Ausgabe 5 / 2012 - technik + EINKAUF
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Einkaufs-Praxis<br />
Die stetige Versorgung des Unternehmens<br />
mit allen notwendigen<br />
Gütern und Dienstleistungen in der<br />
benötigten Qualität zum richtigen<br />
Zeitpunkt zu einem auskömmlichen<br />
Preis ist oberstes Ziel jeder<br />
Einkaufsorganisation. Um dies zu<br />
erreichen, müssen auch Lieferanten<br />
geführt werden.<br />
Die Führung von Lieferanten erfolgt<br />
mit ähnlichen Methoden<br />
und Systemen wie die Führung<br />
von Mitarbeitern. In seiner ursprünglichen<br />
Form bedeutet führen, etwas in Bewegung<br />
setzen, leiten, die Richtung bestimmen.<br />
Genau das soll erreicht werden.<br />
Führen ist Einflussnahme von Personen<br />
auf andere und diese Einflussnahme<br />
erfolgt gezielt, d. h. in Verfolgung von<br />
Zielen, welche nicht von vorn herein<br />
auch die Ziele der Geführten sind. Der<br />
Lieferant soll so agieren, dass er im Sinne<br />
unserer Ziele handelt. Optimale Führung<br />
bedeutet, dass der Geführte im Prinzip<br />
gar nicht merkt, dass er geführt wird.<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten,<br />
die Leistungen des Lieferanten zu beeinflussen<br />
und sein Handeln im Sinne des eigenen<br />
Unternehmens zu beeinflussen. Eine<br />
Möglichkeit ist, Druck und Abhängigkeit<br />
aufzubauen. Allerdings motiviert Drohen<br />
und Aufbau von Druck nur bedingt.<br />
Der Führungserfolg ist in der Regel eher<br />
kurzfristig. Natürlich ist es notwendig, einzugreifen,<br />
wenn der Lieferant schlechte<br />
Qualität oder nicht termingerecht liefert.<br />
Gemeinsame Ziele definieren<br />
und Anreize schaffen<br />
Aber auch hier erscheint ein kooperativer<br />
Ansatz sinnvoll. Wird anhand der Kennzahlen<br />
Liefertreue und Qualitätsgrad, die<br />
für jeden wichtigen Lieferanten regelmäßig<br />
erhoben werden sollten, festgestellt,<br />
dass etwas im Argen liegt, ist ein Lieferantengespräch<br />
sinnvoll, in dem die Ursachen<br />
ausgelotet werden und im Ergebnis<br />
Zielvereinbarungen getroffen werden,<br />
um das Problem für die Zukunft auszumerzen.<br />
Lässt sich keine Lösung finden,<br />
weil der Lieferant aufgrund technischer<br />
oder betriebswirtschaftlicher Gründe<br />
nicht in der Lage ist, die gemeinsamen<br />
Ziele zu erreichen, ist eine Auflösung der<br />
Geschäftsbeziehung unabwendbar, wenn<br />
es Alternativen gibt. Ansonsten ist Lieferantenentwicklung<br />
eine Alternative.<br />
Es gibt verschiedene Methoden, Lieferanten<br />
zu führen und ihr Handeln im Sinne<br />
des eigenen Unternehmens zu beeinflussen.<br />
Der erste Anreiz ist natürlich der<br />
Zweck jeden Unternehmens. Kein Unternehmen<br />
kann langfristig überleben ohne<br />
nachhaltig Gewinn zu erwirtschaften.<br />
Der Lieferant ist also bestrebt seine Produkte<br />
zu einem Preis zu verkaufen, der<br />
ihm die Erwirtschaftung von Deckungsbeiträgen<br />
ermöglicht. Als einkaufendes<br />
Unternehmen wollen wir natürlich einen<br />
möglichst niedrigen Preis zahlen. Wie<br />
sich der Preis gestaltet, hängt natürlich<br />
von den Gegebenheiten des Marktes ab,<br />
wie Unternehmensgröße und Konkurrenzsituation.<br />
Bei starker Konkurrenz erfolgt<br />
die Motivation natürlich darüber,<br />
dass jeder Lieferant bestrebt ist, möglichst<br />
viele Aufträge zu generieren und<br />
der Kampf läuft weitgehend über den<br />
Preis. Hier ist die Motivation einfach<br />
über die Mengen und regelmäßige Aufträge<br />
zu gestalten. Nichtsdestotrotz<br />
kommt es auch hier darauf an, den Lieferanten<br />
zu motovieren und Anreize zu<br />
