin Zimper*<br />
In kaum <strong>eine</strong>m amerikanischen Gebäude findet sich <strong>eine</strong> als<br />
„13. Stock“ bezeichnete Etage. Es könnte Unglück bringen, meint<br />
man dort abergläubisch in Hotels, Büros <strong>und</strong> Ämtern. Nicht so<br />
im „Historic Clocktower Building“ an der Leonard Street im New<br />
Yorker Viertel Tribeca, <strong>eine</strong>m „historical landmark“, das sofort<br />
<strong>und</strong> ohne Umbauten als perfekte Kulisse für <strong>eine</strong>n „Batman“-<br />
Film verwendet werden könnte: riesige Steinadler am Dach, daneben<br />
die historische Tower Clock aus dem Jahr 1897, die heute<br />
noch stündlich schlägt.<br />
Erster <strong>Kunst</strong>radiosender der Welt<br />
Ohne zu zögern – weil vom Aberglauben nicht gebeutelt –, betritt<br />
Jacqueline Otten den „13th floor“ des Gebäudes. Hier befindet<br />
sich das Studio von Art Radio P.S.1, das Ziel der Fact-Finding-<br />
Mission der Leiterin des Departements Design der Zürcher<br />
Hochschule der Künste. WPS1, wie der Sender korrekt bezeichnet<br />
wird, ist laut „Time Out New York“ „the world’s first art radio<br />
station“. 2004 als Internet-Radio unter der Adresse www.wps1.org<br />
gestartet, stellt der Sender <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> KünstlerInnen in den Mittelpunkt<br />
der Berichterstattung. Alanna Heiss, die Direktorin des<br />
„Contemporary Art Centers“ P.S.1 (ein Tochterunternehmen des<br />
MoMA), erfüllte sich damit <strong>eine</strong>n ihrer grössten Wünsche: „Ich<br />
wollte immer schon <strong>eine</strong> Radiostation betreiben. Das ist wie ein<br />
unsichtbarer Trakt unserer Institution, damit können wir <strong>Kunst</strong><br />
in <strong>eine</strong>n grösseren Zusammenhang stellen als nur in <strong>eine</strong>m Gebäude.“<br />
Geplant: ein „Sender der Künste“, zugeschnitten auf<br />
die ZHdK<br />
Jacqueline Otten ist in diesem Moment <strong>eine</strong> Art Alanna Heiss aus<br />
Zürich. Seit Jahren will die Zürcher Hochschule der Künste ein<br />
eigenes Radio auf die B<strong>eine</strong> stellen. Der Projektname „Campusradio“<br />
schwirrt schon länger durch die Gänge der Hochschule,<br />
nicht nur als Gerücht – das Projekt hat bereits <strong>eine</strong> eigene Kostenstelle.<br />
Die Hochschulleitung beauftragte 2008 auf Vorschlag<br />
von Jacqueline Otten Martin Zimper, Leiter der Studienvertiefung<br />
Cast, mit der Erstellung <strong>eine</strong>s Projektvorschlags. Zimper hat<br />
in Österreich in den letzten Jahren vier verschiedene Radiostationen<br />
entwickelt <strong>und</strong> aufgebaut.<br />
Jacqueline Otten: „Viele Universitäten haben ein eigenes Campusradio.<br />
Was wir in Zürich brauchen, ist nicht ‚more of the<br />
same’, sondern <strong>eine</strong> eigenständige Idee, die zum Charakter unserer<br />
Hochschule passt.“ So entstand die Idee, der Hochschule<br />
der Künste <strong>eine</strong>n eigenen Sender der Künste zur Seite zu stellen.<br />
Die entsprechende Internet-Domain wurde bereits gesichert. Auf<br />
der Suche nach internationalen Vorbildern für diese Idee landete<br />
das Duo Otten <strong>und</strong> Zimper aus dem Departement Design beim<br />
Vorzeigeprojekt Art Radio in New York.<br />
Informative Stippvisite<br />
Es ist Freitag, 24. August 2008. David Weinstein, der Programmdirektor<br />
von WPS1, begrüsst die beiden Entsandten aus Zürich. Ein<br />
Grossteil des Teams ist ebenfalls gekommen, um den Besuch aus<br />
der Schweiz kennenzulernen. David Weinstein: „Wir haben ein<br />
kl<strong>eine</strong>s Kernteam, arbeiten auch mit vielen ehrenamtlichen Studierenden,<br />
die Beiträge <strong>und</strong> Sendungen gestalten, aber auch als<br />
DJs auflegen.“ WPS1 sendet <strong>eine</strong>n Livestream, der wöchentlich<br />
geändert wird <strong>und</strong> ein zwölfstündiges durchgehendes Programm<br />
bietet, sowie „programs on demand“, <strong>eine</strong> Art Audio-Archiv auf<br />
der Website des Senders, voll von erstaunlichen Audiofiles. William<br />
Burroughs liest beispielsweise „Naked Lunch“, Marcel Duchamp<br />
diskutiert <strong>und</strong> Walt Disney spricht. Station Manager Jeannie<br />
Hopper: „Natürlich spiegeln wir auch das aktuelle Geschehen<br />
am MoMA <strong>und</strong> bei P.S.1 wider. Wir machen zum Beispiel sehr<br />
lange, ausführliche Interviews mit Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstlern.<br />
Ich habe den Eindruck, bei uns sagen sie wirklich die Wahrheit.“<br />
Jeannie Hopper arbeitet in New York auch als DJ (www.liquidso<strong>und</strong>lounge.com)<br />
<strong>und</strong> kümmert sich um Kooperationen des<br />
Internetsenders wie jene mit der Art Basel Miami. WPS1 sendete<br />
Interviews, Impressionen <strong>und</strong> DJ-Mixes live aus Miami. Er ist<br />
mittlerweile zu <strong>eine</strong>m Sender mit internationaler Hörerschaft<br />
geworden. David Weinstein: „Die Hälfte unserer Hörerinnen<br />
<strong>und</strong> Hörer haben IP-Adressen ausserhalb von Amerika.“ Die laufenden<br />
Kosten werden vom MoMA getragen, die Anschubfinanzierung<br />
für die ersten drei Jahre kam vom Sponsor Bloomberg.<br />
Jacqueline Otten: „Bei WPS1 sieht man, dass ein kl<strong>eine</strong>s Team<br />
mit einfachen Mitteln ein regelmässiges Art-Radioprogramm<br />
produzieren kann. Der Besuch war sehr inspirierend für unsere<br />
Überlegungen in Zürich im Zusammenhang mit dem Sender der<br />
Künste.“ Ein Z-Modul („Radio der Künste“, D019) widmet sich<br />
übrigens dem Thema. Über weitere Schritte <strong>und</strong> Beschlüsse der<br />
Hochschulleitung wird via „Zett“ <strong>und</strong> andere Kanäle informiert.<br />
Der Besuch im 13. Stock war schon mal ein glücklicher Anfang.<br />
* Dr. Martin Zimper ist Leiter der Vertiefung Cast im Departement Design<br />
(martin.zimper@zhdk.ch).
12 zett 4–08<br />
theater<br />
blackbox<br />
zum take-off<br />
Fotoautomat, Flugschreiber <strong>und</strong>/oder Inszenierungsstudie<br />
für performative KünstlerInnen Stefan<br />
Schöbi* über <strong>eine</strong> misteriöse schwarze Kiste zum<br />
Auftakt des Master-Studiengangs in Theater <strong>und</strong> zur<br />
Bildstrecke auf dieser Doppelseite.<br />
Ist das ein überdimensionierter Fotoautomat oder <strong>eine</strong> Kleinbühne<br />
für SelbstdarstellerInnen Die Blackbox war für die Studierenden<br />
des Master-Campus-Theater-CH vor allem ein grosses<br />
Fragezeichen. Mit dem Fernauslöser ausgerüstet, hatten sie<br />
jeweils drei Minuten Zeit, den Innenraum von etwa drei Meter<br />
Breite <strong>und</strong> vier Meter Länge zu entdecken <strong>und</strong> herauszufinden,<br />
was sich damit <strong>und</strong> mit sich selbst darin anstellen liess.<br />
Konzipiert <strong>und</strong> aufgebaut wurde die Blackbox von den beiden<br />
Fotografen Jojakim Cortis <strong>und</strong> Adrian Sonderegger, beide selber<br />
Absolventen der ZHdK. „Wir haben den Studis bewusst nur wenige<br />
Anweisungen gegeben“, erklärt Adrian Sonderegger. „Die<br />
Blackbox hat als <strong>eine</strong> Art Flugschreiber ihre ersten Schritte in der<br />
eben begonnen Ausbildungsreise festgehalten.“
zett 4–08 13<br />
Betreten haben die Blackbox 37 der insgesamt 45 Master-Studierenden<br />
des Master-Campus-Theater-CH, die während der Eröffnungswoche<br />
des Studiengangs am 18. September 2008 auf der<br />
Probebühne 2 an der Gessnerallee 13 in Zürich anwesend waren.<br />
Da es sich um <strong>eine</strong>n Kooperations-Master handelt, sind neben<br />
den Zürcher Studierenden der Vertiefungen Bühnenbild, Regie,<br />
Schauspiel <strong>und</strong> Theaterpädagogik auch Studierende der Hochschule<br />
der Künste Bern (Vertiefung Scenic Arts Practice) <strong>und</strong> der<br />
Scuola Teatro Dimitri, Verscio (Vertiefung Bewegungstheater)<br />
am Campus beteiligt.<br />
Die entstandenen Bilder werden in die Spielplanbroschüre des<br />
Theaters der Künste integriert. Das volle Bildprogramm der<br />
Blackbox erscheint voraussichtlich im Beiheftchen „Chronologie<br />
in Fragmenten“ zur Ausgabe Nummer 3 im April 2009. Wer <strong>eine</strong>n<br />
Versand per Post wünscht, kann sich bereits jetzt unter http://<br />
www.theaterderkuenste.ch/lists eintragen.<br />
* Stefan Schöbi ist Leiter Werbebüro <strong>und</strong> Eventkommuni kation ZHdK <strong>und</strong> betreut<br />
die Öffentlichkeitsarbeit des Theaters der Künste (stefan.schoebi@zhdk.ch).<br />
Konzept Blackbox: Jojakim Cortis, Adrian Sonderegger
14 zett 4–08<br />
Gefragte Studienplätze<br />
Nach <strong>eine</strong>r zweijährigen Pilotphase kann Netzwerk Cinema CH<br />
mit Unterstützung der öffentlichen Hand weitergeführt werden.<br />
Entsprechend gross ist die Nachfrage nach Studienplätzen. Diesen<br />
Herbst haben r<strong>und</strong> fünfzig weitere Studierende ihr Studium<br />
in <strong>eine</strong>m der Master-Studiengänge aufgenommen. Im Rahmen<br />
des Netzwerks besuchen sie neben Modulen an den heimischen<br />
Hochschulen <strong>eine</strong> bestimmte Anzahl frei wählbarer Lehrveranstaltungen<br />
an angeschlossenen Fachhochschulen <strong>und</strong> Universitäten<br />
der Romandie, der Deutschschweiz <strong>und</strong> des Tessins. Ziel<br />
der interdisziplinären Ausbildung ist es, den Transfer zwischen<br />
Praxis <strong>und</strong> Theorie zu fördern <strong>und</strong> die sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Grenzen innerhalb der Schweiz auszuloten.<br />
Vielfältiges Studienangebot <strong>und</strong> Werkschau<br />
Im ersten Teil der Semestereröffnung präsentierten die Dozierenden<br />
die Studienangebote in den Bereichen Bild- <strong>und</strong> Medientechnologie,<br />
Archiv, Filmökonomie, Filmrealisation <strong>und</strong> Filmwissenschaft.<br />
Am Nachmittag folgte <strong>eine</strong> Werkschau, die dem<br />
Publikum <strong>eine</strong>n Einblick in die Arbeit der letzten zwei Jahre bot.<br />
Auf grosses Interesse stiess dabei die Projektion der Abschlussfilme<br />
von den Fachhochschulen Lausanne/Genf (HES-SO) <strong>und</strong><br />
Zürich (ZHdK). Anhand von je zwei Dokumentar- <strong>und</strong> Spielfilmen<br />
wurden ästhetische Fragen aus praxisbezogener Sicht diskutiert,<br />
so beispielsweise in „Endsieg – everything changes in one<br />
shot“ von Daniel Casparis <strong>und</strong> Niccolò Castelli (Zett 1/08, p. 19).<br />
Kameramann Andreas Birkle bezeichnete den Film, dessen erste<br />
Hälfte aus <strong>eine</strong>r einzigen Einstellung heraus mit <strong>eine</strong>r Steadycam<br />
gefilmt wurde, als „elfminütiges Montage-Experiment“, das aus<br />
der Motivation entstanden sei, mithilfe <strong>eine</strong>s minutiös geplanten<br />
Schnitts zu <strong>eine</strong>r eigenen, lesbaren Filmsprache zu finden.<br />
film<br />
netzwerk cinema<br />
ch: fortsetzung<br />
folgt!<br />
Am 12. September 2008 fand in der Lausanner<br />
Cinémathèque Suisse die Eröffnungsfeier der neuen<br />
Master-Studiengänge in Filmrealisation <strong>und</strong> Filmwissenschaft<br />
statt. Zugleich bot die Veranstaltung<br />
<strong>eine</strong>n Rückblick auf den erfolgreichen Abschluss<br />
der Pilotphase des Kooperationsprojekts „Netzwerk<br />
Cinema CH“. Claudia Ramseier*<br />
In anregender Atmosphäre fand im Casino de Montbenon, dem<br />
Standort der Cinémathèque Suisse, die Semestereröffnung von<br />
Netzwerk Cinema CH statt. Maria Tortajada, Professorin an der<br />
Universität Lausanne <strong>und</strong> Projektleiterin des Netzwerks, begrüsste<br />
die neuen Studierenden, die Dozierenden <strong>und</strong> die Mitarbeitenden.<br />
Erfreut, dass die Pilotphase erfolgreich beendet <strong>und</strong><br />
das Projekt die anfänglichen Startschwierigkeiten überw<strong>und</strong>en<br />
hat, bezeichnete sie das Netzwerk als „Bindeglied <strong>eine</strong>r neuen<br />
Bewegung in der Schweizer Filmszene“. Alain Boillat, Geschäftsführer<br />
des Netzwerks, bestätigte die positive Entwicklung <strong>und</strong><br />
führte das Publikum engagiert durch den Tag.<br />
Filmästhetische Fragen standen auch im Zentrum der wissenschaftlichen<br />
Arbeiten. Zwei Studierende der Universitäten<br />
Lausanne <strong>und</strong> Zürich präsentierten ihre Abschlussarbeiten, in<br />
denen die Auseinandersetzung mit der Ästhetikgeschichte des<br />
Kinos <strong>und</strong> der Beschreibung ästhetischer Rezeption im Film substanziell<br />
ist.<br />
Am Ende wurde die Publikationsreihe „Kino CH / Cinéma CH“<br />
vorgestellt, die sich als „Schaufenster“ der Kooperation versteht<br />
<strong>und</strong> den Wissenstransfer zwischen den Hochschulen fördern will.<br />
Der erste Band mit dem Titel „Rezeption, Ästhetik, Geschichte“<br />
beinhaltet <strong>eine</strong>n Querschnitt aktueller Beiträge aus Lehre <strong>und</strong><br />
Forschung der universitären Partnerinstitutionen von Netzwerk<br />
Cinema CH. Inhaltlich widmen sich die Aufsätze dem einheimischen<br />
Filmschaffen in Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart, so auch dem<br />
