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Synchronmaschinen

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7. <strong>Synchronmaschinen</strong><br />

<strong>Synchronmaschinen</strong> wurden zunächst als Einphasengeneratoren gebaut, die etwa ab der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts zur Versorgung von Beleuchtungsanlagen Anwendung fanden. Den ersten<br />

dreiphasigen Synchrongenerator entwickelten 1887 unabhängig voneinander Bradley und<br />

Haselwander. In der Folgezeit bildeten sich mit der Schenkelpolmaschine und dem Turbogenerator<br />

die typischen Bauformen aus. Die weitere Entwicklung der Synchronmaschine ist eng mit<br />

dem Ausbau der elektrischen Energieversorgung zu immer größeren Generator-Einheitsleistungen<br />

verbunden.<br />

Synchronmotoren wurden schon immer als Industrieantriebe eingesetzt, wenn man eine konstante<br />

Antriebsdrehzahl benötigte oder wenn man die Möglichkeit des Phasenschieberbetriebs nutzen<br />

wollte.<br />

Drehstrom-Synchrongeneratoren besitzen die größten Einheitsleistungen elektrischer Maschinen.<br />

Als Turbogeneratoren für Wärmekraftwerke werden derzeit zweipolige Generatoren mit<br />

Leistungen von rd. 1200 MVA bei 50 Hz und 21 kV Nennspannung gefertigt. Bei vierpoligen<br />

Maschinen liegen die Daten sogar bei rd. 1700 MVA und 27 kV. Die größten Schenkelpolmaschinen<br />

für Wasserkraftwerke erreichen über 800 MVA mit bis zu 80 Einzelpolen.<br />

Als Industrieantrieb hat die Synchronmaschine durch die Entwicklung der Frequenzumrichter<br />

stark an Bedeutung gewonnen. Sie steht dadurch als drehzahlregelbarer Antrieb vom Bereich des<br />

Servomotors mit permanenter Erregung durch Dauermagnete bis zu den größten Leistungen<br />

(30 MW) zur Verfügung.<br />

7.1 Aufbau und Wirkungsweise<br />

Die wesentlichen Unterschiede im Aufbau gleichstromerregter <strong>Synchronmaschinen</strong> bestehen in<br />

der Konstruktion zur Erzeugung des Erregergleichfeldes.<br />

Der Läufer der Vollpolmaschine besteht aus einer massiven Stahlwalze, in der radial über 2/3 der<br />

Polteilung Nuten eingefräst sind. Diese nehmen die Erregerwicklung w E auf, die auf mehrere konzentrisch<br />

zur Polachse liegende Spulen verteilt ist. In dieser Bauform werden 2- und 4polige Maschinen<br />

ausgeführt.<br />

w 1 w 1<br />

w E<br />

N<br />

N<br />

N<br />

w E<br />

w 1<br />

w E<br />

S S S S<br />

S<br />

N<br />

N<br />

Vollpolmaschine Innenpol- Außenpol-<br />

(Turbogenerator) Schenkelpolmaschine Schenkelpolmaschine<br />

Bauformen der Synchronmaschine<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 81


Regler<br />

V2<br />

Innenpol-Schenkelpolmaschinen besitzen den gleichen Ständeraufbau wie Vollpolmaschinen, im<br />

Läufer dagegen ausgeprägte Einzelpole zur Erzeugung des Gleichfeldes. Wie bei Gleichstrommaschinen<br />

liegt um jeden Polkern eine Erregerwicklung w E , während zum Luftspalt hin durch<br />

den Polschuh eine möglichst sinusförmige Feldform angestrebt wird.<br />

Die Außenpol-Schenkelpolmaschine ist ähnlich einer Gleichstrommaschine aufgebaut, nur trägt<br />

der Läufer eine Drehstromwicklung w 1 , deren Anschlüsse über Schleifringe zugänglich sind.<br />

Der Ständer der Synchronmaschine besteht wie bei der Asynchronmaschine aus einer<br />

geschweißten Tragkonstruktion zur Aufnahme des geschichteten Blechpaketes. Die meist offenen<br />

