Humangenetik ZSF 2 - anthropia
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<strong>Humangenetik</strong> <strong>ZSF</strong><br />
VO Utermann<br />
Begriffsdefinitionen<br />
Genotyp<br />
Phänotyp<br />
Polymorphismus<br />
Haploidie<br />
Diploidie<br />
Euploidie<br />
Aneuplodie<br />
Triploidie<br />
Polyploidie<br />
Euplodie<br />
Karyogramm<br />
Karyotyp<br />
Idiogramm<br />
Allele<br />
Sequenztyp, Sequenz (liegt dem Phänotyp zugrunde)<br />
zB Körpergröße, Haarfarbe, Enzymkonzentrationen<br />
min. 2 Allele, das seltenere min. 1 % Häufigkeit<br />
(zB Blutgruppen, DNA-Polymorphismen,...)<br />
Chromosomensatz liegt einfach vor<br />
zwei komplette haploide Chromosomensätze vorhanden<br />
beim Menschen der übliche Zustand<br />
das Vorliegen eines vollständigen, ganzzahlig-mehrfachen<br />
Chromosomensatzes (Diploidie)<br />
numerische Chromosomenaberration (die Zahl der<br />
Chromosomen ist entweder vermehrt oder vermindert)<br />
zB. Nullisomie, Monosomie, Trisomie<br />
drei komplette haploide Chromosomensätze vorhanden<br />
beim Menschen nicht mit dem Leben vereinbar<br />
vervielfachter Chromosomensatz<br />
Genommutation, die ganze Chromosomensätze betrifft<br />
geordnete Darstellung von Chromosomen einer Zelle<br />
verkürzte Auswertung eins Karyogrammes (zB 46 XY)<br />
schematisierte Darstellung der Chromosomenbänderung<br />
väterliches und mütterliches Homolog eines Gens<br />
Bedeutung der <strong>Humangenetik</strong><br />
Mortalität im Kindesalter (GB) zu 38 – 42 % genetisch bedingt<br />
Klinikeinweisungen bei Erwachsenen zu 10 % genetisch bedingt<br />
bei Geburt besitzen 2,3 % bereits schwere genetische Erkrankungen<br />
viele genetische Erkrankungen entwickeln sich aber erst später<br />
Spontanaborte, genetisch bedingt:<br />
o ≈ 50 % von allen bis zur 12. Schwangerschaftswoche<br />
o ≈ 20 % von allen bis zur 18. Schwangerschaftswoche<br />
Chromosomenstörungen werden entdeckt bei:<br />
o ≈ 6 % aller Schwangerschaften<br />
o ≈ 0,5 % aller Neugeborenen<br />
Ebenen der genetischen Analyse<br />
genetisches Material Nukleinsäuren (DNA/RNA)<br />
biochemische Ebene primäre Genprodukte (RNA, Proteine)<br />
sekundäre Genprodukte (Metaboliten)<br />
Phänotyp-Ebene<br />
morphologische, anatomische Merkmale<br />
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Syndrom<br />
Muster von Anomalien, von denen bekannt ist bzw.<br />
angenommen wird, dass sie zusammenhängen<br />
Ursachen von Syndromen:<br />
o Mutationen (mendelian, mitochondrial)<br />
o Uniparentale Disomie (beide Chromosomen von einem Elternpaar)<br />
o Imprinting Defekte (an- und abstellen von Genen betroffen)<br />
o Aneuplodie (chromosomale Aberrationen)<br />
o contiguous gene syndroms (Verlust mehrerer benachbarter Gene)<br />
o Multifaktorielle Bedingungen (mehrere Ursachen kommen zusammen)<br />
o Teratogene (im Mutterleib schädigende Substanzen)<br />
Somatische Zellen<br />
besitzen einen diploiden Chromosomensatz<br />
besteht aus 23 Chromosomenpaaren<br />
o 22 Autosomenpaare<br />
o 1 Gonosomenpaar (XY oder XX)<br />
Bänderungstechniken bei Chromosomen<br />
GTG G-Bänderung mit Giemsa-Trypsin typisch, häufig,<br />
QFQ Q-Bänderung mit Quinacrin basiert auf Fluoreszenz<br />
CBG C-Bänderung mit Giemsa Zentromeranfärbung<br />
SCE-Analyse<br />
zur Diagnose von Geschwister-Chromosomen-Brüche<br />
(SCE = sister chromatid exchange)<br />
Basen werden mit Bromo-Desoxy-Uridin (BrdU) substituiert<br />
nach zwei Zellteilungen wird BrdU angefärbt<br />
Brüche und Austausche können so gut erkannt werden<br />
o normal: ein Strang dunkel, ein Strang hell<br />
o pathologisch: Harlekin-Muster (völlig durcheinander gemischt)<br />
wird auch als Mutagenese-Test von Pharmaka benutzt<br />
Bloom-Syndrom<br />
als typisches Chromosomenbruchsyndrom<br />
Geschwisterstrangbrüche, brechen und tauschen sich aus<br />
klinischer Phänotyp<br />
o Niederwuchs<br />
o Infertilität<br />
o hohes Risiko für Tumore und Leukämie<br />
Tobias Stadelmann Seite 2/21
Färbungen bei Chromosomen<br />
Orceinfärbung<br />
Standardfärbung<br />
numerische Aberrationen<br />
Mosaike<br />
grobe strukturelle Aberrationen<br />
Trypsin-Giemsa-Banden-Färbung<br />
G-Färbung (G-Bänderung)<br />
feine Strukturanomalien<br />
R-Färbung<br />
als Ergänzung zur G-Banden-Färbung<br />
Einbau von BrdU als Thymidin-Analogon<br />
Färbung mit Acridin-Orange (RBA) oder Giemsa (RBG)<br />
Q-Fluoreszenzfärbung<br />
für spezielle Fragestellungen<br />
zB Darstellung des Y-Chromosoms, Polymorphismen<br />
Einsatz von Quinacrin<br />
C-Färbung<br />
für spezielle Fragestellungen<br />
zB Darstellung der Zentromerbereiche, Polymorphismen<br />