Film „Lenz“ von Thomas Imbach. Er verwischt in s<strong>eine</strong>n Filmen<br />
die Grenzen von Fiktion <strong>und</strong> Dokumentation. „Lenz“ wurde zum<br />
Abschluss der Semestereröffnung gezeigt.<br />
Der Leistungsausweis von Netzwerk Cinema CH kann sich sehen<br />
lassen. Und dieser Eindruck lässt nur erahnen, was dies für die<br />
zukünftige Schweizer Filmlandschaft bedeuten kann.<br />
* Claudia Ramseier ist wissenschaftliche Unterrichtsassistentin der Fachrichtung<br />
Film im Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film (claudia.ramseier@zhdk.ch).<br />
Das Projekt Netzwerk Cinema CH wird bis 2011 mit <strong>eine</strong>m Kooperationsbeitrag der<br />
Schweizerischen Universitätskonferenz (SUK) <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esamtes für Berufsbildung<br />
<strong>und</strong> Technologie (BBT) gefördert.<br />
Mehr Informationen unter: www.netzwerk-cinema.ch
zett 4–08 15<br />
theorie<br />
theorie – für<br />
einmal rein<br />
theoretisch<br />
Unter dem Titel „Theorie. Theorie“ erprobt das<br />
Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film (DDK)<br />
erstmals studiengangsübergreifende Theorieangebote.<br />
Dabei geht es um die gr<strong>und</strong>legende Verankerung<br />
solcher Module in <strong>eine</strong>r an sich praxisorientierten<br />
Ausbildung. Andrea Gleiniger*<br />
Wie entsteht Theorie Diese Frage durchzieht als <strong>eine</strong> Art Gr<strong>und</strong>ton<br />
die Vorlesungsreihe „Ästhetische Fragen <strong>und</strong> kulturgeschichtliche<br />
Aspekte der Gegenwart“. Die Veranstaltung wird in diesem<br />
Herbstsemester als Novum angeboten. Sie ist der erste Baustein<br />
<strong>eine</strong>r Reihe von Theorieangeboten, in denen die disziplinären<br />
Schnittstellen zwischen den verschiedenen Studiengängen <strong>und</strong><br />
ihren Vertiefungen ausgelotet, die Gr<strong>und</strong>lagen des transdisziplinären<br />
Arbeitens vermittelt <strong>und</strong> der Austausch zwischen Theorie<br />
<strong>und</strong> Praxis gefördert werden sollen.<br />
Sensibilisierung für den kulturellen Tiefenraum<br />
Die Vorlesungsreihe führt die Bachelor-Studierenden aller im<br />
DDK vereinten Studiengänge in <strong>eine</strong>r gemeinsamen Veranstaltung<br />
zusammen. Sie rückt in facettenreichen Ein- <strong>und</strong> Ausblicken<br />
spezifische Themen künstlerischer Diskurse der Gegenwart ins<br />
Zentrum. Die Beiträge der externen <strong>und</strong> internen Referentinnen<br />
<strong>und</strong> Referenten präsentieren vielseitiges Material, das als Anregungspotenzial<br />
dient. Die Frage „Wie entsteht Theorie“ wird im<br />
Spannungsfeld künstlerischer Praxis <strong>und</strong> deren Reflexion aus der<br />
Perspektive der verschiedenen Disziplinen des Departements<br />
behandelt.<br />
Den Verantwortlichen geht es um die gr<strong>und</strong>legende Verankerung<br />
der Theorie in der Ausbildung – auch im Hinblick auf <strong>eine</strong><br />
Perspektivenöffnung zu Fragestellungen der jeweils anderen<br />
Disziplin <strong>und</strong> die Entdeckung von Gemeinsamkeiten; Stichwort<br />
„Transdisziplinarität“. Die Vorlesungsreihe bietet ein Forum für<br />
fachübergreifende Begegnung. Die Studierenden erhalten die<br />
Möglichkeit, die Basis für <strong>eine</strong> theoretische Reflexion des künstlerischen<br />
Tuns kennenzulernen, sei es nun im Bereich Tanz,<br />
Film oder Theater. Mit der Kontextualisierung zeitgenössischer<br />
Fragestellungen soll das Bewusstsein für <strong>eine</strong>n kulturellen <strong>und</strong><br />
historischen Tiefenraum angeregt werden. Theorie wird als Auseinandersetzung<br />
mit den verschiedenen künstlerischen Darstellungsverfahren<br />
<strong>und</strong> ihren Bedingungen verstanden – <strong>eine</strong><br />
wichtige Gr<strong>und</strong>lage für die Befähigung <strong>eine</strong>s Künstlers, <strong>eine</strong>r<br />
Künstlerin zur Reflexion <strong>und</strong> Selbstreflexion, Kritikfähigkeit, Widerständigkeit<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt für die eigene Identitätsbildung.<br />
Daneben vermittelt das Lehrangebot auch erste Einblicke in das<br />
Verständnis theoretischer Diskurse <strong>und</strong> ihrer Terminologie.<br />
Theorie aus dem Rucksack<br />
Vor allem die Vorlesungsreihe als thematisch vielgestaltiges Anregungsszenarium<br />
gibt Impulse für das Selbststudium. Das Theorieangebot<br />
umfasst im Weiteren das Projekt <strong>eine</strong>r „Schule der<br />
Wahrnehmung“, das in Form von Exkursionen stattfindet. Am<br />
Beispiel ausgewählter Ereignisse beziehungsweise kultureller<br />
Standorte <strong>und</strong> „Szenen“ geht es dabei vor allem um die Schulung<br />
der Kompetenz <strong>eine</strong>r kritischen <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierten Auseinandersetzung<br />
mit verschiedenen kulturellen <strong>und</strong> künstlerischen Formaten<br />
<strong>und</strong> Inszenierungspraktiken (Theater, Film, Ausstellung,<br />
Museum usw.). Das Pilotprojekt startet zwischen Herbstsemester<br />
2008 <strong>und</strong> Frühlingssemester 2009 unter dem Thema „Fasnacht“.<br />
Für <strong>eine</strong>n gezielt projektorientierten <strong>und</strong> kontinuierlichen Theorie-Input<br />
während des Bachelor-Studiums sorgen darüber hinaus<br />
sogenannte RucksackdozentInnen. Sie begeben sich auf<br />
die Suche nach vorhandenen vielfältigen Themenkompetenzen,<br />
um diese zu „entdecken“ <strong>und</strong> für die Lehre produktiv zu machen<br />
– sei es innerhalb des Departements Darstellende Künste <strong>und</strong><br />
Film oder generell an der Zürcher Hochschule der Künste. Zum<br />
Zweck des Austausches <strong>und</strong> der Vernetzung ist auch <strong>eine</strong> Internetplattform<br />
geplant.<br />
* Andrea Gleiniger ist Dozentin für Szenografie am Departement Darstellende<br />
Künste <strong>und</strong> Film (andrea.gleiniger@zhdk.ch).<br />
Auszug aus dem Theorie-Angebot:<br />
24.11.2008: Volker Demuth, „Digitale, hybride <strong>und</strong> künstlerische<br />
Räume“<br />
01.12.2008: Alfred Nordmann, „Experiment Zukunft – <strong>Kunst</strong> im<br />
Zeitalter der Technowissenschaften“<br />
08.12.2008: Felix Baumann <strong>und</strong> Irmela Beyer, „Die musikalische<br />
Zeit bei John Cage“<br />
15.12.2008: Fritz Senn, „Zeit-Räume im Werk von James Joyce“<br />
(Arbeitstitel)
16 zett 4–08<br />
Schülerinnen der Tanz Akademie Zürich in „Die vier Jahreszeiten“ im Schauspielhaus Zürich.<br />
Alle Bilder: Fussspuren IV, Galavorstellung der Tanz Akademie Zürich, Mai 2008, Schauspielhaus Zürich. © Bettina Stöß/Stage Picture GmbH, Berlin.<br />
tanz<br />
bewegter tanz<br />
Die professionelle Tanzausbildung soll in der<br />
Schweiz anerkannt <strong>und</strong> bildungspolitisch verankert<br />
werden. Eine berufliche Gr<strong>und</strong>bildung (Lehre) mit<br />
eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) ist ab 2009<br />
als Pilotprojekt an der ZHdK vorgesehen.<br />
Sabine Albrecht*<br />
„Der beinahe erheiternd klingende Studienabschluss ‚Bühnentänzerin,<br />
Bühnentänzer mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis’<br />
hat <strong>eine</strong>n ernsten Hintergr<strong>und</strong>: Der Beruf ist in der Schweiz derzeit<br />
noch nicht anerkannt, genauso wenig wie die dazugehörige<br />
Ausbildung. Zwar gibt es seit 2002 <strong>eine</strong> kantonale Anerkennung<br />
der HMT-Ausbildung auf Stufe Höhere Fachschule (Diplom für<br />
Bühnentanz), gesamtschweizerisch lässt sich die Verortung auf<br />
dieser Ebene jedoch nicht realisieren“ schrieb Gabriele Spiller,<br />
die damalige Verantwortliche der Tanz Akademie Zürich (taZ) für<br />
Öffentlichkeitsarbeit, im „HGKZ intern“ vom Januar 2006.<br />
An dieser Situation hat sich bis heute (noch) nichts geändert. Mit<br />
der Umstrukturierung des gesamten Bildungssystems durch die<br />
<strong>Bologna</strong>-Reform kam nun allerdings Schwung in die Angelegenheit<br />
<strong>und</strong> damit Bewegung in den Tanz: Getragen vom B<strong>und</strong>esamt<br />
für Kultur, von Pro Helvetia <strong>und</strong> den Berufsverbänden wurde<br />
das „Projekt Tanz“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit<br />
dem Tanznetzwerk Schweiz Reso analysierten VertreterInnen<br />
<strong>und</strong> Fachpersonen aus Kultur, Politik <strong>und</strong> Wirtschaft die gesamte<br />
Schweizer Tanzszene. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen<br />
wurde in <strong>eine</strong>m weiteren Schritt ein Bildungsplan ausgearbeitet.<br />
Im Dezember 2007 ging der Entwurf für ein Pilotprojekt<br />
(Verordnung über die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung für Bühnentänzerinnen<br />
<strong>und</strong> Bühnentänzer EFZ) in die Vernehmlassung. Mehr<br />
als 100 ArbeitgeberInnen <strong>und</strong> ProduzentInnen haben das Pilotprojekt<br />
unterstützt.<br />
Die wichtigsten Punkte des Vernehmlassungstexts seien hier<br />
kurz erörtert:<br />
– Die bisherige Ausbildung der Tanzschaffenden in der<br />
Schweiz soll durch <strong>eine</strong> dreijährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung<br />
ersetzt werden, was auch dem Wunsch des Dachverbands<br />
des künstlerischen Tanzes, Dance Suisse, entspricht.<br />
Auf die se Weise absolvieren die angehenden Bühnentänzerinnen<br />
<strong>und</strong> -tänzer <strong>eine</strong> Ausbildung mit einheitlichen Standards<br />
<strong>und</strong> sind dadurch dem Schweizer Berufsbildungssystem<br />
angeschlossen. Das Pilotprojekt ist ein Testlauf für die<br />
Einführung der beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung.<br />
– Die professionelle künstlerische Tanzarbeit fängt bereits in
zett 4–08 17<br />
Die Tänzerin Gözde Özgur in „Die vier Jahreszeiten“.<br />
Ahmet Doruk Demirdirek in der Variation Pas de Trois<br />
aus dem Ballett „Schwanensee“.<br />
jungen Jahren an. Deshalb <strong>und</strong> im Unterschied zu den Bereichen<br />
Musik, bildende <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Theater soll diese auch<br />
auf Nichtfachhochschulstufe angesiedelt werden. Die Pilotphase<br />
beginnt im August 2009 mit zwei Klassen <strong>und</strong> wird<br />
während dreier Jahre regelmässig evaluiert. Nach deren<br />
Abschluss im Jahr 2012 wird sich zeigen, ob die berufliche<br />
Gr<strong>und</strong>bildung eingeführt werden soll.<br />
– Das vorliegende Projekt ermöglicht erstmals <strong>eine</strong> berufliche<br />
Gr<strong>und</strong>bildung, mit der Tanzschaffende <strong>eine</strong>n eidgenössisch<br />
anerkannten Abschluss auf der Sek<strong>und</strong>arstufe II erlangen.<br />
Dieser befähigt sie zur Berufsausübung als Bühnentänzerinnen<br />
<strong>und</strong> -tänzer in Ensembles an Theatern <strong>und</strong> in freien<br />
Kompanien („Bühnenreife“).<br />
– Für die Fachpersonen des Danse Suisse ist unbestritten,<br />
dass Bühnentänzerinnen <strong>und</strong> Bühnentänzer ein breites Repertoire<br />
an Tanzstilen beherrschen müssen, damit sie ihren<br />
Beruf ausüben können. Gleichwohl sprechen sie sich für die<br />
Schaffung zweier Fachrichtungen aus: klassischer Tanz <strong>und</strong><br />
zeitgenössischer Tanz.<br />
Um die Qualität der Bühnentanzausbildung auf internationalem<br />
Niveau sichern zu können, wurden von <strong>eine</strong>r Expertenkommission<br />
hohe Eintrittskriterien formuliert. Eine professionelle tänzerische<br />
Vorbildung ist zwingend notwendig, damit die geforderten<br />
Zulassungsbedingungen erfüllt werden können. Die von der taZ<br />
angebotene Ausbildung richtet sich an elf- bis zwölf-jährige Kinder<br />
<strong>und</strong> dauert drei bis vier Jahre. Zusammen mit der beruflichen<br />
Gr<strong>und</strong>bildung für Bühnentänzerinnen <strong>und</strong> Bühnentänzer EFZ<br />
würde so <strong>eine</strong> Schulung möglich, die bereits im Kindesalter beginnt<br />
<strong>und</strong> nach insgesamt sechs bis sieben Jahren zum Abschluss<br />
führt.<br />
Die Schlusssitzung des Verordnungsentwurfes der Vernehmlassung<br />
fand Ende Oktober 2008 statt. Das Projekt ist damit an<br />
<strong>eine</strong>m entscheidenden Punkt angelangt – <strong>und</strong> die Anerkennung<br />
des Tanzberufs in greifbare Nähe gerückt.<br />
* Sabine Albrecht ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Tanz Akademie<br />
Zürich (taZ) (sabine.albrecht@zhdk.ch).<br />
Die vollständigen Erläuterungen zur Vernehmlassung Verordnung über die berufliche<br />
Gr<strong>und</strong>bildung für Bühnentänzerinnen <strong>und</strong> Bühnentänzer EFZ (Pilotprojekt)<br />
können unter www.bbt.admin.ch (B<strong>und</strong>esamt für Berufsbildung <strong>und</strong> Technologie<br />
BBT) nachgelesen werden. Dort sind auch die Entwürfe der Verordnung publiziert.<br />
Weitere Informationen zum Projekt <strong>und</strong> zum Tanzberuf sind auf den Internetseiten<br />
des Dachverbandes des künstlerischen Tanzes, Danse Suisse,<br />
www.dansesuisse.ch, <strong>und</strong> der Tanz Akademie Zürich, (taZ), www.tanzakademie.<br />
ch, zu finden.