Nuten entlang der Ständerbohrung nehmen die Drehstromwicklung auf, die bei größeren Leistungen<br />

als Hochspannungswicklung ausgeführt ist.<br />

Mit Rücksicht auf einen guten Wirkungsgrad verwendet man bei Generatoren Dynamobleche mit<br />

niedrigen Verlustziffern bis hinab zu v 10 = 1 W/kg. Auch kornorientierte Bleche werden bereits<br />

eingesetzt.<br />

Für den Betrieb einer elektrisch erregten Synchronmaschine und speziell im Einsatz als Drehstromgenerator<br />

benötigt man für die Läuferwicklung einen einstellbaren Gleichstrom. Dieser wird<br />

durch das Erregersystem geliefert, dessen Regeleinrichtungen vor allem die Spannungshaltung<br />

und die Blindlaststeuerung im stationären und dynamischen Betrieb (Laststöße) übernehmen.<br />

Die erforderlichen Erregerleistungen erstrecken sich für zweipolige Turbogeneratoren von rd.<br />

3 kW bei 100 kW bis 4 MW bei einer 1000-MVA-Maschine.<br />

Je nach Leistung der Synchronmaschine, haben sich für das Erregersystem verschiedene Techniken<br />

herausgebildet. Die früher allgemein angewandte Erregertechnik, eine direkt angekuppelte<br />

Gleichstromhaupt- mit Hilfserregermaschine, läßt sich mit Rücksicht auf die mechanische und<br />

elektrische Belastung des Ankers nur bis zu Einheitsleistungen der Synchronmaschine von rd.<br />

150 MVA ausführen. Dem Spannungsregler steht die konstante Ankerspannung des Hilfsgenerators,<br />

der selbsterregt ist, hierbei zur Verfügung.<br />

Modernere Erregersysteme basieren auf Schaltungen der Leistungselektronik und stehen bis zu<br />

den höchsten Leistungen zur Verfügung. Heute wird vorwiegend in allen Leistungsbereichen der<br />

schleifringlose Außenpol-Drehstromerregergenerator mit rotierendem Diodengleichrichter eingesetzt.<br />

SM Synchronmaschine<br />

G1 Außenpol-Drehstromerregermaschine<br />

G2 Hilfserregermaschine<br />

mit Dauermagnetläufer<br />

V1 Mitrotierender<br />

Diodengleichrichter<br />

V2 Thyristorstromrichter<br />

I E<br />

SM V1 G1 G2<br />

Synchronmaschine mit<br />

schleifringloser<br />

Erregereinrichtung<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 82


Der Synchrongenerator kann sich auch selbst erregen, wenn man seine Klemmenspannung über<br />

Gleichrichter zur Erzeugung des Erregerstromes heranzieht. Darüberhinaus kann auch die zur<br />

Spannungshaltung erforderliche verstärkte Erregung bei Belastung selbsttätig durch eine Kompoundierung<br />

bereitgestellt werden. <strong>Synchronmaschinen</strong> mit einem derartigen Erregersystem<br />

werden als "Konstantspannungsgeneratoren" bezeichnet und beispielsweise zur Versorgung von<br />

Schiffsbordnetzen eingesetzt.<br />

Die Fortschritte in der Dauermagnettechnik haben die Entwicklung dauermagneterregter<br />

Synchronmotoren gefördert. In Verbindung mit Zwischenkreisumrichtern werden sie als Einzelund<br />

Gruppenantriebe im unteren Leistungsbereich (bis 100 kW) sowie zu Positionieraufgaben<br />

eingesetzt. Verschiedene Läuferkonstruktionen mit Ferrit- oder auch Seltenerd-Kobaltmagneten<br />

sind bereits realisiert worden. Dauermagneterregte <strong>Synchronmaschinen</strong> mit kleinem Trägheitsmoment<br />

werden bei Antrieben mit kurzen Stellzeiten (Servoantrieben) eingesetzt.<br />

S<br />

N<br />

S<br />

3<br />

4<br />

N<br />

S<br />

S<br />

N<br />

2<br />

N<br />

N 1<br />

N S<br />

1<br />

2<br />

1<br />

S<br />

N<br />

Vierpoliger Läufer Achtpoliger Läufer Sechspoliger Läufer mit<br />

mit Dämpferkäfig<br />

geringem Trägheitsmoment<br />

1 Rechteckmagnete, 2 Weicheisen 1 Rechteckmagnete 1 Seltenerd-Kobaltmagnete<br />

3 Luftspalt, 4 Dämpferkäfig 2 Weicheisenpole<br />

Konstruktion dauermagneterregter Läufer von Synchronmotoren<br />

N<br />

S<br />

S<br />

N<br />

S<br />

7.2 Betriebsverhalten der Synchronmaschine<br />

Da die Erregerwicklung beim Vollpoläufer auf eine Anzahl Nuten verteilt ist, erhält die Durchflutung,<br />

und wegen des konstanten Luftspaltes auch die Feldkurve, einen treppenförmigen Verlauf.<br />