Färbung mit Giemsa<br />
Ag-NOR (Silberfärbung)<br />
für die Satellitendarstellung<br />
agyrophile assoziierte Proteine in der NOR (Nukleolus-organisierenden-<br />
Region) werden angefärbt<br />
BUdR/Acridin Orange-Färbung<br />
für spezielle Fragestellungen<br />
zB X-Chromosomen-Inaktivierung, Chromatidaustausch<br />
BUdR steht für Bromdesoxyuridin (BrdU)<br />
FISH (Fluoreszenz in situ Hybridisierung)<br />
telomer fish (Telomer wird gefärbt)<br />
multicolor fish (jedes Chromosom anders gefärbt, Translokationen sichtbar)<br />
multicolor bar coding<br />
einzelne Gene darstellen, markieren (schauen, ob sie überhaupt da sind)<br />
auch in der Interphase anwendbar (Mikrodeletionen sichtbar)<br />
Tobias Stadelmann Seite 3/21
Chromosomenanalyse<br />
wir brauchen dazu teilungsfähige Zellen<br />
einfache Gewinnung aus:<br />
o Knochenmarkszellen<br />
o Chorionzottenbiopsie<br />
o Nabelschnurblut<br />
o Fibroblastenkultur<br />
o Amniozellenkultur<br />
o Lymphozytenkultur<br />
in Verwendung: pränatal, postnatal, Tumorzytogenetik<br />
Polkörperchendiagnostik (PBD)<br />
Polkörperchen kann von Eizelle entnommen werden<br />
wird für die Präimplantationsdiagnostik verwendet,<br />
kommt bei In-vitro-Fertilisationen (IVF) zur Anwendung<br />
Blastomeren-Diagnostik (BD)<br />
in Österreich nicht erlaubt<br />
in frühem embryonalem Stadium werden 1-2 Zellen entfernt<br />
in der Präimplantationsdiagnostik von Bedeutung<br />
Pränatale Diagnostik (PND)<br />
bei invasiver pränataler Diagnostik besteht immer ein Abortrisiko!<br />
deshalb wird immer öfter nicht invasiv untersucht (zB Ultraschall)<br />
Chorionzottenuntersuchung<br />
in der 10. – 12. Schwangerschaftswoche<br />
Zellen werden aus Zygote entnommen (embryonaler Ursprung)<br />
teilen sich schnell (alle 0,5 Wochen)<br />
Zellkultur in 2 Wochen<br />
Abortrisiko von 0,5 – 1 %<br />
Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese)<br />
in der 15. – 17. Schwangerschaftswoche<br />
Zellen im Fruchtwasser werden entnommen (aus Urin von Embryo)<br />
Zellkultur wird angelegt<br />
Bearbeitungszeit von 2 – 3 Wochen<br />
Abortrisiko von 0,5 – 1 %<br />
fetale Blutgewinnung<br />
es werden weiße Blutkörperchen gewonnen<br />
Bearbeitungszeit liegt bei 0,5 Wochen<br />
Abortrisiko von 1 – 3 %<br />
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Mutationen<br />
1. Genommutationen<br />
kompletter Chromosomensatz verdoppelt oder vervielfacht<br />
mikroskopisch nachweisbar<br />
beim Menschen selten und nicht mit dem Leben vereinbar<br />
2. Chromosomenmutationen<br />
numerische Chromosomenaberrationen<br />
strukturelle Chromosomenaberration<br />
o balanciert (kein Hinzu-/Wegkommen von genetischem Material)<br />
o unbalanciert (segmentale Aneusomie)<br />
je nach Ausprägung mikroskopisch noch nachweisbar<br />
3. Submikroskopische Mutationen<br />
zB Mikrodeletionen<br />
nur mehr molekularzytogenetisch nachweisbar<br />
4. Genmutationen<br />
führen zu mendelschen Erkrankungen<br />
nicht mikroskopisch nachweisbar, da nur einzelne Basen betroffen sind<br />
Triploidie<br />
unterschiedliche Phänotypen je nach elterlicher Herkunft<br />
des zusätzlichen Chromosomensatzes<br />
klinische Bedeutung bei Aborten:<br />
o paternale Herkunft große zystische Plazenta, altersentsprechende<br />
Körpergröße, Mikrocephalie<br />
o maternale Herkunft genau umgekehrt<br />
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Numerische Chromosomenaberrationen - Aneuploidie<br />
können sowohl autosomal als auch gonosomal auftreten<br />
o autosomal: meist komplexe Fehlbildungs-Syndrome und Entwicklungsretardierung<br />
o gonosomal: Störung der Geschlechtsentwicklung, selten körperliche Fehlbildungen<br />
bekannte Aberrationen:<br />
o Nullisomie (n.m.d.L.v.) ein homologes Chromosomenpaar fehlt<br />
o Monosomie ein einzelnes Chromosom fehlt<br />
o Trisomie ein homologes Chromosom ist zu viel<br />
o Polysomie (Tumore) mehrere homologe Chromosomen<br />
Down-Syndrom (1:600)<br />
autosomal numerische Aberration (Trisomie 21)<br />
Dysmorphien (Epikantus, 4-Finger-Furche,...)<br />
Entwicklungsrückstand<br />
Abortwahrscheinlichkeit bei ca. 50 %<br />
Non-Disjunction – Chromosomen werden nicht geteilt<br />
Alter der Mutter relevant (ab 35 steigt das Risiko)<br />
Alter des Vaters: für Neumutationen relevant<br />
Edwards-Syndrom (1:3000)<br />
autosomal numerische Aberration (Trisomie 18)<br />
schwere psychische und motorische Störungen<br />
Faunenohr, Fingerüberlagerungen<br />
cerebrale Fehlbildungen<br />
Pätau-Syndrom (1:6000)<br />
autosomol numerische Aberration (Trisomie 13)<br />
schwere psychische und motorische Retardation<br />