18 zett 4–08<br />
Thomas Kaspar: „Hier weht ein anderer<br />
Wind, es herrscht ein anderer<br />
menschlicher Umgang. Es geht um<br />
Ausbildung <strong>und</strong> nicht um Shareholder<br />
Value.“<br />
services<br />
weniger schnittstellen,<br />
weniger<br />
inseln, mehr<br />
gesamtlösungen!<br />
Thomas Kaspar, neuer Leiter Business Applications<br />
(BAP), ist daran, die Informatikarchitektur an der<br />
ZHdK zu optimieren, <strong>und</strong> greift mit s<strong>eine</strong>m Team<br />
auch dem unroutiniertesten User unter die Arme.<br />
Der erfahrene Informatiker äussert sich zu s<strong>eine</strong>r<br />
Arbeit im Gespräch mit Adriana Bognar*<br />
Foto: Regula Bearth.<br />
Thomas Kaspar, seit März 2008 sind Sie Leiter Business Applications<br />
an der ZHdK. Was ist der besondere Reiz, an <strong>eine</strong>r Hochschule<br />
der Künste zu arbeiten, verglichen mit Ihren ehemaligen<br />
Wirkungsstätten<br />
Es ist für mich das erste Mal, dass ich an <strong>eine</strong>r öffentlichen Institution<br />
arbeite. Bis jetzt war ich in der Privatwirtschaft tätig. Was<br />
mich hier besonders reizt, ist das künstlerische Umfeld. Und: Hier<br />
weht ein anderer Wind, es herrscht ein anderer menschlicher<br />
Umgang. Es geht um Ausbildung <strong>und</strong> nicht um Shareholder<br />
Value. Als Jugendlicher wollte ich die „Kunschti“ besuchen, um<br />
Grafiker zu werden. Mein Vater sagte aber: „Njet, zuerst wird etwas<br />
Richtiges gelernt.“ Dass ich jetzt hier bin, Jahre später <strong>und</strong> in<br />
<strong>eine</strong>r ganz anderen Funktion, freut mich!<br />
Was müssen wir uns unter Business Applications (BAP) vorstellen<br />
<strong>und</strong> welche Rolle spielt BAP an der ZHdK<br />
Business Applications sind Produkte in der Datenverarbeitung.<br />
Das Herzstück an der ZHdK ist die Software Evento mit zwölf<br />
technischen Schnittstellen. Sie wird von den Studierenden, Dozierenden<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitenden benutzt <strong>und</strong> unterstützt unser<br />
Kerngeschäft, die Lehre. Weitere Software-Pakete werden im<br />
Verwaltungsbereich angewendet, in der Buchhaltung, im Controlling<br />
<strong>und</strong> Personalwesen, in der Lohnbuchhaltung sowie<br />
im Bereich Facility Management. Andere sind für einzelne Departemente<br />
oder Organisationseinheiten wichtig, beispielsweise<br />
THEAsoft, <strong>eine</strong> Software für die Planung von Aufführungen im<br />
Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film. Oder TMS, The Museum-System,<br />
das alle Sammlungen des Museum für Gestaltung<br />
Zürich erfasst, die teilweise auch im Internet zugänglich sind. Zu<br />
erwähnen sind ferner die Internet- <strong>und</strong> Intranet-Applikationen<br />
mit der Personensuche, dem Veranstaltungskalender <strong>und</strong> dem<br />
Webshop des Museums.<br />
Die Zukunft gehört den<br />
Web-Applikationen,<br />
deshalb sollen vermehrt<br />
Arbeiten übers Web<br />
erledigt werden können.<br />
Das BAP-Team ist interne Drehscheibe <strong>und</strong> Ansprechpartner<br />
für die Business Applications an der ZHdK. Wir suchen nach<br />
Lösungen, wenn neue Anforderungen an uns herangetragen
zett 4–08 19<br />
werden, <strong>und</strong> achten darauf, dass sie ins Gesamtbild der ZHdK<br />
passen. Wir unterstützen die NutzerInnen, wenn sie Probleme<br />
bei der Anwendung haben, testen neue Software-Versionen <strong>und</strong><br />
bilden die AnwenderInnen entsprechend aus.<br />
Wer gehört zu Ihrem Team <strong>und</strong> wofür sind Ihre Leute zuständig<br />
Das Team besteht aus fünf Personen: Judith Scheiber betreut Sesam<br />
(Buchhaltung), TMS, THEAsoft usw., Franziska Karpf ist vor<br />
allem im Evento-, aber auch im Abacus-Bereich (Personaladministration)<br />
tätig. Dalibor Wanner ist für die Evento-Schulungen<br />
<strong>und</strong> den Support zuständig. Seit September 2008 gehört auch<br />
Patrick Bianco dem Team an. Er eignet sich zurzeit die Evento-<br />
Kenntnisse an <strong>und</strong> wird später weitere Aufgaben übernehmen.<br />
Insgesamt verfügen wir über 400 Stellenprozente.<br />
Hauptsächlich besteht unser Alltag neben der langfristig angelegten<br />
Projektarbeit wie gesagt aus dem Support, der uns besonders<br />
am Herzen liegt. Wir beantworten Fragen, bilden aus <strong>und</strong><br />
schulen neue ZHdK-Mitarbeitende. Da einige Arbeiten nur im<br />
Semesterzyklus anfallen, fehlt vielen NutzerInnen die Routine,<br />
deshalb bieten wir neu Evento-Refresher-Kurse an.<br />
Wenn ich als unroutinierte Nutzerin nicht mehr weiter weiss, an<br />
wen kann ich mich wenden<br />
Am besten schildern Sie Ihr Anliegen bei der Hotline des Informationstechnologie-Zentrums<br />
ITZ unter der Telefonnummer<br />
21 21. Wenn die Frage unseren Bereich betrifft, wird sie an uns<br />
weitergeleitet. Aus Kapazitätsgründen können wir k<strong>eine</strong> eigene<br />
Hotline zur Verfügung stellen. Wer sich aber direkt an uns wenden<br />
will, kann das BAP-Team kontaktieren oder unsere Mailbox<br />
benutzen: support.bap@zhdk.ch.<br />
An welchen Projekten arbeiten Sie <strong>und</strong> Ihr Team zurzeit<br />
Ganz aktuell sind der neue Internet- <strong>und</strong> Intranet-Auftritt der<br />
ZHdK <strong>und</strong> der interne Webshop für Schul- <strong>und</strong> Büromaterial<br />
sowie für Geschenkartikel, der kürzlich unter shop.zhdk.ch aufgeschaltet<br />
wurde. Zusammen mit der Zürcher Hochschule für<br />
Angewandte Wissenschaften (ZHAW) <strong>und</strong> der Pädagogischen<br />
Hochschule (PHZH) ist überdies ein Ausschreibungsprojekt für<br />
die Einführung von SAP vorgesehen, <strong>eine</strong>m integrierten Software-Produkt<br />
für Finanzen, Verkauf, Produktion, Projektplanung<br />
usw. SAP wird bei uns voraussichtlich im Jahr 2010 eingeführt.<br />
Welche Schnittstellen zu anderen Bereichen an der ZHdK gibt es<br />
<strong>und</strong> wie gehen Sie damit um<br />
Es gibt viele organisatorische Schnittstellen. Eine der wichtigsten<br />
ist die zum ITZ, das die ganze technische Umgebung betreut. Wir<br />
arbeiten eng zusammen, tauschen uns aus <strong>und</strong> stimmen aktuelle<br />
Themen miteinander ab. Auch bei Fragen der strategischen Ausrichtung<br />
gehen wir gemeinsam vor.<br />
Schnittstellen gibt es auch zu den Departementen, für die wir<br />
Ansprechpartner bei neuen Anforderungen sind. Generell streben<br />
wir Lösungen an, die ins Gesamtbild passen, also k<strong>eine</strong><br />
Insellösungen. Damit vermeiden wir zu viele technische Überlappungen,<br />
die anfällig für Fehler sind. Kreative Menschen wie<br />
an der ZHdK finden oft schnell <strong>eine</strong> Lösung für ihr Problem <strong>und</strong><br />
schreiben sich ihre Tools gleich selber. Das führt dazu, dass wir<br />
<strong>eine</strong> grosse Anzahl von Applikationen <strong>und</strong> kl<strong>eine</strong>n Tools vernetzen,<br />
unterstützen <strong>und</strong> aktuell halten müssen. K<strong>eine</strong> einfache Sache!<br />
Wir wünschen uns deshalb, möglichst früh mit einbezogen<br />
zu werden.<br />
Mit <strong>eine</strong>r gut<br />
funktionierenden<br />
Informatik-Infrastruktur<br />
können wir mithelfen,<br />
die künstlerische Vielfalt<br />
zu ermöglichen.<br />
Was hat sich seit Ihrem Start an der ZHdK im Bereich BAP bereits<br />
geändert<br />
Dank der Übernahme m<strong>eine</strong>r Leitungsfunktion im Verwaltungsbereich<br />
kann vieles besser koordiniert werden. Ansonsten habe<br />
ich festgestellt, dass Veränderungen an der ZHdK oft etwas länger<br />
dauern. Mein Hauptziel ist es, wegzukommen von den erwähnten<br />
Insellösungen hin zu integrierten Gesamtlösungen.<br />
Wir streben also <strong>eine</strong> Reduktion von Software-Schnittstellen an<br />
oder zumindest deren Plafonierung. Es ist uns ein grosses Anliegen,<br />
mit <strong>eine</strong>r gut funktionierenden Informatik-Infrastruktur die<br />
NutzerInnen unterstützen <strong>und</strong> betreuen zu können <strong>und</strong> durch<br />
reibungslose Prozesse mitzuhelfen, die künstlerische Vielfalt zu<br />
ermöglichen.<br />
Welches sind weitere Ziele<br />
Die Zukunft gehört den Web-Applikationen, deshalb sollen vermehrt<br />
Arbeiten übers Web erledigt werden können. Sie können<br />
unabhängig von Ort <strong>und</strong> Plattform bedient werden, es braucht<br />
dazu nur <strong>eine</strong>n Browser. Natürlich machen wir uns auch Gedanken<br />
zum Campus Toni <strong>und</strong> wie wir mit so vielen Räumen <strong>und</strong><br />
Ressourcen umgehen können. Diese werden ja nicht nur von den<br />
Angehörigen der ZHdK benutzt, sondern auch von der ZHAW<br />
<strong>und</strong> unter Umständen von Externen. Da stellen sich uns ganz<br />
neue Herausforderungen.<br />
Was macht Thomas Kaspar, wenn er am Abend sein Büro verlässt<br />
<strong>und</strong> – nicht nur s<strong>eine</strong>n Computer – abschalten will<br />
Mein Feierabend beginnt, wenn mich m<strong>eine</strong> Katze vor der<br />
Haustüre begrüsst. Die will dann zuerst gefüttert werden <strong>und</strong><br />
bekommt anschliessend ihre Streicheleinheiten. M<strong>eine</strong> Leidenschaft<br />
ist die Musik, ich spiele Gitarre in <strong>eine</strong>r Rockband. Am besten<br />
abschalten kann ich beim Üben, Proben <strong>und</strong> live Auftreten.<br />
*Adriana Bognar ist Mitarbeiterin Kommunikation im Rektorat<br />
(adriana.bognar@zhdk.ch).
20 zett 4–08<br />
André Bellmont dirigiert<br />
am Solothurner Filmfestival 2008.<br />
musik<br />
wie klingt <strong>eine</strong><br />
schrottplatzballade<br />
über<br />
drei liebenswerte<br />
penner<br />
Der Studienschwerpunkt Komposition für Film,<br />
Theater <strong>und</strong> Medien bereitet sich zum fünften Mal<br />
auf die Projektwoche „Filmmusik-Workshop“ an den<br />
Solothurner Filmtagen vor. André Bellmont* über<br />
<strong>eine</strong>n Anlass, der inzwischen <strong>eine</strong>n festen Platz im<br />
Curriculum gef<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong> nicht mehr wegzudenken<br />
ist. Foto: Eduard Meltzer.<br />
Im Workshop-Programm der Solothurner Filmtage werden jeweils<br />
Themenschwerpunkte wie Stummfilm, TV-Thriller, Werbe-,<br />
Dok-, Experimental- oder Kurzfilm (aus der Küche der ZHdK) gesetzt<br />
<strong>und</strong> Persönlichkeiten aus dem Filmmusikschaffen wie etwa<br />
Marcel Barsotti, Henning Lohner oder Fabian Römer eingeladen.<br />
Vertonen von Filmszenen<br />
Auch der Workshop 2009 knüpft an die ursprüngliche Idee an,<br />
die Zusammenarbeit zwischen Filmschaffenden <strong>und</strong> Filmmusikkomponierenden<br />
zu intensivieren. Waren 2005 der Musiker <strong>und</strong><br />
Komponist Mario Beretta sowie der Regisseur <strong>und</strong> Filmemacher<br />
Fredi Murer die geladenen Gäste, so sind es 2009 Pedro Haldemann<br />
<strong>und</strong> Felix Tissi. Die Aufgaben sind gegeben: Die Studierenden<br />
vertonen einzelne Szenen aus Tissis Filmschaffen. In der<br />
Regieanweisung der ersten Szene des Kinospielfilms „Schlaraffenland“,<br />
Tissis Schrottplatzballade um drei liebenswerte Penner<br />
aus dem Jahre 1995 mit der Originalmusik von Büne Huber <strong>und</strong><br />
Patent Ochsner, heisst es beispielsweise: „Um für s<strong>eine</strong> bemalten<br />
Möbel Werbung zu machen, kommt Hannes auf die Idee, den<br />
armen Orlansky als Sandwichmann loszuschicken. Orlansky gehorcht<br />
brav, traut sich aber nicht in die Stadt <strong>und</strong> geht widerwillig<br />
– fernab von möglicher K<strong>und</strong>schaft – in <strong>eine</strong>m versteckten Hinterhof<br />
auf <strong>und</strong> ab.“<br />
Variationen zu <strong>eine</strong>m Thema<br />
Zehn Studierende werden sich also daran machen, diese Szene<br />
neu zu vertonen. Sie verfügen alle über <strong>eine</strong>n unterschiedlichen<br />
Ausbildungsstand, <strong>eine</strong> individuelle kompositorische Handschrift<br />
<strong>und</strong> <strong>eine</strong>n persönlichen musikalischen Backgro<strong>und</strong>. Entsprechend<br />
werden inhaltlich <strong>und</strong> stilistisch sehr verschiedene<br />
Filmmusikproduktionen entstehen: r<strong>eine</strong> Studioproduktionen<br />
im eigenen Home-Studio; in <strong>eine</strong>r Studio-Session entstandene<br />
Orchester-So<strong>und</strong>tracks; den Film untermalende, mit <strong>eine</strong>r Portion<br />
So<strong>und</strong> Design gespickte Musik (sogenannte Underscores);<br />
oder So<strong>und</strong>tracks mit <strong>eine</strong>m klar dominierenden Filmsong.<br />
Schlussbouquet: Originalmusik<br />
Während des Solothurner Filmmusik-Workshops werden die Resultate<br />
schliesslich gemeinsam visioniert <strong>und</strong> diskutiert. Es wird<br />
höchst spannend sein, die vielfältigen <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />
Resultate miteinander zu vergleichen <strong>und</strong> als Krönung die Originalmusik<br />
von Büne Huber zu hören. Nebst dem drei- bis viertägigen<br />
Filmmusik-Workshop kommen die Teilnehmenden in den<br />
Genuss des traditionellen Solothurner Filmmusikkonzerts <strong>und</strong><br />
erhalten in der workshopfreien Zeit Gelegenheit, sich mit der<br />
Schweizer Filmszene auseinanderzusetzen. Spätnachts, nach der<br />
Visionierung des letzten Films, bietet die Festtagsathmosphäre<br />
Raum für reflektierende Gespräche <strong>und</strong> das Knüpfen von Kontakten.<br />
Am Freitagnachmittag wird den Studierenden erstmals<br />
<strong>eine</strong> Plattform geboten, ihr Filmmusikschaffen aus dem Studienjahr<br />
2007/08 <strong>eine</strong>r breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />
Zusammenarbeit von Musik, Film <strong>und</strong> Theater<br />
Die Studierenden des Schwerpunkts Komposition für Film, Theater<br />
<strong>und</strong> Medien setzen sich aus Bachelor- <strong>und</strong> Master-Studierenden<br />
in Komposition/Theorie sowie aus Weiterbildungsstudierenden<br />
(CAS/MAS) in musikalischer Kreation zusammen. Dank<br />
<strong>eine</strong>r Kooperation der ZHdK mit der Hochschule der Künste<br />
Bern werden erstmals auch Minor-Studierende aus Bern an den<br />
Filmmusik-Workshops teilnehmen. Es versteht sich von selbst,<br />
dass im Bereich Komposition für Film, Theater <strong>und</strong> Medien das<br />
viel zitierte Wort Transdisziplinarität nicht nur vom Namen her<br />
Pflicht ist. Daher wird unter den Workshop-Teilnehmenden auch<br />
der Master-Studiengang in Filmrealisation nicht fehlen.<br />
Der Filmmusik-Workshop der ZHdK an den Solothurner Filmtagen 2009 ist öffentlich<br />
zugänglich. Weitere Informationen unter: www.zhdk.ch/ftm,<br />
www.forumfilmmusik.ch oder im Programmheft der Solothurner Filmtage 2009,<br />
www.solothurnerfilmtage.ch<br />
* Prof. André Bellmont leitet den Studienschwerpunkt Komposition für Film,<br />
Theater <strong>und</strong> Medien (andre.bellmont@zhdk.ch).