V E<br />

τ P<br />

Felderregerkurve V E eines Vollpolläufers<br />

Durch entsprechende Auslegung der Ständerwicklung können die Wicklungsfaktoren für die<br />

Oberschwingungen klein gehalten werden, so daß nahezu eine sinusförmige Spannungskurve<br />

erreicht wird.<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 83


Der Effektivwert der induzierten Spannung ist durch die zeitlich sinusförmige Verkettung des<br />

Hauptfeldes mit dem Wicklungsstrang gegeben. Es gilt entsprechend Gl. (5.18):<br />

U<br />

q<br />

= 4,44 ⋅ f ⋅ w ⋅ ξ ⋅ Φ<br />

(7.1)<br />

1<br />

1<br />

1<br />

h<br />

Wird die Synchronmaschine belastet, so führt die Ständerwicklung Strom und baut im Zusammenwirken<br />

der drei Wicklungsstränge eine eigene Drehdurchflutung auf. Diese rotiert mit<br />

n 1 = f 1 /p und daher synchron mit dem Läufer und dessen Durchflutung. Beide Anteile können<br />

infolgedessen zu einem resultierenden Wert zusammengefaßt werden. Es gilt:<br />

Θ µ = Θ + Θ<br />

(7.2)<br />

E<br />

1<br />

Man bezeichnet die Beeinflussung des Luftspaltfeldes durch den Belastungsstrom wie bei der<br />

Gleichstrommaschine als Ankerrückwirkung.<br />

Anstelle der Addition der Drehdurchflutungen kann man auch direkt die Stromzeiger zusammensetzen,<br />

wenn man den Ständerstrom I 1 in einen äquivalenten Erregerstrom I 1 umformt. Für die<br />

Ständerdrehdurc '<br />

hflutung gilt nach (5.13):<br />

2 ⋅ 2 w1<br />

⋅ ξ1<br />

Θ 1 = ⋅ m ⋅ ⋅ I1<br />

(7.3)<br />

π p<br />

Für die Grundwelle der Treppendurchflutung der Erregerwicklung erhält man:<br />

4 w E ⋅ ξE<br />

ΘE<br />

= ⋅ IE<br />

(7.4)<br />

π p<br />

Damit erhält man den Magnetisierungsstrom I µ :<br />

' m ⋅ w1<br />

⋅ ξ1<br />

Iµ = I E + I1<br />

= IE<br />

+<br />

⋅ I1<br />

(7.5)<br />

2 ⋅ w ⋅ ξ<br />

E<br />

E<br />

Unter Berücksichtigung des ohmschen Wicklungswiderstandes R 1 , des Streublindwiderstandes<br />

X 1σ und der Hauptreaktanz X h läßt sich das komplette Zeigerdiagramm mit der sogenannten<br />

ideellen Polradspannung U p , der induzierten Spannung U q und der Klemmenspannung U 1 angeben.<br />

U p<br />

jX h·I 1<br />

jX 1σ·I 1<br />

R 1·I 1<br />

U<br />

U q<br />

X h · I 1<br />

I 1<br />

' I µ<br />

U q = f(I E )<br />

I E<br />

U p U q<br />

ϑ U 1<br />

I E<br />

I 1<br />

'<br />

I µ<br />

I 1<br />

Im Betriebspunkt linearisierte Kennlinie Vollständiges Zeigerdiagramm des<br />

Synchrongenerators bei ohmsch-induktiver Last<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 84


Über das Zeigerdiagramm läßt sich die Spannungsgleichung der Synchronmaschine angeben.<br />

U = U + I1<br />

⋅ [R1<br />

+ j⋅<br />

(Xh<br />

+ X1<br />

)]<br />

(7.6)<br />

1 P<br />

σ<br />

Hauptreaktanz und Streureaktanz werden zur Synchronreaktanz zusammengefaßt.<br />

