VO Homiletik Handout 4 SS 10
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Kapitel III:<br />
Formale <strong>Homiletik</strong> (Rhetorik)<br />
Spannung zwischen Rhetorik<br />
a) als formelhaftem Kunstkniff, ohne inhaltlich etwas zu sagen, und<br />
b) wichtigen Inhalten, die formelhaft bleiben und von den Hörenden nicht aufgenommen<br />
werden können.<br />
Beispiel für a)<br />
„Einmal habe ich in einem Kaffeehaus mit einem Heiligen gesprochen. Oder eher: ihm zugehört.<br />
Ich hatte ihn nicht sofort als Heiligen erkannt, denn er sah nicht wie ein Heiliger aus. Er<br />
trank sicher zuviel Kaffee. Aber seine Worte kamen aus einer tiefen Quelle. Erst als er weg<br />
war, habe ich mich gewundert über den Glanz, der sich im Kaffeehaus über die Menschen und<br />
Dinge gelegt hatte. Es war, als ob er einen Heiligenschein im Kaffeehaus gelassen hatte, wie<br />
unsereiner einen Regenschirm vergißt.<br />
Heilige lassen den Alltag leuchten. Oft erkennt man sie nicht. Aber ich bin aufmerksam geworden,<br />
wenn jemand im Kaffeehaus zuviel Kaffee trinkt.“<br />
„Wie differenziert auch immer Sprechende sein mögen, wie klar und anschaulich auch immer<br />
das Gesprochene sein mag, ob und in welcher Weise Sinn gemeinsam konstituiert werden<br />
kann, hängt immer ab von der Verstehensfähigkeit und der Verstehenswilligkeit der Hörenden.<br />
Er/sie konstituiert seinen/ihren Sinn, oder es existiert keiner für ihn/sie.<br />
Hellmut Geißner, „Der Hörer predigt mit“. Über Sinnkonstitution in Prozessen rhetorischer<br />
Kommunikation, in: B. Buschbeck/F. Lemke (Hg.), Leben lernen im Horizont des Glaubens,<br />
Landau 1986, 169-181, 177.<br />
„Jemand der selber reden gelernt hat, läßt sich von Reden nicht mehr so leicht blenden und<br />
verführen. Die eigene Redefähigkeit mindert demagogische Wirkungsmöglichkeiten. Die<br />
Entwicklung der rhetorischen ‘Kompetenz’ ist letztlich eine Voraussetzung der Entwicklung<br />
der rhetorischen Kritik.“<br />
Hellmut Geißner, Rhetorik und politische Bildung, Frankfurt/Main, 3.1., 1986, 122.<br />
„Meinen ist noch nicht sagen,<br />
sagen ist noch nicht hören,<br />
hören ist noch nicht verstehen,<br />
verstehen ist noch nicht einverstanden sein,<br />
einverstanden sein ist noch nicht handeln“<br />
Hellmut Geißner, in: Buschbeck/Lemke (Hg.), Leben lernen im Horizont des Glaubens,<br />
Landau 1968.<br />
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Der „Einstieg“<br />
Der Einstieg hat zwei Aufgaben:<br />
a) die (Denk)gemeinschaft zwischen Hörenden und Redenden herzustellen und<br />
b) das Thema zu pointieren, um das es im weiteren gehen soll:<br />
• kurz halten, nicht länger als etwa 2 Minuten;<br />
• vom Konkreten ausgehen: ein Vorfall, eine Anekdote, ein Problem, eine allen zugängliche<br />
Erfahrung, eine plastische Szene,<br />
z.B.: „Wer könnte schon von sich sagen: Das Leben hat mir alles gebracht, was ich erhofft<br />
habe“ (de tempore);<br />
oder: „Paulus sitzt in Mazedonien und schreibt einen Brief. Er ist verzweifelt, weil ihm seine<br />
Gemeinde in Korinth die Freundschaft gekündigt hat. ...“ (de textu);<br />
• zu lange Geschichten oder Erzählungen sind jedoch problematisch, da sie die Gewichte<br />
leicht zu Ungunsten des Predigttextes verschieben; im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht<br />
dann die Geschichte und nicht mehr der Predigttext;<br />
• ohne Umschweife mit der Tür ins Haus fallen,<br />
z.B.: „Sagen Sie nicht, daß die Bibel eine Sammlung verstaubter Papyrusrollen aus dem<br />
Orient sei“ (Pater Leppich, Christus auf der Reeperbahn, Düsseldorf 1956, <strong>10</strong>2);<br />