zett 4–08 21<br />
musik<br />
exotik im ohr<br />
Pipa, Erhu, Zhongruan, Daruan, Guzheng, Dizi –<br />
wem diese Wörter chinesisch vorkommen, liegt<br />
goldrichtig. Sie bezeichnen diejenigen Instrumente<br />
der traditionellen chinesischen Musik, welche<br />
die Pipa-Virtuosin <strong>und</strong> ZHdK-Dozentin Yang<br />
Jing in dem von ihr initiierten „First European-<br />
Chinese Ensemble ZHdK“ mit Studierenden <strong>und</strong><br />
Dozierenden der Hochschule besetzen möchte.<br />
Daniela Huser*, Fotos: Regula Bearth.<br />
Beim Anblick ihrer Erscheinung könnten europäische Gemüter<br />
leicht ins Schwärmen geraten; bei der ersten Begegnung mit<br />
Yang Jing ist man sofort geblendet vom Zauber der asiatischen<br />
Exotik. Das müssige Weiden der Augen weicht aber schnell<br />
höchster Aufmerksamkeit, wenn diese Frau von der Leidenschaft<br />
zu ihrem Instrument, der lautenähnlichen Pipa, oder von ihren<br />
zahlreichen Projekten zu erzählen beginnt.<br />
First European-Chinese Ensemble ZHdK<br />
Eines ihrer derzeitigen Projekte, die Gründung des „First European-Chinese<br />
Ensemble ZHdK“, wurde Anfang 2008 im Departement<br />
Musik ausgeschrieben. Mit Studierenden, die diesem<br />
Aufruf folgten, arbeitet Yang Jing nun seit <strong>eine</strong>m halben Jahr<br />
während zweier Lektionen pro Monat an <strong>eine</strong>m Programm mit<br />
chinesischen Musikinstrumenten. Hierbei leistet sie wahre Pionierarbeit,<br />
mussten doch zuerst Fragen wie das Benennen <strong>und</strong><br />
Halten der Instrumente geklärt werden. Da Yang Jing bis anhin<br />
als Komponistin <strong>und</strong> weltweit gefeierte Pipa-Solistin permanent<br />
auf Tournee war, um mit klassischen Sinfonieorchestern,<br />
Jazz- oder Rockbands die Möglichkeiten der Vereinigung von<br />
westlichen <strong>und</strong> östlichen Klängen zu erproben, verfügte sie über<br />
wenig pädagogische Erfahrung. Ihr ambitiöses Vorhaben, europäische<br />
Musikstudierende ohne Vorkenntnisse der Materie innerhalb<br />
weniger Monate zur Aufführungsreife mit chinesischen<br />
Instrumenten zu führen, machte angesichts der bestehenden<br />
Hürden bald <strong>eine</strong>r pragmatischen Vorgehensweise Platz.<br />
Das Strahlen der MusikerInnen<br />
Und Yang Jing wäre nicht die Frau, die sie ist, hätte sie vor den<br />
enormen Schwierigkeiten, die sich zu Beginn dieses Projektes<br />
abzeichneten, das Handtuch geworfen. Sie erhob „learning by<br />
doing“ zu ihrem pädagogischen Prinzip <strong>und</strong> begann damit, ihr<br />
Augenmerk auf die besonderen Fähigkeiten der Studierenden<br />
<strong>und</strong> Dozierenden zu richten, um deren Potenzial optimal einsetzen<br />
zu können. Die Vielfalt der vorhandenen Talente <strong>und</strong> der<br />
sich daraus abzeichnenden musikalischen Möglichkeiten setzt<br />
sie in Kompositionen um, die sie den Studierenden auf den Leib<br />
schreibt, gibt dem Jazzstudierenden Raum für Improvisation <strong>und</strong><br />
der Orchestermusikerin Partituren, anhand derer sie ihre musikalischen<br />
Fähigkeiten entfalten kann. „Jeder Musiker, jede Musikerin<br />
sollte strahlen auf der Bühne“, sagt Yang Jing auf die Frage,<br />
wie sie sich die Konzertpremiere vorstelle. Um dies zu erreichen,<br />
mobilisiert sie ihre ganze Energie, geht Risiken ein, fordert <strong>und</strong><br />
motiviert. Und ihr enormes Engagement trägt Früchte. Einer der<br />
Musiker, der Gitarrist Andreas Mauss, hat so stark Feuer gefangen,<br />
dass er an der Konzertpremiere vom 14. Dezember auf der<br />
Pipa ein Solostück vortragen wird. Yang Jing: „In der globalisierten<br />
Welt rücken wir alle etwas näher zusammen. Dadurch wird<br />
die Welt kl<strong>eine</strong>r, die Bühne aber grösser.“ In diesem Sinne: Bühne<br />
frei für <strong>eine</strong> strahlende Konzertpremiere in der Adventszeit!<br />
* Daniela Huser ist mit der Öffentlichkeitsarbeit des Departements Musik<br />
beauftragt (daniela.huser@zhdk.ch).<br />
Konzertpremiere: Sonntag, 14. Dezember 2008, 14 h im Grossen Saal,<br />
Florhofgasse 6, 8001 Zürich.<br />
Weitere Informationen: www.yangjingmusic.com<br />
v.l.n.r: Yang Jing, Pipa; Tatiana Pimenova, Dizi; Andreas Mauss, Pipa; Markus Hochuli, Zhongruan; Christian Buck, Daruan; Lorena Dorizzi, Violoncello; Brigitte Fankhauser, Guzheng.
22 zett 4–08<br />
musik<br />
milieux sonores –<br />
zur topologie des<br />
imaginären in der<br />
klangkunst<br />
Marcus Maeder* erörtert die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>eine</strong>s Ausstellungsprojekts<br />
des Institute for Computer Music<br />
and So<strong>und</strong> Technology (ICST) der ZHdK, das im<br />
Januar 2009 in Zusammenarbeit mit dem <strong>Kunst</strong>raum<br />
Walcheturm stattfindet.<br />
Seit den 1990er-Jahren wird vornehmlich in den Geistes- <strong>und</strong><br />
Kulturwissenschaften vom sogenannten „spatial turn“, der „topologischen<br />
Wende“ gesprochen. Diese zuweilen etwas affirmative<br />
Rhetorik beschreibt Tendenzen in einzelwissenschaftlichen Bereichen,<br />
die sich vermehrt auf Aspekte des Räumlichen beziehen<br />
<strong>und</strong> physikalische, soziale, geografische, psychologische oder<br />
physiologische Strukturen in Form von Räumen in <strong>eine</strong>m räumlichen<br />
Gefüge beschreiben. Die Topologie als Theorie von Orten,<br />
ursprünglich <strong>und</strong> eigentlich ein Teilgebiet der Mathematik, findet<br />
seit einiger Zeit Anwendung in den Sozialwissenschaften,<br />
besonders dort, wo von Systemen, also von Gesamtheiten oder<br />
Gruppen von Elementen, welche aufeinander wirken, die Rede<br />
ist. Eine Kategorie, ein Gr<strong>und</strong>begriff – Kant nannte es <strong>eine</strong> r<strong>eine</strong><br />
Anschauung – zur Vorstellung von Relationen zwischen Entitäten<br />
ist der Raum. Ganz abstrakt gesprochen, ist der Raum der die<br />
Ideen aufnehmende Ort.<br />
Der Begriff des Raums ist eng an unsere Wahrnehmung gekoppelt;<br />
die Erfahrbarkeit von Raum ist an das wahrnehmende <strong>und</strong><br />
denkende Subjekt geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> k<strong>eine</strong> vom Denken <strong>und</strong> der Erfahrung<br />
unabhängige Entität. Der Raum ist <strong>eine</strong> Metapher für die<br />
Produktion von Sinn: Unsere Wirklichkeitskonstruktion beruht<br />
auf räumlichen a priori. Nach Lacan hat die Konstruktion <strong>eine</strong>s<br />
Raums <strong>eine</strong>n symbolischen Aspekt <strong>und</strong> insbesondere <strong>eine</strong>n virtuellen<br />
Charakter. Wenn von Orten im Raum die Rede ist, werden<br />
„Gefüge realer, virtueller Räumlichkeit <strong>und</strong> deren symbolische<br />
Substitutionen“ beschrieben. Man spricht heute phänomenologisch<br />
weniger vom Raum als gleichförmigem Ausdehnungsraum<br />
wie etwa in der Newtonschen Physik, sondern vom Erlebensraum,<br />
also weniger vom „Raum“ als vielmehr von „Räumlichkeit“,<br />
<strong>und</strong> beschreibt <strong>eine</strong> solche Erfahrungsräumlichkeit topologisch.<br />
Mediale Erfahrung des Raums<br />
Gründe für den verstärkten Fokus auf das Räumliche liegen sicherlich<br />
im vermehrt räumlich ersch<strong>eine</strong>nden medialen Umfeld<br />
unserer kulturellen Lebenswelt. Ob es die in mittlerweile jedem<br />
Computerspiel eingesetzten Simulationen von Räumen oder Metaphern<br />
von Räumen im Internet wie Chatrooms sind – der grosse<br />
Anteil an räumlich strukturierter, medialer Virtualität im Alltag<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen topologischen Begriffe prägen die<br />
kulturelle Diskussion. Darüber hinaus bildet sich durch neuere<br />
Medientechnologien, speziell im Internet, <strong>eine</strong> eigentliche Topik<br />
der medialen Erfahrung <strong>und</strong> des medialen Handelns heraus.<br />
Klang-Raum<br />
Wenn wir nun das Feld der Medien- <strong>und</strong> Klangkunst wie auch der<br />
Komposition unter diesen Aspekten betrachten, so fällt gerade in<br />
diesen Disziplinen auf, dass topologische Begriffe zu Parametern<br />
künstlerischer/medialer Arbeit werden: Die Topologie als Lehre<br />
vom Ort (griech. το′πος = Ort, λο′γος = Lehre) mit Adverbien<br />
wie: vor, nach, nahe, fern, lokal zusammenhängend, separabel,<br />
kompakt, stetig, dicht, annähernd, unendlich usw. <strong>und</strong> Verben<br />
wie: sich entfernend, kreisend, aufsteigend, sinkend usw. wird<br />
zum Vokabular der Gestaltung von medialen <strong>und</strong> vor allem von<br />
virtuellen Erlebnisräumen. An sich ist das gerade in der Musik,<br />
besonders in der Musiknotation, nichts Neues; Musiknoten beschreiben<br />
unter anderem die topologische Struktur von Klängen,<br />
von Musik (vor, nach, lange, kurz usw.). Der dreidimensionale<br />
Vorstellungsraum, räumliche Relationen von Klängen haben in<br />
der herkömmlichen Musiknotation aber bisher k<strong>eine</strong> kanonisierbare<br />
Symbolisierung <strong>und</strong> Parametrisierung gef<strong>und</strong>en. Durch die<br />
visuelle Darstellung der Repräsentation von Musik- <strong>und</strong> Schallereignissen<br />
am Computerbildschirm <strong>und</strong> speziell durch die Surro<strong>und</strong>-Technologie<br />
<strong>und</strong> ihr Bedürfnis nach Visualisierung von<br />
Ort <strong>und</strong> Bewegung von Klängen im Beschallungsraum erweitert<br />
sich die formale Darstellung <strong>eine</strong>s auditiven Ereignisses. Der<br />
Klang hat <strong>eine</strong>n darstellbaren Ort im dreidimensionalen Raum,<br />
welcher über topologische Begriffe beschrieben wird. Klänge<br />
stehen nicht nur in <strong>eine</strong>r räumlichen Beziehung zueinander, sie<br />
sind auf der Ebene der Imagination <strong>und</strong> der Kreation Teil <strong>eine</strong>s<br />
bewusst angelegten klanglichen Milieus.<br />
Der Begriff Milieu bezeichnet <strong>eine</strong> charakteristische Konfiguration<br />
von Umgebungsfaktoren, in die ein Untersuchungsgegenstand<br />
eingebettet ist. Er wurde zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts vor<br />
allem in der Geografie verwendet <strong>und</strong> kommt heute in den unterschiedlichsten<br />
natur- wie geisteswissenschaftlichen Forschungsbereichen<br />
zum Einsatz. Die Untersuchung der räumlichen Organisation<br />
menschlicher Gesellschaften formt in der Geografie<br />
<strong>eine</strong> eigene Topik von Räumen, Territorien, Landschaften – <strong>und</strong><br />
Milieus. Neuere Tendenzen auf dem Gebiet der Geografie befassen<br />
sich mit klanglichen Milieus, den „milieux sonores“. Die lokalen<br />
<strong>und</strong> sich latent ändernden klanglichen Milieus strukturieren<br />
<strong>eine</strong>n Klangraum – etwa den <strong>eine</strong>r Stadt, <strong>eine</strong>r Landschaft. Der<br />
Klangraum umschreibt ein charakteristisches klangliches Umfeld<br />
von Menschen. Ein Milieu definiert sich immer in Bezug auf<br />
<strong>eine</strong>n Ort im Raum, es existiert nicht aus sich selbst heraus, sondern<br />
es ist immer Milieu von etwas oder von jemandem; es definiert<br />
die lokalen Relationen, die Beziehung <strong>eine</strong>r Gesellschaft zu<br />
ihrem Umfeld. Ein Milieu entspricht mentalen Repräsentationen<br />
im Klangraum, es ist etwas Entstandenes, Geschaffenes, ein Artefakt<br />
im ursprünglichen Sinn. Hier setzt das Ausstellungsprojekt<br />
„milieux sonores“ an.
