WAS HOLLYWOOD NICHT ERLAUBT - Sissy
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kino<br />
Mulligans<br />
von Chip Hale<br />
CA 2008, 90 Min, OmU<br />
Edition Salzgeber, www.salzgeber.de<br />
Im Kino<br />
Gay-Filmnacht im September<br />
www.gay-filmnacht.de<br />
Charlie David<br />
„Dante’s Cove“, Staffel 1 und 2,<br />
sind bei Pro-Fun Media erschienen.<br />
Charlie Davids Roman zum Film<br />
„Mulligans“ (250 Seiten, Paperback,<br />
$14.95) sowie das Nachfolgewerk<br />
„Boys Midflight“ (230 Seiten,<br />
Paperback, $16,95), die Geschichte<br />
der ersten schwule Liebe eines<br />
19-jährigen Models, sind bei Palari<br />
Publishing, Richmond erschienen.<br />
KEINE EXPLOSIONEN,<br />
KEINE VERFOLGUNGS JAGDEN,<br />
KEINE KINDER<br />
von axel schock<br />
Das kanadische Multitalent charlie David hat sich beim Spielfilm „Mulligans“ erstmals auch als<br />
Drehbuchautor und Produzent ausprobiert. Ein Gespräch über Schauspielangebote nach dem coming-Out,<br />
die schwule Kulturnische, enttäuschte Frauen und harte vorgaben für die ersten Eigenproduktionen.<br />
s Die Davidsons scheinen eine geradezu perfekte,<br />
glückliche Familie zu sein. Der Vater Nathan ein sportiver<br />
Golfnarr, die Mutter eine verständnisvolle beste Freundin<br />
für alle und Sohn Tyler (Derek James) ein smarter Strahlemann.<br />
Der hat seinen besten Freund Chase (Charlie<br />
David) eingeladen, den Sommer gemeinsam am idyllisch<br />
gelegenen Haus am See zu verbringen. Kurz bevor das<br />
Idyll in Pilcher-Kitsch abzudriften droht, bringt es Chase<br />
mit seinem eher beiläufigen Coming-Out jedoch ins Wanken.<br />
Der 27 Jahre junge Charlie David hat sich bereits in<br />
vielen beruflichen Feldern sehr erfolgreich ausprobiert:<br />
Er arbeitete als Model, war einige Jahre Mitglied der US-<br />
Boyband 4Now, bevor er sich als Schauspieler etablierte.<br />
Mit seiner Rolle in der Mystery-Soap Dante’s Cove, einer<br />
Hochglanz-Trashperle des schwul-lesbischen Fernsehsenders<br />
here! TV, schuf sich der Kanadier David in den<br />
USA einen ersten Fankreis. Für Out TV, das kanadische<br />
Pendant zu here tv, steht er bereits in der vierten Staffel<br />
als Moderator des lesbisch-schwulen TV-Reisemagazins<br />
Bump! vor der Kamera (hierzulande bei TIMM zu sehen).<br />
Mit dem Spielfilm Mulligans hat sich Charlie David nun<br />
erstmals auch als Drehbuchautor und Produzent ausprobiert.<br />
SISSY hat sich mit ihm getroffen.<br />
sissy: Du bist derzeit als Schauspieler sicherlich nicht<br />
gerade unterbeschäftigt. Wieso produzierst du denn jetzt<br />
auch noch?<br />
Charlie David: So habe ich wesentlich mehr Einfluss auf<br />
das Gesamtprojekt, als ich es als Schauspieler allein<br />
je haben könnte. Und als Schauspieler bist du ständig<br />
von der Gnade von Castingchefs, Regisseuren und Produzenten<br />
abhängig, die entscheiden, ob du einen Job<br />
bekommst. Jetzt stehe ich nun auf der anderen Seite der<br />
Macht und kann selbst entscheiden, welche Leute ich für<br />
ein Projekt haben will.<br />
