WAS HOLLYWOOD NICHT ERLAUBT - Sissy
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<strong>Sissy</strong> drei<br />
Was, schon wieder ein Coming-Out-Film? Brauchen wir so was noch?<br />
Haben wir das nicht schon tausend Mal gesehen? Ist Queer Cinema<br />
nicht mehr als das?<br />
Der Junge mit den roten Haaren und der supercoolen Sonnenbrille<br />
(Modell von 1989) auf unserem Titel heißt Jarle und er ist Der<br />
Mann, der Yngve liebte. Also die Hauptfigur eines jener Coming-Out-<br />
Filme, die wir in der Tat unbedingt brauchen und den man so noch nie<br />
gesehen hat. Wie unser Autor bestenfalls anreißen kann, werden in<br />
der vor zwanzig Jahren angesiedelten Geschichte eines jugendlichen<br />
Möchtegern-Punksängers aus der immerhin viertgrößten<br />
Stadt Norwegens ganze Geflechte von popkulturellen Querverweisen,<br />
Jugend-Codes und Subkultur-Zeichen in einem<br />
handfesten und äußerst rührenden Identitätskonflikt queer<br />
infrage gestellt. Gleichzeitig sieht man mit Mitte/Ende Dreißig<br />
oder auch älter mit Nostalgie darauf, denn Subkulturen<br />
gibt es ja heute kaum noch. Wie die Jugendlichen von heute<br />
ihr Coming-Out erleben, wird sich in den Filmen der nächsten<br />
Jahre zeigen. Wir freuen uns auf sie.<br />
„Das Kino mit seinen klassischen Genres kann die Vorurteilskästchen<br />
nicht schließen, in die man Schwule immer<br />
noch steckt. Nur schwule Regisseure selbst können die klischeetriefenden<br />
Abziehbilder aus den Kinos und von den „Der Mann, der Yngve liebte“<br />
Bildschirmen verdrängen“, schrieb 1987 Hermann J. Huber<br />
in seinem Klassiker „Gewalt und Leidenschaft. Das Lexikon<br />
– Homosexualität in Film und Video“. Das war mit Visconti,<br />
Schroeter und Speck gegen die „Fummel-Spektakel“ und<br />
tragisch endenden „Hollywood-Melodramen“, gegen die<br />
komisch-exotischen Dreingaben homosexueller Figuren<br />
in die Massenunterhaltung gerichtet, denen Huber gerne<br />
eigene Bilder entgegenstellen wollte, die er aus 90-jähriger<br />
Kino- und Pornofilm(!)-Geschichte herausgesucht hatte.<br />
Bei nicht wenigen Schwulen und Lesben hatte er damit eine<br />
Filmleidenschaft entfacht und ein Gespür für die filmische<br />
Repräsentation schwuler Lebensentwürfe. Unser lieber<br />
Kollege, Wegbereiter, Schwärmer und Genießer Hermann<br />
J. Huber ist – viel zu früh – am 28. Juli gestorben. Bis zuletzt<br />
hat er, u.a. für die Zeitschrift „Adam“, das Queer Cinema auf Hermann J. Huber<br />
seine ganz persönliche Art begleitet und weiterhin „kantige<br />
Filme, glaubwürdige Antworten auch auf Aids und unerschrockene<br />
Auseinandersetzungen“ eingefordert.<br />
Wir tun das auch auf den folgenden Seiten und wünschen viel Spaß<br />
mit der SISSY III.<br />
vorspann<br />
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