Herzfehler, LKG-Spalte, Hexadaktylie, Microophtalmie<br />
Strukturelle Chromosomenaberrationen<br />
nicht die Zahl, sondern die Struktur ist betroffen<br />
können ebenfalls autosomal als auch gonosomal auftreten<br />
balanciert: Informationen weder verloren noch dazugekommen<br />
unbalanciert: prägen in der Regel die schwereren Phänotypen aus<br />
bekannte Aberrationen:<br />
o Inversion Reihenfolge ändert sich<br />
o Deletion Verlust von Teilen<br />
o Duplikation Gewinn von Teilen<br />
o Translokation Übertragung von Teilen<br />
o Isochromosomen 2p oder 2q Arme<br />
o Ringchromosomen durch Mutation entsteht Ringform<br />
Tobias Stadelmann Seite 6/21
Robertson’sche Translokation<br />
ganzes Chromosom auf anderem Chromosom<br />
zB Translokations-Trisomie 21 (t14/21)<br />
o Neumutation<br />
o balancierte Mutation bei den Eltern<br />
Träger von balancierten Mutationen haben:<br />
o 50 % erhöhte Abortrate (Eltern nach Abort testen!)<br />
o 10 % Wahrscheinlichkeit Trisomie-Kind<br />
Cri-du-Chat-Syndrome (Katzenschrei-Syndrom)<br />
46, XY, del(5)(p13)<br />
partielle Monosomie<br />
Weinen eine Oktave höher<br />
schwere psychische und motorische Retardation<br />
Eltern: reziproke Translokation<br />
Gonosomal chromosomale Aberrationen<br />
Klinefelter-Syndrom (1:1000)<br />
47, XXY<br />
Azoospermie<br />
Hypogenitalität<br />
Turner-Syndrom<br />
45, X (weil eine Kopie der pseudo-autosomalen Region fehlt!)<br />
Minderwuchs, Gonadendysgenesie<br />
Wachstumshormone substituieren!<br />
Polysomie Y (Sandberg-Syndrom)<br />
47, XYY<br />
Besonderheiten im Verhalten<br />
leichter reizbar, ängstlich, hyperaktiv, überdurchschnittliche Körpergröße<br />
Lyon-Hypothese (mittlerweile bewiesen)<br />
X-Inaktivierung bei weiblichen Säugetieren<br />
pro Zelle nur ein X-Chromosom aktiv<br />
zweites X-Chromosom in Heterochromatin verpackt und so deaktiviert,<br />
zu inaktivierendes X-Chromosom wird zufällig ausgesucht<br />
Inaktivierung reversibel in Keimzellen, irreversibel in somatischen Zellen<br />
die Inaktivierung können wir sehen, da Heterochromatin hochkondensiert:<br />
o Drumsticks in neutrophilen Granulozyten<br />
o Barrkörper in Epithelzellen der Mundschleimhaut<br />
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Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel<br />
kann genetisch bedingt sein<br />
nur auf X-Chromosom kodiert<br />
Frauen haben es so oder so<br />
Männer können Mangel durch Mutation auf X-Chromosom ausbilden<br />
X/Y-Chromosom<br />
homologe Regionen, können sich beide aneinander anlagern<br />
(wird auch als pseudo-autosomale Region bezeichnet, PAR)<br />
Schlüsselgene bzw. das „Gen der Gene“ auf Y-Chromosom:<br />
o SRY sex determining region of Y<br />
o TDF testis determining factor<br />
Somatisch chromosomale Aberrationen<br />
Philadelphia Chromosom Del22<br />
keine Deletion, sondern Translokation (t9,22)<br />
breakpoint regions: Regulation der Zellproliferation (carcinoma)<br />
CML (chronische myeloische Leukämie): Ursache oder Folge der Krankheit!<br />
Mikrodeletionssyndrome<br />
in der konventionellen Zytogenetik nicht erkennbar<br />
per Molekularzytogenetik (FISH) nachweisbar<br />
sind teilweise contiguous gene syndromes<br />
Williams-Beuren-Syndrom (WBS)<br />
Mikrodeletion auf Chromosom 7 (Elastin-Gen-Deletion)<br />
Patienten schauen sich alle ähnlich (Gesichtszüge)<br />
klinischer Phänotyp:<br />
o geistige Retardierung, aber kontaktfreudig (Cocktail-Party-Speech)<br />
o überaus musikalisch, besitzen ein absolutes Gehör<br />
o geistig behindert ist nicht gleich geistig behindert!<br />
Prader-Willi-Syndrom (PWS)<br />
paternale Mikrodeletion auf Chromosom 15<br />
klinischer Phänotyp:<br />
o Hypotonie<br />
biphasischer Verlauf:<br />
o im Säuglingsalter Fütterprobleme, Dystrophie<br />
o ab zweitem Lebensjahr Hyperphagie (Adipositas)<br />
im Erwachsenenalter massives Übergewicht, Diabetes<br />
Tobias Stadelmann Seite 8/21
Angelman-Syndrom (AS)<br />
maternale Mikrodeletion auf Chromosom 15<br />
klinischer Phänotyp:<br />
o starke Entwicklungsretardierung<br />
o Lachparoxysmen<br />
o epileptische Anfälle<br />
o Mikrocephalie<br />
PWS und AS Analogien<br />
gleiche Deletion auf Chromosom 15, exakt die gleichen Bruchbilder<br />
Unterschied: väterliches oder mütterliches Chromosom 15 betroffen<br />
PWS paternale Del / maternale Disomie Gene nur auf pat. Ch. aktiv<br />
AS maternale Del / paternale Disomie Gen nur auf mat. Ch. aktiv<br />
imprinting-defects<br />
Chromosom wird zufällig ausgesucht, wenn blöderweise das gesunde Gen<br />
inaktiviert wird, kommt es zur Krankheitsausbildung<br />
