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Gutachten Zugbeeinflussung - VSLF

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Emch+Berger AG<br />

Bern<br />

Schweizerische Bundesbahnen SBB<br />

<strong>Gutachten</strong> zur risikoorientierten Ausrüstung <strong>Zugbeeinflussung</strong> und internationaler<br />

Vergleich Kollision infolge Signalfällen<br />

Anhang D Zugsbeeinflussungssysteme ausgewählter ausländischer<br />

Bahnen<br />

Im Folgenden werden die auf konventionellen Strecken eingesetzten Zugsbeeinflussungssysteme<br />

der in Kapitel 3.8 untersuchten Bahnen im Hinblick auf deren Schutzfunktionen<br />

kurz beschrieben.<br />

Deutschland<br />

Mit Ausnahme der Berliner S-Bahn wird bei der DB eine punktförmige induktive <strong>Zugbeeinflussung</strong><br />

unter der Systembezeichnung PZB 90 verwendet. Die Datenübertragung erfolgt<br />

durch Resonanzkopplung von Schwingkreisen, wozu am Gleis so genannte Gleismagnete<br />

verlegt sind, die auf eine von drei Festfrequenzen (500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz) abgestimmt<br />

sind. Dadurch können drei unterschiedliche Informationen auf das Fahrzeug übertragen<br />

werden. Nach dem Passieren eines wirksamen 1000 Hz-Gleismagneten muss der Triebfahrzeugführer<br />

innerhalb von vier Sekunden eine Wachsamkeitstaste betätigen, um zu bestätigen,<br />

dass er den Signalbegriff „Warnung“ aufgenommen hat. Bleibt die Betätigung aus,<br />

wird eine Zwangsbremsung ausgelöst. Nach ordnungsgemässer Wachsamkeitskontrolle<br />

läuft auf dem Fahrzeug eine Geschwindigkeitsüberwachung in Form einer kontinuierlich<br />

überwachten Bremskurve ab, deren Verletzung zu einer Zwangsbremsung führt. Die überwachte<br />

Bremskurve endet mit einer definierten Endgeschwindigkeit. Beim Passieren eines<br />

wirksamen 500 Hz-Magneten wird die Geschwindigkeitsüberwachung bis zu einer neuen<br />

Endgeschwindigkeit fortgesetzt. Diese zweistufige Überwachung hat den Vorteil, dass bei<br />

einem nachträglichen Freiwerden des Signals nach einer bereits erfolgten 1000 Hz-<br />

Beeinflussung der Zug mit der Endgeschwindigkeit der 1000 Hz-Beeinflussung weiterfahren<br />

kann und nicht weiter bremsen muss. Ab 700 m nach einer 1000 Hz-Beeinflussung kann<br />

sich der Triebfahrzeugführer beim Erkennen des nachträglichen Freiwerdens des Signals<br />

aus der Geschwindigkeitsüberwachung befreien. Im Falle einer unzulässigen Befreiung wird<br />

beim Passieren des wirksamen 500 Hz-Magneten eine Zwangsbremsung ausgelöst. Eine Befreiung<br />

aus der 500 Hz-Beeinflussung ist nicht möglich. Durch diese zweistufige, kontinuierliche<br />

Überwachung des Bremsvorganges bietet die PZB 90 bei der Zielbremsung auf ein<br />

Halt zeigendes Signal einen sehr guten Schutz sowohl gegen ein zu spätes Einleiten der<br />

Bremsung als auch ein irrtümliches Wiederbeschleunigen des Zuges bei Signalverwechselungen.<br />

Zum Schutz gegen das Anfahren gegen ein Halt zeigendes Signal wird das Prinzip der restriktiven<br />

Überwachung verwendet. Bei der Überwachung des Bremsvorganges ist zunächst<br />

die normale Überwachungsfunktion wirksam. Wird jedoch eine bestimmte (sehr niedrige)<br />

Umschaltgeschwindigkeit für eine bestimmte Zeitdauer unterschritten, so dass das Eintreten<br />

der zeitverzögerten Durchrutschwegauflösung angenommen werden muss, wird auf die<br />

restriktive Überwachungsfunktion umgeschaltet.<br />

Österreich<br />

Die ÖBB wenden ebenfalls die punktförmige induktive <strong>Zugbeeinflussung</strong> deutscher Bauart<br />

an. Im Unterschied zur DB sind jedoch an sehr vielen Signalen keine 500 Hz-Magnete vorhanden.<br />

Auch haben die ÖBB die traditionellen Durchrutschwege durch so genannte<br />

Schutzwege ersetzt, die nur noch max. 50 m lang sind. Dadurch ist die Schutzwirkung der<br />

punktförmigen <strong>Zugbeeinflussung</strong> insgesamt geringer als bei der DB. Fahrzeugseitig sind<br />

zwei Bauformen im Einsatz. Neuere Fahrzeuge haben die PZB 90 mit der oben beschriebenen<br />

Funktionalität. Ältere Fahrzeuge sind noch mit dem System PZB 60 ausgerüstet, das<br />

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