The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl
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»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />
schleppt er sich auf den <strong>be</strong>iden Krücken zur Bank im Hof,<br />
wo wir das Gespräch m<strong>it</strong> ihm führen.<br />
5. Auch Schwangere, Babys, Kleinkinder<br />
und Jugendliche sind in Haft<br />
In dieser Halle sind noch we<strong>it</strong>ere Kranke untergebracht.<br />
Die Flüchtlinge b<strong>it</strong>ten uns darum dafür zu sorgen, dass<br />
einer von ihnen, der an Epilepsie leidet, <strong>be</strong>handelt wird<br />
und das Haftlager verlassen darf. Auch ein Flüchtling, der<br />
an Dia<strong>be</strong>tes erkrankt ist, ist hier inhaftiert.<br />
4. Menschenunwürdige Haft<strong>be</strong>dingungen<br />
Das Haftlager M<strong>it</strong>ilini <strong>be</strong>steht aus Lagerhallen. Vier Hallen<br />
gibt es für die männlichen Flüchtlinge. 40 bis 50 werden<br />
jeweils in solch einer Halle eingesperrt. Die San<strong>it</strong>äranlagen<br />
sind defekt und laufen ü<strong>be</strong>r. Eine dreckige Brühe<br />
aus Abwässern fließt durch die Tore auf den Hof.<br />
Die Flüchtlinge äußern zunächst nur eine B<strong>it</strong>te: »Sorgt<br />
dafür, dass wir wenigstens einmal am Tag eine Stunde<br />
in die Sonne dürfen. Wir sind alle krank geworden, uns<br />
fehlt die frische Luft. Helft uns«, appellieren sie. Wir<br />
konfrontieren den uns <strong>be</strong>gle<strong>it</strong>enden Polizisten m<strong>it</strong> diesen<br />
Aussagen. Er <strong>be</strong>hauptet, dass die Flüchtlinge jeden Tag<br />
in den Hof dürften. Das genaue Gegenteil von dem,<br />
was die Flüchtlinge uns <strong>be</strong>richten. »Se<strong>it</strong> 17 Tagen bin ich<br />
eingesperrt, ohne dass ich auch nur einmal hier raus<br />
durfte«, sagt ein Flüchtling.<br />
»Wie lange werde ich noch in Haft blei<strong>be</strong>n Wann darf<br />
ich endlich hier raus«, fragt er uns. Eine Frage, auf die<br />
es keine Antwort gibt.<br />
Im zwe<strong>it</strong>en Stock des Gebäudes gibt es zwei große<br />
Hallen für Frauen, Kinder und Jugendliche. In der linken<br />
Halle sind un<strong>be</strong>gle<strong>it</strong>ete Minderjährige und junge Männer<br />
aus Afghanistan inhaftiert. Diese Halle dürfen wir <strong>be</strong>treten<br />
und m<strong>it</strong> den Flüchtlingen sprechen. Viele von ihnen<br />
laufen auf dem nackten Betonboden barfuss. Bei der<br />
Flucht m<strong>it</strong> dem Schlauchboot ü<strong>be</strong>r das Meer sind ihnen<br />
die Schuhe abhanden gekommen. Weder neue Schuhe<br />
noch Kleider zum Wechseln gibt es. Cirka ein Dr<strong>it</strong>tel der<br />
Flüchtlinge ist unter 18 Jahre, die Jüngsten 14 Jahre alt.<br />
In der rechten Halle sind Frauen m<strong>it</strong> Kleinkindern untergebracht.<br />
Zum Ze<strong>it</strong>punkt unseres Besuches waren neun<br />
Frauen dort. Eine von ihnen ist hochschwanger. Zwei<br />
we<strong>it</strong>ere Frauen sind stillende Mütter m<strong>it</strong> Babys von ca. 3<br />
und 9 Monaten. In der Halle sind auch fünf Kleinkinder<br />
im Alter von 4-6 Jahren inhaftiert. Eines der Kinder ist<br />
krank. Wir erreichen, dass die Mutter m<strong>it</strong> ihren <strong>be</strong>iden<br />
Kindern zu einem Arzt gefahren wird.Eine der Mütter<br />
b<strong>it</strong>tet auch um Schuhe für ihr Kind. Die Fünfjährige hat<br />
keine Schuhe. Eine andere Frau zeigt uns ihr Kind. Es<br />
leidet unter einem starken Hautausschlag und braucht<br />
ärztliche Hilfe.<br />
Händeringend b<strong>it</strong>tet eine der afghanischen Frauen, die<br />
ein Baby hat, um Hilfe. Sie will m<strong>it</strong> ihrem Mann – er ist<br />
getrennt von der Familie im Männertrakt inhaftiert –<br />
nach Deutschland. Dort lebt ihr Schwager. Sie fragt, ob<br />
Deutschland sie aufnehmen würde.<br />
Auch in dieser Fabrikhalle sind die San<strong>it</strong>äranlagen defekt.<br />
Aus dem Dusch- und WC-Raum fließt Abwasser in<br />
die Halle, in der die Betten aufgebaut sind. Cirka 20 m 2<br />
sind davon <strong>be</strong>deckt. Es stinkt fürchterlich nach Abwasser.<br />
Die Frauen b<strong>it</strong>ten dringend um Hilfe. Ob wir nicht<br />
wenigstens erreichen können, dass die hochschwangere<br />
Frau entlassen wird, fragen sie.