ein Teil der PWS- bzw. AS-Patienten haben gar keine Deletion, aber<br />
imprinting-defects durch Mutation an beiden Chromosomen<br />
Genomic Imprinting<br />
durch reversible (De-)Methylierung erfolgt Inaktivierung<br />
monoallelische Exprimierung von bestimmten Genen<br />
ca. 50 Gene beim Menschen bekannt, die dem Imprinting unterliegen<br />
von der Keimbahnpassage abhängig<br />
o in den frühen Keimzellen jedes Menschen wieder gelöscht<br />
o anschließend geschlechterspezifisch neu etabliert<br />
paternale Gene können von maternalen Genen aufgrund der Methylierungen<br />
unterschieden werden<br />
normal sind die Gene in zwei verschiedenen Banden auf den Chromosomen<br />
enthalten (einmal maternal und einmal paternal vererbt)<br />
Gene werden also abhängig von ihrer elterlichen Herkunft aktiv oder inaktiv<br />
vererbt, sie erhalten eine elterliche genomische Prägung<br />
durch Mikrodeletionen, uniparentale Disomien oder imprinting-defects<br />
entstehen die Krankheiten (Syndrome)<br />
comparative genomic hybridization (CGH)<br />
vergleichende genomische Hybridisierung<br />
Methode, um genetische Veränderungen festzustellen<br />
Test-DNA (von Patienten) und Kontroll-DNA werden mit<br />
Farben unterschiedlich markiert<br />
o Mischsignal bzw. Mischfarbe gleiche Menge an DNA<br />
o nur Kontroll- bzw. Testfarbe Deletionen oder Duplikationen<br />
Array-CGH: Weiterentwicklung, ganzes Genom auf einmal absuchen<br />
Tobias Stadelmann Seite 9/21
Genetische Analysemethoden<br />
zytogenetische Analyse<br />
o Auflösung von mehr als 5 Mb (Megabasen)<br />
o zB Trisomien, Translokationen<br />
molekulare Zytogenetik<br />
o Auflösung größer als 1 Kb (Kilobase)<br />
o zB Mikrodeletionen (sind unter 5 Mb) durch FISH<br />
molekulare Analyse<br />
o Auflösung bis zu 1 bp (Basenpaar)<br />
o zB Punktmutationen<br />
Erbgänge<br />
Merkmale, nicht Gene, folgen dem Erbgang!<br />
einfache, monogene Erbgänge<br />
folgen den Mendel’schen Regeln<br />
nur ein Gen ist für ein Merkmal (zB Krankheit) verantwortlich<br />
autosomaler Erbgang<br />
o Gen auf Autosomen<br />
gonosomaler Erbgang<br />
o X-chromosomaler Erbgang (Gen auf X-Chromosomen)<br />
Männer homozygot (da nur ein X-Chromosom vorhanden)<br />
Frauen heterozygot (zwei X-Chromosomen, Konduktorinnen)<br />
o Y-chromosomaler Erbgang (holandrischer Erbgang, Gen auf Y-Chrom.)<br />
Merkmalsausprägung nur bei Männern<br />
sehr wenige Erbkrankheiten bekannt<br />
Söhne bekommen zu 100 % auch das Merkmal<br />
mehrfache, polygene Erbgänge<br />
eine Reihe verschiedener Gene sind für Merkmal verantwortlich<br />
multifaktoriell: meist spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle<br />
Erbgang ist nicht feststellbar, unklar ob rezessiv oder dominant vererbt<br />
Genomaufbau<br />
Genom in Zellkern<br />
o 3000 Mb<br />
o ≈ 20 % sind Gene und genähnliche Sequenzen<br />
davon ≈ 10 % kodierende DNA (nur ≈ 2 % Exons im Genom)<br />
≈ 90 % sind Pseudogene, Bruchstücke, Introns<br />
o ≈ 80 % außerhalb der Gensequenzen<br />
tandem repeats, verstreute Wiederholungen<br />
für die Regulation wichtig, Analytik setzt hier an<br />
Genom in Mitochondrien<br />
o 16,6 Kb<br />
o 2 x rRNA, 22 x tRNA, 13 x polypeptidkodierende DNA<br />
Tobias Stadelmann Seite 10/21
Repeatsequenzen im menschlichen Genom<br />
verstreut über das ganze Genom (interspersed repeats)<br />
Tandem Repeats<br />
o Zentromer-Repeats (alphoide Sequenzen)<br />
o Telomer-Repeats<br />
o Minisatelliten (VNTRs, Vaterschaftstest)<br />
o Mikrosatelliten (zB Trinukleotid-Repeats, sinid hoch polymorph<br />
und werden zur Identifizierung in der Kriminologie verwendet)<br />
o Gencluster (zB Gene fürs Farbsehen)<br />
das menschliche Genom enthält etwa 20.000 – 25.000 Gene<br />
Änderungen der Gene machen den Unterschied zwischen Menschen und<br />
anderen Lebewesen aus, nicht die Anzahl der Gene<br />
Mutationstypen<br />
kleine Mutationen<br />
o silence mutation 3. Base mutiert, kaum Auswirkungen<br />
o missense mutation nichtsynonymer Austausch von AS<br />
o nonsense mutation Einbau von falschem Stoppcodon (zu früh)<br />
o frame-shift mutation Leseraster wird durch Mutation verschoben<br />
o in-frame mutation Leseraster bleibt gleich, da 3 Basen fehlen<br />
große Mutationen<br />
o Deletionen Teil der Nukleotidsequenz fehlt<br />
o Insertionen Einbau von zusätzlichen Nukleotiden<br />
o Translokationen Ortsveränderung von Chromosomen(teilen)<br />
o Amplifikationen Vermehrung von DNA-Abschnitten<br />
Wildtyp: Genom liegt in ursprünglichem Zustand vor (evolutionsbedingt)<br />
copy number variation:<br />
o schwankenden Kopienanzahl<br />
o es unterliegen etwa 12 % des menschlichen Genoms<br />