zett 4–08 23<br />
„Ein Raum ist ein Raum ist ein Raum ist ein Raum.“ Bild: Kieff/Wikimedia Commons<br />
Topologie des Imaginären<br />
Raum ist definier- <strong>und</strong> formbar, s<strong>eine</strong> Struktur ist über unseren<br />
Wahrnehmungsapparat hinaus abhängig von unserer Imaginationskraft.<br />
Dasselbe lässt sich über unser Verständnis von Wirklichkeit<br />
sagen. Wenn wir den Raum (<strong>und</strong> zwar ganz viele aktuelle<br />
Raumkonzepte) als technisch-medialen Raum begreifen in Form<br />
<strong>eine</strong>s virtuellen, akustisch angelegten Imaginations-, <strong>eine</strong>s Klangraums,<br />
der sich aus räumlich <strong>und</strong> zeitlich strukturierten Milieus<br />
zusammensetzt, so wird dieser über technisch erzeugte Signale<br />
konstruiert, die Wahrnehmungen auslösen. Die Imagination des<br />
Produzenten, des <strong>Kunst</strong>schaffenden, (wie des Rezipienten) erzeugt<br />
klangliche/imaginative Orte, die mit ihrem Umfeld in <strong>eine</strong><br />
Korrespondenz treten, ein Milieu aus Realem <strong>und</strong> Imaginiertem<br />
bilden. Unsere Vorstellung von Raum, von Wirklichkeit wird erweitert<br />
<strong>und</strong>/oder transformiert, ein alter Trick der <strong>Kunst</strong>, besonders<br />
<strong>und</strong> gerne praktiziert von den Surrealisten.<br />
Im Ausstellungsprojekt „milieux sonores“ werden vier klangkünstlerische<br />
Entwürfe <strong>eine</strong>r Topik, <strong>eine</strong>r Topologie des Imaginären<br />
präsentiert. Diese untersuchen <strong>und</strong> synthetisieren ganz<br />
unterschiedliche Aspekte <strong>eine</strong>s imaginativen Milieus oder Klangraums,<br />
sei dies in Form <strong>eine</strong>r „augmented reality“, der imaginativen<br />
Erweiterung/Ergänzung <strong>eine</strong>s realen urbanen klanglichen<br />
Milieus (<strong>eine</strong> installative Arbeit von Jason Kahn im Hof des Kasernenareals),<br />
der Transformation desselben während <strong>eine</strong>r<br />
virtuellen Begehung („MindMap“, ein Projekt des Komponisten<br />
Felix Profos), der Synthese <strong>eine</strong>s multidimensionalen (Lebens-)<br />
Raums für Klänge steuernde <strong>und</strong> erzeugende Agenten/künstliche<br />
Lebewesen (das „Interactive Swarm Orchestra“, ein Forschungsprojekt<br />
des ICST) oder <strong>eine</strong>s audiovisuell imaginierten<br />
poetischen Raums der Künstler Yves Netzhammer <strong>und</strong> Bernd<br />
Schurer. Alle <strong>Kunst</strong>schaffenden steuern <strong>eine</strong> neue Arbeit zu diesem<br />
Projekt bei. Auf die Resultate sind wir sehr gespannt.<br />
* Marcus Maeder ist Kurator am Institute for Computer Music and So<strong>und</strong><br />
Technology ICST (marcus.maeder@zhdk.ch).<br />
Die Ausstellung „milieux sonores“ ist <strong>eine</strong> Kooperation des ICST <strong>und</strong> des <strong>Kunst</strong>raums<br />
Walcheturm. Sie dauert vom 16. Januar bis 21. Februar 2009, die Öffnungszeiten<br />
sind: Mittwoch bis Freitag, 14–18 h; Samstag, 14–17 h. Ort: <strong>Kunst</strong>raum<br />
Walcheturm, Kanonengasse 20, 8004 Zürich.<br />
Informationen unter: www.icst.net, www.walcheturm.ch, www.i-s-o.ch,<br />
www.fel-x.ch, www.netzhammer.com, www.domizil.ch/schurer,<br />
www.jasonkahn.net<br />
Eine Sammlung der wichtigsten Texte zur Raumtheorie findet sich im Band<br />
„Raumtheorie“, hg. von Jörg Dünne, Stephan Günzel, Frankfurt am Main,<br />
Suhrkamp 2006.<br />
ausstellung<br />
good design,<br />
good business<br />
Mit <strong>eine</strong>m Beitrag zur internationalen Designgeschichte<br />
eröffnet das Museum für Gestaltung Zürich<br />
das Ausstellungsjahr 2009. Die Werbeateliers des<br />
ehemaligen Basler Chemiekonzerns J. R. Geigy AG<br />
trugen massgeblich zur Entwicklung <strong>und</strong> internationalen<br />
Verbreitung des Swiss Style bei. Die Ausstellung<br />
„Good Design, Good Business – Schweizer<br />
Grafik <strong>und</strong> Werbung für Geigy 1940–1970“ präsentiert<br />
über 300 Exponate. Andres Janser*<br />
Das interne Werbeatelier der J. R. Geigy AG war Ausgangspunkt<br />
<strong>eine</strong>r Sternst<strong>und</strong>e der Schweizer Grafik der 1950er- <strong>und</strong> 1960er-<br />
Jahre. Die aufgeschlossene Unternehmenskultur des Basler<br />
Chemiekonzerns, der vor allem Farbstoffe, Medikamente <strong>und</strong><br />
Schädlingsbekämpfungsmittel produzierte, ermöglichte <strong>eine</strong> exemplarische<br />
Verbindung von Produkt- <strong>und</strong> Firmenwerbung. Die<br />
so entstandenen Werke zeigen <strong>eine</strong> modernistische Formensprache,<br />
ohne dabei <strong>eine</strong>r formelhaften Erscheinung verpflichtet zu<br />
sein – <strong>eine</strong> gewollte „Einheit in der Vielfalt“. Darin war für bildhafte<br />
Symbolik <strong>und</strong> strenge Typografie ebenso Platz wie für das<br />
Lernen von der ungegenständlichen <strong>Kunst</strong>. Diese als „Geigy-Stil“<br />
berühmt gewordenen sachlich-plakativen Gestaltungen der<br />
1950er-Jahre wichen in den 1960er-Jahren zunehmend vielfältigeren<br />
Ausdrucksformen, die sich auch Zeitströmungen wie der<br />
Pop Art oder der spielerischen Verformung von Buchstaben öffneten.<br />
Das Werbeatelier <strong>und</strong> s<strong>eine</strong> Protagonisten<br />
Die Wahrung <strong>und</strong> Entwicklung des hohen gestalterischen Niveaus<br />
bei Geigy – <strong>und</strong> damit <strong>eine</strong>s entsprechenden Images der Firma<br />
– beruhte nicht auf in <strong>eine</strong>m Handbuch festgehaltenen Richtlinien,<br />
sondern in erster Linie auf <strong>eine</strong>r geschickten Personalpolitik.<br />
Der langjährige Atelierleiter Max Schmid engagierte dabei<br />
bevorzugt talentierte Absolventen der Basler Gewerbeschule, wo
24 zett 4–08<br />
1<br />
2 3 4<br />
1 Inserat für Farbstoffe, Fred Troller, USA ca. 1965<br />
2 Ordnerumschlag, Jörg Hamburger, CH 1956<br />
3 Werbeprospekt für Medikament, Roland Aeschlimann, CH ca. 1962<br />
4 Internat. Verkaufspackung für Medikament, Max Schmid, CH 1960<br />
5 Prestige-Inserat, Nelly Rudin, CH 1950er Jahre<br />
5<br />
mit Armin Hofmann <strong>und</strong> Emil Ruder zwei bedeutende Lehrer<br />
unterrichteten. Unter anderem arbeiteten so Roland Aeschlimann,<br />
Karl Gerstner, Jörg Hamburger, Steff Geissbühler, Nelly<br />
Rudin <strong>und</strong> Jürg Schaub bei Geigy, aber auch Toshihiro Katayama<br />
aus Osaka. Daneben gingen ausgewählte Aufträge an freischaffende<br />
Grafiker wie Michael Engelmann, Gottfried Honegger,<br />
Armin Hofmann, Herbert Leupin, Josef Müller-Brockmann,<br />
Victor Vasarely, Niklaus Stoecklin <strong>und</strong> an die Grafikerin Warja<br />
Lavater. Ebenso hohe Ansprüche zeigen sich auch bei der Fotografie:<br />
Neben René Groebli <strong>und</strong> Peter Hemann waren unter anderem<br />
Jakob Tuggener, René Burri <strong>und</strong> Michael Wolgensinger für<br />
Geigy tätig sowie in den USA der Architekturfotograf Ezra Stoller.<br />
Einer Werbeagentur gleich, kümmerte sich das Atelier auch um<br />
Messestände <strong>und</strong> liess Werbe- <strong>und</strong> Industriefilme realisieren.<br />
Markus Kutter, der Ende der 1950er-Jahre mit Karl Gerstner <strong>und</strong><br />
Paul Gredinger die bekannte Agentur GGK gründete, war zuvor<br />
Redaktor <strong>und</strong> Pressedienst leiter bei Geigy.<br />
Die internationale Ausstrahlung<br />
Verschiedene Tochterfirmen des weltweit tätigen Geigy-Konzerns<br />
– <strong>eine</strong>m historischen Kern der heutigen Novartis AG – unterhielten<br />
eigene Ateliers, allen voran jene in den USA <strong>und</strong> in Grossbritannien.<br />
Das Atelier in den USA befand sich ab 1959 im neuen, vom<br />
renommierten New Yorker Architekturbüro Skidmore, Owings<br />
and Merrill geplanten Firmensitz. In ihren amerikanischen Entwürfen<br />
gingen Fred Troller <strong>und</strong> George Giusti auf die kulturellen<br />
– <strong>und</strong> bisweilen auch juristischen – Bedingungen vor Ort ein <strong>und</strong><br />
trugen zugleich wesentlich zur Verbreitung des Swiss Style in der<br />
Grafik bei. Umgekehrt war man am Basler Hauptsitz äusserst offen<br />
für amerikanische Entwicklungen <strong>und</strong> betonte in den 1960er-<br />
Jahren vermehrt das Werberische gegenüber dem Grafischen.<br />
Von der Forschung zur Ausstellung<br />
Die Zeitgenossen luden Geigy wiederholt zu Ausstellungen ein<br />
<strong>und</strong> nannten ihre visuelle Erscheinung in <strong>eine</strong>m Atemzug mit<br />
jener von Firmen wie Braun, IBM, Knoll oder Olivetti. Ein vom<br />
Schweizer Nationalfonds gefördertes Forschungsprojekt des Institute<br />
for Cultural Studies in the Arts in Zusammenarbeit mit dem<br />
Museum für Gestaltung Zürich ermöglicht nun, diesen bedeutenden<br />
Schweizer Beitrag zur internationalen Design geschichte<br />
erstmals in s<strong>eine</strong>r Konsequenz <strong>und</strong> Eigenständigkeit umfassend<br />
vorzustellen. Die Exponate reichen von Plakaten <strong>und</strong> Inseraten<br />
über Werbekarten, Broschüren, Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern bis<br />
hin zu Schallplatten, Werbegeschenken <strong>und</strong> Packungen. Eine<br />
umfangreiche Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung.<br />
* Andres Janser ist Kurator am Museum für Gestaltung Zürich<br />
(andres.janser@zhdk.ch).<br />
Ausstellung „Good Design, Good Business – Schweizer Grafik <strong>und</strong> Werbung für<br />
Geigy 1940–1970“: 4. Februar bis 24. Mai 2009, Galerie, Museum für Gestaltung<br />
Zürich, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich<br />
Vernissage: Dienstag, 3. Februar 2009, 19 h<br />
Rahmenprogramm sowie vollständiges Programm 2009:<br />
www.museum-gestaltung.ch ab 12.1.2009<br />
Publikation: „Corporate Diversity – Schweizer Grafik <strong>und</strong> Werbung für Geigy<br />
1940–1970“; Museum für Gestaltung Zürich (Hg.); mit Texten von Karin Gimmi,<br />
Andres Janser, Barbara Junod, R. Roger Remington, Yvonne Zimmermann;<br />
Design: Norm; Lars Müller Publishers; CHF 64; erhältlich im E-Shop unter<br />
www.museum-gestaltung.ch/e-shop ab 4.2.2009.
zett 4–08 25<br />
forschung<br />
surimono – die kunst<br />
der anspielung in<br />
japanischen holzdrucken<br />
Ein internationales Forschungsprojekt am Institute<br />
for Cultural Studies in the Arts ICS untersuchte die<br />
Surimono-Kollektion aus der Grafiksammlung des<br />
Museum für Gestaltung Zürich. Die Ergebnisse<br />
münden nun in <strong>eine</strong> Publikation <strong>und</strong> in <strong>eine</strong> Ausstellung<br />
im Museum Rietberg in Zürich.<br />
Sigrid Schade*<br />
Man sieht nur, was man weiss! Dieser Satz trifft umso mehr zu,<br />
wenn sich VertreterInnen westlicher Kulturtraditionen aussereuropäischen<br />
Produktionen nähern. Die Sammlung kostbarer<br />
japanischer Farbholzschnitte des Sammlers Marino Lusy<br />
(1880–1954), die im Jahre 1955 als Legat in den Besitz der Grafiksammlung<br />
des Museum für Gestaltung Zürich gelangte <strong>und</strong> 2005<br />
als Dauerleihgabe dem Museum Rietberg übergeben wurde, ist<br />
dafür ein beeindruckendes Beispiel.<br />
Wörtlich übersetzt heisst „suri mono“ „gedruckte Dinge“. Surimono<br />
wurden meist nur in kl<strong>eine</strong>r Zahl gedruckt <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en,<br />
mit Vorliebe zu Neujahr, als exquisite Glückwunschkarten überreicht.<br />
Sie zeichnen sich durch besonders aufwendige Drucktechniken<br />
<strong>und</strong> <strong>eine</strong> ausgewählte Farbpalette mit reichlicher<br />
Verwendung von Gold <strong>und</strong> Silber aus. Das herausragendste<br />
Merkmal ist aber die hintergründige Kombinatorik von Gedichten<br />
<strong>und</strong> Bildern. Die Gedichte auf den Surimono zu entziffern<br />
<strong>und</strong> die darin enthaltenen Anspielungen zu verstehen, verlangt<br />
nicht nur <strong>eine</strong> umfassende Kenntnis der japanischen Schriftzeichen<br />
<strong>und</strong> Kulturgeschichte, sondern auch visuellen Spürsinn. Oft<br />
können nämlich die Gedichte nicht ohne Bilder <strong>und</strong> die Bilder<br />
nicht ohne Gedichte enträtselt werden. Gerade im Vergleich mit<br />
ähnlichen Text-Bild-Kombinatoriken der westlichen Tradition<br />
wie zum Beispiel Embleme, visuelle Poesie, Künstlerbücher usw.<br />
tritt der besondere ästhetische Reiz dieser Holzschnitte zutage.<br />
Das Forschungsprojekt<br />
Auf Anregung von Myrtha St<strong>eine</strong>r, der ehemaligen Leiterin der<br />
Grafiksammlung des Museum für Gestaltung Zürich, arbeitete<br />
das ICS in Kooperation mit dem Museum seit 2003 an der Konzeption<br />
<strong>eine</strong>s Forschungsprojekts. Ziel war es, die Surimono kunst<strong>und</strong><br />
kulturwissenschaftlich zu untersuchen <strong>und</strong> deren Sinn <strong>und</strong><br />
Bedeutung für ein interessiertes Fach- wie auch Laienpublikum<br />
zu erschliessen. Dies erforderte intensive Archivrecherchen <strong>und</strong><br />
Inventarisierungsarbeiten. Nicht zuletzt stellte sich auch die Frage<br />
nach der Herkunft <strong>und</strong> der Sammlungsgeschichte, die wiederum<br />
Aufschlüsse über die Art der Exotismus-Faszination <strong>und</strong><br />
Japan-Begeisterung von einzelnen Sammlern, <strong>Kunst</strong>gewerbemuseen<br />
<strong>und</strong> anderen <strong>Kunst</strong>institutionen im Europa des 19. <strong>und</strong><br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts versprachen. Schliesslich war es ein glückliches<br />
Zusammentreffen vieler Beteiligter, die es ermöglichten, das Projekt<br />
so weit zu entwickeln, dass es vom Schweizerischen Nationalfonds/DORE<br />
<strong>eine</strong> Förderung erhielt.<br />
„Eine Frau spielt mit <strong>eine</strong>r Katze“, Totoya Hokkei (1780–1850), Japan, Edo-Zeit, um 1819.<br />
Farbholzschnitt, Museum Rietberg Zürich, Dauerleihgabe Museum für Gestaltung Zürich,<br />
Grafiksammlung.<br />
Erfreuliche Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />
Die Zürcher Historikerin <strong>und</strong> Japanologin Nadin Heé erarbeitete<br />
