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Peerless Cremona - i-Musicnetwork

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GRAND ACOUSTICS<br />

Moderner Klassiker<br />

36 grand gtrs


<strong>Peerless</strong> <strong>Cremona</strong><br />

Ich muss gestehen: Der Name „<strong>Peerless</strong>“ ist mir bislang noch nie bewusst als Instrumentenhersteller<br />

begegnet. Vielleicht aber unbewusst? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, denn der koreanische<br />

Gitarrenbauer <strong>Peerless</strong> ist eigentlich ein Traditionsunternehmen. Stolze 40 Jahre hat die<br />

Firma schon auf dem Buckel. Lange Zeit baute <strong>Peerless</strong> allerdings nur im Auftrag anderer<br />

Instrumentenhersteller Gitarren, darunter für so klangvolle Namen wie Gibson, Fender oder<br />

D’Aquisto. Die Koreaner haben also bis dato reichlich Erfahrung gesammelt, zumal sie sich<br />

ausschließlich auf Archtop-Jazzgitarren, Halbakustikgitarren und Steelstring-Acoustics spezialisiert<br />

haben. Jetzt ist <strong>Peerless</strong> endlich auch unter eigenem Label unterwegs und mischt die<br />

Szene mit hervorragend gebauten Instrumenten auf, die gar nicht mal so teuer sind.<br />

Von Peter Schilmöller<br />

Die <strong>Peerless</strong> <strong>Cremona</strong>, die grand gtrs zur eingehenden<br />

