Vollständiger Band - Hansischer Geschichtsverein

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— 44 — Kaufleute verließen daraufhin in großer Zahl das nngaatliche Preußen und wandten sich nach Stralsund. Doch waren dort ihre Geschäfte infolge der übermächtigen Konkurrenz des flandrischen Tuchs nur gering, und sie sehnten sich nach Preußen zurück, zumal auch die Stralsunder Flandemfahrer ihren Aufenthalt nicht gern sahen^). Trotz der versöhnlichen Stimmung, die bei den nach Preußen handelnden englischen Kaufleuten herrschte, kam ein Ausgleich vorläufig noch nicht zustande. Richard hatte zwar, wie er London am 23. März 1387 mitteilte, Gesandte nach Preußen abgeschickt, aber über deren weiteres Schicksal erfahren wir nichts'). Keutgen hat wohl recht, in den damaligen inneren Wirren Englands den Grund zu vermuten, der die Abfertigung der versprochenen Gesandtschaft immer wieder verzögerte'). unter den preußisch-englischen Zwistigkeiten hatten auch die nichtpreußischen Hansen in England viel zu leiden. Ihre beschlagnahmten Güter wurden ihnen trotz des Versprechens nur teilweise herausgegeben, und oft kam es vor, daß ihre Waren wegen angeblich preußischer Herkunft angehalten wurden^). Außerdem mehrten eich ihre Klagen, daß weder der König noch die Städte ihre Freiheiten anerkennen wollten^). Dies alles bewog die wendischen Städte, im Sommer 1888 zum Schädigung des Handels der nichtpreußischen Hansestädte, da es den Export auch für sie wichtiger Produkte verhinderte. Kämpen bat deshalb um Aufhebung des Verbots mit Ausschluß des Handels nach England; die Preußen lehnten aber die augenblickliche Erfüllung der Bitte ab. HR. I 3 n. 486. 1) Hans. U. B. IV n. 888. >) Hans. Oesch. Qu. VI 8. 180 Anm. 1. Wiederholt verbreiteten sich damals in Preußen OerOohte über die nahe bevorstehende Ankunft einer englischen Gesandtschaft. HR. I 3 n. 211—213, Hans. U. B. IV n. 888. *) Keutgen 8. 64. Ober die Kämpfe Riobards mit der Adelsopposition, welche 1887 zur Einsetzung eines RegentschaftsraU führton, vgl. Oman S. 103 ff. «) Hans. U. B. IV n. 910. 912, Hans. OeMh. Qu. VI n. 228. ») Das in HR. I 8 n. 921 überlieferte Veneichnit der Klagen des deutschen Kaufmanns tu London stellt wohl eine Eingabe dieses an seine Städte dar.

I — 45 — Sehnise ilurtr KaiülMto wid ihrtr Pnvüegien all« tagütob» Gut ia Stralraad bateU^puluitB i« Um». Die beiden »^nn*»^*^^" Orappea venuebten, wie es tcheini, damali Aicht, eich tu «ÜMm tinheitlieheii Vorgehw g^guk Ebf- Und rt^i"»">*i>«iffi*MitgfB Wftreii et etwa die PrenBen, die esa ZiMUUMBwirkaB aiekt wfiBtehtea BefOrohteten sie, dsd die ^iMHItirbtü Sudle wie früher ihre ipexiellen IntereMtn nicht eifrig gwvg wahnMthaen würden Dm Vorgehen der Sttdto iMantworiete Richard sofort mit der Benehlsgnshme des hansischen Onts; zugleich verbot er seinen Ksaflenian, Sehonen nnd die andern Ostseeländer aufznsuchenO- Doeh sadiie sieh jetzt das Friedensbedürfnis in England noch dringender geltend als früher. England konnte den Handelskrieg mit den beiden hansischen Gruppen nicht lange aushalten. Es mußte an Unterhandlungen denken. Die l&ngst verheißene Gesandtschaft ging nach Preußen ab*). Am 28. Juli wurde sie in der llarienburg vom Hochmeister Konrad Zöllner empfangen. Nach lungeren Verhandlungen kam drei Wochen sp&ter am 21. August ein Vertrag zustande'). Er verfügte die Aufhebung der Beecihlignshme in Preußen und England. In diesem Punkt mußten die Preußen nachgeben; sofortige Entschädigung ihrer Kaufleute konnten sie nicht erlangen. Ferner bestimmte der Vertrag, dsß alle Kaufleute, die Schaden erlitten zu haben glaubten, ihre Klagen an vier festgesetzten Terminen vor den König und den Hochmeister bringen soUtan. Der Schluß des Vertrages enthielt Bestimmungen über den englischen Handel in Preußen. Die englischen Kau flaute solltea Bach ihren alten Gewohnheiten mit ihren Waren in allen preußischen Hifen landen, alle Handel treiben dürfen. Märkte aufsuchen und mit jedermann Daenell hat gemeint, daß durch dieses Ab- >) Hans. U. B. IV n. 988, 984, Hans. Gesch. Qu. VI n. 848. *) HB. I 8 n. 408. Der Oessndfschsft war der Londoner Kaufmann Johann Bebys» der 1891 der erste Gouverneur der Oenoasenacbaft der englischen Kauflettta in Dansig wurde, als kaufmännischer SachversULndIger (Informator) zogeteilt.