• der Einstieg ist wie eine Ouvertüre und muss das, worum es im folgenden geht, in nuce<br />
enthalten;<br />
z.B.: „Brüder, wir sollen über Jesus Christus so denken wie über Gott, ... denn wenn wir<br />
gering über ihn denken, dann erwarten wir auch nur Geringes zu empfangen“ (2. Clemensbrief)<br />
• umgekehrt muss die Predigt auf das Thema des Einstiegs mehrfach Bezug nehmen können,<br />
damit der Einstieg nicht als bloßer „Aufreißer“ in der Luft hängen bleibt;<br />
• Kontraste ansprechen, um für die Predigt leitende Fragen aufzuwerfen,<br />
z.B.: „Am Hirtensonntag den Hirtenpsalm, so mag es sich wohl geziemen. Auch im Kriege<br />
Jawohl, auch im Kriege“;<br />
oder: „Gehet hin und sagt es - die Geschichte von der Auferstehung Jesu Christi muß man<br />
sagen, weitersagen. ... Warum haben dann diese Frauen hier ... das Gegenteil davon getan“;<br />
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• polemische Einstiege vermeiden, die sich gegen Außenstehende abgrenzen, die nicht da<br />
sind (die „böse Welt“), denn dies fördert Schuldzuweisungen an andere, um sich selbst<br />
herauszuhalten; Fernstehende können sich gekränkt fühlen; Polemiken erhöhen kurzfristig<br />
den Aufmerksamkeitspegel, der dann um so schneller wieder absinkt; hingegen ist ein<br />
Einstieg mit einer Frage möglich,<br />
z.B.: „Wer sind die Gottlosen“ (über Psalm 4,1);<br />
• der Einstieg in Form von Fragen kann als Denkanstoß dienen; aber die Fragen müssen in<br />
der Predigt aufgenommen, beantwortet oder widerlegt werden;<br />
• keine Wertdiskrepanzen zwischen Gemeindefrömmigkeit und eigener Predigt aufreißen:<br />
das wirkt besserwisserisch (Prediger/innen sollten nicht sich selbst als Vorbild hinstellen) und<br />
stört das Vertrauensverhältnis; dann steht nicht mehr der Predigttext im Mittelpunkt, sondern<br />
der/die (umstrittene) Prediger/in.<br />
• das Ansprechen von Gefühlen wirkt als Aufforderung zur Identifikation, daher: keine eigenen<br />
Gefühle und Stimmungen thematisieren, denn die Hörenden sollen sich nicht mit der Person<br />
der Predigenden identifizieren,<br />
z.B.: „Immer wenn ich diesen Text höre oder lese, ist meine erste gleichsam besinnungslose<br />
Empfindung: Wie schön!“ (zum Hohelied); dasselbe gilt für das Erzählen ganz persönlicher<br />
Erlebnisse;<br />
• vielmehr die Hörenden in die Gefühlslage hineinnehmen, die dem Text oder dem Kontext<br />
des Sonntags entspricht,<br />
z.B.: „Ein Seufzer der Erleichterung, ein Schrei der Erlösung, ein Aufatmen nach<br />
unvorstellbarem Leiden ist dieses Wort Jesu: ‘Es ist vollbracht’“;<br />
• Identifikationen dadurch ermöglichen, dass der Einstieg aus der Perspektive einer Person<br />
erfolgt,<br />
z.B.: „Wir hören im Evangelium von einer Mutter. Diese macht sich große Sorgen um ihre<br />
Tochter. Was tut eine Mutter nicht alles für eine Tochter! Aber die Tochter ist unheilbar<br />
krank. Kein Arzt kann ihr helfen. Diese Frau ist eine Heidin. Sie hat mit dem jüdischen Volk<br />
nichts zu tun. Aber diese Frau ist davon überzeugt: Jesus, der Messias der Juden, könnte<br />
meine Tochter gesund machen“ (Mt 15,21-28);<br />
oder: „Wiewohl die heilige Mutter Maria, die da gebenedeit und hochbegnadet ist mit<br />
allerlei Gnaden, ohne Zweifel die größte Lust und Freude an ihrem Kind gehabt hat, hat sie<br />
doch der Herr so regiert, daß sie nicht das Paradies hat an ihm gehabt“ (Luther: Lk 2,41-52).<br />
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• nicht nur Gefühle, sondern auch Erkenntniswege ansprechen,<br />
z.B.: „Es gibt Dinge, die erkennt man nicht in der Unbewegtheit, nicht in der Ruhe, nicht auf<br />
dem Sofa. Als die Leute von Genua dem Kolumbus die Schiffe verweigerten, sah keiner von<br />