Begutachtung zur Verfügung gestellt wurde, ist eine<br />

Archtop-Jazzgitarre. Und zwar eine große. Ihr 17-Zoll-<br />

Body ist schon ein ordentlicher Batzen, angesichts ihrer<br />

nur knapp acht Zentimeter Zargentiefe lässt sie sich aber<br />

dennoch ganz bequem handhaben. Boden, Zargen,<br />

Decke und Hals der <strong>Cremona</strong> sind allesamt aus Ahorn.<br />

Während für den einteiligen Hals und die gewölbte Decke<br />

massive Hölzer zum Einsatz kamen, bestehen Zargen<br />

und Boden aus laminiertem Ahorn. Ein kleines Zugeständnis,<br />

(nur) um den Preis in einem erträglichen Rahmen<br />

zu halten? Nein, würde ich sagen. Zwar gibt es unter<br />

den Archtops durchaus viele Modelle, die vollständig aus<br />

massiven Hölzern gebaut sind. Daneben haben aber<br />

ebenso teilweise oder gar ganz laminierte Jazzgitarren<br />

ihre Berechtigung – auch in klanglicher Hinsicht. Sustain<br />

ist bei einer Archtop nicht alles. Denn was gibt es eigentlich<br />

schöneres als das herrliche, hölzern-trockene<br />

„Plock“ einer Jazzgitarre? Laminierte Gitarren haben da<br />

natürlich einen kleinen Vorteil, denn sie geraten schon<br />

von sich aus auf keinen Fall zuviel in Schwingung.<br />

Die <strong>Cremona</strong> ist in einem dunklen Weinrot gebeizt, das<br />

in Sunburst-Manier zu den Rändern hin ins Schwarze<br />

verläuft und die Flammenmaserung von Decke und<br />

Boden schön zur Geltung bringt. Anschließend wurde<br />

die Gitarre mit einem hochglänzenden Klarlack überzogen.<br />

Kombiniert wird das Ganze mit schwarzen Ebenholz-Applikationen<br />

– Schlagbrett, Knöpfe der<br />

Mecha niken – und einem Saitenhalter, einer Brücke und<br />

einem Griffbrett, die ebenfalls aus Ebenholz gefertigt<br />

sind. Korpus und Hals der <strong>Cremona</strong> sind mit einem<br />

schlichten Holz-Binding aus Ahorn eingefasst. Insgesamt<br />

macht die Gitarre einen edlen, vornehmen Eindruck, der<br />

durch das vollkommen schlicht gehaltene Griffbrett, das<br />

lediglich am 12. Bund mit einer „Orchid“-Einlage aus<br />

Perlmutt versehen ist, unterstrichen wird.<br />

grand gtrs 37


GRAND ACOUSTICS<br />

DETAILS<br />

Hersteller: <strong>Peerless</strong><br />

Modell: <strong>Cremona</strong><br />

Herkunftsland: Korea<br />

Gitarrentyp: Archtop<br />

Korpus: laminierter Ahorn,<br />

geflammte Maserung<br />

Decke: massiver Ahorn,<br />

geflammte Maserung<br />

Hals: Ahorn<br />

Halsbefestigung: geleimt<br />

Griffbrett: Ebenholz<br />

Bünde: 20, medium<br />

Mensur: 648 mm<br />

Halsbreite 1./12. Bund: 45/54 mm<br />

Regler: Volume, Tone<br />

Tonabnehmer: 1 x Epiphone ’57<br />

Classic Style Humbucker,<br />

Alnico-V-Magnet<br />

Steg: Ebenholz<br />

Sattel: Knochen<br />

Schlagbrett: Ebenholz<br />

Mechaniken: Grover GH-102,<br />

mit Ebenholzknöpfen<br />

Lackierung: Hochglanz-Klarlack,<br />

Dark Cherry Sunburst<br />

Gewicht: 3 kg<br />

Preis: 2.182 Euro<br />

Zubehör: Koffer<br />

Vertrieb: i-musicnetwork<br />

www.peerlessguitars.co.uk<br />

www.i-musicnetwork.com<br />

38 grand gtrs<br />

Klassische Anleihen<br />

Die Formgebung der <strong>Cremona</strong> orientiert sich in einigen<br />

wenigen, aber durchaus markanten Punkten an<br />

Jimmy D’Aquistos legendärem Gitarrenmodell „New<br />

Yorker“. Deutliche Anleihen zur D’Aquisto „New Yorker“<br />

finden sich zum Beispiel bei der ausladenden<br />

Crown-Kopfplatte, bei der spitz zulaufenden Form des<br />

Schlagbrettes oder der Formgebung des Saitenhalters.<br />

Auch das Korpus-Shaping der <strong>Cremona</strong> und die stilisierte,<br />

äußerst schicke Form der beiden F-Löcher kann<br />

eine gewisse Ähnlichkeit nicht leugnen.<br />

Für einen eigenständigen Weg hat man sich bei <strong>Peerless</strong><br />

hingegen bei der Wahl des Pickups und der Platzierung<br />

der Elektrik entschieden. Während die „New Yorker“<br />

einen am Hals montierten Floating-Pickup besaß,<br />

kommt die <strong>Cremona</strong> mit einem in der Decke montierten<br />

Humbucker von Epiphone (’57 Classic Style Humbucker).<br />