X = X + X<br />

(7.7)<br />

d<br />

h<br />

1σ<br />

I 1<br />

R 1<br />

X 1σ X h<br />

U q U p<br />

~<br />

U 1<br />

I E<br />

Ersatzschaltbild der Synchronmaschine<br />

Die Belastungskennlinie U 1 = f{I 1 } läßt sich über das Ersatzschaltbild des Generators berechnen,<br />

wobei man üblicherweise bei größeren Maschinen den relativ sehr kleinen Ständerwiderstand R 1<br />

vernachläßigt.<br />

jX h·I k<br />

U p<br />

Wird eine Synchronmaschine im Inselbetrieb erregt<br />

und ständerseitig dreipolig kurzgeschlossen, so wird<br />

der Generator mit der Quellenspannung U p durch den<br />

Blindwiderstand X d belastet.<br />

U q<br />

I k<br />

I µ<br />

I k<br />

'<br />

I E<br />

Zeigerdiagramm für<br />

Dauerkurzschluß<br />

Die Kennlinien des Generator für Leerlauf und Kurzschluß lassen sich in einem Diagramm<br />

zusammenfassen. Dabei arbeitet man im allgemeinen mit relativen Werten und definiert:<br />

U<br />

I<br />

I<br />

q<br />

k<br />

E<br />

u q = ik<br />

= iE<br />

=<br />

(7.8)<br />

U N<br />

I N<br />

IE0<br />

Wird der Generator aus dem Leerlauf heraus bei Nennspannung kurzgeschlossen, so fließt nach<br />

dem Ausgleichsvorgang der Kurzschlußstrom I k0 . Bezieht man diesen Wert auf den Nennstrom so<br />

erhält man das Leerlauf-Kurzschlußverhältnis (X dges -gesättigter Wert).<br />

I<br />

U<br />

X<br />

Z<br />

1<br />

k0 N dges N<br />

K C = =<br />

= =<br />

(7.9)<br />

I N U N ZN<br />

Xdges<br />

xdges<br />

Das Leerlaufkurzschlußverhältnis K c liegt bei Turbogeneratoren im Bereich 0,4 bis 0,65. Beim<br />

Kurzschluß eines mit Nenspannung leerlaufenden Synchrongenerators erreicht der Dauerkurz-<br />

I k0 im Ständer somit nicht einmal den Wert des Nennstromes I N schlußstrom .<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 85


1,2<br />

A<br />

1,0<br />

u , i k<br />

0,8<br />

i µ<br />

0<br />

G<br />

i k<br />

'<br />

i Ek<br />

H<br />

0,6<br />

u q<br />

0,4<br />

0,2<br />

A<br />

i k<br />

Bestimmung des<br />

Potier-Dreiecks<br />

0<br />

G<br />

i 1<br />

µ i k<br />

' 2 i E<br />

3<br />

H<br />

i Ek<br />

i EÜ<br />

Im allgemeinen ist die Synchronmaschine auf ein Netz geschaltet, dessen Spannung und Frequenz<br />

konstant gehalten werden und für die einzelne Maschine damit fest vorgegeben ist.<br />

Eine leerlaufende Synchronmaschine geht in den Generatorbetrieb über, wenn man ihrer Welle<br />

ein erhöhtes Antriebsmoment zuführt. Wird sie dagegen mechanisch belastet, so bezieht sie als<br />

Motor eine entsprechende Energie aus dem Netz.<br />

Mit der Erregung läßt sich die Blindleistungsbilanz beeinflussen; bei Übererregung gibt sie induktiven<br />

Blindstrom ab und bei Untererregung nimmt sie induktiven Blindstrom auf.<br />

Bei der Erstellung der Betriebsdiagramme der Synchronmaschine wird im allgemeinen der<br />

ohmsche Spannungsverlust vernachlässigt. Aus Gl. (7.6) und (7.7) läßt sich der Strom der<br />