o kommt bei coding und non-coding Sequenzen vor<br />
o kann mit Krankheiten assoziieren<br />
Tobias Stadelmann Seite 11/21
Autosomal rezessive Erbgänge<br />
Merkmal tritt nur auf, wenn Homozygotie vorliegt<br />
mögliche Kreuzungstypen aus Aa und Aa AA + Aa + Aa + aa<br />
o A ... gesundes Gen (Wildtyp)<br />
o a ... mutiertes Gen, prägt homozygot das Merkmal aus<br />
statistischer Phänotyp: 3:1 (gesund:krank)<br />
25 % für homozygot krankes Kind (bzw. völlig gesund)<br />
50 % Wahrscheinlichkeit, heterozygoter Träger zu sein<br />
zu 2 / 3 sind die Geschwister von Erkrankten heterozygot<br />
Besonderheiten von autosomal rezessiven Erbgängen<br />
o Eltern von Erkrankten sind meist gesund<br />
o Geschlechter beide gleich häufig betroffen<br />
o tritt gehäuft bei Blutsverwandtschaft der Eltern auf<br />
Verwandtschaftskoeffizient R<br />
beschreibt die Wahrscheinlichkeit für Blutsverwandte zwei gleiche Allele von<br />
einem gemeinsamen Vorfahren zu besitzen<br />
beträgt für Cousine und Cousin 1. Grades: R = 1 / 8 (2 • 1 / 16 )<br />
wird aus dem Inzuchtskoeffizienten ( 1 / 16 ) für beide berechnet<br />
Basisrisiko<br />
wir sind eigentlich alle miteinander verwandt<br />
beträgt in etwa 3 – 4 %<br />
für Blutsverwandte liegt das Risiko, Kinder mit autosomal rezessiven<br />
Erbkrankheiten zu bekommen doppelt so hoch wie das Basisrisiko<br />
Prinzip des Inborn Error of Metabolism<br />
von Sir Archibald Garrod beschrieben<br />
Weg der Stoffwechselprodukte: A B C D E<br />
Stoff E wird anschließend ausgeschieden<br />
die einzelnen Schritte katalysieren Enzyme: a, b, c, d<br />
wenn Enzym d fehlt, kann D nicht mehr zu E umgesetzt werden<br />
o entweder D akkumuliert, sammelt sich an<br />
o oder es wird über andere Wege abgebaut, weiter verwendet<br />
Akkumulationen sind in der Regel selten gut, lösen Krankheiten aus<br />
Möglichkeit, dass ein funktionierender Umgehungskreislauf bei Einnahme von<br />
Medikamenten (anderer Grund) gestört wird Akkumulation<br />
Alkaptonurie<br />
schwarz-brauner Harn (Ochronose)<br />
Veränderung des Tyrosinstoffwechsels (Enzym-Defekt/Mangel)<br />
Tyrosin-Akkumulierung (Ablagerung, Kristallisation in Gelenken...)<br />
Tobias Stadelmann Seite 12/21
Phenylketonurie (PKU) – Folling’sche Krankheit<br />
Häufigkeit: homozygot bei 1:11.000, heterozygot bei 1:50<br />
obligat: schwere geistige Behinderung, körperlicher Rückstand<br />
fakultativ: Lichtempfindlichkeit, Missbildungen<br />
Früherkennung + Substitution (Enzyme)<br />
Guthrie-Test: Mangelmutanten (Bakterien) als Nachweis<br />
Pittel-Diät: schmeckt scheußlich, aber normale Entwicklung möglich<br />
(bis nach vollständiger Entwicklung des Gehirns, danach normale Diät)<br />
Schwangerschaft: wieder phenylarme Diät, da Baby noch in Entwicklung!!<br />
Albinismus<br />
Häufigkeit: homozygot bei 1:10.000 – 20.000, heterozygot bei 1:50<br />
Tyrosinase fehlt (Melanin kann nicht mehr gebildet werden)<br />
obligat: helle Haut und Haare, Lichtempfindlichkeit, Nystagmus<br />
fakultativ: Brechungsanomalien, Fehlbildungen (Zähne, Knochen, Muskeln)<br />
Pseudodominanz<br />
rezessiver Erbgang, der nach dominantem Erbang ausschaut<br />
tritt auf, wenn ein Elternteil homozygot und einer heterozygot ist<br />
Aa + aa ergibt Aa + Aa + aa + aa (a steht für krankhaftes Allel)<br />
zu 50 % krank und zu 50 % gesund (aber heterozygot!)<br />
tritt häufig bei Blutsverwandschaft auf, da ähnliche Gene<br />
Cystische Fibrose (CF) – Mukoviszidose<br />
Häufigkeit: homozygot bei 1:2000, heterozygot bei 1:25<br />
visköse Sekrete<br />
Infektanfälligkeit<br />
derzeit etwa 700 verschiedene CF-Mutationen bekannt<br />
häufigste Mutation: ΔF508 (Phe an Stelle 508 mutiert)<br />
allelische Heterogenität<br />
in einem Gen können verschiedene Mutationen<br />
die gleiche Krankheit auslösen<br />
Locusheterogenität<br />
Mutationen an verschiedenen Genorten, lösen<br />
die gleiche Krankheit aus<br />
zB Taubstummheit, erbliche Form der Blindheit<br />
(125 Genorte für Retinaveränderungen bekannt)<br />
Kinder sind meist an allen Genorten heterozygot, wenn<br />
beide Eltern homozygot sind (da jeweils an anderem Ort)<br />
Tobias Stadelmann Seite 13/21
Autosomal dominante Erbgänge<br />
eine Kopie (Allel) genügt, um Merkmal auszuprägen<br />
jeder Erkrankte hat ein erkranktes Elternteil<br />
jeder Nachkomme (bei einem kranken Partner) hat ein Risiko<br />
von 50 % ebenfalls zu erkranken<br />
beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen<br />
das sind die goldenen Regeln (haben aber alle Ausnahmen!)<br />
Brachydaktylie (Kurzfingrigkeit)<br />
erster (harmloser) nachgewiesener Erbgang<br />
