The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl
The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl
The truth may be bitter, but it must be told « - Pro Asyl
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
»<strong>The</strong> <strong>truth</strong> <strong>may</strong> <strong>be</strong> <strong>b<strong>it</strong>ter</strong>, <strong>but</strong> <strong>it</strong> <strong>must</strong> <strong>be</strong> <strong>told</strong>«<br />
helft uns‹. Das kleine Schiff, das uns gerettet hatte, fuhr<br />
weg. Die Männer durchsuchten uns. Sie suchten unser<br />
Geld. Der Polizist sagte lachend <strong>be</strong>i der Durchsuchung:<br />
›Ich bin Doktor.‹ Er fand <strong>be</strong>i mir 50 Euro, die er mir abnahm.<br />
Brot und Wasser, was sich noch in unserem Boot<br />
<strong>be</strong>fand, warfen die Polizisten ins Wasser. Wir mussten<br />
uns hinsetzen. Unser Boot wurde ü<strong>be</strong>r unsere Köpfe gestülpt.<br />
Das Schiff fuhr zurück in internationale Gewässer<br />
(›international waters‹).<br />
Sie warfen unser Boot knapp zwei Kilometer vor der<br />
türkische Küste ins Wasser. Danach wurden wir m<strong>it</strong><br />
Gewalt auf das Boot zurückgetrie<strong>be</strong>n. Sie machten vorher<br />
ein kleines Loch und ga<strong>be</strong>n uns nur ein Paddel. Verzweifelt<br />
paddelten wir, um das Ufer zu erreichen. Doch wir<br />
waren so erschöpft. Nach knapp einer Stunde ga<strong>be</strong>n wir<br />
auf. Wir dachten: Jetzt müssen wir ster<strong>be</strong>n. Das Wasser<br />
war ganz ruhig. Nach einiger Ze<strong>it</strong> schliefen wir ein. Dann<br />
kam ein großes Schiff und rettete uns.«<br />
Lesbos: Fünf Versuche 4<br />
»Die griechische Küstenwache zwang uns auf hoher<br />
See, wieder in unsere Schlauchboote zu steigen. Vorher<br />
machten sie m<strong>it</strong> Messern kleine Löcher hinein. Jede<br />
Gruppe <strong>be</strong>kam nur ein Paddel ausgehändigt. Unsere<br />
Schuhe wurden einfach ins Meer geworfen. Es war sehr<br />
schwer für uns, m<strong>it</strong> den <strong>be</strong>schädigten Booten und nur<br />
einem Paddel an die Küste zurückzukommen. Wir erreichten<br />
eine un<strong>be</strong>wohnte Insel - es gab dort kein Wasser und<br />
auch nichts Essbares. Wir machten Feuer, um auf uns<br />
aufmerksam zu machen. Unter uns waren auch Minderjährige.<br />
Nach zwei Tagen retteten uns die türkischen Behörden.<br />
Man hielt uns drei Tage in Haft und ließ uns dann<br />
frei. Das war vor etwa drei Monaten. Ich versuchte vier<br />
Mal von der Türkei nach Griechenland zu kommen. Erst<br />
<strong>be</strong>im fünften Mal schaffte ich es.«<br />
Samos: Rippenbruch 5<br />
»Wir waren eine Gruppe von 22 Leuten. Die griechische<br />
Küstenwache kam, als wir m<strong>it</strong>ten auf dem Meer waren.<br />
Man hat uns an Bord gezogen, so einen nach dem anderen.<br />
Zuerst einen 17-Jährigen. Der hieß M. F. Sie ha<strong>be</strong>n<br />
ihn gleich verprügelt. Die anderen ha<strong>be</strong>n Angst gekriegt<br />
und sind ins Wasser gesprungen. Dann ha<strong>be</strong>n sie uns<br />
rausgezogen und schon ging es los m<strong>it</strong> den Schlägen und<br />
Schüssen … mich ha<strong>be</strong>n sie zusammengeschlagen, da<strong>be</strong>i<br />
ist eine Rippe gebrochen. Wir mussten uns flach hinlegen,<br />
dann sind sie auf uns draufgestiegen. Das ist alles<br />
auf dem Schiff der Küstenwache passiert. Kaum wa-<br />
Lesbos: Wir finden ein zerfetztes Schlauchboot. Was geschehen<br />
und was m<strong>it</strong> den Insassen passiert ist, ist eine ungeklärte Frage.<br />
ren wir an Bord, ha<strong>be</strong>n sie uns schon herumgeschubst<br />
und geschlagen. ›Einer von Euch ist der Kap<strong>it</strong>än‹, ha<strong>be</strong>n<br />
sie gesagt. A<strong>be</strong>r das stimmte gar nicht. Der hatte genauso<br />
für die Ü<strong>be</strong>rfahrt <strong>be</strong>zahlt wie wir alle.«<br />
Samos: Verprügelt 6<br />
»Das war am 1. Mai, da sind wir hier angekommen. Erst<br />
in das Gebäude der Küstenwache, dann ins Krankenhaus<br />
und dann wieder zur Küstenwache, wegen der Identifizierung.<br />
Geprügelt wurde auch im Haus der Küstenwache.<br />
Da ha<strong>be</strong>n sie vier Männer gebracht und gefragt: ›Na los,<br />
welcher ist der Kap<strong>it</strong>än‹ – ich ha<strong>be</strong> gesagt: ›Keiner von<br />
denen!‹ Da wurden die Männer geschlagen. Ich selbst<br />
wurde hier geschlagen (Anmerkung: Er zeigt eine Stelle<br />
ü<strong>be</strong>r der rechten Augenbraue), da war alles ganz ge-<br />
10 Systematische Menschenrechtsverletzungen: die Methoden der griechischen Küstenwache