Maschine angeben.<br />

U1<br />

U P<br />

I1<br />

= - j⋅ + j⋅<br />

(7.10)<br />

Xd<br />

Xd<br />

jX d·U 1<br />

U 1<br />

U q<br />

U p<br />

jX d·U 1<br />

Vierquadrantenbetrieb der<br />

Synchronmaschine am Netz<br />

ϑ<br />

I 1<br />

I µ<br />

I<br />

I 1<br />

'<br />

E<br />

Motorbetrieb<br />

ϑ<br />

U 1 U q<br />

I 1 U p<br />

I µ<br />

I E I 1<br />

'<br />

Übererregung<br />

Untererregung<br />

U p<br />

jX d·U 1<br />

U q<br />

U 1<br />

ϑ<br />

I E<br />

I 1<br />

'<br />

I µ<br />

I 1<br />

jX d·U 1<br />

Generatorbetrieb<br />

ϑ<br />

U q<br />

U p<br />

U 1<br />

I E I 1<br />

'<br />

I µ<br />

I 1<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 86


Motor<br />

U 1<br />

U p<br />

j<br />

X d<br />

0,6<br />

I 1<br />

ϕ<br />

ϑ < 90°<br />

stabil<br />

ϑ > 90°<br />

instabil<br />

1,0<br />

U p /U N = 1,4<br />

Legt man den Zeiger U 1 in<br />

die reelle senkrechte Achse,<br />

so erhält man mit Gl. (7.10)<br />

als Ortskurve des Ständerstromes<br />

einen Kreis des<br />

Radius U p /X d um die Spitze<br />

des Zeigers -jU 1 /X d .<br />

ϑ<br />

Generator<br />

-j<br />

U 1<br />

X d<br />

Stromortskurve der Vollpolmaschine<br />

bei R 1 = 0<br />

Nach der Stromortskurve gilt für die Wirkkomponente des Ständerstromes:<br />

U P<br />

I1 ⋅ cosϕ1<br />

= - ⋅ sinϑ<br />

(7.11)<br />

X<br />

d<br />

Für die Ständerwirkleistung folgt:<br />

U P<br />

P1 = m ⋅ U1<br />

⋅ I1<br />

⋅ cosϕ1<br />

= - m ⋅ U1<br />

⋅ ⋅ sin ϑ<br />

(7.12)<br />

X<br />

d<br />

Das innere Drehmoment M i der Synchronmaschine verläuft als Funktion des Polradwinkels ϑ<br />

sinusförmig (7.13).<br />

M<br />

i<br />

m ⋅ U1<br />

= -<br />

2π<br />

⋅ n<br />

1<br />

⋅ U<br />

⋅ X<br />

P<br />

d<br />

⋅ sin ϑ<br />

(7.13)<br />

Im Nennbetrieb erreichen Turbogeneratoren etwa einen Polradwinkel bis 30° und Schenkelpolmaschinen<br />

einem Winkel von 20 bis 25°. Das Kippmoment beträgt damit rd. das 2fache Nennmoment.<br />

Das Leistungsdiagramm ergibt sich aus der Stromortskurve, wenn man diese mit dem<br />

Faktor m · U 1 multipliziert.<br />

I EN<br />

2<br />

P/S N<br />

x d = 1,23 cosϕ N = 0,8<br />

0,8 I E0<br />

I 1 /I N 3<br />

ϕ N<br />

1<br />

4<br />

ϑ N I Emin<br />

-1 -0,5 0 0,5 1/x d<br />

1<br />

Q/S N<br />

Grenzlinien für Dauerbetrieb<br />

1 maximaler Erregerstrom<br />

2 maximaler Ständerstrom<br />

3 maximaler Polradwinkel<br />

4 minimaler Erregerstrom<br />

Leistungsdiagramm der<br />

Synchronmaschine<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 87


7.3 Sonderbauarten von <strong>Synchronmaschinen</strong><br />

Reluktanzmotoren<br />

Die Schenkelpolmaschine entwickelt ohne Gleichstromerregung das Reaktionsmoment M R mit<br />

der sie als Motor belastet werden kann.<br />

M<br />

R<br />

2<br />

m ⋅ U1<br />

= -<br />

4π<br />

⋅ n<br />

1<br />

⎛<br />

⋅ ⎜<br />

⎝<br />

1<br />

X<br />

q<br />

-<br />

1<br />

X<br />

d<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ sin 2ϑ<br />

⎠<br />

(7.14)<br />

Diese Erscheinung wird zum Bau von Reluktanzmotoren ausgenutzt, die man aus normalen<br />

Asynchronmaschinen mit Kurzschlußläufern entwickelt hat.<br />

Durch Aussparungen im Läufereisen erhält der magnetische Widerstand (Reluktanz) längs des<br />

Umfangs verschiedene Werte, so daß je eine Achse maximalen und minimalen Leitwertes und<br />

damit zwei Ständerreaktanzen X d und X q < X d entstehen.<br />

Der Anlauf des Reluktanzmotors erfolgt wie der eines normalen Kurzschlußläufermotors über die<br />

Käfigwicklung. In der Nähe der Synchrondrehzahl fällt der Läufer bei einem Intrittfallmoment<br />

M S in Tritt (er synchronisiert) und kann danach bis zu einem Außertrittfallmoment M As > M S bei<br />

synchroner Drehzahl belastet werden.<br />

Die abgegebene Leistung des Reluktanzmotors, der bis 10 kW gebaut wird, erreicht rd. 50 % der<br />

Typenleistung der entsprechenden Asynchronmaschine. Der Leistungsfaktor λ = 0,5 und der<br />