erblich bedingte Fehlbildung der Körperglieder (Dysmelie)<br />
Verkürzungen einer oder mehrerer Finger oder Zehen<br />
Häufigkeit liegt bei 1:200.000<br />
Holt-Oram-Syndrom (atriodigitale Dysplasie)<br />
zählt zu den so genannten Herz-Hand-Syndromen<br />
Herzfehler und Fokomelie (extreme Verkürzung der Unterarme)<br />
Häufigkeit liegt bei 1:100.000 (in 85 % aber Neumutationen)<br />
Thalidomid-Embryopathie<br />
Dysmelien und Aplasien<br />
theratogen verursacht<br />
zB Contergan, Strahlen, Viren, Alkohol,...<br />
Holt-Oram-Syndrom und Thalidomid-Embryopathie haben gleichen Phänotyp!!<br />
Marfan-Syndrom (Fibrillopathie)<br />
Hochwuchs, Längenwachstum der Extremitäten<br />
Aortendissektionen und Aneurismen möglich<br />
Mutation vom Fibrillin-Gen, Mikrofibrillinopathie<br />
Plicotropie nur ein Gendefekt, aber Veränderung von<br />
mehreren phänotypischen Merkmalen, plicotrope Genwirkung<br />
(es sind unterschiedliche Organe betroffen)<br />
Häufigkeit liegt bei etwa bei 1:4000 – 1:10.000<br />
Neurofibromatose Typ I (Morbus Recklinghausen)<br />
Café-au-Lait-Flecken<br />
NF1-Gen betroffen (Neurofibromin)<br />
Neurofibrome (gutartige Tumore, entarten selten – in ca. 10 % der Fälle)<br />
Lisch-Knötchen (im Auge)<br />
variable Expressivität: Merkmale können sich verschieden manifestieren<br />
Häufigkeit liegt bei 1:3500<br />
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Chorea Huntington (Veitstanz)<br />
neurodegenerative Erkrankung (bis heute unheilbar)<br />
selektiver Untergang von Nervenzellen<br />
Bewegungsstörungen<br />
psychische Besonderheiten<br />
spätmanifestierende Erkrankung durchschnittlich im 43. Lebensjahr<br />
„Überspringen“ von Generationen möglich (Tod vor Ausbruch)<br />
Häufigkeit liegt bei 1:10.000<br />
!<br />
Bayes Theorem – Wahrscheinlichkeitstheorie<br />
gibt an, wie man mit bedingten Wahrscheinlichkeiten rechnet<br />
verschiedene bekannte Wahrscheinlichkeiten<br />
o a priori Wahrscheinlichkeitswert aufgrund von Vorwissen<br />
(Stammbaumsituation, Erbgang, Allelfrequenz)<br />
o konditionale prob. individuelle vorliegende relevante Parameter<br />
(Patientenalter, klinische und biochemische Daten)<br />
o joint probability gemeinsame Wahrscheinlichkeit (Genträger zu sein oder nicht)<br />
o a posteriori statistische Wahrscheinlichkeit (empirisch ermittelt)<br />
P =<br />
a<br />
a + b<br />
a ... Hypothese, ist Genträger<br />
b ... Hypothese, ist kein Genträger<br />
Trinukleotid-Repeat (zb CAG – Huntingtin-Genprodukt)<br />
...ATGCAT(CAG) n TCAGCTT...<br />
normal: 6 – 35 Repeats<br />
Grauzone: 36 – 39 Repeats<br />
pathologisch: 40 – ca. 120 Repeats<br />
Chorea Huntington Korrelation: Anzahl der Repeats mit dem<br />
Ausbruchszeitpunkt (je mehr, desto früher)<br />
Risk for expansion: bei 27 – 35 da dynamische Repeats<br />
(es können noch welche dazukommen, bzw. weg gehen)<br />
Antizipation: von Generation zu Generation frühere und schwerere<br />
Ausprägung (eben durch Expansion bedingt)<br />
variable Expressivität: unterschiedlich viele Repeats und Schweregrade<br />
Apert-Syndrom (Akrozephalosyndaktylie)<br />
Cranio-Synostosen frühzeitige Verknöcherung der Nähte<br />
Neumutation möglich je schwerer desto häufiger/wahrscheinlicher<br />
(vor allem bei Erkrankungen bei welcher keine Fortpflanzung möglich ist)<br />
Häufigkeit liegt bei etwa 1:130.000<br />
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Achondroplasie (Chondrodysplasie)<br />
Mutation nur an einem Gen (Plicotropie)<br />
disproportionierter Minderwuchs (je nach dem, wo Mutation auf Gen)<br />
Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter des Vaters<br />
oft Neumutation (wahrscheinlich)<br />
Mutation in Keimzellen: verstärktes Wachstum, daher Selektionsvorteil<br />
Genetische Erkrankungen Bedeutung für den einzelnen Menschen!<br />
Dominante Genwirkung<br />
Haploinsuffizienz, Dosiseffekt: „die Hälfte ist nicht genug“<br />
(meist bei feinregulierenden Bereichen, zB Transkription)<br />
gain of function: Gewinn einer Funktion, aber meist Aktivität in falscher<br />
Zelle zum falschen Zeitpunkt oder übermäßig und unkontrolliert<br />
loss of function: am häufigsten, Verlust einer Funktion bzw. Aktivität<br />
dominant negativ: mutiertes Genprodukt unterdrückt das „normale“<br />
Genprodukt Proteine wirken zusammen Zelle räumts weg<br />
inkomplette Penetranz: Durchschlagkraft des Gens<br />
(zB 80 oder 100 % der Genträger bekommen das Merkmal)<br />
Knudson Hypothese: two-hit-theory, in Keimbahn gibt’s eine Mutation,<br />
das andere Chromosom ist aber noch intakt und erhält die Funktion; später<br />
erfolgt eine somatische Mutation die Erkrankung wird ausgebildet<br />
