Hans Walser, [20110313b] - Hans & Meta Walser
Hans Walser, [20110313b] - Hans & Meta Walser
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<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>, [<strong>20110313b</strong>], [20131230g]<br />
Andocken<br />
Anregung: A. G., R.<br />
1 Worum geht es<br />
Aus vier stumpfen Rhombenhexaedern mit dem Diagonalenverhältnis<br />
Rhombendodekaeder zusammenbauen.<br />
2 lässt sich das<br />
Rhombendodekaeder . Vier Rhombenhexaeder<br />
Die Frage ist, wie die vier Rhombenhexaeder gekuppelt werden können. Insbesondere<br />
interessiert, ob die vier Rhombenhexaeder inklusive Kupplung kongruent und gleich<br />
orientiert sein können. Dabei stellen wir die Bedingung, dass irgend zwei zusammenstoßende<br />
Seitenflächen zweier Rhombenhexaeder gekuppelt sein müssen; es darf also<br />
keine Brücken geben.<br />
2 Philosophieren über Kupplungen<br />
Bei einer einfachen Modelleisenbahn mit einer Ring-Haken-Kupplung (vorne Ring,<br />
hinten Haken) hat den Nachteil, dass die Wagen zunächst richtig aufgegleist werden<br />
müssen. Wenn dann aber das Gleisnetz eine Kehrschleife oder ein Gleisdreieck enthält,<br />
also nicht orientierbar ist, kann es trotzdem im Betriebsverlauf vorkommen, dass zwei<br />
Haken oder zwei Ringe aufeinander treffen. Die europäischen Bahnen, welche immer<br />
noch diese primitive Kupplung (Schraubenkupplung) verwenden, haben daher an beiden<br />
Wagenenden sowohl einen Ring wie auch einen Haken, wobei immer nur die Hälfte<br />
der Installation im Einsatz ist. Der geometrische Grund für diesen Nachteil liegt darin,<br />
dass die Ring-Haken-Kupplung keine senkrechte Symmetrieachse hat.<br />
Anders bei automatischen Kupplungen, etwa der amerikanischen Janney-Kupplung, der<br />
russischen SA-3-Kupplung oder der Scharfenberg-Kupplung, welche bei Hochgeschwindigkeitszügen<br />
Standard ist. Wir können uns durch die Mitte der beiden Kupplungen<br />
eine senkrechte Symmetrieachse (Drehachse zu einer 180°-Drehung) denken.<br />
Ebenfalls zu diesem Symmetrietyp gehört die nostalgische Mittelpuffer-Kupplung der<br />
rhätischen Bahn und der Furka-Oberalp-Bahn.<br />
Die Kupplung sollte also der Symmetrie der zu kuppelnden Objekte angepasst sein.
<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>: Andocken 2/8<br />
3 Symmetrische Kupplungen<br />
3.1 Rhombendodekaeder<br />
Die Abbildung zeigt ein Explosionsbild des Rhombendodekaeders mit seinen vier<br />
Rhombenhexaedern.<br />
Explosionszeichnung der vier Rhombenhexaeder<br />
In der folgenden Abbildung sind die in der Endmontage zusammenfallenden Rhomben<br />
durch grüne Linien verbunden. Wir haben sechs Paare von zu kuppelnden Rhomben,<br />
brauchen also sechs Kupplungen. Da wir nur vier Rhombenhexaeder haben, ist es bei<br />
einer simplen Ring-Haken-Kupplung nicht möglich, die sechs Ringe beziehungsweise<br />
die sechs Haken gleichmäßig aufzuteilen.
<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>: Andocken 3/8<br />
Nachbarschaftsrelationen<br />
Keine kohärente Orientierung der Kanten
<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>: Andocken 4/8<br />
Anders formuliert: Die vier Rhombenhexaeder bilden die Eckpunkte eines Tetraeders.<br />
Es ist nicht möglich, die sechs Kanten des Tetraeders so zu orientieren, dass an jeder<br />
Ecke gleich viele Kanten auslaufen oder einlaufen. Wir müssen mit Doppelpfeilen arbeiten.<br />
Die Doppelpfeile müssen so organisiert sein, dass sie die dreizähligen Drehsymmetrien<br />
des Tetraeders respektieren.<br />
Doppelpfeile<br />
Damit haben wir aber auch das Prinzip der Kupplung gefunden. Die Pfeile ersetzen wir<br />
durch Bolzen (die natürlich kürzer sind als die gezeichneten Pfeile), die Pfeilspitzen<br />
markieren die Aufnahmelöcher für die Bolzen. Bolzen und Löcher sind orthogonal zu<br />
den jeweiligen Rhombenflächen.<br />
Die Abbildung zeigt schematisch die Position von Bolzen (blau) und Loch (rot) auf einem<br />
Rhombus. Die Kupplung erinnert an die Kupplung der rhätischen Bahn und der<br />
Furka-Oberalp-Bahn.
