Predigt gehalten in Ort / Datum - Pforzheimer Stadtmission e.V.

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20.01.2015 Aufrufe

Predigt über Jona 1, 4- 2, 1 / Uli Limpf / Seite -4- flüchten. Im Büro zu sein und Überstunden zu machen, ist viel einfacher, als sich den Konflikten zu Hause zu stellen. Freilich gibt man das nicht so platt zu. Da sind berufliche Notwendigkeiten, die den übermäßigen beruflichen Einsatz erfordern, da findet man immer ein paar Gründe, die sachlich zwingend sind. Aber oft ist das auch eine Flucht. Andere wählen einen anderen Fluchtweg. Man flüchtet vor den Problemen des Alltags in endloses Shoppen. Auch das kann man gut begründen. Schließlich muss man günstige Sonderangebote finden. Schließlich muss man die Rabattschlacht des SSV ausnutzen. Ein beliebter Fluchtweg aus der Realität des Lebens ist das Internet geworden. Im Internetspiel „second life“ können sich Menschen eine virtuelle Scheinwelt aufbauen. Alles wird wie im wirklichen Leben simuliert. Oft fliehen Menschen dabei aus ihrem richtigen, ersten Leben. Stundenlang können sie mit irgendwelchen Leuten auf der Welt chatten – aber mit realen Freunden zusammen oder in der Familie bringen sie keine drei Worte heraus. Bei einer Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstitutes Kimberly & Young ergab sich bei Chattern oder Menschen, die in Internetscheinwelten eintauchen, folgende „Hitliste“ der „Dinge, denen sie davonlaufen wollten“: Einsamkeit, Unzufriedenheit in der Ehe, Stress in der Arbeit, Langeweile, Depressionen, finanzielle Probleme, Unsicherheit in Bezug auf Aussehen. Mehr als eine Million Online-Süchtige soll es inzwischen in Deutschland geben, so ermittelte die hessische Landesstelle für Suchtfragen. Internetsüchtige vernachlässigen ihre sozialen Kontakte, bewegen sich nur noch in virtuellen Räumen und können sich nicht mehr selbst kontrollieren. Wieder andere fliehen in den Alkohol, um wenigstens für einige Stunden am Tag der Realität des Lebens zu entkommen. Manchmal flüchten wir in die Resignation, ziehen uns wie Jona die Decke über den Kopf, würden am liebsten die Welt und alle Probleme in ihr ignorieren. Aber wer flieht, verfehlt sein Ziel und das nennt die Bibel Schuld. Wir haben es schon am letzten Sonntag gesagt: Jonas Flucht ist ein Weg nach unten. Hinunter nach Jaffa, hinunter in den Bauch des Schiffes und später hinunter in die Tiefen des Meeres. Flucht ist Abstieg – auf dem Fluchtweg verliert Jona immer mehr sich selbst. Martin Luther sagte zu dieser Stelle: „Da liegt er nun und schnarcht in seinen Sünden. Jonas Traumschiff wird ihm zum Albtraumschiff.“ Fliehen vor Problemen, fliehen vor Gott, fliehen vor Verantwortung führt uns nie besonders weit und manchmal muss uns Gott einen Sturm schicken, bis wir unsere Fluchtwege einsehen. Und das Fatale an Jonas Flucht: Die Menschen um Jona herum leiden am meisten an seinem Lebensstil, an seiner Flucht. Er zieht andere mit hinunter, er setzt auch andere dem Sturm aus. Seine Flucht bringt andere Menschen in Gefahr. Das müssen wir wissen, dem müssen wir ins Auge sehen. Unsere Flucht, unser Lebensstil, den wir wählen, ist nie unsere Privatangelegenheit. So oft ist es so, dass meine Umgebung den Preis für meinen Lebensstil mitbezahlt. Wenn Väter in die Arbeit fliehen, bezahlen Kindern den Preis mit. Wenn Frauen sich in Alkohol flüchten, bezahlt die Familie den Preis mit. Jona bringt mit seinem Lebensstil ein ganzes Schiff in Gefahr. Ja, das gibt es! Man kann mit seinem Lebensstil eine ganze Familie und manchmal sogar eine ganze Gemeinde in Gefahr bringen.