vulnerable Phase: Gen in bestimmter Zelle zu bestimmtem Zeitpunkt aktiv,<br />
nur in dieser Zeit ist eine bestimmte Funktion „verletzlich“<br />
Retinoblastom (glioma retinae)<br />
familiär (genetisch) oder auch nicht familiär (inkomplette Penetranz)<br />
bösartiger Tumor, ausgehend von der Retina (zu 20 – 25 % beidseitig)<br />
sporadisch: ca. 96 %<br />
familiär: ca. 4 %<br />
Häufigkeit liegt etwa bei 1:20.000 – 1:28.000<br />
Wilm’s Tumor – Nephroblastom<br />
frühkindliche Erkrankung, bösartiger Nierentumor im Kindesalter<br />
in jeder Nierenzelle bereits Keimzellenmutation vorhanden (Kudsonhypothese)<br />
zweite Mutation (somatisch) möglich, sogar wahrscheinlich (da viele Zellen!)<br />
Ursachen für scheinbare Abweichungen von den goldenen Regeln<br />
des autosomal dominanten Erbgangs<br />
inkomplette Penetranz<br />
variable Expressivität<br />
späte Manifestation<br />
Neumutation<br />
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Chromosomal rezessive Erbgänge<br />
geschlechtsgebundene Vererbung<br />
männliche Individuen haben nur ein X-Chromosom (Hemizygotie)<br />
nur Männer sind erkrankt (zeigen Merkmale)<br />
die Krankheit wird nie vom Vater auf den Sohn übertragen<br />
Vererbung der Krankheit erfolgt über die Töchter kranker Männer<br />
(sie sind Konduktorinnen und in der Regel gesund, besitzen aber<br />
ein mutiertes Chromosom)<br />
Wahrscheinlichkeitsberechnungen<br />
gesunder Mann und Konduktorin<br />
o 50 % der Töchter sind Konduktorinnen<br />
o 50 % der Söhne sind krank<br />
o 25 % Wahrscheinlichkeit für ein krankes Kind<br />
kranker Mann und gesunde Frau<br />
o 100 % der Söhne sind gesund<br />
o 100 % der Töchter sind Konduktorinnen<br />
Hämophilie (Bluterkrankheit)<br />
Lebenserwartung vor Substitutionstherapie 16 Jahre<br />
(Tod durch schwere innere Blutungen nach Mikrotrauma)<br />
Lebenserwartung mit Substitutionstherapie: nahezu normal<br />
Hämophilie A: Blutgerinnungsfaktor VIII betroffen<br />
Hämophilie B: Blutgerinnungsfaktor IX betroffen<br />
Muskeldystrophie Duchenne<br />
Untergang der Muskeln (werden durch Fettzellen ersetzt)<br />
Kinder kommen „gesund“ zur Welt<br />
zunehmende Verschlechterung<br />
Tod durchschnittlich im 20. Lebensjahr (Herzmuskel, Atemmuskulatur)<br />
Mutation im Dystrophingen<br />
o 60 % Deletion<br />
o 40 % Punktmutation (schwierig zu finden und nachzuweisen)<br />
o out of frame Leseraster verschoben<br />
o in-frame Leseraster bleibt intakt, klinisch milder Phänotyp<br />
Keimzellen-Mosaik: weibliche Keimzellen haben Mutation, oder auch nicht<br />
(wie Mosaik vermischt, etwa in 10 % der Fälle Mutation in Keimzellen)<br />
sporadische Duchenne: wenn nur ein Fall in der Familie bekannt<br />
o<br />
1 / 3 auf Neumutation zurückzuführen<br />
o in ca. 2 / 3 der Fälle ist die Mutter Konduktorin<br />
o in ca. 10 % liegen Keimzellen-Mosaike vor<br />
ein Wiederholungsrisiko können wir nie sicher ausschließen!<br />
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X-chromosomal dominante Erbgänge<br />
alles Söhne von erkrankten Männern sind gesund<br />
alle Töchter von erkrankten Männern sind krank<br />
unter den Nachkommen erkrankter Frauen findet sich eine vom Geschlecht<br />
unabhängige Aufteilung, eine 1:1 Aufspaltung wie beim autosomal<br />
dominanten Erbgang<br />
sind sehr selten<br />
Familiäre phosphatämische Rachitis (Phosphatdiabetes)<br />
auch als idiopathisches Debré-de-Toni-Fanconi-Syndrom oder<br />
Vitamin-D-resistente Rachitis bezeichnet<br />
mit dem Harn wird zu viel Phosphat ausgeschieden<br />
es kommt zu schweren Knochenwachstumsstörungen<br />
Häufigkeit liegt bei etwa 1:25.000<br />
Mädchen sind doppelt so oft betroffen wie Jungen, zeigen<br />
aber leichtere Verläufe der Erkrankung<br />
Populationsgenetik und genetische Epidemiologie<br />
Polymorphismen<br />
Blutgruppen<br />
Serumgruppen<br />
HLA (relevant bei Transplantationen)<br />
DNA-Polymorphismen<br />
o RFLP (Restriktions-Fragment-Längen-Polymorphismus)<br />
o VNTR (variable number tandem repeats, Minisatelliten)<br />
o Mikrosatelliten<br />
o SNPs (single nucleotide polymorphism)<br />
chromosomale Polymorphismen<br />
Voraussetzung: mindestens 2 Allele und das seltenere muss mindestens<br />
1 % Häufigkeit aufweisen, ansonsten als seltene Variation bezeichnet<br />
Ursachen für die genetischen Verteilungsmuster<br />
zufällig durch<br />
o Migration<br />
o Isolation<br />
o Founder Effekt<br />
o Genetic Drift<br />
nicht zufällig durch<br />
o natürliche Selektion (Survival of the fittest)<br />
o Paarungssiebung (sexuelle Selektion)<br />
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Neutrality & Selection<br />