ihnen Amerika; nur er fuhr und sah! Es gibt Dinge, die erkennt man nicht in der Kälte. Soll<br />
etwa ein kalter Mensch einen anderen Menschen erkennen können in seinem Wesen, in seinen<br />
innersten Motiven Es gibt Dinge, die erkennt man nun und nimmer in der Neutralität. Wenn<br />
man spricht: ‘Ich binde mich an nichts’, dann wird man auch von nichts ‘gefesselt’, von nichts<br />
‘erschlossen’. Nur in der Liebe erkennt man wesentlich. ...Dazu gehört auch Christi Himmelfahrt“;<br />
• keine exegetischen Details traktieren, die für die weitere Predigt nicht wichtig sind,<br />
z.B.: „’Der Fischzug des Petrus’, unter dieser Überschrift steht die Geschichte in unseren<br />
Bibeln. ... Nur Lukas hat dieses zeichenhafte Vorspiel von des Petrus Berufung überliefert;<br />
Markus und Matthäus wissen nicht davon. ... Die gelehrten Erforscher des NT haben an die<br />
Zusammenhänge und Hintergründe unserer Erzählung viel Arbeit gewendet“;<br />
• Allgemeinplätze vermeiden, z.B.: „Nun hat die Passionszeit wieder begonnen, und in den<br />
vor uns liegenden Wochen wollen wir das Leiden Christi bedenken“;<br />
• Floskeln vermeiden, z.B.: „Worum geht es in unserem heutigen Predigttext“, oder: „Ich<br />
möchte auf ... zu sprechen kommen“;<br />
• keine Kommentare zum eigenen „Arbeitsleid“, z.B.: „Der heutige Predigttext ist schwierig<br />
zu verstehen und hat mir viel Mühe gemacht“;<br />
Alle Zitate unter doppelten Anführungsstrichen („...“) stammen aus: Ernst Lerle, Die Einleitung<br />
der Predigt, Stuttgart 1972.<br />
Beispiele<br />
„Wir haben sicher alle schon dieses oder jenes Bibelwort von Herzen bejaht und es ist vielleicht<br />
lange Zeit in wachem Gedächtnis mit uns gegangen, aber wenn es für uns gälte, im Angesicht<br />
des mahnenden Todes unseren ganzen Glauben und unser ganzes Leben in ein Gotteswort<br />
zusammenzufassen, könnten wir dann einen festen und sicheren Griff tun und uns an ein<br />
Wort festklammern und sagen: das glaub ich; darauf will ich leben und sterben“ (Paul<br />
Schempp)<br />
„Der Tod macht uns nicht nur traurig wie sonst nichts in der Welt. Der Tod macht uns auch<br />
verlegen wie sonst nichts in der Welt. Der Tod macht stumm und ist stumm. Wir können von<br />
uns aus in sein dunkles Geheimnis nicht eindringen. Und deshalb finden wir von uns aus an<br />
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diesem Sarg auch keinen Trost. Trost gibt uns an diesem Sarge und im Angesicht des Todes<br />
allein Gott, der Herr über Leben und Tod. Auf sein Wort wollen wir deshalb hören.“<br />
(Eberhard Jüngel)<br />
Walter Schlenker (Hg.), Der Tod - Stationen auf dem Weg zu Gott, Tuttlingen o. J., 32, 57.<br />
Mt 18, 21-35: Gleichnis vom Schalksknecht: drei verschiedene Einstiege<br />
(1) „Ganz sicher läßt es sich nicht mehr feststellen, was Petrus zu seiner merkwürdigen Frage<br />
getrieben hat: „Wie oft muß ich denn meinem Bruder vergeben, der an mir gesündigt hat Es<br />
liegt nahe, zwei verschiedene Motive anzunehmen. Entweder hat sich Petrus gedacht: Diesem<br />
Jesus von Nazareth, dem ich nachfolge, ist buchstäblich kein Mensch zu schlecht. ... . Vielleicht<br />
hat Petrus mit seiner Frage auch etwas ganz anderes gewollt. Vielleicht hat er gedacht:<br />
Wenn ich Jesus anbiete, siebenmal zu vergeben, dann ist das ein ganz nettes Quantum an Herzensgüte.<br />
Daran muß er eigentlich seine helle Freude haben.“<br />
(2) „Wann darf mir als Christ der Kragen platzen Wann habe ich Recht, zu explodieren und<br />
mit der Faust auf den Tisch zu hauen Wann darf ich sagen: Jetzt langt mir’s aber, jetzt rede<br />
ich mit dir Fraktur Das ist - modern und volkstümlich ausgedrückt - die Frage des Petrus.“<br />