<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>: Andocken 5/8<br />
Loch und Bolzen<br />
Nach diesem Schema ergeben sich vier kongruente und gleich orientierte Rhombenhexaeder<br />
mit Kupplungen.<br />
Rhombenhexaeder mit Bolzen und Löchern<br />
Set von vier Rhombenhexaedern<br />
Die folgende Abbildung zeigt das zusammengesteckte Rhombendodekaeder.
<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>: Andocken 6/8<br />
Assembling<br />
Beim Zusammenfügen ergibt sich eine symmetrische simultane Zwangsbewegung der<br />
vier Teile. Es muss die „Explosion“ der Explosionszeichnung invertiert werden.<br />
Die Löcher an der Oberfläche des Modells sind herstellungstechnisch bedingt. Man<br />
könnte auch auf der Außenseite Kupplungen anbringen.<br />
Die Rhombenhexaeder sind aus Papierstreifen geflochten. Die Bolzen sind Reißnägel,<br />
deren Köpfe sich zwischen der Außenlage und der Innenlage des Geflechts befinden.<br />
Zur Flechttechnik siehe [<strong>Walser</strong> 1987], [<strong>Walser</strong> 1994], [<strong>Walser</strong> 2009, S. 122f]<br />
3.2 Rhombenhexaeder allgemein<br />
Unsere Andockkupplung mit einem Bolzen und einem Loch löst das Problem mit dem<br />
Rhombendodekaeder, ist aber nicht verallgemeinerungsfähig, da sie nicht der Symmetrie<br />
eines Rhombus entspricht. Wir können nicht um 180° drehen.<br />
Dazu ist die Verallgemeinerung der folgenden Abbildung erforderlich.<br />
Schema der Bolzen und Löcher<br />
Dabei ist wesentlich, das auf allen Rhomben die Orientierung der Löcher bezüglich der<br />
Rhombendiagonalen dieselbe ist. Also bei Querformat die Bolzen links oben. Im<br />
Rhombenhexaeder der folgenden Abbildung sind allseitig Bolzen und Löcher nach diesem<br />
Schema angebracht.
<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>: Andocken 7/8<br />
Porcospino<br />
Damit haben wir ein vielseitig verwendbares Bauelement.<br />
3.3 Goldene Rhomben<br />
Verwenden wir Rhomben mit dem Diagonalenverhältnis des goldenen Schnittes, können<br />
wir mit stumpfen und/oder spitzen Rhombenhexaedern das Rhombendodekaeder<br />
zweiter Art, das Rhombenikosaeder, das Rhombentriakontaeder oder auch den nachfolgenden<br />
Stern zusammenbauen. Details (allerdings ohne die Idee der Kupplungen) siehe<br />
[<strong>Walser</strong> 2009, S. 122-134].<br />
Rhomben-Stern
<strong>Hans</strong> <strong>Walser</strong>: Andocken 8/8<br />
Literatur<br />
[<strong>Walser</strong> 1987] <strong>Walser</strong>, <strong>Hans</strong>: Flechtmodelle. Didaktik der Mathematik (15),<br />
1987, 1-17<br />
[<strong>Walser</strong> 1994]<br />
[<strong>Walser</strong> 2009]<br />
[<strong>Walser</strong> 2013]<br />
<strong>Walser</strong>, <strong>Hans</strong>: Geometrie zum Anfassen. Mathematik Lehren,<br />
Heft 65, August 1994, S. 56-59.<br />
<strong>Walser</strong>, <strong>Hans</strong>: Der Goldene Schnitt. 5., bearbeitete und erweiterte<br />
Auflage. Mit einem Beitrag von <strong>Hans</strong> Wußing über populärwissenschaftliche<br />
Mathematikliteratur aus Leipzig. Edition am Gutenbergplatz,<br />
Leipzig 2009. ISBN 978-3-937219-98-1<br />
<strong>Walser</strong>, <strong>Hans</strong>: Der Goldene Schnitt. 6., bearbeitete und erweiterte<br />
Auflage. Mit einem Beitrag von <strong>Hans</strong> Wußing über populärwissenschaftliche<br />
Mathematikliteratur aus Leipzig. Edition am Gutenbergplatz,<br />
Leipzig 2013. ISBN 978-3-937219-85-1