neutral<br />
Neumutation<br />
Genetic Drift & Founder Effects<br />
selektiv<br />
purifying selection: bestimmte Gene setzen sich nicht durch, das sind<br />
meist Erkrankungsgene (purify = reinigen)<br />
balancing selection: positive und negative Selektion halten sich die<br />
Waage, zB Sichelzellenanämie (Malariaresistenz)<br />
positive selection: Vorteil, setzt sich durch (Adaption)<br />
zB Lactose-Verträglichkeit im Erwachsenenalter<br />
sexual selection: bestimmte Merkmale verschaffen einen Vorteil<br />
(von Charles Darwin in Evolutionstheorie postuliert)<br />
Founder-Effect<br />
beschreibt eine Abweichung einer isolierten Population (Gründerpopulation)<br />
von der Stammpopulation<br />
Abweichung entsteht aufgrund der Beschränktheit des Allelbesitzes<br />
gehäuftes Auftreten von rezessiven Erkrankungen<br />
zB Amish People und Ellis-van-Crefeld-Syndrom (Hexadaktylie)<br />
o normale Häufigkeit liegt bei 1:100.000<br />
o bei Amish People ist sie bei 1:200 (Vermehrung untereinander)<br />
Hardy-Weinberg-Gleichgewicht<br />
p 2 + 2pq + q 2 = 1<br />
zur Überprüfung ob gefundener Genotyp vom Gleichgewicht abweicht<br />
Voraussetzungen<br />
o genügend große Population<br />
o keine Selektion<br />
o kein Admixture (Vermischung zwischen Populationen)<br />
o keine Mutationen (Neumutationen stören HW-Gleichgewicht)<br />
o Panmixie (freie Partnerwahl)<br />
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Positional Cloning<br />
dient der Entdeckung von (mutierten) Genen bzw. Allelen<br />
DNA-Fragmente werden nach und nach von den beiden nahest<br />
bekannten Markern vervielfältigt und geordnet<br />
der mutierte Bereich kann durch immer mehr abgegrenzt werden<br />
Chromosome Walking (Primer Walking): Methode um DNA-Fragmente<br />
zwischen 1,3 und 7 Kb zu sequenzieren (geht nicht alles auf einmal)<br />
seit Abschluss der Human Genom Projekte vereinfachen Vorlagen aus den<br />
DNA-Datenbanken die Arbeit um einiges<br />
Genkopplung<br />
manche durch Gene kodierte Merkmale trennen sich nicht oder nur selten im<br />
Laufe mehrerer Generationen voneinander<br />
je näher zwei Gene beisammen liegen, umso seltener werden sie getrennt<br />
relativer Abstand von Genen ist so ermittelbar: wenn zwei Gene einmal in 100<br />
Meiosen getrennt werden, besitzen sie einen Abstand von 1 cM (centiMorgan)<br />
1 cM entspricht beim Mensche etwa 1 Million Basenpaaren (1 Mb)<br />
Kopplungsanalyse (linkage analysis):<br />
Gene trennen sich nach Mendel’scher Regeln zu 50 % Wahrscheinlichkeit<br />
Genkopplung: wenn sich Gene auf einem Chromosom seltener trennen<br />
Basis für die Analyse ist die Familienuntersuchung<br />
anhand von vielen Kreuzungsversuchen über mehrere Generationen kann die<br />
Wahrscheinlichkeit für eine Trennung von Genen ermittelt werden<br />
optisch auffällige Merkmale (Marker) eher selten, deshalb werden oft<br />
Mikrosatelliten, SNPs, RFLPs und AFLPs genutzt<br />
wird in cM gemessen und angegeben<br />
Auswertung der Daten erfolgt über statistische Methoden<br />
!<br />
LOD-Score<br />
logarithm of the odds (der Logarithmus der Vorteile)<br />
zur Bestimmung der Signifikanz einer Kopplung (statistische Abschätzung)<br />
<br />
LOD =<br />
Wahrscheinlichkeit für Kopplung<br />
Wahrscheinlichkeit gegen Kopplung<br />
LOD score > 3 spricht für Evidenz der Kopplung (die Wahrscheinlichkeit einer<br />
Kopplung ist 1000fach höher als die keiner Kopplung)<br />
LOD score < -2,0 spricht für Evidenz gegen die Kopplung<br />
LODS scores mehrerer Familien lassen sich addieren, wenn es sich um den<br />
selben Genort handelt<br />
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Complex Disorders<br />
sind multifaktorielle Erkrankungen<br />
ein oder mehrere Gene und Umweltfaktoren verantwortlich<br />
keine Mendel’schen Erbgänge<br />
Beispiele:<br />
o Coronary Heart Disease<br />
o Diabetes Mellitus<br />
o Cancer<br />
o Psychiatric Disorders<br />
o Alzheimer Disease<br />
Hinweise auf genetische Mitbeteiligung bei Krankheiten<br />
gehäuftes Auftreten in der Familie: ohne klar erkennbaren Erbgang,<br />
kein Mendel’scher Erbgang<br />
quantitative Merkmale: Korrelation der Merkmalsausprägung, wird mit<br />
zunehmendem Verwandtschaftsgrad enger<br />
Konkordanzrate: zB zeigen eineiige Zwillinge eine höhere Konkordanzrate<br />
als zweieiige Zwillinge (Hinweis auf erbliche Bedingtheit)<br />
Weitere Beispiele<br />
Spina Bifida Aperta (Neuralrohrfehlbildung)<br />
Cheilopalatognathoschisis (Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, LKG-Spalte)<br />
Schizophrenie<br />
Familäre Korrelation des IQ<br />
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