The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl
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»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />
ich misshandelt wurde. Sie schauten mich sehr ernst<br />
an. Sie sagten zu mir: «Wir werden dich töten.« Ihr Gesichtsausdruck<br />
war erschreckend. Ich war völlig verängstigt.<br />
Ein andere Polizist – ein Dicker – kam und sagte mir<br />
ins Ohr: »Sag die Wahrhe<strong>it</strong>. Diese <strong>be</strong>iden Polizisten sind<br />
sehr gefährlich. Sie werden dich töten.<br />
Mein Freund, ich will nicht, dass du <strong>Pro</strong>bleme <strong>be</strong>kommst.<br />
Sag einfach die Wahrhe<strong>it</strong>, und nichts wird dir<br />
passieren. A<strong>be</strong>r sei vorsichtig. Was auch immer passiert,<br />
wird dir geschehen und nicht den anderen.«<br />
Ich lächelte und einer der <strong>be</strong>iden Polizisten trat mich<br />
sofort in den Brustkorb.<br />
Sie griffen mich an <strong>be</strong>iden Schultern und rissen mich<br />
hoch. Ich wurde erneut geschlagen und zur Rückse<strong>it</strong>e<br />
des Schiffes – in den Maschinen<strong>be</strong>reich – gebracht. Die<br />
anderen aus der Gruppe konnten mich nicht sehen und<br />
wahrscheinlich auch nicht hören, weil es im Maschinenraum<br />
sehr laut war.<br />
Einer der Polizisten forderte mich auf, ihn anzusehen.<br />
Er zog seine Waffe und hielt die Waffe von o<strong>be</strong>n an meinen<br />
Kopf. Ich sah die Waffe nicht, a<strong>be</strong>r ich konnte sie<br />
spüren: »Sag die Wahrhe<strong>it</strong>« – dann hörte ich, wie die<br />
Waffe entsichert wurde und es wurde ein Schuss in die<br />
Luft abgefeuert. Dieser Schuss wurde auch von den anderen<br />
gehört, wie ich später erfuhr. Die anderen dachten,<br />
man hätte mich umgebracht.<br />
Dann gab der Polizist mir Papier und Schreibzeug. Er forderte<br />
mich auf: »Zeichne das große Schiff, das euch aus<br />
Libyen gebracht hat.«<br />
Er wollte wissen, wie viele Leute wir waren, wie lange<br />
die Reise gedauert hatte und wie wir in das kleine Schiff<br />
gelangt waren. Er fragte mich nach der Far<strong>be</strong> und dem<br />
Namen des Schiffes. Ich antwortete: »Ich weiß es nicht«.<br />
Dann wurde ein m<strong>it</strong> Wasser gefüllter Plastikeimer gebracht.<br />
Ich kniete die ganze Ze<strong>it</strong>.<br />
»Siehst du das Wasser« Meine Arme wurden von<br />
einem Polizisten hinter meinem Rücken zusammengepresst.<br />
Der andere drückte meinen Kopf m<strong>it</strong> einem<br />
Nackengriff nach unten ins Wasser. Ich konnte nicht mehr<br />
atmen. Ich wurde erst nach einiger Ze<strong>it</strong> hochgezogen.<br />
»Weißt du nun die Far<strong>be</strong> und den Namen des Schiffes«<br />
– Ich sagte: »Nein«.<br />
Er schlug mir zweimal ins Gesicht. Der Polizist hinter<br />
mir griff erneut nach meinen Armen. Ich wollte noch einmal<br />
tief Luft holen. Der Polizist vor mir fragte: »Erinnerst<br />
du dich jetzt, oder nicht« – Ich verneinte erneut.<br />
Und sofort packte er meinen Kopf und drückte ihn wieder<br />
in den Wassereimer. Ich hatte Todesangst. Ich dachte,<br />
dass ich das nicht ü<strong>be</strong>rle<strong>be</strong>n werde. Als ich wieder<br />
hoch kam, fragte mich der Polizist wieder: »Du erinnerst<br />
dich also nicht« – Ich wiederholte: »Nein«. Er drückte<br />