schaffen, pünktlich und in guter Qualität<br />
zu liefern.<br />
Führen heit Motivieren und<br />
fördern der Lieferanten<br />
Grundlage jeder Führung ist Kommunikation.<br />
Informationen über das was benötigt<br />
wird, über Mengen und Termine sind zunächst<br />
Basis der Beziehung. Es geht auch<br />
darum, Zufriedenheit in der Geschäftsbeziehung<br />
zu schaffen. Hierzu gibt es verschiedene<br />
Faktoren, die Zufriedenheit<br />
schaffen bzw. Unzufriedenheit vermeiden.<br />
Diese sind ähnlich wie in der Mitarbeiterführung<br />
und können entsprechend<br />
übertragen werden. Zufriedenheit bewirken<br />
Faktoren wie die Tätigkeit selbst und<br />
die Möglichkeiten, etwas zu leisten und<br />
sich weiterzuentwickeln (also das, was<br />
der Lieferant für uns produziert, wie er in<br />
die Geschäftsbeziehung eingebunden ist),<br />
Verantwortung bei der Arbeit, Aufstiegsmöglichkeiten<br />
– das Unternehmen zu entwickeln<br />
und Wachstum zu schaffen – Anerkennung<br />
(die Marktstellung zu verbessern).<br />
Faktoren, die Unzufriedenheit vermeiden<br />
bzw. im negativen Falle auslösen<br />
können, sind die Gestaltung der Geschäftsbeziehung,<br />
zwischenmenschliche<br />
Beziehungen, die Unternehmenspolitik,<br />
die Preise und Zahlungsmoral, die Sicherheit<br />
der Geschäftsbeziehung.<br />
Führen wird meistens mit Motivation<br />
in Zusammenhang gebracht. Dabei gibt<br />
es unterschiedliche Ansätze. Die extrinsische<br />
Motivation geht davon aus, dass der<br />
Geführte grundsätzlich mit äußeren Anstößen<br />
motiviert werden muss. Dazu gehören<br />
Methoden wie Bedrohen und Bestrafen<br />
oder Verführungs<strong>technik</strong>en wie<br />
Belohnen, Bestechen, Belobigen, die das<br />
Gefühl auslösen manipuliert zu werden.<br />
Bei der intrinsischen Motivation kommt<br />
der Anstoß zur Leistung von innen, das<br />
heißt in diesem Falle, die Geschäftsbeziehung<br />
wird so gestaltet, dass der Lieferant<br />
aus eigenem Anreiz im Sinne der gemeinsamen<br />
Ziele handelt.<br />
Dies kann erreicht werden, indem klar<br />
und offen kommuniziert wird, was vom<br />
Lieferanten erwartet wird, also eindeutige<br />
Anforderungen formuliert werden. Dies<br />
betrifft Qualität, Mengen und Termine,<br />
rechtzeitige Ankündigung von Änderungen,<br />
usw. Eine Vorschau der voraussichtlichen<br />
Bedarfsmengen ist hier ebenfalls<br />
sinnvoll. Es sollten klare Vereinbarungen<br />
getroffen werden und deren Einhaltung<br />
auf beiden Seiten selbstverständlich auch<br />
kontrolliert werden. Auch mit Lieferanten<br />
sollen in diesem Sinne Ziele vereinbart<br />
werden. Ein regelmäßiger offener Informationsaustausch,<br />
dialogisches Verhalten<br />
tragen zur beiderseitigen Zufriedenheit<br />
bei. Auch die grundsätzliche Anerkennung<br />
unterschiedlicher Unternehmensund<br />
Arbeitskulturen – gerade auch im internationalen<br />
Geschäft – tragen zur beiderseitigen<br />
Zufriedenheit bei und fördern<br />
die Leistung. Nicht übereinstimmende<br />
Sichtweisen können durchaus auch zu<br />
kreativen neuen Lösungen führen.<br />
Fazit<br />
Die verschiedenen Sichtweisen werden in<br />
Entscheidungsprozesse einbezogen. Kennen<br />
Sie die intellektuellen Ressourcen Ihres<br />
Lieferanten, können Sie sie sich nutzbar<br />
machen und neue Ideen generieren<br />
und damit den eigenen Unternehmenserfolg<br />
steigern. Offene Kommunikation ist<br />
letztlich die beste Möglichkeit, Lieferanten<br />
zu führen. Wilfried Kipp-Weike<br />
Wo ist<br />
Conrad <br />
<strong>technik</strong>+<strong>EINKAUF</strong> · 05 <strong>2012</strong><br />
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