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The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl

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»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />

Einführung<br />

<strong>Asyl</strong>suchende werden von Deutschland und anderen europäischen<br />

Staaten aus nach Griechenland zurückgescho<strong>be</strong>n,<br />

ohne dass ihr <strong>Asyl</strong>antrag inhaltlich geprüft wurde.<br />

Grundlage ist die europäische Dublin II-Verordnung, nach<br />

der in der Regel das Land für die Durchführung des <strong>Asyl</strong>verfahrens<br />

zuständig ist, das dem Flüchtling das Betreten<br />

des europäischen Terr<strong>it</strong>oriums ermöglichte. Für viele<br />

Menschen, vor allem aus dem Irak, Afghanistan, Iran<br />

und Somalia, führt der Fluchtweg ü<strong>be</strong>r die Ägäis. Von der<br />

Türkei aus gibt es zwei Hauptwege nach Griechenland: Im<br />

Nordosten des Landes, in der Region des Flusses Evros,<br />

versuchen Flüchtlinge die Landgrenze zwischen Griechenland<br />

und der Türkei zu passieren. Die andere Fluchtroute<br />

geht ü<strong>be</strong>r das M<strong>it</strong>telmeer: Flüchtlinge versuchen, von der<br />

Türkei auf eine der griechischen Inseln zu gelangen, die<br />

nur wenige Kilometer vom türkischen Festland entfernt<br />

liegen. Die Inseln der Nordöstlichen Ägäis, ins<strong>be</strong>sondere<br />

die Inseln Chios, Samos und Lesbos sind zentrale Einreisewege<br />

für Flüchtlinge auf dem Seeweg.<br />

Se<strong>it</strong> einigen Monaten <strong>be</strong>re<strong>it</strong>s ist PRO ASYL <strong>be</strong>unruhigt<br />

ü<strong>be</strong>r die Berichte von Flüchtlingen, die in ihren Anhörungen<br />

in Deutschland vortragen, dass sie in Griechenland<br />

keine Chance gehabt hätten, einen <strong>Asyl</strong>antrag entsprechend<br />

den Erfordernissen der Genfer Flüchtlingskonvention<br />

zu stellen. Zudem häuften sich Berichte von<br />

Flüchtlingen ü<strong>be</strong>r Misshandlungen und Zurückweisungsversuche<br />

durch die griechische Küstenwache.<br />

Vom 12. Juli bis zum 14. August 2007 hat eine Delegation<br />

von PRO ASYL eine Recherchereise nach Griechenland<br />

durchgeführt, um die Verhältnisse vor Ort zu prüfen.<br />

PRO ASYL wurde da<strong>be</strong>i von der Vereinigung der Rechtsanwälte<br />

für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten<br />

aus Athen <strong>be</strong>gle<strong>it</strong>et und unterstützt.<br />

Im Zentrum unserer Recherche standen die Frage des<br />

Zugangs zum griechischen Terr<strong>it</strong>orium, die Aufnahmebzw.<br />

Haft<strong>be</strong>dingungen für neuankommende Flüchtlinge<br />

auf den Inseln Chios, Samos und Lesbos und die <strong>be</strong>sondere<br />

S<strong>it</strong>uation von minderjährigen Flüchtlingen.<br />

Die ar<strong>be</strong><strong>it</strong>steilige Recherchereise <strong>be</strong>inhaltete die Besichtigung<br />

der griechischen Haftzentren (Special Holding<br />

Facil<strong>it</strong>ies for Aliens) auf den Inseln Chios, Samos und<br />

Lesbos und Gespräche m<strong>it</strong> Flüchtlingen, Behörden,<br />

Vertretern der Küstenwache sowie ortsansässigen Menschenrechtsin<strong>it</strong>iativen<br />

auf den genannten Inseln, in<br />

Athen und in Patras.<br />

Insgesamt wurden <strong>be</strong>i der Recherche Gespräche m<strong>it</strong><br />

we<strong>it</strong> mehr als 100 Flüchtlingen geführt. Darunter waren<br />

viele Flüchtlinge aus dem Irak und Afghanistan. Die<br />

meisten von ihnen hatten versucht, von der Türkei aus<br />

ü<strong>be</strong>r das M<strong>it</strong>telmeer auf eine der vor der türkischen<br />

Küste gelegenen griechischen Inseln zu gelangen. In<br />

anderen Fällen <strong>be</strong>richteten die Flüchtlinge ü<strong>be</strong>r ihre Erfahrungen<br />

<strong>be</strong>i der Ü<strong>be</strong>rquerung der Landgrenze (Region<br />

Evros) zwischen der Türkei und Griechenland.<br />

M<strong>it</strong> folgenden In<strong>it</strong>iativen auf den nordägäischen Inseln<br />

wurden Gespräche geführt:<br />

■ Comm<strong>it</strong>tee for solidar<strong>it</strong>y w<strong>it</strong>h refugees in Chios,<br />

■ Movement for human rights – Solidar<strong>it</strong>y w<strong>it</strong>h refugees<br />

in Samos,<br />

■ »PROS FYGI« – In<strong>it</strong>iative for solidar<strong>it</strong>y w<strong>it</strong>h refugees<br />

in M<strong>it</strong>ilini/Lesbos.<br />

We<strong>it</strong>ere Gespräche fanden statt m<strong>it</strong><br />

■ Vertretern von Polizei<strong>be</strong>hörden (Chios, Samos<br />

und M<strong>it</strong>ilini) und der Präfektur in M<strong>it</strong>ilini;<br />

■ Vertretern der griechischen Küstenwache;<br />

■ Vertretern des UNHCR Griechenland,<br />

Vertreterinnen und Vertretern zivilgesellschaftlicher<br />

Organisationen, die eine wichtige Rolle <strong>be</strong>i der Aufnahme<br />

und im <strong>Asyl</strong>verfahren von Schutzsuchenden einnehmen:<br />

■ Greek Council for Refugees (GCR);<br />

■ Medical rehabil<strong>it</strong>ation center for torture victims<br />

(Athen);<br />

■ Ecumenical <strong>Pro</strong>gram for Refugees (Athen);<br />

■ Network for social support to migrants and refugees<br />

(Athen) und<br />

■ Association for the support of youth ARSIS (Athen).<br />

Das Rechercheteam <strong>be</strong>stand aus Rechtsanwältin<br />

Marianna Tzeferakou (Vereinigung der Rechtsanwälte<br />

für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten, Athen),<br />

Günter Burkhardt (Geschäftsführer von PRO ASYL), Karl<br />

Kopp (Europareferent von PRO ASYL und Vorstandsm<strong>it</strong>glied<br />

des europäischen Flüchtlingsrats ECRE) und<br />

dem Journalisten Elias Bierdel (Borderline-Europe).<br />

Die Recherchereise wurde von der Stiftung PRO ASYL<br />

und dem Förderverein PRO ASYL finanziert.<br />

Der folgende Bericht fußt vor allem auf den Ergebnissen<br />

der Gespräche dieser Recherchereise und der eigenen<br />

Beobachtungen. Ergänzend werden einige öffentlich zugängliche<br />

schriftliche Quellen herangezogen.<br />

4 Einführung

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