zusammen mit Prof. Dr. Sigrid Schade den Forschungsantrag <strong>und</strong><br />
begleitete das Projekt bis zum Schluss. Dr. Katharina Epprecht,<br />
Vizedirektorin des Museums Rietberg, war weit mehr als <strong>eine</strong><br />
„Projektpartnerin“. Sie übernahm entscheidende Leitungsaufgaben<br />
<strong>und</strong> arbeitete mit dem bedeutendsten <strong>Kunst</strong>historiker<br />
auf diesem Gebiet, John T. Carpenter, Professor für japanische<br />
<strong>Kunst</strong> an der School of Oriental and African Studies, Universität<br />
London, zusammen. Dieser war auch massgeblich für die<br />
Veröffentlichung der Sammlung Lusy verantwortlich. Ohne sein<br />
umfassendes Wissen hätte das Buch nie entstehen können. Ein<br />
Höhepunkt im Verlauf dieses Projekts war der von Nadin Hée organisierte<br />
Workshop im Sommer 2007, an dem fast alle Katalog-<br />
Autorinnen <strong>und</strong> -Autoren teilnehmen konnten. Die Publikation<br />
zur Ausstellung brachte der Hotei-Verlag heraus. An dieser Stelle<br />
soll allen genannten <strong>und</strong> nichtgenannten Beteiligten vonseiten<br />
des ICS <strong>und</strong> des Museum für Gestaltung Zürich ein grosser Dank<br />
für die komplexe, fruchtbare <strong>und</strong> erfreuliche Zusammenarbeit<br />
ausgesprochen werden.<br />
*Prof. Dr. Sigrid Schade ist Leiterin des Institute for Cultural Studies in the Arts ICS<br />
(sigrid.schade@zhdk.ch).<br />
Die Ausstellung „Surimono – die <strong>Kunst</strong> der Anspielung in japanischen Holzdrucken“<br />
ist vom 7. Dezember 2008 bis 13. April 2009 im Museum Rietberg zu sehen.<br />
Der wissenschaftliche Katalog erscheint in Englisch. Es liegt ein Ausstellungsführer<br />
in deutscher Sprache auf.<br />
http://ics.zhdk.ch/d/forschungsprojekte/mfgz_surimono2.html
26 zett 4–08 weiterbildung<br />
warum kulturwissenschaftliche<br />
studiengänge<br />
an kunsthochschulen<br />
Ein neuer Postgraduate-Studiengang<br />
stellt sich vor: Der MAS<br />
Cultural Media Studies im Institute<br />
for Cultural Studies in the Arts<br />
thematisiert Wechselwirkungen<br />
zwischen <strong>Kunst</strong>, Kultur <strong>und</strong><br />
Gesellschaft.<br />
Steffen Schmidt*<br />
Im Herbstsemester 2008 begann an der Zürcher<br />
Hochschule der Künste ein neuer Master-<br />
Studiengang in der Weiterbildung, der Master<br />
of Advanced Studies (MAS) in Cultural Media<br />
Studies. Das viersemestrige berufsbegleitende<br />
Studium greift ein Bedürfnis vieler InteressentInnen<br />
in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen<br />
auf, Kultur- <strong>und</strong> Medienanalysen<br />
theoretisch f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> praktisch kompetent<br />
betreiben zu können. Der kultur- <strong>und</strong><br />
medienwissenschaftliche Ansatz thematisiert<br />
die kulturelle Prägung des individuellen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Lebens <strong>und</strong> macht Medien,<br />
Populärkultur <strong>und</strong> Gesellschaft zum Gegenstand<br />
der Analyse in Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />
Der MAS Cultural Media Studies setzt ein für<br />
die Hochschule wichtiges Pionierwerk fort, das<br />
bereits an der HGKZ von der Künstlerin <strong>und</strong><br />
Kulturwissenschaftlerin Marion Strunk initiiert<br />
wurde: den am Institute for Cultural Studies in<br />
the Arts (ICS) angesiedelten MAS-Studiengang<br />
Cultural Gender Studies. Als innovativ <strong>und</strong><br />
fruchtbar erwies sich die Kombination der analytischen<br />
Perspektiven der Gender Studies mit<br />
denjenigen der Cultural Studies in Bezug auf<br />
<strong>Kunst</strong>, Gestaltung <strong>und</strong> Medien. Auf diese Weise<br />
gelang auch die Begründung <strong>eine</strong>r eigenständigen<br />
kulturwissenschaftlichen Lehre an <strong>eine</strong>r<br />
Deutschschweizer <strong>Kunst</strong>hochschule, für die es<br />
selbst im internationalen Vergleich nur wenige<br />
Vorbilder gibt.<br />
Nach der Gründung der ZHdK machte sich<br />
<strong>eine</strong> neu bestellte Studiengangsleitung (<strong>eine</strong><br />
Filmwissenschaftlerin, ein Musik- <strong>und</strong> ein<br />
Kulturwissenschaftler) daran, die Ressourcen<br />
<strong>und</strong> Anregungen aus sämtlichen Disziplinen<br />
der Hochschule zu mobilisieren, um ein nicht<br />
minder innovatives kultur- <strong>und</strong> medienwissenschaftliches<br />
Curriculum zu entwickeln.<br />
Das Thema „Gender“ wird fortan als selbstverständlicher<br />
Aspekt der Cultural Studies<br />
behandelt. Auch die Vermittlung von Auftritts-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationskompetenzen sowie die<br />
Möglichkeit, Theorie <strong>und</strong> Praxis in Projektarbeiten<br />
zu verbinden, bleiben erhalten.<br />
Kulturtheorie <strong>und</strong><br />
gestalterische Praxis<br />
Warum aber brauchen <strong>Kunst</strong>hochschulen<br />
kulturwissenschaftliche Angebote, <strong>und</strong> wozu<br />
benötigen die Cultural Studies Verankerung<br />
an <strong>Kunst</strong>hochschulen Auch hier hilft ein<br />
Blick zurück in die Vorgeschichte der ZHdK.<br />
Während das Vermitteln von Fertigkeiten<br />
an <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> Gestaltungsschulen traditionell<br />
praktisch erfolgte, wurde mit erreichtem<br />
Hochschulstatus in den 1990er-Jahren die<br />
Bedeutung der Selbstreflexion stärker betont.<br />
Kulturwissenschaftliche Kompetenz für<br />
<strong>Kunst</strong>hochschulen wird umso wichtiger, seit<br />
sie <strong>eine</strong>n Forschungsauftrag haben. Kulturwissenschaftliche<br />
Analyse ermöglicht <strong>eine</strong><br />
umfassende Reflexion auf die gesellschaftlichen<br />
Bedingungen von <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> – vor<br />
Das Leitungsteam des neuen Studiengangs:<br />
der Kulturwissen schaftler Pietro Morandi, der<br />
Musikwissenschaftler Steffen Schmidt <strong>und</strong> die<br />
Filmwissenschaftlerin Marcy Goldberg.<br />
allem – von (Alltags-)Kultur. Gestalterische<br />
Praxis, <strong>Kunst</strong>, Theorie <strong>und</strong> die eng mit ihnen<br />
verwobene (Alltags-)Kultur können so auch in<br />
ihrer sozialen, politischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />
Bedeutung klarer erkannt <strong>und</strong> in ihren Wechselwirkungen<br />
interpretiert werden.<br />
Neue Perspektiven an<br />
Hochschulen der Künste<br />
Für die Kulturwissenschaften ist es ebenfalls<br />
sinnreich, wenn sie sich <strong>eine</strong>n neuen<br />
Ort der Verankerung an <strong>Kunst</strong>hochschulen<br />
erschliessen, bringt doch die <strong>Bologna</strong>-Reform<br />
diese Disziplinen an vielen Universitäten in<br />
Bedrängnis. Die zunehmende Verschulung<br />
der Kulturwissenschaften an Universitäten<br />
hatte <strong>und</strong> hat überdies oftmals k<strong>eine</strong>n grösseren<br />
Praxisbezug <strong>und</strong> k<strong>eine</strong> Verbesserung<br />
der Berufsaussichten ihrer AbsolventInnen<br />
zur Folge. In diesem Punkt herrschen an <strong>eine</strong>r<br />
Hochschule der Künste andere Bedingungen:<br />
<strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften können gar<br />
nicht losgelöst von professionellen <strong>und</strong> beruflichen<br />
Praktiken betrieben werden. Gerade<br />
der zurzeit an der ZHdK erfolgte Ausbau von<br />
Doktoratsprogrammen eröffnet beispielsweise<br />
auch BA-AbsolventInnen von Universitäten<br />
längerfristig Alternativen <strong>und</strong> neue Perspektiven<br />
zur Fortsetzung ihres Studiums im Rahmen<br />
<strong>eine</strong>s kulturwissenschaftlichen Master-<br />
Studiengangs.<br />
Mit dem Schwerpunkt Media Studies gewinnen<br />
die Cultural Studies an <strong>eine</strong>r Hochschule<br />
der Künste fast automatisch auch noch <strong>eine</strong><br />
weitere Bedeutung: Sie fördern, schulen <strong>und</strong><br />
schärfen das Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Erkenntnisvermögen<br />
als Teil <strong>und</strong> Dimension <strong>eine</strong>s<br />
umfassenden sinnlichen Erfahrungshorizonts.<br />
Auf diese Weise vermitteln die Cultural<br />
Media Studies praktische wie theoretische<br />
Kompetenz in der Handhabung <strong>und</strong> der Kommunikation<br />
von Multimedialität, die den kulturellen<br />
Bedürfnissen, den beruflichen Anforderungen<br />
<strong>und</strong> der Notwendigkeit kritischer<br />
Reflexion der heutigen Arbeits- <strong>und</strong> Wissensgesellschaft<br />
in hohem Masse entspricht.<br />
* Dr. Steffen Schmidt ist Dozent am Institute for<br />
Cultural Studies in the Arts ICS<br />
(steffen.schmidt@zhdk.ch).<br />
mich interessieren<br />
die<br />
unerforschten<br />
schnittmengen<br />
Ein gutes Jahr nach ihrer Gründung<br />
zählt netzhdk, die Alumni-<br />
Organisaton der ZHdK, bereits<br />
über 1200 Mitglieder. Die <strong>eine</strong>n<br />
haben diesen Sommer die ZHdK<br />
verlassen, andere haben ihr Diplom<br />
vor 10, 20 oder gar 40 Jahren<br />
an <strong>eine</strong>r unserer Vorgängerschulen<br />
erhalten. Was tun sie heute<br />
Wir stellen einige von ihnen in<br />
lockerer Folge vor. In diesem Heft<br />
Monika Hardmeier. Christian<br />
Ledermann* Foto: Regula Bearth.<br />
<strong>Kunst</strong>theoretikerin, Autorin, Kuratorin – so<br />
stellt sich Monika Hardmeier auf www.netzhdk.ch<br />
vor. Nach der Primarschule in Greifensee<br />
<strong>und</strong> dem Gymnasium in Wetzikon stu-
alumni zett 4–08 27<br />
dierte Monika Hardmeier an der Uni Zürich<br />
Sek<strong>und</strong>arlehrerin phil. I. Nach ein paar Jahren<br />
Unterrichtstätigkeit entschloss sie sich, an<br />
der damaligen HGKZ ein Theoriestudium zu<br />
beginnen.<br />
„M<strong>eine</strong> Mitstudierenden im Bereich Theorie<br />
hatten sehr unterschiedliche <strong>und</strong> spannende<br />
Berufshintergründe – ob Musiker, Fotografin,<br />
Grafiker oder Architektin, es kam sehr viel<br />
Lebenserfahrung <strong>und</strong> Fachwissen zusammen,<br />
<strong>und</strong> die regen Diskussionen in den Seminaren<br />
schienen mir nicht vergleichbar mit<br />
den Vorlesungen <strong>und</strong> Seminaren, wie ich sie<br />
an der Universität erlebt hatte. Der Austausch<br />
war intensiv <strong>und</strong> zwang mich immer wieder,<br />
Dinge von neuen Standpunkten aus zu<br />
sehen, sie mit neuen Methoden anzugehen<br />
<strong>und</strong> alte Denkmuster über den Haufen zu<br />
werfen. Ich habe die Studienzeit sehr positiv<br />
erlebt. Zudem schätzte ich den Fokus des<br />
Studiums auf die Gegenwartskunst <strong>und</strong> die<br />
selbstständige Herangehensweise an Problemstellungen,<br />
die gefordert wurde. Auch<br />
die Dozierenden unseres Studienbereichs<br />
brachten <strong>eine</strong>n reichen Erfahrungsschatz mit.<br />
Sie kamen aus verschiedenen Zweigen der<br />
drei Studienschwerpunkte <strong>Kunst</strong>, Design <strong>und</strong><br />
Medientheorie. Somit waren die Anregungen<br />
sehr vielfältig <strong>und</strong> die fachliche Kompetenz<br />
hoch.“<br />
Monika Hardmeier beendete ihr Studium<br />
2006. Seither gestaltet sich ihre Arbeit äusserst<br />
vielseitig. Sie publiziert Texte zur Gegenwartskunst<br />
in Büchern <strong>und</strong> Zeitschriften, in<br />
Katalogen <strong>und</strong> im Internet. Sie macht Beiträge<br />
für art-tv.ch, das Web-Kulturfernsehen, <strong>und</strong><br />
kuratiert <strong>und</strong> betreut Ausstellungen, unter<br />
anderem im Röntgenraum in Zürich <strong>und</strong> im<br />
<strong>Kunst</strong>raum Kolinplatz in Zug. Hardmeier ist<br />
ausserdem Wissenschaftliche Assistentin am<br />
Institut <strong>Kunst</strong> der Hochschule für Gestaltung<br />
<strong>und</strong> <strong>Kunst</strong> Basel (FHNW) <strong>und</strong> arbeitet immer<br />
wieder als Sek<strong>und</strong>arlehrerin in Stellvertretungen.<br />
Zu viel Abwechslung Manchmal<br />
sehne sie sich schon nach <strong>eine</strong>m 100%-Job –<br />
oder zumindest nach zwei 50%-Anstellungen.<br />
Hat sie noch Kontakte zu ihrer alten Hochschule<br />
„Immer wieder treffe ich Leute aus m<strong>eine</strong>r<br />
Studienzeit an Vorträgen, Ausstellungen,<br />
Symposien oder bei <strong>Kunst</strong>projekten, an denen<br />
ich beteiligt bin. Ich habe jedoch mittlerweile<br />
auch ein neues Beziehungsnetz aufgebaut. Es<br />
ist mir wichtig, mit Leuten <strong>eine</strong> Zusammenarbeit<br />
aufzubauen, bei der durch Kontinuität<br />
auch Qualität <strong>und</strong> gegenseitiges Vertrauen<br />
gewährleistet ist. Auf der anderen Seite ergeben<br />
sich immer wieder neue Kontakte, die es<br />
mir erlauben, <strong>eine</strong>n kulturellen Einblick in<br />
Röntgenraum, Ausstellung “Living Room”, kuratiert von Monika Hardmeier.<br />
Videoarbeit von Edith Hänggi, „eintauchen“, 2002.<br />
andere Regionen der Schweiz zu erhalten,<br />
oder die mir den Zugang zu Grenzbereichen<br />
zwischen <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> anderen Gebieten wie<br />
den neuen Medien, der Szenografie/Architektur<br />
oder des Designs erschliessen. Diese<br />
teilweise noch unerforschten Schnittmengen<br />
interessieren mich besonders.“<br />
Monika Hardmeier gehört zu denen, welche<br />
die Möglichkeiten der Plattform<br />
www.netzhdk.ch intensiv nutzen.<br />
„Das Alumni-Netzwerk der ZHdK vereinfacht<br />
es mir, Leute unkompliziert für <strong>eine</strong> Mitarbeit<br />
in Projekten anzufragen. Ich kann mich<br />
über offene Stellen <strong>und</strong> Projekte im Kulturbereich<br />
informieren <strong>und</strong> auf eigene Projekte<br />
<strong>und</strong> Anlässe aufmerksam machen. Ich finde<br />
es praktisch, das grosse Angebot der ZHdK in<br />
Sachen <strong>Kunst</strong>publikationen <strong>und</strong> Filme weiter<br />
nutzen zu können <strong>und</strong> ständig aktuelle Informationen<br />
über die Schule <strong>und</strong> zu Weiterbildungen<br />
zu erhalten.“<br />
* Christian Ledermann ist Leiter der Geschäftsstelle<br />
von netzhdk, der Alumni-Organisation der ZHdK<br />
(christian.ledermann@zhdk.ch).