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Kaufleute verließen daraufhin in großer Zahl das nngaatliche<br />

Preußen und wandten sich nach Stralsund. Doch waren dort<br />

ihre Geschäfte infolge der übermächtigen Konkurrenz des flandrischen<br />

Tuchs nur gering, und sie sehnten sich nach Preußen<br />

zurück, zumal auch die Stralsunder Flandemfahrer ihren Aufenthalt<br />

nicht gern sahen^).<br />

Trotz der versöhnlichen Stimmung, die bei den nach Preußen<br />

handelnden englischen Kaufleuten herrschte, kam ein Ausgleich<br />

vorläufig noch nicht zustande. Richard hatte zwar, wie er<br />

London am 23. März 1387 mitteilte, Gesandte nach Preußen abgeschickt,<br />

aber über deren weiteres Schicksal erfahren wir nichts').<br />

Keutgen hat wohl recht, in den damaligen inneren Wirren Englands<br />

den Grund zu vermuten, der die<br />

Abfertigung der versprochenen<br />

Gesandtschaft immer wieder verzögerte').<br />

unter den preußisch-englischen Zwistigkeiten hatten auch<br />

die nichtpreußischen Hansen in England viel zu leiden. Ihre<br />

beschlagnahmten Güter wurden ihnen trotz des Versprechens<br />

nur teilweise herausgegeben, und oft kam es vor, daß ihre<br />

Waren wegen angeblich preußischer Herkunft angehalten wurden^).<br />

Außerdem mehrten eich ihre Klagen, daß weder der<br />

König noch die Städte ihre Freiheiten anerkennen wollten^).<br />

Dies alles bewog die wendischen Städte, im Sommer 1888 zum<br />

Schädigung des Handels der nichtpreußischen Hansestädte, da es<br />

den Export auch für sie wichtiger Produkte verhinderte. Kämpen<br />

bat deshalb um Aufhebung des Verbots mit Ausschluß des Handels<br />

nach England; die Preußen lehnten aber die augenblickliche<br />

Erfüllung der Bitte ab. HR. I 3 n. 486.<br />

1) Hans. U. B. IV n. 888.<br />

>) Hans. Oesch. Qu. VI 8. 180 Anm. 1. Wiederholt verbreiteten<br />

sich damals in Preußen OerOohte über die nahe bevorstehende<br />

Ankunft einer englischen Gesandtschaft. HR. I 3 n.<br />

211—213, Hans. U. B. IV n. 888.<br />

*) Keutgen 8. 64. Ober die Kämpfe Riobards mit der Adelsopposition,<br />

welche 1887 zur Einsetzung eines RegentschaftsraU<br />

führton, vgl. Oman S. 103 ff.<br />

«) Hans. U. B. IV n. 910. 912, Hans. OeMh. Qu. VI n. 228.<br />

») Das in HR. I 8 n. 921 überlieferte Veneichnit der Klagen<br />

des deutschen Kaufmanns tu London stellt wohl eine Eingabe dieses<br />

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