„Bump!“, „Dante’s Cove“ oder Spielfilme wie „A Four Letter<br />
Word“ (2007) und „Kiss the Bride“ (2008) – Werden<br />
dir als offen schwuler Schauspieler keine anderen Rollen<br />
angeboten?<br />
Während meiner Zeit in der Boyband musste ich mein<br />
Schwulsein in der Öffentlichkeit verschweigen. Das wollte<br />
die Plattenfirma so. Damit war dann Schluss, nachdem<br />
ich die Rolle bei Dante’s Cove übernommen hatte. Meine<br />
Managerin Linda Carter hatte mir damals prophezeit:<br />
„Du wirst durch dein Coming-Out einige Rollen verlieren,<br />
und du wirst deshalb einige andere bekommen. Das Beste<br />
aber ist, wenn du dir deine eigenen Rollen schaffst, dann<br />
hast du die komplette Kontrolle über deine Karriere.“ Das<br />
war ein kluger Rat und ich habe ich daran gehalten.<br />
Du hast also eine schwule Nische entdeckt, die dir die passenden<br />
Rollen und ausreichend Arbeit verschafft?<br />
Die schwule Community ist in den USA zum Glück<br />
groß genug, dass sie mich durchfüttern kann (lacht).<br />
Die nächste Herausforderung wird sein, darüber hinauszukommen.<br />
Ich weiß allerdings noch nicht, was das<br />
für mich heißen soll. Dass ich Heteros spiele? Dass ich<br />
alles, nur keinen Schwulen mehr spielen möchte? Oder<br />
lieber Parts, bei denen die sexuelle Orientierung der<br />
Figur überhaupt keine Rolle spielt oder vielleicht sogar<br />
gar nicht bekannt ist…<br />
EDitiON SAlzGEBER<br />
„Mulligans“ ist dein Debüt als Drehbuchautor…<br />
Ich hatte mich vorher schon an Drehbüchern versucht. Meine Managerin<br />
Linda Carter, die auch meine Co-Produzentin ist, fand sie alle<br />
ganz gut, aber für mein Debütfilm stellte sie mir harte Regeln auf:<br />
keine Explosionen, keine Autoverfolgungsjagden, keine historischen<br />
Kulissen, keine Kinder und Tiere. (lacht) Also möglichst unproblematische<br />
Szenarien und eine überschaubare Zahl Charaktere und<br />
Schauplätze. Für mich lag es da nahe, eine Familiengeschichte zu<br />
erzählen.<br />
Mit dem Coming-Out deiner Filmfigur Chase eröffnen sich gleich zwei<br />
Konfliktherde: zum einen das Verhältnis der beiden Ehepartner, zum<br />
anderen das zwischen den beiden Freunden. Mit Derek James, dem Darsteller<br />
von Tyler bist du auch im wahren Leben sehr eng befreundet.<br />
Ich hatte von vornherein vor, ein Drehbuch für mich und Derek zu<br />
schreiben, denn unsere Freundschaft (zwischen einem heterosexuellen<br />
und einem schwulen Mann), ist eigentlich schon ein spannender<br />
Stoff für sich. Aber noch dynamischer macht es die zweite Ebene<br />
des Plots: Ein verheirateter Mann und Familienvater jenseits der 40<br />
hat sein Coming-Out und stellt damit das bisherige Familienleben<br />
völlig in Frage.<br />
Hattest du dabei ebenfalls ein reales Vorbild im Kopf?<br />
Mein eigenes Leben! Schließlich gab es Zeiten, da ich auch noch mit<br />
Frauen liiert war. Manchen habe ich erzählt, dass ich manchmal auch<br />
mit Männern schlafe, aber ihnen immer versichert, dass ich nur mit<br />
