The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl
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»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />
2. Illegale Zurückweisungen ü<strong>be</strong>r<br />
die Landgrenze im Evros-Gebiet<br />
Bere<strong>it</strong>s se<strong>it</strong> einiger Ze<strong>it</strong> <strong>be</strong>obachten griechische Rechtsanwälte,<br />
dass die griechischen Behörden Flüchtlinge,<br />
die das griechische Terr<strong>it</strong>orium ü<strong>be</strong>r die Landgrenze erreicht<br />
ha<strong>be</strong>n, heimlich in Haftzentren festhalten, ohne<br />
dass diese dort offiziell registriert sind. Sie werden<br />
gewöhnlich zwei Tage inhaftiert, ohne dass Kontakt zur<br />
Außenwelt <strong>be</strong>steht (incommunicado) und dann illegal<br />
und m<strong>it</strong> Gewalt in die Türkei zurückgescho<strong>be</strong>n. Es gibt<br />
Berichte, nach denen Flüchtlinge aus verschiedenen<br />
Grenzpolizeistationen gesammelt und in die mil<strong>it</strong>ärische<br />
Zone gebracht werden. Sie werden dann gezwungen,<br />
den Fluss Evros in Richtung türkisches Terr<strong>it</strong>orium zu<br />
ü<strong>be</strong>rqueren. In der Türkei droht ins<strong>be</strong>sondere Flüchtlingen<br />
aus dem Irak und Iran die unm<strong>it</strong>telbare Abschiebung<br />
in ihre Herkunftsländer. Sie werden im Edirne Aliens<br />
Detention Center Tage oder Wochen inhaftiert.<br />
Sie ga<strong>be</strong>n uns eine Schei<strong>be</strong> trockenes Brot zum Essen.<br />
Die Haft<strong>be</strong>dingungen waren schrecklich. Mein Kind leidet<br />
an Herzproblemen. (…) Wir waren der Gnade der Polizisten<br />
ausgeliefert. Die palästinensischen M<strong>it</strong>gefangenen<br />
wurden geschlagen.<br />
Am Dienstag, den 20. März 2007, gegen vier Uhr<br />
morgens nahm die Polizei uns alle m<strong>it</strong> und sie fuhren<br />
uns m<strong>it</strong> einem Lastwagen weg. Sie ga<strong>be</strong>n uns nicht mal<br />
unser ganzes Gepäck zurück. Ich ha<strong>be</strong> da<strong>be</strong>i einige<br />
wichtige Dokumente verloren. Wir wurden zum Fluss gebracht.<br />
Dort waren ungefähr 150 Flüchtlinge aus dem<br />
Irak, Somalia, Er<strong>it</strong>rea, Algerien, Iran etc. Die Polizisten<br />
zwangen uns – immer in Gruppen von etwa 20 bis 30<br />
Personen – in ein Boot zu steigen. Wir wurden zum anderen<br />
Ufer des Evros gebracht – auf die türkische Se<strong>it</strong>e.<br />
Frau Z. 16 : Illegale Zurückweisung –<br />
anschließende Inhaftierung<br />
Ein griechischer Mann machte den Transport. Er fuhr hin<br />
und wieder zurück. … ich wurde m<strong>it</strong> meiner kleinen Tochter<br />
in der Nähe der türkischen Se<strong>it</strong>e ins Wasser gestoßen<br />
und das Boot fuhr weg.<br />
Einer dieser Fälle ist der Fall der Iranerin Z. Im Gespräch<br />
m<strong>it</strong> ihrer Rechtsanwältin Tzeferakou schilderte Frau Z.<br />
ihre Erfahrungen folgendermaßen:<br />
»Es war am Sonntag, der 18. März 2007 gegen 21 Uhr.<br />
Wir waren etwa 25 bis 27 Personen, als wir den Fluss<br />
Evros ü<strong>be</strong>rquerten. Wir liefen auf griechischem Boden,<br />
als wir von Uniformierten entdeckt wurden. Sie forderten<br />
uns auf stehen zu blei<strong>be</strong>n und sie schossen in die<br />
Luft.<br />
Ich war verzweifelt. Das Kind war krank. (…) Wir mussten<br />
etwa drei Stunden laufen. Und dann wurden wir von der<br />
türkischen Polizei verhaftet. Wir wurden in ein Gefängnis<br />
gebracht. Dort hat mich ein Polizist sexuell <strong>be</strong>lästigt. Und<br />
später wurden wir ins Aliens Departement von Edirne<br />
gebracht. Die Haft<strong>be</strong>dingungen dort waren schrecklich.<br />
Ich hatte große Angst, in den Iran abgescho<strong>be</strong>n zu werden.<br />
Mein Kind war krank und es gab keine medizinische<br />
Behandlung. Es war sehr schmutzig und wir hatten keine<br />
Waschgelegenhe<strong>it</strong>. Die Zellen waren ü<strong>be</strong>rfüllt.<br />
(…) Wir wurden gestoßen, sogar meine kleine Tochter<br />
(…) Neun von unserer Gruppe wurden verhaftet, die<br />
anderen entkamen. Wir wurden in ein Gefängnis gebracht.<br />
(…) Wir verbrachten dort zwei Nächte. Ich sagte<br />
den griechischen Polizisten so gut ich konnte, dass mein<br />
Ehemann in Griechenland lebt. Er ist Flüchtling. Und ich<br />
bat, m<strong>it</strong> ihm telefonieren zu dürfen. Sie verweigerten<br />
dies. Niemanden durfte ich anrufen, niemanden konnte<br />
ich um Hilfe b<strong>it</strong>ten. Ich sagte ihnen, dass wir in unserem<br />
Land Iran in Gefahr waren. Sie fragten mich nur nach<br />
meinem Namen und der National<strong>it</strong>ät.<br />
Nahezu alle Frauen in meiner Zelle waren krank. Jeden<br />
zwe<strong>it</strong>en oder dr<strong>it</strong>ten Tag kamen Menschen, die gerade<br />
verhaftet worden waren. Die Mehrhe<strong>it</strong> von ihnen kam aus<br />
Griechenland. Die meisten wurden dann abgescho<strong>be</strong>n<br />
in ihre Herkunftsländer. Es war eine hoffnungslose S<strong>it</strong>uation.«<br />
17<br />
Alarmiert von ihrem Ehemann versuchte das Medical<br />
Rehabil<strong>it</strong>ation Center for Torture Victims unterdessen<br />
gemeinsam m<strong>it</strong> UNHCR und dem griechischen Ombudsmann,<br />
Frau Z. und ihre Tochter zu finden. Sie fragte <strong>be</strong>i<br />
den zuständigen Behörden an. Alle verantwortlichen Polizeioffiziere<br />
versicherten, es sei keine Mutter m<strong>it</strong> Tochter<br />
Illegale Zurückweisungen ü<strong>be</strong>r die Landgrenze im Evros-Gebiet 17