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The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl

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»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />

Rückü<strong>be</strong>rnahmen Griechenland – Türkei 39<br />

ü<strong>be</strong>r die Rechtss<strong>it</strong>uation in Griechenland und Europa informiert<br />

bislang nicht geschaffen wurden. 38 und eine Organisation hinzugezogen, die im Be-<br />

2004: 4.006 Anträge an die Türkei,<br />

reich der Kinderrechte und Aufnahme von Flüchtlingskindern<br />

ar<strong>be</strong><strong>it</strong>et. Bei den Gesprächen m<strong>it</strong> den afghanischen<br />

davon 119 (3 %) akzeptiert.<br />

Jungen stellte sich heraus, dass einige Verwandte m<strong>it</strong><br />

einem legalen Status in anderen europäischen Ländern<br />

2005: 1.992 Anträge an die Türkei,<br />

davon 152 (7,6 %) akzeptiert.<br />

hatten. Sie ha<strong>be</strong>n nach der europäischen Dublin-II-Verordnung<br />

teilweise Anspruch darauf, von dem europäischen<br />

2006: 2.055 Anträge an die Türkei,<br />

davon 73 (3,6 %) akzeptiert.<br />

Staat aufgenommen zu werden, in dem sich ihre Familienangehörigen<br />

aufhalten. Bislang existiert a<strong>be</strong>r in Griechenland<br />

kein System, das ü<strong>be</strong>rhaupt prüft, ob und aus<br />

welchen Gründen sich ein Minderjähriger allein in Griechenland<br />

aufhält. Potentielle Begünstigte einer Familienzusammenführung<br />

nach der europäischen Dublin-II-Verordnung<br />

werden so nicht erkannt. Auch mögliche Opfer<br />

von Menschenhandel werden so nicht erkannt und in<br />

Folge dessen nicht geschützt.<br />

Se<strong>it</strong> Anfang 2007 <strong>be</strong>ginnt die Türkei verstärkt, irakische<br />

Flüchtlinge auf Grundlage des Rückü<strong>be</strong>rnahmeprotokolls<br />

zurückzunehmen. Am 1. August 2007 appellierten<br />

sechzehn griechische Menschenrechtsorganisationen,<br />

Abschiebungen von irakischen Flüchtlingen zu <strong>be</strong>enden.<br />

Nach Aussagen von Panagiotis Papadim<strong>it</strong>riou vom Greek<br />

Council of Refugees liegen den Polizei<strong>be</strong>hörden Informationen<br />

vor, nach denen mindestens drei massive<br />

Zurückweisungen von irakischen Flüchtlingsgruppen –<br />

jeweils vierzig Personen – in den ersten fünf Monaten<br />

Exkurs: Das Rückü<strong>be</strong>rnahmeprotokoll<br />

zwischen Türkei und Griechenland<br />

des Jahres 2007 stattfanden. »Es ist sehr wahrscheinlich,<br />

dass die richtigen Zahlen sehr viel höher sind«,<br />

so Papadim<strong>it</strong>riou. 40<br />

Im Jahr 2001 unterzeichneten der griechische Außenminister<br />

und sein türkischer Kollege ein bilaterales Abkommen<br />

»on combatting crime, especially terrorism, organized<br />

crime, illic<strong>it</strong> drug trafficking and illegal immigration« 36 .<br />

In Artikel 8 wird die Kooperation im Kampf gegen illegale<br />

Einwanderung bis zum Abschluss eines Rückü<strong>be</strong>rnahmeabkommens<br />

geregelt. In einem <strong>Pro</strong>tokoll zu diesem Artikel<br />

wird sehr detailliert die Rücknahme eigener Staatsangehöriger<br />

und sogenannter Dr<strong>it</strong>tstaatsangehöriger<br />

ohne Aufenthaltsrecht geregelt. UNHCR und das nationale<br />

Kom<strong>it</strong>tee für Menschenrechte kr<strong>it</strong>isieren, dass es keine<br />

<strong>be</strong>sonderen Schutzvorschriften für Flüchtlinge gibt.<br />

Aus der Sicht der griechischen Menschenrechtsorganisationen<br />

zeigt sich <strong>be</strong>i dieser völkerrechtswidrigen Praxis,<br />

dass es die o<strong>be</strong>rste Prior<strong>it</strong>ät der Polizei ist, Flüchtlinge<br />

los zu werden. »A<strong>be</strong>r da Griechenland sie nicht einfach in<br />

den Irak abschie<strong>be</strong>n kann, ist die Zurückweisung in die<br />

Türkei aus der Sicht der griechischen Behörden eine<br />

hervorragende Lösung«, so Eleni Spathana (Vereinigung<br />

der Rechtsanwälte für die Rechte von Flüchtlingen und<br />

Migranten, Athen). Die Zurückweisungen und Abschiebungen<br />

stellen eine klare Verletzung der Genfer Flüchtlingskonvention<br />

und der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />

dar, so Spathana.<br />

Griechenland verband m<strong>it</strong> dieser Unterzeichnung die<br />

Hoffnung, seine Ostgrenze im Hinblick auf »illegale<br />

Einwanderung« effizienter abzuriegeln. Die Umsetzung<br />

des Rückü<strong>be</strong>rnahmeprotokolls verlief jedoch aus der<br />

Sicht der griechischen Regierung bis Anfang 2007<br />

äußerst un<strong>be</strong>friedigend. So hat Griechenland nach Aussagen<br />

des Ministry of Public Order zwischen April 2002<br />

und Novem<strong>be</strong>r 2006 der Türkei 1.892 Vorgänge vorgelegt,<br />

die 23.689 Personen <strong>be</strong>treffen. Die türkischen<br />

Behörden ü<strong>be</strong>rnahmen davon lediglich 2.841 Personen<br />

auf der Grundlage des Rückü<strong>be</strong>rnahmeprotokolls. Griechenland<br />

<strong>be</strong>klagt ü<strong>be</strong>rdies, dass die Ü<strong>be</strong>rstellungen auf<br />

sehr komplizierte und kostenintensive Weise ü<strong>be</strong>r Evros/<br />

Nordgriechenland vollzogen werden müssen, da die<br />

Für die Flüchtlinge hat das Rückü<strong>be</strong>rnahmeprotokoll<br />

fatale Konsequenzen, ins<strong>be</strong>sondere für irakische Flüchtlinge:<br />

Ihnen droht nach der Ü<strong>be</strong>rstellung in die Türkei die<br />

unm<strong>it</strong>telbare Abschiebung in den Irak. UNHCR <strong>be</strong>stätigt,<br />

dass eine Gruppe von 135 irakischen Flüchtlingen von<br />

den türkischen Behörden auf dem Weg nach Griechenland<br />

inhaftiert wurde. Sie wurden anschließend in den<br />

Irak abgescho<strong>be</strong>n. 41<br />

Die Abschiebung irakischer Flüchtlinge findet ü<strong>be</strong>r das<br />

Evros-Gebiet, ins<strong>be</strong>sondere ü<strong>be</strong>r die Kipoi Grenzstation<br />

statt. Irakische Flüchtlinge werden von den Inseln Chios<br />

oder Samos nach Evros gebracht und in die Türkei abgescho<strong>be</strong>n.<br />

im <strong>Pro</strong>tokoll vereinbarten sechs Rückü<strong>be</strong>rnahmestellen<br />

26 Abschiebungsanordnung, Inhaftierung und Haft<strong>be</strong>dingungen

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