Auch für die Volumen- und Tonregler wurde bei<br />

der <strong>Cremona</strong> kurzerhand in die Ahorndecke gebohrt,<br />

während die Regler der „New Yorker“ am Schlagbrett befestigt<br />

waren und somit die Decke der Gitarre und deren<br />

Schwingfreudigkeit nicht tangierten.<br />

Endscheidungsfrage<br />

Archtops bewegen sich bekanntermaßen irgendwo im<br />

Niemandsland zwischen Akustik- und E-Gitarre. Einerseits<br />

sind sie ähnlich wie Akustikgitarren konstruiert,<br />

mit einem Klangkörper und einem Schallloch, andererseits<br />

werden sie aber letztlich meist doch verstärkt<br />

gespielt und zwar über einen magnetischen Pickup, der<br />

das Klangbild eher in Richtung E-Gitarre färbt. Ein<br />

großes Manko dieser Konstruktion ist – viele Jazzgitarristen<br />

können davon ein Liedchen singen – ihre<br />

Rückkopplungsanfälligkeit. Sobald es etwas lauter wird<br />

(und auch Jazz kann ja durchaus hin und wieder mal<br />

laut sein), fangen viele Jazzgitarren an zu streiken und<br />

tun dies mit einem lauten, unkontrollierten Hupen<br />

kund. Gruselig! Dabei gibt es durchaus unterschiedliche<br />

Abstufungen in der Feedbackfreudigkeit, nicht jede<br />

Archtop ist schließlich gleich. Folgende Faustregel gilt:<br />

Je schwingungsfreudiger eine Gitarre und ihre Hölzer,<br />

desto mehr erzeugt sie einen akustischen, hölzernen<br />

Ton – ist aber gleichzeitig anfälliger für Rückkopplungen,<br />

da die Korpushölzer auch von außen leichter zum<br />

Schwingen angeregt werden können. Aha! Die Konstruktion<br />

der <strong>Cremona</strong> mit ihren teilweise laminierten<br />

Hölzern, ihrem auf der Decke montiertem Pickup und<br />

den im Korpus angebrachten Potis dürfte also durchaus<br />

System haben. <strong>Peerless</strong> hat sich offenbar dafür entschieden,<br />

der <strong>Cremona</strong> etwas an akustischer Potenz zu<br />

nehmen, um sie dafür im verstärkten Betrieb umso<br />

leistungsfähiger zu machen.<br />

Gelungener Kompromiss<br />

Respekt! <strong>Peerless</strong> beweist bei der klanglichen Abstimmung<br />

der <strong>Cremona</strong> ein ausgesprochen glückliches<br />

Händchen. Denn es stimmt zwar, dass sich die <strong>Cremona</strong>,<br />

rein akustisch gespielt, eher bescheiden gibt<br />

und kein besonders großes Klangvolumen erzeugt.<br />

Nichts davon merkt man allerdings vorm Verstärker:<br />

Die <strong>Cremona</strong> klingt warm, wollig, hölzern – eben<br />

genau so, wie man es von einer guten Jazzgitarre<br />

kennt, erwartet und schätzt. Bemerkenswert ist, dass<br />

die Maßnahmen zur Feedbackreduzierung sich als absolut<br />

wirkungsvoll erweisen, ohne allzu große Einbußen<br />

bei der „akustischen Komponente“ im verstärkten<br />

Sound der <strong>Cremona</strong> einzufordern. Auch bei höheren<br />

Lautstärken klingt sie herrlich „woody“, ohne jedoch<br />

das gefürchtete Hupen anzustimmen. Akkordsolos,<br />

Bebop-Lines und Viertel-Strumming, genau das sind<br />

die Spielwiesen, auf denen die Archtop sich liebend<br />

gern austobt. Sie dankt es ihrem Spieler mit einem<br />

klassischen, lebendigen Jazz-Ton, der sich hinter den<br />

großen Namen unter den Archtops nicht zu verstecken<br />

braucht. Gleiches gilt in Sachen Bespielbarkeit: Denn<br />

auch wenn ich persönlich einen Tick dünnere Saiten<br />

als die aufgezogenen D’Addario-Flatwounds in 12er-<br />

Stärke bevorzugen würde, komme ich mit dem flachen<br />

Griffbrettradius, der moderaten Stärke des Halsprofils<br />

und den erstklassig abgerichteten Bünden hervorragend<br />

zurecht.<br />

Die <strong>Cremona</strong> von <strong>Peerless</strong> ist, so viel bleibt unterm<br />

Strich festzuhalten, alles andere als asiatische Billigware.<br />

Im Gegenteil: Sie präsentiert sich als hervorragend<br />

verarbeitete, erstklassig bespielbare und<br />

ausgezeichnet klingende Archtop, die manchem alteingesessenem<br />

Platzhirsch unter den Jazzgitarren das<br />

Fürchten lehren dürfte. ■

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