(3) „Einmal trittst du wie an die Stelle Gottes. Dann, wenn du meinst, du seiest ganz erniedrigt,<br />
bist du so erhöht. ... Weil du dann vergeben sollst ... kannst ... darfst. Und weil vergeben<br />
ein göttliches Tun ist. Kommt und vergebt.“<br />
Ernst Lerle, Die Einleitung der Predigt, Stuttgart 1972, 46, 59.<br />
„Wie viele Weihnachtsfeiern, christliche und nichtchristliche, mögen auch in diesem Jahr<br />
wieder unter dem Motto stehen: Laßt uns abschalten, für ein paar Stunden und ein paar Tage<br />
alles abschalten, was uns sonst umtreibt und bewegt! Laßt uns Weihnachtsstimmung einschalten!<br />
Bei den einen steht mehr das Materielle, die Geschenke, gutes Essen und Trinken im<br />
Mittepunkt, bei den anderen mehr das Besinnliche bei Kerzenschein und Tannenduft, wieder<br />
bei anderen das Christliche: das Singen und Anbeten vor der Krippe.“<br />
„Die Hand war nicht sichtbar, die die Dinge hielt.<br />
Die Erde drehte sich, ein Punkt unter Milliarden Punkten, und kreiste um die Sonne.<br />
Die Sonne drehte sich und jagte durch den Raum, gefolgt von ihren Planeten.<br />
Alles schien geordnet nach Gesetz und Ziel, nach Maß und Regel – wie immer.<br />
Die Erde stand der Sonne zugeneigt und rotierte,<br />
die Sonne glühte und warf ihre Protuberanzen in den Raum.<br />
Nichts deutete in dieser Nacht eine Veränderung im Lauf der Dinge an.<br />
Es war Tag auf der Erde und es war Nacht zur gleichen Zeit.<br />
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In Jerusalem plante Herodes der Große neue Schreckenstaten, und im fernen Alexandria<br />
dachten Denker ihre Gedanken.<br />
Und in Palästina wälzten sich Menschenmassen zur Volkszählung in ihre Heimatorte.<br />
Es war die Zeit, als Quirinius Landpfleger in Syrien war und sein Schäfchen ins Trockene<br />
brachte.<br />
Es war die Zeit, in der Maria gebar, unpassend eigentlich.<br />
Die Zeit der überfüllten Terminkalender.<br />
Genau da kam Gottes Zeit. Endlich.<br />
Der Himmel brach auf, als er Abschied nahm.<br />
Abschied von seinem Sohn.<br />
Niemals hatten sich beide trennen müssen.<br />
Niemals war ihr Gespräch unterbrochen worden.<br />
Niemals hatte einer einen Alleingang gemacht.<br />
Aber es wurde Zeit.<br />
In dieser Nacht kam der Eigner der Erde, aber für ihn war kaum Platz.<br />
In dieser Nacht proklamierten Engel seine Ankunft, aber es waren Analphabeten, die es<br />
hörten.<br />
Weihnachtspredigt: Galater 4, 4-7<br />
Der Schluss<br />
Der Schluss hat zwei Aufgaben:<br />
a) die Verbindung von Redewelt und Lebenswelt der Hörenden und<br />
b) die pointierte und verdichtete Zusammenfassung des Gesagten:<br />
• kurz halten, noch kürzer als den Einstieg; nur wenige Sätze mit einer Pointe im letzten Satz<br />
(„Zwecksatz“);<br />
• eine handlungsrelevante Botschaft mitgeben, aber nicht mit emotionalem Druck aufdrängen:<br />
zu denken geben;<br />
• hat die Predigt einen eher paränetischen Charakter, dann entspricht dem ein Schluss in der<br />
Form des Appells, z.B. einer ermunternden und ermutigen Aufforderung oder Frage,<br />
z.B.: „Es gibt keine Gemeinschaft, in der ich so ohne jede Bedingung aufgenommen werde, ...<br />
. Es gibt keine Vergebung, die so sinnlich, mit Essen und Trinken, erfahren werden kann. Es<br />
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gibt keine Zukunft, die dergestalt schon vorweggenommen wird. Darum ist das Abendmahl<br />
ein Fest. Laßt es uns immer wieder feiern“;<br />
• hat die Predigt einen eher tröstend-affirmativen Charakter, dann entspricht dem ein Schluss<br />
in der Form eines zu Herzen gehenden Zuspruchs in der direkten Anrede oder ein Gebet, z.B.:<br />
