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The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl

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»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />

4. Patras – Tor nach Westeuropa<br />

Teil unserer Recherchereise war auch ein Aufenthalt in<br />

der Hafenstadt Patras, wo sich der größte Fährhafen<br />

nach Italien <strong>be</strong>findet. 42 Im Hafengebiet von Patras trafen<br />

wir auf eine Gruppe Minderjähriger, die wir <strong>be</strong>re<strong>it</strong>s im<br />

Gefängnis auf Lesbos getroffen hatten.<br />

Sie hatten sich m<strong>it</strong>tlerweile von Lesbos ü<strong>be</strong>r Athen bis<br />

nach Patras durchgeschlagen. Wie hunderte von Menschen<br />

warteten sie hier auf die Chance, nach Italien oder<br />

in ein anderes europäisches Land zu gelangen. Als wir<br />

die Gruppe, die freundlich auf uns zukam, auf einen kleinen<br />

Imbiss einluden, mussten wir feststellen, dass die<br />

Flüchtlinge im Hafen von Patras in einer sehr schlechten<br />

Verfassung waren: Viele waren schlicht völlig ausgehungert.<br />

Afghanische Minderjährige und junge Männer kamen<br />

zu Dutzenden auf uns zu. Wir organisierten eine notdürftige<br />

Verpflegung an der nächst gelegenen Imbissbude.<br />

Nicht nur der Hunger ließ die Flüchtlinge verzweifeln.<br />

Etliche Flüchtlinge wiesen teils schwere Verletzungen<br />

auf. Wir <strong>be</strong>sichtigten das <strong>be</strong>hördlich geduldete Camp der<br />

Flüchtlinge, das vorwiegend aus selbst zusammengebauten<br />

Hütten <strong>be</strong>steht. Es <strong>be</strong>findet sich außerhalb von<br />

Patras, am Rande eines kleinen Flusses, in dem sich die<br />

Menschen waschen. Eine Wasserversorgung existiert,<br />

sowe<strong>it</strong> wir es sehen konnten, nicht, san<strong>it</strong>äre Anlagen<br />

e<strong>be</strong>nfalls nicht.<br />

Im Lager <strong>be</strong>gegnen uns die Menschen zuerst m<strong>it</strong> Misstrauen.<br />

Sie wirken verstört und sind offenkundig auf<br />

Unterstützung angewiesen. Im Gespräch müssen wir<br />

feststellen, dass die Flüchtlinge ü<strong>be</strong>r ihre Lage und das<br />

europäische <strong>Asyl</strong>recht, ins<strong>be</strong>sondere das Dublin II-Verfahren,<br />

vollkommen uninformiert sind. In der Gruppe der<br />

Flüchtlinge waren viele, die auch nach den restriktiven<br />

Regeln des europäischen Verteilungssystems gute<br />

Chancen auf einen legalen Aufenthalt oder ein <strong>Asyl</strong>verfahren<br />

in einem anderen europäischen Land gehabt<br />

hätten.<br />

Patras: obdachlose Flüchtlinge an einem Fluss, der als einzige Wasserstelle dient<br />

28 Patras – Tor nach Westeuropa

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