ZUR WIRTSCHAFTS- UND GESELLSCHAFTSPOLITIK 127
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Gemeindefinanzen<br />
Der deutliche Rückgang im Jahr 2009 auf unter eine Milliarde Euro wird bereits<br />
im laufenden Jahr 2011 wieder wettgemacht werden.<br />
In den einzelnen Städten kann die Gewerbesteuer zwar beträchtlich schwanken,<br />
vor allem, wenn die Stadt durch wenige, aber große Gewerbesteuerzahler geprägt<br />
ist. Diese Schwankungen lassen sich aber durch Rücklagenbildung, durch stetigere<br />
Einnahmen aus der Grundsteuer und dem Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer<br />
sowie Einnahmen aus dem kommunalen Finanzausgleich ein gutes Stück<br />
nivellieren.<br />
Das in der Gemeindefinanzkommission mit einer zusätzlichen Entlastung verkoppelte<br />
Angebot, die Gewerbesteuer gegen eine Beteiligung an der Körperschaftsteuer,<br />
Hebe- und Zuschlagsrechte auf die Einkommensteuer und einen<br />
größeren Anteil am Umsatzsteueraufkommen zu tauschen, sollte die Kommunen<br />
umso wachsamer werden lassen, je verlockender die Entlastungszusagen werden.<br />
Wie warnte schon Vergils Laokoon in der Aeneis: „Traut nicht dem Pferde, Trojaner!<br />
Was immer es ist, ich fürchte die Danaer (Griechen), selbst wenn sie Geschenke<br />
bringen.“ Tatsächlich würde selbst ein Tausch des heutigen Gemeindeanteils<br />
an der Einkommensteuer gegen eine kommunale Einkommensteuer mit<br />
Hebesatzrecht, wie sie zuletzt diskutiert wurde, den heute noch bestehenden verfassungsrechtlichen<br />
Schutz der Gewerbesteuer als wirtschaftskraftbezogene Steuer<br />
unterminieren. Möglicherweise wäre das der erste Schritt zur Abschaffung der<br />
Gewerbesteuer. Eine so unmittelbar für alle Leistungsträger einer Gemeinde<br />
fühlbare Steuer wie die Einkommensteuer über Hebesätze zu verändern, ist auch<br />
ein enormer Kraftakt – sie jährlich an einen atmenden Kommunalhaushalt anzupassen,<br />
kaum vorstellbar.<br />
Die Situation der sächsischen Kommunen<br />
Die sächsischen Kommunen haben sich in einem seit 2009 wieder schwieriger gewordenen<br />
wirtschaftlichen Umfeld erstaunlich gut gehalten. Aufgrund andauernder<br />
Konsolidierungen seit 1990 liegt das einwohnerbezogene Ausgabenni -<br />
veau deutlich unter dem Niveau der westlichen und auch der meisten östlichen<br />
Bundesländer, obwohl der Kommunalisierungsgrad in Sachsen überdurchschnittlich<br />
hoch ist. Auch unter den Bedingungen hoher Arbeitslosigkeit und einem<br />
steigenden Anteil alter Menschen an der Bevölkerung haben die sächsischen<br />
Kommunen und der „Kommunale Sozialverband Sachsen“ die Sozialausgaben<br />
durch intelligente Steuerung auf einem niedrigen Niveau halten können.<br />
Der Personalbestand in den sächsischen Kommunen wurde nach der Wiedervereinigung<br />
drastisch reduziert. Erst im Zuge der Verwaltungsreform des Jahres<br />
2008, mit der der Freistaat Sachsen staatliche Aufgaben und über 4 000 staatliche<br />
Stellen auf die kommunale Ebene übertragen hat, ist die Anzahl der Beschäftigten<br />
wieder gestiegen. Erkauft wurde diese Konsolidierung durch einen weitgehenden<br />
Verzicht auf Neueinstellungen und damit einen stetig älter werdenden<br />
Personalkörper. Nicht nur in der kommunalen Ebene setzt sich die Erkenntnis<br />
durch, dass weitere Konsolidierungen in den vorhandenen Strukturen nicht<br />
möglich sind. Dies ist vor allem in den kleineren Gemeinden spürbar. Es wird zunehmend<br />
schwieriger, mit dem vorhandenen Personal die nötige Arbeitsteilung<br />
herzustellen, um immer komplexer werdende Verwaltungsaufgaben zu erfüllen.<br />
Eine neue „Welle“ freiwilliger Gebietszusammenschlüsse ist die Folge.<br />
Das finanzielle Korsett, in das die Kommunen gepresst werden, wurde in den vergangenen<br />
Jahren immer enger geschnürt. Auch wenn die Wirtschaft momentan<br />
wieder brummt, ist nicht damit zu rechnen, dass die positive Einnahmenentwick-<br />
Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik <strong>127</strong> (1/2011)<br />
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