„Ich danke dir, Gott, und lobe dich, daß du meine Torheit siehst als Teil meines Menschseins.<br />
Dort, wo ich gottlos bin, bist du doch nicht menschenlos. ...“;<br />
• deutlich Absetzen vom Hauptteil, ohne wie in einem Vortrag zu sagen: „Ich komme zum<br />
Schluss“; der Schluss kann z.B. durch eine gesteigerte Sprechweise, durch das Aufgreifen<br />
einer Frage aus dem Einstieg oder durch eine merkbare Pause eingeleitet werden;<br />
• Aussagen und Wendungen aus dem Einstieg aufnehmen, um die ganze Predigt zu abzurunden;<br />
• Zitate können ein gutes Schlusswort bilden: biblische Kernsätze, eine zentrale Aussage des<br />
Predigttextes, ein Gebet, Verse aus Gedichten und Liedern,<br />
z.B.: „Manchmal stehen wir auf, stehen wir zur Auferstehung auf, mitten am Tage“ (Marie<br />
Luise Kaschnitz); aber die Zitate müssen „sitzen“ und den Grundtenor der Predigt bündeln;<br />
• sich nicht in Schlusswindungen formelhafter theologischer Aussagen ergehen, von denen<br />
die Hörenden den Eindruck haben, sie könnten jederzeit enden, aber auch unendlich so<br />
weitergehen,<br />
z.B.: „Dem Evangelisten ist der heilige Geist ein sehr wichtiges Anliegen. Was er damit<br />
meint, und was wir darunter verstehen können, möchte ich zum Schluss noch ein wenig mit<br />
Ihnen betrachten. .... Der heilige Geist hat nach den biblischen Texten eine doppelte<br />
Funktion. Einerseits ermutigt und begabt er uns, nach dem Willen Gottes zu leben und an<br />
seinem Reich in dieser Welt zu bauen. Andererseits stellt die Bibel uns den Geist auch als<br />
Tröster vor, der uns in schwierigen Situationen beisteht. ... Damit scheint mir die Bitte um den<br />
heiligen Geist in dieser doppelten Funktion tatsächlich die wichtigste aller Fürbitten zu sein.<br />
Um diesen Geist zu beten und auch in schweren Zeiten nicht aufzuhören, beständig Klopfzeichen<br />
zum Himmel zu senden, in der Hoffnung, daß Gott uns als unser Freund und Vater hört,<br />
dazu möchte uns der Predigttext Mut machen. Möge Gott uns diesen Mut schenken“ (zu Lk<br />
11,5-13).<br />
• nicht einfach aufhören zu reden, so dass alle verdutzt sind.<br />
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Beispiel eines Schlusses aus einer Predigt über Gen 3:<br />
„Was immer der Mensch aus seiner, durch den Sündenfall errungenen Freiheit und Eigenverantwortlichkeit<br />
macht, Gott wendet sich nicht von ihm ab; im Gegenteil, Gott wendet sich den<br />
Menschen noch mehr zu, indem er selbst einer von ihnen wird; einer, dem Gott es gestatten<br />
wird, sowohl vom Baum der Erkenntnis als auch vom Baum des Lebens zu essen - doch das<br />
ist eine andere Geschichte.“<br />
Durch den Sündenfall sind die Menschen (wir) frei geworden. Seitdem müssen sie (wir) verantwortlich<br />
handeln. Aber was immer sie (wir) daraus machen, sie (wir) werden Gott nicht<br />
los. Gott wendet sich nicht (von uns) ab, im Gegenteil: Gott wendet sich immer mehr zu. Er<br />
wird einer von ihnen (uns). Einer, dem es gestattet war, von Baum der Erkenntnis und vom<br />
Baum des Lebens zu essen. Der nimmt uns mit, damit wir die Seinen werden. Das ist die Fortsetzung<br />
der Geschichte.<br />
Einige wichtige Regeln für die Sprachgestaltung<br />
• kurze Sätze,<br />
kein zu großer Abstand zwischen Subjekt und Prädikat, wenig Adjektive, besser: nur jeweils<br />
ein Adjektiv oder mehrere Adjektive nachgestellt, nicht mehr als ein Nebensatz;<br />
z.B.: Petrus 1,3-9, geschrieben: unvergängliche, unbefleckte, unverwelkliche Erbe, das im<br />
Himmel für uns aufbewahrt ist; geredet: Unser Erbe im Himmel, unvergänglich, unbefleckt<br />
von (Leiden und Schuld), ein Erbe, das niemals verwelkt, nicht abstirbt wie eine Pflanze.<br />
„Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb. Sie konnten zusammen nicht kommen,<br />
das Wasser war viel zu tief.“<br />
Nicht: „Zwei Königskinder konnten, obwohl sie einander so lieb hatten, nicht zusammenkommen,<br />
weil das Wasser viel zu tief war.“<br />
Beispiel aus Ludwig Reiners, Die Kunst der Rede und des Gesprächs, Bern 1955, 31.<br />
• wenig Hauptwörter,<br />
Handlungen in Verben wiedergeben: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, nicht:<br />
„Am Anfang erfolgte seitens Gottes sowohl die Schöpfung des Himmels als auch der Erde“<br />
(Reiners 32).<br />
• keine Summarien,<br />
wie z.B. „in der Familie, unter Freunden, am Arbeitsplatz, in der Politik“, oder z.B.: „Wer<br />
persönlich die entsprechenden Schlüsse aus der Lehre Jesu zieht, wird auch für die brennen-<br />
Susanne Heine/Einführung in die <strong>Homiletik</strong>/<strong>VO</strong>/<strong>SS</strong> 20<strong>10</strong> 48
den Probleme unserer Tage die richtige Orientierungshilfe erhalten, denn es ist doch wohl so:<br />
Wenn Jesus sich mit den niedrigen, am Rande der Gesellschaft stehenden solidarisch verhielt,<br />
so müssen sich doch alle Christen unauflöslich mit der Qual und Armut dieser Welt verbunden<br />
fühlen. Und das tun auch die Christen, die sich für den Frieden, die Gerechtigkeit und die<br />
Bewahrung der Schöpfung einsetzen, die sich für den Frieden und gegen die Gewalt einsetzen,<br />
also Wehrdienstverweigerer und Friedensmarschierer ...: Dazu gehören unter anderen<br />
auch die, die versuchen, den Ausgebeuteten, Hungernden und Gefolterten nicht nur in der<br />
dritten und vierten Welt zu helfen oder den Einsamen und Verlassenen, auch jene, die es unternehmen,<br />
den Drogenabhängigen und unheilbar Kranken beizustehen oder Flüchtlingen und<br />
Asylanten Schutz zu bieten, auch jene, die den Mund aufmachen für die Sprachlosen und Kaputtgemachten<br />
oder für die rassisch, religiös oder wegen ihres Geschlechts Diskriminierten<br />
und Diffamierten.“ Es folgen in der Aufzählung noch die Atom- und Tierversuchsgegner, die<br />
Spinner und diejenigen, die nicht nach wirtschaftlichem Erfolg oder äußeren Glanz streben,<br />
die der Karrieresucht widerstehen und gegen die Jagd als Sport, gegen Stierkämpfe und tierquälerisches<br />
Preisfischen auftreten.<br />
Die beabsichtigte Konkretion gelingt nicht, weil Summarien und Berichte zu abstrakt<br />
bleiben.<br />
Hingegen: konkrete, passende Szene entwerfen, Handlungen, innere Motive schildern,<br />
Semiotik (Begriffcodes) in Semantik (Bedeutungsfelder) und Pragmatik (Kommunikationsszenen)<br />
übersetzen, denn: „sehen“ geht vor hören; sich fragen: Was habe ich vor Augen<br />
Was sehe ich Vgl. z.B.:<br />
Bericht: „Infolge der englischen Gesetzgebung war die Wirtschaftslage Irlands sehr<br />
ungünstig. Viehzucht überwog den Ackerbau, der sich mit Hafer und Kartoffeln begnügte; die<br />
Forstwirtschaft verfiel, große Strecken blieben ungenützt. Das Land war dünn besiedelt, die<br />
Häuser kamen herunter.“<br />
Szene: „Der Zustand des Landes entsprach dieser Gesetzgebung. Wer um 1800 von Dublin<br />
nach der Küste ritt, den mußte die ganze Melancholie irischen Lebens ergreifen: Endlose<br />
braune Moore, ... hier und dort ein Kartoffel- und Haferfeld, nirgends Wald und immer wieder<br />
steiniges Ödland. ... In großen Anständen kauern einsame Häuser am Boden, fensterlos aus<br />
losen Steinen gebaut. ... Kuh und Schwein teilen den Raum der Familie; ‘die Kuh heizt gut’,<br />
sagt der Ire. ... .“<br />
„Um anschaulich zu sprechen, muß man etwas wissen. Abstrakt zu schwafeln ist leichter“<br />
(Reiners 37).<br />