Predigt über Jona 1, 4- 2, 1 / Uli Limpf / Seite -5- Es wäre noch viel zu dieser Jonageschichte zu sagen. Jona kommt an Deck und erkennt die ganze Bescherung. Es wird gelost, wer schuld ist, eine heidnische Vorstellung – und es trifft Jona. Und nun stellen ihm die Leute auf dem Schiff viele, viele Fragen: Jona 1, 8 Sage uns, warum geht es uns so übel Was ist dein Gewerbe, und wo kommst du her Aus welchem Lande bist du, und von welchem Volk bist du Und indem Jona spricht, geht ihm wohl auf, dass er mit sich selbst nicht mehr deckungsgleich ist. Jona fürchtet den Herrn, der das Meer und das Trockene gemacht hat und ist doch zugleich auf der Flucht vor ihm. Eigentlich müsste Jona es jetzt merken – das passt nicht zusammen! Ist seine Flucht jetzt vorbei, kehrt ein Jona jetzt um Fällt er auf seine Knie und sagt zu Gott: „Ich bekenne dir meine Schuld. Ich will dir gehorchen und nach Ninive gehen.“ Jonas dritter Schachzug: Er kehrt um und übernimmt die Verantwortung Jona 1, 12 Er sprach zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer still werden und von euch ablassen. Denn ich weiß, dass um meinetwillen dies große Ungewitter über euch gekommen ist. Jona weiß, wie zu helfen ist. In der Frage der Matrosen: „Was sollen wir jetzt tun“, übergeben sie ihm die Verantwortung für sein seitheriges Handeln. Und – das ehrt einen Jona – er ist bereit, die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. „Werft mich ins Meer. Ich habe schon eure Güter ruiniert. Ich will euer Leben nicht länger in Gefahr bringen.“ Zunächst einmal wollen ihm die Matrosen die Folgen seines Lebensstiles noch gar nicht zumuten. Sie versuchen das zu vermeiden. Sie rudern wie wild. Aber irgendwann merken sie, dass das nicht mehr geht. Und so muten sie ihm die Verantwortung für sein Handeln zu. Das ist übrigens ein Prinzip, das auch in der Erziehung wichtig ist. Man muss den Kindern die Folgen ihres Handelns zumuten. Aber, genau wie die Matrosen, versuchen viele Eltern zunächst einmal, dies zu vermeiden. Lieber rudern sie selbst wie wild, um den Kindern nicht die Folgen ihres Handelns zumuten zu müssen. Aber das bringt Kinder nicht weiter und Eltern oft an den Rand ihrer Möglichkeiten. Indem die Matrosen Jona die Folgen seines Handelns zumuten, verhelfen sie ihm zu einer Gotteserfahrung und auch sie selbst machen auf diese Weise eine Erfahrung mit Gott. Jona geht über Bord und der Sturm legt sich. Das Meer wurde wieder ruhig. Die Matrosen lernen den Gott eines Jona kennen als den Gott, der Herr ist über das Meer und über das Trockene. Jona ist nun über Bord, eigentlich wäre das sein letzter Schachzug gewesen. Aber wäre Jona nun untergegangen und ertrunken, dann wäre ja Gott nicht an seinem Ziel angekommen. Sein Ziel war es ja nicht, den Jona zu vernichten. Sein Ziel war es, einen Propheten nach Ninive zu schicken und Ninive zu retten. Wäre Jona in dieser Situation gestorben, wäre die Begegnung zwischen Jona und Gott mit einem Remis zu Ende gegangen. Keiner von beiden hätte gewonnen. Und so kommt es, dass in der Jonageschichte jetzt Gott wieder am Zug ist.

