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Gutachten Zugbeeinflussung - VSLF

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Emch+Berger AG<br />

Bern<br />

Schweizerische Bundesbahnen SBB<br />

<strong>Gutachten</strong> zur risikoorientierten Ausrüstung <strong>Zugbeeinflussung</strong> und internationaler<br />

Vergleich Kollision infolge Signalfällen<br />

Bei einigen westeuropäischen Bahnen gibt es Signalanordnungen, die bei flüchtiger Betrachtung<br />

einem Gruppenausfahrsignal ähneln, bei denen es sich jedoch nicht um Gruppenausfahrsignale<br />

handelt. Das hängt mit der von den Bahnen des deutschsprachigen<br />

Raumes abweichenden Abgrenzung zwischen Stations- und Streckenbereichen und abweichender<br />

Blocktechnik zusammen. Bei diesen Bahnen wird die Ausfahrt aus einem Stationsgleis<br />

in vielen Fällen durch zwei aufeinander folgende Ausfahrsignale signalisiert. Dabei<br />

steht ein Signal vor und eines hinter dem Weichenbereich des Bahnhofskopfes. Es gibt<br />

sozusagen ein inneres und ein äusseres Ausfahrsignal. Grund ist, dass bei diesen Bahnen<br />

die Schnittstelle zwischen Fahrstrasse und Block immer an einem Signal liegt, und die im<br />

deutschsprachigen Raum übliche Überlagerung von Ausfahrstrasse und Block nicht verwendet<br />

wird. In der Terminologie dieser Bahnen wird oft nur das äussere Signal als Ausfahrsignal<br />

bezeichnet. Da dieses Signal nach dem Zusammenlauf der Fahrwege steht,<br />

wirkt es bei flüchtiger Betrachtung wie ein Gruppenausfahrsignal, was es jedoch nicht ist,<br />

da auch an den einzelnen Stationsgleisen Hauptsignale angeordnet sind.<br />

Beispiele für eine solche Signalisierung aus dem Kreis der hier untersuchten Bahnen sind<br />

Frankreich und Dänemark. Auch in Grossbritannien ist diese Signalisierung in Altanlagen<br />

mit örtlich besetzten Stellwerken verbreitet, wurde jedoch in der modernen Technik (Relaisstellwerke<br />

und ESTW) verlassen.<br />

In Dänemark besteht die in Europa einmalige Besonderheit, dass dort früher alle Ausfahrsignale<br />

Gruppenausfahrsignale waren. An den einzelnen Stationsgleisen standen nur sog.<br />

Fahrwegsignale, die keinen Haltbegriff zeigen konnten, sondern nur mit einem gelben oder<br />

grünen Licht anzeigten, ob an diesem Gleis eine Ausfahrstrasse eingestellt ist. Allerdings<br />

war am Standort des Fahrwegsignals fast immer auch ein Zwergsignal angeordnet, dessen<br />

Haltbegriff wie in der Schweiz auch für Züge gilt (auch das Signalbild entspricht dem<br />

Schweizer Zwergsignal). Später wurden die Fahrwegsignale durch sog. Bahnsteigausfahrsignale<br />

ersetzt, die eine Kombination aus Hauptsignal und Rangiersignal darstellen. Das<br />

zusätzliche Zwergsignal entfiel, da wie in Deutschland und Österreich der Haltbegriff des<br />

Hauptsignals auch für Rangierbewegungen gilt, und die Zustimmung zur Rangierfahrt im<br />

Hauptsignalschirm angezeigt wird. Eine Besonderheit der dänischen Bahnsteigausfahrsignale<br />

besteht jedoch darin, dass das rote Licht nur erscheint, wenn das Signal als Ziel einer<br />

Zugfahrt bedient wird oder einer anderen Fahrt Flankenschutz bietet. Solange das Signal<br />

nicht durch eine Zugfahrt beansprucht wird, wird im Hauptsignalschirm der Haltbegriff eines<br />

Zwergsignals gezeigt. Allerdings stellen beide Signalbilder einen für Züge und Rangierbewegungen<br />

gültigen Absoluthaltbegriff dar.<br />

Die dänische Signalisierung wurde flächendeckend auf dieses Signalisierungsprinzip umgestellt,<br />

so dass heute keine Gruppenausfahrsignale mehr vorhanden sind.<br />

In Deutschland ist die Anwendung von Gruppenausfahrsignalen nach wie vor zulässig,<br />

auch in Neuanlagen. Es gelten jedoch strenge Restriktionen, die die Anwendung auf wenige<br />

Fälle beschränken. Auf die Regeln zur Anwendung von Gruppenausfahrsignalen in<br />

Deutschland wird im Anhang E eingegangen.<br />

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