The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl
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»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />
steht ein Anwalt zur Verfügung, der ü<strong>be</strong>r EU-M<strong>it</strong>tel (aus<br />
dem auslaufenden EQUAL-<strong>Pro</strong>gramm) finanziert wird. Der<br />
Rechtsanwalt erhält eine Aufwandsentschädigung von 300<br />
Euro pro Monat für seine Ar<strong>be</strong><strong>it</strong>. Das Gefängnis <strong>be</strong>findet<br />
sich in Samos C<strong>it</strong>y, es handelt sich um eine ehemalige<br />
Zigarettenfabrik aus dem Jahre 1928. Das mindestens<br />
baufällige, wenn nicht gar abbruchreife Haus liegt m<strong>it</strong>ten<br />
in der Stadt. Beim Betreten schlägt uns un<strong>be</strong>schreiblicher<br />
Gestank entgegen, es riecht nach Schweiß und Urin.<br />
Ein San<strong>it</strong>ärtrakt existiert de facto nicht. Für knapp 200<br />
Menschen steht zum Ze<strong>it</strong>punkt unseres Besuches nur<br />
eine funktionierende Toilette zur Verfügung. Die Luft im<br />
Innern ist stickig, und es ist erbärmlich heiß. Ob Hofgang<br />
erlaubt wird, hängt nach Aussagen von Flüchtlingen von<br />
dem jeweils wachha<strong>be</strong>nden Polizisten ab. Er findet nur<br />
sporadisch und für kurze Ze<strong>it</strong> statt. Ähnlich verhält es<br />
sich m<strong>it</strong> der Benutzung der Telefonzelle, die sich im<br />
Innenhof <strong>be</strong>findet. Die Polizisten entscheiden, ob und<br />
wie lange telefoniert werden darf.<br />
Zustand, dass sie praktisch un<strong>be</strong>nutzbar war. Der San<strong>it</strong>är<strong>be</strong>reich<br />
war rund 1 cm hoch von fließendem Wasser/<br />
Abwässern ü<strong>be</strong>rschwemmt und stark verschmutzt. Zerbrochene<br />
Wasser<strong>be</strong>hälter/Le<strong>it</strong>ungen hingen im wahrsten<br />
Sinne des Wortes von den Wänden herab, und eine funktionierende<br />
Toilette oder Dusche war nur schwer zu finden.<br />
Die Zustände waren in jeder Hinsicht entwürdigend<br />
und unhygienisch.« 30<br />
In der Haftanstalt sprachen wir m<strong>it</strong> Flüchtlingen aus<br />
dem Libanon, Algerien, Afghanistan, Irak, Somalia und<br />
Äthiopien. Viele Häftlinge leiden aufgrund der katastrophalen<br />
hygienischen S<strong>it</strong>uation an ansteckenden Hautkrankhe<strong>it</strong>en<br />
(Krätze). Erkrankte Flüchtlinge <strong>be</strong>richteten<br />
uns, dass ihre Erkrankungen we<strong>it</strong>gehend un<strong>be</strong>handelt<br />
blei<strong>be</strong>n, obwohl stundenweise eine Ärztin ins Lager<br />
kommt. In manchen Fällen ordnet die Ärztin zwar sogar<br />
eine Ü<strong>be</strong>rstellung ins Krankenhaus an, diese unterbleibt<br />
jedoch.<br />
Ü<strong>be</strong>r das Lager in Samos zeigte sich <strong>be</strong>re<strong>it</strong>s eine Delegation<br />
des Europaparlaments im Juni 2007 entsetzt:<br />
»Generell lassen sich die Bedingungen als schmutzig,<br />
erbärmlich und unmenschlich <strong>be</strong>schrei<strong>be</strong>n.« We<strong>it</strong>er heißt<br />
es: »Die Einrichtung <strong>be</strong>fand sich wirklich in einem äußerst<br />
baufälligen Zustand in einem Ausmaß, dass er eine<br />
Gefahr für die Häftlinge darstellt. (…) Die San<strong>it</strong>äreinrichtung<br />
ohne Türen, die von Männern wie Frauen <strong>be</strong>nutzt<br />
werden muss, war in einem derart heruntergekommenen<br />
Diese Einschätzung wird von der Delegation des Europaparlaments<br />
geteilt: »Als Arznei für Kranke wird hauptsächlich<br />
Aspirin verabreicht, da in der Einrichtung kaum<br />
eine medizinische Ausstattung vorhanden ist. Weil es an<br />
Wachpersonal fehlt, können Menschen nicht ins Krankenhaus<br />
gebracht werden. Und wenn es möglich wäre, den<br />
Transport ordnungsgemäß zu organisieren, hätte das<br />
Krankenhaus nicht genügend Kapaz<strong>it</strong>ät für die Behandlung.«<br />
31<br />
Samos: Schlafsaal<br />
in der Haftanstalt<br />
Abschiebungsanordnung, Inhaftierung und Haft<strong>be</strong>dingungen 23