Wirkungsgrad η = 0,6 sind relativ niedrig.<br />

M<br />

M As<br />

M S<br />

0 1<br />

n/n 1<br />

Läuferblechschnitt<br />

eines Reluktanzmotors<br />

Momentenkennlinie<br />

eines Reluktanzmotors<br />

Hysteresemotoren<br />

Der Hysteresemotor ist eine Synchronmaschine mit Dauermagneterregung und günstigem<br />

asynchronen Anlaufeigenschaften. Der Ständer wird bei Kleinstmotoren meist im Spaltpolprinzip<br />

mit ausgeprägten Polen ausgeführt. Der Läufer besitzt keine Wicklung, sondern besteht aus einem<br />

Zylinder aus hartmagnetischem Werkstoff.<br />

Im asynchronen Betrieb entwickelt der Motor entsprechend Gl. (5.24) ein Drehmoment:<br />

= c ⋅ Φ ⋅ I ⋅ sinβ<br />

(7.15)<br />

M h 1<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 88


Zur Erzielung hoher Drehmomente ist also eine breite Hystereseschleife mit sinβ → 1 günstig.<br />

Φ<br />

i<br />

Φ<br />

i<br />

ωt<br />

β<br />

Magnetisierungskennlinie Φ = f{i}<br />

Diagramme von Feld Φ und Erregerstrom i<br />

Magnetisierung eines hartmagnetischen Werkstoffes<br />

Im synchronen Lauf entwickelt der Hysteresemotor sein Drehmoment wie eine gewöhnliche<br />

dauermagneterregte Synchronmaschine. Hysteresemotoren werden bei Leistungen unter 100 W<br />

für Kleinantriebe, die mit synchroner Drehzahl laufen müssen, eingesetzt.<br />

P 1<br />

P<br />

P L<br />

P FeH<br />

P v1<br />

P 2<br />

M<br />

M H ∆M<br />

0<br />

n/n 1 1<br />

Leistungsbilanz eines Hysteresemotors<br />

0<br />

n/n 1 1<br />

Momentenkennlinie eines Hysteresemotors<br />

Schrittmotoren<br />

Schrittmotoren sind eine Sonderbauform der Synchronmaschine mit ausgeprägten Ständerpolen,<br />

deren Wicklungen durch Stromimpulse zyklisch angesteuert werden.<br />

Dem sprungförmig umlaufendem Magnetfeld folgt der Läufer jeweils mit einem Schritt um den<br />

Winkel α.<br />

Einer Reihe von n Steuerimpulsen entspricht daher eine Drehung der Welle um den Drehwinkel<br />

ϕ = n · α, was eine Positionierung ohne Rückmeldung erlaubt.<br />

Zu einem Motor gehört immer ein dem Motor zugeordnetes Ansteuergerät.<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 89


1<br />

S<br />

+<br />

I<br />

2<br />

N<br />

N<br />

3<br />

Steuerung<br />

α<br />

S<br />

Schaltung eines dreisträngigen Reluktanzschrittmotors mit einem Schrittwinkel α = 15°<br />

Das Prinzip der Schrittmotortechnik kann am Beispiel eines dreisträngigen Motors mit Reluktanzläufer<br />

gezeigt werden. Durch die Stromimpulse werden die Wicklungsstränge 1 bis 3 nacheinander<br />

erregt und damit eine sprungförmige Winkeländerung der Ständerfeldlage erreicht. Der<br />

Läufer stellt sich jeweils so in dieses Ständerfeld ein, daß vier seiner Zähne mit den gerade<br />

erregten Ständerpolen deckungsgleich sind, was der Stellung kleinsten magnetischen Widerstandes<br />

(Reluktanz) entspricht. Im Beispiel ergibt jeder Impuls einen Winkelschritt von α = 15°.<br />

In der Praxis werden häufig im Vollschrittbetrieb mit einem Winkelschritt von α immer alle m<br />

Wicklungen mit unterschiedlicher Polarität bestromt (möglichst großer Wirkungsgrad). Im<br />

Halbschrittbetrieb mit einem Winkelschritt von α/2 werden dann abwechselnd m Wicklungen<br />

und m-1 Wicklungen bestromt.<br />

Schrittmotoren werden als permanenterregte Motoren, als Reluktanzmotoren mit weichmagnetischem<br />

Läuferzahnrad oder als Hybridmotoren mit m = 2 bis m = 5 Wicklungssträngen ausgeführt.<br />

G. Schenke, 9.2002 Grundlagen der Elektrotechnik III FB Technik, Abt. E+I 90

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