Ludwig Reiners, Die Kunst der Rede und des Gesprächs, Bern 1955, 36/37.<br />
Susanne Heine/Einführung in die <strong>Homiletik</strong>/<strong>VO</strong>/<strong>SS</strong> 20<strong>10</strong> 49
• Worthülsen vermeiden wie z.B.: „Sorgen und Nöte“, „Anliegen“, „betroffen sein“, „Ermutigung“,<br />
„Hilfestellung“, „wir dürfen gewiß sein, glauben, beten“ etc. Wörterbücher für sinnverwandte<br />
Wörter können anregen, Alternativen zum „Jargon“ zu<br />
finden.<br />
• Wiederholen,<br />
eine gewisse Redundanz mit Steigerung oder Abwandlung der Aussage ist für die Hörenden<br />
wichtig, z.B.: „Alle hören zu. Alle hören schweigend zu“ (s.u.).<br />
• Übergänge gestalten: entweder durch wenige Sätze oder durch eine „hörbare“ Pause.<br />
• weg von der denotativen Aussageebene (Wissenschaftssprache): definierte Begriffe, Ausschluss<br />
von Nebenbedeutungen zum Zwecke der Eindeutigkeit<br />
• hin zur konnotativen Aussageebene (Alltagssprache): mitschwingende Emotionen,<br />
Wertungen, Mehrdeutigkeiten<br />
• Rückübersetzung von formalen Begriffen wie z.B.: die Gnade, die Barmherzigkeit, das<br />
Sein, in Lebensvorgänge<br />
Formen der Anrede<br />
Anrede: Ich, wir, Sie, ihr, du<br />
• Hineinnehmendes ‘Ihr’ :<br />
„Ihr hört es, ihr merkt es - und ihr könnt es nachlesen in der ganzen Bibel ... .<br />
Amen ist eine Antwort. ...<br />
Wer Amen sagt, stimmt also zu.<br />
Was der andere vorher gesagt hat,<br />
bestätige ich durch mein Amen.<br />
Stellt euch einmal die Szene vor:<br />
Der Priester Esra liest das Gesetz des Herrn, die heiligen Bücher Mose.<br />
Ganz Israel ist versammelt.<br />
Alle hören zu.<br />
Alle hören schweigend zu.<br />
Und als er fertig ist, schweigen sie weiter.<br />
Und dann gehen sie nach Hause.<br />
Esra bleibt mit den anderen Priestern und den Leviten zurück.<br />
Sie schauen sich fragend an.<br />
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Hat das Volk das Gesetz verstanden<br />
Haben sie überhaupt aufgepaßt“<br />
• ‘Vereinnahmendes Wir’:<br />
„Auch uns wachsen oft unsere Lebensprobleme über den Kopf. Wir fühlen uns, als ob<br />
uns das Wasser bis zum Hals steht. Seien es finanzielle Belastungen, Arbeitsüberlastung<br />
oder Arbeitslosigkeit, partnerschaftliche Krisen oder eine generelle Unzufriedenheit mit<br />
unserem Leben, die uns das Leben vergällen. ... Vertrauensvoll können wir uns Gott im<br />
Gebet zuwenden und darauf hoffen, daß er ... und neue Kraft schenkt.“<br />
„Horchen wir auf unser Inneres, können nicht auch wir von unseren kleinen persönlichen<br />
Träumen erzählen Träume nach Zufriedenheit, Glück, Liebe, Geborgenheit. ... Betrachten<br />
wir solche Träume näher, so ist zu erkennen, daß wir großzügig allen, jedem einzelnen dasselbe<br />
Recht auf Leben zubilligen, denselben Wohlstand gönnen, dasselbe Glück. Doch enden<br />
diese Träume oftmals mit blutigem Erwachen, unsanft werden wir geweckt und schmerzvoll<br />
in die bittere Realität zurückgestellt.“ Das „wir alle“ hat sich schnell in ein „ich allein“ verwandelt.<br />
• Repräsentatives Ich/Du:<br />
„Auferstehung ist ein Wort der Freude. Gott sei Dank, der uns die Botschaft von der<br />
Auferstehung gegeben hat, der uns den Grund für unsere Freude gibt. Ohne Christi<br />
Auferstehung wüßte ich nichts von Auferstehung und wäre um einen Grund meiner<br />
Freude ärmer. Ich danke Gott, daß ich Auferstehung in meinem Leben erfahren darf.<br />
Denn Auferstehung heißt Anfang, etwas Neues, Hoffnung. ... Wo sind diese Anfangserfahrungen<br />
Wo begegnen sie mir ... Und plötzlich geht dir ein Licht auf. Du<br />
siehst dich und den anderen in einem anderen Licht, neu.“<br />
P. Düsterfeld/H.B. Kaufmann (Hg.), Didaktik der Predigt, Münster 1975, 201/202.<br />