mich noch einmal in den Wassereimer. Der Polizist holte<br />
dann eine Plastiktüte und zog sie mir ü<strong>be</strong>r den Kopf.<br />
Er presste diese Tüte m<strong>it</strong> einer Hand um meinen Hals<br />
zusammen. Ich konnte nicht mehr atmen. Diese <strong>Pro</strong>zedur<br />
m<strong>it</strong> der Plastiktüte ha<strong>be</strong>n sie m<strong>it</strong> mir dreimal gemacht –<br />
und immer stellten sie mir die gleichen Fragen. Ein<br />
Polizist machte dann ein Zeichen m<strong>it</strong> der Hand: Es ist<br />
genug.<br />
Ein junger Mann, der etwas geistig zurückgeblie<strong>be</strong>nen<br />
ist, wurde danach e<strong>be</strong>nfalls in den hinteren Teil des<br />
Schiffes gebracht. Ich konnte dies <strong>be</strong>obachten. Auch ihm<br />
wurde Papier und Stift gege<strong>be</strong>n, um das Schiff zu zeichnen.<br />
Auch er wurde nach Name und Far<strong>be</strong> des Schiffes<br />
gefragt. Der Junge deutete auf die weißen Gummihandschuhe<br />
der Polizisten. Ich sagte den Polizisten, der Junge<br />
sei nicht in der Lage, die Fragen zu verstehen. Ein Polizist<br />
zeigte dem Jungen e<strong>be</strong>nfalls seine Waffe. Der Junge<br />
z<strong>it</strong>terte am ganzen Körper. Ich sagte den Polizisten: »Der<br />
Junge ist halbverrückt. Fragt seinen Vater.«<br />
Sie ließen den Jungen da zurück und holten eine andere<br />
Person aus dem vorderen Bereich – einen 21-jährigen<br />
Mann. Auch er wurde <strong>be</strong>fragt und dreimal in den Wassereimer<br />
gedrückt. Danach wurde ihm auch dreimal die<br />
Plastiktüte ü<strong>be</strong>r den Kopf gezogen. Dann wurde noch ein<br />
anderer Mann geholt (etwa 30 Jahre alter Palästinenser).<br />
Auch er wurde m<strong>it</strong> den gleichen Fragen konfrontiert, dreimal<br />
in den Eimer gedrückt und dreimal m<strong>it</strong> dieser Tüte<br />
ü<strong>be</strong>r dem Kopf <strong>be</strong>ar<strong>be</strong><strong>it</strong>et. Wir alle waren völlig verängstigt.<br />
Das Schiff fuhr die ganze Ze<strong>it</strong> sehr langsam und plötzlich<br />
erhöhte es die Geschwindigke<strong>it</strong>. Ein Polizist fragte mich:<br />
»Woher kannst du Englisch« Ich teilte ihm m<strong>it</strong>, dass<br />
ich m<strong>it</strong> Touristen gear<strong>be</strong><strong>it</strong>et ha<strong>be</strong>. »Wir bringen euch jetzt<br />
zum Camp. Alles wird gut. Wir wissen, dass du lügst,<br />
a<strong>be</strong>r du lügst gut«. Die drei anderen Männer und später<br />
auch ich wurden dann wieder zu Gruppe zurückgebracht<br />
(Vorder<strong>be</strong>reich des Schiffes).<br />
Ein Polizist forderte mich auf, den anderen m<strong>it</strong>zuteilen:<br />
»Redet nicht ü<strong>be</strong>r das, was hier geschehen ist. Wenn<br />
ihr etwas falsch macht, werden wir euch umbringen.« Ich<br />
ü<strong>be</strong>rsetzte dies. Die Leute sagten: OK. Er forderte mich<br />
auf, der Gruppe klar zu machen, dass sie deutlicher und<br />
lauter zustimmen sollen. Und die ganze Gruppe schrie:<br />
OK.<br />
Ein Polizist brachte den Eimer und tauchte meinen<br />
Kopf – vor der gesamten Gruppe – ins Wasser. Ich<br />
konnte nicht atmen. Der Polizist machte den anderen<br />
klar, wenn sie nicht schweigen, werden sie genauso<br />
<strong>be</strong>handelt.<br />
34 Annex 1: Gesprächsauszüge