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Gutachten Zugbeeinflussung - VSLF

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Emch+Berger AG<br />

Bern<br />

Schweizerische Bundesbahnen SBB<br />

<strong>Gutachten</strong> zur risikoorientierten Ausrüstung <strong>Zugbeeinflussung</strong> und internationaler<br />

Vergleich Kollision infolge Signalfällen<br />

Bei diesem Vergleich schneiden Polen und Östereich verhältnismässig schlecht ab. Dies<br />

ist aber zu erwarten, da Polen ein relativ einfaches <strong>Zugbeeinflussung</strong>ssystem hat. Österreich<br />

seinerseits verwendet zwar ein ähnliches System wie Deutschland, jedoch mit deutlich<br />

geringerer Schutzwirkung (PZB60) – siehe Kap. 4.<br />

3.10<br />

Anwendung von Gruppenausfahrsignalen bei europäischen Bahnen<br />

Gruppenausfahrsignale sind im internationalen Massstab eher eine Randerscheinung. Sie<br />

sind auch bei Bahnen ausserhalb des deutschsprachigen Raumes bekannt, insbesondere<br />

bei osteuropäischen Bahnen. Mit der Einführung der OSŽD-Lichtsignale in den 1950er Jahren<br />

wurde die Haltung dieser Bahnen zu Gruppenausfahrsignalen etwas ambivalent, da es<br />

im OSŽD-Signalsystem (OSŽD ist die Organisation der osteuropäischen Eisenbahnen)<br />

keine saubere Analogie zu den bei deutschen Gruppenausfahrsignalen erforderlichen<br />

Sperrsignalen gibt. Einige OSŽD-Bahnen, darunter auch die Deutsche Reichsbahn auf<br />

dem Gebiet der ehemaligen DDR, haben daraufhin in Anlagen mit Lichtsignalen keine<br />

Gruppenausfahrsignale mehr zugelassen. Wenn bei diesen Bahnen die Anordnung normaler<br />

Hauptsignale aus Platzgründen nicht möglich ist, werden an den einzelnen Ausfahrgleisen<br />

Minihauptsignale aufgestellt. Es gibt allerdings auch OSŽD-Bahnen, die Gruppenausfahrsignale<br />

als Lichtsignale kennen. Dabei wurde das deutsche Prinzip in der Weise modifiziert,<br />

dass keine Sperrsignale aufgestellt werden, dafür aber am Gruppenausfahrsignal<br />

ein Zusatzanzeiger angebracht ist, der als leuchtende Ziffer die Gleisnummer anzeigt. Damit<br />

wird dem Lokführer beim Erkennen der Fahrtstellung des Gruppenausfahrsignals neben<br />

dem Fahrtbegriff auch deutlich angezeigt, auf welches Ausfahrgleis sich der Fahrtbegriff<br />

bezieht. Von den hier betrachteten Bahnen wird eine solche Signalisierung in Tschechien<br />

und der Slowakei benutzt, bekannt sind aber auch Anwendungen aus Bulgarien,<br />

Russland und den Bahnen der GUS-Staaten.<br />

Auch in Frankreich gibt es Gruppenausfahrsignale, auch in Neuanlagen. Ihre Anwendung<br />

ist auf Hauptbahnen jedoch auf sog. Dienstgleise beschränkt. Dienstgleise liegen in ihrer<br />

Wertigkeit unterhalb der Hauptgleise, aber noch oberhalb der Nebengleise. Im Unterschied<br />

zu einem reinen Nebengleis dürfen auf Dienstgleisen neben Rangierbewegungen auch<br />

Züge vorsichtig (V max 30 km/h) ein- und ausfahren. Die Einfahrt in ein Dienstgleis wird dem<br />

Lokführer durch eine Signaltafel (weisses G auf schwarzem Grund für „Garage“) angezeigt.<br />

Züge, die Reisende befördern, dürfen auf Dienstgleisen nicht verkehren. Bei einem Gruppenausfahrsignal<br />

wird der gewöhnliche Halteplatz in den Dienstgleisen durch eine Signaltafel<br />

(schwarzer, nach oben weisender Winkel auf weissem Grund) gekennzeichnet.<br />

Es gibt in Frankreich auch Gruppenausfahrsignale an Hauptgleisen, allerdings nur auf Nebenbahnen<br />

mit vereinfachter Signalisierung. Das sind Bahnhöfe, bei denen anstelle eines<br />

Einfahrsignals die sog. Disque verwendet wird. Das ist ein im Bremswegabstand vor der<br />

ersten Weiche aufgestelltes Signal, das in Haltstellung die Weiterfahrt bis zur Einfahrweiche<br />

auf Sicht erlaubt. Die eigentliche Einfahrt in den Bahnhof wird nicht durch ein Signal<br />

gesichert, sondern örtlich geregelt. In diesen Fällen darf auch die Ausfahrt in vereinfachter<br />

Form durch ein Gruppenausfahrsignal signalisiert werden. Eine typische Anwendung sind<br />

Kreuzungsbahnhöfe auf eingleisigen Nebenbahnen, wo normalerweise ohnehin immer nur<br />

ein Zug je Richtung verkehrt. Bei ungehinderter Durchfahrt wird dem Lokführer durch den<br />

Fahrtbegriff an der Disque angezeigt, dass eine Durchfahrt zugelassen ist, so dass sich der<br />

Lokführer darauf verlassen kann, dass das Gruppenausfahrsignal für sein Gleis auf Fahrt<br />

steht.<br />

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