19.01.2015 Aufrufe

ZUR WIRTSCHAFTS- UND GESELLSCHAFTSPOLITIK 127

ZUR WIRTSCHAFTS- UND GESELLSCHAFTSPOLITIK 127

ZUR WIRTSCHAFTS- UND GESELLSCHAFTSPOLITIK 127

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ordnungspolitische Positionen<br />

Gemeindefinanzen<br />

Notleidende Kommunen –<br />

Nicht nur eine Frage der Konjunktur<br />

Dr. Stephan Articus<br />

Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Städtetages<br />

Die Finanznot der Kommunen – das Finanzierungsdefizit betrug im Jahr 2010<br />

fast zehn Milliarden Euro – stellt eine nicht zu leugnende Bedrohung der kommunalen<br />

Handlungsfähigkeit und eine Gefährdung für den Standort Deutschland<br />

dar. Unabhängig von der dringenden Notwendigkeit, den Kommunen möglichst<br />

kurzfristig zusätzliche finanzielle Mittel zukommen zu lassen bzw. ihre Aufgaben-<br />

und Ausgabenbelastung zu mindern, sind folgende Fragen zu beantworten:<br />

Was sind die strukturellen Ursachen der finanziellen Probleme vieler Kommunen<br />

Liegen sie im Bereich der betroffenen Kommunen oder sind sie durch<br />

– aus Sicht der Kommunen – externe Faktoren verursacht Was bedeuten die Finanzprobleme<br />

für die betroffenen Kommunen, ihre Bürger und die vor Ort ansässigen<br />

Unternehmen in mittel- und langfristiger Sicht Welche Lösungswege<br />

gibt es, damit auch langfristig eine auskömmliche kommunale Finanzausstattung<br />

gesichert werden kann Diese Fragen werden vom Deutschen Städtetag seit Langem<br />

mit höchster Priorität behandelt.<br />

Ursachen von kommunalen Finanzkrisen<br />

Vielfach wird die konjunkturelle Entwicklung als nahezu alleinige Ursache für<br />

die Entwicklung der bundesweiten Kommunalfinanzen genannt. Das ist grob<br />

vereinfachend. Einzelnen Kommunen mit besonders schwieriger Finanzlage<br />

wird sogar gelegentlich unterstellt, dass sie selbst schuld an ihrer Misere seien.<br />

Um zu diesen Aussagen Stellung beziehen zu können, müssen die Determinanten<br />

für die Struktur und das Niveau von Einnahmen und Ausgaben der einzelnen<br />

Kommunen deutlich werden.<br />

Die Aufgaben der Kommunen lassen sich in drei Kategorien einteilen: Pflichtaufgaben<br />

im übertragenen Wirkungskreis, pflichtige Selbstverwaltungsaufgaben<br />

sowie freiwillige Aufgaben. Zu den beiden ersten Kategorien gehören die<br />

durch die Kommunen am wenigsten beeinflussbaren Ausgabearten, die zugleich<br />

aus fiskalischer Sicht die mit Abstand bedeutendsten Aufgaben sind. Der<br />

Spielraum der Kommunen in der Ausgabengestaltung ist geringer, als in der<br />

Öffentlichkeit oftmals vermutet wird. Die Vielzahl der Ursachen für die Ausgabenentwicklung<br />

verdeutlicht zudem: Sobald in einer Kommune mehrere<br />

Gründe für Ausgabensteigerungen, zum Beispiel im sozialen Bereich, zusammentreffen,<br />

ist die Gefahr groß, dass die Kommune finanziell überfordert<br />

wird.<br />

Die Bestimmungsgründe und somit die potenziellen Ursachen von kommunalen<br />

Finanzkrisen lassen sich grob vier Bereichen zuordnen:<br />

Gesetzgebung: Die Beeinflussung durch den Gesetzgeber umfasst die Setzung<br />

von Standards und Leistungen, zum Beispiel die Einführung oder Aus-<br />

2 Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik <strong>127</strong> (1/2011)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!