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ZUR WIRTSCHAFTS- UND GESELLSCHAFTSPOLITIK 127

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Griechenland<br />

wie noch Geld vorhanden wäre. Diese Option<br />

scheidet daher aus.<br />

Die Rolle der Unternehmen<br />

Nichtsdestoweniger sind die Ungleichgewichte<br />

innerhalb der Eurozone, die zum gegenwärtigen<br />

Debakel geführt haben, eine Tatsache. Es geht also<br />

nicht ohne Angleichung der Volkswirtschaften,<br />

zumindest nicht, solange man die Option des Ausscheidens<br />

einzelner Länder aus der Eurozone ausschließt.<br />

Doch wie kann man eine weitere Angleichung<br />

der Volkswirtschaften erreichen Hier kommen<br />

die Unternehmen ins Spiel. Ohne sie wird es<br />

keine Lösung geben. Die Mittelmeerländer sind<br />

weder traditionelle Industriestaaten noch preisgünstige<br />

verlängerte Werkbänke wie die ehemals<br />

sozialistischen Länder Südosteuropas. Sie sitzen<br />

gewissermaßen zwischen den Stühlen. Sie brauchen<br />

dringend Investitionen oder besser gesagt:<br />

Alle Europäer sind darauf angewiesen, dass in diesen<br />

Ländern wieder kräftig investiert wird.<br />

Doch passen politisch motivierte Investitionen<br />

nicht ins ideologische Grundkonzept Europas<br />

und schon gar nicht ins Konzept der Konzernvorstände.<br />

Sie wollen den Euro behalten, aber<br />

welcher Investor will schon zur Rettung der Währung<br />

beitragen, indem er beispielsweise in Griechenland<br />

eine Automobilfabrik baut Kann man<br />

das überhaupt verlangen von Vorständen, die in<br />

erster Linie für die Zahlen des nächsten Jahresabschlusses<br />

verantwortlich sind Ist es vorstellbar,<br />

dass jemand auf einer Aktionärsversammlung<br />

auftritt und sagt, die Investition in Portugal sei<br />

rein wirtschaftlich gesehen nicht ideal, aber sie<br />

sei gut für den Euro Es wäre naiv anzunehmen,<br />

dass es so laufen könnte.<br />

Was bleibt also als Alternative zur Auflösung der<br />

Eurozone Wie kann die gemeinsame Währung<br />

gerettet werden Es müssen massive Anreize geschaffen<br />

werden zur Förderung der Investitionstätigkeit<br />

in den betroffenen Ländern – auch wenn<br />

das den Vorstellungen des Brüsseler Wettbewerbskommissars<br />

nicht entspricht. Aber ihm hat auch so<br />

manches nicht gefallen, was im Zusammenhang<br />

mit der deutschen Wiedervereinigung geschah,<br />

und trotzdem war es richtig und im allseitigen<br />

Interesse, den neuen Bundesländern unter die Arme<br />

zu greifen. Liegt ein Patient auf der Intensivstation,<br />

so wie die griechische Wirtschaft, braucht<br />

er Sauerstoff, das heißt Liquidität, und künstliche<br />

Ernährung, das heißt Investitionen. Was dagegen<br />

nicht hilft, ist der Vorwurf, er sei selber schuld an<br />

seiner Lage, weil er vielleicht früher einmal zu viel<br />

geraucht hat. <br />

Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik <strong>127</strong> (1/2011)<br />

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