<strong>Predigt</strong> über Jona 1, 4- 2, 1 / Uli Limpf / Seite -4-<br />

flüchten. Im Büro zu se<strong>in</strong> und Überstunden zu machen, ist viel e<strong>in</strong>facher, als sich den<br />

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Andere wählen e<strong>in</strong>en anderen Fluchtweg. Man flüchtet vor den Problemen des Alltags<br />

<strong>in</strong> endloses Shoppen. Auch das kann man gut begründen. Schließlich muss<br />

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E<strong>in</strong> beliebter Fluchtweg aus der Realität des Lebens ist das Internet geworden. Im<br />

Internetspiel „second life“ können sich Menschen e<strong>in</strong>e virtuelle Sche<strong>in</strong>welt aufbauen.<br />

Alles wird wie im wirklichen Leben simuliert. Oft fliehen Menschen dabei aus ihrem<br />

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Welt chatten – aber mit realen Freunden zusammen oder <strong>in</strong> der Familie br<strong>in</strong>gen sie<br />

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Bei e<strong>in</strong>er Studie des amerikanischen Me<strong>in</strong>ungsforschungs<strong>in</strong>stitutes Kimberly &<br />

Young ergab sich bei Chattern oder Menschen, die <strong>in</strong> Internetsche<strong>in</strong>welten e<strong>in</strong>tauchen,<br />

folgende „Hitliste“ der „D<strong>in</strong>ge, denen sie davonlaufen wollten“:<br />

E<strong>in</strong>samkeit, Unzufriedenheit <strong>in</strong> der Ehe, Stress <strong>in</strong> der Arbeit, Langeweile, Depressionen,<br />

f<strong>in</strong>anzielle Probleme, Unsicherheit <strong>in</strong> Bezug auf Aussehen.<br />

Mehr als e<strong>in</strong>e Million Onl<strong>in</strong>e-Süchtige soll es <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> Deutschland geben, so<br />

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ihre sozialen Kontakte, bewegen sich nur noch <strong>in</strong> virtuellen Räumen und können<br />

sich nicht mehr selbst kontrollieren.<br />

Wieder andere fliehen <strong>in</strong> den Alkohol, um wenigstens für e<strong>in</strong>ige Stunden am Tag der<br />

Realität des Lebens zu entkommen.<br />

Manchmal flüchten wir <strong>in</strong> die Resignation, ziehen uns wie Jona die Decke über den<br />

Kopf, würden am liebsten die Welt und alle Probleme <strong>in</strong> ihr ignorieren.<br />

Aber wer flieht, verfehlt se<strong>in</strong> Ziel und das nennt die Bibel Schuld. Wir haben es schon<br />

am letzten Sonntag gesagt: Jonas Flucht ist e<strong>in</strong> Weg nach unten. H<strong>in</strong>unter nach Jaffa,<br />

h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong> den Bauch des Schiffes und später h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong> die Tiefen des Meeres.<br />

Flucht ist Abstieg – auf dem Fluchtweg verliert Jona immer mehr sich selbst. Mart<strong>in</strong><br />

Luther sagte zu dieser Stelle: „Da liegt er nun und schnarcht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Sünden. Jonas<br />

Traumschiff wird ihm zum Albtraumschiff.“<br />

Fliehen vor Problemen, fliehen vor Gott, fliehen vor Verantwortung führt uns nie besonders<br />

weit und manchmal muss uns Gott e<strong>in</strong>en Sturm schicken, bis wir unsere<br />

Fluchtwege e<strong>in</strong>sehen.<br />

Und das Fatale an Jonas Flucht: Die Menschen um Jona herum leiden am meisten<br />

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andere dem Sturm aus. Se<strong>in</strong>e Flucht br<strong>in</strong>gt andere Menschen <strong>in</strong> Gefahr. Das müssen<br />

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den wir wählen, ist nie unsere Privatangelegenheit. So oft ist es so, dass me<strong>in</strong>e Umgebung<br />

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Familie den Preis mit. Jona br<strong>in</strong>gt mit se<strong>in</strong>em Lebensstil e<strong>in</strong> ganzes Schiff <strong>in</strong> Gefahr.<br />

Ja, das gibt es! Man kann mit se<strong>in</strong>em Lebensstil e<strong>in</strong>e ganze Familie und manchmal<br />

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