• Persönliches Ich/Sie:<br />
„Ich möchte Sie einladen, ... um mit mir auf eine kleine Reise zu gehen. In Gedanken<br />
begeben wir uns nicht nur ans östliche Mittelmeer, ... sondern wir reisen auch beinahe<br />
zweitausend Jahre in die Vergangenheit. Da zog ein Mann namens Jesus von Nazareth ...<br />
durch Galiläa.“<br />
„Mußten Sie auch schon einmal einen peinlichen Bittgang unternehmen Ich denke, daß<br />
die Erfahrung des bittenden Freundes in unserem Gleichnis den meisten von Ihnen nicht<br />
unvertraut sein dürfte.“ (Lk 11,5-13)<br />
Susanne Heine/Einführung in die <strong>Homiletik</strong>/<strong>VO</strong>/<strong>SS</strong> 20<strong>10</strong> 51
„Letzthin ... auf dem Weg zur U-Bahn ist mir in der Fülle der Werbung ein Plakat<br />
besonders aufgefallen. Es ist ein gutes Plakat, das um Spenden wirbt.“<br />
„Sie hören aus meiner Frage, Sie wissen aus dem täglichen Leben, daß es so einfach und<br />
gradlinig nicht geht.“<br />
Hineinnehmende und repräsentative Formen der Anrede sind vorzuziehen, die persönliche<br />
Anrede ist zu prüfen (sie passt evtl. zu Appell oder Erzählung), die vereinnahmende Form ist<br />
zu vermeiden.<br />
Bildbrüche<br />
„Der Zahn der Zeit hat schon manche Träne getrocknet“ (aus einer Grabrede).<br />
„In der Stadt Hongkong findet sich ein Schmutz, der sich gewaschen hat“ (aus einem Reisebericht).<br />
„Dante war ein Mann, der mit einem Fuß noch im Mittelalter stand, während er mit dem<br />
anderen die Morgenröte einer neuen Zeit begrüßte.“<br />
„Meine Herrn, hier handelt es sich um ein zweischneidiges Schwert, bei dem der Schuß hinten<br />
hinausgeht“ (aus der Rede eines Abgeordneten im Zürcher Parlament).<br />
„In diese Zustände werde ich mit dem scharfen Messer der Kritik hineinleuchten“ (aus dem<br />
Protokoll einer deutschen Landtagssitzung).<br />
Alle Beispiele aus: Heinz Lemmermann, Lehrbuch der Rhetorik, München 1962.<br />
Anhang:<br />
Eine Sprechübung:<br />
Jetzt, jetzt und erst jetzt, jetzt und nur jetzt, jetzt und doch<br />
jetzt, jetzt ist das jetzt erst jetzt das nur jetzt ist und doch<br />
jetzt ist, nur jetzt und doch jetzt, jetzt das jetzt ist, nicht<br />
jetzt das jetzt nicht jetzt ist jetzt ist wenn es jetzt ist, nicht<br />
jetzt wie es jetzt nicht ist, nicht jetzt wie es jetzt nicht<br />
jetzt ist, jetzt das nicht ist ist nicht jetzt,<br />
jetzt nicht, jetzt noch nicht, doch jetzt das noch nicht jetzt<br />
ist, jetzt das jetzt nicht mehr jetzt ist wenn es jetzt ist und<br />
Susanne Heine/Einführung in die <strong>Homiletik</strong>/<strong>VO</strong>/<strong>SS</strong> 20<strong>10</strong> 52
jetzt das jetzt ist, wenn es nicht mehr jetzt ist, dieses jetzt,<br />
erst dieses jetzt, nur dieses jetzt ist jetzt.<br />
jetzt<br />
jetzt und erst jetzt<br />
jetzt und nur jetzt<br />
jetzt und doch jetzt<br />
jetzt ist das jetzt erst jetzt das nur jetzt ist und doch jetzt ist<br />
nur jetzt und doch jetzt<br />
jetzt das jetzt ist<br />
nicht jetzt das jetzt nicht jetzt ist jetzt ist wenn es jetzt ist<br />
nicht jetzt wie es jetzt nicht ist<br />
nicht jetzt wie es jetzt nicht jetzt ist<br />
jetzt das nicht ist ist nicht jetzt<br />
jetzt nicht<br />
jetzt noch nicht<br />
doch jetzt das noch nicht jetzt ist wenn es jetzt ist<br />
jetzt das jetzt nicht mehr jetzt ist wenn es jetzt ist und jetzt<br />
das jetzt ist, wenn es nicht mehr jetzt ist<br />
dieses jetzt<br />
erst dieses jetzt<br />
nur dieses jetzt ist jetzt<br />
Max Bense, in: Hellmut Geißner, Sprecherziehung, Königstein 1982, 187.<br />
Susanne Heine/Einführung in die <strong>Homiletik</strong>/<strong>VO</strong>/<strong>SS</strong> 20<strong>10</strong> 53