28 zett 4–08 leute<br />
1 2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
who is who:<br />
Wer sind die Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter der ZHdK In dieser<br />
Nummer stellt sich das Team<br />
des mehrspur music clubs vor.<br />
Serie von Eva Brüllmann*,<br />
Foto: Regula Bearth.<br />
1 Ivo Schläpfer<br />
Tontechniker, Produktionszentrum. Beruf/Ausbildung:<br />
Tontechniker FA. An der ZHdK<br />
seit: 1. Januar 2006. Ausserberufliche Interessen:<br />
Film, Fischen, Fussball. Was mir gefällt an der<br />
ZHdK: der kreative Geist. Was ich verändern würde:<br />
mehr Ferien, höhere Löhne, weniger<br />
Gewalt.<br />
2 Kathrin Schärrer<br />
3 A’ron Schmukle<br />
Tontechniker, Produktionszentrum. Beruf/Ausbildung:<br />
Elektroniker, Tontechniker.<br />
An der ZHdK seit: 1. Januar 2008. Ausserberufliche<br />
Interessen: Fotografieren, Reisen, Natur,<br />
Umweltschutz, Kochen, f<strong>eine</strong>s Essen,<br />
<strong>Kunst</strong>, Lesen, u.v.m. Was mir gefällt an der ZHdK:<br />
das gute Team, gutes Material, faire Arbeitsbedingungen,<br />
bereichsübergreifende<br />
Beziehungen, die vielen Zusatzdienstleistungen.<br />
Was ich verändern würde: übersichtlichere,<br />
ansprechendere Gestaltung der<br />
ZHdK-Website durch Piktogramme, Bilder,<br />
Farben usw.<br />
4 Madlaina Meili<br />
Leitung Tontechnik mehrspur, Produktionszentrum.<br />
Beruf/Ausbildung: Tontechnikerin<br />
mit eidg. Fachausweis. An der ZHdK seit:<br />
März 2005. Was mir gefällt an der ZHdK: departementsübergreifende<br />
Arbeit. Was ich verändern<br />
würde: einiges, z. B. Interdisziplinarität<br />
zwischen den Departementen ankurbeln,<br />
Bürokratie eindämmen.<br />
5 Oliver Cornelius<br />
Geschäftsführer mehrspur, Eventmanager<br />
Produktionszentrum. Beruf/Ausbildung: Kulturmanager<br />
/ kaufmännische Ausbildung<br />
mit Modulvertiefung Kulturmanagement.<br />
An der ZHdK seit: Juli 2002. Ausserberufliche Interessen:<br />
Schallplatten sammeln <strong>und</strong> auflegen,<br />
Fussball spielen, Fre<strong>und</strong>e treffen,<br />
essen gehen. Was mir gefällt an der ZHdK: m<strong>eine</strong><br />
Arbeit <strong>und</strong> das angenehme <strong>und</strong> positive<br />
Arbeitsklima. Was ich verändern würde: Einführung<br />
von Plakatwerbeflächen am Florhof;<br />
die schönen Jazzbilder von den Gängen<br />
des Florhofs in die Jazzabteilung Waldmannstrasse<br />
abtransportieren; Bürokratie<br />
eindämmen.<br />
6 Sara Hidalgo<br />
Sekretariat Jazz & Pop. Beruf/Ausbildung: KV,<br />
Zeitgenössische Tanzausbildung, zzt. MAS<br />
in Tanzpädagogik . An der ZHdK seit: Mai 2008.<br />
Ausserberufliche Interessen: Tanz, m<strong>eine</strong> Bands<br />
Honeypie <strong>und</strong> Salsardiente. Was mir gefällt<br />
an der ZHdK: kann endlich wieder Spanisch<br />
anwenden, der ZHdK-Chor. Was ich verändern<br />
würde: den Studis das Taktstampfen mit<br />
dem Fuss während des Spielens verbieten<br />
– die Scheiben vibrieren! ;-)<br />
7 Heiko Fre<strong>und</strong><br />
Professor, Leiter Pop. Beruf/Ausbildung: Gitarrist/Produzent,<br />
Studium Gitarre <strong>und</strong><br />
wissenschaftliche Musikpädagogik. An der<br />
ZHdK seit: 1. September 2001. Ausserberufliche<br />
Interessen: Autorennsport, Wellness. Was mir<br />
gefällt an der ZHdK: das unglaublich diverse<br />
Ausbildungsprogramm <strong>und</strong> die Kollegialität.<br />
Was ich verändern würde: die immense<br />
Mailflut.<br />
8 Quini Valvidarez<br />
9 Hans Peter Künzle<br />
Leitung Jazz <strong>und</strong> Pop, Beruf/Ausbildung: Musiker,<br />
Kontrabass/E-Bass, Jazz. An der ZHdK<br />
seit: 1. August 1992. Ausserberufliche Interessen:<br />
Lesen, gut essen, guter Wein. Was mir gefällt an<br />
der ZHdK: gute Zusammenarbeit <strong>und</strong> gutes<br />
Arbeitsklima im Departement Musik. Was<br />
ich verändern würde: mehr Raum – freue mich<br />
aufs Toni-Areal.<br />
* Eva Brüllmann, Assistenz Verwaltungsdirektor.<br />
(eva.bruellmann@zhdk.ch)
museum bellerive zett 4–08 29<br />
hermann<br />
obrist –<br />
skulptur,<br />
raum,<br />
abstraktion<br />
um 1900<br />
In s<strong>eine</strong>r ersten Ausstellung im<br />
Jahr 2009 stellt das Museum<br />
Bellerive in Zusammenarbeit<br />
mit der Staatlichen Graphischen<br />
Sammlung München das Werk<br />
von Hermann Obrist vor. Der<br />
gebürtige Schweizer Bildhauer<br />
war <strong>eine</strong>r der Begründer des<br />
Jugendstils <strong>und</strong> Wegbereiter zur<br />
Abstraktion. Viola Weigel*<br />
Das Lebenswerk von Hermann Obrist (1862–<br />
1927) stellt <strong>eine</strong>n der wichtigsten Beiträge zur<br />
<strong>Kunst</strong> um 1900 dar. In München begründete<br />
der in Kilchberg bei Zürich geborene Künstler<br />
die deutsche Variante der Jugendstilbewegung,<br />
die anspruchsvolles Handwerk der<br />
angewandten Künste mit den ästhetischen<br />
Ansprüchen der freien bildenden <strong>Kunst</strong> zu<br />
verschmelzen suchte. Die Kooperation des<br />
Museum Bellerive mit der Staatlichen Graphischen<br />
Sammlung München, die den zeichnerischen<br />
Nachlass des Künstlers betreut,<br />
ermöglicht es nun zum ersten Mal, Hermann<br />
Obrist <strong>eine</strong>m internationalen Publikum<br />
gebührend vorzustellen. Dabei sollen alle<br />
Facetten s<strong>eine</strong>s Schaffens gezeigt werden,<br />
<strong>eine</strong>s Werks, das immer noch zu sehr mit dem<br />
<strong>Kunst</strong>gewerbe der Jahrh<strong>und</strong>ertwende verb<strong>und</strong>en<br />
oder als Aussenseiterkunst abgetan wird.<br />
Die Ausstellung präsentiert Hermann Obrist<br />
über s<strong>eine</strong> damalige Rolle hinaus als explizit<br />
modernen Künstler, der souverän mit den<br />
Blatt aus Hermann Obrists Vorlagensammlung von Zeitungsausschnitten, Staatliche Graphische Sammlung München
30 zett 4–08 museum bellerive<br />
Krupp-Brunnen im Hof des Münchner<br />
<strong>Kunst</strong>gewerbehauses, 1912<br />
Fotograf unbekannt<br />
Fototafel, 795 x 598 mm<br />
Hermann Obrist, Fotografie der<br />
Gipsskulptur „Bewegung“ (um 1898),<br />
Silbergelatineabzug, 79,5 x 59,8 cm,<br />
Museum für Gestaltung Zürich,<br />
<strong>Kunst</strong>gewerbesammlung.<br />
Medien s<strong>eine</strong>r Zeit umzugehen <strong>und</strong> diese in<br />
s<strong>eine</strong>m Werk virtuos zu verarbeiten verstand.<br />
Obrists Tochter Amaranth konnte sein plastisches<br />
Werk 1944 gerade noch rechtzeitig vor<br />
den Kriegszerstörungen retten, kurz bevor das<br />
Wohn- <strong>und</strong> Atelierhaus ihres Vaters bombardiert<br />
wurde. Im gleichen Jahr vermachte sie<br />
es der Stadt Zürich. Heute ist das Œuvre Teil<br />
der <strong>Kunst</strong>gewerbesammlung des Museum<br />
für Gestaltung Zürich. Damit besitzt Zürich<br />
sämtliche überlieferten bildhauerischen<br />
Arbeiten des Künstlers. Die Gipsmodelle <strong>und</strong><br />
insbesondere ein einzigartiges Konvolut von<br />
herausragenden Fotografien s<strong>eine</strong>r monumentalen<br />
Brunnen <strong>und</strong> Grabmäler von 1898<br />
bis 1914 geben Hinweise auf ein „unsichtbares<br />
Meisterwerk“ des Bildhauers. Es blieb lange<br />
unsichtbar, weil Teile dieser Werke durch<br />
Unkenntnis verändert oder zerstört worden<br />
waren <strong>und</strong> somit allein noch auf diesen Fotografien<br />
überliefert sind. Zudem beginnt die<br />
Forschung erst heute, die Bedeutung der über<br />
25 Fotografien plastischer Aussenraumarbeiten<br />
zu erkennen.<br />
Die Essenz der Ausstellung besteht deshalb<br />
nicht nur in der Präsentation von Obrists<br />
Errungenschaften als Architekturbildhauer,<br />
sondern auch in der modernen medialen Vermittlung<br />
s<strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>produktion durch die<br />
Fotografie. Den Auftakt der Ausstellung bilden<br />
denn auch die von Obrist selbst in Auftrag<br />
gegebenen Fotografien s<strong>eine</strong>s Werks, die den<br />
spezifischen Umgang mit dem neuen Medium<br />
aufzeigen. Präsentiert wird erstmals auch<br />
s<strong>eine</strong> eigene Vorlagensammlung von Zeitungsausschnitten.<br />
Das Verwenden von formbaren<br />
Materialien wie Plastilin <strong>und</strong> Beton sowie die<br />
Durchdringung von Werk <strong>und</strong> Umraum zeigen,<br />
dass Obrist ein Pionier der Bildhauerei<br />
war. Jüngere Bildhauer <strong>und</strong> Architekten, die<br />
nach 1918 die Erweiterung des Raumbegriffs<br />
vertraten, sahen in ihm <strong>eine</strong> Art Vaterfigur.<br />
Die Ausstellung endet daher mit Werken von<br />
Hermann Finsterlin, Hans Poelzig, Wenzel<br />
Hablik <strong>und</strong> Rudolf St<strong>eine</strong>r, die belegen, dass<br />
Hermann Obrist <strong>eine</strong>n Gr<strong>und</strong>stein für unser<br />
heutiges intermediales Raum- <strong>und</strong> Bildverständnis<br />
legte.<br />
* Dr. Viola Weigel ist Direktorin der <strong>Kunst</strong>halle<br />
Wilhelmshaven <strong>und</strong> Co-Kuratorin der Ausstellung.<br />
Ausstellung „Hermann Obrist – Skulptur, Raum, Abstraktion<br />
um 1900“: 6. März bis 7. Juni 2009, Museum<br />
Bellerive, Höschgasse 3, 8008 Zürich.<br />
Vernissage: Donnerstag, 5. März 2009, 19 h.<br />
Rahmenprogramm: www.museum-bellerive.ch<br />
ab 15.1.2009<br />
Publikation: „Hermann Obrist, Skulptur/Raum/<br />
Abstraktion um 1900“; Museum Bellerive – ein Haus<br />
des Museum für Gestaltung Zürich <strong>und</strong> Staatliche<br />
Graphische Sammlung München (Hg.); mit Texten<br />
von Hubertus Adam, Eva Afuhs, Stacey Hand,<br />
Ingo Starz, Andreas Strobl, Annika Waenerberg,<br />
Viola Weigel; Design: Heimann <strong>und</strong> Schwantes;<br />
Scheidegger & Spiess; D/E; CHF 69; erhältlich im<br />
E-Shop unter www.museum-gestaltung.ch/e-shop<br />
ab 6.3.2009.<br />
Die Ausstellung steht auch im Zusammenhang <strong>eine</strong>s<br />
vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten<br />
Forschungsprojekts zu „Hermann Obrist (1862–1927)<br />
im Netzwerk der Künste <strong>und</strong> Medien um 1900“ am<br />
Institute for Cultural Studies in the Arts ICS, ZHdK.
