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Amalgame in der zahnärztlichen Therapie - BfArM

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In E<strong>in</strong>zelfällen s<strong>in</strong>d elektrochemische Reaktionen <strong>in</strong>folge korrosiver Prozesse an<br />

Amalgamfüllungen nicht auszuschließen, wobei Geschmacksverän<strong>der</strong>ungen (Metallgeschmack,<br />

im Extremfall Stanniolpapiereffekt) beschrieben wurden. Solche korrosiven<br />

Prozesse werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch den direkten Kontakt von Amalgam mit<br />

an<strong>der</strong>en, edleren Legierungen begünstigt. Entsprechende kl<strong>in</strong>ische Situationen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>der</strong> approximale bzw. okklusale Kontakt von Amalgam mit an<strong>der</strong>en metallischen<br />

Restaurationen sowie die Verwendung von Amalgam als Material für Stumpfaufbauten<br />

zur Aufnahme von festsitzendem Zahnersatz o<strong>der</strong> als Füllungsmaterial unter<br />

Kronen und Inlays. Es wird empfohlen, auf neue Amalgamfüllungen <strong>in</strong> solchen<br />

Situationen zu verzichten.<br />

Die Befürchtung weitreichen<strong>der</strong> elektrochemischer bzw. galvanisch bed<strong>in</strong>gter<br />

Störungen durch Amalgam ist dagegen nicht begründet. So s<strong>in</strong>d die Ergebnisse<br />

direkter Strommessungen zwischen metallischen Restaurationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mundhöhle,<br />

bei denen kurzzeitig hohe Stromstärken gemessen werden, nicht aussagekräftig, da<br />

hier e<strong>in</strong> Stromfluss über e<strong>in</strong>en künstlichen Leiter (entsprechend e<strong>in</strong>er Kurzschlusssituation),<br />

<strong>der</strong> so <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mundhöhle nicht vorhanden ist, erfolgt. Der tatsächliche<br />

Stromfluss über den Speichel o<strong>der</strong> das System Dent<strong>in</strong>-Pulpa-Kieferknochen ist aufgrund<br />

<strong>der</strong> hohen Wi<strong>der</strong>stände erheblich ger<strong>in</strong>ger. H<strong>in</strong>zu kommt bei Amalgam die<br />

Ausbildung e<strong>in</strong>er oxidischen Passivierungsschicht an <strong>der</strong> Füllungsoberfläche.<br />

Frage 7<br />

Kann durch Amalgamfüllungen e<strong>in</strong>e chronische Quecksilbervergiftung<br />

hervorgerufen werden<br />

Nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Kenntnisstand besteht ke<strong>in</strong> begründeter<br />

Verdacht dafür, dass ordnungsgemäß gelegte Amalgamfüllungen negative<br />

Auswirkungen auf die Gesundheit des zahnärztlichen Patienten haben. Ausnahmen<br />

s<strong>in</strong>d die selten auftretenden lokalen Reaktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mundhöhle sowie die sehr seltenen<br />

Fälle allergischer Reaktionen.<br />

Gleichwohl werden dem Amalgam meist <strong>in</strong> Spontanberichten von Patienten o<strong>der</strong><br />

Patienten<strong>in</strong>itiativen die unterschiedlichsten Nebenwirkungen und Erkrankungen<br />

zugeschrieben. So werden z.B. Angst, Depressionen, Nervosität, Haarausfall, Schlafstörungen,<br />

immunologische Erkrankungen, Schmerzen und Entzündungen <strong>in</strong><br />

verschiedenen Körperregionen, Störungen des Magen-Darm-Traktes, Herz-Kreislauf-<br />

Störungen, Galvanismus, Elektrosensibilität, Morbus Park<strong>in</strong>son, bösartige Tumoren<br />

o<strong>der</strong> Morbus Alzheimer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ursächlichen Zusammenhang mit Amalgamfüllungen<br />

gebracht.<br />

Von großer Bedeutung für die Erfassung und Bewertung möglicher Gesundheitsschädigungen<br />

durch Amalgam s<strong>in</strong>d die nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführten<br />

epidemiologischen Studien. E<strong>in</strong>e Untersuchung an 587 schwedischen<br />

Zwill<strong>in</strong>gen, bei denen durch das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Zwill<strong>in</strong>gs-Kontrolle“ <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss genetischer Faktoren vernachlässigt werden kann, ergab ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>weise<br />

auf e<strong>in</strong>e durch Amalgam hervorgerufene negative Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> körperlichen<br />

o<strong>der</strong> geistigen Gesundheit (e<strong>in</strong>schließlich von Gedächtnisfunktionen). E<strong>in</strong>e Studie<br />

mit 129 Nonnen, d.h. e<strong>in</strong>er bezüglich von Umwelte<strong>in</strong>flüssen sehr homogenen Population,<br />

lieferte ebenfalls ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis für e<strong>in</strong>e Gedächtnis-Bee<strong>in</strong>trächtigung durch<br />

Amalgam. Auch e<strong>in</strong>e Studie an über 1200 schwedischen Frauen zeigte ke<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Anzahl von Amalgamfüllungen, <strong>der</strong> Quecksilberkonzentration<br />

im Blut und den berichteten Symptomen o<strong>der</strong> Krankheiten wie Diabetes,<br />

Herz<strong>in</strong>farkt, Schlaganfall o<strong>der</strong> Krebserkrankungen. Verschiedene an<strong>der</strong>e wissenschaftliche<br />

Veröffentlichungen kommen zu vergleichbaren Resultaten.<br />

Als beson<strong>der</strong>s aussagekräftig s<strong>in</strong>d Studien mit Patienten anzusehen, die über<br />

Krankheitssymptome als Folge ihrer Amalgamfüllungen berichten. Die im Vergleich<br />

mit entsprechend geeigneten Kontrollpersonen erfolgten Untersuchungen <strong>der</strong><br />

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