ihnen zusammen sein möchte. Manche zeigten sich auch sehr verständnisvoll.<br />
Aber ich habe mich gefragt: Kann ein Mann seine Ehefrau<br />
von Herzen lieben und doch auch erotische oder sexuelle Gefühle<br />
zu einem anderen Mann entwickeln? Natürlich ist das möglich, denke<br />
ich. In Mulligans spiele ich den Fall durch.<br />
Thea Gyll (Lindsay „Linz“ Peterson aus „Queer as Folk“) war ein großes<br />
Glück für die Realsierung wie auch nun für die Vermarktung des<br />
Films. Wie konntest du Sie dazu gewinnen? Mit außerordentlichen<br />
Gagen wohl kaum, oder?<br />
Nein, das in der Tat nicht. Aber sie ist eine gute Freundin von mir.<br />
ARSENAL – INSTITUTE FOR FILM AND VIDEO ART<br />
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06.08.09 22:42<br />
Wir haben beide ein Haus in Victoria/Kanada, dort haben wir auch<br />
PRESENT<br />
den Film gedreht. Die meiste Zeit des Jahres sind wir aus beruflichen<br />
Gründen allerdings in Los Angeles. Ich habe sie schon lange bewun- LIVE FILM! JACK SMITH!<br />
dert und in der zweiten Staffel von Dante’s Cove haben wir dann endlich<br />
auch zusammen gearbeitet. Bei einem Abendessen habe ich sie<br />
einfach mal gefragt: „Ich hab da dieses Drehbuch, nur eine kleine<br />
Sache, hast du mal Zeit da reinzuschauen – und vielleicht wäre die<br />
Rolle ja was für dich…“ Sie hat es dann tatsächlich über Nacht gelesen<br />
und mir am nächsten Tag bereits zugesagt. Für sie war die Rolle<br />
der Ehefrau Stacey eine neue Herausforderung und sie hat an mich<br />
geglaubt.<br />
Und wird es bei deinem nächsten Film nun Explosionen, Autojagden,<br />
Tiere und Kinder geben?<br />
(lacht) Tiere eher nicht. Vielleicht ein Rentier, für den Fall dass es<br />
doch noch ein Weihnachtsfilm werden sollte. Eine richtige Autojagd<br />
gibt es auch nicht, aber immerhin eine lange Autofahrt. Das Drehbuch<br />
FIVE FLAMING DAYS IN A RENTED WORLD<br />
BERLIN, OCT. 28 – NOV. 1, 2009<br />
stammt diesmal übrigens von Derek, eine Familienkomödie mit dem SPECIAL GUEST – MARIO MONTEZ LIVE!!!<br />
Titel Happy Hour. Darin muss ein Typ schleunigst heiraten, damit er<br />
das Erbe seiner verstorben Großmutter bekommen und legal im Land OVER 50 INTERNATIONAL GUESTS!<br />
bleiben darf. Und weil die Familie denkt, dass es sowieso Zeit für Mr.<br />
Right ist, setzen sie alles in Bewegung, um einen Ehemann für ihn zu<br />
FILM & PERFORMANCE PREMIERES!<br />
finden. Er überredet allerdings seinen besten heterosexuellen Freund, LECTURES! CONCERTS! INSTALLATIONS!<br />
den schwulen Lover und Bräutigam zu spielen…<br />
Und wie weit seid ihr?<br />
Ich bin gerade dabei, das Geld dafür aufzutreiben. Im November oder<br />
Dezember können wir hoffentlich drehen. Es wird etwas völlig anderes<br />
als Mulligans; das eine ist ein Drama, das andere eine Komödie.<br />
STAR-STUDDED HOMAGE<br />
TO RONALD TAVEL!<br />
Und du wirst auch mitspielen?<br />
Ich denke schon und ich hoffe, ich kriege den Part des Heterofreundes<br />
WWW.ARSENAL–BERLIN.DE<br />
(lacht). s JACK SMITH IN COLOGNE, 1974. PHOTO: E. MICHELIS<br />
8 9<br />
kino