artists in labs zett 4–08 31<br />
Performance „untitled_so<strong>und</strong>_objects“, Pe Lang <strong>und</strong> Zimoun<br />
(Pe Lang, Stipendium 2007, Centre Suisse d‘Electronique et de<br />
Microtechnique CSEM, Alpnach).<br />
swiss artistsin-labs<br />
in singapur<br />
Das Swiss-Artists-in-Labs-Programm<br />
war im Sommer 2008 mit<br />
der Ausstellung „Lucid Fields“ an<br />
<strong>eine</strong>m der wichtigsten internationalen<br />
Medienkunst-Festivals,<br />
dem International Symposium on<br />
Electronic Art (ISEA), in Singapur<br />
präsent. Text <strong>und</strong> Fotos:<br />
Irène Hediger*<br />
Anlässlich des International Symposium on<br />
Electronic Art werden Trends, Innovationen,<br />
Technologie <strong>und</strong> <strong>Kunst</strong> im interkulturellen<br />
Kontext vorgestellt <strong>und</strong> debattiert. Als nomadisches<br />
Festival findet es jeweils alle zwei<br />
Jahre in <strong>eine</strong>r anderen Stadt der Welt statt.<br />
Dieses Jahr war Singapur vom 25. Juli bis<br />
3. August der Ort des Geschehens. Parallel<br />
zum Symposium gewährten vier Ausstellungen<br />
aus Asien, Neuseeland, Australien<br />
<strong>und</strong> der Schweiz Einblick in die künstlerische<br />
Auseinandersetzung dieser Länder mit den<br />
Veranstaltungsthemen.<br />
Der Schweizer Beitrag „Lucid Fields“ des<br />
Swiss-Artists-in-Labs-Programms am Institute<br />
for Cultural Studies in the Arts ICS griff<br />
das Thema „Reality Jam“ auf. Dabei ging es<br />
um die fassbaren Bereiche heutiger Wirklichkeiten/Realitäten<br />
<strong>und</strong> deren Paradoxa.<br />
<strong>Kunst</strong> reflektiert Wissenschaft<br />
Mit Werken von sieben ausgewählten <strong>Kunst</strong>schaffenden,<br />
die während des Swiss-Artistsin-Labs-Programms<br />
in verschiedenen Forschungskontexten<br />
der Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften<br />
entstanden sind, illustrierte<br />
die Ausstellung „Lucid Fields“ die Folgen<br />
des Aufeinandertreffens der „Realitäten“ von<br />
<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> empirischer Wissenschaft: Dabei<br />
wurde die Rolle der Orte, der Gesellschaft <strong>und</strong><br />
der Kulturen in Bezug auf empirisches Wissen<br />
untersucht. Die Arbeiten veranschaulichten<br />
die Stellung der technologischen Entwicklung<br />
in unserer Gesellschaft. Sie involvierten den<br />
Betrachter, die Betrachterin als PerformerIn<br />
<strong>und</strong> konnten umstrittene wissenschaftliche<br />
Sachverhalte wie beispielsweise die Gentechnologie<br />
zugänglicher <strong>und</strong> transparenter<br />
machen. Des Weiteren beschäftigten sie sich<br />
mit dem Umgang der zunehmend knapper<br />
werdenden Ressourcen <strong>und</strong> mit der Suche<br />
nach Alternativen. Die Werke drückten aber<br />
auch Hoffnungen aus, welche mit der <strong>Kunst</strong><br />
<strong>und</strong> den Wissenschaften gleichermassen einhergehen.<br />
Die Ausstellungsräume im neuen, mit dem<br />
Architekturpreis von Singapur ausgezeichneten<br />
Gebäude des Lasalle College of the Arts<br />
wurden szenografisch gestaltet von Daniel<br />
Hunziker, Student des MAS Szenografie<br />
an der ZHdK. Diverse Live-Performances<br />
umrahmten die Ausstellung, die ein grosses<br />
internationales <strong>und</strong> lokales Publikum anzulocken<br />
vermochte.<br />
* Irène Hediger ist Co-Leiterin des Swiss-Artists-in-<br />
Labs-Progamms am Institute for Cultural Studies in<br />
the Arts ICS (irene.hediger@zhdk.ch).<br />
Kuratorin: Irène Hediger, Institute for Cultural Studies<br />
in the Arts ICS. Szenografie: Daniel Hunziker,<br />
www.fontana-hunziker.com. Grafik/Besucherführung:<br />
Karin Fanger-Schiesser, d sign, Küsnacht ZH.<br />
Koordination/Assistenz: Karin Rizzi <strong>und</strong> Brigitte<br />
Morgen (Studienvertiefung Style & Design).<br />
Mehr Informationen unter:<br />
http://de.youtube.com/watchv=40GaSjDn2uo<br />
http://de.youtube.com/watchv=X_DeyWucEn0<br />
www.tvprimorka.si/oddaje.phpnid=58<br />
www.isea2008singapore.org/exhibitions/<br />
pe_lucid.html<br />
www.artistsinlabs.ch
32 zett 4–08 nachrichten<br />
hasen für die<br />
besten des<br />
Jahres 2008<br />
Es gibt sie jedes Jahr, die besten Projekte,<br />
die in der Schweiz gebaut, gestaltet <strong>und</strong> produziert<br />
werden. Doch nicht jede Bestenliste<br />
vergibt als Trophäen Hasen aus Gold, Silber<br />
<strong>und</strong> Bronze. „Die Besten“ haben sich in der<br />
Kulturagenda zu <strong>eine</strong>r festen Grösse entwickelt.<br />
Dazu gehören die Preisverleihung <strong>und</strong><br />
die Präsentation im Museum für Gestaltung<br />
Zürich, die Spezialausgabe der Sendung<br />
„kulturplatz“ auf SF1 <strong>und</strong> die Publikation in<br />
der Zeitschrift „Hochparterre“.<br />
Nominiert werden Projekte von Architekt-<br />
Innen, DesignerInnen <strong>und</strong> LandschaftsarchitektInnen<br />
aus der Schweiz, die zwischen<br />
Herbst 2007 <strong>und</strong> Herbst 2008 realisiert wurden.<br />
Ausgewählt <strong>und</strong> prämiert werden sie von<br />
drei Fachjurys, die je r<strong>und</strong> 20 Projekte vorschlagen.<br />
Die besten Projekte aus Architektur, Landschaft<br />
<strong>und</strong> Design 2008 sind zu sehen:<br />
Im Museum für Gestaltung Zürich<br />
Preisverleihung <strong>und</strong> Vernissage: Dienstag, 9. Dezember<br />
2008, 18.30 h, Vortragssaal.<br />
Ausstellung: 10. Dezember 2008 bis 11. Januar 2009,<br />
Vestibül.<br />
Am Bildschirm<br />
„kulturplatz“<br />
Spezialsendung: Mittwoch, 10. Dezember 2008 ,<br />
22.50 h auf SF1.<br />
Im Heft<br />
„Hochparterre“<br />
Spezialausgabe: „Die Besten 08“,<br />
12/08, erhältlich ab 9. Dezember 2008.<br />
mehr spektakel<br />
Gerade erst hat das Zürcher Theater Spektakel<br />
2008 s<strong>eine</strong> Tore geschlossen, schon steht die<br />
nächste Auflage vor der Tür. Und wie bereits<br />
in diesem soll es auch im nächsten Jahr mit<br />
massgeblicher Beteiligung der Zürcher Hochschule<br />
der Künste über die Bühne gehen.<br />
Projektideen für den öffentlichen Raum, für<br />
Installationen, Performances <strong>und</strong> Workshops<br />
werden von Petra Fischer (petra.fischer@<br />
zhdk.ch) ab sofort entgegengenommen.<br />
Ein kurzer Blick zurück: Im September 2008<br />
besetzten acht Szenografinnen (heute im<br />
2. Bachelor-Jahr) mit ihrer Installation „Inne<br />
usse – Ding 1–8“ das idyllische Gelände am<br />
Seeufer. Master-Studierende der Vertiefungen<br />
Regie, Theaterpädagogik, Bühnenbild <strong>und</strong><br />
Schauspiel arbeiteten ferner unter der Leitung<br />
der libanesischen Schauspielerin <strong>und</strong><br />
Regisseurin Lina Saneh an der geplanten<br />
Koproduktion. Unter dem Titel „Homestories“,<br />
fanden im Theater der Künste täglich Mittagsgespräche<br />
mit angereisten Künstlerinnen <strong>und</strong><br />
Künstlern des Spektakels statt. Auf diese Weise<br />
entwickelte sich ein vielgestaltiges Panorama<br />
freien künstlerischen Schaffens r<strong>und</strong> um den<br />
Erdball. – Und was wird es 2009 von ZHdK-<br />
Studierenden <strong>und</strong> -Dozierenden auf der Landiwiese<br />
zu sehen geben Petra Fischer<br />
das offene ohr<br />
des itz<br />
Im Januar 2008 führte der Studierendenrat der<br />
ZHdK SturZ s<strong>eine</strong> Offene-Ohr-Aktion durch.<br />
Dabei wurde auch Kritik an der IT geäussert,<br />
für die wir selbstverständlich ein offenes Ohr<br />
haben. Was das Informationstechnologie-Zentrum<br />
ITZ verbessern kann, wo IT-Nutzerinnen<br />
<strong>und</strong> -Nutzer selber aktiv zu Problemlösungen<br />
beitragen können <strong>und</strong> in welchen Fällen es<br />
die äusseren Umstände nicht erlauben, etwas<br />
zu verändern, darüber möchten wir die Studierenden<br />
nachfolgend informieren. Barbara<br />
Berger*<br />
Florhof<br />
Im Haus an der Florhofgasse herrscht akuter<br />
Platz- <strong>und</strong> Computermangel. Das Problem<br />
ist uns bekannt, wir können allerdings nichts<br />
dagegen unternehmen. Ein grösserer IT-Raum<br />
steht nicht zur Verfügung <strong>und</strong> im bestehenden<br />
mussten aus feuerpolizeilichen Gründen<br />
Computer entfernt werden.<br />
Ein Zugangsverbot für Internetseiten wie zum<br />
Beispiel You Tube ist nicht möglich, da diverse<br />
Studienrichtungen das Internet <strong>und</strong> s<strong>eine</strong><br />
vielfältigen Anwendungen brauchen.<br />
Zusätzliche LAN-Kabel können im Florhof<br />
nicht installiert werden, weil die vorhandenen<br />
Leitungen im Haus dafür zu alt sind. WLAN ist<br />
aber im Haus verfügbar!<br />
Das Intranet wurde neu aufgegleist – die<br />
aktuelle Version ist seit Anfang Oktober 2008<br />
online.<br />
Spam: Jedes Departement hat <strong>eine</strong>n eigenen<br />
Postmaster, der entscheidet, was weitergeleitet<br />
wird <strong>und</strong> was nicht. Benutzerinnen <strong>und</strong><br />
Benutzer können aber auch selber selektieren,<br />
welche E-Mails in ihrem Posteingang<br />
angezeigt werden sollen, indem sie in ihrem<br />
E-Mail-Programm Regeln erstellen.<br />
Media-Campus<br />
Gewünschtes WLAN wurde installiert.<br />
Druckerprobleme<br />
Probleme mit dem Drucker sind oftmals auf<br />
Anwenderprobleme zurückzuführen <strong>und</strong><br />
werden durch unsachgemässen Gebrauch<br />
verursacht. Wir bieten folgende Lösungen an:<br />
– Besuch <strong>eine</strong>s Druckerkurses im ITZ. Die<br />
Kurse sind leider immer sehr schlecht frequentiert,<br />
da der Umgang mit dem Drucker<br />
oft unterschätzt wird.<br />
– Checklisten <strong>und</strong> Handbuch beim Drucker<br />
beachten. Sie enthalten alle wichtigen Informationen.<br />
– Nur für den Drucker geeignetes Papier benutzen.<br />
Zu dickes Papier verstopft!<br />
Bei Fragen oder Problemen stehen wir<br />
jederzeit gerne zur Verfügung:<br />
ITZ, Ausstellungsstrasse 60, SQ03,<br />
8005 Zürich.<br />
Weitere Informationen unter<br />
http://itz.zhdk.ch<br />
Helpline: http://ithelp.zhdk.ch<br />
oder 043 446 21 21.<br />
* Barbara Berger ist Leiterin des Informationstechnologie-Zentrums<br />
ITZ (barbara.berger@zhdk.ch).
design zett 4–08 33<br />
ausgezeichnete<br />
visuelle<br />
kommunikation<br />
Mit grosser Freude stellen wir immer wieder<br />
fest, dass sich die Abgängerinnen <strong>und</strong> Abgänger<br />
der Visuellen Kommunikation unserer<br />
Hochschule sehr erfolgreich im Berufsleben<br />
etablieren. Sie realisieren ihre Buchprojekte,<br />
arbeiten in bekannten Studios im In- <strong>und</strong><br />
Ausland oder sind selbstständig tätig – <strong>und</strong><br />
gewinnen internationale Preise. Als Beispiel<br />
<strong>und</strong> sozusagen stellvertretend für alle anderen<br />
sei hier Remo Caminada erwähnt, der 2006<br />
s<strong>eine</strong> Ausbildung an der damaligen HGKZ<br />
abschloss. Er hat folgende Preise gewonnen:<br />
Grand Prix an der Golden Bee 8: Moscow<br />
International Biennale of Graphic Design 2008<br />
für die Poster „Turbo Negro“ <strong>und</strong> „NAS“.<br />
1<br />
2<br />
Goldmedaille an der First Chicago International<br />
Poster Biennial 2008 für das Poster „Frank<br />
Popp Ensemble Concert“ (Silvesterkonzert).<br />
Red Dot Award, best of best design 2008.<br />
Red Dot Award, Nomination für den Junior<br />
Prize 2008. (an der Gala vom 3. Dezember<br />
2008 werden alle PreisträgerInnen bekanntgegeben),<br />
nominiert: „Riders Palace Werbemittel<br />
Saison 07/08“, Plastiktüte mit Event- <strong>und</strong><br />
Hotelinformationen inklusive Posterserie.<br />
European Design Award 2008, Merit für das<br />
Werbepaket inklusive Posterserie „Riders<br />
Palace Werbemittel Saison 07/08“.<br />
Finale an der 21st International Poster Biennale<br />
Warsaw 2008 mit den Postern „Frank<br />
Popp Ensemble Concert“ (Silvesterkonzert)<br />
<strong>und</strong> „NAS“.<br />
Finale an der 19th International Poster Competition<br />
Chaumont 2008 mit dem Poster<br />
„Frank Popp Ensemble Concert“ (Silvesterkonzert).<br />
3<br />
5<br />
4<br />
Peter Vetter ist Leiter Studienvertiefung Visuelle Kommunikation<br />
(peter.vetter@zhdk.ch).<br />
Mehr Infos: www.remocaminada.com<br />
Remo Caminada:<br />
1: Poster Turbo Negro<br />
2: Poster Frank Popp<br />
3 <strong>und</strong> 4: Poster aus der Serie für Riders Palace<br />
5: Werbemittel für Riders Palace, Laax
34 zett 4–08 vermischtes<br />
werkstipendien<br />
<strong>und</strong> ateliervergaben<br />
der<br />
stadt zürich für<br />
bildende kunst<br />
Jedes Jahr vergibt die Stadt Zürich anlässlich<br />
<strong>eine</strong>s Stipendienwettbewerbs insgesamt<br />
180000 Franken an Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler,<br />
die hier ansässig sind. Auch 2008 sind<br />
Studierende <strong>und</strong> AbsolventInnen der ZHdK<br />
respektive der HGKZ aus dem Bereich Bildende<br />
<strong>Kunst</strong> unter den GewinnerInnen. Sie<br />
wurden mit <strong>eine</strong>m Stipendium oder <strong>eine</strong>r Ateliervergabe<br />
ausgezeichnet.<br />
Stipendien über je 17 000 Franken gingen an<br />
Tobias Spichtig, Student ZHdK, Stefan Burger,<br />
Katharina Fengler <strong>und</strong> El Frauenfelder, AbsolventInnen<br />
der HGKZ, sowie an Jos Näpflin,<br />
Gastdozent an der ZHdK.<br />
Einen Atelieraufenthalt im Ausland erhielten<br />
die ZHdK-Studierenden Habib Asal (Genua),<br />
Nadja Crola (Paris) <strong>und</strong> Patrick Hari (Genua)<br />
sowie die HGKZ-Absolventin Seline Baumgartner<br />
(New York). (ab)<br />
preisgekröntes<br />
klaviertalent<br />
Eine der beiden Preisträger 2009/2010 ist die<br />
1988 in Novosibirsk geborene Pianistin Yana<br />
Tratsevskaya. Sie studierte von 1995 bis 2006<br />
am Konservatorium von Novosibirsk in der<br />
Klavierklasse von T. I. Ignojan. Tratsevskaya<br />
hat zahlreiche nationale <strong>und</strong> internationale<br />
Wettbewerbe gewonnen <strong>und</strong> erhielt 2005 ein<br />
Stipendium der Kaz-Stiftung. Seit 2006 studiert<br />
sie Klavier in der Klasse von Prof. Konstantin<br />
Scherbakov an der ZHdK.(dh)<br />
Das kammermusikalische Debüt der beiden<br />
jungen Preisträger findet am Sonntag,<br />
19. April 2009, um 10 Uhr in der St. Charles<br />
Hall in Meggen LU statt (siehe auch<br />
www.musikstiftung-meggen.ch).<br />
korrigenda<br />
In Zett 3/08 ging leider beim Artikel über das<br />
Toni-Areal von Nino Gadient („Der <strong>Kunst</strong>bau“)<br />
auf Seite 10 die letzte Zeile verloren. Wir<br />
bedauern diesen Lapsus sehr <strong>und</strong> entschuldigen<br />
uns beim Autor. Der ganze Schlusssatz<br />
lautet korrekt: „Aber schon vor dem Eintreffen<br />
der ersten Baukräne lässt der Ort auch Zweifel<br />
aufkommen, ob dieses Kreuzen von unterschiedlichen<br />
Mentalitäten, Denk- <strong>und</strong> Arbeitsweisen<br />
<strong>und</strong> Raumbedürfnissen die wichtigste<br />
Vision <strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>hochschule, nämlich fähige<br />
<strong>und</strong> gute Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler hervorzubringen,<br />
nicht doch ein wenig ins Hintertreffen<br />
geraten lässt.“<br />
impressum<br />
Zett: Das Magazin der Zürcher Hochschule der<br />
Künste. Erscheint viermal jährlich.<br />
Herausgeberin: Zürcher Hochschule der Künste,<br />
Zürcher Fachhochschule.<br />
Redaktion: Heike Pohl (Leitung), Adriana Bognar.<br />
Externe redaktionelle Mitarbeit: Chantal Frey<br />
(Textredaktion, Lektorat <strong>und</strong> Korrektorat).<br />
Redaktionsteam: Eva Brüllmann (Verwaltung),<br />
Stefan Schöbi (dpt Darstellende Künste <strong>und</strong> Film),<br />
Daniela Huser (dpt Musik), Elisabeth Krüsi<br />
(dpt Design), Bernadette Mock (dpt Kulturanalysen<br />
<strong>und</strong> -Vermittlung), Andrea Günter (SturZ).<br />
Die von den Autorinnen <strong>und</strong> Autoren in diesem Heft<br />
geäusserten Ansichten decken sich<br />
nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion.<br />
Gestaltung <strong>und</strong> Produktion<br />
Layout <strong>und</strong> Bildredaktion: Moritz Wolf,<br />
Anne-Lea Werlen, Studios Publikation ZHdK.<br />
Papier: Reprint FSC 90 g/m2, PlanoArt FSC 170 g/m2<br />
Schriften: Neue Helvetica, Utopia, OCRA<br />
Druck: Ropress Genossenschaft Zürich<br />
Auflage: 5000<br />
Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist unter<br />
Quellenangabe gestattet. Belegexemplare<br />
er wünscht.<br />
Zett ist auch digital als PDF-Datei<br />
erhältlich: http://cc.zhdk.ch<br />
Redaktionsschluss 1/09: 20. Februar 2009<br />
Feedback <strong>und</strong> Anregungen:<br />
heike.pohl@zhdk.ch<br />
adriana.bognar@zhdk.ch<br />
Die Zett-Redaktion<br />
Die Stiftung für Musiktalente Meggen schreibt<br />
jährlich <strong>eine</strong>n Preis aus für junge Schweizer<br />
SpitzensolistInnen. Der Preis besteht in der<br />
Teilnahme an <strong>eine</strong>m Kammermusik- sowie<br />
an <strong>eine</strong>m Solokonzert mit Berufsorchester vor<br />
grossem Publikum in Meggen.
Du sollst<br />
Angelo Romano (Neapel, Italien), Mediale Künste, 5. Semester<br />
9h-Performance Kritik <strong>Bologna</strong>-Reform (Herbst 2007)